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Märkische Blätter. Nr. 5. Hattingen, 20. Februar 1850.

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[Beginn Spaltensatz] mensteuer gestimmt haben, indem man die vom Abgeord-
neten L. Camphausen ( damals ) so trefflich ausgeführte
Lehre von den ,,,,Pflichten des Besitzes'''' vollkommen theile."
Jetzt -- ist der Verfassungsstreit erledigt, -- jetzt wird
sich ein anderer Vorwand finden müssen. Die " Census-
Kammer scheint also dem Volke zeigen zu wollen, daß Waldeck
und seine Freunde nicht so ganz Unrecht hatten, als sie
durch die Einrichtung derselben alle Hoffnungen auf ma-
terielle Reformen im Sinne der Gleichberechtigung für
vereitelt erklärten.

-- Bekanntlich hatte das Kreisgericht in Oppeln
eine Untersuchung gegen den Grafen Reichenbach angeord-
net wegen der Theilnahme an den Beschlüssen des stutt-
garter Rumpf=Parlaments, und zugleich den Angeklagten
verhaften lassen. Das Appellations=Gericht in Ratibor
hob in Folge einer Beschwerde des Grafen die Verfü-
gung auf und ließ ihn in Freiheit setzen. Dagegen legte der
Staats=Anwalt beim Ober=Tribunal Recurs ein, dieses
cassirte durch Verfügung den Beschluß des Appellations-
Gerichts und ordnete als höchste Jnstanz die Einleitung
der Untersuchung und die Wiederverhaftung Reichenbach's
an. Diesem Befehle kam das Kreisgericht nach. Das
Appellations=Gericht trat dem jedoch entgegen. Es erklärte
durch Beschluß die Verfügung des Ober=Tribunals für
ungesetzlich und wies das Kreisgericht an, derselben keine
Folge zu geben, weil das Ober=Tribunal zu dieser Ver-
fügung nicht competent gewesen sei. Der Graf solle da-
her fofort wieder in Freiheit gesetzt werden. Dieser uner-
hörte Vorfall hat hier große Sensation hervorgerufen.
Das Ober=Tribunal hat darauf beschlossen, die Discipli-
nar=Untersuchung gegen die Mitglieder des "renitenten"
Appellations=Gerichts einzuleiten, den Präsidenten v. Kirch-
mann suspendirt und auch die Suspension der übrigen
Mitglieder von dem Tage an ausgesprochen, wo für ihre
Stellvertreter gesorgt sein wird. --

Altona, 14. Februar. Sonntag Abend sind von
Eckernförde aus drei dänische Kriegsschiffe bemerkt wor-
den 2 Zweimaster und 1 Dreimaster. Dieselben sind heu-
von Kiel aus auch gesehen[unleserliches Material] worden. -- Heute
Morgen sind die angekündigten Ersatz=Mannschaften vom
12. preußischen Jnfanterie=Regiment in der Stärke von
8 Offizieren, 1 Rechnungsführer und 664 Mann nach
Rendsburg befördert worden.

Griechenland. Durch einen französischen Post-
dampfer ist am 4. Februar in Malta die Nachricht an-
gelangt, daß auf Befehl des Admirals Parker englische
Truppen und Geschütze auf den Jnseln Sapienza und
Cervi ausgeschifft worden seien. Auf anderem Wege ha-
ben wir diese Nachricht von der Besatzung der Jnseln
bis jetzt noch nicht erhalten.

