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Mainzer Journal. Nr. 47. Mainz, 1. August 1848.

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Beilage zum Mainzer Journal.


Nro 47. Dienstag, den 1. August. 1848.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]
Wünsche für den 6. August.

Breslau 27. Juli. ( Br. Z. ) Als in den Märztagen die
deutschen Völker sich erhoben, da hörte man vom Rhein bis zur
Oder und von der Donau bis zu den Gestaden der Nord= und
Ostsee den lauten und einstimmigen Ruf: Wir wollen sein
ein einig Volk!
Was man Jahre lang ersehnt und gewünscht,
es kam wie mit Sturmesflügeln und selbst der mächtigste König
in Deutschland, der König von Preußen, zeigte die edle Selbst-
verläugnung, daß er sein Reich hinfort nur als einen Theil
der großen Ganzen
betrachtet wissen wollte. Jener denkwür-
digs Ausspruch unseres Königs: " Preußen geht in Deutsch-
land auf,
" er gehört der Geschichte an, und sie wird strenge
über seine Erfüllung oder Nichterfüllung richten. -- Jst jener
Geist so schnell abgekühlt? -- Wir können's und wollen's nicht
glauben. Unser Vertrauen und unser Glaube zu dem Geiste
unseres Volkes ist nicht so schwach, daß wir befürchten sollten, es
könnte jener begeisterte Drang nach Einheit nur ein Wunsch blei-
ben und nicht zur That führen. Das Bedürfniß unserer Einheit
ist zu mächtig, es hat mit zu lauten Donnerschlägen uns aufge-
rüttelt, als daß wir schon wieder von den Gelüsten der Sonder-
interessen ergriffen werden könnten. Es ist wahr, daß sich hier
und da unlautere Bestrebungen gegen das deutsche Jnteresse kund
geben; allein die Urheber dieser Bestrebungen sind nie von einem
anderen Geiste beseelt gewesen, und werden es nie seyn. Jhnen,
die sich da immer als gute Preußen geriren, müssen wir uner-
müdlich die Worte unseres Königs zurufen, und sie zur Unter-
werfung zwingen.

Aber wir, in deren Brust das Gefühl für die Größe und
Macht des deutschen Vaterlandes lebendig glüht, wir müssen
keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um jenem Gefühle auch
den ebendigen Ausdruck zu geben, und müssen es um so mehr
je kecker und verwegener sich das antideutsche Element hervor-
wagt. Und hier müssen wir uns selbst anklagen, daß wir zu
wenig thatkräftig auftraten. Die Schöpfung der deutschen Cen-
tralgewalt ist ein denkwürdiges Ereigniß in der deutschen Ge-
schichte. Wir abstrahiren hierbei von dem Charakter, den die
Nationalversammlung in Frankfurt der Centralgewalt beigelegt
hat, der mancher politischen Partei mißliebig ist. Wir erblicken
in der Central gewalt den Anfang zur Verwirk-
lichung der Jdee der deutschen Einheit,
und das
müssen alle Parteien, die deutsch sind, als das freudigste Ereig-
niß für Deutschland begrüßen. Jn vielen Städten ist denn auch
in der That die Wahl des Reichsverwesers festlich begangen und
gefeiert worden und wir können's nicht unterlassen, es unserer
Stadt als einen Vorwurf anzurechnen, daß sie nicht ein Gleiches
gethan. Holen wir daher das Versäumte nach. Die Centralge-
walt hat einen Befehl erlassen, daß am 6. August alle
deutsche Truppen einen feierlichen Act zur Aner-
kennung des Reichsverwesers begehen.
Wir zweifeln
nicht, daß die Truppen, die so gut Söhne des deutschen Vater-
landes sind, wie wir, das Anerkennungsfest mit inniger Begei-
sterung feiern werden, und sie werden es um so mehr, als sie da-
mit zugleich den Willen unseres Königs ehren. Wir Alle, die
gesammte Einwohnerschaft Breslau's, wollen uns aus freiestem
Antriebe diesem Feste anschließen und den 6. August als einen
Tag freudigsten Ereignisses auf's Feierlichste begehen. Vergessen
wir für einen Augenblick alle politischen Differenzen und verei-
nigen wir uns in dem gemeinsamen Gefühl, daß wir Deutsche
sind und der großen Jdee unserer Einheit eine Huldigung dar-
bringen. Wir haben uns in den Märztagen mit deutschen Farben
geschmückt, bekunden wir es nun, daß dieser Schmuck kein falscher,
sondern ein echter und wahrer gewesen ist.

