Mährisches Tagblatt. Nr. 271, Olmütz, 28.11.1887.[Spaltenumbruch]
als Gründer des Volksturnens genannt, während (Zum Baue der Landes-Cavallerie- kaserne in Olmütz.) Aus dem Berichte des (Todesfälle.) Der Schauspieler Herr Kühns (Ernennungen.) Die k. k. mährische Finanz- (Vom Landtage.) Aus Brünn wird uns (Beethovenfeier.) Am 15. December soll (Liederabend des Hofopernsängers Reichmann.) Herr Reichmann wird in dem (Vom Theater.) Die gestrige Aufführung (Vom Olmützer Gewerbeverein.) Der (Der Tschechen-Club des mährischen Land- tages) veröffentlicht eine Enunciation, welche im [Spaltenumbruch] Sealssield-Postl in der Schweiz. (Fortsetzung.) So viele Härten und Rauhheiten die Außen- Als er in Unterstraß wohnte (1834--35), Ein ähnlicher Versuch fällt in das Jahr Unter den gleichen Gesichtspunkt ist auch das Habe ich bis daher den Versuch gemacht, (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
als Gründer des Volksturnens genannt, während (Zum Baue der Landes-Cavallerie- kaſerne in Olmütz.) Aus dem Berichte des (Todesfälle.) Der Schauſpieler Herr Kühns (Ernennungen.) Die k. k. mähriſche Finanz- (Vom Landtage.) Aus Brünn wird uns (Beethovenfeier.) Am 15. December ſoll (Liederabend des Hofopernſängers Reichmann.) Herr Reichmann wird in dem (Vom Theater.) Die geſtrige Aufführung (Vom Olmützer Gewerbeverein.) Der (Der Tſchechen-Club des mähriſchen Land- tages) veröffentlicht eine Enunciation, welche im [Spaltenumbruch] Sealsſield-Poſtl in der Schweiz. (Fortſetzung.) So viele Härten und Rauhheiten die Außen- Als er in Unterſtraß wohnte (1834—35), Ein ähnlicher Verſuch fällt in das Jahr Unter den gleichen Geſichtspunkt iſt auch das Habe ich bis daher den Verſuch gemacht, (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="pfirsiche3" prev="#pfirsiche2" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0004" n="[4]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="lehrer2" prev="#lehrer1" type="jArticle" n="2"> <p>als Gründer des Volksturnens genannt, während<lb/> die Vereinigung beider Syſteme die Grundlage<lb/> für den heutigen Turnunterricht bildet. Für den<lb/> wohldurchdachten Vortrag, dem lauter Beifall<lb/> folgte, wurde dem Referenten durch den Obmann<lb/> der Dank ausgeſprochen. Nachdem der Tag für<lb/> die nächſte Clubſitzung beſtimmt worden war und<lb/> ſich der Obmann des Clubs, Herr Joſef Schmid<lb/> bereit erklärte, in der nächſten Verſammlung einen<lb/> Vortrag über das zeitgemäße Thema „Der Hand-<lb/> fertigkeitsunterricht“ zu halten, gelangten mehrere<lb/> geſchäftliche Puncte zur Beſprechung. Da kein<lb/> weiterer Vortrag vorlag, wurde der officielle<lb/> Theil geſchloſſen, und es trat nun die Gemüth-<lb/> lichkeit in ihre Rechte. Der Club iſt hiemit dem<lb/> § 1 ſeiner Satzungen, welcher unter anderem<lb/> nebſt der Behandlung wiſſenſchaftlicher und päda-<lb/> gogiſcher Fragen auch die Pflege der Kunſt und<lb/> Geſelligkeit fordert, nachgekommen. Um die Be-<lb/> reicherung dieſes Programmpunctes haben ſich in<lb/> erſter Linie die Herren Johann Weiſer und Joſef<lb/> Biehounek durch ihre mit großem Beifalle auf-<lb/> genommenen V<supplied>i</supplied>olinvorträge, ſowie die Herren<lb/> Weinhara, Schreyer, Eder, Blaſchke, Schenk und<lb/> Knaute theils durch muſikaliſche, theils durch<lb/> declamatoriſche Vorträge verdient gemacht. Das<lb/> große Intereſſe, welches dieſe Vorträge begleitete,<lb/> reifte in der Verſammlung den Entſchluß, mit<lb/> einer der nächſten Sitzungen einen „gemüthlichen<lb/> Abend“ in größerem Umfange zu verbinden. —<lb/> Nachdem das Programm des gemüthlichen Theiles<lb/> erſchöpft war, wurde die Sitzung geſchloſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zum Baue der Landes-Cavallerie-<lb/> kaſerne in Olmütz.)