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Märkische Blätter. Nr. 12. Hattingen, 8. Februar 1851.

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[Beginn Spaltensatz] eingetrieben werden soll, wird mehr Schwierigkeiten kosten. Die
freie nationale Bewegung in Piemont uud die Pläne des un-
ermüdlichen Mazzini machen die österreichische Regierung trotz
ihrer Macht besorgt und wachsam. ( W. Z. )

Rußland.

Von der preußisch=russischen Grenze, 25. Jan.
Wenn bei der ostensiblen Entwaffnung Oesterreichs und Preu-
ßeus man Aehuliches in Rußland nicht gewahrt, wenn im Ge-
gentheil die russischen Truppen in Polen eher verstärkt als ver-
mindert werden und die dortigen Trnppenmärsche mehr locale
Dislocationen und militärische Promenaden sind: so erscheint
es mehr als wahrscheinlich, daß die russischen Truppen=Anhäu-
fungen in Polen nicht so bloß Deutschland galten, welches jetzt
mehr als zu ruhig ist und sich den Verfügungen der heiligen
Alianz stillschweigend unterwirft, sondern daß der Czar höhere,
weitere Plane verfolgt. Die in den preußischen und österrei-
chischen Heeren verbreiteten Gerstchte, daß sie im Frühjahr nach
Frankreich zur Restauration ziehen würden, scheinen darin ihre
Bestätigung zu finden. Bedenkt man die Fundamentalpolitik
Rußlands, welche ausgesprochenermaßen sich berufen fühlt, die
Revolution in Europa niederzukämpfen: so wird man ungeach-
tet des äußerlich freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Frank-
reich und Rußland es für wahrscheinlich halten, daß Rußland
im Frühjahr nach der Pacification Dentfchlands auch dahin
arbeiten werde, den Krater der Revolution in Frankreich zu
schließen. Anders aber beantwortet sich diese Frage, wenn es
darauf ankommt, zu erfahren, ob Oesterreich und Preußen an
diesem Kreuzzuge Theil nehmen würden. Was Oesterreich be-
trifft, so ist die Reaction dort bereits so weit vorgeschritten,
daß die öffentliche Meinung in Kammern sich nicht aussprechen
kann und in der Presse sich nicht aussprechen darf. So weit
ist es in Preußen nun zwar nicht; unsere Kammern würden
einen solchen Kreuzzug a la 1792 nicht billigen, eben so wenig
als ihn unsere Presse gutheißen würde. Das übrige Deutsch-
land würde willenlos sich dem Jmpuls des Stärkeren überlas-
sen müssen. Dessenungeachtet fürchten wir einen solchen fran-
zösischen Kreuzzug nicht. Die Erfahrung wird für unsere Staats-
männer nicht vergeblich gesprochen haben. Wie früher würde
jede Jntervention die sonst getrennten Franzosen vereinigen; der
Krieg würde ein National= und dadurch ein Prinzipienkrieg
werden. ( W. Z. )

Schleswig=Holstein.

Altona, 4. Febr. Die nach einigen Mittheilungen zur
Untersuchung der Lage des Kronwerks der Festung Rendsburg,
nach andern Mittheilungen behuss Quartiermachens nach Rends-
burg gegangenen beiden Offiziere, ein österreichischer und ein
preußischer, kehrten gestern Abend witder von dorther zurück.
Die Besatzungstruppen werden in den nächsten Tagen in Rends-
burg erwartet werden können. ( W. Z. )

Frankreich.

Paris, 3. Febr. Der gestern von Seiten des Ministeri-
ums der National=Versammlung vorgelegte Antrag auf Erhö-
hung des Gehaltes des Präsidenten, bildet natürlich den Ge-
genstand des allgemeinen Gesprächs. Das was man begehrt,
sind 1,800,000 Frc., so daß also die ganze Summe 3 Milli-
onen Frc. beträgt, wenn man die ursprünglich nach Jnhalt
der Konstitution für den Präsidenten bestimmten 600,000 Frc.
so wie eine gleiche für Repräsentionskosten ausgeworfene Summe
hinzurechnet. -- Der Antrag ist in der Nationalversammlung
von Seiten der Majorität mit Eiseskälte und von Seiten der
Linken mit ironischem Lächeln aufgenommen worden.

