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Märkische Blätter. Nr. 25. Hattingen, 26. März 1851.

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[Beginn Spaltensatz]

Jndem der Staatsanwalt weiter rechtliche Ausführungen
hält, beantragt er den Ausspruch das "Schnldig."

Der Vertheidiger führt an, wie der Angeklagte den redlichen
Besitz der bei ihm vorgefundenen Gegenstände dargethan habe,
indem die Entlastungszeugen allerdings glaubwürdig seien.
Wenn aber auch wirklch ein Diebstahl von dem Angeklagten
verübt sein sollte, so liege doch noch kein widerholter gewalt-
samer Diebstahl vor, da Angeklagter wegen gewaltsamen Dieb-
stahls nur außerordentlich bestraft worden. Er beantragt den
Ausspruch des "Nichtschuldig."

Der Gerichtshof erkannte, nachdem die Geschwornen den
Angeklagten für schuldig erklärt, daß der Friedrich Siebel mit
11jähriger Zuchthausstrafe und mit dem Verluste der National-
kokarde zu belegen, auch nach ausgestandener Strafe auf 11
Jahre unter Polizeiaufsicht zu stellen.

Greifswald, 21. März. Statt eines interessanten Re-
ferats über den Ausgang des Fälschungsprozesses, der ganz
Deutschland in Ausregung setzte, kann ich Jhnen nur die That-
sache mittheilen, daß die öffentliche Verhandlung gegen Hans
Daniel Ludwig Hassenpflug heute ausfiel. Wann ein neuer
Schlußtermin stattfinden wird, ist im Publikum noch nicht be-
kannt, vielleicht hat auch das Kreisgericht darüber noch keinen
Beschluß gefaßt. Ueber die Motive, die den Gerichtshof be-
stimmten, den auf heute festgesetzten Termin nicht inne zu hal-
ten, cirkuliren verschiedene Gerüchte. So vernimmt man zum
Beispiel, daß der Rechtsanwalt, Dokter Andersen, Vertheidiger
des Angeklagten, beim Kreisgerichte Aufschub für seinen Klien-
ten behufs Beschaffung des zur Vertheidigung nöthigen Ma-
terials, erbeten und erhalten habe. Nach einem anderen Ge-
rüchte hätte das Justizministerium die vor einiger Zeit einge-
forderten Akten noch nicht zurückgesendet und wäre dies der
Grund des hinausgeschobenen Termins. Wie dem nun auch
sei, hoffentlich wird die Schlußverhandlung der cause celebre,
auf die Deutschland mit Recht gespannt ist, nicht zu lange auf
sich warten lassen.

Schleswig-Holstein.

Kiel, 21. März. Rücksichtlich des Schicksals unserer
Offiziere herrschen noch immer verschiede Gerüchte, aber mit
immer größerer Sicherheit wird wiederholt, daß die hiesigen
preußischen Offiziere keinen Platz im holsteinischeu Bundes-
Contingent finden werden, wohl aber die hannoverschen; auch
wird leider wiederholt, daß die vormärzlichen schleswig=holstei-
nischen Offiziere die versprochenen Pensionen dennoch verlieren
werden. Es findet dieses Alles seine Erklärung, wenn es wahr
ist, was man von Kopenhagen hört, daß nämlich der eigen-
händige Brief des Königs von Preußen, an den König von
Dänemark insofern seinen Zweck verfehlt habe, als er nicht
vermochte, in Kopenhagen eine Aenderuug in der einmal dort
herrschenden Ansicht über die preußische Regierung nnd die
Tragweite ihrer Politik zu bewirken.

Frankreich.

