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Märkische Blätter. Jahrgang 7, Nr. 7. Hattingen, 24. Januar 1855.

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[Beginn Spaltensatz] konnte viel mehr thun und hat viel mehr durchgesetzt, als irgend
einer und es gab keine Provinz, wo die Leute so [unleserliches Material - 9 Zeichen fehlen]zufrieden waren, als
in Westpfahlen. Wohin man kam, wohin man sah, da war er ge-
liebt und geehrt, und manche nannten ihn den kleinen König von
[unleserliches Material - 11 Zeichen fehlen]Westpfahlen.

Aber den blauen Kittel legte er nicht ab, und ließ auch nicht
von seinen Fußwanderungen, so lange er's vermochte. Am Ende
kannten sie ihn wohl, Jung und Alt, zumal die Bauern, die er be-
sonders liebte, aber bis dahin gab es viele Verwechslungen und
curiose Fälle. Einmal suchte ihn ein Oberforstmeister auf, und reiste
ihm, weil er ihn dringend zu sprechen hatte, in das Dorf nach, wo
Vinke mit der Bauerschaft wegen einer Brücke, Straße, oder eines
Backofens zu conferiren hatte. Als er den Präsident [unleserliches Material - 6 Zeichen fehlen]hinter dem
Ofen mit zwei Bauern in einer Wolke Tabacksdampf [unleserliches Material - 12 Zeichen fehlen]diskurrirend
fand, erschrak der hochgewachsene feierliche Mann und meinte, man
habe sich eine Knrzweil mit ihm erlaubt. Er mußte aber wohl end-
lich glauben, daß es der Vinke sei, den er snchte, denn er wußte so-
viel von der Angelegrenheit, wegen welcher der Besucher kam.

Einen Vorfall aber erzählte der treffliche Mann, wenn er ver-
gnügt war, in Freundeskreisen mit besonderem Vergnügen. Er mußte
einen Hofschulzen sprechen und die Sache w r dringend. Daher
sagte er der Frau, die er in der Küche beschäftigt fand, sie möge ihren
Mann von Felde rufen lassen. Es waren indeß auch keine Leute
da, um ihn zu rufen. Da die Frau den Eifrr[unleserliches Material] des fremden Mannes
im blauen Kittel sah, sagte sie, sie möchte ihn schon selbst rusen gehn,
aber wenn sie fortginge, würde der Hirfebrei anbrennen und ihr Mann
ein schief Gesicht machen. Darauf wurden sie handelseinig, wie es
anzustellen, daß der Hirsebrei nicht anbrennen und der Mann kein
schief Gesicht machen solle. -- Als der Hofschulze zurückkam, gar er-
schrocken über die Beschreibung, welche ihm die Frau von dem Frem-
den gemacht, erschrak er noch mehr, als er am Feuerheerd sah --
den Oberpräsident von Westphalen, Freiherrn von Vincke, wie er fei-
nen Hirsebrei rührte.

Doch genug vom blauen Kittel, der noch lange in Westpfalen in
der [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]Erinuerung leben wird zu dem, der ihn in Ehren trug. Er trug
aber nicht immer eine Blouse. Als man ihn aus der Wiege gehoben
und den Polrock adgestreift, legte man ihm ein sauderes Knabenhabit[unleserliches Material]an, um im Pädagogium in Halle aufgenommen zu werden; dann
sehen wir ihn im Studentenrock in Marburg und Erlangen, in dem
er, den Ranzen auf dem Rücken, weite Fußreisen machte; darauf als
Referendar und Assessor in Berlin, als Landrath in Minden, als
Präsidenten in Ostfriesland, dann wieder in Berlin und cndlich in
Münster, wo er vor zehn Jahren den gestickten Oberpräsidentenrock,
zum tiefsten Leidwesen von ganz Westphalen, mit dem Leichenhemde
vertauschte. Aber unter jedem, der Blouse und der Präsidentenuni-
form, auch nnter dem Malteserkreuze des Johanniterkleides schlug sein
Herz warm und unverdrossen für das Volk. Seinem Wohlergehen
war sein langes Leben gewidmet.



