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Mainzer Journal. Nr. 13. Mainz, 28. Juni 1848.

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[Beginn Spaltensatz] ist heute fortwährend siegreich und hat nicht nur all ihr gestri-
ges Terrain wieder erobert, sondern ist auch in dem Augenblicke im
Besetzen der ganzen Cit e, des ganzen Faubourg St. Marceaux,
des Faubourg St. Antoine und der ganzen Strecke von der
Straße gleichen Namens bis zur Straße Rambuteau; ferner der
Vellette, des Platzes St. Gervais, von wo aus der Angriff auf
das Hotel de Ville vorbereitet wird. Auf diesem ganzen unge-
heuren Gebiete sind häuserhohe Barricaden aufgepflanzt, unter
deren Schutze die Jnsurgenten auf die Truppen der Linie und der
Nationalgarde ein mörderisches Feuer unterhalten, eben so ans
den Fenstern und von den Dächern der Häuser herab. Auf diese
Weise in großem Vortheil gegen die zwar numerisch überlegene öf-
fentliche Macht, und bei der Entmuthigung, die bereits unter die Linie
und Nationalgarde einreißt, würde es mich nicht überraschen,
wenn der Jnsurrection am Ende der Sieg bliebe, was um so
wahrscheinlicher wird, als die Mobilgarde schwankend ist und ein
Theil derselben bereits übergegangen seyn soll, als ferner die
ganze republikanische Garde auf Seiten der Jnsurrection kämpft
und, wie es heißt, einige Compagnieen des 75. Linienregimentes
gestern die Waffen gestreckt haben. Durch den Telegraphen wissen
Sie bereits, daß Paris in Velagerungszustand erklärt -- eine
Maßregel, die jetzt eben so unnütz als überflüßig ist; wenn die
Regierung die Revolution bewältigen will, bleibt ihr nichts übrig,
als die Stadt bombardiren zu lassen, was allerdings die Bour-
geoisie schwerlich zugeben wird. Es stellt sich jetzt als unverkennbar
heraus, daß der Aufstand schon lange her vorbereitet war und
und keine andere als eine socialistische Bedeutung hat. Die Jn-
surgenten kämpfen unter den Losungsworten: " Brod oder
Tod!
" und "Eine demokratisch=sociale Republik!" Gestern
Abend wurden auf mehreren Punkten mit ihnen parlamentirt;
die Einen sagten, daß sie die Waffen niederlegen wollten, wenn
Ledru=Rollin und Lamartine, die ernstlich die Organisa-
tion der Arbeit wollen, von ihren Collegen aber daran verhindert
werden, allein in der executiven Gewalt blieben; die Anderen ver-
langten, daß die ganze Regierung abtrete, die Nationalversamm-
lung sich auflöse und eine provisorische Regierung aus Proud-
hon, Pierre Leroux
und Barbes sich bilde!

Paris 24. Juni 4 Uhr. Man hört Kanonade und Gewehr-
schüsse weit seltener als früher, der Kampf ist aber noch nicht zu
Eude, da ich während des Schreibens feuern gehört. Ueber den
Stand des Kampfes ist unmöglich etwas Genaues zu erfahren, da
man aus keiner Gasse mehr heraus kann, ohne einen erweislichen
Grund anzugeben, und selbst dann wird man von zwei National-
gardisten nach dem Orte wo man hinwill, begleitet. Die Natio-
nalgardisten selbst sind von ziemlicher Verschwiegenheit und geben
auf keine Frage über den Stand der Dinge Bescheid, sey es, weil
sie es selbst nicht wissen oder weil sie nichts Erfreuliches mitzuthei-
len haben.

Straßburg 25. Juni, Abends 7 Uhr. Wir schweben noch
immer in Ungewißheit über Das, was sich gestern und heute in
Paris zugetragen. Die Telegraphenlinie ist auf vier Stationen
von der Hauptstadt aus unterbrochen, daher denn eine beträcht-
liche Verspätung in der Ankunft der Nachrichten unvermeidlich
ist. Es steht zu erwarten, daß bis morgen der gewöhnliche
Gang wieder in Ordnung gebracht ist. Das Officiercorps hat
bereits heute eine Adresse an den Chef der vollziehenden Gewalt,
den Kriegsminister Cavaignac, erlassen. Alles ist bei uns von
dem besten Geiste für Ordnung, Ruhe und Aufrechthaltung der
Republik beseelt. Mögen endlich einmal die politischen Stürme
nachlassen und das Staatsschiff so geleitet werden, wie es im
Jnteresse der Freiheit und der ächten Wohlfahrt des Volkes ge-
schehen soll. Cavaignac wird allgemein für den Mann gehalten,
der Energie mit wahrer Vaterlandsliebe verbindet. ( Fr. J. )

