Mährisches Tagblatt. Nr. 266, Olmütz, 21.11.1892.[Spaltenumbruch]
derösterreichs, erinnerte daran, wie nur durch Einig- Mächtige Wirkung riefen die Ausführungen Nachdem der empfohlene Wahlaufruf ein- Reichsrath. Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 19. November. Wien, 19. November. Der Sturm im Abgeordnetenhause ist also Die Sitzung nahm folgenden Verlauf: Als Der Präsident erklärt, daß gemäß § 58 Hierauf schreitet das Haus zur Tagesordnung Abg. Dr. Menger fährt in seiner gestern Wir bringen alle Opfer und wünschen, daß Der Redner weist nun gegenüber den höh- Auf die Interpellation der Linken im Falle [Spaltenumbruch] Hatte ich ihn doch oft vor den unseligen Leiden- "Und wieviel brauchst Du?" "Dreitausend Mark!" "Bis wann?" "Bis heute um Mitternacht! Ich bin den Mir schwindelte der Kopf, wenn ich die Und ich selbst? Konnte ich ihm helfen? Wo- Ich sann nach, ein Gedanke schoß mir durch "Bist Du bei Eck gewesen?" fragte ich. Er sah mich starr an. "Bei Eck?" meinte er tonlos. "Was soll "Da lagen die Sachverhältnisse immer noch Harry lachte auf. [Spaltenumbruch] "Er thut's nicht! Er thut's nicht! Es ist "Ach was!" sagte ich ärgerlich. "Grundsätze! Rasch zog ich mich an, wortlos eilten wir Gott sei Dank, er war also zu Hause. In seinem Prunkzimmer empfing er uns: "Guten Abend, Kinder," meinte er und "Nichts von alledem, mein lieber Eck," "Gute Cigarren etwa?" "Nein," fahre ich fort, "aber Geld!" "Nanu!" Er trat einen Schritt zurück. "Ja," sagte ich wieder, "Geld! Und zwar Er lächelte. [Spaltenumbruch] "Du bist bei guter Laune," entgegnete er. Ich wurde sehr ernst. "Lieber Eck," fuhr ich wieder fort, "ich Harry selbst hatte bisher kein Wort ge- "Hilf!" Mir zerriß dieser Ton die Brust. Das war "Du weißt, lieber Harry," entgegnete Eck, "Gott im Himmel," fuhr ich auf, "halte "Liebe Kinder, Ihr wißt, meine Grundsätze "Sprich jetzt nicht von Deinen Grundsätzen," "Ja, ja," entgegnete er. "Aber ich habe nun [Spaltenumbruch]
deröſterreichs, erinnerte daran, wie nur durch Einig- Mächtige Wirkung riefen die Ausführungen Nachdem der empfohlene Wahlaufruf ein- Reichsrath. Sitzung des Abgeordnetenhauſes vom 19. November. Wien, 19. November. Der Sturm im Abgeordnetenhauſe iſt alſo Die Sitzung nahm folgenden Verlauf: Als Der Präſident erklärt, daß gemäß § 58 Hierauf ſchreitet das Haus zur Tagesordnung Abg. Dr. Menger fährt in ſeiner geſtern Wir bringen alle Opfer und wünſchen, daß Der Redner weiſt nun gegenüber den höh- Auf die Interpellation der Linken im Falle [Spaltenumbruch] Hatte ich ihn doch oft vor den unſeligen Leiden- „Und wieviel brauchſt Du?“ „Dreitauſend Mark!“ „Bis wann?“ „Bis heute um Mitternacht! Ich bin den Mir ſchwindelte der Kopf, wenn ich die Und ich ſelbſt? Konnte ich ihm helfen? Wo- Ich ſann nach, ein Gedanke ſchoß mir durch „Biſt Du bei Eck geweſen?“ fragte ich. Er ſah mich ſtarr an. „Bei Eck?“ meinte er tonlos. „Was ſoll „Da lagen die Sachverhältniſſe immer noch Harry lachte auf. [Spaltenumbruch] „Er thut’s nicht! Er thut’s nicht! Es iſt „Ach was!“ ſagte ich ärgerlich. „Grundſätze! Raſch zog ich mich an, wortlos eilten wir Gott ſei Dank, er war alſo zu Hauſe. In ſeinem Prunkzimmer empfing er uns: „Guten Abend, Kinder,“ meinte er und „Nichts von alledem, mein lieber Eck,“ „Gute Cigarren etwa?