</hi> </head> <p>Aus dem Berichte des<lb/> Landes-Ausſchuſſes über den Bau der Cavallerie-<lb/> Caſerre in Olmütz entnehmen wir Folgendes: Die<lb/> Baukoſten ſind auf 424.223 fl. veranſchlagt, wovon<lb/> bereits 25.000 fl. zum Ankaufe des Bauplatzes<lb/> bewilligt wurden, ſo daß noch ein zu bewilligender<lb/> Reſt von 399.223 fl. bleibt. Für die Bedeckung<lb/> dieſes Betrages iſt in dem Landesvoranſchlage für<lb/> das Jahr 1888 keine Vorſorge getroffen und kann<lb/> derſelbe auch den Caſſabeſtänden nicht entnommen<lb/> werden, nachdem eine weitere Verringerung derſelben<lb/> nicht mehr räthlich erſcheint. Dagegen unterliegt es<lb/> keinem Anſtande, dieſe Summe als außerordentliches<lb/> Erforderniß, analog dem Vorgange bei der Bedeckung<lb/> anderer Auslagen, für Inveſtitionen einſtweilen den<lb/> Beſtänden des Grundentlaſtungsfondes zu entnehmen<lb/> und die Rückzahlung derſelben einem Zeitpunkte<lb/> vorzubehalten, wo der Grundentlaſtungsfond ſeine<lb/> Capitalten benöthigen wird. Die Rückzahlung der<lb/> für Cavallerie-Caſernenbauzwecke entlehnten Capitalien<lb/> wird ja umſo leichter ſein, als die Cavallerie-Caſernen<lb/> einen nicht unbedeutenden Zins ergeben werden, der<lb/> eine Amortiſirung des aufgewendeten Baucapitals<lb/> ermöglicht. Was ſpeciell die Olmützer Cavallerie-<lb/><cb/> Caſerne anbelangt, ſo wurde zwiſchen dem k. k.<lb/> Kriegsminiſterium und dem Landes-Ausſchuße für<lb/> die gedeckte Reitſchule und die Hufbeſchlagſchmiede<lb/> die Jahresvergütung mit 6 Perc. des aufgewendeten<lb/> Capitals vereinbart. Der Zins für die zu erbauende<lb/> Caſerne kann mit rund 17.000 fl. angenommen<lb/> werden. Es entſpricht dies einer 4 perc. Verzinſung<lb/> des Anlagecapitals, während bei der im Bau begriffenen<lb/> Brüuner Cavallerie-Caſerne, bei welcher die Bau-<lb/> koſten mit 569.239 fl. veranſchlagt ſind, die Jah-<lb/> resvergütung mit 29.796 fl. ermittelt wurde, was<lb/> einer 5<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/> pe<supplied>r</supplied>c. Verzinſung des geſammten Bau-<lb/> Aufwandes gleichkom Die mit einem Koſten-<lb/> Aufwande von 1,126.803 fl. erbauten Cavallerie-<lb/> Caſernen in Göding und Biſenz werfen einen Jah-<lb/> reszins von 52.618 fl. ab oder 4.67 Perc. der<lb/> Baukoſten. Der Landes-Ausſchuß ſtellt daher den<lb/> Antrag: „Der Landtag wolle beſchließen: 1. Der<lb/> Landes-Ausſchuß wird beauftragt, den Bau der<lb/> Olmützer Cavallerie-Caſerne nach erfolgter Geneh-<lb/> migung der Baupläne durch die k. k. Militärver-<lb/> waltung unverzüglich in Angriff zu nehmen. 2. Der<lb/> erforderliche Bauaufwand von 424.223 fl. 8 kr.<lb/> wird genehmigt. 3. Dieſer Aufwand iſt nach Ab-<lb/> ſchlag der bereits zum Ankaufe des Bauplatzes be-<lb/> willigten Summe von 25.000 fl. — kr. ſomit im<lb/> Reſtbetrage von 399.223 fl. 8 kr. einſtweilen aus<lb/> den Beſtänden des Grundentlaſtungsfondes nach<lb/> dem eintretenden Bedarfe gegen 4perc. Verzinſung<lb/> zu entlehnen und hiezu die Allerhöchſte Genehmigung<lb/> einzuholen. 4. In Betreff der Rückzahlung dieſes<lb/> Darlehens an den Grundentlaſtungs-Fond hat der<lb/> Landes-Ausſchuß ſeinerzeit die entſprechenden Anträge<lb/> zu ſtellen.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Todesfälle.)