Aufstand in Marseille. Die Stadt Marseille ist
am 22. der Schauplatz blutiger Auftritte gewesen. Veranlas-
sung dazu gab eine Verordnung des Präfecten Olivier, welche
die tägliche Arbeitszeit für die Arbeiter auf 10 Stunden festsetzte,
während die Regierung 11 Stunden bestimmt hatte. Alles
Zureden half nichts; die Arbeiter brachen in offenen Auf-
stand aus und errichteten Barricaden. Das Militär, sowohl
Nationalgarde als Linientruppen, schritt ein und es kam
zu ernstem Zusammenstoß. Mehrere Barricaden wurden genom-
men, wobei es jedoch nicht ohne bedeutenden Verlust auf Seiten
der Truppen abging. Der General Menard St. Martin erhielt
drei, wiewohl nicht gefährliche Wunden, sein Pferd wurde unter
ihm tödtlich getroffen. Die Jnsurgenten, etwa 800 an der Zahl,
zogen sich nun in die alten Quartiere, Platz aux Oeufs, zurück
[Spaltenumbruch] und leisteten hier noch hartnäckigen Widerstand. Sie wurden
jedoch bewältigt und die Ordnung wieder hergestellt. Trup-
pen eilen aus der Nachbarschaft nach Marseille, Verhaftungen
sind vorgenommen worden. Die Einwohnerschaft ist noch in
Angst, weil eine große Barricade auf dem Platz Castellane stehen
geblieben ist. Der Präfekt hat eine energische Proclamation an
die Nationalgarde erlassen, in welcher er sie für die Erfüllung
ihrer Pflicht belobt und die Hoffnung ausspricht, daß die Emeute
nicht Meister bleiben werde. Die Zahl der Verwundeten und
Todten kennt man noch nicht genau; man schätzt dieselbe annähe-
rungsweise auf etwa 100.



Nachschrift.

Eben am 27. um fünf Uhr erhalten wir noch Pariser
Blätter von Sonntag dem 25. Nach ihren Berichten war schon am
Samstag Abends um 10 Uhr der Aufstand auf allen Punkten
überwältigt.
Während des ganzen Tages sind Truppen von
allen Waffengattungen und Nationalgarden aus den Departements
nach Paris geströmt und von der Bürgerschaft mit Jubel em-
pfangen worden. Die republikanische Garde und die mobile
Garde hatten sich, im Widerspruche mit früheren Berichten,
vortrefflich geschlagen. Die Aufständischen hatten, aus allen
anderen Stellungen verdrängt, ihre gesammte Macht in dem
Quartier St. Antoine zusammengezogen. Die ganze Cite
und die angränzenden Quartiere waren am 24. Abends 11
Uhr illuminirt! Armes, armes Volk, eine Thräne des Mitlei-
des dir, und ein Fluch deinen selbstsüchtigen Verführern, die das
ganze Blutbad auf ihrem Gewissen haben!

Nach eben hier eingetroffenen Berichten aus Frankfurt sol-
len die Verhandlungen des Reichstages über die provisorische
Executivgewalt geschlossen und Erzherzog Johann zum
Reichsverweser gewählt seyn. Glück auf!



Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 26. Juni 1848. Papier Geld.
Oestr. Met. Oblg. 5% 58 57 Amsterdam fl. 100 k. S. -- 100 7 / 8
" " " 4% 47 1 / 2 46     ditto " 2 M. -- 100 1 / 4
" " "2 1 / 2 % 30 3 / 4 30 1 / 4 Augsburg fl. 100 k. S. 119 7 / 8 --
" Bankactien 1040 1030     ditto " 2 M. -- --
" 250 fl. L. b. Roths. 59 58 Berlin Thlr. 60 k. S. -- 104 7 / 8
" 500 fl. " " 93 1 / 2 92 1 / 2     ditto " 2 M. -- --
"4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 54 53 Bremen 50 Th. Ls. k. S. 99 --
" 4% " " 47 1 / 2 46 1 / 2     ditto " 2 M. -- --
Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 68 1 / 2 67 1 / 2 Hamburg Mb. 100. k. S. -- 87 3 / 4
" Prämienscheine. 84 --     ditto " 2 M. -- 87
Bair.3 1 / 2 Obligation. 71 1 / 4 70 1 / 4 Leipzig Thlr. 60 k. S. -- 105
Hessen 50 fl. Loose. 53 1 / 4 52 3 / 4     ditto in der Messe -- --
" 25 fl. " 18 1 / 2 17 1 / 2 London Lst. 10 k. S. 121 --
"3 1 / 2 % Obl. 71 70     ditto " 3 M. 119 7 / 8 --
" 4% " 76 1 / 2 76 Lyon Frs. 200 k. S. 95 94 3 / 4
Baden Obligat.3 1 / 2 % 69 68     ditto " 2 M. -- --
" 50 fl. Loose 37 1 / 2 37 Mailand Lr. 250 k. S. -- 100 1 / 8
" 35 fl. " 23 22 1 / 2     ditto " 2 M. -- --
Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 71 70 Paris Frs. 200 k. S. 94 3 / 4 --
" Neue4 1 / 2 % " 87 86     ditto " 3 M. -- --
Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 73 72 Wien fl. 100 C. k. S. 101 --
" 25 fl. Loose. 18 1 / 4 17 3 / 4     ditto " 3 M. -- --
Frankfrt. Obligat. 3% 77 76 Disconto -- 2
    ditto v. 1839.3 1 / 2 % 90 3 / 4 89 3 / 4
    ditto v. 1846.3 1 / 2 %84 3 / 4 83 3 / 4 fl. kr.
Frankf, Taunusbahn 262 258 Pistolen 9 56
Holland.2 1 / 2 Integral. 43 42 1 / 2 Preus. Friedrichsd'or. 9 57 1 / 2
" Holländische 4% -- -- Holl. fl. 10 Stücke 10 5
" Syndicats3 1 / 2 % -- -- Rand-Ducaten 5 36
Spanien 5% Active -- -- 20 Franken-Stücke 9 41
" 3% Innere 16 5 / 8 16 1 / 8 Engl. Sovereigns 12 2
Portgl. Cons. a 12 fl. 3% -- -- Gold al Marco 382 --
Polen fl. 500 Lot. L. Rth. 84 -- Laubth., ganze 2 43 1 / 4
" Obl. de fl. 500 4% 57 1 / 2 56 1 / 2 Preussische Thaler 1 45
Russland i. R. 3 fl. 4% -- 69 1 / 2 5 Frankenthlr -- --
" b. Stieglitz 4% -- 69 1 / 4 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
2418
Diverse Actien und Loo se.
Brief. Geld. Brief. Geld.
Kurhess. Loose. 20 7 / 8 20 1 / 2 Cöln-Minden 66 1 / 2 65 1 / 2
Sardinische Loose. 22 21 Ludwigsh.-Bexb. 53 1 / 8 52 5 / 8
Cöln-Aachen. -- -- Fr. W. Nordbahn 33 3 / 4 33 3 / 4
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim, Schott und Thielmann in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] ist heute fortwährend siegreich und hat nicht nur all ihr gestri-
ges Terrain wieder erobert, sondern ist auch in dem Augenblicke im
Besetzen der ganzen Cit é, des ganzen Faubourg St. Marceaux,
des Faubourg St. Antoine und der ganzen Strecke von der
Straße gleichen Namens bis zur Straße Rambuteau; ferner der
Vellette, des Platzes St. Gervais, von wo aus der Angriff auf
das Hotel de Ville vorbereitet wird. Auf diesem ganzen unge-
heuren Gebiete sind häuserhohe Barricaden aufgepflanzt, unter
deren Schutze die Jnsurgenten auf die Truppen der Linie und der
Nationalgarde ein mörderisches Feuer unterhalten, eben so ans
den Fenstern und von den Dächern der Häuser herab. Auf diese
Weise in großem Vortheil gegen die zwar numerisch überlegene öf-
fentliche Macht, und bei der Entmuthigung, die bereits unter die Linie
und Nationalgarde einreißt, würde es mich nicht überraschen,
wenn der Jnsurrection am Ende der Sieg bliebe, was um so
wahrscheinlicher wird, als die Mobilgarde schwankend ist und ein
Theil derselben bereits übergegangen seyn soll, als ferner die
ganze republikanische Garde auf Seiten der Jnsurrection kämpft
und, wie es heißt, einige Compagnieen des 75. Linienregimentes
gestern die Waffen gestreckt haben. Durch den Telegraphen wissen
Sie bereits, daß Paris in Velagerungszustand erklärt — eine
Maßregel, die jetzt eben so unnütz als überflüßig ist; wenn die
Regierung die Revolution bewältigen will, bleibt ihr nichts übrig,
als die Stadt bombardiren zu lassen, was allerdings die Bour-
geoisie schwerlich zugeben wird. Es stellt sich jetzt als unverkennbar
heraus, daß der Aufstand schon lange her vorbereitet war und
und keine andere als eine socialistische Bedeutung hat. Die Jn-
surgenten kämpfen unter den Losungsworten: „ Brod oder
Tod!
“ und „Eine demokratisch=sociale Republik!“ Gestern
Abend wurden auf mehreren Punkten mit ihnen parlamentirt;
die Einen sagten, daß sie die Waffen niederlegen wollten, wenn
Ledru=Rollin und Lamartine, die ernstlich die Organisa-
tion der Arbeit wollen, von ihren Collegen aber daran verhindert
werden, allein in der executiven Gewalt blieben; die Anderen ver-
langten, daß die ganze Regierung abtrete, die Nationalversamm-
lung sich auflöse und eine provisorische Regierung aus Proud-
hon, Pierre Leroux
und Barbès sich bilde!