( Ruhr Z. )

Jtalien.

Venedig, 1. Febr. Graf Chambord litt an einer ner-
vös=gastrischen Krankreit; doch hatte dieselbe niemals einen ge-
fährlichen Charakter angenommen. Gegenwärtig befindet er
sich wohlauf. ( Ruhr=V )



[Spaltenumbruch]
Unterhaltendes.
Des Lootsen Rache.
Eine Seeskizze.
( Schluß. )

Vergebens versuchten sie es die Brig in den Wind zu legen,
-- kein Segel wollte auch nur einen Augenblick halten, bis
es zuletzt den Matrosen gelang, ein Vorder= und ein Sturmse-
gel fest zu machen. Auf kurze Zeit kämpfte die Brig brav
gegen das wogende Meer, aber bald zeigte sich, daß sie zuletzt
doch an die Küste getrieben werden müßten, denn die Gewalt
der einwärts rollenden Wogen war größer als die Gewalt des
Windes.

"Junge, weißt du, was für ein Licht das ist?" fragte der
Kapitain, indem er sich am Tackelwerk festhielt, um sich auf-
recht zu erhalten.

"Ja, Herr," antwortete Robert -- "es ist Bullimore's
Crag."

"Zu was ist es dort?"

"Es bezeichnet die Einfahrt in einen kleinrn Hafen, Herr,
der rückwärts davon liegt."

"Und kann ein Fahrzeug von dieser Größe hinein gehen?"
fragte der Kapitain weiter und ein Hoffnungsstrahl fuhr über
fein Gesicht.

"O ja Herr! ich habe mein ganzes Leben an dieser Küste
zugebracht und ich kenne jede Ecke an ihr."

Kannst du die Brig hineinbringen in diesem Sturme?"

"Ja Herr," entgegnete der Knabe und seine Augen funkelten
in sonderbarer Glnth.

"Und willst Du's thun?" forschte begierig der Kapitain.

"Unter zwei Bedingungen."

"Nenne sie schnell."

"Die erste ist, daß Sie mich in Frieden gehen lassen, und
die andere, daß Sie keinen der Schmuggler belästigen, wenn
sie zufällig dort sein sollten."

"Jch versprech' es," sagte der Kapitain, -- "und nun geh'
an deine Arbeit. Aber merk dir's wenn du mich hintergehst
-- beim heiligen Georg, -- so schieß' ich dich aus der Stelle
nieder."

Die Brig war vor den Wind gebracht und Robert Kintock
stellte sich auf der Vorderrae an der Starbordseite, von wo
seine Befehle entlang bis zum Mann am Steuer passirten. Das
springend stürzende Fahrzeug schoß den zackigen Klippen entge-
gen. und jedes Seemanns Herz pochte in schauerlichen Gefüh-
len, als sie an einer sinster drohenden Felsenmasse vorüber flo-
gen, an der sich fast die Seiten der Brig rieben. Dahin flog
das Schiff, und dichter und furchtbarer wurden die Klippen,
welche auf allen Seiten ihre Häupter erhoben.

"Port!" brüllte der Knabe.

"Port ist's!"

"Fest -- so!"

"Fest ist's!"

"Starbord -- schnell!"

"Ay, ay, Starbord ist's!"

"Fest -- so!"

"Fest ist's!"

Jn diesem Augenbricke schoß die Brig an einer überhängen-
den Klippe vorbei, und eben, als ein blendender Blitzstrahl
durch den Himmel zuckte und alle die Schauer ringsum ent-
hüllte, hörte man einen lauten Schrei vom jungen Lootsen.
Aller Augen richteten sich auf ihn. Er stand am äußersten
Ende der Rae und hielt sich an der Linken fest. Plötzlich krümmte
er sich zusammen wie ein Tiger, der nach seiner Beute springen
will, und erreichte dann mit einem kräftigen Sprunge die her-
überragende Klippe.

"Rache! Rache!" war Alles, was die dem Berhängniß ver-
fallene Mannschaft hörte, -- fort ging es in die tosende
Brandung!