Orientalische Angelegenheiten.

Der Semaphore von Marseille hat Konstantinopeler Correspon-
denzen vom 4. Jan., worin es heißt: Von Sebastopol habe ich Jhnen
nichts mehr zu sagen; alle Operationen haben aufgehört, obschon die
neuen Batterien, die unter Anderm 40 Mörser zählen, vollkommen
in Stand geseßt sind. Die Russen lassen keine Nacht vergehen, ohne
einen Ausfall zn machen, allein die verbündeten Armeen begnügen sich
damit, sie zurückznweisen, ohne ihrerseits etwas zu unternehmen. Die
Verbindungen zwischen der Nordseite der Stadt und Perekop sind
jetzt so bequem, daß die Festung ohne Unterlaß neue Munition, Pro-
viant u. s. w. erhällt. Dte Engländer haben es bekanntlich unter-
nommen, zu Balaklava eine Eisenbahn anzulegen. Sie rechnen drei
Monate auf's Legen der Schienen.

Nach einer aus Konstantinopel in Wien eingelangten telegraph.
Depesche wurde von Redschid Pascha und den Gesandten der alliirten
Mächte ein Aktenstück unterzeichnet, welches sich auf die Regelung der
Verhältnisse in den beiden Donaufürstenthümern bezieht. Dieses Ak-
tenstück soll dazu bestimmt sein, den Friedenshandlungen in Wien als
Basis zu dienen.

Aus Varna vom 10. Jan. wird dem Morning Adverteser tele-
[Spaltenumbruch] graphirt: Die Franzosen haben am 8. das Feuer ihrer neuen Bat-
terien auf die Mastbaterie und die westlich vom Fort Akhtiar gelegenen
Werke eröffnet. Jhr Feuer beherrschte das der russ Werke. Die
Engländer sind bereit ihr Fener zu eröffnen

Ein Corresspondent der Morning=Post gibt die Gesammt-
stärke des britischen Heeres vor Sebastopol am 1. Januar
auf 40,932 Mann an, wovon jedoch 13,419 krank oder verwun-
det waren.

Es bestätigt sich daß die Russen ihre Diversion in der Dobrudscha
wieder aufgegeben und sich, nachdem sie den Türken einige Verluste
beigebracht, wieder zurückgezogen haben. Die letzten Nachrichten aus
der Krim datiren sich vom 8. d. M. Es war keine belangreiche
Nachricht bekannt; der "Jresh" war in Varna angelangt, wo Omer
Pafcha noch erwartet wurde.

Kijew, 12. Jan. Man verbreitet hier folgende Nachrichten
offiziell: Die Alliirten leiden unendlich, besonders die Neuangekom-
menen. Die russ. Ausfälle finden die englischen Tranchen der Kälte
wegen unbesetzt.

Das Pays bringt Correspondenzen aus Konstantinopel vom 5.
Jan., welche die Nachricht von dem zwischen Türken und Russen
bei Eupatoria stattgehabten Kampfe bestätigen. Nach diesen Corresp.
-- heißt es in dem Pays -- beschränkte sich indeß Alles auf den
Angriff auf einen russischen Convei[unleserliches Material], der Lebensmittel und Munition
für daß Armee=Corps des Generals Liprandi transportirte. Dieser
von einem starken Detachement Kosaken eskortirte Convei, soll von
einer Colonne Türken in der Nähe von Eupatoria überrumpelt wor-
den und nebst einigen hnndert Pferden der in diesem Treffen getödte-
ten Russen in die Gewalt der Türken gefallen sein. Auf dieses re-
duzirt, ist die Thatsache wahrscheinlich und doch das Resultat von
Bedeutung, weil der Erfolg der Türken die russische Armee der erwar-
teten Vorräthe beraubt hat. Eine Colonne [unleserliches Material - 14 Zeichen fehlen]Scharfschützen hat sich
der wichtigen Position von Kamara, in der Nähe von Balaklaaa,
bemächtigt, nachdem sie die Russen daraus vertrieben. Der Feind er-
litt bei dieser Affaire sehr empfindliche Verluste; vollständig geschlagen,
ergriff er eiligst die Flucht, seine Fourrage und seine Lagergeräthschaf-
ten verbrennend. Der Verlust der Russen während der letzten Tage
des Dezember in um Sebastopol wird auf mehr als 8000 Mann
geschätzt.

