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Mährisches Tagblatt. Nr. 296, Olmütz, 29.12.1893.

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[Spaltenumbruch] mochte über die gerügten Mängel nicht hinweg-
zuhelfen. Den Bolingbroke mußte in Ermang-
lung eines Bonvivants Herr Steinar über-
nehmen, dessen Leistung erkennen ließ, daß er den
eleganten Höfling schon lange nicht gespielt habe.
Er fand neben der Gastin, die wiederholt gerufen
wurde, den meisten Beifall Verdienstvoll spielte
auch Frl. Marion, die Königin, deren Be-
schränktheit und Unselbstständigkeit sie in ihrem
Spiele sehr verständig characterisirte. Im Uebri-
gen gab es vielen Unsinn, der gesprochen wurde,
und viele Versprechungen, die besser ungesprochen
geblieben wären. Der letzteren machte sich das
sonst so fleißige Frl. Wally ebenso wie die
Herren Steinar und Andresen (Masham)
wiederholt schuldig. Was aber Herr Andresen
gestern im Dialoge wie in der Darstellung lei-
stete, stand tief unter dem Niveau seiner bisheri-
gen Darbietungen. Der jugendliche Darsteller
sollte nicht vergessen, daß die Muse der Schau-
spielkunst eine Dame ist, die volle und ausschließ-
liche Hingebung fordert.

(Die erste Hälfte der Theatersaison)

ist
vorüber. In derselben überwog heuer das heitere
Genre weitaus. Es wurden bis Weihnachten auf-
geführt 25 Luftspiele, 12 Possen und Volksstücke
und 18 Operetten. Opernabende gab es 23;
das Trauer- uud Schauspiel brachte es zu 18
Aufführungen. An Gästen sahen wir bisher
Frl. Lissl, Frl. Berkany, Herrn Tauber
Frl. Zöllner und Frl. Malten.

(Beschränkung der Beistellung von
Unterofficieren zum Ordonnanzdienste.)

Der
nach dem Dienst-Reglement für das k. und k.
Heer bestehende Anspruch auf einen Unterofficier
zum Ordonnanzdienste wird dahin beschränkt, daß
unter gewöhnlichen Verhältnissen den Generalen,
dann den selbstständigen detachirten Commandanten
vom Abtheilungs-Commandanten aufwärts, nur
dann ein Unterofficier zum Ordonnanzdienste
beizustellen ist, wenn diese Befehlshaber sich
außerhalb ihres ständigen Garnisonsortes in
einer Militärstation ihres Dienstbereiches vor-
übergehend dienstlich aufhalten.

(Der tschechische katholisch-politische
Verein)

für Olmütz und Sternberg hielt am
27. d. eine Versammlung in Teschetitz, in welcher
neben einer Anzahl geistlicher Redner der hiesige
Advocatursconcipient Dr. Hruban als Redner
auftrat, worauf eine Resolution beschlossen wurde.
Dieselbe fordert zur Vertheidigung der Rechte
der tschechischen Nation und zum Eintreten für
Gleichheit und Eintracht auf Grund der katholisch-
conservativen Principien auf.

(Die Brauherren beim Finanzminister.)

Man schreibt uns aus Wien unterm Gestrigen:
Gestern Vormittags wurden die Herren J. Me-
dinger,
Präsident des österr. Brauerbundes
und des Brauherren-Vereines für Wien und
Umgebung, J. Wünsch, Vicepräsident des
Bundes, Dr. Dregler, Vorstand-Stellvertreter
des Brauherren-Vereines für Wien und Um-
gebung, F. Schreiner, Präsident des Steier-
märkischen Brauherrenverbandes und Dr. C.
Urban, Präsident des Brauindustrievereines für
Böhmen als Vertreter der österr. Brauindustrie
vom Finanzminister Dr. v. Plener in Audienz
empfangen. Herr Medinger beglückwünschte den
Minister und wies in seiner Rede auf die in
der Brauindustrie bestehenden Uebelstände hin,
worauf er nachstehende hauptsächlichste Wünsche
der Brauer vorbrachte: Endliche Schaffung eines
Biersteuer-Restitutionsgesetzes für den Export,
Einschränkung und gesetzliche Regelung der Landes-
und Gemeindeumlagen, eine für alle Länder
gleiche Einhebung der Gemeindeumlagen und
Einführung der Malzsteuer in ähnlicher Weise,
wie sie in Deutschland besteht. Gleichzeitig über-
reichte Herr J. Medinger dem Minister ein
Memorandum, worin diese Wünsche genauer
präcifirt und begründet werden. Finanzminister
Dr. v. Pleuer, der sich von seiner früheren
Eigenschaft als Mitglied des Budgetausschusses
her in allen Fragen sehr versirt zeigte, besprach
die vorgebrachten Wünsche in eingehendster und
liebenswürdigster Weise mit den einzelnen Mit-
gliedern der Deputation und versprach die Brau-
industrie nach Möglichkeit unterstützen zu wollen.
Das besondere Interesse des Ministers erregte
die zum ersten Male vorgebrachte Bitte um
Schaffung eines ständigen Beirathes für das
Finanzministerium für alle die Spiritus-, Zucker-
und Brauindustrie betreffenden Fragen.


[Spaltenumbruch]
(Curs zur Ausbildung von Wärterin-
nen in der Cholera-Krankenwartung.)

Gemäß
Erlaß der hohen k. k. mähr. Statthalterei vom
19. December 1893, Z. 44.263 pr. 23. December
1893, Z. 19.148 p. bringt der Gemeinderath
zur allgemeinen Kenntniß, daß am 10. Jänner
1894 in der Landeskrankenanstalt zu Brünn ein
vierwöchentlicher, theoretischer und practischer Curs
zur Ausbildung von Wärterinnen in der Cholera-
Krankenwartung und Desinfection beginnt. Die
Frequentantinen desselben werden gegen Ersatz
der für die III. Classe festgesetzten Verpflegsgebühren
in der Anstalt verpflegt und bequartirt. Bei dem
Abgange einer verfügbaren Dotation zur Erthei-
lung von Sustentationsbeiträgen aus Staats-
und Landesmitteln an etwaige zur Absolvierung
dieses Curses unter diesem Vorbehalte angemel-
dete Theilnehmerinnen können nur solche Personen
aufgenommen werden, welche denselben auf eigene
Kosten absolviren wollen. Die Abhaltung
eines solchen Curses zur Schulung von
Männern ist vorläufig an dieser Krankenan-
stalt nicht in Aussicht genommen. Die Anmel-
dungen für diesen Curs müssen bis zum 3. Jän-
ner 1894 beim Gemeinderathe (Stadtphysicate)
erfolgen.

