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Märkische Blätter. Nr. 17. Hattingen, 25. Februar 1851.

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[Beginn Spaltensatz] um den Andern verschwanden, vermuthlich in der wohlwollen-
den Absicht, mir an irgend einer günstigen Stelle der Straße
die Kehle abzuschneiden. Es war mir nicht entgangen, daß
ein Jeder von ihnen mich ganz besonders in's Auge gefaßt
hatte.

Um neun Uhr Abends begab ich mich der Weisung des
Spaniers gemäß, in den Stall und fand mein Pferd gesattelt.
Mein Wirth, den Arm auf meinen Sattelknopf gestemmt, sagte:
die Zeit ist nun gekommen, wö sie sort müssen; aber es ist
besser, Sie gehen zu Fuße. Folgen Sie der Hauptstraße, aber
gehen Sie nicht über die Brücke, sondern wandern Sie etwa
eine halbe Meile längs dem rechten Ufer hin, bis Sie in ein
großes Gebüsch and Binsenröhricht kommen; dort sollen sie
Jhre Begleiter sammt Jhrem Pferd und Gepäcke finden. Be-
eilen sie sich aber es ist keine Zeit zn verlieren. Glauben Sie
mir wir werden sie dießmal hinter's Licht führen? Vaya, vaya!
flüsterte er mir zu, als er mich zum Hinterpförtchen hinaus-
ließ. -- Judge Peters soll nun endlich den Lohn seiner Tha-
ten sinden; es wird ein hübsches Drama werden, worin sie
auch Jhre Rolle spielen sollen, Sennor. Die Elenden! fie sol-
len die Rechnung nicht ohne den Wirth gemacht haben, Spu-
ten sie sich! vaya! vaza!

Jch trat meine einsame Wanderung an und fand an der
bezeichneten Stelle meinen Wirth, nur von einem Mulatten-
knaben begleitet.

Hier ist unser Führer! sagte der Spanier. Wir wollen uns
hier in's Dickicht schlagen, welches die Texaner aus Furcht
vor den hier hausenden Jaguars nicht zu betreten wagen.
Glücklicherweise gehen diese Thiere zur jetzigen Jahreszeit tiefer
in's Feld, um ihre Beute zu suchen, so daß wir ohne Gefahr
hindurch kommen können. Nehmeu sie sich nur in Acht, daß
sie nicht in den See zu unserer Rechten fallen; er ist voll Al-
ligatoren!

Jn einem Kanot, das [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]unter den Binsen versteckt lag, fuhren
wir über deu[unleserliches Material] Fluß und betrateu dann einen, von den Jndia-
nern herrührenden Pfad, welcher uns etwa eine halbe Meile
weit in's Dickicht hineinführte. Nnn[unleserliches Material] hielt mein Wirth an und
that einen Pfiff, welcher sogleich durch einen ähnlichen beant-
wortet wurde. Gleich darauf kam die Mannschaft meines
Geleites zum Vorschein und brachte zwei von den größten Hun-
den mit, die ich je gesehen; diese Thiere fprangen auf den
Mulatten, unsern Führer, zu und leckten ihn mit allen Zeichen
der innigsten Anhänglichkeit. Mein Wirth drückte mir noch
einmal warm die Hand und sagte: Jch muß mich nun von
Jhnen verabschieden; dieser Junge hier wird sie nach dem Hause
meines Neffen, Don Ramon de Vigueyra, bringen, wo sie viel-
leicht Zeuge einiger seltsamen Dramen sein werden, welche dort
zu Jhrem und meinem Nutzen und Vergnügen aufgeführt wer-
den sollen. Mein Neffe sehnt sich sehr nach einem Zusammen-
treffen mit dem [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Richter und General Peters. Bitten sie ihn
in meinen Namen, er solle sie doch ja mit dem Marquis und
der Herzogin bekannt machen, zwei eben so interressanten als
feltenen Personen. Die Dame ist ein wenig kokett und der
Herr tanzt sehr gut. Jch bin überzeugt, sie werden an Bei-
den ein großes Gefallen finden, und auch unser Freund Peters
wird Ursachen haben, zufrieden zu sein! Er rieb sich mit
einem seltsamen Lächelu die Hände.