Die Kriegsrüstungen dauern allerseits fort. Ein Theil der tür-
kischen Donau=Armee, das egyptische und tunesische Kontingent, gehen
nach der Krimm, um in einer Stärke von 60,000 Mann Ende die-
ses Monants ihre Operationen im Norden von Sebastopol zu eröff-
nen. Jn Frankreich stellt jedes einzelne Regiment der Orient=Armee
eine Verstärkung von 75 Mann, außerdem ist die Bildung einer
Fremden=Legion beschlossen. Die englische Krimm=Armee wird durch
europäische und indische Regimenter verstärkt. Oesterreich sendet täg-
lich neue Verstärkungen zu seinen Armeen in den Donaufürstenthü-
mern und in Gallizien: es befestigt seine Grenzen und dasselbe [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]thu
Rußland. Die zu eröffnenden Friedensunterhandlungen bieten [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]di
größten Schwierigkeiten und halten in keiner Weise die mil [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]itäri
schen Operationen auf. Möglich daß sie zum Frieden, noch mögliche
daß sie zur Fortsetzung des Krieges führen.

Deutschland.

Berlin, den 17. Januar. Die zweite Kammer hielt [unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]heut
Sitzung. Die Regierung brachte wieder mehrrre Vorlagen zur Be
schlnßfassung ein. Zwei derselben sind von besonderer Bedeutung, [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]di
eine verlangt die gesetzlich am 1. August d. J. zu Ende gehende Er
hebung des Zuschlages auf die klassifizirte Einkommen=Steuer und [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]d
Mahl= und Schlachtsteuer, bis zum 1. April 1856 zu [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]verlängern
Die andere Vorlage verlangt die Ermächtigung, den bisher nicht [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]er
schöpften Kredit von 30 Millionen Thalern zur Bestreitung der außer
gewöhnlichen militärischen Bedürfnisse verwenden zn dürfen. -- [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]Na
Verweisung der Vorlagen an die betreffenden Kommissionen ging [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]d
Kammer zur Berathung des ersten von der Butgetkommission erstatt
ten Berichtes, und zwar zunächst zu den Etats der Vewaltung [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]d
direkten Steuern über. Der Kommissionsantrag welcher die Erwa
tung einer baldigen Vorlage über die Grundsteuer=Regulirung [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]au
sprach, rief eine längere Debatte hervor und sand schließlich Annahm
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] konnte viel mehr thun und hat viel mehr durchgesetzt, als irgend
einer und es gab keine Provinz, wo die Leute so [unleserliches Material – 9 Zeichen fehlen]zufrieden waren, als
in Westpfahlen. Wohin man kam, wohin man sah, da war er ge-
liebt und geehrt, und manche nannten ihn den kleinen König von
[unleserliches Material – 11 Zeichen fehlen]Westpfahlen.

