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Mainzer Journal. Nr. 261. Mainz, 3. November 1849.

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[Beginn Spaltensatz] entwurfes wegen Errichtung einer Sparcasse der Gesellschaften für
wechselseitigen Beistand beschlossen und Mauguin nimmt eben
das Wort, um auf die Wichtigkeit des Gegenstandes hinzudeuten,
als die neuen Minister eintreten und auf ihren Bänken Platz neh-
men. Jhr Erscheinen ruft lebhafte Bewegung hervor. Mauguin
beantragt die Vertagung der Discussion und sein Antrag wird
unter Beipflichtung des Berichterstatters der Commission geneh-
migt. Der Kriegsminister, General d'Hautpoul, macht dem
Präsidenten ein Zeichen, daß er zu reden wünsche. Dieser gibt
ihm das Wort und der Minister verliest unter tiefem Schwei-
gen das Programm des neuen Ministeriums ( s. unten ) .
Als hierauf die dritte Berathung des die Lyoner Nationalgarde
betreffenden Gesetzentwurfes beginnen soll, verlangt der Minister
des Jnnern, F. Barrot, die Vertagung bis Montag, weil er sich
die auf diesen Gegenstand bezüglichen Papiere noch nicht habe
zustellen lassen können und dieselben studiren müsse, um bei der
etwaigen Discussion Rede und Antwort geben zu können. Sein
Antrag wird genehmigt. Der Präsident zeigt an, daß auch der
Unterrichtsminister die Vertagung der auf die Verweisung des
Gesetzentwurfes über den öffentlichen Unterricht an den Staats-
rath bezüglichen Discussion beantrage. Zahlreiche Stimmen:
"Ja! Ja! ganz gut!" Auf die Frage eines Mitgliedes der Lin-
ken erklärt der Präsident, Savatier Laroche habe den Antrag ge-
stellt, daß ihm gestattet werde, das Ministerium über die Ursachen
der Auflösung des vorigen Cabinetes und der Bildung eines neuen,
sowie über das politische Verhalten zu befragen, welches das Letztere
nach Jnnen und Außen zu befolgen beabsichtige. Murren der Rech-
ten; Stimmen der Linken: "Keine Unterbrechung!" Der Präsident
meint, Herr Laroche werde seinen Antrag wohl zurücknehmen, da
der Kriegsminister seinen Wünschen bereits in der Hauptsache ent-
sprochen habe. Die Versammlung entscheidet, daß dem Antrage
Laroche's keine Folge gegeben werden solle, und die Sitzung wird
um3 1 / 2 Uhr aufgehoben.

Das oben erwähnte Programm des neuen Ministe-
riums
lautet wie folgt: "Meine Herren! Das in der Botschaft
des Präsidenten der Republik enthaltene Programm ist hinläng-
lich bestimmt formulirt, um, entfernt von aller Zweideutigkeit, die
Politik zu bezeichnen, die zu befolgen er uns berafen hat. Als er
so gefällig war, unsere Unterstützung zu verlangen, hatte er be-
reits von seiner constitutionellen Jnitiative Gebrauch machen zu
müssen geglaubt. Es wird uns sicherlich nicht verboten seyn, in
den Acten des uns vorhergegangenen Cabinets mehr als Ein
Beispiel rühmenswerther Ergebenheit für das Land und eines
hohen Verständnisses seiner Jnteressen aufzusuchen.

"Jn der Lage, die uns geschaffen war, mußte jede individuelle
Sympathie schweigen oder vielmehr sich fügen in der Zustimmung
zu einem glänzenden und feierlichen Zeugnisse von Freund-
schaft
und Dankbarkeit. ( Gezisch. ) Wir wurden auf die
Zukunft hingewiesen, wir waren überzeugt von der Dringlichkeit,
für sie Fürsorge zu treffen.

"Das neue Cabinet, unsere Antecedentien sagen es hinläng-
lich, ist nicht gegen die Mehrheit dieser Versamm-
lung gebildet.
( Leichte Bewegung. ) Jm Gegentheile, es ent-
wickelt mit Energie ihre ausgesprochenen Grundsätze; es hat keine
anderen und es kann keine anderen haben.

