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Mainzer Journal. Nr. 162. Mainz, 12. Dezember 1848.

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Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den "Rheinischen Unterhaltungs-
blättern " schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 162. Dienstag, den 12. December. 1848.


[Beginn Spaltensatz] Bestellungen auf das mit dem 1. Januar 1849
beginnende neue Quartal des Mainzer Journals neh-
men alle Postämter an und wir ersuchen die resp.
Abonnenten, dieselben möglichst bald machen zu
wollen, damit wir die Größe der Auflage bestimmen
können. Eben so bitten wir alle Freunde sich nach
Kräften für die Verbreitung unseres Blattes zu in-
teressiren.

Oesterreich.

^ Vom Rheine 10. December. Jhre Zeitung kann neben
Vielen auch das als Beweis einer gesunden politischen Auffassung
und Beurtheilung anführen, daß sie nicht dem Leichenzuge sich
angeschlossen hat, der unter höchst zahlreicher, ja fast allgemeiner
Theilnahme der würdigen, deutschen Presse und des ihr nach-
schwätzenden Philisteriums dem Todtenwagen folgte, auf welchem
das alte, gestorbene Oesterreich, kläglich entstellt zu seiner ewigen
Ruhe auf den Kirchhof gebracht werden sollte. Vor wenigen
Monaten noch mußte man besorgen, für einen Narren gehalten
zu werden, wenn man nicht einstimmte in die ausgemachte Wahr-
heit: Oesterreich fällt auseinander. Mit einer Art von schaden-
froher Trauer wurde dieser große Fund der tiefen Politik der
meisten unserer Zeitgenossen überall verkündigt und die Kanne-
gießer konnten gar nicht fertig werden, dies aufs Lebhafteste zu
betheuern und so ein Zeichen ihres politischen Blickes in die Ver-
gangenheit, Gegenwart und Zukunft von sich zu geben. Wer aber
nicht nach dem Scheine urtheilt und insbesondere sich nicht blenden
und trügen läßt durch die oft absichtlich, oft aus blinder Gewohn-
heit falschen Darstellungen unserer großen und kleinen Blätter in
Stadt und Land, der bewahrt sich ein besseres Urtheil und sieht
etwas weiter.

Allerdings standen die Sachen in Oesterreich verzweifelt.
Aufruhr und Krieg in Jtalien, gefährliche Gährung wegen des
Stammeshasses und Stammesstolzes in Böhmen, dieselbe Be-
wegung in Ungarn, fortgehend in völlige Abtrennung und Unter-
stützung Alles dessen, was auf Oesterreichs Untergang, Zertrüm-
merung, und damit dies geschehe, auf den Sturz und die Ver-
treibung des kaiserlichen Hauses hinarbeitete, in Wien eine große
Anzahl von Leuten, welche diesem Ziele mit allen Kräften zusteu-
erten, das Volk belogen, aufhetzten und aufstachelten gegen den
Kaiser und die Monarchie, welche leider Glauben fanden bei Vie-
len, die Alles nachbeten, was sie hören, die glauben, jeder Um-
sturz, jede Neuerung bringe ihnen auch Segen und Glück; die
Feigheit und Unentschiedenheit der großen Masse der sonst braven
Bürger, die Haltlosigkeit und Schwäche der aus der Revolution
aufgetauchten Minister, die meinten nur mit Nachgeben regieren
zu können und nicht den Muth hatten, auch dem größten Unrechte,
der höchsten Rohheit entgegenzutreten, die im Bunde mit jungen
Leuten und Zeitungsschreibern, die sich nicht zu beherrschen ver-
stehen und denen Niemand, der Verstand hat, sein Hauswesen
anvertrauen würde, den ganzen großen Staat zu leiten sich ein-
bildeten -- dies Alles war in Wirklichkeit vorhanden, und im
Anblicke dieser Umstände sprachen die politischen Aerzte, oder
vielmehr Quacksalber, das Urtheil: das kranke Oesterreich stirbt,
oder es ist eigentlich schon gestorben. Allein das unter all diesem
Scheintode verborgene Leben konnten die nicht ahnen, die nur die
Oberfläche betrachten. Und es bringt Jhrer Zeitung Ehre, daß
sie zwar große Gefahr nicht im Geringsten verkennend -- auch
[Spaltenumbruch] noch gesunde Kräfte des Lebens wahrgenommen, dem Todesur-
theile nicht beigestimmt, sondern nur eine Krisis erkannt hat, in
welcher die erhaltenden und zerstörenden Mächte im Kampfe lie-
gen, aber die ersteren noch den Sieg davon tragen konnten, denn
in keinem Lande ist das regierende Haus von der großen Mehr-
zahl der Bewohner so geachtet, ja geliebt, als in Oesterreich.