Wer ist diese Herzogin? fragte ich neugierig

"Ein liebliches, reizendes Geschöpf aber eine grimmige Ama-
zone. Jch möchte gegznwärtig sein, wenn sie mit Judge Pe-
ters zusammentrifft. Leben sie wohl Sennor! damit drückte
er mir beide Hände, ich verabschiedete mich unter dem herzlich-
sten Danke von ihm, bestieg dann mein flinkes Roß, welches
meine Geleitsmannschaft mitgebracht hatte, und setzte an der
Spitze derselben meine Reise fort.

Der Mulatte war zu Fuß, und die beiden Hunde sprangen
ihm zur Seite. Als er au einem Dickicht von starkbelaubten
Bäumen vorbeikamen, rief er: Auda, porro! und die beiden
Hunde jagten in veeschiedenen Richtungen davon. Jn wenigen
Minuten scholl ein wildes Wiehern durch den rauhen Forst
und --     ( Fortsetzung folgt. )

[Spaltenumbruch]
Werda!

Ein deutscher Offizier, welcher mit seinem Regimente zu den
Hülfstruppen gehörte, die unter dem Marschall Lefevre Danzig
belagerten, erzählt folgende Anecdote:

Der Marschall liebte die Deutschen und hatte das zweite
Bataillon nnseres Regiments als eine Art Leibgarde in seinem
Hauptquartier, dem Dorfe Vruste, bei sich. Während die an-
dern Truppen den schweren Dienst in den Trancheen Tag und
Nacht versehen mußten, hatte dieses Bataillon so gute Zeit, daß
es zuletzt ganz sorglos wnrde und der Commandeur desselben,
Major J., sich mit seinen Offizieren, statt im Alarmhause zu
bleiben. in einem großen Saal des Nebenhauses jede Nacht
ganz ruhig zu Bett legte, sich überhaupt alle mögliche Bequem-
lichkeit zu bereiten suchte.

Jn einer Nacht, als eben die ganze Gesellschaft, nur ein
Licht brennend, im Bette lag, geht plötzlich die Thür auf und
-- der Marschal tritt herein.

"Was!" ruft er im höchsten Zorn, "ick Euch gemackt zu
meiner Leibwack und Jhr seid solke Bärenhäuter? Jst das Dienst?
ist das Wacksamkeit? Wißt Jhr, daß ick bin Marschall? ick
kann Euch legen Kopf vor die Füß', ick Euch sogleich werd
lassen füsillir!" --

So ging es in der größten Wuth noch eine Weile fort. --
Der Major, mehr todt als lebendig, stand im Hemde mit ge-
falteten Händen vor ihm, und fand keine Möglichkeit, nur ein
einziges Wort zu seiner Vertheidigung vorzubringen.

Unterdessen hatte der Lieutenant L., welcher an der Thür
schlief, den Anfang der Scene mit angehört, sich dann aufs
Schnellste in seine Uniform geworfen, und lief nun was er
konnte auf die Hauptwache, um dort Alarm zu machen.

"Du mußt," sagte er zu dem wachhaltenden Offizier, "eine
Menge kleiner Patrouillen ausschicken, die den Marschall, der
uns eben im Bett überfallen, auf jedem Schritt anrufen, so
daß er nicht nach Hause kommt, ohne wenigstens zmanzigmal
angepackt zu sein."

Gesagt, gethan. -- L. eilt zurück und trifft den Feldmar-
schall noch an der Hausthür. -- "Werda?!" schreit er ihm
mit Löwenstimme entgegen. -- Kaum einige Schritte -- ein
ueues "Werda?!" -- Der Marschall stutzt; nicht lange so
tönt der Anruf ihm wieder entgegen. Nachdem er denselben[unleserliches Material]etwa zehn Mal vernommen, dreht er sich schnell um und steuert
gerade wieder auf das Schlafzimmer der Offiziere zu.