Aber den blauen Kittel legte er nicht ab, und ließ auch nicht
von seinen Fußwanderungen, so lange er's vermochte. Am Ende
kannten sie ihn wohl, Jung und Alt, zumal die Bauern, die er be-
sonders liebte, aber bis dahin gab es viele Verwechslungen und
curiose Fälle. Einmal suchte ihn ein Oberforstmeister auf, und reiste
ihm, weil er ihn dringend zu sprechen hatte, in das Dorf nach, wo
Vinke mit der Bauerschaft wegen einer Brücke, Straße, oder eines
Backofens zu conferiren hatte. Als er den Präsident [unleserliches Material – 6 Zeichen fehlen]hinter dem
Ofen mit zwei Bauern in einer Wolke Tabacksdampf [unleserliches Material – 12 Zeichen fehlen]diskurrirend
fand, erschrak der hochgewachsene feierliche Mann und meinte, man
habe sich eine Knrzweil mit ihm erlaubt. Er mußte aber wohl end-
lich glauben, daß es der Vinke sei, den er snchte, denn er wußte so-
viel von der Angelegrenheit, wegen welcher der Besucher kam.

Einen Vorfall aber erzählte der treffliche Mann, wenn er ver-
gnügt war, in Freundeskreisen mit besonderem Vergnügen. Er mußte
einen Hofschulzen sprechen und die Sache w r dringend. Daher
sagte er der Frau, die er in der Küche beschäftigt fand, sie möge ihren
Mann von Felde rufen lassen. Es waren indeß auch keine Leute
da, um ihn zu rufen. Da die Frau den Eifrr[unleserliches Material] des fremden Mannes
im blauen Kittel sah, sagte sie, sie möchte ihn schon selbst rusen gehn,
aber wenn sie fortginge, würde der Hirfebrei anbrennen und ihr Mann
ein schief Gesicht machen. Darauf wurden sie handelseinig, wie es
anzustellen, daß der Hirsebrei nicht anbrennen und der Mann kein
schief Gesicht machen solle. — Als der Hofschulze zurückkam, gar er-
schrocken über die Beschreibung, welche ihm die Frau von dem Frem-
den gemacht, erschrak er noch mehr, als er am Feuerheerd sah —
den Oberpräsident von Westphalen, Freiherrn von Vincke, wie er fei-
nen Hirsebrei rührte.

Doch genug vom blauen Kittel, der noch lange in Westpfalen in
der [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]Erinuerung leben wird zu dem, der ihn in Ehren trug. Er trug
aber nicht immer eine Blouse. Als man ihn aus der Wiege gehoben
und den Polrock adgestreift, legte man ihm ein sauderes Knabenhabit[unleserliches Material]an, um im Pädagogium in Halle aufgenommen zu werden; dann
sehen wir ihn im Studentenrock in Marburg und Erlangen, in dem
er, den Ranzen auf dem Rücken, weite Fußreisen machte; darauf als
Referendar und Assessor in Berlin, als Landrath in Minden, als
Präsidenten in Ostfriesland, dann wieder in Berlin und cndlich in
Münster, wo er vor zehn Jahren den gestickten Oberpräsidentenrock,
zum tiefsten Leidwesen von ganz Westphalen, mit dem Leichenhemde
vertauschte. Aber unter jedem, der Blouse und der Präsidentenuni-
form, auch nnter dem Malteserkreuze des Johanniterkleides schlug sein
Herz warm und unverdrossen für das Volk. Seinem Wohlergehen
war sein langes Leben gewidmet.



Orientalische Angelegenheiten.

Der Semaphore von Marseille hat Konstantinopeler Correspon-
denzen vom 4. Jan., worin es heißt: Von Sebastopol habe ich Jhnen
nichts mehr zu sagen; alle Operationen haben aufgehört, obschon die
neuen Batterien, die unter Anderm 40 Mörser zählen, vollkommen
in Stand geseßt sind. Die Russen lassen keine Nacht vergehen, ohne
einen Ausfall zn machen, allein die verbündeten Armeen begnügen sich
damit, sie zurückznweisen, ohne ihrerseits etwas zu unternehmen. Die
Verbindungen zwischen der Nordseite der Stadt und Perekop sind
jetzt so bequem, daß die Festung ohne Unterlaß neue Munition, Pro-
viant u. s. w. erhällt. Dte Engländer haben es bekanntlich unter-
nommen, zu Balaklava eine Eisenbahn anzulegen. Sie rechnen drei
Monate auf's Legen der Schienen.