Paris, 14. März, Zwischen zwei Fürsten der gallikani-
schen Kirche ist offener Kampf entbrannt. Man erinnert sich
daß im Januar der Erzbischof von Paris einen Hirtenbries er-
ließ in welchem er allen Geistlichen seiner Diöcese einschärfte
sich von den Händeln der Politik fern zu halten, den Gesetzen
zu gehorchen, das Vaterland zu lieben und den Vernünftigen
mit lebhaftem Beifall aufgenommene Ermahnung [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]hat-der Bi-
schof von Chartres, ein fanatischer Führer der ultramontanen
Partei eine leidenschaftliche Gegenschrift verfaßt und durch den
"Univers" veröffentlichen lassen. Nur mit tiefem Schmerze
und nur einer unabweisbaren Pflicht gehorchend, fagt der Bi-
schof, entschließe er sich polemisch gegen seinen Erzbischof auf-
zutreten, dessen Mandat nicht allein übertriebene, sondern auch
verderbliche und gefahrvolle Lehren enthalte. Er wirft dem
Erzbischofe vor daß er Gleichgültigkeit gegen Recht und Un-
recht von dem Ehristen fordere und einen blinden Gehorsam
selbst gegen gottlose Gesetze einschärfe.

-- Die Nachrichten aus den Departements lauten schlecht;
die Arbeitslosigkeit nimmt zu; das Geld verbirgt sich; das ist
unser Bulletin in paar Worten.

[Spaltenumbruch]
Feuilleton.
Die Hirschkeule.
Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada.
Von Abel Log.
( Schluß. )

Jn diesem kritischen Augenblick hörte ich plötzlich einen leich-
ten Schritt neben mir und dann ein Geräusch als ob auf
einmal ein ganzes Volk Rebhühner sich erhöbe. Unwillkührlich
fuhr ich nach dem Stecher meiner Büchse und kehrte die Mün-
dung dem unsichtbaren Gegner zu; allein seine sich entfernenden
Schritte verkündeten mir, daß die Gefahr vorüber sei; -- es
war nur einer der Jndianer gewesen der einen jungen Mose-
baum geschält. Ein halbstündiges tödtliches Schweigen folgte,
und ich begann schon zu hoffen, die Jndianer könnten die Ver-
folgung aufgegeben und sich entfernt haben. Jch theilte Paul
meine Muthmaßung mit.

"Kein Gedanke!" sagte er; "sie sind hart hinter uns her,
wie lauernde Wildkatzen auf dem Sprung. Wir haben nur
eine Aussicht auf Entkommen; wir müssen noch einen Versuch
machen, uns in den Besitz ihres Bootes zu setzen und es zu
versenken.... Halt Einer ist hinreichend zu diesem Vorhaben,
und wenn Du gehen willst, so nimm dieses Messer. Das Ka-
not liegt etwa zehn Schritte rechts von Dir unter dem Ufer.
Mach' nur ein rechtes Loch in den Boden!"

"Ein Loch, groß genug, um Deinen Kopf hindurch zu stek-
ken," versetzte ich und wand mich wie eine Boa Coonstrictor
davon. -- Dreimal blieb ich unterwegs stehen und lauschte,
weil ich besorgte, auf den am Körper eines der Jndianer zu
treten, welche -- wie ich wohl wußte -- nicht weit entfernt
ein konnten; aber nicht der leiseste Ton schlug an mein Ohr.
Weiter tappend, fügte es der Zufall daß ich meinen Fuß ge-
rade dem Meilenstiefel' auf die Brust setzte, der anstatt empor-
zuspringen und mir sein Messer in die Brust zu stoßen, sich
nur murrend schüttelte und etwas vor sich hin murmelte, was
ich nicht verstand. Um ihn nun in dem Jrrthum zu bestärken
in welchem er befangen war, suchte ich nach einem einzigen
Riß; dann aber suchte ich das Kanot des Häuptlings, welches
mir bald zur Hand kam. Fünfmal stieß ich Pauls Messer in
langem Schnitt in den Boden der leichten Barke, bis ich fühlte
wie sie Wasser schöpfte; durchschnitt dann den zähen Riemen,
womit sie aus Gebüsch gebunden war, stieß meine Prise ruhig
vor mir in den Fluß und ließ sie allmählig aus der Hand gleiten, bis
sie von der Strömung erfaßt, davontrieb. Leichteren Herzens kehrte ich
zu Paul zurück, der als ich ihn auf die Schulter klopfte und
meine Lippen seinem Ohre nahe brachte, mich gewaltig an der
Kehle faßte und einen verzweifelten Versuch machte, mir ein
Bein zu unterschlagen. Diese Begegnung überraschte mich so
sehr, daß ich einen leichten Ruf des Zorns nicht unterdrücken
konnte, an welchem der Trapper mich erkannte, worauf seine
nervige Faust mich losließ und wir beide uns hastig in der
Richtung nach unserem Boote auf und davon machten. Rasch spran-
gen wir hinein -- so rasch sogar, daß es beinaht[unleserliches Material] umschlug,
und stießen es in die Mitte der Strömung. So schnell und
leise unsere Bewegungen auch gewesen waren, so waren sie doch
der Aufmerksamkeit der Jndianer nicht entgangen, welche uns
[unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]uacheilten, und unsere Aussichten auf Entkommen von Neuem
sehr zweifelhaft machten.