</hi> </head> <p>Der Schauſpieler Herr Kühns<lb/> wurde von einem ſchweren Verluſte betroffen. Am<lb/> Samſtag verſtarb deſſen Vater in Prag nach<lb/> längerem Leiden. Herr Kühns hat ſich nach Prag<lb/> begeben, um dem Leichenbegängniſſe beizuwohnen.<lb/> — Samſtag verſtarb hier Herr <hi rendition="#g">Jacob<lb/> Troja,</hi> k. k. penſ. Oberlieutenant. Das<lb/> Leichenbegängniß findet heute Nachmittags 3<lb/> Uhr vom Trauerhauſe Jeſuitencaſerne, Franz-<lb/> Joſefs-Platz aus, ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ernennungen.)</hi> </head> <p>Die k. k. mähriſche Finanz-<lb/> Landes-Direction hat bei der k. k. Finanz-Lan-<lb/> descaſſa in Brünn ernannt: Zum Caſſier in der<lb/> 9. Rangsclaſſe den Caſſa-Official Wilhelm<lb/> Wuczkowski, zum Caſſa-Official in der 10. Rangs-<lb/> claſſe den Caſſa-Aſſiſtenten Robert Huber und<lb/> zum Caſſa-Aſſiſtenten in der 11. Rangsclaſſe den<lb/> Rechnungs-Practicanten Carl Kremel.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Landtage.)</hi> </head> <p>Aus Brünn wird uns<lb/> berichtet, daß man daſelbſt einem ruhigen Ver-<lb/> laufe der diesjährigen Landtagsſeſſion entgegen-<lb/> ſieht. Die Verhandlungen über das Schulweſen<lb/><cb/> dürften zwar auch nicht ohne Klagen und Jammer<lb/> von tſchechiſcher Seite vorübergehen; allein man<lb/> iſt daran ſchon ſo gewöhnt, daß dieß ſelbſt in<lb/> den Kreiſen der tſchechiſchen Abgeordneten keine<lb/> Beachtung mehr findet. Der Schrom’ſche Wahl-<lb/> reformantrag dürfte kaum zur Verhandlung kom-<lb/> men. Für Olmütz dürfte von Wichtigkeit ſein,<lb/> daß der Landtag das Geſetz über die Canalein-<lb/> ſchnittgebühr und die Bewilligung einer Mauth<lb/> auf der zu erbauenden Bahnhoſſtraſſe beſchließen<lb/> wird. —</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Beethovenfeier.)</hi> </head> <p>Am 15. December ſoll<lb/> auf unſerer Bühne zur Feier von Beethovens<lb/> Geburtstag deſſen „Fidelio“ in Scene gehen.<lb/> Frl. v. Rodriquez wird den Fidelio ſingen. Die<lb/> Oper ſoll zum Bencfice des Herrn Capellmeiſters<lb/> Hartel gegeben werden, deſſen Verdienſt um un-<lb/> ſere Oper wir ſchon wiederholt zu würdigen Ge-<lb/> legenheit hatten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Liederabend des Hofopernſängers<lb/> Reichmann.)</hi> </head> <p>Herr <hi rendition="#g">Reichmann</hi> wird in dem<lb/> am 8. December ſtattfindenden Liederabend nach-<lb/> folgende Lieder ſingen: „Lotosblumen,“ „Du biſt<lb/> wie eine Blume“ und „Waldesgeſpräch“ von Schu-<lb/> man, ferner von Schubert „Ihr Bild“ und „der<lb/> Wanderer“ und von Löwe eine Ballade.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Theater.)</hi> </head> <p>Die geſtrige Aufführung<lb/> der Operette „Nanon“ fand bei gut beſuchtem<lb/> Hauſe ſtatt. Frl. Jahl ſpielte die Titelrolle ganz<lb/> munter und genügte auch in geſanglicher Bezie-<lb/> hung. Fräulein <hi rendition="#g">Jahl</hi> wurde wieder-<lb/> holt durch lebhaften Beifall ausgezeichnet. Frl.<lb/> Mrak gab die Parthie der „Ninon“ vortrefflich.<lb/> Herr Auguſtin ſpielte den „Vicomte“ ſehr liebens-<lb/> würdig und participirte mit Herrn Greisnegger<lb/> an dem Erfolge des Abends.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Olmützer Gewerbeverein.)</hi> </head> <p>Der<lb/> Olmützer Gewerbeverein hält heute im Vereins-<lb/> locale (O<supplied>b</supplied>errealſchule) ſeine Monatsverſammlung<lb/> ab. Auf der Tagesordnung ſteht ein Vortrag des<lb/> Herrn Bauadjuncten Hulek: „Ueber die Canali-<lb/> ſation in Berlin“, dann Referate der Herren<lb/> Král, Hulek und Prof. Dr. Frieß über die Be-<lb/> ſchaffenheit des von der Olmützer Gasanſtalt an<lb/> die Conſumenten gelieferten Gaſes. Mit dieſer<lb/> Verſammlung iſt eine Ausſtellung gewerblicher<lb/> Objecte verbunden. Ein zahlreicher Beſuch dieſer<lb/> Verſammlung iſt ſehr erwünſcht. 