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Mährisches Tagblatt. Nr. 271, Olmütz, 28.11.1887.

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[Spaltenumbruch]

als Gründer des Volksturnens genannt, während
die Vereinigung beider Systeme die Grundlage
für den heutigen Turnunterricht bildet. Für den
wohldurchdachten Vortrag, dem lauter Beifall
folgte, wurde dem Referenten durch den Obmann
der Dank ausgesprochen. Nachdem der Tag für
die nächste Clubsitzung bestimmt worden war und
sich der Obmann des Clubs, Herr Josef Schmid
bereit erklärte, in der nächsten Versammlung einen
Vortrag über das zeitgemäße Thema "Der Hand-
fertigkeitsunterricht" zu halten, gelangten mehrere
geschäftliche Puncte zur Besprechung. Da kein
weiterer Vortrag vorlag, wurde der officielle
Theil geschlossen, und es trat nun die Gemüth-
lichkeit in ihre Rechte. Der Club ist hiemit dem
§ 1 seiner Satzungen, welcher unter anderem
nebst der Behandlung wissenschaftlicher und päda-
gogischer Fragen auch die Pflege der Kunst und
Geselligkeit fordert, nachgekommen. Um die Be-
reicherung dieses Programmpunctes haben sich in
erster Linie die Herren Johann Weiser und Josef
Biehounek durch ihre mit großem Beifalle auf-
genommenen V[i]olinvorträge, sowie die Herren
Weinhara, Schreyer, Eder, Blaschke, Schenk und
Knaute theils durch musikalische, theils durch
declamatorische Vorträge verdient gemacht. Das
große Interesse, welches diese Vorträge begleitete,
reifte in der Versammlung den Entschluß, mit
einer der nächsten Sitzungen einen "gemüthlichen
Abend" in größerem Umfange zu verbinden. --
Nachdem das Programm des gemüthlichen Theiles
erschöpft war, wurde die Sitzung geschlossen.

(Zum Baue der Landes-Cavallerie-
kaserne in Olmütz.)

Aus dem Berichte des
Landes-Ausschusses über den Bau der Cavallerie-
Caserre in Olmütz entnehmen wir Folgendes: Die
Baukosten sind auf 424.223 fl. veranschlagt, wovon
bereits 25.000 fl. zum Ankaufe des Bauplatzes
bewilligt wurden, so daß noch ein zu bewilligender
Rest von 399.223 fl. bleibt. Für die Bedeckung
dieses Betrages ist in dem Landesvoranschlage für
das Jahr 1888 keine Vorsorge getroffen und kann
derselbe auch den Cassabeständen nicht entnommen
werden, nachdem eine weitere Verringerung derselben
nicht mehr räthlich erscheint. Dagegen unterliegt es
keinem Anstande, diese Summe als außerordentliches
Erforderniß, analog dem Vorgange bei der Bedeckung
anderer Auslagen, für Investitionen einstweilen den
Beständen des Grundentlastungsfondes zu entnehmen
und die Rückzahlung derselben einem Zeitpunkte
vorzubehalten, wo der Grundentlastungsfond seine
Capitalten benöthigen wird. Die Rückzahlung der
für Cavallerie-Casernenbauzwecke entlehnten Capitalien
wird ja umso leichter sein, als die Cavallerie-Casernen
einen nicht unbedeutenden Zins ergeben werden, der
eine Amortisirung des aufgewendeten Baucapitals
ermöglicht. Was speciell die Olmützer Cavallerie-
[Spaltenumbruch] Caserne anbelangt, so wurde zwischen dem k. k.
Kriegsministerium und dem Landes-Ausschuße für
die gedeckte Reitschule und die Hufbeschlagschmiede
die Jahresvergütung mit 6 Perc. des aufgewendeten
Capitals vereinbart. Der Zins für die zu erbauende
Caserne kann mit rund 17.000 fl. angenommen
werden. Es entspricht dies einer 4 perc. Verzinsung
des Anlagecapitals, während bei der im Bau begriffenen
Brüuner Cavallerie-Caserne, bei welcher die Bau-
kosten mit 569.239 fl. veranschlagt sind, die Jah-
resvergütung mit 29.796 fl. ermittelt wurde, was
einer 5[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] pe[r]c. Verzinsung des gesammten Bau-
Aufwandes gleichkom Die mit einem Kosten-
Aufwande von 1,126.803 fl. erbauten Cavallerie-
Casernen in Göding und Bisenz werfen einen Jah-
reszins von 52.618 fl. ab oder 4.67 Perc. der
Baukosten. Der Landes-Ausschuß stellt daher den
Antrag: "Der Landtag wolle beschließen: 1. Der
Landes-Ausschuß wird beauftragt, den Bau der
Olmützer Cavallerie-Caserne nach erfolgter Geneh-
migung der Baupläne durch die k. k. Militärver-
waltung unverzüglich in Angriff zu nehmen. 2. Der
erforderliche Bauaufwand von 424.223 fl. 8 kr.
wird genehmigt. 3. Dieser Aufwand ist nach Ab-
schlag der bereits zum Ankaufe des Bauplatzes be-
willigten Summe von 25.000 fl. -- kr. somit im
Restbetrage von 399.223 fl. 8 kr. einstweilen aus
den Beständen des Grundentlastungsfondes nach
dem eintretenden Bedarfe gegen 4perc. Verzinsung
zu entlehnen und hiezu die Allerhöchste Genehmigung
einzuholen. 4. In Betreff der Rückzahlung dieses
Darlehens an den Grundentlastungs-Fond hat der
Landes-Ausschuß seinerzeit die entsprechenden Anträge
zu stellen."

(Todesfälle.)

Der Schauspieler Herr Kühns
wurde von einem schweren Verluste betroffen. Am
Samstag verstarb dessen Vater in Prag nach
längerem Leiden. Herr Kühns hat sich nach Prag
begeben, um dem Leichenbegängnisse beizuwohnen.
-- Samstag verstarb hier Herr Jacob
Troja,
k. k. pens. Oberlieutenant. Das
Leichenbegängniß findet heute Nachmittags 3
Uhr vom Trauerhause Jesuitencaserne, Franz-
Josefs-Platz aus, statt.