"Breckers! ein Riff!" schrie der Mann vorn. "Starbord
-- schnell!"

Aber es war zu spät. Ehe das Ruder noch halb gewendet
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] eingetrieben werden soll, wird mehr Schwierigkeiten kosten. Die
freie nationale Bewegung in Piemont uud die Pläne des un-
ermüdlichen Mazzini machen die österreichische Regierung trotz
ihrer Macht besorgt und wachsam. ( W. Z. )

Rußland.

Von der preußisch=russischen Grenze, 25. Jan.
Wenn bei der ostensiblen Entwaffnung Oesterreichs und Preu-
ßeus man Aehuliches in Rußland nicht gewahrt, wenn im Ge-
gentheil die russischen Truppen in Polen eher verstärkt als ver-
mindert werden und die dortigen Trnppenmärsche mehr locale
Dislocationen und militärische Promenaden sind: so erscheint
es mehr als wahrscheinlich, daß die russischen Truppen=Anhäu-
fungen in Polen nicht so bloß Deutschland galten, welches jetzt
mehr als zu ruhig ist und sich den Verfügungen der heiligen
Alianz stillschweigend unterwirft, sondern daß der Czar höhere,
weitere Plane verfolgt. Die in den preußischen und österrei-
chischen Heeren verbreiteten Gerstchte, daß sie im Frühjahr nach
Frankreich zur Restauration ziehen würden, scheinen darin ihre
Bestätigung zu finden. Bedenkt man die Fundamentalpolitik
Rußlands, welche ausgesprochenermaßen sich berufen fühlt, die
Revolution in Europa niederzukämpfen: so wird man ungeach-
tet des äußerlich freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Frank-
reich und Rußland es für wahrscheinlich halten, daß Rußland
im Frühjahr nach der Pacification Dentfchlands auch dahin
arbeiten werde, den Krater der Revolution in Frankreich zu
schließen. Anders aber beantwortet sich diese Frage, wenn es
darauf ankommt, zu erfahren, ob Oesterreich und Preußen an
diesem Kreuzzuge Theil nehmen würden. Was Oesterreich be-
trifft, so ist die Reaction dort bereits so weit vorgeschritten,
daß die öffentliche Meinung in Kammern sich nicht aussprechen
kann und in der Presse sich nicht aussprechen darf. So weit
ist es in Preußen nun zwar nicht; unsere Kammern würden
einen solchen Kreuzzug à la 1792 nicht billigen, eben so wenig
als ihn unsere Presse gutheißen würde. Das übrige Deutsch-
land würde willenlos sich dem Jmpuls des Stärkeren überlas-
sen müssen. Dessenungeachtet fürchten wir einen solchen fran-
zösischen Kreuzzug nicht. Die Erfahrung wird für unsere Staats-
männer nicht vergeblich gesprochen haben. Wie früher würde
jede Jntervention die sonst getrennten Franzosen vereinigen; der
Krieg würde ein National= und dadurch ein Prinzipienkrieg
werden. ( W. Z. )

Schleswig=Holstein.

Altona, 4. Febr. Die nach einigen Mittheilungen zur
Untersuchung der Lage des Kronwerks der Festung Rendsburg,
nach andern Mittheilungen behuss Quartiermachens nach Rends-
burg gegangenen beiden Offiziere, ein österreichischer und ein
preußischer, kehrten gestern Abend witder von dorther zurück.
Die Besatzungstruppen werden in den nächsten Tagen in Rends-
burg erwartet werden können. ( W. Z. )

Frankreich.

Paris, 3. Febr. Der gestern von Seiten des Ministeri-
ums der National=Versammlung vorgelegte Antrag auf Erhö-
hung des Gehaltes des Präsidenten, bildet natürlich den Ge-
genstand des allgemeinen Gesprächs. Das was man begehrt,
sind 1,800,000 Frc., so daß also die ganze Summe 3 Milli-
onen Frc. beträgt, wenn man die ursprünglich nach Jnhalt
der Konstitution für den Präsidenten bestimmten 600,000 Frc.
so wie eine gleiche für Repräsentionskosten ausgeworfene Summe
hinzurechnet. — Der Antrag ist in der Nationalversammlung
von Seiten der Majorität mit Eiseskälte und von Seiten der
Linken mit ironischem Lächeln aufgenommen worden.