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Hemmann.</hi> </byline><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#b #c">(Fortſetzung.)</hi> </ref> </p><lb/> <p>So viele Härten und Rauhheiten die Außen-<lb/> ſeite des Mannes auch darbot, er hätte doch kein<lb/> Menſch ſein müſſen, wenn er nicht auch ſeine<lb/> weichen Stellen gehabt hätte. Die ſtolze Einſam-<lb/> keit, in der er ſeine Straße zog, drückte daher<lb/> ſein Weſen nicht vollſtändig aus. Wie tief er ſelbſt<lb/> darunter litt, hat er zwar nie geſagt, aber aus<lb/> gewiſſen Zeichen können wir es mittelbar ahnen.<lb/> Zweimal machte er einen ernſthaften Verſuch, ein<lb/> Kind zu adoptiren.</p><lb/> <p>Als er in Unterſtraß wohnte (1834—35),<lb/> mußte der Sohn eines Setzers bei Orell Füßli,<lb/> deſſen Wohnung nicht weit vom „Steinbock“ lag,<lb/> Manuſcript und Correcturbogen in den Elſaſſer<lb/> hin und her tragen. Dieſer Knabe, ein noch jetzt<lb/> lebender Mann, geſiel wegen ſeiner hübſchen Er-<lb/> ſcheinung Sealsfield ſo ſehr, daß er dem Vater<lb/> ſeinen Wunſch ausſprach, den Carl an Kindesſtatt<lb/> anzunehmen. Der Vater, ein ernſthafter Mann<lb/> und Mitglied der Kirchenpflege, hielt das An-<lb/> liegen zuerſt für Scherz; als aber Sealsfield<lb/> dringender wurde, antwortete er mit einer ent-<lb/> ſchiedenen Ablehnung. Sealsfield ließ ſich aber<lb/> dadurch von ſeinem Vorhaben noch nicht abbrin-<lb/> gen. Immer ungeſtümer beſtürmte er den Mann,<lb/> und als auch dies erfolglos blieb, machte er ihm<lb/> den harten Vorwurf, daß er ſeinem Sohn in der<lb/> Sonne ſtehe. Da verlor der Vater die Geduld, und<lb/> erklärte rund heraus, daß er ſeinen Sohn nicht<lb/> verkaufe. Dieſer Ausdruck erbitterte Sealsſield<lb/><cb/> ſo ſehr, daß er jede Verbindung mit Vater und<lb/> Sohn abbrach. Der Streit griff aber noch weiter;<lb/> Sealsfield, der in jener Zeit förmlich wild<lb/> werden konnte, entzweite ſich noch mit einer<lb/> anderen Familie, die auf Seite des Setzers ſtand,<lb/> ſo daß ſein Aufenthalt in Unterſtraß für ihn<lb/> unleidlich wurde.</p><lb/> <p>Ein ähnlicher Verſuch fällt in das Jahr<lb/> 1855. Von Amerika richtete er an ſeinen früher en<lb/> Miethsherrn Küſermeiſter Schenkel in Schaffhau-<lb/> ſen einen Brief mit der Bitte, ihm ſeine zwei<lb/> Töchterchen hinüberzuſenden, er wolle für ſie ſor-<lb/> gen wie ein Vater. Die Kinder wären gern<lb/> gegangen, denn ſie waren ihm anhänglich, aber<lb/> der Vater gerieth in heftigen Zorn und würdigte<lb/> das Schreiben keiner Antwort. Dieſe beiden Schritte<lb/> laſſen darauf ſchließen, welche Sehnſucht nach einem<lb/> näherſtehenden Herzen die Bruſt auch dieſer ſtei-<lb/> nernen Sphinx bewegt hat. Indem wir uns die-<lb/> dieſer Vorſtellung hingeben, ſchmilzt die Strenge<lb/> jedes Urtheils, und nur das Mitleid mit dem<lb/> tragiſchen Schickſal bewegt uns, aus dem er die<lb/> richtige Löſung, die Verbindung mit ſeiner eige-<lb/> nen Familie, nicht zu finden wagte.