"Man muß die Einigkeit aller Schattirungen in einer ein-
zigen Partei zusammenhalten:
jener des zu rettenden
Frankreich. Dazu wird man gelangen durch die Einheit der An-
sichten, durch das Vertrauen in die Stärke der am 10. December
gewählten, auf die Mehrheit dieser Versammlung gestützten
Macht, endlich durch das überall im Geiste der Staatsbeamten
wiedererwachte gebieterische Pflichtgefühl. ( Beifall rechts. ) Das
ist der Zweck, den mit ihm zu verfolgen das Oberhaupt der Re-
gierung uns eingeladen hat ( Bewegung ) , indem es, seinem edel-
müthig begriffenen Rechte gemäß, seine Verantwortlichkeit in dieser
schwierigen, aber patriotischen Bemühung der unsrigen zur Seite
stellt.

" Friede nach außen, Bürgschaft für die Frank-
reich geziemende Würde, energische und ausdau-
ernde Aufrechthaltung der Ordnung im Jnnern,
mehr als je wachsame und sparsame Verwaltung
der Staatsfinanzen
-- das ist das Programm, welches
uns zugleich die Jnteressen des Landes, das Vertrauen dieser
Versammlung und die persönliche Ueberzeugung des Oberhauptes
der Regierung vorschreiben.

"Jn die erste Reihe unserer Pflichten stellen wir den Schutz
der Arbeit in allen ihren Graden und in allen ihren Formen. Wir
wollen, daß der Ackersmann und der Arbeiter, mehr und mehr
über den kommenden Tag beruhigt, endlich jenes Vertrauen voll-
ständig wieder finden, das von Neuem zu entstehen beginnt. Je-
[Spaltenumbruch] doch wollen wir auch, daß diese Sicherheit, indem sie sich über die
anderen Schichten der Gesellschaft erstrecke, dort die Arbeiten der
Jntelligenz wieder belebe und dem Vermögen und dem Credite
einen nur zu lange entzogenen Aufschwung zurückgebe.

"Das Cabinet, indem es die Bürde der Geschäfte, die es nicht
suchte, übernimmt, mußte auf Jhre Sympathie und auf Jhre
Unterstützung rechnen. Jhre erhabene Einsicht und Jhr Patrio-
tismus geben ihm dieses Recht." ( Allgemeine Bewegung. )

Börse vom 2. November. Die 5% sind um 1 Franc, von
88. 30. auf 87. 30., die 3% um 70. Cent., von 56. auf 55. 30.
gefallen. Bankactien 2315., also um 15. Fr. niedriger.

Türkei.

Ueber die Behandlung der Flüchtlinge in Widdin, die den-
selben österreichischerseits ertheilte Amnestie und ihre Rückkehr
in ihr Vaterland enthält die "Wiener Zeitung" einen längeren
Bericht, welchem wir Folgendes entnehmen: "Von den geflüchte-
ten ungarischen Jnsurgenten stand seit ihrem Eintreffen die gemeine
Mannschaft mit wenigen Offizieren in einem Lager -- Jtaliäner,
Ungarn, Polen abgesondert, und von türkischen Truppen bewacht,
vor der Stadt Widdin unter Zelten außerordentlich elend unter-
gebracht, die übrigen und der größte Theil der Offiziere
wohnte in der Stadt unter Aufsicht. Durch Entbehrungen
[unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]aller Art, den Mißhandlungen der Türken und der Furcht, zur
Annahme des Jslams gezwungen zu werden, Preis gegeben, war
bei den Meisten der Wunsch rege geworden, selbst auf die Ge-
fahr der strengsten Bestrafung in ihr Vaterland zurückzukehren.
Am 12. October langte General Hauslab an und wurde von
Zia Pascha mit orientalischem Pomp und Auszeichnung empfan-
gen. Die freudige Stimmung der sich nach der Rückkehr Sehnen-
den wurde dadurch gerechtfertigt, daß bereits Tags darauf
alle Mannschaft in die Vorstädte einquartirt wurde und wenig-
stens jetzt bei dem Eintritte der schlechten Witterung vor derselben
geschützt war." Am 16. October früh wurde an das k. k. Consu-
largebaude nachstehende Proclamation angeheftet:

