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Märkische Blätter. Jahrgang 5, Nr. 8. Hattingen, 26. Januar 1853.

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[Beginn Spaltensatz] erfüllen könne, meinerseits nur dahin zu entscheiden, daß ich mich
für die letztere Altarnative erkläre, mich also gegen das Nützliche
einer dergleichen Fraction Bildung ausspreche. Jch thue dies sowohl
aus denjenigen Gründen, die bereits von dem Hrn. Geheimen Justiz-
und Appellations=Gerichts=Rath Blömer in dessen Ausführung dafür
geltend gemacht worden sind, und denen ich auf das vollkommenste
bepflichte, als auch aus folgenden beiden zusätzlichen Gründen.

Den ersten dieser zufätzlichen Gründe finde ich in dem Um-
stande, daß der Abgeordnete eines vorwiegend katholischen Wahlkreises
doch auch Abgeordneter der evangelischen Minoritat des Kreises ist
und daß es in gleich getreuer Vertretung beider Theile für ihn geboten
scheint, eine Parteistellung zu vermeiden, die ihn in den äußern An-
schein bringen kann, als handle er weniger als Abgeordneter des
ganzen Wahlkreises, von dem er das Mandat empfing, als bloß seiner
in diesem Kreise wohnenden Glaubensgenossen, und als wolle er sein
politisches Mandat der ausschließlichen Verfolgung selner confessionellen
Jnteressen [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]nachfetzen.

Den andern Grund entnehme ich einer Betrachtung, die über
die Grenzen des eigenen Wahlkreises hinausgeht. Es ist dieser: Jch
würde es für mich selbst, und ich zweifle nicht, auch in der Seele
aller Katholiken in Preußer als eine tief kränkende Bestrebung em
pfinden, wenn sich im Schooße der preußischen Kammer eine evan-
gelische Fraction gestalten wollte, die mit Ausschluß der katholischen
Abgeordneten ihre politische Auffassung in der Gesammt=Vertretung
Preußens zur Geltung zu bringen suchte. Dieselbe Empfindung muß
ich billiger Weife aber auch für berichtigt finden, wenn sich in einer
preußischen Kammer eine katholische Fraction allen evangelischen Ab-
geordneten verschließt, und dadurch ihrerseits Verstimmungen hervor-
rufen und Antipathieen verstärken kann, wodurch ein gedeiliches und
gerechtes [unleserliches Material - 14 Zeichen fehlen]Zusammenwirken von vornherein gebrochen oder gelähmt
wird

So wenig ich mich daher persönlich der katholische Fraction
anschließen konnte, so sehr nähre ich den Wunsch, daß sich die schätz-
baren Kräfte dieser Fraction in den andern Fractionen, wie dieselben
politisch gruppirt sind, vertheilen und darin, unter Vermeidung nahe-
liegender Gefahren, zu gesicherteren Resultaten für Staat und Kirche
gelangen mögen.

Jch spreche diesen Wunsch in der Hoffnung und mit der Bitte
aus, daß meine Mitbürger darin nichts Anderes, als den Ausdrnck
der gewissenhaften Ueberzeugung eines Mannes erkennen werden, der
das Recht, die Wohlfahrt und den Frieden seines Landes aufrichtig
liebt, und der seiner Kirche mit ganzem Herzen und in unverbrüch-
lichster Treue ergeben ist.

Stammheim bei Köln, den 13. Januar 1853.

    Franz Egon Graf v. Fürstenberg.



Rundschau.

Berlin, den 22. Januar. Die Nachricht von dem Tode des
Cardinal=Fürstbischofs v. Diepenbrock hat, wie wir hören, nament-
lich auf Se. Majestät den König, mit welchem der verblichene Prä-
lat seit vielen Jahren in innigem Briefwechsel stand, einen tiefbetrü-
benden Eindruck gemacht.

-- Die Ankunft des Hrn. v. Prokesch in Frankfurt a. M.
dürfte sich doch noch bis Ende des Monats verzögern. Die der
Bundesversammlung vorliegenden militärischen Angelegenheiten dürften
nunmehr eine kräftige Förderung zu erwarten haben; zunächst steht
die Erledigung der Anträge auf Erhöhung der Bundeskontingente,
welche ein Vermehrung des Bundesheeres um 50,000 resp. um
150,000 Mann bezwecken, bevor. -- Dem Vernehmen nach sind in
Frankfurt die Gesandten der Bundesglieder vertraulich zur Einholung
der Jnstruktion aufgefordert worden.