Jn den Salinen von Bochnia ist eine furchtbare
Feuersbrunst ausgebrochen. Wodurch, wann und an wel-
chem Orte dies geschehen, konnte bis jetzt noch nicht er-
mittelt werden, indem der dichte Qualm und die tödten-
den Gase, welche aus dem Schacht auf die Oberfläche
herausdringen, jeden mit Tod bedrohen, der es wagen
wollte, sich in die Tiefen der Salinen hinabzulassen. Nur
so viel ist gewiß, daß am 1. Febr. noch keine Spur ei-
nes Feuers zu finden war, und die Bergleute an jenem
Tage wohl nicht vermutheten, daß sie in zwei Tagen
von einem unerwarteteten Tode ereilt werden sollten.
Montag den 4. Febr. begaben sich gegen 500 Bergleute
durch alle Schachte in die Salinen, wo sie das Feuer
erst dann bemerkten, als das Gas seine tödtende Wirkung
beretes zu äußern begann. Man fing nun sogleich an,
diejenigen, freilich halbtodt, herauszuziehen, die so viel
[Spaltenumbruch] Kraft und Geistesgegenwart behalten hatten, um bis unter
den Schacht zu gelangen und sich des zum Aufziehen
angebrachten Seiles zu bemächtigen. -- Bochnia bietet
einen schauerlichen Anblick dar: überall Jammergeschrei
und Wehklagen der verzweifelnden Eltern, Weiber und
Kinder jener Unglücklichen, welche in den dunkeln ver-
gifteten Gründen hülflos verschmachten; überall Sterben-
de und Verwundete, die man heraufgezogen. Die Un-
glücklichen hatten einander selbst im furchtbaren Todes-
kampfe gegenseitig Hülfe geleistet; jene, die noch etwas
Besinnung behalten hatten, verwendeten ihre letzten Kräfte
mit eigener Lebensgefahr zur Rettung der Ohnmächtigen.



Verschiedenes.

Der " Adelaide Observer " theilt folgenden interessan-
ten Vorfall mit: Ein Schiffsjunge an Bord des Fahr-
zeugs "Waterwitch" ließ zu seiner Unterhaltung vom
Hintertheil des Decks einen Drachen steigen. Als dieser
eine beträchtliche Höhe erreicht, blieb ein grade vorbeiflie-
gender Albatroß zufällig mit dem einen Flügel an dem
Leitseile ziemlich in dessen Mitte hängen, schlang dasselbe
durch sein Ankämpfen gegen das Hinderniß um sich her-
um und entzog es so der Hand des Knaden, so daß die
auf dem Deck befindlichen Zuschauer sich des in seiner
Art gewiß einzigen Anblicks erfreuten, einen Albatroß mit
einem Drachen über sich durch die Lüfte schweben zu
sehen, bis beide, Drache und Vogel, in blauer Ferne dem
Auge entschwanden. --

Jn der Times bemerkt Jemand, daß in den letzten
drei Jahren nicht weniger als 25 Millionen Pfd. Sterl.
von den Capitalisten des Continents aus Furcht vor den
politischen Ereignissen in England angelegt wurden. Eine
andere Ursache der Anhäufung des baaren Geldes in
England ist die fast auf Null reducirte Ausgabe englischen
Geldes auf dem Festlande, die sonst durch die massenhaf-
ten Reisenden Albions mehrere Millionen betrug. Jnsbe-
sondere war in den letzten drei Jahren vor der Februar-
revolution die Reiselust so sehr gestiegen, daß eine Sum-
me von 10 -- 12 Millionen Pfund dem Lande jährlich
entzogen wurde. --

Wie außerordentlich groß in Wien diesen Winter die
Tanzlust wieder ist, zeigt der Umstand, daß nach offiziel-
len Angaben jede Woche im Durchschnitte 350 Bälle
dort abgehalten werden, öffentliche Bälle, ungerechnet die
vielen Privatbälle. Da erklärt es sich denn auch, daß es
häufig an Tänzern fehlen mag, und daß deßhalb eine
Speculation gut sein mag, die schon ins Leben gerufen
worden ist, ein Bureau nämlich das, für 5 Gulden der
Mann, flotte Tänzer in vollem Ballanzuge und mit schö-
nem Barte liefert. --



Für die Ueberschwemmten am Rhein

ist ferner eingegangen: von A. B. 1 Thlr. -- von H.
R. 15 Sgr. -- von J. B. J. 2 Thlr. -- von K.
7 1 / 2 Sgr. -- von W. R. 15 Sgr. -- von R. V.
7 1 / 2 Sgr. -- von Chr. K. 10 Sgr. Hierzu die in vo-
riger Nro. angezeigten 5 Thlr. zusammen 9 Thlr. 25 Sgr.

Fernere Beiträge werden gern entgegengenommen.

    Die Redaction.