"Die k. k. östereichische Regierung hat, nachdem sie in Erfah-
rung brachte, daß viele ihrer Unterthanen sich hier in trauriger
Lage befinden und den Wunsch hegen, zurückzukehren, in ihrer vä-
terlichen Vorsorge sich bewogen gefunden, diesen von wahrer Reue
erfüllten und im Durchschnitte gewiß mehr verführten, als mit
Bewußtseyn schuldigen Kindern des Vaterlandes dasselbe wieder
zu eröffnen, und wegen der hierzu nöthigen Einleitungen mich hie-
her zu senden. Der gesammten Mannschaft, vom Feldwebel und
Wachtmeister abwärts, insofern es österreichische Unterhanen sind,
wird [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]straffreie Rückkehr in das Vaterland verbürgt, jedoch mit
der Bestimmung, daß sie nach Befundnahme ihrer Tauglichkeit
wieder in die kaiserliche Armee, ohne Rücksicht auf die frü-
der bekleidete Charge, eingetheilt werden. Jene Cadetten oder
Unteroffiziere und Soldaten, welche nach dem Uebertritte in das
Jnsurrectionsheer zu Offizieren vorgerückt sind, werden in diese
Bestimmung gleichfalls mit einbegriffen. Die Offiziere des Jnsur-
gentenheeres, welche als solche schon in der kaiserlichen Armee
dienten, oder jene, welche nicht in derselben gedient haben, haben
sich bei der Rückkunft nach Oesterreich der Untersuchung der be-
treffenden Commission und deren Ausspruch zu unterziehen.....
Nachdem vollkommene Straflosigkeit zugesichert wird, versteht es
sich von selbst, daß bei der Assentirung der Jndividuen des ehe-
maligen Jnsurgentenheeres keine Verurtheilung zu einer lebens-
länglichen Dienstzeit oder immerwährendem Verbleiben als Ge-
meiner stattfinde. Widdin 16. October 1849. Hauslab,
Generalmajor."

Wie die "Wiener Ztg." meldet, begannen in Folge dieser
Proclamation vielfältige Wühlereien von Seiten der Jnsurgen-
tenführer, welche den Zweck hatten, das Eingehen der Flüchtlinge
auf jene Anerbietungen zu hintertreiben. Auch die Türken sollen
in dieser Hinsicht nicht unthätig gewesen seyn. Namentlich suchte
man die Aufrichtigkeit der österreichischen Versprechungen zu ver-
dächtigen. Nichts desto weniger meldete sich die Mehrzahl, etwa
2--3000 Mann an der Zahl, zur Rückkehr. Jn Orsova er-
wartete man ihre Ankunft am 22. und 23. October. -- Mit ihren
Bekehrungsversuchen sollen die Türken besonders unten den Polen
Glück gemacht haben.



Mainzer Stadttheater.

Montag den 5. November. ( Abonnement suspendu. Die
freien Entree sind für diese Vorstellung nicht giltig. ) Zum Be-
nefiz des Fräulein Rummel:
Die Entführung
aus dem Serail. Komische Oper in 3 Acten von Mozart.
-- Constance -- Fräulein Rummel; Blondchen -- Frau
Echten; Osmin -- Herr Dr. Mayer vom Wiesbadener
Hoftheater, als Gast; Pedrillo -- Herr Eitel, als Gast.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] entwurfes wegen Errichtung einer Sparcasse der Gesellschaften für
wechselseitigen Beistand beschlossen und Mauguin nimmt eben
das Wort, um auf die Wichtigkeit des Gegenstandes hinzudeuten,
als die neuen Minister eintreten und auf ihren Bänken Platz neh-
men. Jhr Erscheinen ruft lebhafte Bewegung hervor. Mauguin
beantragt die Vertagung der Discussion und sein Antrag wird
unter Beipflichtung des Berichterstatters der Commission geneh-
migt. Der Kriegsminister, General d'Hautpoul, macht dem
Präsidenten ein Zeichen, daß er zu reden wünsche. Dieser gibt
ihm das Wort und der Minister verliest unter tiefem Schwei-
gen das Programm des neuen Ministeriums ( s. unten ) .
Als hierauf die dritte Berathung des die Lyoner Nationalgarde
betreffenden Gesetzentwurfes beginnen soll, verlangt der Minister
des Jnnern, F. Barrot, die Vertagung bis Montag, weil er sich
die auf diesen Gegenstand bezüglichen Papiere noch nicht habe
zustellen lassen können und dieselben studiren müsse, um bei der
etwaigen Discussion Rede und Antwort geben zu können. Sein
Antrag wird genehmigt. Der Präsident zeigt an, daß auch der
Unterrichtsminister die Vertagung der auf die Verweisung des
Gesetzentwurfes über den öffentlichen Unterricht an den Staats-
rath bezüglichen Discussion beantrage. Zahlreiche Stimmen:
„Ja! Ja! ganz gut!“ Auf die Frage eines Mitgliedes der Lin-
ken erklärt der Präsident, Savatier Laroche habe den Antrag ge-
stellt, daß ihm gestattet werde, das Ministerium über die Ursachen
der Auflösung des vorigen Cabinetes und der Bildung eines neuen,
sowie über das politische Verhalten zu befragen, welches das Letztere
nach Jnnen und Außen zu befolgen beabsichtige. Murren der Rech-
ten; Stimmen der Linken: „Keine Unterbrechung!“ Der Präsident
meint, Herr Laroche werde seinen Antrag wohl zurücknehmen, da
der Kriegsminister seinen Wünschen bereits in der Hauptsache ent-
sprochen habe. Die Versammlung entscheidet, daß dem Antrage
Laroche's keine Folge gegeben werden solle, und die Sitzung wird
um3 1 / 2 Uhr aufgehoben.