(Ernennungen.)

Die k. k. mährische Finanz-
Landes-Direction hat bei der k. k. Finanz-Lan-
descassa in Brünn ernannt: Zum Cassier in der
9. Rangsclasse den Cassa-Official Wilhelm
Wuczkowski, zum Cassa-Official in der 10. Rangs-
classe den Cassa-Assistenten Robert Huber und
zum Cassa-Assistenten in der 11. Rangsclasse den
Rechnungs-Practicanten Carl Kremel.

(Vom Landtage.)

Aus Brünn wird uns
berichtet, daß man daselbst einem ruhigen Ver-
laufe der diesjährigen Landtagssession entgegen-
sieht. Die Verhandlungen über das Schulwesen
[Spaltenumbruch] dürften zwar auch nicht ohne Klagen und Jammer
von tschechischer Seite vorübergehen; allein man
ist daran schon so gewöhnt, daß dieß selbst in
den Kreisen der tschechischen Abgeordneten keine
Beachtung mehr findet. Der Schrom'sche Wahl-
reformantrag dürfte kaum zur Verhandlung kom-
men. Für Olmütz dürfte von Wichtigkeit sein,
daß der Landtag das Gesetz über die Canalein-
schnittgebühr und die Bewilligung einer Mauth
auf der zu erbauenden Bahnhosstrasse beschließen
wird. --

(Beethovenfeier.)

Am 15. December soll
auf unserer Bühne zur Feier von Beethovens
Geburtstag dessen "Fidelio" in Scene gehen.
Frl. v. Rodriquez wird den Fidelio singen. Die
Oper soll zum Bencfice des Herrn Capellmeisters
Hartel gegeben werden, dessen Verdienst um un-
sere Oper wir schon wiederholt zu würdigen Ge-
legenheit hatten.

(Liederabend des Hofopernsängers
Reichmann.)

Herr Reichmann wird in dem
am 8. December stattfindenden Liederabend nach-
folgende Lieder singen: "Lotosblumen," "Du bist
wie eine Blume" und "Waldesgespräch" von Schu-
man, ferner von Schubert "Ihr Bild" und "der
Wanderer" und von Löwe eine Ballade.

(Vom Theater.)

Die gestrige Aufführung
der Operette "Nanon" fand bei gut besuchtem
Hause statt. Frl. Jahl spielte die Titelrolle ganz
munter und genügte auch in gesanglicher Bezie-
hung. Fräulein Jahl wurde wieder-
holt durch lebhaften Beifall ausgezeichnet. Frl.
Mrak gab die Parthie der "Ninon" vortrefflich.
Herr Augustin spielte den "Vicomte" sehr liebens-
würdig und participirte mit Herrn Greisnegger
an dem Erfolge des Abends.

(Vom Olmützer Gewerbeverein.)

Der
Olmützer Gewerbeverein hält heute im Vereins-
locale (O[b]errealschule) seine Monatsversammlung
ab. Auf der Tagesordnung steht ein Vortrag des
Herrn Bauadjuncten Hulek: "Ueber die Canali-
sation in Berlin", dann Referate der Herren
Kral, Hulek und Prof. Dr. Frieß über die Be-
schaffenheit des von der Olmützer Gasanstalt an
die Consumenten gelieferten Gases. Mit dieser
Versammlung ist eine Ausstellung gewerblicher
Objecte verbunden. Ein zahlreicher Besuch dieser
Versammlung ist sehr erwünscht. Nach der Ver-
sammlung findet eine gesellige Zusammenkunft im
Clublocale des "Hotel Lauer" statt.

(Der Tschechen-Club des mährischen Land-
tages)

veröffentlicht eine Enunciation, welche im
Wesentlichen besagt: "In Erwägung, daß die tschechi-
sche Nation vorerst durch eigene Kraft und durch
Hilfe ihrer Freunde und Verbündeten eine gleichbe-
rechtigte Stellung in Oesterreich erringen kann, wo-
gegen durch Uneinigkeit, sowie Mangel an Freunden




[Spaltenumbruch]
Sealssield-Postl in der Schweiz.

(Fortsetzung.)

So viele Härten und Rauhheiten die Außen-
seite des Mannes auch darbot, er hätte doch kein
Mensch sein müssen, wenn er nicht auch seine
weichen Stellen gehabt hätte. Die stolze Einsam-
keit, in der er seine Straße zog, drückte daher
sein Wesen nicht vollständig aus. Wie tief er selbst
darunter litt, hat er zwar nie gesagt, aber aus
gewissen Zeichen können wir es mittelbar ahnen.
Zweimal machte er einen ernsthaften Versuch, ein
Kind zu adoptiren.

Als er in Unterstraß wohnte (1834--35),
mußte der Sohn eines Setzers bei Orell Füßli,
dessen Wohnung nicht weit vom "Steinbock" lag,
Manuscript und Correcturbogen in den Elsasser
hin und her tragen. Dieser Knabe, ein noch jetzt
lebender Mann, gesiel wegen seiner hübschen Er-
scheinung Sealsfield so sehr, daß er dem Vater
seinen Wunsch aussprach, den Carl an Kindesstatt
anzunehmen. Der Vater, ein ernsthafter Mann
und Mitglied der Kirchenpflege, hielt das An-
liegen zuerst für Scherz; als aber Sealsfield
dringender wurde, antwortete er mit einer ent-
schiedenen Ablehnung. Sealsfield ließ sich aber
dadurch von seinem Vorhaben noch nicht abbrin-
gen. Immer ungestümer bestürmte er den Mann,
und als auch dies erfolglos blieb, machte er ihm
den harten Vorwurf, daß er seinem Sohn in der
Sonne stehe. Da verlor der Vater die Geduld, und
erklärte rund heraus, daß er seinen Sohn nicht
verkaufe. Dieser Ausdruck erbitterte Sealssield
[Spaltenumbruch] so sehr, daß er jede Verbindung mit Vater und
Sohn abbrach. Der Streit griff aber noch weiter;
Sealsfield, der in jener Zeit förmlich wild
werden konnte, entzweite sich noch mit einer
anderen Familie, die auf Seite des Setzers stand,
so daß sein Aufenthalt in Unterstraß für ihn
unleidlich wurde.