Nach einer aus Konstantinopel in Wien eingelangten telegraph.
Depesche wurde von Redschid Pascha und den Gesandten der alliirten
Mächte ein Aktenstück unterzeichnet, welches sich auf die Regelung der
Verhältnisse in den beiden Donaufürstenthümern bezieht. Dieses Ak-
tenstück soll dazu bestimmt sein, den Friedenshandlungen in Wien als
Basis zu dienen.

Aus Varna vom 10. Jan. wird dem Morning Adverteser tele-
[Spaltenumbruch] graphirt: Die Franzosen haben am 8. das Feuer ihrer neuen Bat-
terien auf die Mastbaterie und die westlich vom Fort Akhtiar gelegenen
Werke eröffnet. Jhr Feuer beherrschte das der russ Werke. Die
Engländer sind bereit ihr Fener zu eröffnen

Ein Corresspondent der Morning=Post gibt die Gesammt-
stärke des britischen Heeres vor Sebastopol am 1. Januar
auf 40,932 Mann an, wovon jedoch 13,419 krank oder verwun-
det waren.

Es bestätigt sich daß die Russen ihre Diversion in der Dobrudscha
wieder aufgegeben und sich, nachdem sie den Türken einige Verluste
beigebracht, wieder zurückgezogen haben. Die letzten Nachrichten aus
der Krim datiren sich vom 8. d. M. Es war keine belangreiche
Nachricht bekannt; der „Jresh“ war in Varna angelangt, wo Omer
Pafcha noch erwartet wurde.

Kijew, 12. Jan. Man verbreitet hier folgende Nachrichten
offiziell: Die Alliirten leiden unendlich, besonders die Neuangekom-
menen. Die russ. Ausfälle finden die englischen Tranchen der Kälte
wegen unbesetzt.

Das Pays bringt Correspondenzen aus Konstantinopel vom 5.
Jan., welche die Nachricht von dem zwischen Türken und Russen
bei Eupatoria stattgehabten Kampfe bestätigen. Nach diesen Corresp.
— heißt es in dem Pays — beschränkte sich indeß Alles auf den
Angriff auf einen russischen Convei[unleserliches Material], der Lebensmittel und Munition
für daß Armee=Corps des Generals Liprandi transportirte. Dieser
von einem starken Detachement Kosaken eskortirte Convei, soll von
einer Colonne Türken in der Nähe von Eupatoria überrumpelt wor-
den und nebst einigen hnndert Pferden der in diesem Treffen getödte-
ten Russen in die Gewalt der Türken gefallen sein. Auf dieses re-
duzirt, ist die Thatsache wahrscheinlich und doch das Resultat von
Bedeutung, weil der Erfolg der Türken die russische Armee der erwar-
teten Vorräthe beraubt hat. Eine Colonne [unleserliches Material – 14 Zeichen fehlen]Scharfschützen hat sich
der wichtigen Position von Kamara, in der Nähe von Balaklaaa,
bemächtigt, nachdem sie die Russen daraus vertrieben. Der Feind er-
litt bei dieser Affaire sehr empfindliche Verluste; vollständig geschlagen,
ergriff er eiligst die Flucht, seine Fourrage und seine Lagergeräthschaf-
ten verbrennend. Der Verlust der Russen während der letzten Tage
des Dezember in um Sebastopol wird auf mehr als 8000 Mann
geschätzt.