Das oben erwähnte Programm des neuen Ministe-
riums
lautet wie folgt: „Meine Herren! Das in der Botschaft
des Präsidenten der Republik enthaltene Programm ist hinläng-
lich bestimmt formulirt, um, entfernt von aller Zweideutigkeit, die
Politik zu bezeichnen, die zu befolgen er uns berafen hat. Als er
so gefällig war, unsere Unterstützung zu verlangen, hatte er be-
reits von seiner constitutionellen Jnitiative Gebrauch machen zu
müssen geglaubt. Es wird uns sicherlich nicht verboten seyn, in
den Acten des uns vorhergegangenen Cabinets mehr als Ein
Beispiel rühmenswerther Ergebenheit für das Land und eines
hohen Verständnisses seiner Jnteressen aufzusuchen.

„Jn der Lage, die uns geschaffen war, mußte jede individuelle
Sympathie schweigen oder vielmehr sich fügen in der Zustimmung
zu einem glänzenden und feierlichen Zeugnisse von Freund-
schaft
und Dankbarkeit. ( Gezisch. ) Wir wurden auf die
Zukunft hingewiesen, wir waren überzeugt von der Dringlichkeit,
für sie Fürsorge zu treffen.

„Das neue Cabinet, unsere Antecedentien sagen es hinläng-
lich, ist nicht gegen die Mehrheit dieser Versamm-
lung gebildet.
( Leichte Bewegung. ) Jm Gegentheile, es ent-
wickelt mit Energie ihre ausgesprochenen Grundsätze; es hat keine
anderen und es kann keine anderen haben.

„Man muß die Einigkeit aller Schattirungen in einer ein-
zigen Partei zusammenhalten:
jener des zu rettenden
Frankreich. Dazu wird man gelangen durch die Einheit der An-
sichten, durch das Vertrauen in die Stärke der am 10. December
gewählten, auf die Mehrheit dieser Versammlung gestützten
Macht, endlich durch das überall im Geiste der Staatsbeamten
wiedererwachte gebieterische Pflichtgefühl. ( Beifall rechts. ) Das
ist der Zweck, den mit ihm zu verfolgen das Oberhaupt der Re-
gierung uns eingeladen hat ( Bewegung ) , indem es, seinem edel-
müthig begriffenen Rechte gemäß, seine Verantwortlichkeit in dieser
schwierigen, aber patriotischen Bemühung der unsrigen zur Seite
stellt.

Friede nach außen, Bürgschaft für die Frank-
reich geziemende Würde, energische und ausdau-
ernde Aufrechthaltung der Ordnung im Jnnern,
mehr als je wachsame und sparsame Verwaltung
der Staatsfinanzen
— das ist das Programm, welches
uns zugleich die Jnteressen des Landes, das Vertrauen dieser
Versammlung und die persönliche Ueberzeugung des Oberhauptes
der Regierung vorschreiben.