Köln, den 21. Januar. Der hochverdiente Cardinal und
Fürstbischof von Breslau, Melchior v. Diepenbrock, ist am 19.
Januar Abends auf Schloß Johannisberg dem Herrn entschlafen.

Paris, den 21. Januar. Die Vorbereitungen zur Feier der
Vermählung des Kaisers sind in vollem Gange. Der Plan zur
Ausschmückung der Notredamekirche, in welcher die [unleserliches Material - 9 Zeichen fehlen]Einsegnng statt-
findet, hat bereits die Zustimmung des Kaisers gefunden. Der Haupt-
altar soll seinen Platz verändern und vor dem Chore aufgestellt wer-
[Spaltenumbruch] den. Hinter demselben wird der Singchor auf einer [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]Emporbühne in
gothischem Style Platz finden. Ueber dem Hauptaltar wird [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]en präch-
tiger Baldachin angebracht. Vor dem Altar wird das Gebetpukt des
kaiserlichen Paares stehen. Links vor dem Altare ist der Sitz für
den Erzbischof. Die Seitenräume um den Chor werden geschlossen;
es werden dort zwei Trübinenreihen für die Hofdamen angebracht.
Rothe Sammettraperieen werden die Tribünen schmücken, welche gar[unleserliches Material]in gothischem Style verziert werden sollen. Rechts und links werden
amphitheatralische Emporbühnen für [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]dte Staatswürdenträger und die
Staatskörperschaften angebracht, während die Großoffiziere des kaiser-
lichen Hauses vor dem Altare besondere Plätze einnehmen.

-- Man erzählt sich folgende Anekdote von der zukünftigen Kai-
serin: Zu Compiegne machte ihr Louis Napoleon schon sehr den
Hof. Eine Dame machte Fränlein v. Montijo die Bemerkung, daß
die künftige Kaiserin wohl eifersüchtig auf sie[unleserliches Material] werden würde. "Meine
liebe Marquise", antwortete das Fräulein, "Sie wissen wohl nicht,
daß eine Zigeunerin in Spanien mir einst prophezeite, daß ich selbst
Kaiserin werden würde." Die Prophezeiung scheint einzutreffen. Be-
kanntlich hatte eine Negerin auf den Antillen der Kaiserin Josephine
auch vorhergesagt, daß sie den Kaiserthron besteigen würde. -- Es
wiederholt sich demnach Alles, selbst die Prophezeiungen.

Cremona, den 16. Januar. Unsere Provinz wird von Die-
ben und Mördern unsicher gemacht. Alle Nächte werden Diebstähle
mit bewaffneter Hand in den Häusern begangen, und Personen auf
den Landstraßen angefallen. Vor einigen Tagen wurde der Doctor
Vraga am hellen Tage in Santa Maria, eine Meile von hier, an-
gefallen und ausgeplündert. Sein Diener, dem mehrere Messerstiche
versetzt worden waren, blieb todt an Ort und Stelle liegen. Zwischen
San Martino und Marcaria wurde die Deligenee angehalten und
ausgeplündert; 19 bewaffnete Räuber besetzten das Haus des Herrn
Paternieri in Comminara bei Caselmaggiore und raubten demselben
sehr beträchtliche Geldsummen.

Constantinopel, den 3. Januar. Abdelkader ist gestern
hier eingetroffen, konnte jedoch dem Sultan noch nicht vorgestellt
werden, weil nach einer Angabe der Triester Zeitung, zwischen dem
französischen Gesandten Lavalette und dem Pfortenminister der aus-
wärtigen Angelegenheiten, Fuad Effendi, darüber eine Meinungsver-
schiedenheit entstand, unter welchen Förmlichkeiten derselbe dem Groß-
herrn vorgestellt werden solle. -- Die Zahl der gegen Monteneg[unleserliches Material]
bestimmten türkischen Truppenmenge wird nunmehr mit 34,000 Mann
angegeben. Omer Pascha befindet sich zu Scutari an der Spitze
von 17,000 Mann, darunter 5000 Arnauten sich befinden.