(Ein Ueberfall.)

Wir erhalten heute einen
Bericht über einen Vorfall, der sich am 25. d.
auf der neuen Bahnhofstraße abspielte. Man
schreibt uns hierüber: "Als am Nachmittage des
Christtages der hiesige Kaufmann Herr Gustav
Buchinger mit seiner Gattin auf der neuen Bahn-
hofstraße spazieren ging, wurden dieselben von
vier des Weges kommenden Artillerie-Soldaten
in der frechsten Weise attaquirt und namentlich
die genannte Frau thätlich insultirt. Als Herr
Buchinger sich und seine Frau gegen die Angriffe
der Soldaten zu schützen versuchte, zog der Artil-
lerist Paul Malecek des k. und k. Corps-Art.-
Rgts. Nr. 10 sein Faschinmesser, um mit dem-
selben auf Herrn Buchinger einzuhauen. Nur
der Hinzukunft mehrerer Spaziergänger ist es zu
danken, daß die Soldaten von weiteren Gewalt-
thaten zurückgehalten und der genannte Excedent
der Kasernwache in der Landwehrkaserne überge-
ben werden konnte. Dem Stationscommando
wurde von diesem Vorfalle Anzeige erstattet".

(Die Einführung von Postportomarken.)

Vom 1. Februar 1894 wird die Controle
und Verrechnung der von unfrankirten, sowie der
von ungenügend franki[r]ten Briefpostsendungen
hierlands zu erhebenden Portogebühren mittelst
besonderer Marken oder Postportomarken statt-
finden. Die Postportomarken werden in Categorien
zu 1, 3, 5, 10, 20 und 50 kr. aufgelegt. Die
ausschließlich nur dem vorerwähnten Zwecke die-
nenden Marken bilden keinen Gegenstand des
Verschleißes und dürfen demnach von den Post-
ämtern weder an Zahlungsstatt angenommen,
noch veräußert oder gegen andere Werthzeichen
ausgwechselt werden. In den Händen des Publi-
cums haben die Postportomarken keinen Werth
und können insbesondere auch nicht zur Frankirung
der Postsendungen verwendet werden. Die auf
den einzelnen Briefpostsendungen haftenden Porto-
gebühren werden somit fortan aus der Gesammt-
werthbezeichnung der auf solchen Sendungen auf-
geklebten Portomarken ersichtlich sein. Die Post-
portomarken sind in einem rechteckigen Format
mit ausgezackten Rändern ausgeführt und in der
gleichen dunkelbraunen Farbe gedruckt. Das
Markenbild, welches für alle Categorien gleich
ist, zeigt ein mit Perlenschnüren verziertes ovales
Schriftband, in welchem sich die Worte "Kais.
königl. österr. Post" und "Portomarke" weiß
auf dunklem Grunde befinden. In der Mitte dieses
Ovales sind die Ziffern 1, 3, 5, 10, 20 und
50 in duukler Farbe ersichtlich gemacht, welche
von dem in Halbton gehaltenen Worte "Kreuzer"
wagrecht durchschnitten werden. Die vier Ecken
des Markenbildes sind mit Linien eingerahmt,
in deren Mitte sich kleine sechstheilige Rosetten
befinden. Hievon geschieht zu Folge h. Handels-
Ministerial-Erlasses vom 27. November 1893
Z. 61193 die Verlautbarung.




Vom Tage.
(Anglaublich!)

Bei dem am 30. Septbr.
in Elbing, Ostpreußen, abgehaltenen "Deut-
schen Abende" hielt Hr. Prof. Dr. v. Seydlitz
die Festrede "Vom national-deutschen Kampfplatze
in Böhmen von 1893 aus eigener Erfahrung."
[Spaltenumbruch] In dieser Rede bedauert Sedlitz, daß in Deutsch-
land noch viel zu wenig Leute die Bedeutung
des "Allgemeinen deutschen Schulvereins" wür-
digen und fährt fort: "Diese dürften durch eine
Action des immer mehr um sich greifenden Tsche-
chenthums bald eines andern belehrt werden. Be-
merkbar haben sich die Tschechen bereits gemacht.
Aus der Mitte der Tschechencolonie in Dresden
wurde an den dort tagenden Schulverein ein
freches Schreiben gerichtet. Die Tschechen sind
in Dresden sogar mit der Forderung
aufgetreten, daß für sie ein Theater errichtet
werde. In vielen Orten des (sächsischen) Erzgebirges
ist bereits eine bedenkliche Zunahme der tschechi-
schen Bevölkerung zu verzeichnen. In Berlin
gibt es eine große Colonie von Tschechen. Alle
halten an ihrem Stamme fest, hassen das Deutsche
und senden erhebliche Summen an den tschechi-
schen Schulverein in Böhmen."