( Ruhr Z. )

Jtalien.

Venedig, 1. Febr. Graf Chambord litt an einer ner-
vös=gastrischen Krankreit; doch hatte dieselbe niemals einen ge-
fährlichen Charakter angenommen. Gegenwärtig befindet er
sich wohlauf. ( Ruhr=V )



[Spaltenumbruch]
Unterhaltendes.
Des Lootsen Rache.
Eine Seeskizze.
( Schluß. )

Vergebens versuchten sie es die Brig in den Wind zu legen,
— kein Segel wollte auch nur einen Augenblick halten, bis
es zuletzt den Matrosen gelang, ein Vorder= und ein Sturmse-
gel fest zu machen. Auf kurze Zeit kämpfte die Brig brav
gegen das wogende Meer, aber bald zeigte sich, daß sie zuletzt
doch an die Küste getrieben werden müßten, denn die Gewalt
der einwärts rollenden Wogen war größer als die Gewalt des
Windes.

„Junge, weißt du, was für ein Licht das ist?“ fragte der
Kapitain, indem er sich am Tackelwerk festhielt, um sich auf-
recht zu erhalten.

„Ja, Herr,“ antwortete Robert — „es ist Bullimore's
Crag.“

„Zu was ist es dort?“

„Es bezeichnet die Einfahrt in einen kleinrn Hafen, Herr,
der rückwärts davon liegt.“

„Und kann ein Fahrzeug von dieser Größe hinein gehen?“
fragte der Kapitain weiter und ein Hoffnungsstrahl fuhr über
fein Gesicht.

„O ja Herr! ich habe mein ganzes Leben an dieser Küste
zugebracht und ich kenne jede Ecke an ihr.“

Kannst du die Brig hineinbringen in diesem Sturme?“

„Ja Herr,“ entgegnete der Knabe und seine Augen funkelten
in sonderbarer Glnth.

„Und willst Du's thun?“ forschte begierig der Kapitain.

„Unter zwei Bedingungen.“

„Nenne sie schnell.“

„Die erste ist, daß Sie mich in Frieden gehen lassen, und
die andere, daß Sie keinen der Schmuggler belästigen, wenn
sie zufällig dort sein sollten.“

„Jch versprech' es,“ sagte der Kapitain, — „und nun geh'
an deine Arbeit. Aber merk dir's wenn du mich hintergehst
— beim heiligen Georg, — so schieß' ich dich aus der Stelle
nieder.“

Die Brig war vor den Wind gebracht und Robert Kintock
stellte sich auf der Vorderrae an der Starbordseite, von wo
seine Befehle entlang bis zum Mann am Steuer passirten. Das
springend stürzende Fahrzeug schoß den zackigen Klippen entge-
gen. und jedes Seemanns Herz pochte in schauerlichen Gefüh-
len, als sie an einer sinster drohenden Felsenmasse vorüber flo-
gen, an der sich fast die Seiten der Brig rieben. Dahin flog
das Schiff, und dichter und furchtbarer wurden die Klippen,
welche auf allen Seiten ihre Häupter erhoben.

„Port!“ brüllte der Knabe.

„Port ist's!“

„Fest — so!“

„Fest ist's!“

„Starbord — schnell!“

„Ay, ay, Starbord ist's!“

„Fest — so!“

„Fest ist's!“

Jn diesem Augenbricke schoß die Brig an einer überhängen-
den Klippe vorbei, und eben, als ein blendender Blitzstrahl
durch den Himmel zuckte und alle die Schauer ringsum ent-
hüllte, hörte man einen lauten Schrei vom jungen Lootsen.
Aller Augen richteten sich auf ihn. Er stand am äußersten
Ende der Rae und hielt sich an der Linken fest. Plötzlich krümmte
er sich zusammen wie ein Tiger, der nach seiner Beute springen
will, und erreichte dann mit einem kräftigen Sprunge die her-
überragende Klippe.

„Rache! Rache!“ war Alles, was die dem Berhängniß ver-
fallene Mannschaft hörte, — fort ging es in die tosende
Brandung!