Die Elfenkönigin.
Novelle von Lorenz Diefenbach.
( Fortsetzung. )

Je mehr er aber ihre Jdeale theilte und ihr wieder nahe rückte,
je mehr er als Künstler und als Vater auf ihrer Seite stand: desto
kälker und stolzer benahm sich sein Schwiegersohn gegen ihn und ließ
ihm empfinden, daß er ihn nur in seinem Hause duldete. Es
kam endlich zu einer Scene. Klingenstein warf dem Alten vor, daß
er seine Tochter phantastisch erzogen habe und jetzt wieder in die
alte Thorheit verlocken wolle. Dieser antwortete ihm erzürnt, daß er
gedacht habe, Rosa zur glücklichen Frau eines Mannes zu machen,
der ihren Werth zu schätzen wisse, nicht als Leibeigene zu verkaufen;
und erklärte, den Jahrgehalt des Barons ferner nicht mehr anneh-
men zu wollen.

Er schied mit bittern Thränen von seinem "armen Kinde, an
dessen Unglück er Mitschuld trage;" und der tiefe Schmerz mit wel-
chem ihm Rosa nachblickte steigerte zugleich ihre Entfremdung gegen
ihren Gatten zu einer Abneigung, der nicht viel zum Hasse fehlte.

Jndessen schien ein bald darauf eintretendes Ereigniß die Stim-
mung der Gatten gegen einander zu versöhnen, wenigstens zu mildern.
Rosa genaß eines Töchterchens, das bald ihr schöneres Ebenbild zu
werden versprach und nach ihrem Wunsche Rosalie genannt wurde.

Klingenstein freute sich des Kindes und war anfangs wieder
freundlicher und milder gegen Rosa,[unleserliches Material] verletzte sie aber bald wieder.
Jhre rege Phantasie sah in der kleinen Rosalie die einstige Erbin ih-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] erfüllen könne, meinerseits nur dahin zu entscheiden, daß ich mich
für die letztere Altarnative erkläre, mich also gegen das Nützliche
einer dergleichen Fraction Bildung ausspreche. Jch thue dies sowohl
aus denjenigen Gründen, die bereits von dem Hrn. Geheimen Justiz-
und Appellations=Gerichts=Rath Blömer in dessen Ausführung dafür
geltend gemacht worden sind, und denen ich auf das vollkommenste
bepflichte, als auch aus folgenden beiden zusätzlichen Gründen.

Den ersten dieser zufätzlichen Gründe finde ich in dem Um-
stande, daß der Abgeordnete eines vorwiegend katholischen Wahlkreises
doch auch Abgeordneter der evangelischen Minoritat des Kreises ist
und daß es in gleich getreuer Vertretung beider Theile für ihn geboten
scheint, eine Parteistellung zu vermeiden, die ihn in den äußern An-
schein bringen kann, als handle er weniger als Abgeordneter des
ganzen Wahlkreises, von dem er das Mandat empfing, als bloß seiner
in diesem Kreise wohnenden Glaubensgenossen, und als wolle er sein
politisches Mandat der ausschließlichen Verfolgung selner confessionellen
Jnteressen [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]nachfetzen.

Den andern Grund entnehme ich einer Betrachtung, die über
die Grenzen des eigenen Wahlkreises hinausgeht. Es ist dieser: Jch
würde es für mich selbst, und ich zweifle nicht, auch in der Seele
aller Katholiken in Preußer als eine tief kränkende Bestrebung em
pfinden, wenn sich im Schooße der preußischen Kammer eine evan-
gelische Fraction gestalten wollte, die mit Ausschluß der katholischen
Abgeordneten ihre politische Auffassung in der Gesammt=Vertretung
Preußens zur Geltung zu bringen suchte. Dieselbe Empfindung muß
ich billiger Weife aber auch für berichtigt finden, wenn sich in einer
preußischen Kammer eine katholische Fraction allen evangelischen Ab-
geordneten verschließt, und dadurch ihrerseits Verstimmungen hervor-
rufen und Antipathieen verstärken kann, wodurch ein gedeiliches und
gerechtes [unleserliches Material – 14 Zeichen fehlen]Zusammenwirken von vornherein gebrochen oder gelähmt
wird

So wenig ich mich daher persönlich der katholische Fraction
anschließen konnte, so sehr nähre ich den Wunsch, daß sich die schätz-
baren Kräfte dieser Fraction in den andern Fractionen, wie dieselben
politisch gruppirt sind, vertheilen und darin, unter Vermeidung nahe-
liegender Gefahren, zu gesicherteren Resultaten für Staat und Kirche
gelangen mögen.