Wie wäre es auch anders! Schon seit vielen Jahrhunderten
meistens leben diese Völker mit den Habsburgern zusammen, ha-
ben Freud und Leid miteinandergetragen. Sie waren es, welche
diese Länder zusammengebracht und verbunden haben, die sonst
getrennt, entzeit, entweder durch sich selbst zu Grunde gegangen
oder mächtigen Nachbarn zur Beute geworden wären. Das Haus
Oesterreich, weil es an der Spitze stand, hat im Jnnern Ruhe,
Ordnung und bürgerliches Glück gegründet, welche sonst erst ge-
sucht hätten werden müssen. Dieses Haus hat durch sein Bemühen
manche von seinen Ländern den Händen der Türken entrissen, sie
alle aber vor der Unterjochung durch die Ungläubigen, somit vor
dem entsetzlichsten Loose bewahrt. Dieses Kaisergeschlecht hat jene
Völker zusammengehalten in drangvoller Zeit, als eroberungssüch-
tige Nationen, ehr= und habgierige Fürsten sie an sich reißen
wollten; und dann wären die Stämme des jetzigen Oesterreichs
anderen Nationen dienstbar geworden, anstatt selbstständiges und
mächtiges Leben zu haben. Das sind die Thaten dieses Herr-
scherhauses, und diese geben ihm ein Recht, auch ferner das
Haupt dieser Völker zu seyn, und das Andenken an diese Thaten
lebt in dem Herzen der Nationen und befriedigt die Liebe zu dem
alten Geschlechte, erhält das Bewußtseyn der Nothwendigkeit,
daß dasselbe herrsche über alle Stämme, und weckt die Stimme
der Pflicht, diese Stellung ihm erhalten zu müssen auf alle Weise.
Zudem ist der persönliche Charakter der kaiserlichen Familie in
der langen Reihe von sechs Jahrhunderten ein unbefleckter. Die
Regenten aus derselben haben keine Eroberungskriege geführet,
stets nur ihr gutes Recht vertheidiget, sie haben nie aus Ehrgeiz
das Blut ihrer Völker vergossen, ja die Kriege, die sie geführt,
waren immer solche, bei denen das Wohl ihrer Länder betheiligt
war. Sie haben keine Verträge gebrochen, keine Rechte mißach-
tet, weder mit Gewalt, noch List einem Andern das Seine sich
angeeignet, sie haben nicht hinterlistig und trügerisch blos ihren
Vortheil gesucht, redlich und gewissenhaft war ihr Betragen fast
durchweg. Durch Verschwendung in Bauten, Anlagen und in
anderen Werken fürstlicher Laune haben sie nie den Schweiß ihres
Volkes aufgezehrt und sich fast einzig ausgezeichnet in dem theils
wüsten, theils lächerlichen Treiben der Fürsten im siebenzehnten
und achtzehnten Jahrhunderte. Durch Ausschweifungen, leicht-
fertiges und irreligiöses Leben haben sie kein offenes Beispiel des
Schlechten gegeben, sondern die größte Mehrzahl der Glieder
dieses Hauses hat deshalb im Volke so guten Klang, weil sie
glauben, beten, leben wie es, weil sie Religion und Gewissen-
haftigkeit üben.

Daher konnte es auch den Oesterreichern nicht in den Sinn
kommen, wie die Hetzer und Wühler des Wiener Aufstandes
wollten, vom Kaiserhause sich loszusagen und den wüthenden
Stürmen des republikanischen Meeres sich anzuvertrauen,
von denen sie nicht wußten, ob und wann sie enden würden.
Der gesunde Sinn des Volkes hat sich alsbald gesagt: wann
der Kaiser nicht mehr da ist, dann muß doch ein Anderer an der
Spitze des Landes seyn, und Den müssen wir uns erst suchen.
Da möchten aber die Böhmen Diesen, die Mähren Jenen, die
Oesterreicher einen Andern und die Croaten wieder einen ganz
Andern u. s. w. Da würde Dieser und Jener, Der da und Der
dort etwa Präsident der neuen Republik werden wollen, Jeder
[Ende Spaltensatz]

Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den „Rheinischen Unterhaltungs-
blättern “ schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 162. Dienstag, den 12. December. 1848.


