Mährisches Tagblatt. Nr. 41, Olmütz, 21.02.1898.[Spaltenumbruch]
Die Verhendlung wird um 12 Uhr 20 Mi- Picquart antwortet, daß er sich hieran Der Präsident erwidert, daß dies un- Vertheidiger Labori protestirt gegen diese General Pellieux, der vorgerufen wird, Oberst Picquart erwidert erregt: Ich Vertheidiger Labori: Auch ich habe ge- Präsident (den Vertheidiger unterbre- Libori: Nein, Herr Präsident, aber ich Präsident: Ich sage Ihnen, daß Sie Labori: Es geschehe, entziehen Sie es mir! Präsident: Ich entziehe es Ihnen. Labori: Ich danke Ihnen. Jedesmal, so Pellieux verlangt, einige Worte über Labori will gleichfalls sprechen. Der Pellieux und Gonse antworten, daß Labori will andere Fragen stellen. (Protest- Präsident (zu Labori:) So sprechen Sie Labori ruft dem Präsidenten zu, daß er Labori richtet an Picquart Fragen; der Es werden sodann mehrere Zeugen ver- Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung Der Präsident schließt die Sitzung mit Mährischer Landtag. Brünn 19. Februar. (36. Sitzung.) Nach dem Referate des Abg. Julius Ritter Landeshauptmann Graf Vetter von der Abg. Freihe[r]r von Chlumecky dankt dem Statthalter Freiherr v. Spens-Booden: [Spaltenumbruch] schon belesen, ja gewaschen; die rothen Rüben Weihnachten ist übrigens in der ganzen Ist einem Menschenkinde, das Lust und Und wie viel des Interessanten ist da auch [Spaltenumbruch]
Die Verhendlung wird um 12 Uhr 20 Mi- Picquart antwortet, daß er ſich hieran Der Präſident erwidert, daß dies un- Vertheidiger Labori proteſtirt gegen dieſe General Pellieux, der vorgerufen wird, Oberſt Picquart erwidert erregt: Ich Vertheidiger Labori: Auch ich habe ge- Präſident (den Vertheidiger unterbre- Libori: Nein, Herr Präſident, aber ich Präſident: Ich ſage Ihnen, daß Sie Labori: Es geſchehe, entziehen Sie es mir! Präſident: Ich entziehe es Ihnen. Labori: Ich danke Ihnen. Jedesmal, ſo Pellieux verlangt, einige Worte über Labori will gleichfalls ſprechen. Der Pellieux und Gonſe antworten, daß Labori will andere Fragen ſtellen. (Proteſt- Präſident (zu Labori:) So ſprechen Sie Labori ruft dem Präſidenten zu, daß er Labori richtet an Picquart Fragen; der Es werden ſodann mehrere Zeugen ver- Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung Der Präſident ſchließt die Sitzung mit Mähriſcher Landtag. Brünn 19. Februar. (36. Sitzung.) Nach dem Referate des Abg. Julius Ritter Landeshauptmann Graf Vetter von der Abg. Freihe[r]r von Chlumecky dankt dem Statthalter Freiherr v. Spens-Booden: [Spaltenumbruch] ſchon beleſen, ja gewaſchen; die rothen Rüben Weihnachten iſt übrigens in der ganzen Iſt einem Menſchenkinde, das Luſt und Und wie viel des Intereſſanten iſt da auch <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1c" xml:id="f1b" prev="#f1a" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="2"> <p>Die Verhendlung wird um 12 Uhr 20 Mi-<lb/> nuten eröffnet. Der Saal iſt überſüllt. Das<lb/> Publicum verhält ſich ruhiger als geſtern. Oberſt<lb/><hi rendition="#g">Picquart</hi> wird vorgerufen. 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Labori legt<lb/> gegen die Lärmmacher und gegen dieſe Vergewal-<lb/> tigung des Rechtes der Vertheidigung Verwah-<lb/> rung ein und wendet ſich an Zola mit der<lb/> Frage, ob es nicht beſſer wäre, den Saal zu<lb/> verlaſſen, als ſich in dieſer Weiſe knebeln zu<lb/> laſſen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Präſident</hi> (zu Labori:) So ſprechen Sie<lb/> doch ernſthaft!