(Ein Scherz mit einer "Höllenmaschine")

ist von einer "Dame" gegen einen Kaufmann B.
in Berlin am Sonntag in Scene gesetzt worden.
Herr B. empfing am Nachmittag des gedachten
Tages zwischen 6 und 7 Uhr ein Paket in der
Form einer Cigarrenkiste, das von einem unbe-
kannten Mann beim Portier des Hauses abge-
geben worden war. Es trug die Aufschrift "Ab-
sender Ravachol's Nachfolger. Ich bin wasserschen
-- nicht versuchen." Der Empfänger übergab
die verdächtige Sendung der Polizei, die ihrer-
seits einen Büchsenmacher kommen ließ, der die
Oeffnung der Kiste vornehmen sollte. Der Büchsen-
macher lehnte indes diese Arbeit entschieden ab.
Das Paket wurde nun auf das Tempelhofer
Exercierfeld gebracht und dort zunächst einem
Wasserbade ausgesetzt. Hierauf erfolgte die Oeffnung
desselben mit aller Vorsicht. Das Kistchen enthielt
nun allerdings keine Höllenmaschine, sondern
einen Apparat, der mit einer solchen eine ge-
wisse äußere Aehnlichkeit haben konnte, er
bestand aus einer Uhrfeder und einem Gewicht,
und ferner befand sich in der Kiste eine "in
Papier gehüllte Masse", die nichts weniger als
die Beschaffenheit eines Sprengstoffes besaß. Gegen
die Urheberin dieses geschmackvollen Scherzes soll
mit aller Strenge vorgegangen werden. Ihre
That läßt sich allerdings nur unter den Unfugs-
paragraphen bringen, der Geldstrafe bis zu 150
Mark oder Haft bis zu sechs Wochen androht.
Die Berliner Criminalpolizei hält es, wie das
"B. T." ausführt, für geboten, bei der Staats-
anwaltschaft die strengste Ahndung des Falles zu
beantragen, um weiteren Beunruhigungen der
Bevölkerung durch derartige Scherze vorzubeugen.

(Eine sehr wesentliche und werthvolle
Verbesserung ihrer Wochenausgaben)

hat die
"Oesterr. Volks-Zeitung", dieses reich-
haltige, hochinteressante und gediegene Wiener
Blatt, dadurch bewirkt, daß künftighin die in
deren täglicher Ausgabe erscheinenden zwei
spannenden Romane
auch den Abonnenten
ihrer Wochenausgaben (Sonntagsblatt und
Sonntags- und Donnerstagsausgaben) gratis
nachgeliefert werden, und zwar in einer beson-
deren, 4 Seiten starken Beilage, in welcher auch
eine übersichtlich gehaltene Wochenschau über
alle wichtigen Ereignisse veröffentlicht werden.
Für das im December d. J. in der "Oesterr.
Volks-Zeitung" erscheinende Preis-Räthsel
wurden nachstehende 4 sehr werthvolle und nütz-
liche Werke als Prämien bestimmt, welche ganz
unentgeltlich
und ohne jede Nachzahlung
vertheilt werden: 1. Spamer's großes Conver-
sations Lexikon (Ladenpreis 72 fl.) 2. Nestroy's
sämmtliche Werke in 12 Bänden. 3. Klencke's
Großes Haus- und Gesundheits-Lexikon. 4.
Goethes "Faust" reich illustrirter Prachtband.
Probenummern der "Oesterr. Volks-
Zeitung",
welche mit einmal wöchentlicher
Zusendung vierteljährig 90 kr., mit zweimal
wöchentlicher Zusendung vierteljährig 1 fl. 45 kr.
und mit täglicher Zusendung monatlich
1 fl. 50 kr. kostet, versendet die Administration
Wien, I./1., Schulerstraße 16.

(Verlosungs-Kalender pro 1894.)

So-
eben ist der von der Wechselstuben-Actien-Gesell-
schaft "Mercur" in Wien herausgegebene Ver-
losungs-Kalender erschienen. Die prachtvolle Aus-
stattung desselben, sowie der reiche Inhalt, höchst
wichtig für jeden Losbesitzer, geben demselben un-
streitig vor allen von anderer Seite ausgegebenen
derartigen Kalendern den Vorzug. Nachdem der-
selbe nicht nur an das in den Wechselstuben der

[Spaltenumbruch] mochte über die gerügten Mängel nicht hinweg-
zuhelfen. Den Bolingbroke mußte in Ermang-
lung eines Bonvivants Herr Steinar über-
nehmen, deſſen Leiſtung erkennen ließ, daß er den
eleganten Höfling ſchon lange nicht geſpielt habe.
Er fand neben der Gaſtin, die wiederholt gerufen
wurde, den meiſten Beifall Verdienſtvoll ſpielte
auch Frl. Marion, die Königin, deren Be-
ſchränktheit und Unſelbſtſtändigkeit ſie in ihrem
Spiele ſehr verſtändig characteriſirte. Im Uebri-
gen gab es vielen Unſinn, der geſprochen wurde,
und viele Verſprechungen, die beſſer ungeſprochen
geblieben wären. Der letzteren machte ſich das
ſonſt ſo fleißige Frl. Wally ebenſo wie die
Herren Steinar und Andreſen (Masham)
wiederholt ſchuldig. Was aber Herr Andreſen
geſtern im Dialoge wie in der Darſtellung lei-
ſtete, ſtand tief unter dem Niveau ſeiner bisheri-
gen Darbietungen. Der jugendliche Darſteller
ſollte nicht vergeſſen, daß die Muſe der Schau-
ſpielkunſt eine Dame iſt, die volle und ausſchließ-
liche Hingebung fordert.

(Die erſte Hälfte der Theaterſaiſon)

iſt
vorüber. In derſelben überwog heuer das heitere
Genre weitaus. Es wurden bis Weihnachten auf-
geführt 25 Luftſpiele, 12 Poſſen und Volksſtücke
und 18 Operetten. Opernabende gab es 23;
das Trauer- uud Schauſpiel brachte es zu 18
Aufführungen. An Gäſten ſahen wir bisher
Frl. Liſſl, Frl. Berkany, Herrn Tauber
Frl. Zöllner und Frl. Malten.

(Beſchränkung der Beiſtellung von
Unterofficieren zum Ordonnanzdienſte.)

Der
nach dem Dienſt-Reglement für das k. und k.
Heer beſtehende Anſpruch auf einen Unterofficier
zum Ordonnanzdienſte wird dahin beſchränkt, daß
unter gewöhnlichen Verhältniſſen den Generalen,
dann den ſelbſtſtändigen detachirten Commandanten
vom Abtheilungs-Commandanten aufwärts, nur
dann ein Unterofficier zum Ordonnanzdienſte
beizuſtellen iſt, wenn dieſe Befehlshaber ſich
außerhalb ihres ſtändigen Garniſonsortes in
einer Militärſtation ihres Dienſtbereiches vor-
übergehend dienſtlich aufhalten.