Die Kriegsrüstungen dauern allerseits fort. Ein Theil der tür-
kischen Donau=Armee, das egyptische und tunesische Kontingent, gehen
nach der Krimm, um in einer Stärke von 60,000 Mann Ende die-
ses Monants ihre Operationen im Norden von Sebastopol zu eröff-
nen. Jn Frankreich stellt jedes einzelne Regiment der Orient=Armee
eine Verstärkung von 75 Mann, außerdem ist die Bildung einer
Fremden=Legion beschlossen. Die englische Krimm=Armee wird durch
europäische und indische Regimenter verstärkt. Oesterreich sendet täg-
lich neue Verstärkungen zu seinen Armeen in den Donaufürstenthü-
mern und in Gallizien: es befestigt seine Grenzen und dasselbe [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]thu
Rußland. Die zu eröffnenden Friedensunterhandlungen bieten [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]di
größten Schwierigkeiten und halten in keiner Weise die mil [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]itäri
schen Operationen auf. Möglich daß sie zum Frieden, noch mögliche
daß sie zur Fortsetzung des Krieges führen.

Deutschland.

Berlin, den 17. Januar. Die zweite Kammer hielt [unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]heut
Sitzung. Die Regierung brachte wieder mehrrre Vorlagen zur Be
schlnßfassung ein. Zwei derselben sind von besonderer Bedeutung, [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]di
eine verlangt die gesetzlich am 1. August d. J. zu Ende gehende Er
hebung des Zuschlages auf die klassifizirte Einkommen=Steuer und [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]d
Mahl= und Schlachtsteuer, bis zum 1. April 1856 zu [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]verlängern
Die andere Vorlage verlangt die Ermächtigung, den bisher nicht [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]er
schöpften Kredit von 30 Millionen Thalern zur Bestreitung der außer
gewöhnlichen militärischen Bedürfnisse verwenden zn dürfen. — [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]Na
Verweisung der Vorlagen an die betreffenden Kommissionen ging [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]d
Kammer zur Berathung des ersten von der Butgetkommission erstatt
ten Berichtes, und zwar zunächst zu den Etats der Vewaltung [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]d
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tung einer baldigen Vorlage über die Grundsteuer=Regulirung [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]au
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[0002] konnte viel mehr thun und hat viel mehr durchgesetzt, als irgend einer und es gab keine Provinz, wo die Leute so _________zufrieden waren, als in Westpfahlen. Wohin man kam, wohin man sah, da war er ge- liebt und geehrt, und manche nannten ihn den kleinen König von ___________Westpfahlen. Aber den blauen Kittel legte er nicht ab, und ließ auch nicht von seinen Fußwanderungen, so lange er's vermochte. Am Ende kannten sie ihn wohl, Jung und Alt, zumal die Bauern, die er be- sonders liebte, aber bis dahin gab es viele Verwechslungen und curiose Fälle. Einmal suchte ihn ein Oberforstmeister auf, und reiste ihm, weil er ihn dringend zu sprechen hatte, in das Dorf nach, wo Vinke mit der Bauerschaft wegen einer Brücke, Straße, oder eines Backofens zu conferiren hatte. Als er den Präsident ______hinter dem Ofen mit zwei Bauern in einer Wolke Tabacksdampf ____________diskurrirend fand, erschrak der hochgewachsene feierliche Mann und meinte, man habe sich eine Knrzweil mit ihm erlaubt. Er mußte aber wohl end- lich glauben, daß es der Vinke sei, den er snchte, denn er wußte so- viel von der Angelegrenheit, wegen welcher der Besucher kam. Einen Vorfall aber erzählte der treffliche