</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Labori</hi> ruft dem Präſidenten zu, daß er<lb/> ihn inſultirt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Labori</hi> richtet an Picquart Fragen; der<lb/> Befragte erklärt jedoch, dieſe nicht beantworten<lb/> zu können.</p><lb/> <p>Es werden ſodann mehrere Zeugen ver-<lb/> nommen, die Zola’s guten Glauben bezeugen,<lb/> darunter der ehemalige elſäſſiſche Deputirte<lb/> Lalance, der das Vorgehen Zola’s billigt, ferner<lb/> Duclaux, der es für nützlich erachtet, daß man<lb/> über die Dunkelheit des erſten Proceſſes Licht<lb/> verbreite, und Anatole France, der für den<lb/> guten Glauben Zola’s eintritt. — Labori ver-<lb/> lieſt einen für Zola günſtigen Brief des Pro-<lb/> feſſors an der Sorbonne, <hi rendition="#g">Segilles.</hi> </p><lb/> <p>Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung<lb/> theilt der Gerichtshof den Beſchluß mit, den<lb/> Miniſter <hi rendition="#g">Billot</hi> nicht zu vernehmen, da er<lb/> vom Miniſterrath die Autoriſation nicht erhalten<lb/> habe, ferner die Einbeziehung des Eſterhazy’ſchen<lb/> „Uhlanenbriefes“ in die Debatte nicht zuzulaſſen.<lb/> — Die Vertheidigung verzichtet auf die Ver-<lb/> nehmung der noch nicht vernommenen Zeugen.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Präſident</hi> ſchließt die Sitzung mit<lb/> der Mittheilung, daß ſie am Montag wieder<lb/> aufgenommen werden wird. Dienſtag wird des<lb/> Faſchingsfeſtes wegen eine kurze Verhandlung<lb/> ſtattfinden. Die Verhandlungen werden Mittwoch<lb/> beendigt ſein. Die Zugänge zum Juſtizpalaſt<lb/> waren faſt menſchenleer. Es fand keine Kund-<lb/> gebung ſtatt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="a3a" next="#a3b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Mähriſcher Landtag.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Brünn</hi> 19. Februar.</dateline><lb/> <p> <hi rendition="#c">(36. Sitzung.)</hi> </p><lb/> <p>Nach dem Referate des Abg. Julius Ritter<lb/> von <hi rendition="#g">Gomperz</hi> wird der Schlußbericht über<lb/><cb/> das Landesbudget für 1898 und die <hi rendition="#g">Landes-<lb/> umlage</hi> ohne Debatte angenommen.</p><lb/> <p>Landeshauptmann Graf <hi rendition="#g">Vetter</hi> von der<lb/><hi rendition="#g">Lilie</hi> hebt in ſeiner <hi rendition="#g">Schlußrede</hi> die Noth-<lb/> ſtandsaction hervor und ſagt u. 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Freihe<supplied>r</supplied>r von <hi rendition="#g">Chlumecky</hi> dankt dem<lb/> Landeshauptmanne Namens des ganzen Hauſes.<lb/> Der Ruf des mähriſchen Landtages als Arbeits-<lb/> landtages ſei zum großen Theile dem Landes-<lb/> hauptmanne Grafen Vetter von der Lilie zuzu-<lb/> ſchreiben, ebenſo der Umſtand, daß es gelungen<lb/> iſt, heuer die erſten Schritte zur Verſtändigung<lb/> der Nationalitäten zu machen. Wir wiſſen,<lb/> daß, wenn dieſer Schritt gelingt und glücklich fort-<lb/> geſetzt wird, dies gewiß dem Landeshauptmanne<lb/> die größte Freude bereiten wird. Nicht minder<lb/> dankt Abg. Freiherr v. Chlum<supplied>eck</supplied>y dem Statt-<lb/> halter (lebhafter Beifall) für das überaus that-<lb/> k<supplied>r</supplied>äftige Wohlwollen und die Unterſtützung, welche<lb/> er dem Lande jederzeit habe zutheil werden laſſen,<lb/> insbeſondere für deſſen warme Unterſtützung der<lb/> nicht ganz leichten einleitenden Schritte zum an-<lb/> geſtrebten Friedenswerke. (Lebhafte Zuſtimmung.)