Jch spreche diesen Wunsch in der Hoffnung und mit der Bitte
aus, daß meine Mitbürger darin nichts Anderes, als den Ausdrnck
der gewissenhaften Ueberzeugung eines Mannes erkennen werden, der
das Recht, die Wohlfahrt und den Frieden seines Landes aufrichtig
liebt, und der seiner Kirche mit ganzem Herzen und in unverbrüch-
lichster Treue ergeben ist.

Stammheim bei Köln, den 13. Januar 1853.

    Franz Egon Graf v. Fürstenberg.



Rundschau.

Berlin, den 22. Januar. Die Nachricht von dem Tode des
Cardinal=Fürstbischofs v. Diepenbrock hat, wie wir hören, nament-
lich auf Se. Majestät den König, mit welchem der verblichene Prä-
lat seit vielen Jahren in innigem Briefwechsel stand, einen tiefbetrü-
benden Eindruck gemacht.

— Die Ankunft des Hrn. v. Prokesch in Frankfurt a. M.
dürfte sich doch noch bis Ende des Monats verzögern. Die der
Bundesversammlung vorliegenden militärischen Angelegenheiten dürften
nunmehr eine kräftige Förderung zu erwarten haben; zunächst steht
die Erledigung der Anträge auf Erhöhung der Bundeskontingente,
welche ein Vermehrung des Bundesheeres um 50,000 resp. um
150,000 Mann bezwecken, bevor. — Dem Vernehmen nach sind in
Frankfurt die Gesandten der Bundesglieder vertraulich zur Einholung
der Jnstruktion aufgefordert worden.

Köln, den 21. Januar. Der hochverdiente Cardinal und
Fürstbischof von Breslau, Melchior v. Diepenbrock, ist am 19.
Januar Abends auf Schloß Johannisberg dem Herrn entschlafen.

Paris, den 21. Januar. Die Vorbereitungen zur Feier der
Vermählung des Kaisers sind in vollem Gange. Der Plan zur
Ausschmückung der Notredamekirche, in welcher die [unleserliches Material – 9 Zeichen fehlen]Einsegnng statt-
findet, hat bereits die Zustimmung des Kaisers gefunden. Der Haupt-
altar soll seinen Platz verändern und vor dem Chore aufgestellt wer-
[Spaltenumbruch] den. Hinter demselben wird der Singchor auf einer [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]Emporbühne in
gothischem Style Platz finden. Ueber dem Hauptaltar wird [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]en präch-
tiger Baldachin angebracht. Vor dem Altar wird das Gebetpukt des
kaiserlichen Paares stehen. Links vor dem Altare ist der Sitz für
den Erzbischof. Die Seitenräume um den Chor werden geschlossen;
es werden dort zwei Trübinenreihen für die Hofdamen angebracht.
Rothe Sammettraperieen werden die Tribünen schmücken, welche gar[unleserliches Material]in gothischem Style verziert werden sollen. Rechts und links werden
amphitheatralische Emporbühnen für [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]dte Staatswürdenträger und die
Staatskörperschaften angebracht, während die Großoffiziere des kaiser-
lichen Hauses vor dem Altare besondere Plätze einnehmen.

— Man erzählt sich folgende Anekdote von der zukünftigen Kai-
serin: Zu Compiegne machte ihr Louis Napoleon schon sehr den
Hof. Eine Dame machte Fränlein v. Montijo die Bemerkung, daß
die künftige Kaiserin wohl eifersüchtig auf sie[unleserliches Material] werden würde. „Meine
liebe Marquise“, antwortete das Fräulein, „Sie wissen wohl nicht,
daß eine Zigeunerin in Spanien mir einst prophezeite, daß ich selbst
Kaiserin werden würde.“ Die Prophezeiung scheint einzutreffen. Be-
kanntlich hatte eine Negerin auf den Antillen der Kaiserin Josephine
auch vorhergesagt, daß sie den Kaiserthron besteigen würde. — Es
wiederholt sich demnach Alles, selbst die Prophezeiungen.