[Beginn Spaltensatz] Bestellungen auf das mit dem 1. Januar 1849
beginnende neue Quartal des Mainzer Journals neh-
men alle Postämter an und wir ersuchen die resp.
Abonnenten, dieselben möglichst bald machen zu
wollen, damit wir die Größe der Auflage bestimmen
können. Eben so bitten wir alle Freunde sich nach
Kräften für die Verbreitung unseres Blattes zu in-
teressiren.

Oesterreich.

△ Vom Rheine 10. December. Jhre Zeitung kann neben
Vielen auch das als Beweis einer gesunden politischen Auffassung
und Beurtheilung anführen, daß sie nicht dem Leichenzuge sich
angeschlossen hat, der unter höchst zahlreicher, ja fast allgemeiner
Theilnahme der würdigen, deutschen Presse und des ihr nach-
schwätzenden Philisteriums dem Todtenwagen folgte, auf welchem
das alte, gestorbene Oesterreich, kläglich entstellt zu seiner ewigen
Ruhe auf den Kirchhof gebracht werden sollte. Vor wenigen
Monaten noch mußte man besorgen, für einen Narren gehalten
zu werden, wenn man nicht einstimmte in die ausgemachte Wahr-
heit: Oesterreich fällt auseinander. Mit einer Art von schaden-
froher Trauer wurde dieser große Fund der tiefen Politik der
meisten unserer Zeitgenossen überall verkündigt und die Kanne-
gießer konnten gar nicht fertig werden, dies aufs Lebhafteste zu
betheuern und so ein Zeichen ihres politischen Blickes in die Ver-
gangenheit, Gegenwart und Zukunft von sich zu geben. Wer aber
nicht nach dem Scheine urtheilt und insbesondere sich nicht blenden
und trügen läßt durch die oft absichtlich, oft aus blinder Gewohn-
heit falschen Darstellungen unserer großen und kleinen Blätter in
Stadt und Land, der bewahrt sich ein besseres Urtheil und sieht
etwas weiter.

Allerdings standen die Sachen in Oesterreich verzweifelt.
Aufruhr und Krieg in Jtalien, gefährliche Gährung wegen des
Stammeshasses und Stammesstolzes in Böhmen, dieselbe Be-
wegung in Ungarn, fortgehend in völlige Abtrennung und Unter-
stützung Alles dessen, was auf Oesterreichs Untergang, Zertrüm-
merung, und damit dies geschehe, auf den Sturz und die Ver-
treibung des kaiserlichen Hauses hinarbeitete, in Wien eine große
Anzahl von Leuten, welche diesem Ziele mit allen Kräften zusteu-
erten, das Volk belogen, aufhetzten und aufstachelten gegen den
Kaiser und die Monarchie, welche leider Glauben fanden bei Vie-
len, die Alles nachbeten, was sie hören, die glauben, jeder Um-
sturz, jede Neuerung bringe ihnen auch Segen und Glück; die
Feigheit und Unentschiedenheit der großen Masse der sonst braven
Bürger, die Haltlosigkeit und Schwäche der aus der Revolution
aufgetauchten Minister, die meinten nur mit Nachgeben regieren
zu können und nicht den Muth hatten, auch dem größten Unrechte,
der höchsten Rohheit entgegenzutreten, die im Bunde mit jungen
Leuten und Zeitungsschreibern, die sich nicht zu beherrschen ver-
stehen und denen Niemand, der Verstand hat, sein Hauswesen
anvertrauen würde, den ganzen großen Staat zu leiten sich ein-
bildeten — dies Alles war in Wirklichkeit vorhanden, und im
Anblicke dieser Umstände sprachen die politischen Aerzte, oder
vielmehr Quacksalber, das Urtheil: das kranke Oesterreich stirbt,
oder es ist eigentlich schon gestorben. Allein das unter all diesem
Scheintode verborgene Leben konnten die nicht ahnen, die nur die
Oberfläche betrachten. Und es bringt Jhrer Zeitung Ehre, daß
sie zwar große Gefahr nicht im Geringsten verkennend — auch
[Spaltenumbruch] noch gesunde Kräfte des Lebens wahrgenommen, dem Todesur-
theile nicht beigestimmt, sondern nur eine Krisis erkannt hat, in
welcher die erhaltenden und zerstörenden Mächte im Kampfe lie-
gen, aber die ersteren noch den Sieg davon tragen konnten, denn
in keinem Lande ist das regierende Haus von der großen Mehr-
zahl der Bewohner so geachtet, ja geliebt, als in Oesterreich.