„Jn die erste Reihe unserer Pflichten stellen wir den Schutz
der Arbeit in allen ihren Graden und in allen ihren Formen. Wir
wollen, daß der Ackersmann und der Arbeiter, mehr und mehr
über den kommenden Tag beruhigt, endlich jenes Vertrauen voll-
ständig wieder finden, das von Neuem zu entstehen beginnt. Je-
[Spaltenumbruch] doch wollen wir auch, daß diese Sicherheit, indem sie sich über die
anderen Schichten der Gesellschaft erstrecke, dort die Arbeiten der
Jntelligenz wieder belebe und dem Vermögen und dem Credite
einen nur zu lange entzogenen Aufschwung zurückgebe.

„Das Cabinet, indem es die Bürde der Geschäfte, die es nicht
suchte, übernimmt, mußte auf Jhre Sympathie und auf Jhre
Unterstützung rechnen. Jhre erhabene Einsicht und Jhr Patrio-
tismus geben ihm dieses Recht.“ ( Allgemeine Bewegung. )

Börse vom 2. November. Die 5% sind um 1 Franc, von
88. 30. auf 87. 30., die 3% um 70. Cent., von 56. auf 55. 30.
gefallen. Bankactien 2315., also um 15. Fr. niedriger.

Türkei.

Ueber die Behandlung der Flüchtlinge in Widdin, die den-
selben österreichischerseits ertheilte Amnestie und ihre Rückkehr
in ihr Vaterland enthält die „Wiener Zeitung“ einen längeren
Bericht, welchem wir Folgendes entnehmen: „Von den geflüchte-
ten ungarischen Jnsurgenten stand seit ihrem Eintreffen die gemeine
Mannschaft mit wenigen Offizieren in einem Lager — Jtaliäner,
Ungarn, Polen abgesondert, und von türkischen Truppen bewacht,
vor der Stadt Widdin unter Zelten außerordentlich elend unter-
gebracht, die übrigen und der größte Theil der Offiziere
wohnte in der Stadt unter Aufsicht. Durch Entbehrungen
[unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]aller Art, den Mißhandlungen der Türken und der Furcht, zur
Annahme des Jslams gezwungen zu werden, Preis gegeben, war
bei den Meisten der Wunsch rege geworden, selbst auf die Ge-
fahr der strengsten Bestrafung in ihr Vaterland zurückzukehren.
Am 12. October langte General Hauslab an und wurde von
Zia Pascha mit orientalischem Pomp und Auszeichnung empfan-
gen. Die freudige Stimmung der sich nach der Rückkehr Sehnen-
den wurde dadurch gerechtfertigt, daß bereits Tags darauf
alle Mannschaft in die Vorstädte einquartirt wurde und wenig-
stens jetzt bei dem Eintritte der schlechten Witterung vor derselben
geschützt war.“ Am 16. October früh wurde an das k. k. Consu-
largebaude nachstehende Proclamation angeheftet:

„Die k. k. östereichische Regierung hat, nachdem sie in Erfah-
rung brachte, daß viele ihrer Unterthanen sich hier in trauriger
Lage befinden und den Wunsch hegen, zurückzukehren, in ihrer vä-
terlichen Vorsorge sich bewogen gefunden, diesen von wahrer Reue
erfüllten und im Durchschnitte gewiß mehr verführten, als mit
Bewußtseyn schuldigen Kindern des Vaterlandes dasselbe wieder
zu eröffnen, und wegen der hierzu nöthigen Einleitungen mich hie-
her zu senden. Der gesammten Mannschaft, vom Feldwebel und
Wachtmeister abwärts, insofern es österreichische Unterhanen sind,
wird [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]straffreie Rückkehr in das Vaterland verbürgt, jedoch mit
der Bestimmung, daß sie nach Befundnahme ihrer Tauglichkeit
wieder in die kaiserliche Armee, ohne Rücksicht auf die frü-
der bekleidete Charge, eingetheilt werden. Jene Cadetten oder
Unteroffiziere und Soldaten, welche nach dem Uebertritte in das
Jnsurrectionsheer zu Offizieren vorgerückt sind, werden in diese
Bestimmung gleichfalls mit einbegriffen. Die Offiziere des Jnsur-
gentenheeres, welche als solche schon in der kaiserlichen Armee
dienten, oder jene, welche nicht in derselben gedient haben, haben
sich bei der Rückkunft nach Oesterreich der Untersuchung der be-
treffenden Commission und deren Ausspruch zu unterziehen.....
Nachdem vollkommene Straflosigkeit zugesichert wird, versteht es
sich von selbst, daß bei der Assentirung der Jndividuen des ehe-
maligen Jnsurgentenheeres keine Verurtheilung zu einer lebens-
länglichen Dienstzeit oder immerwährendem Verbleiben als Ge-
meiner stattfinde. Widdin 16. October 1849. Hauslab,
Generalmajor.“