Der Major, welcher eben seine Hosen anzieht und seinen
Burschen prügelt, daß er ihm die Uniform nicht schnell genug
reicht, läßt diese fast aus der Hand fallen, als er den Gefürch-
teten von Neuem erblickt. Er glaubt, nun wird der Tanz erst
recht beginnen; der Schreckliche aber lächelt freundlich und sagt:

"Major, weil Jhr seid so wacksam in Straß, es ist was
Anderes. Könnt Jhr so gut Euch verlassen auf Eure Leut,
mein Hauptquartier ist es so bewackt, könnt ihr selbst in Got-
tes Namen schlafen. Legt Euch zu Bett, ick bin nick mehr [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]bos.
Gut Nackt!"



Ein Dieb ging bei Nacht an einem Hause vorüber. Wer
da? rief eine nahe stehende Schildwache. Keine Antwort. --
Wer da? Spitzbube! rief der Soldat zum zweiten Male. Nun
wenn er mich kennt, was fragt er denn? antwortete der
Dieb.



Jn einem Rechtsstreit eines [unleserliches Material - 9 Zeichen fehlen]Jrländers wurden zwei Zeugen
eidlich vernommen. Der Richter verlangte dafür von ihm
2 Schilling Gebühren. Wie viel muß man Strafe für einen
Fluch bezahlen? fragte der Jrländer. Sechs Pence. Jch habe
kein klein Geld, -- sprach nnn der Jrländer -- hier ist eine
halbe Krone, damit sind die Eide und der Fluch bezahlt. Hol'
Euch alle der Teuf l."



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] um den Andern verschwanden, vermuthlich in der wohlwollen-
den Absicht, mir an irgend einer günstigen Stelle der Straße
die Kehle abzuschneiden. Es war mir nicht entgangen, daß
ein Jeder von ihnen mich ganz besonders in's Auge gefaßt
hatte.

Um neun Uhr Abends begab ich mich der Weisung des
Spaniers gemäß, in den Stall und fand mein Pferd gesattelt.
Mein Wirth, den Arm auf meinen Sattelknopf gestemmt, sagte:
die Zeit ist nun gekommen, wö sie sort müssen; aber es ist
besser, Sie gehen zu Fuße. Folgen Sie der Hauptstraße, aber
gehen Sie nicht über die Brücke, sondern wandern Sie etwa
eine halbe Meile längs dem rechten Ufer hin, bis Sie in ein
großes Gebüsch and Binsenröhricht kommen; dort sollen sie
Jhre Begleiter sammt Jhrem Pferd und Gepäcke finden. Be-
eilen sie sich aber es ist keine Zeit zn verlieren. Glauben Sie
mir wir werden sie dießmal hinter's Licht führen? Vaya, vaya!
flüsterte er mir zu, als er mich zum Hinterpförtchen hinaus-
ließ. — Judge Peters soll nun endlich den Lohn seiner Tha-
ten sinden; es wird ein hübsches Drama werden, worin sie
auch Jhre Rolle spielen sollen, Sennor. Die Elenden! fie sol-
len die Rechnung nicht ohne den Wirth gemacht haben, Spu-
ten sie sich! vaya! vaza!

Jch trat meine einsame Wanderung an und fand an der
bezeichneten Stelle meinen Wirth, nur von einem Mulatten-
knaben begleitet.

Hier ist unser Führer! sagte der Spanier. Wir wollen uns
hier in's Dickicht schlagen, welches die Texaner aus Furcht
vor den hier hausenden Jaguars nicht zu betreten wagen.
Glücklicherweise gehen diese Thiere zur jetzigen Jahreszeit tiefer
in's Feld, um ihre Beute zu suchen, so daß wir ohne Gefahr
hindurch kommen können. Nehmeu sie sich nur in Acht, daß
sie nicht in den See zu unserer Rechten fallen; er ist voll Al-
ligatoren!