(Der tſchechiſche katholiſch-politiſche
Verein)

für Olmütz und Sternberg hielt am
27. d. eine Verſammlung in Těſchétitz, in welcher
neben einer Anzahl geiſtlicher Redner der hieſige
Advocatursconcipient Dr. Hruban als Redner
auftrat, worauf eine Reſolution beſchloſſen wurde.
Dieſelbe fordert zur Vertheidigung der Rechte
der tſchechiſchen Nation und zum Eintreten für
Gleichheit und Eintracht auf Grund der katholiſch-
conſervativen Principien auf.

(Die Brauherren beim Finanzminiſter.)

Man ſchreibt uns aus Wien unterm Geſtrigen:
Geſtern Vormittags wurden die Herren J. Me-
dinger,
Präſident des öſterr. Brauerbundes
und des Brauherren-Vereines für Wien und
Umgebung, J. Wünſch, Vicepräſident des
Bundes, Dr. Dregler, Vorſtand-Stellvertreter
des Brauherren-Vereines für Wien und Um-
gebung, F. Schreiner, Präſident des Steier-
märkiſchen Brauherrenverbandes und Dr. C.
Urban, Präſident des Brauinduſtrievereines für
Böhmen als Vertreter der öſterr. Brauinduſtrie
vom Finanzminiſter Dr. v. Plener in Audienz
empfangen. Herr Medinger beglückwünſchte den
Miniſter und wies in ſeiner Rede auf die in
der Brauinduſtrie beſtehenden Uebelſtände hin,
worauf er nachſtehende hauptſächlichſte Wünſche
der Brauer vorbrachte: Endliche Schaffung eines
Bierſteuer-Reſtitutionsgeſetzes für den Export,
Einſchränkung und geſetzliche Regelung der Landes-
und Gemeindeumlagen, eine für alle Länder
gleiche Einhebung der Gemeindeumlagen und
Einführung der Malzſteuer in ähnlicher Weiſe,
wie ſie in Deutſchland beſteht. Gleichzeitig über-
reichte Herr J. Medinger dem Miniſter ein
Memorandum, worin dieſe Wünſche genauer
präcifirt und begründet werden. Finanzminiſter
Dr. v. Pleuer, der ſich von ſeiner früheren
Eigenſchaft als Mitglied des Budgetausſchuſſes
her in allen Fragen ſehr verſirt zeigte, beſprach
die vorgebrachten Wünſche in eingehendſter und
liebenswürdigſter Weiſe mit den einzelnen Mit-
gliedern der Deputation und verſprach die Brau-
induſtrie nach Möglichkeit unterſtützen zu wollen.
Das beſondere Intereſſe des Miniſters erregte
die zum erſten Male vorgebrachte Bitte um
Schaffung eines ſtändigen Beirathes für das
Finanzminiſterium für alle die Spiritus-, Zucker-
und Brauinduſtrie betreffenden Fragen.


[Spaltenumbruch]
(Curs zur Ausbildung von Wärterin-
nen in der Cholera-Krankenwartung.)

Gemäß
Erlaß der hohen k. k. mähr. Statthalterei vom
19. December 1893, Z. 44.263 pr. 23. December
1893, Z. 19.148 p. bringt der Gemeinderath
zur allgemeinen Kenntniß, daß am 10. Jänner
1894 in der Landeskrankenanſtalt zu Brünn ein
vierwöchentlicher, theoretiſcher und practiſcher Curs
zur Ausbildung von Wärterinnen in der Cholera-
Krankenwartung und Desinfection beginnt. Die
Frequentantinen desſelben werden gegen Erſatz
der für die III. Claſſe feſtgeſetzten Verpflegsgebühren
in der Anſtalt verpflegt und bequartirt. Bei dem
Abgange einer verfügbaren Dotation zur Erthei-
lung von Suſtentationsbeiträgen aus Staats-
und Landesmitteln an etwaige zur Abſolvierung
dieſes Curſes unter dieſem Vorbehalte angemel-
dete Theilnehmerinnen können nur ſolche Perſonen
aufgenommen werden, welche denſelben auf eigene
Koſten abſolviren wollen. Die Abhaltung
eines ſolchen Curſes zur Schulung von
Männern iſt vorläufig an dieſer Krankenan-
ſtalt nicht in Ausſicht genommen. Die Anmel-
dungen für dieſen Curs müſſen bis zum 3. Jän-
ner 1894 beim Gemeinderathe (Stadtphyſicate)
erfolgen.

(Ein Ueberfall.)

Wir erhalten heute einen
Bericht über einen Vorfall, der ſich am 25. d.
auf der neuen Bahnhofſtraße abſpielte. Man
ſchreibt uns hierüber: „Als am Nachmittage des
Chriſttages der hieſige Kaufmann Herr Guſtav
Buchinger mit ſeiner Gattin auf der neuen Bahn-
hofſtraße ſpazieren ging, wurden dieſelben von
vier des Weges kommenden Artillerie-Soldaten
in der frechſten Weiſe attaquirt und namentlich
die genannte Frau thätlich inſultirt. Als Herr
Buchinger ſich und ſeine Frau gegen die Angriffe
der Soldaten zu ſchützen verſuchte, zog der Artil-
leriſt Paul Maleček des k. und k. Corps-Art.-
Rgts. Nr. 10 ſein Faſchinmeſſer, um mit dem-
ſelben auf Herrn Buchinger einzuhauen. Nur
der Hinzukunft mehrerer Spaziergänger iſt es zu
danken, daß die Soldaten von weiteren Gewalt-
thaten zurückgehalten und der genannte Excedent
der Kaſernwache in der Landwehrkaſerne überge-
ben werden konnte. Dem Stationscommando
wurde von dieſem Vorfalle Anzeige erſtattet“.

(Die Einführung von Poſtportomarken.)