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] mensteuer gestimmt haben, indem man die vom Abgeord-
neten L. Camphausen ( damals ) so trefflich ausgeführte
Lehre von den ‚‚‚‚Pflichten des Besitzes'''' vollkommen theile.“
Jetzt — ist der Verfassungsstreit erledigt, — jetzt wird
sich ein anderer Vorwand finden müssen. Die „ Census-
Kammer scheint also dem Volke zeigen zu wollen, daß Waldeck
und seine Freunde nicht so ganz Unrecht hatten, als sie
durch die Einrichtung derselben alle Hoffnungen auf ma-
terielle Reformen im Sinne der Gleichberechtigung für
vereitelt erklärten.

— Bekanntlich hatte das Kreisgericht in Oppeln
eine Untersuchung gegen den Grafen Reichenbach angeord-
net wegen der Theilnahme an den Beschlüssen des stutt-
garter Rumpf=Parlaments, und zugleich den Angeklagten
verhaften lassen. Das Appellations=Gericht in Ratibor
hob in Folge einer Beschwerde des Grafen die Verfü-
gung auf und ließ ihn in Freiheit setzen. Dagegen legte der
Staats=Anwalt beim Ober=Tribunal Recurs ein, dieses
cassirte durch Verfügung den Beschluß des Appellations-
Gerichts und ordnete als höchste Jnstanz die Einleitung
der Untersuchung und die Wiederverhaftung Reichenbach's
an. Diesem Befehle kam das Kreisgericht nach. Das
Appellations=Gericht trat dem jedoch entgegen. Es erklärte
durch Beschluß die Verfügung des Ober=Tribunals für
ungesetzlich und wies das Kreisgericht an, derselben keine
Folge zu geben, weil das Ober=Tribunal zu dieser Ver-
fügung nicht competent gewesen sei. Der Graf solle da-
her fofort wieder in Freiheit gesetzt werden. Dieser uner-
hörte Vorfall hat hier große Sensation hervorgerufen.
Das Ober=Tribunal hat darauf beschlossen, die Discipli-
nar=Untersuchung gegen die Mitglieder des „renitenten“
Appellations=Gerichts einzuleiten, den Präsidenten v. Kirch-
mann suspendirt und auch die Suspension der übrigen
Mitglieder von dem Tage an ausgesprochen, wo für ihre
Stellvertreter gesorgt sein wird. —

Altona, 14. Februar. Sonntag Abend sind von
Eckernförde aus drei dänische Kriegsschiffe bemerkt wor-
den 2 Zweimaster und 1 Dreimaster. Dieselben sind heu-
von Kiel aus auch gesehen[unleserliches Material] worden. — Heute
Morgen sind die angekündigten Ersatz=Mannschaften vom
12. preußischen Jnfanterie=Regiment in der Stärke von
8 Offizieren, 1 Rechnungsführer und 664 Mann nach
Rendsburg befördert worden.

Griechenland. Durch einen französischen Post-
dampfer ist am 4. Februar in Malta die Nachricht an-
gelangt, daß auf Befehl des Admirals Parker englische
Truppen und Geschütze auf den Jnseln Sapienza und
Cervi ausgeschifft worden seien. Auf anderem Wege ha-
ben wir diese Nachricht von der Besatzung der Jnseln
bis jetzt noch nicht erhalten.

Jn den Salinen von Bochnia ist eine furchtbare
Feuersbrunst ausgebrochen. Wodurch, wann und an wel-
chem Orte dies geschehen, konnte bis jetzt noch nicht er-
mittelt werden, indem der dichte Qualm und die tödten-
den Gase, welche aus dem Schacht auf die Oberfläche
herausdringen, jeden mit Tod bedrohen, der es wagen
wollte, sich in die Tiefen der Salinen hinabzulassen. Nur
so viel ist gewiß, daß am 1. Febr. noch keine Spur ei-
nes Feuers zu finden war, und die Bergleute an jenem
Tage wohl nicht vermutheten, daß sie in zwei Tagen
von einem unerwarteteten Tode ereilt werden sollten.
Montag den 4. Febr. begaben sich gegen 500 Bergleute
durch alle Schachte in die Salinen, wo sie das Feuer
erst dann bemerkten, als das Gas seine tödtende Wirkung
beretes zu äußern begann. Man fing nun sogleich an,
diejenigen, freilich halbtodt, herauszuziehen, die so viel
[Spaltenumbruch] Kraft und Geistesgegenwart behalten hatten, um bis unter
den Schacht zu gelangen und sich des zum Aufziehen
angebrachten Seiles zu bemächtigen. — Bochnia bietet
einen schauerlichen Anblick dar: überall Jammergeschrei
und Wehklagen der verzweifelnden Eltern, Weiber und
Kinder jener Unglücklichen, welche in den dunkeln ver-
gifteten Gründen hülflos verschmachten; überall Sterben-
de und Verwundete, die man heraufgezogen. Die Un-
glücklichen hatten einander selbst im furchtbaren Todes-
kampfe gegenseitig Hülfe geleistet; jene, die noch etwas
Besinnung behalten hatten, verwendeten ihre letzten Kräfte
mit eigener Lebensgefahr zur Rettung der Ohnmächtigen.