“ „Nein,“ fahre ich fort, „aber Geld!“ „Nanu!“ Er trat einen Schritt zurück. „Ja,“ ſagte ich wieder, „Geld! Und zwar Er lächelte. [Spaltenumbruch] „Du biſt bei guter Laune,“ entgegnete er. Ich wurde ſehr ernſt. „Lieber Eck,“ fuhr ich wieder fort, „ich Harry ſelbſt hatte bisher kein Wort ge- „Hilf!“ Mir zerriß dieſer Ton die Bruſt. Das war „Du weißt, lieber Harry,“ entgegnete Eck, „Gott im Himmel,“ fuhr ich auf, „halte „Liebe Kinder, Ihr wißt, meine Grundſätze „Sprich jetzt nicht von Deinen Grundſätzen,“ „Ja, ja,“ entgegnete er. „Aber ich habe nun <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="f1a" next="#f1b" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0002" n="[2]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a1b" prev="#a1a" type="jArticle" n="2"> <p>deröſterreichs, erinnerte daran, wie nur durch Einig-<lb/> keit das geplante Werk gefördert werden könne und<lb/> erklärte, daß die Vereinigte Linke den größten<lb/> Werth darauf lege, dieſe Bewegnng mannhaft zu<lb/> unterſtützen. (Stürmiſcher langanhaltender Beifall.)</p><lb/> <p>Mächtige Wirkung riefen die Ausführungen<lb/> des nächſten Redners, des Bürgermeiſters <hi rendition="#g">Kit-<lb/> tinger</hi> aus Karlſtein im Waldviertel, der ur-<lb/> eigenen Domäne Schönerers, hervor. 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Aber daran iſt’s<lb/> noch nicht genug; zur Grobheit geſellt ſich in<lb/> den Spalten dieſer Blätter die tückiſche Ver-<lb/> leumdung, die gemeine erbärmliche Denunciation,<lb/> und es gibt kein Verbrechen gegen den Staat<lb/> und die Geſellſchaft, deren man die Deutſchen in<lb/> dieſer Scandalpreſſe im ſchlimmſten Sinne des<lb/> Wortes nicht beſchuldigte. 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(Beifall<lb/> der Jungtſchechen, auf einigen Stellen der Rechten<lb/> und auf der äußerſten Linken.)</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Präſident</hi> erklärt, daß gemäß § 58<lb/> der Geſchäftsordnung die einzelnen Abtheilungen<lb/> zuſammentreten und einen Mißbilligungsausſchuß<lb/> bilden werden, der binnen 24 Stunden zu be-<lb/> richten hat. Mit Rückſicht darauf, daß morgen<lb/> Sonntag iſt und wenn kein Widerſpruch erfolgt,<lb/> beraume er den Bericht dieſes Ausſchuſſes für<lb/> Dienſtag an. (Allgemeine Zuſtimmung.)</p><lb/> <p>Hierauf ſchreitet das Haus zur Tagesordnung<lb/> und ſetzt die <hi rendition="#g">Generaldebatte</hi> über das<lb/> Budget fort.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Menger</hi> fährt in ſeiner geſtern<lb/> unterbrochenen Polemik gegen den Abg. Maſařyk<lb/> fort. Er beleuchtet die Nachtheile, welche Oeſter-<lb/> reich erfahren müßte, wenn ein ſelbſtſtändiger<lb/> böhmiſcher Staat zuſtande käme, beklagt die ge-<lb/> häſſige Behandlung des ungariſchen Nachbar-<lb/> ſtaates, mit dem wir durch wirthſchaftliche und<lb/> politiſche Bande verknüpft ſind, und geht dann<lb/> in eine Kritik der Aeußerungen des Abgeordneten<lb/> Maſařik über den Dreibund über. Die gegen-<lb/> wärtige Zeit — ſagt der Redner — birgt für<lb/> die