Vom 1. Februar 1894 wird die Controle
und Verrechnung der von unfrankirten, ſowie der
von ungenügend franki[r]ten Briefpoſtſendungen
hierlands zu erhebenden Portogebühren mittelſt
beſonderer Marken oder Poſtportomarken ſtatt-
finden. Die Poſtportomarken werden in Categorien
zu 1, 3, 5, 10, 20 und 50 kr. aufgelegt. Die
ausſchließlich nur dem vorerwähnten Zwecke die-
nenden Marken bilden keinen Gegenſtand des
Verſchleißes und dürfen demnach von den Poſt-
ämtern weder an Zahlungsſtatt angenommen,
noch veräußert oder gegen andere Werthzeichen
ausgwechſelt werden. In den Händen des Publi-
cums haben die Poſtportomarken keinen Werth
und können insbeſondere auch nicht zur Frankirung
der Poſtſendungen verwendet werden. Die auf
den einzelnen Briefpoſtſendungen haftenden Porto-
gebühren werden ſomit fortan aus der Geſammt-
werthbezeichnung der auf ſolchen Sendungen auf-
geklebten Portomarken erſichtlich ſein. Die Poſt-
portomarken ſind in einem rechteckigen Format
mit ausgezackten Rändern ausgeführt und in der
gleichen dunkelbraunen Farbe gedruckt. Das
Markenbild, welches für alle Categorien gleich
iſt, zeigt ein mit Perlenſchnüren verziertes ovales
Schriftband, in welchem ſich die Worte „Kaiſ.
königl. öſterr. Poſt“ und „Portomarke“ weiß
auf dunklem Grunde befinden. In der Mitte dieſes
Ovales ſind die Ziffern 1, 3, 5, 10, 20 und
50 in duukler Farbe erſichtlich gemacht, welche
von dem in Halbton gehaltenen Worte „Kreuzer“
wagrecht durchſchnitten werden. Die vier Ecken
des Markenbildes ſind mit Linien eingerahmt,
in deren Mitte ſich kleine ſechstheilige Roſetten
befinden. Hievon geſchieht zu Folge h. Handels-
Miniſterial-Erlaſſes vom 27. November 1893
Z. 61193 die Verlautbarung.




Vom Tage.
(Anglaublich!)

Bei dem am 30. Septbr.
in Elbing, Oſtpreußen, abgehaltenen „Deut-
ſchen Abende“ hielt Hr. Prof. Dr. v. Seydlitz
die Feſtrede „Vom national-deutſchen Kampfplatze
in Böhmen von 1893 aus eigener Erfahrung.“
[Spaltenumbruch] In dieſer Rede bedauert Sedlitz, daß in Deutſch-
land noch viel zu wenig Leute die Bedeutung
des „Allgemeinen deutſchen Schulvereins“ wür-
digen und fährt fort: „Dieſe dürften durch eine
Action des immer mehr um ſich greifenden Tſche-
chenthums bald eines andern belehrt werden. Be-
merkbar haben ſich die Tſchechen bereits gemacht.
Aus der Mitte der Tſchechencolonie in Dresden
wurde an den dort tagenden Schulverein ein
freches Schreiben gerichtet. Die Tſchechen ſind
in Dresden ſogar mit der Forderung
aufgetreten, daß für ſie ein Theater errichtet
werde. In vielen Orten des (ſächſiſchen) Erzgebirges
iſt bereits eine bedenkliche Zunahme der tſchechi-
ſchen Bevölkerung zu verzeichnen. In Berlin
gibt es eine große Colonie von Tſchechen. Alle
halten an ihrem Stamme feſt, haſſen das Deutſche
und ſenden erhebliche Summen an den tſchechi-
ſchen Schulverein in Böhmen.“

(Ein Scherz mit einer „Höllenmaſchine“)

iſt von einer „Dame“ gegen einen Kaufmann B.
in Berlin am Sonntag in Scene geſetzt worden.
Herr B. empfing am Nachmittag des gedachten
Tages zwiſchen 6 und 7 Uhr ein Paket in der
Form einer Cigarrenkiſte, das von einem unbe-
kannten Mann beim Portier des Hauſes abge-
geben worden war. Es trug die Aufſchrift „Ab-
ſender Ravachol’s Nachfolger. Ich bin waſſerſchen
— nicht verſuchen.“ Der Empfänger übergab
die verdächtige Sendung der Polizei, die ihrer-
ſeits einen Büchſenmacher kommen ließ, der die
Oeffnung der Kiſte vornehmen ſollte. Der Büchſen-
macher lehnte indes dieſe Arbeit entſchieden ab.
Das Paket wurde nun auf das Tempelhofer
Exercierfeld gebracht und dort zunächſt einem
Waſſerbade ausgeſetzt. Hierauf erfolgte die Oeffnung
desſelben mit aller Vorſicht. Das Kiſtchen enthielt
nun allerdings keine Höllenmaſchine, ſondern
einen Apparat, der mit einer ſolchen eine ge-
wiſſe äußere Aehnlichkeit haben konnte, er
beſtand aus einer Uhrfeder und einem Gewicht,
und ferner befand ſich in der Kiſte eine „in
Papier gehüllte Maſſe“, die nichts weniger als
die Beſchaffenheit eines Sprengſtoffes beſaß. Gegen
die Urheberin dieſes geſchmackvollen Scherzes ſoll
mit aller Strenge vorgegangen werden. Ihre
That läßt ſich allerdings nur unter den Unfugs-
paragraphen bringen, der Geldſtrafe bis zu 150
Mark oder Haft bis zu ſechs Wochen androht.
Die Berliner Criminalpolizei hält es, wie das
„B. T.“ ausführt, für geboten, bei der Staats-
anwaltſchaft die ſtrengſte Ahndung des Falles zu
beantragen, um weiteren Beunruhigungen der
Bevölkerung durch derartige Scherze vorzubeugen.