<lb/> Ich weiß nicht minder, ſagt Redner, daß niemand<lb/> ſo ſehr einen glücklichen Erfolg herbeiwünſchen<lb/> würde als der Statthalter, welcher jederzeit das<lb/> gleiche Intereſſe für beide Nationalitäten dieſes<lb/> Landes bekundet hat und durch ſeine herzge-<lb/> winnende Liebenswürdigkeit (Lebhafte Zuſtimmung)<lb/> ſowohl im perſönlichen als amtlichen Verkehre<lb/> uns alle im Sturme zu ſeinen Verehrern und<lb/> aufrichtigen Freunden gemacht hat. (Lebhafter<lb/> Beifall.)</p><lb/> <p>Statthalter Freiherr v. <hi rendition="#g">Spens-Booden:</hi><lb/> Vor Allem erlauben Sie mir, daß ich aus vollem<lb/> Herzen mich den warmen Worten der Verehrung<lb/> und Huldigung, welche Sr. Excellenz unſerem<lb/> Landeshauptmanne dargebracht wurden, anſchließe,<lb/> ebenſo danke ich auch vielmals dem hochverehrten<lb/> Landeshauptmann-Stellvertreter und allen Herren<lb/> für das Wohlwollen, mit welchen Sie den Re-<lb/> gierungs-Vertretern jederzeit entgegengekommen<lb/> ſind. (Slaviſch fortfahrend:) Die heurige<lb/> Seſſion ragt über die anderen durch er-<lb/> ſprießliche und opferwillige Arbeit hervor, und</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1d" xml:id="f1c" prev="#f1b" type="jArticle" n="2"> <p>ſchon beleſen, ja gewaſchen; die rothen Rüben<lb/> ſogar ſchon gekocht! Und dazwiſchen überall<lb/> Blumen, Blumen und wieder Blumen, und da<lb/> ſie billig genug ſind, geht kaum jemand ohne ſeinen<lb/> friſchen Strauß nach Hauſe. Ueberraſchen muß<lb/> es den Fremden, wie galant die Direction der<lb/> Trambahn für die Bequemlichkeit der Lauſanner<lb/> Hausfrauen beſorgt iſt. An allen Markttagen<lb/> werden Perſonenwagen, die nach den entfernteren<lb/> Stadttheilen gehen, flache Wagen angehängt, auf<lb/> denen ſich dann die gefüllten Körbe und Netze<lb/> der mitfahrenden Weiblichkeit friedlich vereinen.<lb/> Und noch eine andere Anordnung hat dieſelbe<lb/> Verwaltung getroffen, die nicht minder viel für<lb/> ſich hat. Alljährlich nämlich werden während der<lb/> Weihnachtstage in den Wagen Blechbüchſen aus-<lb/> gehängt, in die das Publicum ſein Scherflein<lb/> wirft. Nach Schluß der Sammlung wird die<lb/> eingebrachte Summe unter alle an der Bahn<lb/> Bedienſteten getheilt. In der Feſttagsſtimmung<lb/> der Adveniszeit iſt ja jeder leichter zum Geben<lb/> bereit, und was ſonſt nur den Schaffnern zu-<lb/> fließen würde, kommt auf dieſe Weiſe auch dem<lb/> Geringſten zugute.</p><lb/> <p>Weihnachten iſt übrigens in der ganzen<lb/> franzöſiſchen Schweiz faſt nur ein Feſt für die<lb/> Kleinen. Wohl mehr aus dem practiſchen Grunde,<lb/> weil die Kinder, wenn man ſie erſt an Neujahr,<lb/> alſo nur ein paar Tage vor Wiederbeginn der<lb/> Schulzeit beſchenken würde, zu wenig Genuß von<lb/> ihren Geſchenken hätten, acceptirte man zuerſt die<lb/> deutſche Sitte. Mittlerweile hat ſie ſich ziemlich<lb/><cb/> eingebürgert, und mit ihr zugleich auch unſer<lb/> Weihnachtsbaum, die duftende Tanne. Den<lb/> Kleinen macht denn auch ihr <hi rendition="#aq">„sapin de Noël“</hi><lb/> viele Freude, aber die Großen blicken ihn mit<lb/> ziemlich gleichgiltigen Augen an. Von der Poeſie<lb/> und dem Zauber, den ein deutſcher Weihnachts-<lb/> baum um ſich verbre tet, iſt hier nichts zu ſpüren.