Ein ähnlicher Versuch fällt in das Jahr
1855. Von Amerika richtete er an seinen früher en
Miethsherrn Küsermeister Schenkel in Schaffhau-
sen einen Brief mit der Bitte, ihm seine zwei
Töchterchen hinüberzusenden, er wolle für sie sor-
gen wie ein Vater. Die Kinder wären gern
gegangen, denn sie waren ihm anhänglich, aber
der Vater gerieth in heftigen Zorn und würdigte
das Schreiben keiner Antwort. Diese beiden Schritte
lassen darauf schließen, welche Sehnsucht nach einem
näherstehenden Herzen die Brust auch dieser stei-
nernen Sphinx bewegt hat. Indem wir uns die-
dieser Vorstellung hingeben, schmilzt die Strenge
jedes Urtheils, und nur das Mitleid mit dem
tragischen Schicksal bewegt uns, aus dem er die
richtige Lösung, die Verbindung mit seiner eige-
nen Familie, nicht zu finden wagte.

Unter den gleichen Gesichtspunkt ist auch das
Verlangen Sealsfields nach der Communion und
sein auffallendes Bedürfniß der letzten Jahre nach
religiösen Gesprächen zu stellen. Ich glaube nicht,
daß er während seines Aufenthaltes in der Schweiz
jemals eine Kirche betreten hat. Ueber sein Ver-
hältniß zu irgend einer Kirche verweigerte er jede
Auskunft. Gleichwohl drang er mit Bitte und
sonderbarer Drohung in mich, für ihn eine beson-
dere Feier in seinem Hause zu veranstalten. Ich
halte noch immer dieses Begehren als die Zuckung
[Spaltenumbruch] eines, der geistigen Erstickung hilflos preisgege-
benen Menschen, der in seiner verschwiegenen Noth
nicht wagte, einen Menschen in sein Vertrauen
zu ziehen. Die Last, die sein Schicksal ihm auf-
gedrängt hatte, ließ sich tragen, so lange die Ge-
danken spannkräftig und der Körper frei von
Schwachheit war. Als aber Alter und Krankeit
diese harte Natur gebeugt und jeden Ausweg ab-
geschnitten hatten, als die vier Wände immer
beengender auf ihn zusammenrückten, erfaßte ihn
eine namenlose Angst und mit einer letzten g[e]-
waltsamen Anstrengung suchte er von dorther Athem
zu schöpfen, wo jede Menschenbrust genesen kann.
Das ängstliche Suchen seiner Grabschrift: "Gehe
nicht ins Gericht mit Deinem Knecht, denn kein
Lebendiger ist vor Dir gerecht," die in hastiger
Scheu mitgetheilte Anordnung, daß über seinen
Namen die Buchstaben C. P. auf den Grabstein
eingemeißelt werden sollen, endlich die Art und
Weise, wie er sein Testament errichtete, sind weitere
Zeichen seines innern Zustandes. Mir erscheint
es als gewiß, daß Sealsfield den gewaltsamen
Bruch mit Namen, Familie Beruf und Vater-
land, diese innerlich fortblutende Wunde, die er
einunvierzig Jahre lang mit nie erschlaffender
Wissenskraft zusammengepreßt hatte, in dem An-
genblick da er aus der Welt scheiden mußte, als
seine Schuld empfand.

Habe ich bis daher den Versuch gemacht,
Sealsfields Benehmen aus der Verwicklung seines
Lebensgangs abzuleiten. so gehört zur Zeichnung
seines Bildes auch noch der Hintergrund, auf dem
sich die persönliche Gestalt abhebt. Dies ist das
Verhalten seiner Umgebung gegen ihn.

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

als Gründer des Volksturnens genannt, während
die Vereinigung beider Syſteme die Grundlage
für den heutigen Turnunterricht bildet. Für den
wohldurchdachten Vortrag, dem lauter Beifall
folgte, wurde dem Referenten durch den Obmann
der Dank ausgeſprochen. Nachdem der Tag für
die nächſte Clubſitzung beſtimmt worden war und
ſich der Obmann des Clubs, Herr Joſef Schmid
bereit erklärte, in der nächſten Verſammlung einen
Vortrag über das zeitgemäße Thema „Der Hand-
fertigkeitsunterricht“ zu halten, gelangten mehrere
geſchäftliche Puncte zur Beſprechung. Da kein
weiterer Vortrag vorlag, wurde der officielle
Theil geſchloſſen, und es trat nun die Gemüth-
lichkeit in ihre Rechte. Der Club iſt hiemit dem
§ 1 ſeiner Satzungen, welcher unter anderem
nebſt der Behandlung wiſſenſchaftlicher und päda-
gogiſcher Fragen auch die Pflege der Kunſt und
Geſelligkeit fordert, nachgekommen. Um die Be-
reicherung dieſes Programmpunctes haben ſich in
erſter Linie die Herren Johann Weiſer und Joſef
Biehounek durch ihre mit großem Beifalle auf-
genommenen V[i]olinvorträge, ſowie die Herren
Weinhara, Schreyer, Eder, Blaſchke, Schenk und
Knaute theils durch muſikaliſche, theils durch
declamatoriſche Vorträge verdient gemacht. Das
große Intereſſe, welches dieſe Vorträge begleitete,
reifte in der Verſammlung den Entſchluß, mit
einer der nächſten Sitzungen einen „gemüthlichen
Abend“ in größerem Umfange zu verbinden. —
Nachdem das Programm des gemüthlichen Theiles
erſchöpft war, wurde die Sitzung geſchloſſen.

(Zum Baue der Landes-Cavallerie-
kaſerne in Olmütz.)