Paris 24. Juni 4 Uhr. Man hört Kanonade und Gewehr-
schüsse weit seltener als früher, der Kampf ist aber noch nicht zu
Eude, da ich während des Schreibens feuern gehört. Ueber den
Stand des Kampfes ist unmöglich etwas Genaues zu erfahren, da
man aus keiner Gasse mehr heraus kann, ohne einen erweislichen
Grund anzugeben, und selbst dann wird man von zwei National-
gardisten nach dem Orte wo man hinwill, begleitet. Die Natio-
nalgardisten selbst sind von ziemlicher Verschwiegenheit und geben
auf keine Frage über den Stand der Dinge Bescheid, sey es, weil
sie es selbst nicht wissen oder weil sie nichts Erfreuliches mitzuthei-
len haben.

Straßburg 25. Juni, Abends 7 Uhr. Wir schweben noch
immer in Ungewißheit über Das, was sich gestern und heute in
Paris zugetragen. Die Telegraphenlinie ist auf vier Stationen
von der Hauptstadt aus unterbrochen, daher denn eine beträcht-
liche Verspätung in der Ankunft der Nachrichten unvermeidlich
ist. Es steht zu erwarten, daß bis morgen der gewöhnliche
Gang wieder in Ordnung gebracht ist. Das Officiercorps hat
bereits heute eine Adresse an den Chef der vollziehenden Gewalt,
den Kriegsminister Cavaignac, erlassen. Alles ist bei uns von
dem besten Geiste für Ordnung, Ruhe und Aufrechthaltung der
Republik beseelt. Mögen endlich einmal die politischen Stürme
nachlassen und das Staatsschiff so geleitet werden, wie es im
Jnteresse der Freiheit und der ächten Wohlfahrt des Volkes ge-
schehen soll. Cavaignac wird allgemein für den Mann gehalten,
der Energie mit wahrer Vaterlandsliebe verbindet. ( Fr. J. )