[ Die Gefahren der deutschen Einheit. ] Die "deutsche
Zeitung" läßt folgenden niederschlagenden Blick hinter die Cou-
lissen thun: "Wir vernehmen, daß in München große Rührig-
keit ist; Verhandlungen mit Oesterreich; Verhandlungen bei-
der mit dem russischen Gesandten in München; auch
Württemberg soll im Spiele seyn. Daß Bayern sich die Aus-
stattung der Centralgewalt nicht will gefallen lassen, wie wir sie
brauchen, das ist bekannt. Kommt Oesterreich durch Ermüdung
an den Wiener Zuständen wieder zu einer Festigung seiner Re-
gierungsgewalt, so wird sich zeigen, daß auch diese Macht an
[Spaltenumbruch] den Beschränkungen ihrer Selbstständigkeit am wenigsten Freude
haben kann. Ob die preußische Regierung bei jenen heimlichen
Operationen in Süddeutschland betheiligt ist, wissen wir nicht.
Wir glauben es nicht. Wir sehen übrigens hier wieder an einem
Beispiele, daß an Preußens Thun und Unterlassen für Deutsch-
land Alles gelegen ist. Schlage Preußen in jene machinirenden
Hände ein, und die deutsche Sache kann vorerst verdorben wer-
den." Nur immer vorwärts in diesem Geiste! Die deutsche
Sache kann dann allerdings zu Grunde gehen, allein mit ihr
werden dann auch noch viele Andere in ihr Verderben rennen.



Deutschland.
Reichstag.

# Frankfurt 31. Juli. Der leidigen Vorschrift, daß alle
vier Wochen die Wahl der Präsidenten zu erneuern sey, haben
wir heute wieder eine halbe Sitzung geopfert. Jm Beginn der-
selben machten die Reichsminister von Schmerling und von
Peuker
Mittheilung über die Verhandlungen mit Dänemark
und erklärten, daß die Ehre und das Wohl des deutschen Reiches
eine kräftige Wiederaufnahme des Krieges heischen, um einen
schnellen und ehrenvollen Frieden zu erkämpfen. Jhre Erklärungen
ärndteten stürmischen Beifall. Bei der darauf folgenden Wahl
wurde Heinrich von Gagern, unter 391 Stimmen mit 357
zum Präsidenten, von Soiron mit 322 Stimmen zum ersten und
Hermann aus München mit 252 Stimmen zum zweiten Viceprä-
sidenten ernannt. Welcher Unstern gewaltet, daß Herr von An-
drian
nicht mehr gewählt worden, weiß ich nicht; vielleicht
war seine zu große Passivität bei dem Zug nach Wien Schuld,
daß die Clubs ohne Groll einen Andern an seine Stelle zu brin-
gen beliebten. Noch eine Bemerkung muß ich hier machen.
Heinrich von Gagern ist anerkannt der Stolz der Reichs-
versammlung. Aber wie behandelt Frankreich seine Präsidenten?
Wie es der Würde eines großen Volkes gemäß ist. Deutschland
aber verweis't seinen Gagern auf die Taggelder des einfachen
Deputirten, und fragt nicht darnach, wer die nothwendigen
Mehrausgaben decke. Wenn nicht bald die Versammlung selbst
eingreift, wird es nothwendig seyn, daß das Volk seine Männer
ehre. -- Der Präsidentenwahl folgte eine Discussion über die
deutsche Flagge, deren Ergebniß wesentlich in Folgendem: das
deutsche Wappen erhält nicht Umschrift noch Wahlspruch; es be-
steht im zweiköpfigen Adler mit offenen Fängen; die Flagge ist
schwarz, roth, gold, die Handelsflaggen dürfen jedoch auch
noch die Stadt= und besondere Landesabzeichen führen.