<lb/> Deſto lauter und lebhafter im weiteſten Sinne<lb/> des Wortes feiert man die Sylveſternacht. Nicht<lb/> wie bei uns im gemüthlichen Heim bei der<lb/> dampfenden Punſchbowle. Hier eilt alles hinaus<lb/> auf die Straßen; die übermüthige Jugend ſteckt<lb/> ſich in Maskencoſtüme; muſikaliſche Gemüther<lb/> machen ihrem Herzen in mehr oder minder wohl-<lb/> gemeinten Geſängen Luft, andere malträtiren<lb/> die unglaublichſten Inſtrumente. Alles ſcherzt und<lb/> lacht und neckt ſich; auf freien Plätzen ſind<lb/> Caruſſels und Schießbuden aufgeſchlagen und von<lb/> Alt und Jung belagert; aber nirgends iſt etwas<lb/> von roher Ausgelaſſenheit zu finden. Und dieſer<lb/> Trubel, dieſe Luſtigkeit ſetzt ſich dann am Neu-<lb/> jahrtage fort, an dem ſich die großen Kinder<lb/> erſt beſchenken: Ebenſo vielleicht auch etwas über-<lb/> müthiger ſpringt man in Genf in das neue<lb/> Jahr, beträchtlich ruhiger dagegen fällt dieſe Feier<lb/> am andern Ende des Sees aus, in dem ſchönen<lb/> vornehmen <hi rendition="#g">Montreux.</hi> </p><lb/> <p>Iſt einem Menſchenkinde, das Luſt und<lb/> Laune, das Bedürfnis nach Erholung, oder auch<lb/> der Wunſch nach einem nicht allzuſtrengen Winter<lb/> an die Ufer der Léman geführt haben, Genf zu<lb/> geräuſchvoll und lebhaft, zu verführeriſch für ein<lb/><cb/> rein beſchauliches Daſein, Lauſanne trotz ſeiner<lb/> größeren Ruhe doch noch zu ſtädt ſch, dann winkt<lb/> ihm Montreux verlockind genug. Es iſt auch faſt<lb/> undenkbar, daß dieſes gnadenreiche Stückchen<lb/> Erde jemand nicht gefallen, ihn nicht feſſeln ſollte.<lb/> Für Kranke iſt Montreux in den letzten Jahren<lb/> etwas aus der Mode gekommen, aber für ſolche,<lb/> die den geſellſchaftlichen Anſtrengungen eines Win-<lb/> ters entgehen oder ihre angegriffenen Nerven er-<lb/> holen wollen, iſt es vielleicht gerade deswegen ein<lb/> um ſo beliebterer Aufenthaltsort geworden. Die<lb/> diesjährige Fremdenliſte weiſt zumeiſt deutſche<lb/> Namen, darunter viele aus Adels- and Officiers-<lb/> kreiſen, auf. Hotels und Penſionen bieten allen<lb/> nur möglichen Comfort. Muſikaliſche Unterhal-<lb/> tungen finden hier auch ſehr häufig ſtatt, hin<lb/> und wieder auch Theatervorſtellungen, und um<lb/> auch den Spielluſtigen Gelegenheit zu geben, ein<lb/> Bischen ihrer Schwäche fröhnen zu können, iſt<lb/> im Kurſaal das unſchuldige Pferdeſpiel geſtattet,<lb/> — wirklich unſchuldig, weil höhere Einſätze als<lb/> ein Francs ſtreng verboten ſind.</p><lb/> <p>Und wie viel des Intereſſanten iſt da auch<lb/> ſonſt gleich in nächſter Nähe zu finden! Da iſt<lb/> vor allem das alte, auf einem gewaltigen Felſen<lb/> in den See hinein gebaute Schloß <hi rendition="#g">Chillon,</hi><lb/> das Lord Byron in ſeiner unverwelklichen Dich-<lb/> tung „Der Gefangene von Chillon“ verewigt hat,<lb/> Ein Stückchen weiter liegt das Hotel Byron, in<lb/> dem ſich Victor Hugo noch im Jahre 1883 auf-<lb/> hielt. Da iſt <hi rendition="#g">Clarens</hi> mit dem <hi rendition="#aq">„bosquet de<lb/> Julie“,</hi> das an die hier ſpielende „Neue Heloiſe“</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Die Verhendlung wird um 12 Uhr 20 Mi-
nuten eröffnet. Der Saal iſt überſüllt. Das
Publicum verhält ſich ruhiger als geſtern. Oberſt
Picquart wird vorgerufen. Vertheidiger La-
bori frägt den Zeugen, ob das Bordereau
aus dem März oder April 1894 ſtamme.