„Breckers! ein Riff!“ schrie der Mann vorn. „Starbord
— schnell!“

Aber es war zu spät. Ehe das Ruder noch halb gewendet
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[0002] eingetrieben werden soll, wird mehr Schwierigkeiten kosten. Die freie nationale Bewegung in Piemont uud die Pläne des un- ermüdlichen Mazzini machen die österreichische Regierung trotz ihrer Macht besorgt und wachsam. ( W. Z. ) Rußland. Von der preußisch=russischen Grenze, 25. Jan. Wenn bei der ostensiblen Entwaffnung Oesterreichs und Preu- ßeus man Aehuliches in Rußland nicht gewahrt, wenn im Ge- gentheil die russischen Truppen in Polen eher verstärkt als ver- mindert werden und die dortigen Trnppenmärsche mehr locale Dislocationen und militärische Promenaden sind: so erscheint es mehr als wahrscheinlich, daß die russischen Truppen=Anhäu- fungen in Polen nicht so bloß Deutschland galten, welches jetzt mehr als zu ruhig ist und sich den Verfügungen der heiligen Alianz stillschweigend unterwirft, sondern daß der Czar höhere, weitere Plane verfolgt. Die in den preußischen und österrei- chischen Heeren verbreiteten Gerstchte, daß sie im Frühjahr nach Frankreich zur Restauration ziehen würden, scheinen darin ihre Bestätigung zu finden. Bedenkt man die Fundamentalpolitik Rußlands, welche ausgesprochenermaßen sich berufen fühlt, die Revolution in Europa niederzukämpfen: so wird man ungeach- tet des äußerlich freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Frank- reich und Rußland es für wahrscheinlich halten, daß Rußland im Frühjahr nach der Pacification Dentfchlands auch dahin arbeiten werde, den Krater der Revolution in Frankreich zu schließen. Anders aber beantwortet sich diese Frage, wenn es darauf ankommt, zu erfahren, ob Oesterreich und Preußen an diesem Kreuzzuge Theil nehmen würden. Was Oesterreich be- trifft, so ist die Reaction dort bereits so weit vorgeschritten, daß die öffentliche Meinung in Kammern sich nicht aussprechen kann und in der Presse sich nicht aussprechen darf. So weit ist es in Preußen nun zwar nicht; unsere Kammern würden einen solchen Kreuzzug à la 1792 nicht billigen, eben so wenig als ihn unsere Presse gutheißen würde. Das übrige Deutsch- land würde willenlos sich dem Jmpuls des Stärkeren überlas- sen müssen. Dessenungeachtet fürchten wir einen solchen fran- zösischen Kreuzzug nicht. Die Erfahrung wird für unsere Staats- männer nicht vergeblich gesprochen haben. Wie früher würde jede Jntervention die sonst getrennten Franzosen vereinigen; der Krieg würde ein National= und dadurch ein Prinzipienkrieg werden. ( W. Z. ) Schleswig=Holstein. Altona, 4. Febr. Die nach einigen Mittheilungen zur Untersuchung der Lage des Kronwerks der Festung Rendsburg, nach andern Mittheilungen behuss Quartiermachens nach Rends- burg gegangenen beiden Offiziere, ein österreichischer und ein preußischer, kehrten gestern Abend witder von dorther zurück. Die Besatzungstruppen werden in den nächsten Tagen in Rends- burg erwartet werden können. ( W. Z. ) Frankreich. Paris, 3. Febr. Der gestern von Seiten des Ministeri- ums der National=Versammlung vorgelegte Antrag auf Erhö- hung des Gehaltes des Präsidenten, bildet natürlich den Ge- genstand des allgemeinen Gesprächs. Das was man begehrt, sind 1,800,000 Frc., so daß also die ganze Summe 3 Milli- onen Frc. beträgt, wenn man die ursprünglich nach Jnhalt der Konstitution für den Präsidenten bestimmten 600,000 Frc. so wie eine gleiche für Repräsentionskosten ausgeworfene Summe hinzurechnet. — Der Antrag ist in der Nationalversammlung