Wie wäre es auch anders! Schon seit vielen Jahrhunderten
meistens leben diese Völker mit den Habsburgern zusammen, ha-
ben Freud und Leid miteinandergetragen. Sie waren es, welche
diese Länder zusammengebracht und verbunden haben, die sonst
getrennt, entzeit, entweder durch sich selbst zu Grunde gegangen
oder mächtigen Nachbarn zur Beute geworden wären. Das Haus
Oesterreich, weil es an der Spitze stand, hat im Jnnern Ruhe,
Ordnung und bürgerliches Glück gegründet, welche sonst erst ge-
sucht hätten werden müssen. Dieses Haus hat durch sein Bemühen
manche von seinen Ländern den Händen der Türken entrissen, sie
alle aber vor der Unterjochung durch die Ungläubigen, somit vor
dem entsetzlichsten Loose bewahrt. Dieses Kaisergeschlecht hat jene
Völker zusammengehalten in drangvoller Zeit, als eroberungssüch-
tige Nationen, ehr= und habgierige Fürsten sie an sich reißen
wollten; und dann wären die Stämme des jetzigen Oesterreichs
anderen Nationen dienstbar geworden, anstatt selbstständiges und
mächtiges Leben zu haben. Das sind die Thaten dieses Herr-
scherhauses, und diese geben ihm ein Recht, auch ferner das
Haupt dieser Völker zu seyn, und das Andenken an diese Thaten
lebt in dem Herzen der Nationen und befriedigt die Liebe zu dem
alten Geschlechte, erhält das Bewußtseyn der Nothwendigkeit,
daß dasselbe herrsche über alle Stämme, und weckt die Stimme
der Pflicht, diese Stellung ihm erhalten zu müssen auf alle Weise.
Zudem ist der persönliche Charakter der kaiserlichen Familie in
der langen Reihe von sechs Jahrhunderten ein unbefleckter. Die
Regenten aus derselben haben keine Eroberungskriege geführet,
stets nur ihr gutes Recht vertheidiget, sie haben nie aus Ehrgeiz
das Blut ihrer Völker vergossen, ja die Kriege, die sie geführt,
waren immer solche, bei denen das Wohl ihrer Länder betheiligt
war. Sie haben keine Verträge gebrochen, keine Rechte mißach-
tet, weder mit Gewalt, noch List einem Andern das Seine sich
angeeignet, sie haben nicht hinterlistig und trügerisch blos ihren
Vortheil gesucht, redlich und gewissenhaft war ihr Betragen fast
durchweg. Durch Verschwendung in Bauten, Anlagen und in
anderen Werken fürstlicher Laune haben sie nie den Schweiß ihres
Volkes aufgezehrt und sich fast einzig ausgezeichnet in dem theils
wüsten, theils lächerlichen Treiben der Fürsten im siebenzehnten
und achtzehnten Jahrhunderte. Durch Ausschweifungen, leicht-
fertiges und irreligiöses Leben haben sie kein offenes Beispiel des
Schlechten gegeben, sondern die größte Mehrzahl der Glieder
dieses Hauses hat deshalb im Volke so guten Klang, weil sie
glauben, beten, leben wie es, weil sie Religion und Gewissen-
haftigkeit üben.