Cremona, den 16. Januar. Unsere Provinz wird von Die-
ben und Mördern unsicher gemacht. Alle Nächte werden Diebstähle
mit bewaffneter Hand in den Häusern begangen, und Personen auf
den Landstraßen angefallen. Vor einigen Tagen wurde der Doctor
Vraga am hellen Tage in Santa Maria, eine Meile von hier, an-
gefallen und ausgeplündert. Sein Diener, dem mehrere Messerstiche
versetzt worden waren, blieb todt an Ort und Stelle liegen. Zwischen
San Martino und Marcaria wurde die Deligenee angehalten und
ausgeplündert; 19 bewaffnete Räuber besetzten das Haus des Herrn
Paternieri in Comminara bei Caselmaggiore und raubten demselben
sehr beträchtliche Geldsummen.

Constantinopel, den 3. Januar. Abdelkader ist gestern
hier eingetroffen, konnte jedoch dem Sultan noch nicht vorgestellt
werden, weil nach einer Angabe der Triester Zeitung, zwischen dem
französischen Gesandten Lavalette und dem Pfortenminister der aus-
wärtigen Angelegenheiten, Fuad Effendi, darüber eine Meinungsver-
schiedenheit entstand, unter welchen Förmlichkeiten derselbe dem Groß-
herrn vorgestellt werden solle. — Die Zahl der gegen Monteneg[unleserliches Material]
bestimmten türkischen Truppenmenge wird nunmehr mit 34,000 Mann
angegeben. Omer Pascha befindet sich zu Scutari an der Spitze
von 17,000 Mann, darunter 5000 Arnauten sich befinden.



Die Elfenkönigin.
Novelle von Lorenz Diefenbach.
( Fortsetzung. )

Je mehr er aber ihre Jdeale theilte und ihr wieder nahe rückte,
je mehr er als Künstler und als Vater auf ihrer Seite stand: desto
kälker und stolzer benahm sich sein Schwiegersohn gegen ihn und ließ
ihm empfinden, daß er ihn nur in seinem Hause duldete. Es
kam endlich zu einer Scene. Klingenstein warf dem Alten vor, daß
er seine Tochter phantastisch erzogen habe und jetzt wieder in die
alte Thorheit verlocken wolle. Dieser antwortete ihm erzürnt, daß er
gedacht habe, Rosa zur glücklichen Frau eines Mannes zu machen,
der ihren Werth zu schätzen wisse, nicht als Leibeigene zu verkaufen;
und erklärte, den Jahrgehalt des Barons ferner nicht mehr anneh-
men zu wollen.

Er schied mit bittern Thränen von seinem „armen Kinde, an
dessen Unglück er Mitschuld trage;“ und der tiefe Schmerz mit wel-
chem ihm Rosa nachblickte steigerte zugleich ihre Entfremdung gegen
ihren Gatten zu einer Abneigung, der nicht viel zum Hasse fehlte.

Jndessen schien ein bald darauf eintretendes Ereigniß die Stim-
mung der Gatten gegen einander zu versöhnen, wenigstens zu mildern.
Rosa genaß eines Töchterchens, das bald ihr schöneres Ebenbild zu
werden versprach und nach ihrem Wunsche Rosalie genannt wurde.

Klingenstein freute sich des Kindes und war anfangs wieder
freundlicher und milder gegen Rosa,[unleserliches Material] verletzte sie aber bald wieder.
Jhre rege Phantasie sah in der kleinen Rosalie die einstige Erbin ih-
[Ende Spaltensatz]