Berlin 27. Juli. ( W. Z. ) Der zeitweilige Ministerverweser
der geistl. Unterrichts= und Medizinal=Angelegenheiten, Hr. v.
Ladenberg, wird nun doch definitiv sein Ministerium über-
nehmen; er wünscht zuvor nur die Verhältnisse zu Deutschland
geordnet. Eine große Anzahl hiesiger Vuchdruckergehülfen wird
in Hinblick auf die Mainzer Beschlüsse am nächsten Dienstag, als
dem 1. August die Arbeit einstellen. [ Wahrscheinlich um ein paar
Tage später wieder anzufangen! ] Die Audienzen, welche der
Magistrat und die Stadtverordneten Berlins gestern bei dem
Prinzen von Preußen und dem Könige nahmen, haben das ge-
steckte Ziel: die Rückkehr des Hofes nach Berlin, wenn auch nur
auf Zeit zu vermitteln, eigentlich nicht erreichen lassen. Der König
sprach in herzgewinnender Weise, ging aber doch nicht eigentlich
auf den Gegenstand ein, sprach von dem gesegneten Jahr, dem
Gusse der Bildsäule Friedrichs des Großen, seiner Anhänglichkeit
an Berlin und Königsberg u. s. w., sagte auch, daß er einmal
nach Berlin kommen werde, rügte aber auch das Benehmen der
Studenten auf der Schloßwache. Der Prinz war in der eigent-
lichen Audienz gemessen und wurde erst in einer späteren Privat-
unterredung zutraulicher. -- Höchst bezeichnend wird derjenige,
welcher der wechselnden Stimmung der Hauptstadt folgte, es fin-
den, daß gestern mehrere Bataillone der Bürgerwehr unter Ab-
singung des bekannten: "Jch bin ein Preuße " von ihren
Exercierübungen zurückkehrten.

Als charakteristisches Eingesandt einer hiesigen Zeitung zitire ich
Jhnen folgendes: "Da die Jdee: "Preußen geht in Deutschland
auf" keinen rechten Anklang findet; -- wie wäre es, wenn man
Deutschland in Preußen aufgehen ließe? -- Ein preußischer
Soldat im Namen von 500,000 gleichgesinnten Kameraden."
[Ende Spaltensatz]

Beilage zum Mainzer Journal.


Nro 47. Dienstag, den 1. August. 1848.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]
Wünsche für den 6. August.

Breslau 27. Juli. ( Br. Z. ) Als in den Märztagen die
deutschen Völker sich erhoben, da hörte man vom Rhein bis zur
Oder und von der Donau bis zu den Gestaden der Nord= und
Ostsee den lauten und einstimmigen Ruf: Wir wollen sein
ein einig Volk!
Was man Jahre lang ersehnt und gewünscht,
es kam wie mit Sturmesflügeln und selbst der mächtigste König
in Deutschland, der König von Preußen, zeigte die edle Selbst-
verläugnung, daß er sein Reich hinfort nur als einen Theil
der großen Ganzen
betrachtet wissen wollte. Jener denkwür-
digs Ausspruch unseres Königs: „ Preußen geht in Deutsch-
land auf,
“ er gehört der Geschichte an, und sie wird strenge
über seine Erfüllung oder Nichterfüllung richten. — Jst jener
Geist so schnell abgekühlt? — Wir können's und wollen's nicht
glauben. Unser Vertrauen und unser Glaube zu dem Geiste
unseres Volkes ist nicht so schwach, daß wir befürchten sollten, es
könnte jener begeisterte Drang nach Einheit nur ein Wunsch blei-
ben und nicht zur That führen. Das Bedürfniß unserer Einheit
ist zu mächtig, es hat mit zu lauten Donnerschlägen uns aufge-
rüttelt, als daß wir schon wieder von den Gelüsten der Sonder-
interessen ergriffen werden könnten. Es ist wahr, daß sich hier
und da unlautere Bestrebungen gegen das deutsche Jnteresse kund
geben; allein die Urheber dieser Bestrebungen sind nie von einem
anderen Geiste beseelt gewesen, und werden es nie seyn. Jhnen,
die sich da immer als gute Preußen geriren, müssen wir uner-
müdlich die Worte unseres Königs zurufen, und sie zur Unter-
werfung zwingen.