Aus dem Berichte des
Landes-Ausſchuſſes über den Bau der Cavallerie-
Caſerre in Olmütz entnehmen wir Folgendes: Die
Baukoſten ſind auf 424.223 fl. veranſchlagt, wovon
bereits 25.000 fl. zum Ankaufe des Bauplatzes
bewilligt wurden, ſo daß noch ein zu bewilligender
Reſt von 399.223 fl. bleibt. Für die Bedeckung
dieſes Betrages iſt in dem Landesvoranſchlage für
das Jahr 1888 keine Vorſorge getroffen und kann
derſelbe auch den Caſſabeſtänden nicht entnommen
werden, nachdem eine weitere Verringerung derſelben
nicht mehr räthlich erſcheint. Dagegen unterliegt es
keinem Anſtande, dieſe Summe als außerordentliches
Erforderniß, analog dem Vorgange bei der Bedeckung
anderer Auslagen, für Inveſtitionen einſtweilen den
Beſtänden des Grundentlaſtungsfondes zu entnehmen
und die Rückzahlung derſelben einem Zeitpunkte
vorzubehalten, wo der Grundentlaſtungsfond ſeine
Capitalten benöthigen wird. Die Rückzahlung der
für Cavallerie-Caſernenbauzwecke entlehnten Capitalien
wird ja umſo leichter ſein, als die Cavallerie-Caſernen
einen nicht unbedeutenden Zins ergeben werden, der
eine Amortiſirung des aufgewendeten Baucapitals
ermöglicht. Was ſpeciell die Olmützer Cavallerie-
[Spaltenumbruch] Caſerne anbelangt, ſo wurde zwiſchen dem k. k.
Kriegsminiſterium und dem Landes-Ausſchuße für
die gedeckte Reitſchule und die Hufbeſchlagſchmiede
die Jahresvergütung mit 6 Perc. des aufgewendeten
Capitals vereinbart. Der Zins für die zu erbauende
Caſerne kann mit rund 17.000 fl. angenommen
werden. Es entſpricht dies einer 4 perc. Verzinſung
des Anlagecapitals, während bei der im Bau begriffenen
Brüuner Cavallerie-Caſerne, bei welcher die Bau-
koſten mit 569.239 fl. veranſchlagt ſind, die Jah-
resvergütung mit 29.796 fl. ermittelt wurde, was
einer 5[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] pe[r]c. Verzinſung des geſammten Bau-
Aufwandes gleichkom Die mit einem Koſten-
Aufwande von 1,126.803 fl. erbauten Cavallerie-
Caſernen in Göding und Biſenz werfen einen Jah-
reszins von 52.618 fl. ab oder 4.67 Perc. der
Baukoſten. Der Landes-Ausſchuß ſtellt daher den
Antrag: „Der Landtag wolle beſchließen: 1. Der
Landes-Ausſchuß wird beauftragt, den Bau der
Olmützer Cavallerie-Caſerne nach erfolgter Geneh-
migung der Baupläne durch die k. k. Militärver-
waltung unverzüglich in Angriff zu nehmen. 2. Der
erforderliche Bauaufwand von 424.223 fl. 8 kr.
wird genehmigt. 3. Dieſer Aufwand iſt nach Ab-
ſchlag der bereits zum Ankaufe des Bauplatzes be-
willigten Summe von 25.000 fl. — kr. ſomit im
Reſtbetrage von 399.223 fl. 8 kr. einſtweilen aus
den Beſtänden des Grundentlaſtungsfondes nach
dem eintretenden Bedarfe gegen 4perc. Verzinſung
zu entlehnen und hiezu die Allerhöchſte Genehmigung
einzuholen. 4. In Betreff der Rückzahlung dieſes
Darlehens an den Grundentlaſtungs-Fond hat der
Landes-Ausſchuß ſeinerzeit die entſprechenden Anträge
zu ſtellen.“

(Todesfälle.)

Der Schauſpieler Herr Kühns
wurde von einem ſchweren Verluſte betroffen. Am
Samſtag verſtarb deſſen Vater in Prag nach
längerem Leiden. Herr Kühns hat ſich nach Prag
begeben, um dem Leichenbegängniſſe beizuwohnen.
— Samſtag verſtarb hier Herr Jacob
Troja,
k. k. penſ. Oberlieutenant. Das
Leichenbegängniß findet heute Nachmittags 3
Uhr vom Trauerhauſe Jeſuitencaſerne, Franz-
Joſefs-Platz aus, ſtatt.

(Ernennungen.)

Die k. k. mähriſche Finanz-
Landes-Direction hat bei der k. k. Finanz-Lan-
descaſſa in Brünn ernannt: Zum Caſſier in der
9. Rangsclaſſe den Caſſa-Official Wilhelm
Wuczkowski, zum Caſſa-Official in der 10. Rangs-
claſſe den Caſſa-Aſſiſtenten Robert Huber und
zum Caſſa-Aſſiſtenten in der 11. Rangsclaſſe den
Rechnungs-Practicanten Carl Kremel.

(Vom Landtage.)

Aus Brünn wird uns
berichtet, daß man daſelbſt einem ruhigen Ver-
laufe der diesjährigen Landtagsſeſſion entgegen-
ſieht. Die Verhandlungen über das Schulweſen
[Spaltenumbruch] dürften zwar auch nicht ohne Klagen und Jammer
von tſchechiſcher Seite vorübergehen; allein man
iſt daran ſchon ſo gewöhnt, daß dieß ſelbſt in
den Kreiſen der tſchechiſchen Abgeordneten keine
Beachtung mehr findet. Der Schrom’ſche Wahl-
reformantrag dürfte kaum zur Verhandlung kom-
men. Für Olmütz dürfte von Wichtigkeit ſein,
daß der Landtag das Geſetz über die Canalein-
ſchnittgebühr und die Bewilligung einer Mauth
auf der zu erbauenden Bahnhoſſtraſſe beſchließen
wird. —

(Beethovenfeier.)

Am 15. December ſoll
auf unſerer Bühne zur Feier von Beethovens
Geburtstag deſſen „Fidelio“ in Scene gehen.
Frl. v. Rodriquez wird den Fidelio ſingen. Die
Oper ſoll zum Bencfice des Herrn Capellmeiſters
Hartel gegeben werden, deſſen Verdienſt um un-
ſere Oper wir ſchon wiederholt zu würdigen Ge-
legenheit hatten.

(Liederabend des Hofopernſängers
Reichmann.)

Herr Reichmann wird in dem
am 8. December ſtattfindenden Liederabend nach-
folgende Lieder ſingen: „Lotosblumen,“ „Du biſt
wie eine Blume“ und „Waldesgeſpräch“ von Schu-
man, ferner von Schubert „Ihr Bild“ und „der
Wanderer“ und von Löwe eine Ballade.