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[0002] erfüllen könne, meinerseits nur dahin zu entscheiden, daß ich mich für die letztere Altarnative erkläre, mich also gegen das Nützliche einer dergleichen Fraction Bildung ausspreche. Jch thue dies sowohl aus denjenigen Gründen, die bereits von dem Hrn. Geheimen Justiz- und Appellations=Gerichts=Rath Blömer in dessen Ausführung dafür geltend gemacht worden sind, und denen ich auf das vollkommenste bepflichte, als auch aus folgenden beiden zusätzlichen Gründen. Den ersten dieser zufätzlichen Gründe finde ich in dem Um- stande, daß der Abgeordnete eines vorwiegend katholischen Wahlkreises doch auch Abgeordneter der evangelischen Minoritat des Kreises ist und daß es in gleich getreuer Vertretung beider Theile für ihn geboten scheint, eine Parteistellung zu vermeiden, die ihn in den äußern An- schein bringen kann, als handle er weniger als Abgeordneter des ganzen Wahlkreises, von dem er das Mandat empfing, als bloß seiner in diesem Kreise wohnenden Glaubensgenossen, und als wolle er sein politisches Mandat der ausschließlichen Verfolgung selner confessionellen Jnteressen __________nachfetzen. Den andern Grund entnehme ich einer Betrachtung, die über die Grenzen des eigenen Wahlkreises hinausgeht. Es ist dieser: Jch würde es für mich selbst, und ich zweifle nicht, auch in der Seele aller Katholiken in Preußer als eine tief kränkende Bestrebung em pfinden, wenn sich im Schooße der preußischen Kammer eine evan- gelische Fraction gestalten wollte, die mit Ausschluß der katholischen Abgeordneten ihre politische Auffassung in der Gesammt=Vertretung Preußens zur Geltung zu bringen suchte. Dieselbe Empfindung muß ich billiger Weife aber auch für berichtigt finden, wenn sich in einer preußischen Kammer eine katholische Fraction allen evangelischen Ab- geordneten verschließt, und dadurch ihrerseits Verstimmungen hervor- rufen und Antipathieen verstärken kann, wodurch ein gedeiliches und gerechtes ______________Zusammenwirken von vornherein gebrochen oder gelähmt wird So wenig ich mich daher persönlich der katholische Fraction anschließen konnte, so sehr nähre ich den Wunsch, daß sich die schätz- baren Kräfte dieser Fraction in den andern Fractionen, wie dieselben politisch gruppirt sind, vertheilen und darin, unter Vermeidung nahe- liegender Gefahren, zu gesicherteren Resultaten für Staat und Kirche gelangen mögen. Jch spreche diesen Wunsch in der Hoffnung und mit der Bitte aus, daß meine Mitbürger darin nichts Anderes, als den Ausdrnck der gewissenhaften Ueberzeugung eines Mannes erkennen werden, der das Recht, die Wohlfahrt und den Frieden seines Landes aufrichtig liebt, und der seiner Kirche mit ganzem Herzen und in unverbrüch- lichster Treue ergeben ist. Stammheim bei Köln, den 13. Januar 1853. Franz Egon Graf v. Fürstenberg. Rundschau. Berlin, den 22. Januar. Die Nachricht von dem Tode des Cardinal=Fürstbischofs v. Diepenbrock hat, wie wir hören, nament- lich auf Se. Majestät den König, mit welchem der verblichene Prä- lat seit vielen Jahren in innigem Briefwechsel stand, einen tiefbetrü- benden Eindruck gemacht. — Die Ankunft des Hrn. v. Prokesch in Frankfurt a. M. dürfte sich doch noch bis Ende des Monats verzögern. Die der Bundesversammlung vorliegenden militärischen Angelegenheiten dürften nunmehr eine kräftige Förderung zu erwarten haben; zunächst steht die Erledigung der Anträge auf Erhöhung der Bundeskontingente, welche ein Vermehrung des Bundesheeres um 50,000 resp. um 150,000 Mann bezwecken, bevor. — Dem Vernehmen nach sind in Frankfurt die Gesandten der Bundesglieder vertraulich zur Einholung der Jnstruktion aufgefordert worden. Köln, den 21. Januar. Der hochverdiente Cardinal und Fürstbischof von Breslau, Melchior v. Diepenbrock, ist am 19. Januar Abends auf Schloß Johannisberg dem Herrn entschlafen. Paris, den 21. Januar. Die Vorbereitungen zur Feier der Vermählung des Kaisers sind in vollem Gange. Der Plan zur Ausschmückung der Notredamekirche, in welcher die _________Einsegnng statt- findet, hat bereits die Zustimmung des Kaisers gefunden. Der Haupt- altar soll seinen Platz verändern und vor dem Chore aufgestellt wer- den. Hinter demselben wird der Singchor auf einer __________Emporbühne in gothischem