"Was ist denn an dem Boote? es regt sich ja nicht!"
schrie Paul.

"Drum hängt einer unserer liebenswürdigen Freunde am
Stern!" rief ich, meinen Tomohawk ziehend und beugte mich
vorwärts, um desto besser zielen zu können.

"Gieb ihm einen Streich auf den Kopf! hau' ihm den
Arm vom Leibe!" rief der Trapper, hielt mir die Mündung
seiner Büchse vor's Gesicht und drückte. Glücklicherweise ver-
sagte das Zündhütchen. Jm selben Augenblicke führte ich er-
nen wuchtigen Hieb nach einem dunkeln Gegenstande den ich
unter mir sah, -- eine Handvoll Haare ward mir von der
Stirne ausgerissen -- ein lauter Schmerzschrei ertönte ( in wel-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Jndem der Staatsanwalt weiter rechtliche Ausführungen
hält, beantragt er den Ausspruch das „Schnldig.“

Der Vertheidiger führt an, wie der Angeklagte den redlichen
Besitz der bei ihm vorgefundenen Gegenstände dargethan habe,
indem die Entlastungszeugen allerdings glaubwürdig seien.
Wenn aber auch wirklch ein Diebstahl von dem Angeklagten
verübt sein sollte, so liege doch noch kein widerholter gewalt-
samer Diebstahl vor, da Angeklagter wegen gewaltsamen Dieb-
stahls nur außerordentlich bestraft worden. Er beantragt den
Ausspruch des „Nichtschuldig.“

Der Gerichtshof erkannte, nachdem die Geschwornen den
Angeklagten für schuldig erklärt, daß der Friedrich Siebel mit
11jähriger Zuchthausstrafe und mit dem Verluste der National-
kokarde zu belegen, auch nach ausgestandener Strafe auf 11
Jahre unter Polizeiaufsicht zu stellen.

Greifswald, 21. März. Statt eines interessanten Re-
ferats über den Ausgang des Fälschungsprozesses, der ganz
Deutschland in Ausregung setzte, kann ich Jhnen nur die That-
sache mittheilen, daß die öffentliche Verhandlung gegen Hans
Daniel Ludwig Hassenpflug heute ausfiel. Wann ein neuer
Schlußtermin stattfinden wird, ist im Publikum noch nicht be-
kannt, vielleicht hat auch das Kreisgericht darüber noch keinen
Beschluß gefaßt. Ueber die Motive, die den Gerichtshof be-
stimmten, den auf heute festgesetzten Termin nicht inne zu hal-
ten, cirkuliren verschiedene Gerüchte. So vernimmt man zum
Beispiel, daß der Rechtsanwalt, Dokter Andersen, Vertheidiger
des Angeklagten, beim Kreisgerichte Aufschub für seinen Klien-
ten behufs Beschaffung des zur Vertheidigung nöthigen Ma-
terials, erbeten und erhalten habe. Nach einem anderen Ge-
rüchte hätte das Justizministerium die vor einiger Zeit einge-
forderten Akten noch nicht zurückgesendet und wäre dies der
Grund des hinausgeschobenen Termins. Wie dem nun auch
sei, hoffentlich wird die Schlußverhandlung der cause célebre,
auf die Deutschland mit Recht gespannt ist, nicht zu lange auf
sich warten lassen.