Daher konnte es auch den Oesterreichern nicht in den Sinn
kommen, wie die Hetzer und Wühler des Wiener Aufstandes
wollten, vom Kaiserhause sich loszusagen und den wüthenden
Stürmen des republikanischen Meeres sich anzuvertrauen,
von denen sie nicht wußten, ob und wann sie enden würden.
Der gesunde Sinn des Volkes hat sich alsbald gesagt: wann
der Kaiser nicht mehr da ist, dann muß doch ein Anderer an der
Spitze des Landes seyn, und Den müssen wir uns erst suchen.
Da möchten aber die Böhmen Diesen, die Mähren Jenen, die
Oesterreicher einen Andern und die Croaten wieder einen ganz
Andern u. s. w. Da würde Dieser und Jener, Der da und Der
dort etwa Präsident der neuen Republik werden wollen, Jeder
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Abonnenten, dieselben möglichst bald machen zu wollen, damit wir die Größe der Auflage bestimmen können. Eben so bitten wir alle Freunde sich nach Kräften für die Verbreitung unseres Blattes zu in- teressiren. Oesterreich. △ Vom Rheine 10. December. Jhre Zeitung kann neben Vielen auch das als Beweis einer gesunden politischen Auffassung und Beurtheilung anführen, daß sie nicht dem Leichenzuge sich angeschlossen hat, der unter höchst zahlreicher, ja fast allgemeiner Theilnahme der würdigen, deutschen Presse und des ihr nach- schwätzenden Philisteriums dem Todtenwagen folgte, auf welchem das alte, gestorbene Oesterreich, kläglich entstellt zu seiner ewigen Ruhe auf den Kirchhof gebracht werden sollte. Vor wenigen Monaten noch mußte man besorgen, für einen Narren gehalten zu werden, wenn man nicht einstimmte in die ausgemachte Wahr- heit: Oesterreich fällt auseinander. Mit einer Art von schaden- froher Trauer wurde dieser große Fund der tiefen Politik der meisten unserer Zeitgenossen überall verkündigt und die Kanne- gießer konnten gar nicht fertig werden, dies aufs Lebhafteste zu betheuern und so ein Zeichen ihres politischen Blickes in die Ver- gangenheit, Gegenwart und Zukunft von sich zu geben. Wer aber nicht nach dem Scheine urtheilt und insbesondere sich nicht blenden und trügen läßt durch die oft absichtlich, oft aus blinder Gewohn- heit falschen Darstellungen unserer großen und kleinen Blätter in Stadt und Land, der bewahrt sich ein besseres Urtheil und sieht etwas weiter. Allerdings standen die Sachen in Oesterreich verzweifelt. Aufruhr und Krieg in Jtalien, gefährliche Gährung wegen des Stammeshasses und Stammesstolzes in Böhmen, dieselbe Be- wegung in Ungarn, fortgehend in völlige Abtrennung und Unter- stützung Alles dessen, was auf Oesterreichs Untergang, Zertrüm- merung, und damit dies geschehe, auf den Sturz und die Ver- treibung des kaiserlichen Hauses hinarbeitete, in Wien eine große Anzahl von Leuten, welche diesem Ziele mit allen Kräften zusteu- erten, das Volk belogen, aufhetzten und aufstachelten gegen den Kaiser und die Monarchie, welche leider Glauben fanden bei Vie- len, die Alles nachbeten, was sie hören, die glauben, jeder Um- sturz, jede Neuerung bringe ihnen auch Segen und Glück; die Feigheit und Unentschiedenheit der großen Masse der sonst braven Bürger, die Haltlosigkeit und Schwäche der aus der Revolution aufgetauchten Minister, die meinten nur mit Nachgeben regieren zu können und nicht den Muth hatten, auch dem größten Unrechte, der höchsten Rohheit entgegenzutreten, die im Bunde mit jungen Leuten und Zeitungsschreibern, die sich nicht zu beherrschen ver- stehen und denen Niemand, der Verstand hat, sein Hauswesen anvertrauen würde, den ganzen großen Staat zu leiten sich ein- bildeten — dies Alles war in Wirklichkeit vorhanden, und im Anblicke dieser Umstände sprachen die politischen Aerzte, oder vielmehr Quacksalber, das Urtheil: das kranke Oesterreich stirbt, oder es ist eigentlich schon gestorben. Allein das unter all diesem Scheintode verborgene Leben konnten die nicht ahnen, die nur die Oberfläche betrachten. Und es bringt Jhrer Zeitung Ehre, daß sie zwar große Gefahr nicht im Geringsten