Mann, wenn er ver- gnügt war, in Freundeskreisen mit besonderem Vergnügen. Er mußte einen Hofschulzen sprechen und die Sache w r dringend. Daher sagte er der Frau, die er in der Küche beschäftigt fand, sie möge ihren Mann von Felde rufen lassen. Es waren indeß auch keine Leute da, um ihn zu rufen. Da die Frau den Eifrr_ des fremden Mannes im blauen Kittel sah, sagte sie, sie möchte ihn schon selbst rusen gehn, aber wenn sie fortginge, würde der Hirfebrei anbrennen und ihr Mann ein schief Gesicht machen. Darauf wurden sie handelseinig, wie es anzustellen, daß der Hirsebrei nicht anbrennen und der Mann kein schief Gesicht machen solle. — Als der Hofschulze zurückkam, gar er- schrocken über die Beschreibung, welche ihm die Frau von dem Frem- den gemacht, erschrak er noch mehr, als er am Feuerheerd sah — den Oberpräsident von Westphalen, Freiherrn von Vincke, wie er fei- nen Hirsebrei rührte. Doch genug vom blauen Kittel, der noch lange in Westpfalen in der __________Erinuerung leben wird zu dem, der ihn in Ehren trug. Er trug aber nicht immer eine Blouse. Als man ihn aus der Wiege gehoben und den Polrock adgestreift, legte man ihm ein sauderes Knabenhabit_ an, um im Pädagogium in Halle aufgenommen zu werden; dann sehen wir ihn im Studentenrock in Marburg und Erlangen, in dem er, den Ranzen auf dem Rücken, weite Fußreisen machte; darauf als Referendar und Assessor in Berlin, als Landrath in Minden, als Präsidenten in Ostfriesland, dann wieder in Berlin und cndlich in Münster, wo er vor zehn Jahren den gestickten Oberpräsidentenrock, zum tiefsten Leidwesen von ganz Westphalen, mit dem Leichenhemde vertauschte. Aber unter jedem, der Blouse und der Präsidentenuni- form, auch nnter dem Malteserkreuze des Johanniterkleides schlug sein Herz warm und unverdrossen für das Volk. Seinem Wohlergehen war sein langes Leben gewidmet. Orientalische Angelegenheiten. Der Semaphore von Marseille hat Konstantinopeler Correspon- denzen vom 4. Jan., worin es heißt: Von Sebastopol habe ich Jhnen nichts mehr zu sagen; alle Operationen haben aufgehört, obschon die neuen Batterien, die unter Anderm 40 Mörser zählen, vollkommen in Stand geseßt sind. Die Russen lassen keine Nacht vergehen, ohne einen Ausfall zn machen, allein die verbündeten Armeen begnügen sich damit, sie zurückznweisen, ohne ihrerseits etwas zu unternehmen. Die Verbindungen zwischen der Nordseite der Stadt und Perekop sind jetzt so bequem, daß die Festung ohne Unterlaß neue Munition, Pro- viant u. s. w. erhällt. Dte Engländer haben es bekanntlich unter- nommen, zu Balaklava eine Eisenbahn anzulegen. Sie rechnen drei Monate auf's Legen der Schienen. Nach einer aus Konstantinopel in Wien eingelangten telegraph. Depesche wurde von Redschid Pascha und den Gesandten der alliirten Mächte ein Aktenstück unterzeichnet, welches sich auf die Regelung der Verhältnisse in den beiden Donaufürstenthümern bezieht. Dieses Ak- tenstück soll dazu bestimmt sein, den Friedenshandlungen in Wien als Basis zu dienen. Aus Varna vom 10. Jan. wird dem Morning Adverteser tele- graphirt: Die Franzosen haben am 8. das Feuer ihrer neuen Bat- terien auf die Mastbaterie und die westlich vom Fort Akhtiar gelegenen Werke eröffnet. Jhr Feuer beherrschte das der russ Werke. Die Engländer sind bereit ihr Fener zu eröffnen Ein Corresspondent der Morning=Post gibt die Gesammt- stärke des britischen Heeres vor Sebastopol am 1. Januar auf 40,932 Mann an, wovon jedoch 13,419 krank oder verwun- det waren. Es bestätigt sich daß die Russen ihre Diversion in der Dobrudscha wieder aufgegeben und sich, nachdem sie den Türken einige Verluste beigebracht, wieder zurückgezogen haben. Die letzten Nachrichten aus der Krim datiren sich vom 8. d. M. Es