Verschiedenes.

Der „ Adelaide Observer “ theilt folgenden interessan-
ten Vorfall mit: Ein Schiffsjunge an Bord des Fahr-
zeugs „Waterwitch“ ließ zu seiner Unterhaltung vom
Hintertheil des Decks einen Drachen steigen. Als dieser
eine beträchtliche Höhe erreicht, blieb ein grade vorbeiflie-
gender Albatroß zufällig mit dem einen Flügel an dem
Leitseile ziemlich in dessen Mitte hängen, schlang dasselbe
durch sein Ankämpfen gegen das Hinderniß um sich her-
um und entzog es so der Hand des Knaden, so daß die
auf dem Deck befindlichen Zuschauer sich des in seiner
Art gewiß einzigen Anblicks erfreuten, einen Albatroß mit
einem Drachen über sich durch die Lüfte schweben zu
sehen, bis beide, Drache und Vogel, in blauer Ferne dem
Auge entschwanden. —

Jn der Times bemerkt Jemand, daß in den letzten
drei Jahren nicht weniger als 25 Millionen Pfd. Sterl.
von den Capitalisten des Continents aus Furcht vor den
politischen Ereignissen in England angelegt wurden. Eine
andere Ursache der Anhäufung des baaren Geldes in
England ist die fast auf Null reducirte Ausgabe englischen
Geldes auf dem Festlande, die sonst durch die massenhaf-
ten Reisenden Albions mehrere Millionen betrug. Jnsbe-
sondere war in den letzten drei Jahren vor der Februar-
revolution die Reiselust so sehr gestiegen, daß eine Sum-
me von 10 — 12 Millionen Pfund dem Lande jährlich
entzogen wurde. —

Wie außerordentlich groß in Wien diesen Winter die
Tanzlust wieder ist, zeigt der Umstand, daß nach offiziel-
len Angaben jede Woche im Durchschnitte 350 Bälle
dort abgehalten werden, öffentliche Bälle, ungerechnet die
vielen Privatbälle. Da erklärt es sich denn auch, daß es
häufig an Tänzern fehlen mag, und daß deßhalb eine
Speculation gut sein mag, die schon ins Leben gerufen
worden ist, ein Bureau nämlich das, für 5 Gulden der
Mann, flotte Tänzer in vollem Ballanzuge und mit schö-
nem Barte liefert. —



Für die Ueberschwemmten am Rhein

ist ferner eingegangen: von A. B. 1 Thlr. — von H.
R. 15 Sgr. — von J. B. J. 2 Thlr. — von K.
7 1 / 2 Sgr. — von W. R. 15 Sgr. — von R. V.
7 1 / 2 Sgr. — von Chr. K. 10 Sgr. Hierzu die in vo-
riger Nro. angezeigten 5 Thlr. zusammen 9 Thlr. 25 Sgr.

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    Die Redaction.