Wie die „Wiener Ztg.“ meldet, begannen in Folge dieser
Proclamation vielfältige Wühlereien von Seiten der Jnsurgen-
tenführer, welche den Zweck hatten, das Eingehen der Flüchtlinge
auf jene Anerbietungen zu hintertreiben. Auch die Türken sollen
in dieser Hinsicht nicht unthätig gewesen seyn. Namentlich suchte
man die Aufrichtigkeit der österreichischen Versprechungen zu ver-
dächtigen. Nichts desto weniger meldete sich die Mehrzahl, etwa
2—3000 Mann an der Zahl, zur Rückkehr. Jn Orsova er-
wartete man ihre Ankunft am 22. und 23. October. — Mit ihren
Bekehrungsversuchen sollen die Türken besonders unten den Polen
Glück gemacht haben.



Mainzer Stadttheater.

Montag den 5. November. ( Abonnement suspendu. Die
freien Entrée sind für diese Vorstellung nicht giltig. ) Zum Be-
nefiz des Fräulein Rummel:
Die Entführung
aus dem Serail. Komische Oper in 3 Acten von Mozart.
Constance — Fräulein Rummel; Blondchen — Frau
Echten; Osmin — Herr Dr. Mayer vom Wiesbadener
Hoftheater, als Gast; Pedrillo — Herr Eitel, als Gast.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0008] entwurfes wegen Errichtung einer Sparcasse der Gesellschaften für wechselseitigen Beistand beschlossen und Mauguin nimmt eben das Wort, um auf die Wichtigkeit des Gegenstandes hinzudeuten, als die neuen Minister eintreten und auf ihren Bänken Platz neh- men. Jhr Erscheinen ruft lebhafte Bewegung hervor. Mauguin beantragt die Vertagung der Discussion und sein Antrag wird unter Beipflichtung des Berichterstatters der Commission geneh- migt. Der Kriegsminister, General d'Hautpoul, macht dem Präsidenten ein Zeichen, daß er zu reden wünsche. Dieser gibt ihm das Wort und der Minister verliest unter tiefem Schwei- gen das Programm des neuen Ministeriums ( s. unten ) . Als hierauf die dritte Berathung des die Lyoner Nationalgarde betreffenden Gesetzentwurfes beginnen soll, verlangt der Minister des Jnnern, F. Barrot, die Vertagung bis Montag, weil er sich die auf diesen Gegenstand bezüglichen Papiere noch nicht habe zustellen lassen können und dieselben studiren müsse, um bei der etwaigen Discussion Rede und Antwort geben zu können. Sein Antrag wird genehmigt. Der Präsident zeigt an, daß auch der Unterrichtsminister die Vertagung der auf die Verweisung des Gesetzentwurfes über den öffentlichen Unterricht an den Staats- rath bezüglichen Discussion beantrage. Zahlreiche Stimmen: „Ja! Ja! ganz gut!“ Auf die Frage eines Mitgliedes der Lin- ken erklärt der Präsident, Savatier Laroche habe den Antrag ge- stellt, daß ihm gestattet werde, das Ministerium über die Ursachen der Auflösung des vorigen Cabinetes und der Bildung eines neuen, sowie über das politische Verhalten zu befragen, welches das Letztere nach Jnnen und Außen zu befolgen beabsichtige. Murren der Rech- ten; Stimmen der Linken: „Keine Unterbrechung!“ Der Präsident meint, Herr Laroche werde seinen Antrag wohl zurücknehmen, da der Kriegsminister seinen Wünschen bereits in der Hauptsache ent- sprochen habe. Die Versammlung entscheidet, daß dem Antrage Laroche's keine Folge gegeben werden solle, und die Sitzung wird um3 1 / 2 Uhr aufgehoben. Das oben erwähnte Programm des neuen Ministe- riums lautet wie folgt: „Meine Herren! Das in der Botschaft des Präsidenten der Republik enthaltene Programm ist hinläng- lich bestimmt formulirt, um, entfernt von aller Zweideutigkeit, die Politik zu bezeichnen, die zu befolgen er uns berafen hat. Als er so gefällig war, unsere Unterstützung zu verlangen, hatte er be- reits von seiner constitutionellen Jnitiative Gebrauch