(Vom Theater.)

Die geſtrige Aufführung
der Operette „Nanon“ fand bei gut beſuchtem
Hauſe ſtatt. Frl. Jahl ſpielte die Titelrolle ganz
munter und genügte auch in geſanglicher Bezie-
hung. Fräulein Jahl wurde wieder-
holt durch lebhaften Beifall ausgezeichnet. Frl.
Mrak gab die Parthie der „Ninon“ vortrefflich.
Herr Auguſtin ſpielte den „Vicomte“ ſehr liebens-
würdig und participirte mit Herrn Greisnegger
an dem Erfolge des Abends.

(Vom Olmützer Gewerbeverein.)

Der
Olmützer Gewerbeverein hält heute im Vereins-
locale (O[b]errealſchule) ſeine Monatsverſammlung
ab. Auf der Tagesordnung ſteht ein Vortrag des
Herrn Bauadjuncten Hulek: „Ueber die Canali-
ſation in Berlin“, dann Referate der Herren
Král, Hulek und Prof. Dr. Frieß über die Be-
ſchaffenheit des von der Olmützer Gasanſtalt an
die Conſumenten gelieferten Gaſes. Mit dieſer
Verſammlung iſt eine Ausſtellung gewerblicher
Objecte verbunden. Ein zahlreicher Beſuch dieſer
Verſammlung iſt ſehr erwünſcht. Nach der Ver-
ſammlung findet eine geſellige Zuſammenkunft im
Clublocale des „Hotel Lauer“ ſtatt.

(Der Tſchechen-Club des mähriſchen Land-
tages)

veröffentlicht eine Enunciation, welche im
Weſentlichen beſagt: „In Erwägung, daß die tſchechi-
ſche Nation vorerſt durch eigene Kraft und durch
Hilfe ihrer Freunde und Verbündeten eine gleichbe-
rechtigte Stellung in Oeſterreich erringen kann, wo-
gegen durch Uneinigkeit, ſowie Mangel an Freunden




[Spaltenumbruch]
Sealsſield-Poſtl in der Schweiz.

(Fortſetzung.)

So viele Härten und Rauhheiten die Außen-
ſeite des Mannes auch darbot, er hätte doch kein
Menſch ſein müſſen, wenn er nicht auch ſeine
weichen Stellen gehabt hätte. Die ſtolze Einſam-
keit, in der er ſeine Straße zog, drückte daher
ſein Weſen nicht vollſtändig aus. Wie tief er ſelbſt
darunter litt, hat er zwar nie geſagt, aber aus
gewiſſen Zeichen können wir es mittelbar ahnen.
Zweimal machte er einen ernſthaften Verſuch, ein
Kind zu adoptiren.

Als er in Unterſtraß wohnte (1834—35),
mußte der Sohn eines Setzers bei Orell Füßli,
deſſen Wohnung nicht weit vom „Steinbock“ lag,
Manuſcript und Correcturbogen in den Elſaſſer
hin und her tragen. Dieſer Knabe, ein noch jetzt
lebender Mann, geſiel wegen ſeiner hübſchen Er-
ſcheinung Sealsfield ſo ſehr, daß er dem Vater
ſeinen Wunſch ausſprach, den Carl an Kindesſtatt
anzunehmen. Der Vater, ein ernſthafter Mann
und Mitglied der Kirchenpflege, hielt das An-
liegen zuerſt für Scherz; als aber Sealsfield
dringender wurde, antwortete er mit einer ent-
ſchiedenen Ablehnung. Sealsfield ließ ſich aber
dadurch von ſeinem Vorhaben noch nicht abbrin-
gen. Immer ungeſtümer beſtürmte er den Mann,
und als auch dies erfolglos blieb, machte er ihm
den harten Vorwurf, daß er ſeinem Sohn in der
Sonne ſtehe. Da verlor der Vater die Geduld, und
erklärte rund heraus, daß er ſeinen Sohn nicht
verkaufe. Dieſer Ausdruck erbitterte Sealsſield
[Spaltenumbruch] ſo ſehr, daß er jede Verbindung mit Vater und
Sohn abbrach. Der Streit griff aber noch weiter;
Sealsfield, der in jener Zeit förmlich wild
werden konnte, entzweite ſich noch mit einer
anderen Familie, die auf Seite des Setzers ſtand,
ſo daß ſein Aufenthalt in Unterſtraß für ihn
unleidlich wurde.

Ein ähnlicher Verſuch fällt in das Jahr
1855. Von Amerika richtete er an ſeinen früher en
Miethsherrn Küſermeiſter Schenkel in Schaffhau-
ſen einen Brief mit der Bitte, ihm ſeine zwei
Töchterchen hinüberzuſenden, er wolle für ſie ſor-
gen wie ein Vater. Die Kinder wären gern
gegangen, denn ſie waren ihm anhänglich, aber
der Vater gerieth in heftigen Zorn und würdigte
das Schreiben keiner Antwort. Dieſe beiden Schritte
laſſen darauf ſchließen, welche Sehnſucht nach einem
näherſtehenden Herzen die Bruſt auch dieſer ſtei-
nernen Sphinx bewegt hat. Indem wir uns die-
dieſer Vorſtellung hingeben, ſchmilzt die Strenge
jedes Urtheils, und nur das Mitleid mit dem
tragiſchen Schickſal bewegt uns, aus dem er die
richtige Löſung, die Verbindung mit ſeiner eige-
nen Familie, nicht zu finden wagte.