verkennend — auch noch gesunde Kräfte des Lebens wahrgenommen, dem Todesur- theile nicht beigestimmt, sondern nur eine Krisis erkannt hat, in welcher die erhaltenden und zerstörenden Mächte im Kampfe lie- gen, aber die ersteren noch den Sieg davon tragen konnten, denn in keinem Lande ist das regierende Haus von der großen Mehr- zahl der Bewohner so geachtet, ja geliebt, als in Oesterreich. Wie wäre es auch anders! Schon seit vielen Jahrhunderten meistens leben diese Völker mit den Habsburgern zusammen, ha- ben Freud und Leid miteinandergetragen. Sie waren es, welche diese Länder zusammengebracht und verbunden haben, die sonst getrennt, entzeit, entweder durch sich selbst zu Grunde gegangen oder mächtigen Nachbarn zur Beute geworden wären. Das Haus Oesterreich, weil es an der Spitze stand, hat im Jnnern Ruhe, Ordnung und bürgerliches Glück gegründet, welche sonst erst ge- sucht hätten werden müssen. Dieses Haus hat durch sein Bemühen manche von seinen Ländern den Händen der Türken entrissen, sie alle aber vor der Unterjochung durch die Ungläubigen, somit vor dem entsetzlichsten Loose bewahrt. Dieses Kaisergeschlecht hat jene Völker zusammengehalten in drangvoller Zeit, als eroberungssüch- tige Nationen, ehr= und habgierige Fürsten sie an sich reißen wollten; und dann wären die Stämme des jetzigen Oesterreichs anderen Nationen dienstbar geworden, anstatt selbstständiges und mächtiges Leben zu haben. Das sind die Thaten dieses Herr- scherhauses, und diese geben ihm ein Recht, auch ferner das Haupt dieser Völker zu seyn, und das Andenken an diese Thaten lebt in dem Herzen der Nationen und befriedigt die Liebe zu dem alten Geschlechte, erhält das Bewußtseyn der Nothwendigkeit, daß dasselbe herrsche über alle Stämme, und weckt die Stimme der Pflicht, diese Stellung ihm erhalten zu müssen auf alle Weise. Zudem ist der persönliche Charakter der kaiserlichen Familie in der langen Reihe von sechs Jahrhunderten ein unbefleckter. Die Regenten aus derselben haben keine Eroberungskriege geführet, stets nur ihr gutes Recht vertheidiget, sie haben nie aus Ehrgeiz das Blut ihrer Völker vergossen, ja die Kriege, die sie geführt, waren immer solche, bei denen das Wohl ihrer Länder betheiligt war. Sie haben keine Verträge gebrochen, keine Rechte mißach- tet, weder mit Gewalt, noch List einem Andern das Seine sich angeeignet, sie haben nicht hinterlistig und trügerisch blos ihren Vortheil gesucht, redlich und gewissenhaft war ihr Betragen fast durchweg. Durch Verschwendung in Bauten, Anlagen und in anderen Werken fürstlicher Laune haben sie nie den Schweiß ihres Volkes aufgezehrt und sich fast einzig ausgezeichnet in dem theils wüsten, theils lächerlichen Treiben der Fürsten im siebenzehnten und achtzehnten Jahrhunderte. Durch Ausschweifungen, leicht- fertiges und irreligiöses Leben haben sie kein offenes Beispiel des Schlechten gegeben, sondern die größte Mehrzahl der Glieder dieses Hauses hat deshalb im Volke so guten Klang, weil sie glauben, beten, leben wie es, weil sie Religion und Gewissen- haftigkeit üben. Daher konnte es auch den Oesterreichern nicht in den Sinn kommen, wie die Hetzer und Wühler des Wiener Aufstandes wollten, vom Kaiserhause sich loszusagen und den wüthenden Stürmen des republikanischen Meeres sich anzuvertrauen, von denen sie nicht wußten, ob und wann sie enden würden. Der gesunde Sinn des Volkes hat sich alsbald gesagt: wann der Kaiser nicht mehr da ist, dann muß doch ein Anderer an der Spitze des Landes seyn, und Den müssen wir uns erst suchen. Da möchten aber die Böhmen Diesen, die Mähren Jenen, die Oesterreicher einen Andern und die Croaten wieder einen ganz Andern u. s. w. Da würde Dieser und Jener, Der da und Der dort etwa Präsident der neuen Republik werden wollen, Jeder

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 162. Mainz, 12. Dezember 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal162_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.