Aber wir, in deren Brust das Gefühl für die Größe und
Macht des deutschen Vaterlandes lebendig glüht, wir müssen
keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um jenem Gefühle auch
den ebendigen Ausdruck zu geben, und müssen es um so mehr
je kecker und verwegener sich das antideutsche Element hervor-
wagt. Und hier müssen wir uns selbst anklagen, daß wir zu
wenig thatkräftig auftraten. Die Schöpfung der deutschen Cen-
tralgewalt ist ein denkwürdiges Ereigniß in der deutschen Ge-
schichte. Wir abstrahiren hierbei von dem Charakter, den die
Nationalversammlung in Frankfurt der Centralgewalt beigelegt
hat, der mancher politischen Partei mißliebig ist. Wir erblicken
in der Central gewalt den Anfang zur Verwirk-
lichung der Jdee der deutschen Einheit,
und das
müssen alle Parteien, die deutsch sind, als das freudigste Ereig-
niß für Deutschland begrüßen. Jn vielen Städten ist denn auch
in der That die Wahl des Reichsverwesers festlich begangen und
gefeiert worden und wir können's nicht unterlassen, es unserer
Stadt als einen Vorwurf anzurechnen, daß sie nicht ein Gleiches
gethan. Holen wir daher das Versäumte nach. Die Centralge-
walt hat einen Befehl erlassen, daß am 6. August alle
deutsche Truppen einen feierlichen Act zur Aner-
kennung des Reichsverwesers begehen.
Wir zweifeln
nicht, daß die Truppen, die so gut Söhne des deutschen Vater-
landes sind, wie wir, das Anerkennungsfest mit inniger Begei-
sterung feiern werden, und sie werden es um so mehr, als sie da-
mit zugleich den Willen unseres Königs ehren. Wir Alle, die
gesammte Einwohnerschaft Breslau's, wollen uns aus freiestem
Antriebe diesem Feste anschließen und den 6. August als einen
Tag freudigsten Ereignisses auf's Feierlichste begehen. Vergessen
wir für einen Augenblick alle politischen Differenzen und verei-
nigen wir uns in dem gemeinsamen Gefühl, daß wir Deutsche
sind und der großen Jdee unserer Einheit eine Huldigung dar-
bringen. Wir haben uns in den Märztagen mit deutschen Farben
geschmückt, bekunden wir es nun, daß dieser Schmuck kein falscher,
sondern ein echter und wahrer gewesen ist.