Picquart antwortet, daß er ſich hieran
nicht erinnere. Er beklagt ſich gleichzeitig über
die Angriffe der Zeitungen, die ihm vorwerfen,
daß er ſeine Kinder in Deutſchland erziehen laſſe,
und erklärt, er ſei gar nicht verheiratet. Uebrigens
würde er, wenn er Familie hätte, ſeine Kinder
gewiß nicht in Deutſchland erziehen laſſen. Oberſt
Picquart verlangt, General Gallifet ſolle kammen,
um ſeine, Picquart’s Ehrenhaftigkeit und Loyalität
zu bezeugen.
Der Präſident erwidert, daß dies un-
nütz ſei.
Vertheidiger Labori proteſtirt gegen dieſe
Bemerkung.
General Pellieux, der vorgerufen wird,
erklärt, er lehne in Uebereinſtimmung mit den
geſtrigen Worten des Generaladvocaten
es von jetzt an ab, auf Fragen zu antworten,
die nicht die Affaire Zola betreffen. General Pel-
lieux fügt hinzu: Ich habe indeß bereits geſagt,
daß alles in dieſer Affaire ſeltſam iſt; was es
aber noch mehr iſt, das iſt (ſich gegen Picquart
wendend) und ich ſage ihm dies ins Geſicht, die
Haltung eines Herrn, der noch die Uniform der
franzöſiſchen Armee trägt und der hier erſchienen
iſt, um drei Generale anzuklagen, daß ſie eine
Fölſchung begangen und ſich ihrer bedient haben.
(Stürmiſcher Beifall im Hintergrunde des Saales.)
Oberſt Picquart erwidert erregt: Ich
habe meinem verehrten Vorgeſetzten geſagt, daß
ich hier vor dem Gerichte nur ſprechen werde,
um die Wahrheit zu ſagen. Ich wiederhole es
noch einmal in Gegenwart meiner Vorgeſetzten.
Ich habe weder ihre Abſichten, noch ihren guten
Glauben jemals zu verdächtigen verſucht, ich ſage
nur, daß ſich in der Affaire Norton hervor-
ragende Perſönlichkeiten durch falſche Papiere haben
täuſchen laſſen.
Vertheidiger Labori: Auch ich habe ge-
ſagt, daß die Officiere in gutem Glauben han-
deln, und das iſt gerade, was mich bewegt und
erſchreckt.
Präſident (den Vertheidiger unterbre-
chend): Sie plaidiren!
Libori: Nein, Herr Präſident, aber ich
habe hier etwas zu präciſiren, was für mich von
größter Wichtigkeit iſt. Man ſucht mich zu terro-
riſiren, man richtet nicht an mich, ſondern an meine
Frau Drohbriefe, um mich einzuſchüchtern.
Präſident: Ich ſage Ihnen, daß Sie
plaidiren. Ich werde Ihnen das Wort entziehen.
Labori: Es geſchehe, entziehen Sie es mir!
Präſident: Ich entziehe es Ihnen.
Labori: Ich danke Ihnen. Jedesmal, ſo
oſt Sie mir das Wort entziehen, gereicht mir
das zur neuerlichen Ehre.