war keine belangreiche Nachricht bekannt; der „Jresh“ war in Varna angelangt, wo Omer Pafcha noch erwartet wurde. Kijew, 12. Jan. Man verbreitet hier folgende Nachrichten offiziell: Die Alliirten leiden unendlich, besonders die Neuangekom- menen. Die russ. Ausfälle finden die englischen Tranchen der Kälte wegen unbesetzt. Das Pays bringt Correspondenzen aus Konstantinopel vom 5. Jan., welche die Nachricht von dem zwischen Türken und Russen bei Eupatoria stattgehabten Kampfe bestätigen. Nach diesen Corresp. — heißt es in dem Pays — beschränkte sich indeß Alles auf den Angriff auf einen russischen Convei_ , der Lebensmittel und Munition für daß Armee=Corps des Generals Liprandi transportirte. Dieser von einem starken Detachement Kosaken eskortirte Convei, soll von einer Colonne Türken in der Nähe von Eupatoria überrumpelt wor- den und nebst einigen hnndert Pferden der in diesem Treffen getödte- ten Russen in die Gewalt der Türken gefallen sein. Auf dieses re- duzirt, ist die Thatsache wahrscheinlich und doch das Resultat von Bedeutung, weil der Erfolg der Türken die russische Armee der erwar- teten Vorräthe beraubt hat. Eine Colonne ______________Scharfschützen hat sich der wichtigen Position von Kamara, in der Nähe von Balaklaaa, bemächtigt, nachdem sie die Russen daraus vertrieben. Der Feind er- litt bei dieser Affaire sehr empfindliche Verluste; vollständig geschlagen, ergriff er eiligst die Flucht, seine Fourrage und seine Lagergeräthschaf- ten verbrennend. Der Verlust der Russen während der letzten Tage des Dezember in um Sebastopol wird auf mehr als 8000 Mann geschätzt. Die Kriegsrüstungen dauern allerseits fort. Ein Theil der tür- kischen Donau=Armee, das egyptische und tunesische Kontingent, gehen nach der Krimm, um in einer Stärke von 60,000 Mann Ende die- ses Monants ihre Operationen im Norden von Sebastopol zu eröff- nen. Jn Frankreich stellt jedes einzelne Regiment der Orient=Armee eine Verstärkung von 75 Mann, außerdem ist die Bildung einer Fremden=Legion beschlossen. Die englische Krimm=Armee wird durch europäische und indische Regimenter verstärkt. Oesterreich sendet täg- lich neue Verstärkungen zu seinen Armeen in den Donaufürstenthü- mern und in Gallizien: es befestigt seine Grenzen und dasselbe ___thu Rußland. Die zu eröffnenden Friedensunterhandlungen bieten __di größten Schwierigkeiten und halten in keiner Weise die mil _____itäri schen Operationen auf. Möglich daß sie zum Frieden, noch mögliche daß sie zur Fortsetzung des Krieges führen. Deutschland. Berlin, den 17. Januar. Die zweite Kammer hielt ____heut Sitzung. Die Regierung brachte wieder mehrrre Vorlagen zur Be schlnßfassung ein. Zwei derselben sind von besonderer Bedeutung, __di eine verlangt die gesetzlich am 1. August d. J. zu Ende gehende Er hebung des Zuschlages auf die klassifizirte Einkommen=Steuer und _d Mahl= und Schlachtsteuer, bis zum 1. April 1856 zu __________verlängern Die andere Vorlage verlangt die Ermächtigung, den bisher nicht __er schöpften Kredit von 30 Millionen Thalern zur Bestreitung der außer gewöhnlichen militärischen Bedürfnisse verwenden zn dürfen. — __Na Verweisung der Vorlagen an die betreffenden Kommissionen ging _d Kammer zur Berathung des ersten von der Butgetkommission erstatt ten Berichtes, und zwar zunächst zu den Etats der Vewaltung _d direkten Steuern über. Der Kommissionsantrag welcher die Erwa tung einer baldigen Vorlage über die Grundsteuer=Regulirung __au sprach, rief eine längere Debatte hervor und sand schließlich Annahm

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Jahrgang 7, Nr. 7. Hattingen, 24. Januar 1855, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische007_1855/2>, abgerufen am 21.11.2024.