[ Die Gefahren der deutschen Einheit. ] Die „deutsche
Zeitung“ läßt folgenden niederschlagenden Blick hinter die Cou-
lissen thun: „Wir vernehmen, daß in München große Rührig-
keit ist; Verhandlungen mit Oesterreich; Verhandlungen bei-
der mit dem russischen Gesandten in München; auch
Württemberg soll im Spiele seyn. Daß Bayern sich die Aus-
stattung der Centralgewalt nicht will gefallen lassen, wie wir sie
brauchen, das ist bekannt. Kommt Oesterreich durch Ermüdung
an den Wiener Zuständen wieder zu einer Festigung seiner Re-
gierungsgewalt, so wird sich zeigen, daß auch diese Macht an
[Spaltenumbruch] den Beschränkungen ihrer Selbstständigkeit am wenigsten Freude
haben kann. Ob die preußische Regierung bei jenen heimlichen
Operationen in Süddeutschland betheiligt ist, wissen wir nicht.
Wir glauben es nicht. Wir sehen übrigens hier wieder an einem
Beispiele, daß an Preußens Thun und Unterlassen für Deutsch-
land Alles gelegen ist. Schlage Preußen in jene machinirenden
Hände ein, und die deutsche Sache kann vorerst verdorben wer-
den.“ Nur immer vorwärts in diesem Geiste! Die deutsche
Sache kann dann allerdings zu Grunde gehen, allein mit ihr
werden dann auch noch viele Andere in ihr Verderben rennen.



Deutschland.
Reichstag.

# Frankfurt 31. Juli. Der leidigen Vorschrift, daß alle
vier Wochen die Wahl der Präsidenten zu erneuern sey, haben
wir heute wieder eine halbe Sitzung geopfert. Jm Beginn der-
selben machten die Reichsminister von Schmerling und von
Peuker
Mittheilung über die Verhandlungen mit Dänemark
und erklärten, daß die Ehre und das Wohl des deutschen Reiches
eine kräftige Wiederaufnahme des Krieges heischen, um einen
schnellen und ehrenvollen Frieden zu erkämpfen. Jhre Erklärungen
ärndteten stürmischen Beifall. Bei der darauf folgenden Wahl
wurde Heinrich von Gagern, unter 391 Stimmen mit 357
zum Präsidenten, von Soiron mit 322 Stimmen zum ersten und
Hermann aus München mit 252 Stimmen zum zweiten Viceprä-
sidenten ernannt. Welcher Unstern gewaltet, daß Herr von An-
drian
nicht mehr gewählt worden, weiß ich nicht; vielleicht
war seine zu große Passivität bei dem Zug nach Wien Schuld,
daß die Clubs ohne Groll einen Andern an seine Stelle zu brin-
gen beliebten. Noch eine Bemerkung muß ich hier machen.
Heinrich von Gagern ist anerkannt der Stolz der Reichs-
versammlung. Aber wie behandelt Frankreich seine Präsidenten?
Wie es der Würde eines großen Volkes gemäß ist. Deutschland
aber verweis't seinen Gagern auf die Taggelder des einfachen
Deputirten, und fragt nicht darnach, wer die nothwendigen
Mehrausgaben decke. Wenn nicht bald die Versammlung selbst
eingreift, wird es nothwendig seyn, daß das Volk seine Männer
ehre. — Der Präsidentenwahl folgte eine Discussion über die
deutsche Flagge, deren Ergebniß wesentlich in Folgendem: das
deutsche Wappen erhält nicht Umschrift noch Wahlspruch; es be-
steht im zweiköpfigen Adler mit offenen Fängen; die Flagge ist
schwarz, roth, gold, die Handelsflaggen dürfen jedoch auch
noch die Stadt= und besondere Landesabzeichen führen.