Aufstand in Marseille. Die Stadt Marseille ist
am 22. der Schauplatz blutiger Auftritte gewesen. Veranlas-
sung dazu gab eine Verordnung des Präfecten Olivier, welche
die tägliche Arbeitszeit für die Arbeiter auf 10 Stunden festsetzte,
während die Regierung 11 Stunden bestimmt hatte. Alles
Zureden half nichts; die Arbeiter brachen in offenen Auf-
stand aus und errichteten Barricaden. Das Militär, sowohl
Nationalgarde als Linientruppen, schritt ein und es kam
zu ernstem Zusammenstoß. Mehrere Barricaden wurden genom-
men, wobei es jedoch nicht ohne bedeutenden Verlust auf Seiten
der Truppen abging. Der General Menard St. Martin erhielt
drei, wiewohl nicht gefährliche Wunden, sein Pferd wurde unter
ihm tödtlich getroffen. Die Jnsurgenten, etwa 800 an der Zahl,
zogen sich nun in die alten Quartiere, Platz aux Oeufs, zurück
[Spaltenumbruch] und leisteten hier noch hartnäckigen Widerstand. Sie wurden
jedoch bewältigt und die Ordnung wieder hergestellt. Trup-
pen eilen aus der Nachbarschaft nach Marseille, Verhaftungen
sind vorgenommen worden. Die Einwohnerschaft ist noch in
Angst, weil eine große Barricade auf dem Platz Castellane stehen
geblieben ist. Der Präfekt hat eine energische Proclamation an
die Nationalgarde erlassen, in welcher er sie für die Erfüllung
ihrer Pflicht belobt und die Hoffnung ausspricht, daß die Emeute
nicht Meister bleiben werde. Die Zahl der Verwundeten und
Todten kennt man noch nicht genau; man schätzt dieselbe annähe-
rungsweise auf etwa 100.



Nachschrift.

☞ Eben am 27. um fünf Uhr erhalten wir noch Pariser
Blätter von Sonntag dem 25. Nach ihren Berichten war schon am
Samstag Abends um 10 Uhr der Aufstand auf allen Punkten
überwältigt.
Während des ganzen Tages sind Truppen von
allen Waffengattungen und Nationalgarden aus den Departements
nach Paris geströmt und von der Bürgerschaft mit Jubel em-
pfangen worden. Die republikanische Garde und die mobile
Garde hatten sich, im Widerspruche mit früheren Berichten,
vortrefflich geschlagen. Die Aufständischen hatten, aus allen
anderen Stellungen verdrängt, ihre gesammte Macht in dem
Quartier St. Antoine zusammengezogen. Die ganze Cité
und die angränzenden Quartiere waren am 24. Abends 11
Uhr illuminirt! Armes, armes Volk, eine Thräne des Mitlei-
des dir, und ein Fluch deinen selbstsüchtigen Verführern, die das
ganze Blutbad auf ihrem Gewissen haben!

Nach eben hier eingetroffenen Berichten aus Frankfurt sol-
len die Verhandlungen des Reichstages über die provisorische
Executivgewalt geschlossen und Erzherzog Johann zum
Reichsverweser gewählt seyn. Glück auf!



Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 26. Juni 1848. Papier Geld.
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Frankfrt. Obligat. 3% 77 76 Disconto 2
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„ Obl. de fl. 500 4% 57 1 / 2 56 1 / 2 Preussische Thaler 1 45
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„ b. Stieglitz 4% 69 1 / 4 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
2418
Diverse Actien und Loo se.
Brief. Geld. Brief. Geld.
Kurhess. Loose. 20 7 / 8 20 1 / 2 Cöln-Minden 66 1 / 2 65 1 / 2
Sardinische Loose. 22 21 Ludwigsh.-Bexb. 53 1 / 8 52 5 / 8
Cöln-Aachen. Fr. W. Nordbahn 33 3 / 4 33 3 / 4
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim, Schott und Thielmann in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Angst, weil eine große Barricade auf dem Platz Castellane stehen<lb/>
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Blätter von Sonntag dem 25. Nach ihren Berichten war schon am<lb/>
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[0004] ist heute fortwährend siegreich und hat nicht nur all ihr gestri- ges Terrain wieder erobert, sondern ist auch in dem Augenblicke im Besetzen der ganzen Cit é, des ganzen Faubourg St. Marceaux, des Faubourg St. Antoine und der ganzen Strecke von der Straße gleichen Namens bis zur Straße Rambuteau; ferner der Vellette, des Platzes St. Gervais, von wo aus der Angriff auf das Hotel de Ville vorbereitet wird. Auf diesem ganzen unge- heuren Gebiete sind häuserhohe Barricaden aufgepflanzt, unter deren Schutze die Jnsurgenten auf die Truppen der Linie und der Nationalgarde ein mörderisches Feuer unterhalten, eben so ans den Fenstern und von den Dächern der Häuser herab. Auf diese Weise in großem Vortheil gegen die zwar numerisch überlegene öf- fentliche Macht, und bei der Entmuthigung, die bereits unter die Linie und Nationalgarde einreißt, würde es mich nicht überraschen, wenn der Jnsurrection am Ende der Sieg bliebe, was um so wahrscheinlicher wird, als die Mobilgarde schwankend ist und ein Theil derselben bereits übergegangen seyn soll, als ferner die ganze republikanische Garde auf Seiten der Jnsurrection kämpft und, wie es heißt, einige Compagnieen des 75. Linienregimentes gestern die Waffen gestreckt haben. Durch den Telegraphen wissen Sie bereits, daß Paris in Velagerungszustand erklärt — eine Maßregel, die jetzt eben so unnütz als überflüßig ist; wenn die Regierung die Revolution bewältigen will, bleibt ihr nichts übrig, als die Stadt bombardiren zu lassen, was allerdings die Bour- geoisie schwerlich zugeben wird. Es stellt sich jetzt als unverkennbar heraus, daß der Aufstand schon lange her vorbereitet war und und keine andere als eine socialistische Bedeutung hat. Die Jn- surgenten kämpfen unter den Losungsworten: „ Brod oder Tod! “ und „Eine demokratisch=sociale Republik!“ Gestern Abend wurden auf mehreren Punkten mit ihnen parlamentirt; die Einen sagten, daß sie die Waffen niederlegen wollten, wenn Ledru=Rollin und Lamartine, die ernstlich die Organisa- tion der Arbeit wollen, von ihren Collegen aber daran verhindert werden, allein in der executiven Gewalt blieben; die Anderen ver- langten, daß die ganze Regierung abtrete, die Nationalversamm- lung sich auflöse und eine provisorische Regierung aus Proud- hon, Pierre Leroux und Barbès sich bilde! Paris 24. Juni 4 Uhr. Man hört Kanonade und Gewehr- schüsse weit seltener als früher, der Kampf ist aber noch nicht zu Eude, da ich während des Schreibens feuern gehört. Ueber den Stand des Kampfes ist unmöglich etwas Genaues zu erfahren, da man aus keiner Gasse mehr heraus kann, ohne einen erweislichen Grund anzugeben, und selbst dann wird man von zwei National- gardisten nach dem Orte wo man hinwill, begleitet. Die Natio- nalgardisten selbst sind von ziemlicher Verschwiegenheit und geben auf keine Frage über den Stand der Dinge Bescheid, sey es, weil sie es selbst nicht wissen oder weil sie nichts Erfreuliches mitzuthei- len haben. Straßburg 25. Juni, Abends 7 Uhr. Wir schweben noch immer in Ungewißheit über Das, was sich gestern und heute in Paris zugetragen. Die Telegraphenlinie ist auf vier Stationen von der Hauptstadt aus unterbrochen, daher denn eine beträcht- liche Verspätung in der Ankunft der Nachrichten unvermeidlich ist. Es steht zu erwarten, daß bis morgen der gewöhnliche Gang wieder in Ordnung