Style Platz finden. Ueber dem Hauptaltar wird __en präch- tiger Baldachin angebracht. Vor dem Altar wird das Gebetpukt des kaiserlichen Paares stehen. Links vor dem Altare ist der Sitz für den Erzbischof. Die Seitenräume um den Chor werden geschlossen; es werden dort zwei Trübinenreihen für die Hofdamen angebracht. Rothe Sammettraperieen werden die Tribünen schmücken, welche gar_ in gothischem Style verziert werden sollen. Rechts und links werden amphitheatralische Emporbühnen für ___dte Staatswürdenträger und die Staatskörperschaften angebracht, während die Großoffiziere des kaiser- lichen Hauses vor dem Altare besondere Plätze einnehmen. — Man erzählt sich folgende Anekdote von der zukünftigen Kai- serin: Zu Compiegne machte ihr Louis Napoleon schon sehr den Hof. Eine Dame machte Fränlein v. Montijo die Bemerkung, daß die künftige Kaiserin wohl eifersüchtig auf sie_ werden würde. „Meine liebe Marquise“, antwortete das Fräulein, „Sie wissen wohl nicht, daß eine Zigeunerin in Spanien mir einst prophezeite, daß ich selbst Kaiserin werden würde.“ Die Prophezeiung scheint einzutreffen. Be- kanntlich hatte eine Negerin auf den Antillen der Kaiserin Josephine auch vorhergesagt, daß sie den Kaiserthron besteigen würde. — Es wiederholt sich demnach Alles, selbst die Prophezeiungen. Cremona, den 16. Januar. Unsere Provinz wird von Die- ben und Mördern unsicher gemacht. Alle Nächte werden Diebstähle mit bewaffneter Hand in den Häusern begangen, und Personen auf den Landstraßen angefallen. Vor einigen Tagen wurde der Doctor Vraga am hellen Tage in Santa Maria, eine Meile von hier, an- gefallen und ausgeplündert. Sein Diener, dem mehrere Messerstiche versetzt worden waren, blieb todt an Ort und Stelle liegen. Zwischen San Martino und Marcaria wurde die Deligenee angehalten und ausgeplündert; 19 bewaffnete Räuber besetzten das Haus des Herrn Paternieri in Comminara bei Caselmaggiore und raubten demselben sehr beträchtliche Geldsummen. Constantinopel, den 3. Januar. Abdelkader ist gestern hier eingetroffen, konnte jedoch dem Sultan noch nicht vorgestellt werden, weil nach einer Angabe der Triester Zeitung, zwischen dem französischen Gesandten Lavalette und dem Pfortenminister der aus- wärtigen Angelegenheiten, Fuad Effendi, darüber eine Meinungsver- schiedenheit entstand, unter welchen Förmlichkeiten derselbe dem Groß- herrn vorgestellt werden solle. — Die Zahl der gegen Monteneg_ bestimmten türkischen Truppenmenge wird nunmehr mit 34,000 Mann angegeben. Omer Pascha befindet sich zu Scutari an der Spitze von 17,000 Mann, darunter 5000 Arnauten sich befinden. Die Elfenkönigin. Novelle von Lorenz Diefenbach. ( Fortsetzung. ) Je mehr er aber ihre Jdeale theilte und ihr wieder nahe rückte, je mehr er als Künstler und als Vater auf ihrer Seite stand: desto kälker und stolzer benahm sich sein Schwiegersohn gegen ihn und ließ ihm empfinden, daß er ihn nur in seinem Hause duldete. Es kam endlich zu einer Scene. Klingenstein warf dem Alten vor, daß er seine Tochter phantastisch erzogen habe und jetzt wieder in die alte Thorheit verlocken wolle. Dieser antwortete ihm erzürnt, daß er gedacht habe, Rosa zur glücklichen Frau eines Mannes zu machen, der ihren Werth zu schätzen wisse, nicht als Leibeigene zu verkaufen; und erklärte, den Jahrgehalt des Barons ferner nicht mehr anneh- men zu wollen. Er schied mit bittern Thränen von seinem „armen Kinde, an dessen Unglück er Mitschuld trage;“ und der tiefe Schmerz mit wel- chem ihm Rosa nachblickte steigerte zugleich ihre Entfremdung gegen ihren Gatten zu einer Abneigung, der nicht viel zum Hasse fehlte. Jndessen schien ein bald darauf eintretendes Ereigniß die Stim- mung der Gatten gegen einander zu versöhnen, wenigstens zu mildern. Rosa genaß eines Töchterchens, das bald ihr schöneres Ebenbild zu werden versprach und nach ihrem Wunsche Rosalie genannt wurde. Klingenstein freute sich des Kindes und war anfangs wieder freundlicher und milder gegen Rosa,_ verletzte sie aber bald wieder. Jhre rege Phantasie sah in der kleinen Rosalie die einstige Erbin ih-

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Jahrgang 5, Nr. 8. Hattingen, 26. Januar 1853, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische008_1853/2>, abgerufen am 21.11.2024.