(Eine ſehr weſentliche und werthvolle
Verbeſſerung ihrer Wochenausgaben)

hat die
„Oeſterr. Volks-Zeitung“, dieſes reich-
haltige, hochintereſſante und gediegene Wiener
Blatt, dadurch bewirkt, daß künftighin die in
deren täglicher Ausgabe erſcheinenden zwei
ſpannenden Romane
auch den Abonnenten
ihrer Wochenausgaben (Sonntagsblatt und
Sonntags- und Donnerſtagsausgaben) gratis
nachgeliefert werden, und zwar in einer beſon-
deren, 4 Seiten ſtarken Beilage, in welcher auch
eine überſichtlich gehaltene Wochenſchau über
alle wichtigen Ereigniſſe veröffentlicht werden.
Für das im December d. J. in der „Oeſterr.
Volks-Zeitung“ erſcheinende Preis-Räthſel
wurden nachſtehende 4 ſehr werthvolle und nütz-
liche Werke als Prämien beſtimmt, welche ganz
unentgeltlich
und ohne jede Nachzahlung
vertheilt werden: 1. Spamer’s großes Conver-
ſations Lexikon (Ladenpreis 72 fl.) 2. Neſtroy’s
ſämmtliche Werke in 12 Bänden. 3. Klencke’s
Großes Haus- und Geſundheits-Lexikon. 4.
Goethes „Fauſt“ reich illuſtrirter Prachtband.
Probenummern der „Oeſterr. Volks-
Zeitung“,
welche mit einmal wöchentlicher
Zuſendung vierteljährig 90 kr., mit zweimal
wöchentlicher Zuſendung vierteljährig 1 fl. 45 kr.
und mit täglicher Zuſendung monatlich
1 fl. 50 kr. koſtet, verſendet die Adminiſtration
Wien, I./1., Schulerſtraße 16.

(Verloſungs-Kalender pro 1894.)

So-
eben iſt der von der Wechſelſtuben-Actien-Geſell-
ſchaft „Mercur“ in Wien herausgegebene Ver-
loſungs-Kalender erſchienen. Die prachtvolle Aus-
ſtattung desſelben, ſowie der reiche Inhalt, höchſt
wichtig für jeden Losbeſitzer, geben demſelben un-
ſtreitig vor allen von anderer Seite ausgegebenen
derartigen Kalendern den Vorzug. Nachdem der-
ſelbe nicht nur an das in den Wechſelſtuben der