Pellieux verlangt, einige Worte über
die Rolle zu ſagen, die er in dieſer Affaire, und
zwar gegen ſeinen freien Willen, geſpielt habe.
Labori will gleichfalls ſprechen. Der
Präſident droht ihm eine Disciplinarſtrafe an.
(Anhaltender Lärm; Beifall.) Gleichwohl richtet
Labori an Pellienx und Gonſe eine Frage über
die „hydrauliſche Bremſe von 120“.
Pellieux und Gonſe antworten, daß
ſie über dieſe Frage nicht auf dem Laufenden ſeien.
Labori will andere Fragen ſtellen. (Proteſt-
rufe im Hintergrunde des Saales.) Labori legt
gegen die Lärmmacher und gegen dieſe Vergewal-
tigung des Rechtes der Vertheidigung Verwah-
rung ein und wendet ſich an Zola mit der
Frage, ob es nicht beſſer wäre, den Saal zu
verlaſſen, als ſich in dieſer Weiſe knebeln zu
laſſen.
Präſident (zu Labori:) So ſprechen Sie
doch ernſthaft!
Labori ruft dem Präſidenten zu, daß er
ihn inſultirt.
Labori richtet an Picquart Fragen; der
Befragte erklärt jedoch, dieſe nicht beantworten
zu können.
Es werden ſodann mehrere Zeugen ver-
nommen, die Zola’s guten Glauben bezeugen,
darunter der ehemalige elſäſſiſche Deputirte
Lalance, der das Vorgehen Zola’s billigt, ferner
Duclaux, der es für nützlich erachtet, daß man
über die Dunkelheit des erſten Proceſſes Licht
verbreite, und Anatole France, der für den
guten Glauben Zola’s eintritt. — Labori ver-
lieſt einen für Zola günſtigen Brief des Pro-
feſſors an der Sorbonne, Segilles.
Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung
theilt der Gerichtshof den Beſchluß mit, den
Miniſter Billot nicht zu vernehmen, da er
vom Miniſterrath die Autoriſation nicht erhalten
habe, ferner die Einbeziehung des Eſterhazy’ſchen
„Uhlanenbriefes“ in die Debatte nicht zuzulaſſen.
— Die Vertheidigung verzichtet auf die Ver-
nehmung der noch nicht vernommenen Zeugen.
Der Präſident ſchließt die Sitzung mit
der Mittheilung, daß ſie am Montag wieder
aufgenommen werden wird. Dienſtag wird des
Faſchingsfeſtes wegen eine kurze Verhandlung
ſtattfinden. Die Verhandlungen werden Mittwoch
beendigt ſein. Die Zugänge zum Juſtizpalaſt
waren faſt menſchenleer. Es fand keine Kund-
gebung ſtatt.
Mähriſcher Landtag.
Brünn 19. Februar.
(36. Sitzung.)
Nach dem Referate des Abg. Julius Ritter
von Gomperz wird der Schlußbericht über
das Landesbudget für 1898 und die Landes-
umlage ohne Debatte angenommen.
Landeshauptmann Graf Vetter von der
Lilie hebt in ſeiner Schlußrede die Noth-
ſtandsaction hervor und ſagt u. A.: Aber alle
unſere Actionen überragt jene Friedensaction,
deren Fundamente in dieſer Seſſion gelegt worden
ſind. Mögen dieſe Fundamente zu einem ſtolzen
Bau emporwachſen, der für alle Zeiten Zeugniß
geben ſoll von dem friedlichen Sinne, der Ver-
ſöhnlichkeit und Gerechtigkeit beider dieſes Land
bewohnenden Volksſtämme. (Lebhafter Beifall.)
Der Landeshauptmann dankt hierauf dem Statt-
halter Freiherrn v. Spens-Booden (Stürmiſcher
Beifall), der allſeitige Verehrung ſich zu er-
ringen wußte, für ſeine lebhafte Theilnahme an
den Landtagsverhandlungen in dieſer Seſſion.
(Beifall.) Redner ſchließt mit dreifachen Hoch-
und Slava-Rufen auf Se. Majeſtät den Kaiſer,
in welche die Verſammlung begeiſtert einſtimmt.