</p><lb/> <p>Unter den gleichen Geſichtspunkt iſt auch das<lb/> Verlangen Sealsfields nach der Communion und<lb/> ſein auffallendes Bedürfniß der letzten Jahre nach<lb/> religiöſen Geſprächen zu ſtellen. Ich glaube nicht,<lb/> daß er während ſeines Aufenthaltes in der Schweiz<lb/> jemals eine Kirche betreten hat. Ueber ſein Ver-<lb/> hältniß zu irgend einer Kirche verweigerte er jede<lb/> Auskunft. Gleichwohl drang er mit Bitte und<lb/> ſonderbarer Drohung in mich, für ihn eine beſon-<lb/> dere Feier in ſeinem Hauſe zu veranſtalten. Ich<lb/> halte noch immer dieſes Begehren als die Zuckung<lb/><cb/> eines, der geiſtigen Erſtickung hilflos preisgege-<lb/> benen Menſchen, der in ſeiner verſchwiegenen Noth<lb/> nicht wagte, einen Menſchen in ſein Vertrauen<lb/> zu ziehen. Die Laſt, die ſein Schickſal ihm auf-<lb/> gedrängt hatte, ließ ſich tragen, ſo lange die Ge-<lb/> danken ſpannkräftig und der Körper frei von<lb/> Schwachheit war. Als aber Alter und Krankeit<lb/> dieſe harte Natur gebeugt und jeden Ausweg ab-<lb/> geſchnitten hatten, als die vier Wände immer<lb/> beengender auf ihn zuſammenrückten, erfaßte ihn<lb/> eine namenloſe Angſt und mit einer letzten g<supplied>e</supplied>-<lb/> waltſamen Anſtrengung ſuchte er von dorther Athem<lb/> zu ſchöpfen, wo jede Menſchenbruſt geneſen kann.<lb/> Das ängſtliche Suchen ſeiner Grabſchrift: „Gehe<lb/> nicht ins Gericht mit Deinem Knecht, denn kein<lb/> Lebendiger iſt vor Dir gerecht,“ die in haſtiger<lb/> Scheu mitgetheilte Anordnung, daß über ſeinen<lb/> Namen die Buchſtaben <hi rendition="#aq">C. P.</hi> auf den Grabſtein<lb/> eingemeißelt werden ſollen, endlich die Art und<lb/> Weiſe, wie er ſein Teſtament errichtete, ſind weitere<lb/> Zeichen ſeines innern Zuſtandes. Mir erſcheint<lb/> es als gewiß, daß Sealsfield den gewaltſamen<lb/> Bruch mit Namen, Familie Beruf und Vater-<lb/> land, dieſe innerlich fortblutende Wunde, die er<lb/> einunvierzig Jahre lang mit nie erſchlaffender<lb/> Wiſſenskraft zuſammengepreßt hatte, in dem An-<lb/> genblick da er aus der Welt ſcheiden mußte, als<lb/> ſeine Schuld empfand.</p><lb/> <p>Habe ich bis daher den Verſuch gemacht,<lb/> Sealsfields Benehmen aus der Verwicklung ſeines<lb/> Lebensgangs abzuleiten. ſo gehört zur Zeichnung<lb/> ſeines Bildes auch noch der Hintergrund, auf dem<lb/> ſich die perſönliche Geſtalt abhebt. Dies iſt das<lb/> Verhalten ſeiner Umgebung gegen ihn.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
als Gründer des Volksturnens genannt, während
die Vereinigung beider Syſteme die Grundlage
für den heutigen Turnunterricht bildet. Für den
wohldurchdachten Vortrag, dem lauter Beifall
folgte, wurde dem Referenten durch den Obmann
der Dank ausgeſprochen. Nachdem der Tag für
die nächſte Clubſitzung beſtimmt worden war und
ſich der Obmann des Clubs, Herr Joſef Schmid
bereit erklärte, in der nächſten Verſammlung einen
Vortrag über das zeitgemäße Thema „Der Hand-
fertigkeitsunterricht“ zu halten, gelangten mehrere
geſchäftliche Puncte zur Beſprechung. Da kein
weiterer Vortrag vorlag, wurde der officielle
Theil geſchloſſen, und es trat nun die Gemüth-
lichkeit in ihre Rechte. Der Club iſt hiemit dem
§ 1 ſeiner Satzungen, welcher unter anderem
nebſt der Behandlung wiſſenſchaftlicher und päda-
gogiſcher Fragen auch die Pflege der Kunſt und
Geſelligkeit fordert, nachgekommen. Um die Be-
reicherung dieſes Programmpunctes haben ſich in
erſter Linie die Herren Johann Weiſer und Joſef
Biehounek durch ihre mit großem Beifalle auf-
genommenen Violinvorträge, ſowie die Herren
Weinhara, Schreyer, Eder, Blaſchke, Schenk und
Knaute theils durch muſikaliſche, theils durch
declamatoriſche Vorträge verdient gemacht. Das
große Intereſſe, welches dieſe Vorträge begleitete,
reifte in der Verſammlung den Entſchluß, mit
einer der nächſten Sitzungen einen „gemüthlichen
Abend“ in größerem Umfange zu verbinden. —
Nachdem das Programm des gemüthlichen Theiles
erſchöpft war, wurde die Sitzung geſchloſſen.