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Kirch- mann suspendirt und auch die Suspension der übrigen Mitglieder von dem Tage an ausgesprochen, wo für ihre Stellvertreter gesorgt sein wird. — Altona, 14. Februar. Sonntag Abend sind von Eckernförde aus drei dänische Kriegsschiffe bemerkt wor- den 2 Zweimaster und 1 Dreimaster. Dieselben sind heu- von Kiel aus auch gesehen_ worden. — Heute Morgen sind die angekündigten Ersatz=Mannschaften vom 12. preußischen Jnfanterie=Regiment in der Stärke von 8 Offizieren, 1 Rechnungsführer und 664 Mann nach Rendsburg befördert worden. Griechenland. Durch einen französischen Post- dampfer ist am 4. Februar in Malta die Nachricht an- gelangt, daß auf Befehl des Admirals Parker englische Truppen und Geschütze auf den Jnseln Sapienza und Cervi ausgeschifft worden seien. Auf anderem Wege ha- ben wir diese Nachricht von der Besatzung der Jnseln bis jetzt noch nicht erhalten. Jn den Salinen von Bochnia ist eine furchtbare Feuersbrunst ausgebrochen. 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Man fing nun sogleich an, diejenigen, freilich halbtodt, herauszuziehen, die so viel Kraft und Geistesgegenwart behalten hatten, um bis unter den Schacht zu gelangen und sich des zum Aufziehen angebrachten Seiles zu bemächtigen. — Bochnia bietet einen schauerlichen Anblick dar: überall Jammergeschrei und Wehklagen der verzweifelnden Eltern, Weiber und Kinder jener Unglücklichen, welche in den dunkeln ver- gifteten Gründen hülflos verschmachten; überall Sterben- de und Verwundete, die man heraufgezogen. Die Un- glücklichen hatten einander selbst im furchtbaren Todes- kampfe gegenseitig Hülfe geleistet; jene, die noch etwas Besinnung behalten hatten, verwendeten ihre letzten Kräfte mit eigener Lebensgefahr zur Rettung der Ohnmächtigen. Verschiedenes. Der „ Adelaide Observer “ theilt folgenden interessan- ten Vorfall mit: Ein Schiffsjunge an Bord des Fahr- zeugs „Waterwitch“ ließ zu seiner Unterhaltung vom Hintertheil des Decks einen Drachen steigen. Als dieser eine beträchtliche Höhe erreicht, blieb ein grade vorbeiflie- gender Albatroß zufällig mit dem einen Flügel an dem Leitseile ziemlich in dessen Mitte hängen, schlang dasselbe durch sein Ankämpfen gegen das Hinderniß um sich her- um und entzog es so der Hand des Knaden, so daß die auf dem Deck befindlichen Zuschauer sich des in seiner Art gewiß einzigen Anblicks erfreuten, einen Albatroß mit einem Drachen über sich durch die Lüfte schweben zu sehen, bis beide, Drache und Vogel, in blauer Ferne dem Auge entschwanden. — Jn der Times bemerkt Jemand, daß in den letzten drei Jahren nicht weniger als 25 Millionen Pfd. Sterl. von den Capitalisten des Continents aus Furcht vor den politischen Ereignissen in England angelegt wurden. Eine andere Ursache der Anhäufung des baaren Geldes in England ist die fast auf Null reducirte Ausgabe englischen Geldes auf dem Festlande, die sonst durch die massenhaf- ten Reisenden Albions mehrere Millionen betrug. Jnsbe- sondere war in den letzten drei Jahren vor der Februar- revolution die Reiselust so sehr gestiegen, daß eine Sum- me von 10 — 12 Millionen Pfund dem Lande jährlich entzogen wurde. — Wie außerordentlich groß in Wien diesen Winter die Tanzlust wieder ist, zeigt der Umstand, daß nach offiziel- len Angaben jede Woche im Durchschnitte 350 Bälle dort abgehalten werden, öffentliche Bälle, ungerechnet die vielen Privatbälle. Da erklärt es sich denn auch, daß es häufig an Tänzern fehlen mag, und daß deßhalb eine Speculation gut sein mag, die schon ins Leben gerufen worden ist, ein Bureau nämlich das, für 5 Gulden der Mann, flotte Tänzer in vollem Ballanzuge und mit schö- nem Barte liefert. — Für die Ueberschwemmten am Rhein ist ferner eingegangen: von A. B. 1 Thlr. — von H. R. 15 Sgr. — von J. B. J. 2 Thlr. — von K. 7 1 / 2 Sgr. — von W. R. 15 Sgr. — von R. V. 7 1 / 2 Sgr. — von Chr. K. 10 Sgr. Hierzu die in vo- riger Nro. angezeigten 5 Thlr. zusammen 9 Thlr. 25 Sgr. Fernere Beiträge werden gern entgegengenommen. Die Redaction.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 5. Hattingen, 20. Februar 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische015_1850/3>, abgerufen am 24.08.2024.