Abg. Freiherr von Chlumecky dankt dem
Landeshauptmanne Namens des ganzen Hauſes.
Der Ruf des mähriſchen Landtages als Arbeits-
landtages ſei zum großen Theile dem Landes-
hauptmanne Grafen Vetter von der Lilie zuzu-
ſchreiben, ebenſo der Umſtand, daß es gelungen
iſt, heuer die erſten Schritte zur Verſtändigung
der Nationalitäten zu machen. Wir wiſſen,
daß, wenn dieſer Schritt gelingt und glücklich fort-
geſetzt wird, dies gewiß dem Landeshauptmanne
die größte Freude bereiten wird. Nicht minder
dankt Abg. Freiherr v. Chlumecky dem Statt-
halter (lebhafter Beifall) für das überaus that-
kräftige Wohlwollen und die Unterſtützung, welche
er dem Lande jederzeit habe zutheil werden laſſen,
insbeſondere für deſſen warme Unterſtützung der
nicht ganz leichten einleitenden Schritte zum an-
geſtrebten Friedenswerke. (Lebhafte Zuſtimmung.)
Ich weiß nicht minder, ſagt Redner, daß niemand
ſo ſehr einen glücklichen Erfolg herbeiwünſchen
würde als der Statthalter, welcher jederzeit das
gleiche Intereſſe für beide Nationalitäten dieſes
Landes bekundet hat und durch ſeine herzge-
winnende Liebenswürdigkeit (Lebhafte Zuſtimmung)
ſowohl im perſönlichen als amtlichen Verkehre
uns alle im Sturme zu ſeinen Verehrern und
aufrichtigen Freunden gemacht hat. (Lebhafter
Beifall.)
Statthalter Freiherr v. Spens-Booden:
Vor Allem erlauben Sie mir, daß ich aus vollem
Herzen mich den warmen Worten der Verehrung
und Huldigung, welche Sr. Excellenz unſerem
Landeshauptmanne dargebracht wurden, anſchließe,
ebenſo danke ich auch vielmals dem hochverehrten
Landeshauptmann-Stellvertreter und allen Herren
für das Wohlwollen, mit welchen Sie den Re-
gierungs-Vertretern jederzeit entgegengekommen
ſind. (Slaviſch fortfahrend:) Die heurige
Seſſion ragt über die anderen durch er-
ſprießliche und opferwillige Arbeit hervor, und
ſchon beleſen, ja gewaſchen; die rothen Rüben
ſogar ſchon gekocht! Und dazwiſchen überall
Blumen, Blumen und wieder Blumen, und da
ſie billig genug ſind, geht kaum jemand ohne ſeinen
friſchen Strauß nach Hauſe. Ueberraſchen muß
es den Fremden, wie galant die Direction der
Trambahn für die Bequemlichkeit der Lauſanner
Hausfrauen beſorgt iſt. An allen Markttagen
werden Perſonenwagen, die nach den entfernteren
Stadttheilen gehen, flache Wagen angehängt, auf
denen ſich dann die gefüllten Körbe und Netze
der mitfahrenden Weiblichkeit friedlich vereinen.
Und noch eine andere Anordnung hat dieſelbe
Verwaltung getroffen, die nicht minder viel für
ſich hat. Alljährlich nämlich werden während der
Weihnachtstage in den Wagen Blechbüchſen aus-
gehängt, in die das Publicum ſein Scherflein
wirft. Nach Schluß der Sammlung wird die
eingebrachte Summe unter alle an der Bahn
Bedienſteten getheilt. In der Feſttagsſtimmung
der Adveniszeit iſt ja jeder leichter zum Geben
bereit, und was ſonſt nur den Schaffnern zu-
fließen würde, kommt auf dieſe Weiſe auch dem
Geringſten zugute.