(Zum Baue der Landes-Cavallerie-
kaſerne in Olmütz.) Aus dem Berichte des
Landes-Ausſchuſſes über den Bau der Cavallerie-
Caſerre in Olmütz entnehmen wir Folgendes: Die
Baukoſten ſind auf 424.223 fl. veranſchlagt, wovon
bereits 25.000 fl. zum Ankaufe des Bauplatzes
bewilligt wurden, ſo daß noch ein zu bewilligender
Reſt von 399.223 fl. bleibt. Für die Bedeckung
dieſes Betrages iſt in dem Landesvoranſchlage für
das Jahr 1888 keine Vorſorge getroffen und kann
derſelbe auch den Caſſabeſtänden nicht entnommen
werden, nachdem eine weitere Verringerung derſelben
nicht mehr räthlich erſcheint. Dagegen unterliegt es
keinem Anſtande, dieſe Summe als außerordentliches
Erforderniß, analog dem Vorgange bei der Bedeckung
anderer Auslagen, für Inveſtitionen einſtweilen den
Beſtänden des Grundentlaſtungsfondes zu entnehmen
und die Rückzahlung derſelben einem Zeitpunkte
vorzubehalten, wo der Grundentlaſtungsfond ſeine
Capitalten benöthigen wird. Die Rückzahlung der
für Cavallerie-Caſernenbauzwecke entlehnten Capitalien
wird ja umſo leichter ſein, als die Cavallerie-Caſernen
einen nicht unbedeutenden Zins ergeben werden, der
eine Amortiſirung des aufgewendeten Baucapitals
ermöglicht. Was ſpeciell die Olmützer Cavallerie-
Caſerne anbelangt, ſo wurde zwiſchen dem k. k.
Kriegsminiſterium und dem Landes-Ausſchuße für
die gedeckte Reitſchule und die Hufbeſchlagſchmiede
die Jahresvergütung mit 6 Perc. des aufgewendeten
Capitals vereinbart. Der Zins für die zu erbauende
Caſerne kann mit rund 17.000 fl. angenommen
werden. Es entſpricht dies einer 4 perc. Verzinſung
des Anlagecapitals, während bei der im Bau begriffenen
Brüuner Cavallerie-Caſerne, bei welcher die Bau-
koſten mit 569.239 fl. veranſchlagt ſind, die Jah-
resvergütung mit 29.796 fl. ermittelt wurde, was
einer 5_ perc. Verzinſung des geſammten Bau-
Aufwandes gleichkom Die mit einem Koſten-
Aufwande von 1,126.803 fl. erbauten Cavallerie-
Caſernen in Göding und Biſenz werfen einen Jah-
reszins von 52.618 fl. ab oder 4.67 Perc. der
Baukoſten. Der Landes-Ausſchuß ſtellt daher den
Antrag: „Der Landtag wolle beſchließen: 1. Der
Landes-Ausſchuß wird beauftragt, den Bau der
Olmützer Cavallerie-Caſerne nach erfolgter Geneh-
migung der Baupläne durch die k. k. Militärver-
waltung unverzüglich in Angriff zu nehmen. 2. Der
erforderliche Bauaufwand von 424.223 fl. 8 kr.
wird genehmigt. 3. Dieſer Aufwand iſt nach Ab-
ſchlag der bereits zum Ankaufe des Bauplatzes be-
willigten Summe von 25.000 fl. — kr. ſomit im
Reſtbetrage von 399.223 fl. 8 kr. einſtweilen aus
den Beſtänden des Grundentlaſtungsfondes nach
dem eintretenden Bedarfe gegen 4perc. Verzinſung
zu entlehnen und hiezu die Allerhöchſte Genehmigung
einzuholen. 4. In Betreff der Rückzahlung dieſes
Darlehens an den Grundentlaſtungs-Fond hat der
Landes-Ausſchuß ſeinerzeit die entſprechenden Anträge
zu ſtellen.“
(Todesfälle.) Der Schauſpieler Herr Kühns
wurde von einem ſchweren Verluſte betroffen. Am
Samſtag verſtarb deſſen Vater in Prag nach
längerem Leiden. Herr Kühns hat ſich nach Prag
begeben, um dem Leichenbegängniſſe beizuwohnen.
— Samſtag verſtarb hier Herr Jacob
Troja, k. k. penſ. Oberlieutenant. Das
Leichenbegängniß findet heute Nachmittags 3
Uhr vom Trauerhauſe Jeſuitencaſerne, Franz-
Joſefs-Platz aus, ſtatt.
(Ernennungen.) Die k. k. mähriſche Finanz-
Landes-Direction hat bei der k. k. Finanz-Lan-
descaſſa in Brünn ernannt: Zum Caſſier in der
9. Rangsclaſſe den Caſſa-Official Wilhelm
Wuczkowski, zum Caſſa-Official in der 10. Rangs-
claſſe den Caſſa-Aſſiſtenten Robert Huber und
zum Caſſa-Aſſiſtenten in der 11. Rangsclaſſe den
Rechnungs-Practicanten Carl Kremel.