Berlin 27. Juli. ( W. Z. ) Der zeitweilige Ministerverweser
der geistl. Unterrichts= und Medizinal=Angelegenheiten, Hr. v.
Ladenberg, wird nun doch definitiv sein Ministerium über-
nehmen; er wünscht zuvor nur die Verhältnisse zu Deutschland
geordnet. Eine große Anzahl hiesiger Vuchdruckergehülfen wird
in Hinblick auf die Mainzer Beschlüsse am nächsten Dienstag, als
dem 1. August die Arbeit einstellen. [ Wahrscheinlich um ein paar
Tage später wieder anzufangen! ] Die Audienzen, welche der
Magistrat und die Stadtverordneten Berlins gestern bei dem
Prinzen von Preußen und dem Könige nahmen, haben das ge-
steckte Ziel: die Rückkehr des Hofes nach Berlin, wenn auch nur
auf Zeit zu vermitteln, eigentlich nicht erreichen lassen. Der König
sprach in herzgewinnender Weise, ging aber doch nicht eigentlich
auf den Gegenstand ein, sprach von dem gesegneten Jahr, dem
Gusse der Bildsäule Friedrichs des Großen, seiner Anhänglichkeit
an Berlin und Königsberg u. s. w., sagte auch, daß er einmal
nach Berlin kommen werde, rügte aber auch das Benehmen der
Studenten auf der Schloßwache. Der Prinz war in der eigent-
lichen Audienz gemessen und wurde erst in einer späteren Privat-
unterredung zutraulicher. — Höchst bezeichnend wird derjenige,
welcher der wechselnden Stimmung der Hauptstadt folgte, es fin-
den, daß gestern mehrere Bataillone der Bürgerwehr unter Ab-
singung des bekannten: „Jch bin ein Preuße “ von ihren
Exercierübungen zurückkehrten.

Als charakteristisches Eingesandt einer hiesigen Zeitung zitire ich
Jhnen folgendes: „Da die Jdee: „Preußen geht in Deutschland
auf“ keinen rechten Anklang findet; — wie wäre es, wenn man
Deutschland in Preußen aufgehen ließe? — Ein preußischer
Soldat im Namen von 500,000 gleichgesinnten Kameraden.“
[Ende Spaltensatz]