Schleswig-Holstein.

Kiel, 21. März. Rücksichtlich des Schicksals unserer
Offiziere herrschen noch immer verschiede Gerüchte, aber mit
immer größerer Sicherheit wird wiederholt, daß die hiesigen
preußischen Offiziere keinen Platz im holsteinischeu Bundes-
Contingent finden werden, wohl aber die hannoverschen; auch
wird leider wiederholt, daß die vormärzlichen schleswig=holstei-
nischen Offiziere die versprochenen Pensionen dennoch verlieren
werden. Es findet dieses Alles seine Erklärung, wenn es wahr
ist, was man von Kopenhagen hört, daß nämlich der eigen-
händige Brief des Königs von Preußen, an den König von
Dänemark insofern seinen Zweck verfehlt habe, als er nicht
vermochte, in Kopenhagen eine Aenderuug in der einmal dort
herrschenden Ansicht über die preußische Regierung nnd die
Tragweite ihrer Politik zu bewirken.

Frankreich.

Paris, 14. März, Zwischen zwei Fürsten der gallikani-
schen Kirche ist offener Kampf entbrannt. Man erinnert sich
daß im Januar der Erzbischof von Paris einen Hirtenbries er-
ließ in welchem er allen Geistlichen seiner Diöcese einschärfte
sich von den Händeln der Politik fern zu halten, den Gesetzen
zu gehorchen, das Vaterland zu lieben und den Vernünftigen
mit lebhaftem Beifall aufgenommene Ermahnung [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]hat-der Bi-
schof von Chartres, ein fanatischer Führer der ultramontanen
Partei eine leidenschaftliche Gegenschrift verfaßt und durch den
„Univers“ veröffentlichen lassen. Nur mit tiefem Schmerze
und nur einer unabweisbaren Pflicht gehorchend, fagt der Bi-
schof, entschließe er sich polemisch gegen seinen Erzbischof auf-
zutreten, dessen Mandat nicht allein übertriebene, sondern auch
verderbliche und gefahrvolle Lehren enthalte. Er wirft dem
Erzbischofe vor daß er Gleichgültigkeit gegen Recht und Un-
recht von dem Ehristen fordere und einen blinden Gehorsam
selbst gegen gottlose Gesetze einschärfe.

— Die Nachrichten aus den Departements lauten schlecht;
die Arbeitslosigkeit nimmt zu; das Geld verbirgt sich; das ist
unser Bulletin in paar Worten.

[Spaltenumbruch]
Feuilleton.
Die Hirschkeule.
Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada.
Von Abel Log.
( Schluß. )

Jn diesem kritischen Augenblick hörte ich plötzlich einen leich-
ten Schritt neben mir und dann ein Geräusch als ob auf
einmal ein ganzes Volk Rebhühner sich erhöbe. Unwillkührlich
fuhr ich nach dem Stecher meiner Büchse und kehrte die Mün-
dung dem unsichtbaren Gegner zu; allein seine sich entfernenden
Schritte verkündeten mir, daß die Gefahr vorüber sei; — es
war nur einer der Jndianer gewesen der einen jungen Mose-
baum geschält. Ein halbstündiges tödtliches Schweigen folgte,
und ich begann schon zu hoffen, die Jndianer könnten die Ver-
folgung aufgegeben und sich entfernt haben. Jch theilte Paul
meine Muthmaßung mit.