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[[5]/0005] mochte über die gerügten Mängel nicht hinweg- zuhelfen. Den Bolingbroke mußte in Ermang- lung eines Bonvivants Herr Steinar über- nehmen, deſſen Leiſtung erkennen ließ, daß er den eleganten Höfling ſchon lange nicht geſpielt habe. Er fand neben der Gaſtin, die wiederholt gerufen wurde, den meiſten Beifall Verdienſtvoll ſpielte auch Frl. Marion, die Königin, deren Be- ſchränktheit und Unſelbſtſtändigkeit ſie in ihrem Spiele ſehr verſtändig characteriſirte. Im Uebri- gen gab es vielen Unſinn, der geſprochen wurde, und viele Verſprechungen, die beſſer ungeſprochen geblieben wären. Der letzteren machte ſich das ſonſt ſo fleißige Frl. Wally ebenſo wie die Herren Steinar und Andreſen (Masham) wiederholt ſchuldig. Was aber Herr Andreſen geſtern im Dialoge wie in der Darſtellung lei- ſtete, ſtand tief unter dem Niveau ſeiner bisheri- gen Darbietungen. Der jugendliche Darſteller ſollte nicht vergeſſen, daß die Muſe der Schau- ſpielkunſt eine Dame iſt, die volle und ausſchließ- liche Hingebung fordert. (Die erſte Hälfte der Theaterſaiſon) iſt vorüber. In derſelben überwog heuer das heitere Genre weitaus. Es wurden bis Weihnachten auf- geführt 25 Luftſpiele, 12 Poſſen und Volksſtücke und 18 Operetten. Opernabende gab es 23; das Trauer- uud Schauſpiel brachte es zu 18 Aufführungen. An Gäſten ſahen wir bisher Frl. Liſſl, Frl. Berkany, Herrn Tauber Frl. Zöllner und Frl. Malten. (Beſchränkung der Beiſtellung von Unterofficieren zum Ordonnanzdienſte.) Der nach dem Dienſt-Reglement für das k. und k. Heer beſtehende Anſpruch auf einen Unterofficier zum Ordonnanzdienſte wird dahin beſchränkt, daß unter gewöhnlichen Verhältniſſen den Generalen, dann den ſelbſtſtändigen detachirten Commandanten vom Abtheilungs-Commandanten aufwärts, nur dann ein Unterofficier zum Ordonnanzdienſte beizuſtellen iſt, wenn dieſe Befehlshaber ſich außerhalb ihres ſtändigen Garniſonsortes in einer Militärſtation ihres Dienſtbereiches vor- übergehend dienſtlich aufhalten. (Der tſchechiſche katholiſch-politiſche Verein) für Olmütz und Sternberg hielt am 27. d. eine Verſammlung in Těſchétitz, in welcher neben einer Anzahl geiſtlicher Redner der hieſige Advocatursconcipient Dr. Hruban als Redner auftrat, worauf eine Reſolution beſchloſſen wurde. Dieſelbe fordert zur Vertheidigung der Rechte der tſchechiſchen Nation und zum Eintreten für Gleichheit und Eintracht auf Grund der katholiſch- conſervativen Principien auf. (Die Brauherren beim Finanzminiſter.) Man ſchreibt uns aus Wien unterm Geſtrigen: Geſtern Vormittags wurden die Herren J. Me- dinger, Präſident des öſterr. Brauerbundes und des Brauherren-Vereines für Wien und Umgebung, J. Wünſch, Vicepräſident des Bundes, Dr. Dregler, Vorſtand-Stellvertreter des Brauherren-Vereines für Wien und Um- gebung, F. Schreiner, Präſident des Steier- märkiſchen Brauherrenverbandes und Dr. C. Urban, Präſident des Brauinduſtrievereines für Böhmen als Vertreter der öſterr. Brauinduſtrie vom Finanzminiſter Dr. v. Plener in Audienz empfangen. Herr Medinger beglückwünſchte den Miniſter und wies in ſeiner Rede auf die in der Brauinduſtrie beſtehenden Uebelſtände hin, worauf er nachſtehende hauptſächlichſte Wünſche der Brauer vorbrachte: Endliche Schaffung eines Bierſteuer-Reſtitutionsgeſetzes für den Export, Einſchränkung und geſetzliche Regelung der Landes- und Gemeindeumlagen, eine für alle Länder gleiche Einhebung der Gemeindeumlagen und Einführung der Malzſteuer in ähnlicher Weiſe, wie ſie in Deutſchland beſteht. Gleichzeitig über- reichte Herr J. Medinger dem Miniſter ein Memorandum, worin dieſe Wünſche genauer präcifirt und begründet werden. Finanzminiſter Dr. v. Pleuer, der ſich von ſeiner früheren Eigenſchaft als Mitglied des Budgetausſchuſſes her in allen Fragen ſehr verſirt zeigte, beſprach die vorgebrachten Wünſche in eingehendſter und liebenswürdigſter Weiſe mit den einzelnen Mit- gliedern der Deputation und verſprach die Brau- induſtrie nach Möglichkeit unterſtützen zu wollen. Das beſondere Intereſſe des Miniſters erregte die zum erſten Male vorgebrachte Bitte um Schaffung eines ſtändigen Beirathes für das Finanzminiſterium für alle die Spiritus-, Zucker- und Brauinduſtrie betreffenden Fragen. (Curs zur Ausbildung von Wärterin- nen in der Cholera-Krankenwartung.) Gemäß Erlaß der hohen k. k. mähr. Statthalterei vom 19. December 1893, Z. 44.263 pr. 23. December 1893, Z. 19.148 p. bringt der Gemeinderath zur allgemeinen Kenntniß, daß am 10. Jänner 1894 in der Landeskrankenanſtalt zu Brünn ein vierwöchentlicher, theoretiſcher und practiſcher Curs zur Ausbildung von Wärterinnen in der Cholera- Krankenwartung und Desinfection beginnt. Die Frequentantinen desſelben werden gegen Erſatz der für die III. Claſſe feſtgeſetzten Verpflegsgebühren in der Anſtalt verpflegt und bequartirt. Bei dem Abgange einer verfügbaren Dotation zur Erthei- lung von Suſtentationsbeiträgen aus Staats- und Landesmitteln an etwaige zur Abſolvierung dieſes Curſes unter dieſem Vorbehalte angemel- dete Theilnehmerinnen können nur ſolche Perſonen aufgenommen werden, welche denſelben auf eigene Koſten abſolviren wollen. Die Abhaltung eines ſolchen Curſes zur Schulung von Männern iſt vorläufig an dieſer Krankenan- ſtalt nicht in Ausſicht genommen. Die Anmel- dungen für dieſen Curs müſſen bis zum 3. Jän- ner 1894 beim Gemeinderathe (Stadtphyſicate) erfolgen. (Ein Ueberfall.) Wir erhalten heute einen Bericht über einen Vorfall, der ſich am 25. d. auf der neuen Bahnhofſtraße abſpielte. Man ſchreibt uns hierüber: „Als am Nachmittage des Chriſttages der hieſige Kaufmann Herr Guſtav Buchinger mit ſeiner Gattin auf der neuen Bahn- hofſtraße ſpazieren ging, wurden dieſelben von vier des Weges kommenden Artillerie-Soldaten in der frechſten Weiſe attaquirt und namentlich die genannte Frau thätlich inſultirt. Als Herr Buchinger ſich und ſeine Frau gegen die Angriffe der Soldaten zu ſchützen verſuchte, zog der Artil- leriſt Paul Maleček des k. und k. Corps-Art.