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[0005] Beilage zum Mainzer Journal. Nro 47. Dienstag, den 1. August. 1848. [Abbildung] Wünsche für den 6. August. Breslau 27. Juli. ( Br. Z. ) Als in den Märztagen die deutschen Völker sich erhoben, da hörte man vom Rhein bis zur Oder und von der Donau bis zu den Gestaden der Nord= und Ostsee den lauten und einstimmigen Ruf: Wir wollen sein ein einig Volk! Was man Jahre lang ersehnt und gewünscht, es kam wie mit Sturmesflügeln und selbst der mächtigste König in Deutschland, der König von Preußen, zeigte die edle Selbst- verläugnung, daß er sein Reich hinfort nur als einen Theil der großen Ganzen betrachtet wissen wollte. Jener denkwür- digs Ausspruch unseres Königs: „ Preußen geht in Deutsch- land auf, “ er gehört der Geschichte an, und sie wird strenge über seine Erfüllung oder Nichterfüllung richten. — Jst jener Geist so schnell abgekühlt? — Wir können's und wollen's nicht glauben. Unser Vertrauen und unser Glaube zu dem Geiste unseres Volkes ist nicht so schwach, daß wir befürchten sollten, es könnte jener begeisterte Drang nach Einheit nur ein Wunsch blei- ben und nicht zur That führen. Das Bedürfniß unserer Einheit ist zu mächtig, es hat mit zu lauten Donnerschlägen uns aufge- rüttelt, als daß wir schon wieder von den Gelüsten der Sonder- interessen ergriffen werden könnten. Es ist wahr, daß sich hier und da unlautere Bestrebungen gegen das deutsche Jnteresse kund geben; allein die Urheber dieser Bestrebungen sind nie von einem anderen Geiste beseelt gewesen, und werden es nie seyn. Jhnen, die sich da immer als gute Preußen geriren, müssen wir uner- müdlich die Worte unseres Königs zurufen, und sie zur Unter- werfung zwingen. Aber wir, in deren Brust das Gefühl für die Größe und Macht des deutschen Vaterlandes lebendig glüht, wir müssen keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um jenem Gefühle auch den ebendigen Ausdruck zu geben, und müssen es um so mehr je kecker und verwegener sich das antideutsche Element hervor- wagt. Und hier müssen wir uns selbst anklagen, daß wir zu wenig thatkräftig auftraten. Die Schöpfung der deutschen Cen- tralgewalt ist ein denkwürdiges Ereigniß in der deutschen Ge- schichte. Wir abstrahiren hierbei von dem Charakter, den die Nationalversammlung in Frankfurt der Centralgewalt beigelegt hat, der mancher politischen Partei mißliebig ist. Wir erblicken in der Central gewalt den Anfang zur Verwirk- lichung der Jdee der deutschen Einheit, und das müssen alle Parteien, die deutsch sind, als das freudigste Ereig- niß für Deutschland begrüßen. Jn vielen Städten ist denn auch in der That die Wahl des Reichsverwesers festlich begangen und gefeiert worden und wir können's nicht unterlassen, es unserer Stadt als einen Vorwurf anzurechnen, daß sie nicht ein Gleiches gethan. Holen wir daher das Versäumte nach. Die Centralge- walt hat einen Befehl erlassen, daß am 6. August alle deutsche Truppen einen feierlichen Act zur Aner- kennung des Reichsverwesers begehen. Wir zweifeln nicht, daß die Truppen, die so gut Söhne des deutschen Vater- landes sind, wie wir, das Anerkennungsfest mit inniger Begei- sterung feiern werden, und sie werden es um so mehr, als sie da- mit zugleich den Willen unseres Königs ehren. Wir Alle, die gesammte Einwohnerschaft Breslau's, wollen uns aus freiestem Antriebe diesem Feste anschließen und den 6. August als einen Tag freudigsten Ereignisses auf's Feierlichste begehen. Vergessen wir für einen Augenblick alle politischen Differenzen und verei- nigen wir uns in dem gemeinsamen Gefühl, daß wir Deutsche sind und der großen Jdee unserer Einheit eine Huldigung dar- bringen. Wir haben uns in den Märztagen mit deutschen Farben geschmückt, bekunden wir es nun, daß dieser Schmuck kein falscher, sondern ein echter und wahrer gewesen ist. [ Die Gefahren der deutschen Einheit. ] Die „deutsche Zeitung“ läßt folgenden niederschlagenden Blick hinter die Cou- lissen thun: „Wir vernehmen, daß in München große Rührig- keit ist; Verhandlungen mit Oesterreich; Verhandlungen bei- der mit dem russischen Gesandten in München; auch Württemberg soll im Spiele seyn. Daß Bayern sich die Aus- stattung der Centralgewalt nicht will gefallen lassen, wie wir sie brauchen, das ist bekannt. Kommt Oesterreich durch Ermüdung an den Wiener Zuständen wieder zu einer Festigung seiner Re- gierungsgewalt, so wird sich zeigen, daß auch diese Macht an den Beschränkungen ihrer Selbstständigkeit am wenigsten Freude haben kann. Ob die preußische Regierung bei jenen heimlichen Operationen in Süddeutschland betheiligt ist, wissen wir nicht. Wir glauben es nicht. Wir sehen übrigens hier wieder an einem Beispiele, daß an Preußens Thun und Unterlassen für Deutsch- land Alles gelegen ist. Schlage Preußen in jene machinirenden Hände ein, und die deutsche Sache kann vorerst verdorben wer- den.