machen zu müssen geglaubt. Es wird uns sicherlich nicht verboten seyn, in den Acten des uns vorhergegangenen Cabinets mehr als Ein Beispiel rühmenswerther Ergebenheit für das Land und eines hohen Verständnisses seiner Jnteressen aufzusuchen. „Jn der Lage, die uns geschaffen war, mußte jede individuelle Sympathie schweigen oder vielmehr sich fügen in der Zustimmung zu einem glänzenden und feierlichen Zeugnisse von Freund- schaft und Dankbarkeit. ( Gezisch. ) Wir wurden auf die Zukunft hingewiesen, wir waren überzeugt von der Dringlichkeit, für sie Fürsorge zu treffen. „Das neue Cabinet, unsere Antecedentien sagen es hinläng- lich, ist nicht gegen die Mehrheit dieser Versamm- lung gebildet. ( Leichte Bewegung. ) Jm Gegentheile, es ent- wickelt mit Energie ihre ausgesprochenen Grundsätze; es hat keine anderen und es kann keine anderen haben. „Man muß die Einigkeit aller Schattirungen in einer ein- zigen Partei zusammenhalten: jener des zu rettenden Frankreich. Dazu wird man gelangen durch die Einheit der An- sichten, durch das Vertrauen in die Stärke der am 10. December gewählten, auf die Mehrheit dieser Versammlung gestützten Macht, endlich durch das überall im Geiste der Staatsbeamten wiedererwachte gebieterische Pflichtgefühl. ( Beifall rechts. ) Das ist der Zweck, den mit ihm zu verfolgen das Oberhaupt der Re- gierung uns eingeladen hat ( Bewegung ) , indem es, seinem edel- müthig begriffenen Rechte gemäß, seine Verantwortlichkeit in dieser schwierigen, aber patriotischen Bemühung der unsrigen zur Seite stellt. „ Friede nach außen, Bürgschaft für die Frank- reich geziemende Würde, energische und ausdau- ernde Aufrechthaltung der Ordnung im Jnnern, mehr als je wachsame und sparsame Verwaltung der Staatsfinanzen — das ist das Programm, welches uns zugleich die Jnteressen des Landes, das Vertrauen dieser Versammlung und die persönliche Ueberzeugung des Oberhauptes der Regierung vorschreiben. „Jn die erste Reihe unserer Pflichten stellen wir den Schutz der Arbeit in allen ihren Graden und in allen ihren Formen. Wir wollen, daß der Ackersmann und der Arbeiter, mehr und mehr über den kommenden Tag beruhigt, endlich jenes Vertrauen voll- ständig wieder finden, das von Neuem zu entstehen beginnt. Je- doch wollen wir auch, daß diese Sicherheit, indem sie sich über die anderen Schichten der Gesellschaft erstrecke, dort die Arbeiten der Jntelligenz wieder belebe und dem Vermögen und dem Credite einen nur zu lange entzogenen Aufschwung zurückgebe. „Das Cabinet, indem es die Bürde der Geschäfte, die es nicht suchte, übernimmt, mußte auf Jhre Sympathie und auf Jhre Unterstützung rechnen. Jhre erhabene Einsicht und Jhr Patrio- tismus geben ihm dieses Recht.“ ( Allgemeine Bewegung. ) Börse vom 2. November. Die 5% sind um 1 Franc, von 88. 30. auf 87. 30., die 3% um 70. Cent., von 56. auf 55. 30. gefallen. Bankactien 2315., also um 15. Fr. niedriger. Türkei. Ueber die Behandlung der Flüchtlinge in Widdin, die den- selben österreichischerseits ertheilte Amnestie und ihre Rückkehr in ihr Vaterland enthält die „Wiener Zeitung“ einen längeren Bericht, welchem wir Folgendes entnehmen: „Von den geflüchte- ten ungarischen Jnsurgenten stand seit ihrem Eintreffen die gemeine Mannschaft mit wenigen Offizieren in einem Lager — Jtaliäner, Ungarn, Polen abgesondert, und von türkischen Truppen bewacht, vor der Stadt Widdin unter Zelten außerordentlich elend unter- gebracht, die übrigen und der größte Theil der Offiziere wohnte in der Stadt unter Aufsicht. Durch Entbehrungen _____aller Art, den