(Vom Landtage.) Aus Brünn wird uns
berichtet, daß man daſelbſt einem ruhigen Ver-
laufe der diesjährigen Landtagsſeſſion entgegen-
ſieht. Die Verhandlungen über das Schulweſen
dürften zwar auch nicht ohne Klagen und Jammer
von tſchechiſcher Seite vorübergehen; allein man
iſt daran ſchon ſo gewöhnt, daß dieß ſelbſt in
den Kreiſen der tſchechiſchen Abgeordneten keine
Beachtung mehr findet. Der Schrom’ſche Wahl-
reformantrag dürfte kaum zur Verhandlung kom-
men. Für Olmütz dürfte von Wichtigkeit ſein,
daß der Landtag das Geſetz über die Canalein-
ſchnittgebühr und die Bewilligung einer Mauth
auf der zu erbauenden Bahnhoſſtraſſe beſchließen
wird. —
(Beethovenfeier.) Am 15. December ſoll
auf unſerer Bühne zur Feier von Beethovens
Geburtstag deſſen „Fidelio“ in Scene gehen.
Frl. v. Rodriquez wird den Fidelio ſingen. Die
Oper ſoll zum Bencfice des Herrn Capellmeiſters
Hartel gegeben werden, deſſen Verdienſt um un-
ſere Oper wir ſchon wiederholt zu würdigen Ge-
legenheit hatten.
(Liederabend des Hofopernſängers
Reichmann.) Herr Reichmann wird in dem
am 8. December ſtattfindenden Liederabend nach-
folgende Lieder ſingen: „Lotosblumen,“ „Du biſt
wie eine Blume“ und „Waldesgeſpräch“ von Schu-
man, ferner von Schubert „Ihr Bild“ und „der
Wanderer“ und von Löwe eine Ballade.
(Vom Theater.) Die geſtrige Aufführung
der Operette „Nanon“ fand bei gut beſuchtem
Hauſe ſtatt. Frl. Jahl ſpielte die Titelrolle ganz
munter und genügte auch in geſanglicher Bezie-
hung. Fräulein Jahl wurde wieder-
holt durch lebhaften Beifall ausgezeichnet. Frl.
Mrak gab die Parthie der „Ninon“ vortrefflich.
Herr Auguſtin ſpielte den „Vicomte“ ſehr liebens-
würdig und participirte mit Herrn Greisnegger
an dem Erfolge des Abends.
(Vom Olmützer Gewerbeverein.) Der
Olmützer Gewerbeverein hält heute im Vereins-
locale (Oberrealſchule) ſeine Monatsverſammlung
ab. Auf der Tagesordnung ſteht ein Vortrag des
Herrn Bauadjuncten Hulek: „Ueber die Canali-
ſation in Berlin“, dann Referate der Herren
Král, Hulek und Prof. Dr. Frieß über die Be-
ſchaffenheit des von der Olmützer Gasanſtalt an
die Conſumenten gelieferten Gaſes. Mit dieſer
Verſammlung iſt eine Ausſtellung gewerblicher
Objecte verbunden. Ein zahlreicher Beſuch dieſer
Verſammlung iſt ſehr erwünſcht. Nach der Ver-
ſammlung findet eine geſellige Zuſammenkunft im
Clublocale des „Hotel Lauer“ ſtatt.
(Der Tſchechen-Club des mähriſchen Land-
tages) veröffentlicht eine Enunciation, welche im
Weſentlichen beſagt: „In Erwägung, daß die tſchechi-
ſche Nation vorerſt durch eigene Kraft und durch
Hilfe ihrer Freunde und Verbündeten eine gleichbe-
rechtigte Stellung in Oeſterreich erringen kann, wo-
gegen durch Uneinigkeit, ſowie Mangel an Freunden
Sealsſield-Poſtl in der Schweiz.
Von Fr. Hemmann.
(Fortſetzung.)
So viele Härten und Rauhheiten die Außen-
ſeite des Mannes auch darbot, er hätte doch kein
Menſch ſein müſſen, wenn er nicht auch ſeine
weichen Stellen gehabt hätte. Die ſtolze Einſam-
keit, in der er ſeine Straße zog, drückte daher
ſein Weſen nicht vollſtändig aus. Wie tief er ſelbſt
darunter litt, hat er zwar nie geſagt, aber aus
gewiſſen Zeichen können wir es mittelbar ahnen.
Zweimal machte er einen ernſthaften Verſuch, ein
Kind zu adoptiren.