„Kein Gedanke!“ sagte er; „sie sind hart hinter uns her,
wie lauernde Wildkatzen auf dem Sprung. Wir haben nur
eine Aussicht auf Entkommen; wir müssen noch einen Versuch
machen, uns in den Besitz ihres Bootes zu setzen und es zu
versenken.... Halt Einer ist hinreichend zu diesem Vorhaben,
und wenn Du gehen willst, so nimm dieses Messer. Das Ka-
not liegt etwa zehn Schritte rechts von Dir unter dem Ufer.
Mach' nur ein rechtes Loch in den Boden!“

„Ein Loch, groß genug, um Deinen Kopf hindurch zu stek-
ken,“ versetzte ich und wand mich wie eine Boa Coonstrictor
davon. — Dreimal blieb ich unterwegs stehen und lauschte,
weil ich besorgte, auf den am Körper eines der Jndianer zu
treten, welche — wie ich wohl wußte — nicht weit entfernt
ein konnten; aber nicht der leiseste Ton schlug an mein Ohr.
Weiter tappend, fügte es der Zufall daß ich meinen Fuß ge-
rade dem Meilenstiefel' auf die Brust setzte, der anstatt empor-
zuspringen und mir sein Messer in die Brust zu stoßen, sich
nur murrend schüttelte und etwas vor sich hin murmelte, was
ich nicht verstand. Um ihn nun in dem Jrrthum zu bestärken
in welchem er befangen war, suchte ich nach einem einzigen
Riß; dann aber suchte ich das Kanot des Häuptlings, welches
mir bald zur Hand kam. Fünfmal stieß ich Pauls Messer in
langem Schnitt in den Boden der leichten Barke, bis ich fühlte
wie sie Wasser schöpfte; durchschnitt dann den zähen Riemen,
womit sie aus Gebüsch gebunden war, stieß meine Prise ruhig
vor mir in den Fluß und ließ sie allmählig aus der Hand gleiten, bis
sie von der Strömung erfaßt, davontrieb. Leichteren Herzens kehrte ich
zu Paul zurück, der als ich ihn auf die Schulter klopfte und
meine Lippen seinem Ohre nahe brachte, mich gewaltig an der
Kehle faßte und einen verzweifelten Versuch machte, mir ein
Bein zu unterschlagen. Diese Begegnung überraschte mich so
sehr, daß ich einen leichten Ruf des Zorns nicht unterdrücken
konnte, an welchem der Trapper mich erkannte, worauf seine
nervige Faust mich losließ und wir beide uns hastig in der
Richtung nach unserem Boote auf und davon machten. Rasch spran-
gen wir hinein — so rasch sogar, daß es beinaht[unleserliches Material] umschlug,
und stießen es in die Mitte der Strömung. So schnell und
leise unsere Bewegungen auch gewesen waren, so waren sie doch
der Aufmerksamkeit der Jndianer nicht entgangen, welche uns
[unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]uacheilten, und unsere Aussichten auf Entkommen von Neuem
sehr zweifelhaft machten.

„Was ist denn an dem Boote? es regt sich ja nicht!“
schrie Paul.

„Drum hängt einer unserer liebenswürdigen Freunde am
Stern!“ rief ich, meinen Tomohawk ziehend und beugte mich
vorwärts, um desto besser zielen zu können.

„Gieb ihm einen Streich auf den Kopf! hau' ihm den
Arm vom Leibe!“ rief der Trapper, hielt mir die Mündung
seiner Büchse vor's Gesicht und drückte. Glücklicherweise ver-
sagte das Zündhütchen. Jm selben Augenblicke führte ich er-
nen wuchtigen Hieb nach einem dunkeln Gegenstande den ich
unter mir sah, — eine Handvoll Haare ward mir von der
Stirne ausgerissen — ein lauter Schmerzschrei ertönte ( in wel-
[Ende Spaltensatz]