- Rgts. Nr. 10 ſein Faſchinmeſſer, um mit dem- ſelben auf Herrn Buchinger einzuhauen. Nur der Hinzukunft mehrerer Spaziergänger iſt es zu danken, daß die Soldaten von weiteren Gewalt- thaten zurückgehalten und der genannte Excedent der Kaſernwache in der Landwehrkaſerne überge- ben werden konnte. Dem Stationscommando wurde von dieſem Vorfalle Anzeige erſtattet“. (Die Einführung von Poſtportomarken.) Vom 1. Februar 1894 wird die Controle und Verrechnung der von unfrankirten, ſowie der von ungenügend frankirten Briefpoſtſendungen hierlands zu erhebenden Portogebühren mittelſt beſonderer Marken oder Poſtportomarken ſtatt- finden. Die Poſtportomarken werden in Categorien zu 1, 3, 5, 10, 20 und 50 kr. aufgelegt. Die ausſchließlich nur dem vorerwähnten Zwecke die- nenden Marken bilden keinen Gegenſtand des Verſchleißes und dürfen demnach von den Poſt- ämtern weder an Zahlungsſtatt angenommen, noch veräußert oder gegen andere Werthzeichen ausgwechſelt werden. In den Händen des Publi- cums haben die Poſtportomarken keinen Werth und können insbeſondere auch nicht zur Frankirung der Poſtſendungen verwendet werden. Die auf den einzelnen Briefpoſtſendungen haftenden Porto- gebühren werden ſomit fortan aus der Geſammt- werthbezeichnung der auf ſolchen Sendungen auf- geklebten Portomarken erſichtlich ſein. Die Poſt- portomarken ſind in einem rechteckigen Format mit ausgezackten Rändern ausgeführt und in der gleichen dunkelbraunen Farbe gedruckt. Das Markenbild, welches für alle Categorien gleich iſt, zeigt ein mit Perlenſchnüren verziertes ovales Schriftband, in welchem ſich die Worte „Kaiſ. königl. öſterr. Poſt“ und „Portomarke“ weiß auf dunklem Grunde befinden. In der Mitte dieſes Ovales ſind die Ziffern 1, 3, 5, 10, 20 und 50 in duukler Farbe erſichtlich gemacht, welche von dem in Halbton gehaltenen Worte „Kreuzer“ wagrecht durchſchnitten werden. Die vier Ecken des Markenbildes ſind mit Linien eingerahmt, in deren Mitte ſich kleine ſechstheilige Roſetten befinden. Hievon geſchieht zu Folge h. Handels- Miniſterial-Erlaſſes vom 27. November 1893 Z. 61193 die Verlautbarung. Vom Tage. (Anglaublich!) Bei dem am 30. Septbr. in Elbing, Oſtpreußen, abgehaltenen „Deut- ſchen Abende“ hielt Hr. Prof. Dr. v. Seydlitz die Feſtrede „Vom national-deutſchen Kampfplatze in Böhmen von 1893 aus eigener Erfahrung.“ In dieſer Rede bedauert Sedlitz, daß in Deutſch- land noch viel zu wenig Leute die Bedeutung des „Allgemeinen deutſchen Schulvereins“ wür- digen und fährt fort: „Dieſe dürften durch eine Action des immer mehr um ſich greifenden Tſche- chenthums bald eines andern belehrt werden. Be- merkbar haben ſich die Tſchechen bereits gemacht. Aus der Mitte der Tſchechencolonie in Dresden wurde an den dort tagenden Schulverein ein freches Schreiben gerichtet. Die Tſchechen ſind in Dresden ſogar mit der Forderung aufgetreten, daß für ſie ein Theater errichtet werde. In vielen Orten des (ſächſiſchen) Erzgebirges iſt bereits eine bedenkliche Zunahme der tſchechi- ſchen Bevölkerung zu verzeichnen. In Berlin gibt es eine große Colonie von Tſchechen. Alle halten an ihrem Stamme feſt, haſſen das Deutſche und ſenden erhebliche Summen an den tſchechi- ſchen Schulverein in Böhmen.“ (Ein Scherz mit einer „Höllenmaſchine“) iſt von einer „Dame“ gegen einen Kaufmann B. in Berlin am Sonntag in Scene geſetzt worden. Herr B. empfing am Nachmittag des gedachten Tages zwiſchen 6 und 7 Uhr ein Paket in der Form einer Cigarrenkiſte, das von einem unbe- kannten Mann beim Portier des Hauſes abge- geben worden war. Es trug die Aufſchrift „Ab- ſender Ravachol’s Nachfolger. Ich bin waſſerſchen — nicht verſuchen.“ Der Empfänger übergab die verdächtige Sendung der Polizei, die ihrer- ſeits einen Büchſenmacher kommen ließ, der die Oeffnung der Kiſte vornehmen ſollte. Der Büchſen- macher lehnte indes dieſe Arbeit entſchieden ab. Das Paket wurde nun auf das Tempelhofer Exercierfeld gebracht und dort zunächſt einem Waſſerbade ausgeſetzt. Hierauf erfolgte die Oeffnung desſelben mit aller Vorſicht. Das Kiſtchen enthielt nun allerdings keine Höllenmaſchine, ſondern einen Apparat, der mit einer ſolchen eine ge- wiſſe äußere Aehnlichkeit haben konnte, er beſtand aus einer Uhrfeder und einem Gewicht, und ferner befand ſich in der Kiſte eine „in Papier gehüllte Maſſe“, die nichts weniger als die Beſchaffenheit eines Sprengſtoffes beſaß. Gegen die Urheberin dieſes geſchmackvollen Scherzes ſoll mit aller Strenge vorgegangen werden. Ihre That läßt ſich allerdings nur unter den Unfugs- paragraphen bringen, der Geldſtrafe bis zu 150 Mark oder Haft bis zu ſechs Wochen androht. Die Berliner Criminalpolizei hält es, wie das „B. T.“ ausführt, für geboten, bei der Staats- anwaltſchaft die ſtrengſte Ahndung des Falles zu beantragen, um weiteren Beunruhigungen der Bevölkerung durch derartige Scherze vorzubeugen. (Eine ſehr weſentliche und werthvolle Verbeſſerung ihrer Wochenausgaben) hat die „Oeſterr. Volks-Zeitung“, dieſes reich- haltige, hochintereſſante und gediegene Wiener Blatt, dadurch bewirkt, daß künftighin die in deren täglicher Ausgabe erſcheinenden zwei ſpannenden Romane auch den Abonnenten ihrer Wochenausgaben (Sonntagsblatt und Sonntags- und Donnerſtagsausgaben) gratis nachgeliefert werden, und zwar in einer beſon- deren, 4 Seiten ſtarken Beilage, in welcher auch eine überſichtlich gehaltene Wochenſchau über alle wichtigen Ereigniſſe veröffentlicht werden. Für das im December d. J. in der „Oeſterr. Volks-Zeitung“ erſcheinende Preis-Räthſel wurden nachſtehende 4 ſehr werthvolle und nütz- liche Werke als Prämien beſtimmt, welche ganz unentgeltlich und ohne jede Nachzahlung vertheilt werden: 1. Spamer’s großes Conver- ſations Lexikon (Ladenpreis 72 fl.) 2. Neſtroy’s ſämmtliche Werke in 12 Bänden. 3. Klencke’s Großes Haus- und Geſundheits-Lexikon. 4. Goethes „Fauſt“ reich illuſtrirter Prachtband. Probenummern der „Oeſterr. Volks- Zeitung“, welche mit einmal wöchentlicher Zuſendung vierteljährig 90 kr., mit zweimal wöchentlicher Zuſendung vierteljährig 1 fl. 45 kr. und mit täglicher Zuſendung monatlich 1 fl. 50 kr. koſtet, verſendet die Adminiſtration Wien, I./1., Schulerſtraße 16. (Verloſungs-Kalender pro 1894.) So- eben iſt der von der Wechſelſtuben-Actien-Geſell- ſchaft „Mercur“ in Wien herausgegebene Ver- loſungs-Kalender erſchienen. Die prachtvolle Aus- ſtattung desſelben, ſowie der reiche Inhalt, höchſt wichtig für jeden Losbeſitzer, geben demſelben un- ſtreitig vor allen von anderer Seite ausgegebenen derartigen Kalendern den Vorzug. Nachdem der- ſelbe nicht nur an das in den Wechſelſtuben der

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 296, Olmütz, 29.12.1893, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches296_1893/5>, abgerufen am 21.11.2024.