Als er in Unterſtraß wohnte (1834—35),
mußte der Sohn eines Setzers bei Orell Füßli,
deſſen Wohnung nicht weit vom „Steinbock“ lag,
Manuſcript und Correcturbogen in den Elſaſſer
hin und her tragen. Dieſer Knabe, ein noch jetzt
lebender Mann, geſiel wegen ſeiner hübſchen Er-
ſcheinung Sealsfield ſo ſehr, daß er dem Vater
ſeinen Wunſch ausſprach, den Carl an Kindesſtatt
anzunehmen. Der Vater, ein ernſthafter Mann
und Mitglied der Kirchenpflege, hielt das An-
liegen zuerſt für Scherz; als aber Sealsfield
dringender wurde, antwortete er mit einer ent-
ſchiedenen Ablehnung. Sealsfield ließ ſich aber
dadurch von ſeinem Vorhaben noch nicht abbrin-
gen. Immer ungeſtümer beſtürmte er den Mann,
und als auch dies erfolglos blieb, machte er ihm
den harten Vorwurf, daß er ſeinem Sohn in der
Sonne ſtehe. Da verlor der Vater die Geduld, und
erklärte rund heraus, daß er ſeinen Sohn nicht
verkaufe. Dieſer Ausdruck erbitterte Sealsſield
ſo ſehr, daß er jede Verbindung mit Vater und
Sohn abbrach. Der Streit griff aber noch weiter;
Sealsfield, der in jener Zeit förmlich wild
werden konnte, entzweite ſich noch mit einer
anderen Familie, die auf Seite des Setzers ſtand,
ſo daß ſein Aufenthalt in Unterſtraß für ihn
unleidlich wurde.
Ein ähnlicher Verſuch fällt in das Jahr
1855. Von Amerika richtete er an ſeinen früher en
Miethsherrn Küſermeiſter Schenkel in Schaffhau-
ſen einen Brief mit der Bitte, ihm ſeine zwei
Töchterchen hinüberzuſenden, er wolle für ſie ſor-
gen wie ein Vater. Die Kinder wären gern
gegangen, denn ſie waren ihm anhänglich, aber
der Vater gerieth in heftigen Zorn und würdigte
das Schreiben keiner Antwort. Dieſe beiden Schritte
laſſen darauf ſchließen, welche Sehnſucht nach einem
näherſtehenden Herzen die Bruſt auch dieſer ſtei-
nernen Sphinx bewegt hat. Indem wir uns die-
dieſer Vorſtellung hingeben, ſchmilzt die Strenge
jedes Urtheils, und nur das Mitleid mit dem
tragiſchen Schickſal bewegt uns, aus dem er die
richtige Löſung, die Verbindung mit ſeiner eige-
nen Familie, nicht zu finden wagte.
Unter den gleichen Geſichtspunkt iſt auch das
Verlangen Sealsfields nach der Communion und
ſein auffallendes Bedürfniß der letzten Jahre nach
religiöſen Geſprächen zu ſtellen. Ich glaube nicht,
daß er während ſeines Aufenthaltes in der Schweiz
jemals eine Kirche betreten hat. Ueber ſein Ver-
hältniß zu irgend einer Kirche verweigerte er jede
Auskunft. Gleichwohl drang er mit Bitte und
ſonderbarer Drohung in mich, für ihn eine beſon-
dere Feier in ſeinem Hauſe zu veranſtalten. Ich
halte noch immer dieſes Begehren als die Zuckung
eines, der geiſtigen Erſtickung hilflos preisgege-
benen Menſchen, der in ſeiner verſchwiegenen Noth
nicht wagte, einen Menſchen in ſein Vertrauen
zu ziehen. Die Laſt, die ſein Schickſal ihm auf-
gedrängt hatte, ließ ſich tragen, ſo lange die Ge-
danken ſpannkräftig und der Körper frei von
Schwachheit war. Als aber Alter und Krankeit
dieſe harte Natur gebeugt und jeden Ausweg ab-
geſchnitten hatten, als die vier Wände immer
beengender auf ihn zuſammenrückten, erfaßte ihn
eine namenloſe Angſt und mit einer letzten ge-
waltſamen Anſtrengung ſuchte er von dorther Athem
zu ſchöpfen, wo jede Menſchenbruſt geneſen kann.
Das ängſtliche Suchen ſeiner Grabſchrift: „Gehe
nicht ins Gericht mit Deinem Knecht, denn kein
Lebendiger iſt vor Dir gerecht,“ die in haſtiger
Scheu mitgetheilte Anordnung, daß über ſeinen
Namen die Buchſtaben C. P. auf den Grabſtein
eingemeißelt werden ſollen, endlich die Art und
Weiſe, wie er ſein Teſtament errichtete, ſind weitere
Zeichen ſeines innern Zuſtandes. Mir erſcheint
es als gewiß, daß Sealsfield den gewaltſamen
Bruch mit Namen, Familie Beruf und Vater-
land, dieſe innerlich fortblutende Wunde, die er
einunvierzig Jahre lang mit nie erſchlaffender
Wiſſenskraft zuſammengepreßt hatte, in dem An-
genblick da er aus der Welt ſcheiden mußte, als
ſeine Schuld empfand.
Habe ich bis daher den Verſuch gemacht,
Sealsfields Benehmen aus der Verwicklung ſeines
Lebensgangs abzuleiten. ſo gehört zur Zeichnung
ſeines Bildes auch noch der Hintergrund, auf dem
ſich die perſönliche Geſtalt abhebt. Dies iſt das
Verhalten ſeiner Umgebung gegen ihn.
(Fortſetzung folgt.)
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