Weihnachten iſt übrigens in der ganzen
franzöſiſchen Schweiz faſt nur ein Feſt für die
Kleinen. Wohl mehr aus dem practiſchen Grunde,
weil die Kinder, wenn man ſie erſt an Neujahr,
alſo nur ein paar Tage vor Wiederbeginn der
Schulzeit beſchenken würde, zu wenig Genuß von
ihren Geſchenken hätten, acceptirte man zuerſt die
deutſche Sitte. Mittlerweile hat ſie ſich ziemlich
eingebürgert, und mit ihr zugleich auch unſer
Weihnachtsbaum, die duftende Tanne. Den
Kleinen macht denn auch ihr „sapin de Noël“
viele Freude, aber die Großen blicken ihn mit
ziemlich gleichgiltigen Augen an. Von der Poeſie
und dem Zauber, den ein deutſcher Weihnachts-
baum um ſich verbre tet, iſt hier nichts zu ſpüren.
Deſto lauter und lebhafter im weiteſten Sinne
des Wortes feiert man die Sylveſternacht. Nicht
wie bei uns im gemüthlichen Heim bei der
dampfenden Punſchbowle. Hier eilt alles hinaus
auf die Straßen; die übermüthige Jugend ſteckt
ſich in Maskencoſtüme; muſikaliſche Gemüther
machen ihrem Herzen in mehr oder minder wohl-
gemeinten Geſängen Luft, andere malträtiren
die unglaublichſten Inſtrumente. Alles ſcherzt und
lacht und neckt ſich; auf freien Plätzen ſind
Caruſſels und Schießbuden aufgeſchlagen und von
Alt und Jung belagert; aber nirgends iſt etwas
von roher Ausgelaſſenheit zu finden. Und dieſer
Trubel, dieſe Luſtigkeit ſetzt ſich dann am Neu-
jahrtage fort, an dem ſich die großen Kinder
erſt beſchenken: Ebenſo vielleicht auch etwas über-
müthiger ſpringt man in Genf in das neue
Jahr, beträchtlich ruhiger dagegen fällt dieſe Feier
am andern Ende des Sees aus, in dem ſchönen
vornehmen Montreux.
Iſt einem Menſchenkinde, das Luſt und
Laune, das Bedürfnis nach Erholung, oder auch
der Wunſch nach einem nicht allzuſtrengen Winter
an die Ufer der Léman geführt haben, Genf zu
geräuſchvoll und lebhaft, zu verführeriſch für ein
rein beſchauliches Daſein, Lauſanne trotz ſeiner
größeren Ruhe doch noch zu ſtädt ſch, dann winkt
ihm Montreux verlockind genug. Es iſt auch faſt
undenkbar, daß dieſes gnadenreiche Stückchen
Erde jemand nicht gefallen, ihn nicht feſſeln ſollte.
Für Kranke iſt Montreux in den letzten Jahren
etwas aus der Mode gekommen, aber für ſolche,
die den geſellſchaftlichen Anſtrengungen eines Win-
ters entgehen oder ihre angegriffenen Nerven er-
holen wollen, iſt es vielleicht gerade deswegen ein
um ſo beliebterer Aufenthaltsort geworden. Die
diesjährige Fremdenliſte weiſt zumeiſt deutſche
Namen, darunter viele aus Adels- and Officiers-
kreiſen, auf. Hotels und Penſionen bieten allen
nur möglichen Comfort. Muſikaliſche Unterhal-
tungen finden hier auch ſehr häufig ſtatt, hin
und wieder auch Theatervorſtellungen, und um
auch den Spielluſtigen Gelegenheit zu geben, ein
Bischen ihrer Schwäche fröhnen zu können, iſt
im Kurſaal das unſchuldige Pferdeſpiel geſtattet,
— wirklich unſchuldig, weil höhere Einſätze als
ein Francs ſtreng verboten ſind.
Und wie viel des Intereſſanten iſt da auch
ſonſt gleich in nächſter Nähe zu finden! Da iſt
vor allem das alte, auf einem gewaltigen Felſen
in den See hinein gebaute Schloß Chillon,
das Lord Byron in ſeiner unverwelklichen Dich-
tung „Der Gefangene von Chillon“ verewigt hat,
Ein Stückchen weiter liegt das Hotel Byron, in
dem ſich Victor Hugo noch im Jahre 1883 auf-
hielt. Da iſt Clarens mit dem „bosquet de
Julie“, das an die hier ſpielende „Neue Heloiſe“
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