Jn einem Kanot, das [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]unter den Binsen versteckt lag, fuhren
wir über deu[unleserliches Material] Fluß und betrateu dann einen, von den Jndia-
nern herrührenden Pfad, welcher uns etwa eine halbe Meile
weit in's Dickicht hineinführte. Nnn[unleserliches Material] hielt mein Wirth an und
that einen Pfiff, welcher sogleich durch einen ähnlichen beant-
wortet wurde. Gleich darauf kam die Mannschaft meines
Geleites zum Vorschein und brachte zwei von den größten Hun-
den mit, die ich je gesehen; diese Thiere fprangen auf den
Mulatten, unsern Führer, zu und leckten ihn mit allen Zeichen
der innigsten Anhänglichkeit. Mein Wirth drückte mir noch
einmal warm die Hand und sagte: Jch muß mich nun von
Jhnen verabschieden; dieser Junge hier wird sie nach dem Hause
meines Neffen, Don Ramon de Vigueyra, bringen, wo sie viel-
leicht Zeuge einiger seltsamen Dramen sein werden, welche dort
zu Jhrem und meinem Nutzen und Vergnügen aufgeführt wer-
den sollen. Mein Neffe sehnt sich sehr nach einem Zusammen-
treffen mit dem [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]Richter und General Peters. Bitten sie ihn
in meinen Namen, er solle sie doch ja mit dem Marquis und
der Herzogin bekannt machen, zwei eben so interressanten als
feltenen Personen. Die Dame ist ein wenig kokett und der
Herr tanzt sehr gut. Jch bin überzeugt, sie werden an Bei-
den ein großes Gefallen finden, und auch unser Freund Peters
wird Ursachen haben, zufrieden zu sein! Er rieb sich mit
einem seltsamen Lächelu die Hände.

Wer ist diese Herzogin? fragte ich neugierig

„Ein liebliches, reizendes Geschöpf aber eine grimmige Ama-
zone. Jch möchte gegznwärtig sein, wenn sie mit Judge Pe-
ters zusammentrifft. Leben sie wohl Sennor! damit drückte
er mir beide Hände, ich verabschiedete mich unter dem herzlich-
sten Danke von ihm, bestieg dann mein flinkes Roß, welches
meine Geleitsmannschaft mitgebracht hatte, und setzte an der
Spitze derselben meine Reise fort.

Der Mulatte war zu Fuß, und die beiden Hunde sprangen
ihm zur Seite. Als er au einem Dickicht von starkbelaubten
Bäumen vorbeikamen, rief er: Auda, porro! und die beiden
Hunde jagten in veeschiedenen Richtungen davon. Jn wenigen
Minuten scholl ein wildes Wiehern durch den rauhen Forst
und —     ( Fortsetzung folgt. )

[Spaltenumbruch]
Werda!

Ein deutscher Offizier, welcher mit seinem Regimente zu den
Hülfstruppen gehörte, die unter dem Marschall Lefevre Danzig
belagerten, erzählt folgende Anecdote:

Der Marschall liebte die Deutschen und hatte das zweite
Bataillon nnseres Regiments als eine Art Leibgarde in seinem
Hauptquartier, dem Dorfe Vruste, bei sich. Während die an-
dern Truppen den schweren Dienst in den Trancheen Tag und
Nacht versehen mußten, hatte dieses Bataillon so gute Zeit, daß
es zuletzt ganz sorglos wnrde und der Commandeur desselben,
Major J., sich mit seinen Offizieren, statt im Alarmhause zu
bleiben. in einem großen Saal des Nebenhauses jede Nacht
ganz ruhig zu Bett legte, sich überhaupt alle mögliche Bequem-
lichkeit zu bereiten suchte.

Jn einer Nacht, als eben die ganze Gesellschaft, nur ein
Licht brennend, im Bette lag, geht plötzlich die Thür auf und
— der Marschal tritt herein.

„Was!“ ruft er im höchsten Zorn, „ick Euch gemackt zu
meiner Leibwack und Jhr seid solke Bärenhäuter? Jst das Dienst?
ist das Wacksamkeit? Wißt Jhr, daß ick bin Marschall? ick
kann Euch legen Kopf vor die Füß', ick Euch sogleich werd
lassen füsillir!“ —

So ging es in der größten Wuth noch eine Weile fort. —
Der Major, mehr todt als lebendig, stand im Hemde mit ge-
falteten Händen vor ihm, und fand keine Möglichkeit, nur ein
einziges Wort zu seiner Vertheidigung vorzubringen.