Unter den gleichen Geſichtspunkt iſt auch das
Verlangen Sealsfields nach der Communion und
ſein auffallendes Bedürfniß der letzten Jahre nach
religiöſen Geſprächen zu ſtellen. Ich glaube nicht,
daß er während ſeines Aufenthaltes in der Schweiz
jemals eine Kirche betreten hat. Ueber ſein Ver-
hältniß zu irgend einer Kirche verweigerte er jede
Auskunft. Gleichwohl drang er mit Bitte und
ſonderbarer Drohung in mich, für ihn eine beſon-
dere Feier in ſeinem Hauſe zu veranſtalten. Ich
halte noch immer dieſes Begehren als die Zuckung
[Spaltenumbruch] eines, der geiſtigen Erſtickung hilflos preisgege-
benen Menſchen, der in ſeiner verſchwiegenen Noth
nicht wagte, einen Menſchen in ſein Vertrauen
zu ziehen. Die Laſt, die ſein Schickſal ihm auf-
gedrängt hatte, ließ ſich tragen, ſo lange die Ge-
danken ſpannkräftig und der Körper frei von
Schwachheit war. Als aber Alter und Krankeit
dieſe harte Natur gebeugt und jeden Ausweg ab-
geſchnitten hatten, als die vier Wände immer
beengender auf ihn zuſammenrückten, erfaßte ihn
eine namenloſe Angſt und mit einer letzten g[e]-
waltſamen Anſtrengung ſuchte er von dorther Athem
zu ſchöpfen, wo jede Menſchenbruſt geneſen kann.
Das ängſtliche Suchen ſeiner Grabſchrift: „Gehe
nicht ins Gericht mit Deinem Knecht, denn kein
Lebendiger iſt vor Dir gerecht,“ die in haſtiger
Scheu mitgetheilte Anordnung, daß über ſeinen
Namen die Buchſtaben C. P. auf den Grabſtein
eingemeißelt werden ſollen, endlich die Art und
Weiſe, wie er ſein Teſtament errichtete, ſind weitere
Zeichen ſeines innern Zuſtandes. Mir erſcheint
es als gewiß, daß Sealsfield den gewaltſamen
Bruch mit Namen, Familie Beruf und Vater-
land, dieſe innerlich fortblutende Wunde, die er
einunvierzig Jahre lang mit nie erſchlaffender
Wiſſenskraft zuſammengepreßt hatte, in dem An-
genblick da er aus der Welt ſcheiden mußte, als
ſeine Schuld empfand.

Habe ich bis daher den Verſuch gemacht,
Sealsfields Benehmen aus der Verwicklung ſeines
Lebensgangs abzuleiten. ſo gehört zur Zeichnung
ſeines Bildes auch noch der Hintergrund, auf dem
ſich die perſönliche Geſtalt abhebt. Dies iſt das
Verhalten ſeiner Umgebung gegen ihn.

(Fortſetzung folgt.)