gebracht ist. Das Officiercorps hat bereits heute eine Adresse an den Chef der vollziehenden Gewalt, den Kriegsminister Cavaignac, erlassen. Alles ist bei uns von dem besten Geiste für Ordnung, Ruhe und Aufrechthaltung der Republik beseelt. Mögen endlich einmal die politischen Stürme nachlassen und das Staatsschiff so geleitet werden, wie es im Jnteresse der Freiheit und der ächten Wohlfahrt des Volkes ge- schehen soll. Cavaignac wird allgemein für den Mann gehalten, der Energie mit wahrer Vaterlandsliebe verbindet. ( Fr. J. ) Aufstand in Marseille. Die Stadt Marseille ist am 22. der Schauplatz blutiger Auftritte gewesen. Veranlas- sung dazu gab eine Verordnung des Präfecten Olivier, welche die tägliche Arbeitszeit für die Arbeiter auf 10 Stunden festsetzte, während die Regierung 11 Stunden bestimmt hatte. Alles Zureden half nichts; die Arbeiter brachen in offenen Auf- stand aus und errichteten Barricaden. Das Militär, sowohl Nationalgarde als Linientruppen, schritt ein und es kam zu ernstem Zusammenstoß. Mehrere Barricaden wurden genom- men, wobei es jedoch nicht ohne bedeutenden Verlust auf Seiten der Truppen abging. Der General Menard St. Martin erhielt drei, wiewohl nicht gefährliche Wunden, sein Pferd wurde unter ihm tödtlich getroffen. Die Jnsurgenten, etwa 800 an der Zahl, zogen sich nun in die alten Quartiere, Platz aux Oeufs, zurück und leisteten hier noch hartnäckigen Widerstand. Sie wurden jedoch bewältigt und die Ordnung wieder hergestellt. Trup- pen eilen aus der Nachbarschaft nach Marseille, Verhaftungen sind vorgenommen worden. Die Einwohnerschaft ist noch in Angst, weil eine große Barricade auf dem Platz Castellane stehen geblieben ist. Der Präfekt hat eine energische Proclamation an die Nationalgarde erlassen, in welcher er sie für die Erfüllung ihrer Pflicht belobt und die Hoffnung ausspricht, daß die Emeute nicht Meister bleiben werde. Die Zahl der Verwundeten und Todten kennt man noch nicht genau; man schätzt dieselbe annähe- rungsweise auf etwa 100. Nachschrift. ☞ Eben am 27. um fünf Uhr erhalten wir noch Pariser Blätter von Sonntag dem 25. Nach ihren Berichten war schon am Samstag Abends um 10 Uhr der Aufstand auf allen Punkten überwältigt. Während des ganzen Tages sind Truppen von allen Waffengattungen und Nationalgarden aus den Departements nach Paris geströmt und von der Bürgerschaft mit Jubel em- pfangen worden. Die republikanische Garde und die mobile Garde hatten sich, im Widerspruche mit früheren Berichten, vortrefflich geschlagen. Die Aufständischen hatten, aus allen anderen Stellungen verdrängt, ihre gesammte Macht in dem Quartier St. Antoine zusammengezogen. Die ganze Cité und die angränzenden Quartiere waren am 24. Abends 11 Uhr illuminirt! Armes, armes Volk, eine Thräne des Mitlei- des dir, und ein Fluch deinen selbstsüchtigen Verführern, die das ganze Blutbad auf ihrem Gewissen haben! Nach eben hier eingetroffenen Berichten aus Frankfurt sol- len die Verhandlungen des Reichstages über die provisorische Executivgewalt geschlossen und Erzherzog Johann zum Reichsverweser gewählt seyn. Glück auf! Geld-und Wechselcourse. Frankfurter Börse. Papier. Geld. am 26. Juni 1848. Papier Geld. Oestr. Met. Oblg. 5% 58 57 Amsterdam fl. 100 k. S. — 100 7 / 8 „ „ „ 4% 47 1 / 2 46 ditto „ 2 M. — 100 1 / 4 „ „ „2 1 / 2 % 30 3 / 4 30 1 / 4 Augsburg fl. 100 k. S. 119 7 / 8 — „ Bankactien 1040 1030 ditto „ 2 M. — — „ 250 fl. L. b. Roths. 59 58 Berlin Thlr. 60 k. S. — 104 7 / 8 „ 500 fl. „ „ 93 1 / 2 92 1 / 2 ditto „ 2 M. — — „4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 54 53 Bremen 50 Th. Ls. k. S. 99 — „ 4% „ „ 47 1 / 2 46 1 / 2 ditto „ 2 M. — — Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 68 1 / 2 67 1 / 2 Hamburg Mb. 100. k. S. — 87 3 / 4 „ Prämienscheine. 84 — ditto „ 2 M. — 87 Bair.3 1 / 2 Obligation. 71 1 / 4 70 1 / 4 Leipzig Thlr. 60 k. S. — 105 Hessen 50 fl. Loose. 53 1 / 4 52 3 / 4 ditto in der Messe — — „ 25 fl. „ 18 1 / 2 17 1 / 2 London Lst. 10 k. S. 121 — „3 1 / 2 % Obl. 71 70 ditto „ 3 M. 119 7 / 8 — „ 4% „ 76 1 / 2 76 Lyon Frs. 200 k. S. 95 94 3 / 4 Baden Obligat.3 1 / 2 % 69 68 ditto „ 2 M. — — „ 50 fl. 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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 13. Mainz, 28. Juni 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal013_1848/4>, abgerufen am 21.12.2024.