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Statt eines interessanten Re- ferats über den Ausgang des Fälschungsprozesses, der ganz Deutschland in Ausregung setzte, kann ich Jhnen nur die That- sache mittheilen, daß die öffentliche Verhandlung gegen Hans Daniel Ludwig Hassenpflug heute ausfiel. Wann ein neuer Schlußtermin stattfinden wird, ist im Publikum noch nicht be- kannt, vielleicht hat auch das Kreisgericht darüber noch keinen Beschluß gefaßt. Ueber die Motive, die den Gerichtshof be- stimmten, den auf heute festgesetzten Termin nicht inne zu hal- ten, cirkuliren verschiedene Gerüchte. So vernimmt man zum Beispiel, daß der Rechtsanwalt, Dokter Andersen, Vertheidiger des Angeklagten, beim Kreisgerichte Aufschub für seinen Klien- ten behufs Beschaffung des zur Vertheidigung nöthigen Ma- terials, erbeten und erhalten habe. Nach einem anderen Ge- rüchte hätte das Justizministerium die vor einiger Zeit einge- forderten Akten noch nicht zurückgesendet und wäre dies der Grund des hinausgeschobenen Termins. Wie dem nun auch sei, hoffentlich wird die Schlußverhandlung der cause célebre, auf die Deutschland mit Recht gespannt ist, nicht zu lange auf sich warten lassen. Schleswig-Holstein. Kiel, 21. März. Rücksichtlich des Schicksals unserer Offiziere herrschen noch immer verschiede Gerüchte, aber mit immer größerer Sicherheit wird wiederholt, daß die hiesigen preußischen Offiziere keinen Platz im holsteinischeu Bundes- Contingent finden werden, wohl aber die hannoverschen; auch wird leider wiederholt, daß die vormärzlichen schleswig=holstei- nischen Offiziere die versprochenen Pensionen dennoch verlieren werden. Es findet dieses Alles seine Erklärung, wenn es wahr ist, was man von Kopenhagen hört, daß nämlich der eigen- händige Brief des Königs von Preußen, an den König von Dänemark insofern seinen Zweck verfehlt habe, als er nicht vermochte, in Kopenhagen eine Aenderuug in der einmal dort herrschenden Ansicht über die preußische Regierung nnd die Tragweite ihrer Politik zu bewirken. Frankreich. Paris, 14. März, Zwischen zwei Fürsten der gallikani- schen Kirche ist offener Kampf entbrannt. Man erinnert sich daß im Januar der Erzbischof von Paris einen Hirtenbries er- ließ in welchem er allen Geistlichen seiner Diöcese einschärfte sich von den Händeln der Politik fern zu halten, den Gesetzen zu gehorchen, das Vaterland zu lieben und den Vernünftigen mit lebhaftem Beifall aufgenommene Ermahnung _______hat-der Bi- schof von Chartres, ein fanatischer Führer der ultramontanen Partei eine leidenschaftliche Gegenschrift verfaßt und durch den „Univers“ veröffentlichen lassen. Nur mit tiefem Schmerze und nur einer unabweisbaren Pflicht gehorchend, fagt der Bi- schof, entschließe er sich polemisch gegen seinen Erzbischof auf- zutreten, dessen Mandat nicht allein übertriebene, sondern auch verderbliche und gefahrvolle Lehren enthalte. Er wirft dem Erzbischofe vor daß er Gleichgültigkeit gegen Recht und Un- recht von dem Ehristen fordere und einen blinden Gehorsam selbst gegen gottlose Gesetze einschärfe. — Die Nachrichten aus den Departements lauten schlecht; die Arbeitslosigkeit nimmt zu; das Geld verbirgt sich; das ist unser Bulletin in paar Worten. Feuilleton. Die Hirschkeule. Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada. Von Abel Log. ( Schluß. ) Jn diesem kritischen Augenblick hörte ich plötzlich einen leich- ten Schritt neben mir und dann ein Geräusch als ob auf einmal ein ganzes Volk Rebhühner sich erhöbe. Unwillkührlich fuhr ich nach dem Stecher meiner Büchse und kehrte die Mün- dung dem unsichtbaren Gegner zu; allein seine sich entfernenden Schritte verkündeten mir, daß die Gefahr vorüber sei; — es war nur einer der Jndianer gewesen der einen jungen Mose- baum geschält. Ein halbstündiges tödtliches Schweigen folgte, und ich begann schon zu hoffen, die Jndianer könnten die Ver- folgung aufgegeben und sich entfernt haben. Jch theilte Paul meine Muthmaßung mit. „Kein Gedanke!“ sagte er; „sie sind hart hinter uns her, wie lauernde Wildkatzen auf dem Sprung. Wir haben nur eine Aussicht auf Entkommen; wir müssen noch einen Versuch machen, uns in den Besitz ihres Bootes zu setzen und es zu versenken.... Halt Einer ist hinreichend zu diesem Vorhaben, und wenn Du gehen willst, so nimm dieses Messer. Das Ka- not liegt etwa zehn Schritte rechts von Dir unter dem Ufer. Mach' nur ein rechtes Loch in den Boden!“ „Ein Loch, groß genug, um Deinen Kopf hindurch zu stek- ken,“ versetzte ich und wand mich wie eine Boa Coonstrictor davon. — Dreimal blieb ich unterwegs stehen und lauschte, weil ich besorgte, auf den am Körper eines der Jndianer zu treten, welche — wie ich wohl wußte — nicht weit entfernt ein konnten; aber nicht der leiseste Ton schlug an mein Ohr. Weiter tappend, fügte es der Zufall daß ich meinen Fuß ge- rade dem Meilenstiefel' auf die Brust setzte, der anstatt empor- zuspringen und mir sein Messer in die Brust zu stoßen, sich nur murrend schüttelte und etwas vor sich hin murmelte, was ich nicht verstand. Um ihn nun in dem Jrrthum zu bestärken in welchem er befangen war, suchte ich nach einem einzigen Riß; dann aber suchte ich das Kanot des Häuptlings, welches mir bald zur Hand kam. Fünfmal stieß ich Pauls Messer in langem Schnitt in den Boden der leichten Barke, bis ich fühlte wie sie Wasser schöpfte; durchschnitt dann den zähen Riemen, womit sie aus Gebüsch gebunden war, stieß meine Prise ruhig vor mir in den Fluß und ließ sie allmählig aus der Hand gleiten, bis sie von der Strömung erfaßt, davontrieb. Leichteren Herzens kehrte ich zu Paul zurück, der als ich ihn auf die Schulter klopfte und meine Lippen seinem Ohre nahe brachte, mich gewaltig an der Kehle faßte und einen verzweifelten Versuch machte, mir ein Bein zu unterschlagen. Diese Begegnung überraschte mich so sehr, daß ich einen leichten Ruf des Zorns nicht unterdrücken konnte, an welchem der Trapper mich erkannte, worauf seine nervige Faust mich losließ und wir beide uns hastig in der Richtung nach unserem Boote auf und davon machten. Rasch spran- gen wir hinein — so rasch sogar, daß es beinaht_ umschlug, und stießen es in die Mitte der Strömung. So schnell und leise unsere Bewegungen auch gewesen waren, so waren sie doch der Aufmerksamkeit der Jndianer nicht entgangen, welche uns __________uacheilten, und unsere Aussichten auf Entkommen von Neuem sehr zweifelhaft machten. „Was ist denn an dem Boote? es regt sich ja nicht!“ schrie Paul. „Drum hängt einer unserer liebenswürdigen Freunde am Stern!“ rief ich, meinen Tomohawk ziehend und beugte mich vorwärts, um desto besser zielen zu können. „Gieb ihm einen Streich auf den Kopf! hau' ihm den Arm vom Leibe!“ rief der Trapper, hielt mir die Mündung seiner Büchse vor's Gesicht und drückte. Glücklicherweise ver- sagte das Zündhütchen. Jm selben Augenblicke führte ich er- nen wuchtigen Hieb nach einem dunkeln Gegenstande den ich unter mir sah, — eine Handvoll Haare ward mir von der Stirne ausgerissen — ein lauter Schmerzschrei ertönte ( in wel-

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 25. Hattingen, 26. März 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische025_1851/2>, abgerufen am 24.08.2024.