Unterdessen hatte der Lieutenant L., welcher an der Thür
schlief, den Anfang der Scene mit angehört, sich dann aufs
Schnellste in seine Uniform geworfen, und lief nun was er
konnte auf die Hauptwache, um dort Alarm zu machen.

„Du mußt,“ sagte er zu dem wachhaltenden Offizier, „eine
Menge kleiner Patrouillen ausschicken, die den Marschall, der
uns eben im Bett überfallen, auf jedem Schritt anrufen, so
daß er nicht nach Hause kommt, ohne wenigstens zmanzigmal
angepackt zu sein.“

Gesagt, gethan. — L. eilt zurück und trifft den Feldmar-
schall noch an der Hausthür. — „Werda?!“ schreit er ihm
mit Löwenstimme entgegen. — Kaum einige Schritte — ein
ueues „Werda?!“ — Der Marschall stutzt; nicht lange so
tönt der Anruf ihm wieder entgegen. Nachdem er denselben[unleserliches Material]etwa zehn Mal vernommen, dreht er sich schnell um und steuert
gerade wieder auf das Schlafzimmer der Offiziere zu.

Der Major, welcher eben seine Hosen anzieht und seinen
Burschen prügelt, daß er ihm die Uniform nicht schnell genug
reicht, läßt diese fast aus der Hand fallen, als er den Gefürch-
teten von Neuem erblickt. Er glaubt, nun wird der Tanz erst
recht beginnen; der Schreckliche aber lächelt freundlich und sagt:

„Major, weil Jhr seid so wacksam in Straß, es ist was
Anderes. Könnt Jhr so gut Euch verlassen auf Eure Leut,
mein Hauptquartier ist es so bewackt, könnt ihr selbst in Got-
tes Namen schlafen. Legt Euch zu Bett, ick bin nick mehr [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]bos.
Gut Nackt!“



Ein Dieb ging bei Nacht an einem Hause vorüber. Wer
da? rief eine nahe stehende Schildwache. Keine Antwort. —
Wer da? Spitzbube! rief der Soldat zum zweiten Male. Nun
wenn er mich kennt, was fragt er denn? antwortete der
Dieb.



Jn einem Rechtsstreit eines [unleserliches Material – 9 Zeichen fehlen]Jrländers wurden zwei Zeugen
eidlich vernommen. Der Richter verlangte dafür von ihm
2 Schilling Gebühren. Wie viel muß man Strafe für einen
Fluch bezahlen? fragte der Jrländer. Sechs Pence. Jch habe
kein klein Geld, — sprach nnn der Jrländer — hier ist eine
halbe Krone, damit sind die Eide und der Fluch bezahlt. Hol'
Euch alle der Teuf l.“