von Seiten der Majorität mit Eiseskälte und von Seiten der Linken mit ironischem Lächeln aufgenommen worden. ( Ruhr Z. ) Jtalien. Venedig, 1. Febr. Graf Chambord litt an einer ner- vös=gastrischen Krankreit; doch hatte dieselbe niemals einen ge- fährlichen Charakter angenommen. Gegenwärtig befindet er sich wohlauf. ( Ruhr=V ) Unterhaltendes. Des Lootsen Rache. Eine Seeskizze. ( Schluß. ) Vergebens versuchten sie es die Brig in den Wind zu legen, — kein Segel wollte auch nur einen Augenblick halten, bis es zuletzt den Matrosen gelang, ein Vorder= und ein Sturmse- gel fest zu machen. Auf kurze Zeit kämpfte die Brig brav gegen das wogende Meer, aber bald zeigte sich, daß sie zuletzt doch an die Küste getrieben werden müßten, denn die Gewalt der einwärts rollenden Wogen war größer als die Gewalt des Windes. „Junge, weißt du, was für ein Licht das ist?“ fragte der Kapitain, indem er sich am Tackelwerk festhielt, um sich auf- recht zu erhalten. „Ja, Herr,“ antwortete Robert — „es ist Bullimore's Crag.“ „Zu was ist es dort?“ „Es bezeichnet die Einfahrt in einen kleinrn Hafen, Herr, der rückwärts davon liegt.“ „Und kann ein Fahrzeug von dieser Größe hinein gehen?“ fragte der Kapitain weiter und ein Hoffnungsstrahl fuhr über fein Gesicht. „O ja Herr! ich habe mein ganzes Leben an dieser Küste zugebracht und ich kenne jede Ecke an ihr.“ Kannst du die Brig hineinbringen in diesem Sturme?“ „Ja Herr,“ entgegnete der Knabe und seine Augen funkelten in sonderbarer Glnth. „Und willst Du's thun?“ forschte begierig der Kapitain. „Unter zwei Bedingungen.“ „Nenne sie schnell.“ „Die erste ist, daß Sie mich in Frieden gehen lassen, und die andere, daß Sie keinen der Schmuggler belästigen, wenn sie zufällig dort sein sollten.“ „Jch versprech' es,“ sagte der Kapitain, — „und nun geh' an deine Arbeit. Aber merk dir's wenn du mich hintergehst — beim heiligen Georg, — so schieß' ich dich aus der Stelle nieder.“ Die Brig war vor den Wind gebracht und Robert Kintock stellte sich auf der Vorderrae an der Starbordseite, von wo seine Befehle entlang bis zum Mann am Steuer passirten. Das springend stürzende Fahrzeug schoß den zackigen Klippen entge- gen. und jedes Seemanns Herz pochte in schauerlichen Gefüh- len, als sie an einer sinster drohenden Felsenmasse vorüber flo- gen, an der sich fast die Seiten der Brig rieben. Dahin flog das Schiff, und dichter und furchtbarer wurden die Klippen, welche auf allen Seiten ihre Häupter erhoben. „Port!“ brüllte der Knabe. „Port ist's!“ „Fest — so!“ „Fest ist's!“ „Starbord — schnell!“ „Ay, ay, Starbord ist's!“ „Fest — so!“ „Fest ist's!“ Jn diesem Augenbricke schoß die Brig an einer überhängen- den Klippe vorbei, und eben, als ein blendender Blitzstrahl durch den Himmel zuckte und alle die Schauer ringsum ent- hüllte, hörte man einen lauten Schrei vom jungen Lootsen. Aller Augen richteten sich auf ihn. Er stand am äußersten Ende der Rae und hielt sich an der Linken fest. Plötzlich krümmte er sich zusammen wie ein Tiger, der nach seiner Beute springen will, und erreichte dann mit einem kräftigen Sprunge die her- überragende Klippe. „Rache! Rache!“ war Alles, was die dem Berhängniß ver- fallene Mannschaft hörte, — fort ging es in die tosende Brandung! „Breckers! ein Riff!“ schrie der Mann vorn. „Starbord — schnell!“ Aber es war zu spät. Ehe das Ruder noch halb gewendet

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 12. Hattingen, 8. Februar 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische012_1851/2>, abgerufen am 23.11.2024.