“ Nur immer vorwärts in diesem Geiste! Die deutsche Sache kann dann allerdings zu Grunde gehen, allein mit ihr werden dann auch noch viele Andere in ihr Verderben rennen. Deutschland. Reichstag. # Frankfurt 31. Juli. Der leidigen Vorschrift, daß alle vier Wochen die Wahl der Präsidenten zu erneuern sey, haben wir heute wieder eine halbe Sitzung geopfert. Jm Beginn der- selben machten die Reichsminister von Schmerling und von Peuker Mittheilung über die Verhandlungen mit Dänemark und erklärten, daß die Ehre und das Wohl des deutschen Reiches eine kräftige Wiederaufnahme des Krieges heischen, um einen schnellen und ehrenvollen Frieden zu erkämpfen. Jhre Erklärungen ärndteten stürmischen Beifall. Bei der darauf folgenden Wahl wurde Heinrich von Gagern, unter 391 Stimmen mit 357 zum Präsidenten, von Soiron mit 322 Stimmen zum ersten und Hermann aus München mit 252 Stimmen zum zweiten Viceprä- sidenten ernannt. Welcher Unstern gewaltet, daß Herr von An- drian nicht mehr gewählt worden, weiß ich nicht; vielleicht war seine zu große Passivität bei dem Zug nach Wien Schuld, daß die Clubs ohne Groll einen Andern an seine Stelle zu brin- gen beliebten. Noch eine Bemerkung muß ich hier machen. Heinrich von Gagern ist anerkannt der Stolz der Reichs- versammlung. Aber wie behandelt Frankreich seine Präsidenten? Wie es der Würde eines großen Volkes gemäß ist. Deutschland aber verweis't seinen Gagern auf die Taggelder des einfachen Deputirten, und fragt nicht darnach, wer die nothwendigen Mehrausgaben decke. Wenn nicht bald die Versammlung selbst eingreift, wird es nothwendig seyn, daß das Volk seine Männer ehre. — Der Präsidentenwahl folgte eine Discussion über die deutsche Flagge, deren Ergebniß wesentlich in Folgendem: das deutsche Wappen erhält nicht Umschrift noch Wahlspruch; es be- steht im zweiköpfigen Adler mit offenen Fängen; die Flagge ist schwarz, roth, gold, die Handelsflaggen dürfen jedoch auch noch die Stadt= und besondere Landesabzeichen führen. Berlin 27. Juli. ( W. Z. ) Der zeitweilige Ministerverweser der geistl. Unterrichts= und Medizinal=Angelegenheiten, Hr. v. Ladenberg, wird nun doch definitiv sein Ministerium über- nehmen; er wünscht zuvor nur die Verhältnisse zu Deutschland geordnet. Eine große Anzahl hiesiger Vuchdruckergehülfen wird in Hinblick auf die Mainzer Beschlüsse am nächsten Dienstag, als dem 1. August die Arbeit einstellen. [ Wahrscheinlich um ein paar Tage später wieder anzufangen! ] Die Audienzen, welche der Magistrat und die Stadtverordneten Berlins gestern bei dem Prinzen von Preußen und dem Könige nahmen, haben das ge- steckte Ziel: die Rückkehr des Hofes nach Berlin, wenn auch nur auf Zeit zu vermitteln, eigentlich nicht erreichen lassen. Der König sprach in herzgewinnender Weise, ging aber doch nicht eigentlich auf den Gegenstand ein, sprach von dem gesegneten Jahr, dem Gusse der Bildsäule Friedrichs des Großen, seiner Anhänglichkeit an Berlin und Königsberg u. s. w., sagte auch, daß er einmal nach Berlin kommen werde, rügte aber auch das Benehmen der Studenten auf der Schloßwache. Der Prinz war in der eigent- lichen Audienz gemessen und wurde erst in einer späteren Privat- unterredung zutraulicher. — Höchst bezeichnend wird derjenige, welcher der wechselnden Stimmung der Hauptstadt folgte, es fin- den, daß gestern mehrere Bataillone der Bürgerwehr unter Ab- singung des bekannten: „Jch bin ein Preuße “ von ihren Exercierübungen zurückkehrten. Als charakteristisches Eingesandt einer hiesigen Zeitung zitire ich Jhnen folgendes: „Da die Jdee: „Preußen geht in Deutschland auf“ keinen rechten Anklang findet; — wie wäre es, wenn man Deutschland in Preußen aufgehen ließe? — Ein preußischer Soldat im Namen von 500,000 gleichgesinnten Kameraden.“

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 47. Mainz, 1. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal047_1848/5>, abgerufen am 27.11.2024.