[Ende Spaltensatz]
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[0003] um den Andern verschwanden, vermuthlich in der wohlwollen- den Absicht, mir an irgend einer günstigen Stelle der Straße die Kehle abzuschneiden. Es war mir nicht entgangen, daß ein Jeder von ihnen mich ganz besonders in's Auge gefaßt hatte. Um neun Uhr Abends begab ich mich der Weisung des Spaniers gemäß, in den Stall und fand mein Pferd gesattelt. Mein Wirth, den Arm auf meinen Sattelknopf gestemmt, sagte: die Zeit ist nun gekommen, wö sie sort müssen; aber es ist besser, Sie gehen zu Fuße. Folgen Sie der Hauptstraße, aber gehen Sie nicht über die Brücke, sondern wandern Sie etwa eine halbe Meile längs dem rechten Ufer hin, bis Sie in ein großes Gebüsch and Binsenröhricht kommen; dort sollen sie Jhre Begleiter sammt Jhrem Pferd und Gepäcke finden. Be- eilen sie sich aber es ist keine Zeit zn verlieren. Glauben Sie mir wir werden sie dießmal hinter's Licht führen? Vaya, vaya! flüsterte er mir zu, als er mich zum Hinterpförtchen hinaus- ließ. — Judge Peters soll nun endlich den Lohn seiner Tha- ten sinden; es wird ein hübsches Drama werden, worin sie auch Jhre Rolle spielen sollen, Sennor. Die Elenden! fie sol- len die Rechnung nicht ohne den Wirth gemacht haben, Spu- ten sie sich! vaya! vaza! Jch trat meine einsame Wanderung an und fand an der bezeichneten Stelle meinen Wirth, nur von einem Mulatten- knaben begleitet. Hier ist unser Führer! sagte der Spanier. Wir wollen uns hier in's Dickicht schlagen, welches die Texaner aus Furcht vor den hier hausenden Jaguars nicht zu betreten wagen. Glücklicherweise gehen diese Thiere zur jetzigen Jahreszeit tiefer in's Feld, um ihre Beute zu suchen, so daß wir ohne Gefahr hindurch kommen können. Nehmeu sie sich nur in Acht, daß sie nicht in den See zu unserer Rechten fallen; er ist voll Al- ligatoren! Jn einem Kanot, das _____unter den Binsen versteckt lag, fuhren wir über deu_ Fluß und betrateu dann einen, von den Jndia- nern herrührenden Pfad, welcher uns etwa eine halbe Meile weit in's Dickicht hineinführte. Nnn_ hielt mein Wirth an und that einen Pfiff, welcher sogleich durch einen ähnlichen beant- wortet wurde. Gleich darauf kam die Mannschaft meines Geleites zum Vorschein und brachte zwei von den größten Hun- den mit, die ich je gesehen; diese Thiere fprangen auf den Mulatten, unsern Führer, zu und leckten ihn mit allen Zeichen der innigsten Anhänglichkeit. Mein Wirth drückte mir noch einmal warm die Hand und sagte: Jch muß mich nun von Jhnen verabschieden; dieser Junge hier wird sie nach dem Hause meines Neffen, Don Ramon de Vigueyra, bringen, wo sie viel- leicht Zeuge einiger seltsamen Dramen sein werden, welche dort zu Jhrem und meinem Nutzen und Vergnügen aufgeführt wer- den sollen. Mein Neffe sehnt sich sehr nach einem Zusammen- treffen mit dem _______Richter und General Peters. Bitten sie ihn in meinen Namen, er solle sie doch ja mit dem Marquis und der Herzogin bekannt machen, zwei eben so interressanten als feltenen Personen. Die Dame ist ein wenig kokett und der Herr tanzt sehr gut. Jch bin überzeugt, sie werden an Bei- den ein großes Gefallen finden, und auch unser Freund Peters wird Ursachen haben, zufrieden zu sein! Er rieb sich mit einem seltsamen Lächelu die Hände. Wer ist diese Herzogin? fragte ich neugierig „Ein liebliches, reizendes Geschöpf aber eine grimmige Ama- zone. Jch möchte gegznwärtig sein, wenn sie mit Judge Pe- ters zusammentrifft. Leben sie wohl Sennor! damit drückte er mir beide Hände, ich verabschiedete mich unter dem herzlich- sten Danke von ihm, bestieg dann mein flinkes Roß, welches meine Geleitsmannschaft mitgebracht hatte, und setzte an der Spitze derselben meine Reise fort. Der Mulatte war zu Fuß, und die beiden Hunde sprangen ihm zur Seite. Als er au einem Dickicht von