Mißhandlungen der Türken und der Furcht, zur Annahme des Jslams gezwungen zu werden, Preis gegeben, war bei den Meisten der Wunsch rege geworden, selbst auf die Ge- fahr der strengsten Bestrafung in ihr Vaterland zurückzukehren. Am 12. October langte General Hauslab an und wurde von Zia Pascha mit orientalischem Pomp und Auszeichnung empfan- gen. Die freudige Stimmung der sich nach der Rückkehr Sehnen- den wurde dadurch gerechtfertigt, daß bereits Tags darauf alle Mannschaft in die Vorstädte einquartirt wurde und wenig- stens jetzt bei dem Eintritte der schlechten Witterung vor derselben geschützt war.“ Am 16. October früh wurde an das k. k. Consu- largebaude nachstehende Proclamation angeheftet: „Die k. k. östereichische Regierung hat, nachdem sie in Erfah- rung brachte, daß viele ihrer Unterthanen sich hier in trauriger Lage befinden und den Wunsch hegen, zurückzukehren, in ihrer vä- terlichen Vorsorge sich bewogen gefunden, diesen von wahrer Reue erfüllten und im Durchschnitte gewiß mehr verführten, als mit Bewußtseyn schuldigen Kindern des Vaterlandes dasselbe wieder zu eröffnen, und wegen der hierzu nöthigen Einleitungen mich hie- her zu senden. Der gesammten Mannschaft, vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts, insofern es österreichische Unterhanen sind, wird __________straffreie Rückkehr in das Vaterland verbürgt, jedoch mit der Bestimmung, daß sie nach Befundnahme ihrer Tauglichkeit wieder in die kaiserliche Armee, ohne Rücksicht auf die frü- der bekleidete Charge, eingetheilt werden. Jene Cadetten oder Unteroffiziere und Soldaten, welche nach dem Uebertritte in das Jnsurrectionsheer zu Offizieren vorgerückt sind, werden in diese Bestimmung gleichfalls mit einbegriffen. Die Offiziere des Jnsur- gentenheeres, welche als solche schon in der kaiserlichen Armee dienten, oder jene, welche nicht in derselben gedient haben, haben sich bei der Rückkunft nach Oesterreich der Untersuchung der be- treffenden Commission und deren Ausspruch zu unterziehen..... Nachdem vollkommene Straflosigkeit zugesichert wird, versteht es sich von selbst, daß bei der Assentirung der Jndividuen des ehe- maligen Jnsurgentenheeres keine Verurtheilung zu einer lebens- länglichen Dienstzeit oder immerwährendem Verbleiben als Ge- meiner stattfinde. Widdin 16. October 1849. Hauslab, Generalmajor.“ Wie die „Wiener Ztg.“ meldet, begannen in Folge dieser Proclamation vielfältige Wühlereien von Seiten der Jnsurgen- tenführer, welche den Zweck hatten, das Eingehen der Flüchtlinge auf jene Anerbietungen zu hintertreiben. Auch die Türken sollen in dieser Hinsicht nicht unthätig gewesen seyn. Namentlich suchte man die Aufrichtigkeit der österreichischen Versprechungen zu ver- dächtigen. Nichts desto weniger meldete sich die Mehrzahl, etwa 2—3000 Mann an der Zahl, zur Rückkehr. Jn Orsova er- wartete man ihre Ankunft am 22. und 23. October. — Mit ihren Bekehrungsversuchen sollen die Türken besonders unten den Polen Glück gemacht haben. Mainzer Stadttheater. Montag den 5. November. ( Abonnement suspendu. Die freien Entrée sind für diese Vorstellung nicht giltig. ) Zum Be- nefiz des Fräulein Rummel: Die Entführung aus dem Serail. Komische Oper in 3 Acten von Mozart. — Constance — Fräulein Rummel; Blondchen — Frau Echten; Osmin — Herr Dr. Mayer vom Wiesbadener Hoftheater, als Gast; Pedrillo — Herr Eitel, als Gast. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 261. Mainz, 3. November 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal261_1849/8>, abgerufen am 22.07.2024.