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[[4]/0004] als Gründer des Volksturnens genannt, während die Vereinigung beider Syſteme die Grundlage für den heutigen Turnunterricht bildet. Für den wohldurchdachten Vortrag, dem lauter Beifall folgte, wurde dem Referenten durch den Obmann der Dank ausgeſprochen. Nachdem der Tag für die nächſte Clubſitzung beſtimmt worden war und ſich der Obmann des Clubs, Herr Joſef Schmid bereit erklärte, in der nächſten Verſammlung einen Vortrag über das zeitgemäße Thema „Der Hand- fertigkeitsunterricht“ zu halten, gelangten mehrere geſchäftliche Puncte zur Beſprechung. Da kein weiterer Vortrag vorlag, wurde der officielle Theil geſchloſſen, und es trat nun die Gemüth- lichkeit in ihre Rechte. Der Club iſt hiemit dem § 1 ſeiner Satzungen, welcher unter anderem nebſt der Behandlung wiſſenſchaftlicher und päda- gogiſcher Fragen auch die Pflege der Kunſt und Geſelligkeit fordert, nachgekommen. Um die Be- reicherung dieſes Programmpunctes haben ſich in erſter Linie die Herren Johann Weiſer und Joſef Biehounek durch ihre mit großem Beifalle auf- genommenen Violinvorträge, ſowie die Herren Weinhara, Schreyer, Eder, Blaſchke, Schenk und Knaute theils durch muſikaliſche, theils durch declamatoriſche Vorträge verdient gemacht. Das große Intereſſe, welches dieſe Vorträge begleitete, reifte in der Verſammlung den Entſchluß, mit einer der nächſten Sitzungen einen „gemüthlichen Abend“ in größerem Umfange zu verbinden. — Nachdem das Programm des gemüthlichen Theiles erſchöpft war, wurde die Sitzung geſchloſſen. (Zum Baue der Landes-Cavallerie- kaſerne in Olmütz.) Aus dem Berichte des Landes-Ausſchuſſes über den Bau der Cavallerie- Caſerre in Olmütz entnehmen wir Folgendes: Die Baukoſten ſind auf 424.223 fl. veranſchlagt, wovon bereits 25.000 fl. zum Ankaufe des Bauplatzes bewilligt wurden, ſo daß noch ein zu bewilligender Reſt von 399.223 fl. bleibt. Für die Bedeckung dieſes Betrages iſt in dem Landesvoranſchlage für das Jahr 1888 keine Vorſorge getroffen und kann derſelbe auch den Caſſabeſtänden nicht entnommen werden, nachdem eine weitere Verringerung derſelben nicht mehr räthlich erſcheint. Dagegen unterliegt es keinem Anſtande, dieſe Summe als außerordentliches Erforderniß, analog dem Vorgange bei der Bedeckung anderer Auslagen, für Inveſtitionen einſtweilen den Beſtänden des Grundentlaſtungsfondes zu entnehmen und die Rückzahlung derſelben einem Zeitpunkte vorzubehalten, wo der Grundentlaſtungsfond ſeine Capitalten benöthigen wird. Die Rückzahlung der für Cavallerie-Caſernenbauzwecke entlehnten Capitalien wird ja umſo leichter ſein, als die Cavallerie-Caſernen einen nicht unbedeutenden Zins ergeben werden, der eine Amortiſirung des aufgewendeten Baucapitals ermöglicht. Was ſpeciell die Olmützer Cavallerie- Caſerne anbelangt, ſo wurde zwiſchen dem k. k. Kriegsminiſterium und dem Landes-Ausſchuße für die gedeckte Reitſchule und die Hufbeſchlagſchmiede die Jahresvergütung mit 6 Perc. des aufgewendeten Capitals vereinbart. Der Zins für die zu erbauende Caſerne kann mit rund 17.000 fl. angenommen werden. Es entſpricht dies einer 4 perc. Verzinſung des Anlagecapitals, während bei der im Bau begriffenen Brüuner Cavallerie-Caſerne, bei welcher die Bau- koſten mit 569.239 fl. veranſchlagt ſind, die Jah- resvergütung mit 29.796 fl. ermittelt wurde, was einer 5_ perc. Verzinſung des geſammten Bau- Aufwandes gleichkom Die mit einem Koſten- Aufwande von 1,126.803 fl. erbauten Cavallerie- Caſernen in Göding und Biſenz werfen einen Jah- reszins von 52.618 fl. ab oder 4.67 Perc. der Baukoſten. Der Landes-Ausſchuß ſtellt daher den Antrag: „Der Landtag wolle beſchließen: 1. Der Landes-Ausſchuß wird beauftragt, den Bau der Olmützer Cavallerie-Caſerne nach erfolgter Geneh- migung der Baupläne durch die k. k. Militärver- waltung unverzüglich in Angriff zu nehmen. 2. Der erforderliche Bauaufwand von 424.223 fl. 8 kr. wird genehmigt. 3. Dieſer Aufwand iſt nach Ab- ſchlag der bereits zum Ankaufe des Bauplatzes be- willigten Summe von 25.000 fl. — kr. ſomit im Reſtbetrage von 399.223 fl. 8 kr. einſtweilen aus den Beſtänden des Grundentlaſtungsfondes nach dem eintretenden Bedarfe gegen 4perc. Verzinſung zu entlehnen und hiezu die Allerhöchſte Genehmigung einzuholen. 4. In Betreff der Rückzahlung dieſes Darlehens an den Grundentlaſtungs-Fond hat der Landes-Ausſchuß ſeinerzeit die entſprechenden Anträge zu ſtellen.“ (Todesfälle.) Der Schauſpieler Herr Kühns wurde von einem ſchweren Verluſte betroffen. Am Samſtag verſtarb deſſen Vater in Prag nach längerem Leiden. Herr Kühns hat ſich nach Prag begeben, um dem Leichenbegängniſſe beizuwohnen. — Samſtag verſtarb hier Herr Jacob Troja, k. k. penſ. Oberlieutenant. Das Leichenbegängniß findet heute Nachmittags 3 Uhr vom Trauerhauſe Jeſuitencaſerne, Franz- Joſefs-Platz aus, ſtatt. (Ernennungen.) Die k. k. mähriſche Finanz- Landes-Direction hat bei der k. k. Finanz-Lan- descaſſa in Brünn ernannt: Zum Caſſier in der 9. Rangsclaſſe den Caſſa-Official Wilhelm Wuczkowski, zum Caſſa-Official in der 10. Rangs- claſſe den Caſſa-Aſſiſtenten Robert Huber und zum Caſſa-Aſſiſtenten in der 11. Rangsclaſſe den Rechnungs-Practicanten Carl Kremel. (Vom Landtage.) Aus Brünn wird uns berichtet, daß man daſelbſt einem ruhigen Ver- laufe der diesjährigen Landtagsſeſſion entgegen- ſieht. Die Verhandlungen über das Schulweſen dürften zwar auch nicht ohne Klagen und Jammer von tſchechiſcher Seite vorübergehen; allein man iſt daran ſchon ſo gewöhnt, daß dieß ſelbſt in den Kreiſen der tſchechiſchen Abgeordneten keine Beachtung mehr findet. Der Schrom’ſche Wahl- reformantrag dürfte kaum zur Verhandlung kom- men. Für Olmütz dürfte von Wichtigkeit ſein, daß der Landtag das Geſetz über die Canalein- ſchnittgebühr und die Bewilligung einer Mauth auf der zu erbauenden Bahnhoſſtraſſe beſchließen wird. — (Beethovenfeier.) Am 15. December ſoll auf unſerer Bühne zur Feier von Beethovens Geburtstag deſſen „Fidelio“ in Scene gehen. Frl. v. Rodriquez wird den Fidelio ſingen. Die Oper ſoll zum Bencfice des Herrn Capellmeiſters Hartel gegeben werden, deſſen Verdienſt um un- ſere Oper wir ſchon wiederholt zu würdigen Ge- legenheit hatten. (Liederabend des Hofopernſängers Reichmann.) Herr Reichmann wird in dem am 8. December ſtattfindenden Liederabend nach- folgende Lieder ſingen: „Lotosblumen,“ „Du biſt wie eine Blume“ und „Waldesgeſpräch“ von Schu- man, ferner von Schubert „Ihr Bild“ und „der Wanderer“ und von Löwe eine Ballade. (Vom Theater.) Die geſtrige Aufführung der Operette „Nanon“ fand bei gut beſuchtem Hauſe ſtatt. Frl. Jahl ſpielte die Titelrolle ganz munter und genügte auch in geſanglicher Bezie- hung. Fräulein Jahl wurde wieder- holt durch lebhaften Beifall ausgezeichnet. Frl. Mrak gab die Parthie der „Ninon“ vortrefflich. Herr Auguſtin ſpielte den „Vicomte“ ſehr liebens- würdig und participirte mit Herrn Greisnegger an dem Erfolge des Abends. (Vom Olmützer Gewerbeverein.) Der Olmützer Gewerbeverein hält heute im Vereins- locale (Oberrealſchule) ſeine Monatsverſammlung ab. Auf der Tagesordnung ſteht ein Vortrag des Herrn Bauadjuncten Hulek: „Ueber die Canali- ſation in Berlin“, dann Referate der Herren Král, Hulek und Prof. Dr. Frieß über die Be- ſchaffenheit des von der Olmützer Gasanſtalt an die Conſumenten gelieferten Gaſes. Mit dieſer Verſammlung iſt eine Ausſtellung gewerblicher Objecte verbunden. Ein zahlreicher Beſuch dieſer Verſammlung iſt ſehr erwünſcht. Nach der Ver- ſammlung findet eine geſellige Zuſammenkunft im Clublocale des „Hotel Lauer“ ſtatt. (Der Tſchechen-Club des mähriſchen Land- tages) veröffentlicht eine Enunciation, welche im Weſentlichen beſagt: „In Erwägung, daß die tſchechi- ſche Nation vorerſt durch eigene Kraft und durch Hilfe ihrer Freunde und Verbündeten eine gleichbe- rechtigte Stellung in Oeſterreich erringen kann, wo- gegen durch Uneinigkeit, ſowie Mangel an Freunden Sealsſield-Poſtl in der Schweiz. Von Fr. Hemmann. (Fortſetzung.) So viele Härten und Rauhheiten die Außen- ſeite des Mannes auch darbot, er hätte doch kein Menſch ſein müſſen, wenn er nicht auch ſeine weichen Stellen gehabt hätte. Die ſtolze Einſam- keit, in der er ſeine Straße zog, drückte daher ſein Weſen nicht vollſtändig aus. Wie tief er ſelbſt darunter litt, hat er zwar nie geſagt, aber aus gewiſſen Zeichen können wir es mittelbar ahnen. Zweimal machte er einen ernſthaften Verſuch, ein Kind zu adoptiren. Als er in Unterſtraß wohnte (1834—35), mußte der Sohn eines Setzers bei Orell Füßli, deſſen Wohnung nicht weit vom „Steinbock“ lag, Manuſcript und Correcturbogen in den Elſaſſer hin und her tragen. Dieſer Knabe, ein noch jetzt lebender Mann, geſiel wegen ſeiner hübſchen Er- ſcheinung Sealsfield ſo ſehr, daß er dem Vater ſeinen Wunſch ausſprach, den Carl an Kindesſtatt anzunehmen. Der Vater, ein ernſthafter Mann und Mitglied der Kirchenpflege, hielt das An- liegen zuerſt für Scherz; als aber Sealsfield dringender wurde, antwortete er mit einer ent- ſchiedenen Ablehnung. Sealsfield ließ ſich aber dadurch von ſeinem Vorhaben noch nicht abbrin- gen. Immer ungeſtümer beſtürmte er den Mann, und als auch dies erfolglos blieb, machte er ihm den harten Vorwurf, daß er ſeinem Sohn in der Sonne ſtehe. Da verlor der Vater die Geduld, und erklärte rund heraus, daß er ſeinen Sohn nicht verkaufe. Dieſer Ausdruck erbitterte Sealsſield ſo ſehr, daß er jede Verbindung mit Vater und Sohn abbrach. Der Streit griff aber noch weiter; Sealsfield, der in jener Zeit förmlich wild werden konnte, entzweite ſich noch mit einer anderen Familie, die auf Seite des Setzers ſtand, ſo daß ſein Aufenthalt in Unterſtraß für ihn unleidlich wurde. Ein ähnlicher Verſuch fällt in das Jahr 1855. Von Amerika richtete er an ſeinen früher en Miethsherrn Küſermeiſter Schenkel in Schaffhau- ſen einen Brief mit der Bitte, ihm ſeine zwei Töchterchen hinüberzuſenden, er wolle für ſie ſor- gen wie ein Vater. Die Kinder wären gern gegangen, denn ſie waren ihm anhänglich, aber der Vater gerieth in heftigen Zorn und würdigte das Schreiben keiner Antwort. Dieſe beiden Schritte laſſen darauf ſchließen, welche Sehnſucht nach einem näherſtehenden Herzen die Bruſt auch dieſer ſtei- nernen Sphinx bewegt hat. Indem wir uns die- dieſer Vorſtellung hingeben, ſchmilzt die Strenge jedes Urtheils, und nur das Mitleid mit dem tragiſchen Schickſal bewegt uns, aus dem er die richtige Löſung, die Verbindung mit ſeiner eige- nen Familie, nicht zu finden wagte. Unter den gleichen Geſichtspunkt iſt auch das Verlangen Sealsfields nach der Communion und ſein auffallendes Bedürfniß der letzten Jahre nach religiöſen Geſprächen zu ſtellen. Ich glaube nicht, daß er während ſeines Aufenthaltes in der Schweiz jemals eine Kirche betreten hat. Ueber ſein Ver- hältniß zu irgend einer Kirche verweigerte er jede Auskunft. Gleichwohl drang er mit Bitte und ſonderbarer Drohung in mich, für ihn eine beſon- dere Feier in ſeinem Hauſe zu veranſtalten. Ich halte noch immer dieſes Begehren als die Zuckung eines, der geiſtigen Erſtickung hilflos preisgege- benen Menſchen, der in ſeiner verſchwiegenen Noth nicht wagte, einen Menſchen in ſein Vertrauen zu ziehen. Die Laſt, die ſein Schickſal ihm auf- gedrängt hatte, ließ ſich tragen, ſo lange die Ge- danken ſpannkräftig und der Körper frei von Schwachheit war. Als aber Alter und Krankeit dieſe harte Natur gebeugt und jeden Ausweg ab- geſchnitten hatten, als die vier Wände immer beengender auf ihn zuſammenrückten, erfaßte ihn eine namenloſe Angſt und mit einer letzten ge- waltſamen Anſtrengung ſuchte er von dorther Athem zu ſchöpfen, wo jede Menſchenbruſt geneſen kann. Das ängſtliche Suchen ſeiner Grabſchrift: „Gehe nicht ins Gericht mit Deinem Knecht, denn kein Lebendiger iſt vor Dir gerecht,“ die in haſtiger Scheu mitgetheilte Anordnung, daß über ſeinen Namen die Buchſtaben C. P. auf den Grabſtein eingemeißelt werden ſollen, endlich die Art und Weiſe, wie er ſein Teſtament errichtete, ſind weitere Zeichen ſeines innern Zuſtandes. Mir erſcheint es als gewiß, daß Sealsfield den gewaltſamen Bruch mit Namen, Familie Beruf und Vater- land, dieſe innerlich fortblutende Wunde, die er einunvierzig Jahre lang mit nie erſchlaffender Wiſſenskraft zuſammengepreßt hatte, in dem An- genblick da er aus der Welt ſcheiden mußte, als ſeine Schuld empfand. Habe ich bis daher den Verſuch gemacht, Sealsfields Benehmen aus der Verwicklung ſeines Lebensgangs abzuleiten. ſo gehört zur Zeichnung ſeines Bildes auch noch der Hintergrund, auf dem ſich die perſönliche Geſtalt abhebt. Dies iſt das Verhalten ſeiner Umgebung gegen ihn. (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 271, Olmütz, 28.11.1887, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches271_1887/4>, abgerufen am 23.11.2024.