starkbelaubten Bäumen vorbeikamen, rief er: Auda, porro! und die beiden Hunde jagten in veeschiedenen Richtungen davon. Jn wenigen Minuten scholl ein wildes Wiehern durch den rauhen Forst und — ( Fortsetzung folgt. ) Werda! Ein deutscher Offizier, welcher mit seinem Regimente zu den Hülfstruppen gehörte, die unter dem Marschall Lefevre Danzig belagerten, erzählt folgende Anecdote: Der Marschall liebte die Deutschen und hatte das zweite Bataillon nnseres Regiments als eine Art Leibgarde in seinem Hauptquartier, dem Dorfe Vruste, bei sich. Während die an- dern Truppen den schweren Dienst in den Trancheen Tag und Nacht versehen mußten, hatte dieses Bataillon so gute Zeit, daß es zuletzt ganz sorglos wnrde und der Commandeur desselben, Major J., sich mit seinen Offizieren, statt im Alarmhause zu bleiben. in einem großen Saal des Nebenhauses jede Nacht ganz ruhig zu Bett legte, sich überhaupt alle mögliche Bequem- lichkeit zu bereiten suchte. Jn einer Nacht, als eben die ganze Gesellschaft, nur ein Licht brennend, im Bette lag, geht plötzlich die Thür auf und — der Marschal tritt herein. „Was!“ ruft er im höchsten Zorn, „ick Euch gemackt zu meiner Leibwack und Jhr seid solke Bärenhäuter? Jst das Dienst? ist das Wacksamkeit? Wißt Jhr, daß ick bin Marschall? ick kann Euch legen Kopf vor die Füß', ick Euch sogleich werd lassen füsillir!“ — So ging es in der größten Wuth noch eine Weile fort. — Der Major, mehr todt als lebendig, stand im Hemde mit ge- falteten Händen vor ihm, und fand keine Möglichkeit, nur ein einziges Wort zu seiner Vertheidigung vorzubringen. Unterdessen hatte der Lieutenant L., welcher an der Thür schlief, den Anfang der Scene mit angehört, sich dann aufs Schnellste in seine Uniform geworfen, und lief nun was er konnte auf die Hauptwache, um dort Alarm zu machen. „Du mußt,“ sagte er zu dem wachhaltenden Offizier, „eine Menge kleiner Patrouillen ausschicken, die den Marschall, der uns eben im Bett überfallen, auf jedem Schritt anrufen, so daß er nicht nach Hause kommt, ohne wenigstens zmanzigmal angepackt zu sein.“ Gesagt, gethan. — L. eilt zurück und trifft den Feldmar- schall noch an der Hausthür. — „Werda?!“ schreit er ihm mit Löwenstimme entgegen. — Kaum einige Schritte — ein ueues „Werda?!“ — Der Marschall stutzt; nicht lange so tönt der Anruf ihm wieder entgegen. Nachdem er denselben_ etwa zehn Mal vernommen, dreht er sich schnell um und steuert gerade wieder auf das Schlafzimmer der Offiziere zu. Der Major, welcher eben seine Hosen anzieht und seinen Burschen prügelt, daß er ihm die Uniform nicht schnell genug reicht, läßt diese fast aus der Hand fallen, als er den Gefürch- teten von Neuem erblickt. Er glaubt, nun wird der Tanz erst recht beginnen; der Schreckliche aber lächelt freundlich und sagt: „Major, weil Jhr seid so wacksam in Straß, es ist was Anderes. Könnt Jhr so gut Euch verlassen auf Eure Leut, mein Hauptquartier ist es so bewackt, könnt ihr selbst in Got- tes Namen schlafen. Legt Euch zu Bett, ick bin nick mehr ___bos. Gut Nackt!“ Ein Dieb ging bei Nacht an einem Hause vorüber. Wer da? rief eine nahe stehende Schildwache. Keine Antwort. — Wer da? Spitzbube! rief der Soldat zum zweiten Male. Nun wenn er mich kennt, was fragt er denn? antwortete der Dieb. Jn einem Rechtsstreit eines _________Jrländers wurden zwei Zeugen eidlich vernommen. Der Richter verlangte dafür von ihm 2 Schilling Gebühren. Wie viel muß man Strafe für einen Fluch bezahlen? fragte der Jrländer. Sechs Pence. Jch habe kein klein Geld, — sprach nnn der Jrländer — hier ist eine halbe Krone, damit sind die Eide und der Fluch bezahlt. Hol' Euch alle der Teuf l.“

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 17. Hattingen, 25. Februar 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische017_1851/3>, abgerufen am 13.06.2024.