ganze weſtliche Cultur mindeſtens ebenſo große<lb/> Gefahren, als jene, als das Heer der Türkei<lb/> unter Kara Muſtapha auf der einen Seite und<lb/> die Heere des franz. Königreichs von der andern<lb/> Seite gegen Deutſchland und Oeſterreich, ſowie<lb/> auch gegen Italien heranſtürmten. Rußland ſteht<lb/> bis an die Zähne gewaffnet gegen die weſtliche<lb/> Cultur, und durch ein unglückliches Zuſammen-<lb/><cb/> treffen der Verhältniſſe bietet Frankreich dieſem<lb/> Gegner der modernen Cultur die Hand. Dagegen<lb/> hat ſich, insbeſondere durch die unglaubliche<lb/> Selbſtverleugnung unſeres Herrſchers, der Drei-<lb/> bund gebildet; wir votiren unſer Vermögen, wir<lb/> votiren das Blut unſerer Söhne und Brüder,<lb/> weil wir glauben, daß es kein größeres Unglück<lb/> geben kann, als wenn einmal die Koſaken-Sotnien<lb/> ihre Pferde in der Donau tränken und hundert-<lb/> bis zweihunderttauſend halbwilde Reiter auf<lb/> Mitteleuropa losgelaſſen werden.</p><lb/> <p>Wir bringen alle Opfer und wünſchen, daß<lb/> jedes unſerer Bataillone und jede Reiterescadron,<lb/> die ins Feld zieht, das Bewußtſein mitnimmt,<lb/> für Oeſterreich, für alle Völker, aber auch für<lb/> die ganze weſtliche Cultur zu kämpfen gegen Un-<lb/> cultur und Barbarei, die durch den Gegner<lb/> repräſentirt wird. (Lebhafter Beifall links.) Nun<lb/> kommt ein hochgelehrter Profeſſor der Prager<lb/> Univerſität und ſagt: Es kann für uns und die<lb/> anderen Völker kein größeres Unglück eintreten,<lb/> als wenn der Dreibund ſiegen würde. Die Folge<lb/> davon iſt, daß wir eigentlich die Niederlage<lb/> wünſchen ſollten und all das unermeßliche Elend,<lb/> das Keiner von uns zu ſehen wünſcht, weil wir<lb/> Alle lieber den Tod ſehen würden als einen<lb/> Sieg Rußlands über die weſtliche Cultur. (Leb<supplied>-</supplied><lb/> hafter Beifall und Händeklatſchen links.)</p><lb/> <p>Der Redner weiſt nun gegenüber den höh-<lb/> nenden Worten Maſařyk’s auf die Verdienſte<lb/> hin, welche ſich die Deutſchöſterreicher um die<lb/> Literatur, Kunſt und Wiſſenſchaft des geſammten<lb/> Deutſchthums erworben haben, und meint, es ſei<lb/> doch ſelbſtverſtändlich, daß ſich die Deutſchen<lb/> Oeſterreichs nicht des Glückes berauben laſſen<lb/> wollen, an der geiſtigen Arbeit Deutſchlands<lb/> theilzunehmen.</p><lb/> <p>Auf die Interpellation der Linken im Falle<lb/> Boſak übergehend, erklärt der Redner, es ſei nicht<lb/> blos im Intereſſe der Deutſchen, ſondern im In-<lb/> tereſſe der geſammten Bevölkerung, beſonders der<lb/> von Prag, gelegen geweſen, die Sache nicht ruhig<lb/> hingehen zu laſſen. Redner weiſt darauf hin,<lb/> daß die Geſchwornen in dieſem Falle ſelbſt die<lb/> Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten angenommen<lb/> haben, ſonſt hätten ſie denſelben nicht wegen<lb/> Uebertretung des Waffenpatentes verurtheilen<lb/> können. Es ſei wohl klar, daß ein viel gerin-<lb/> gerer Grad von Zurechnungsfähigkeit dazu ge-<lb/> höre, einzuſehen, daß man nicht auf offenem<lb/> Platze auf eine ganze Geſellſchaft ſchießen darf,<lb/> als dazu, ein Delikt gegen das Waffenpatent zu<lb/> beurtheilen. Man habe dieſen Proceß mit einem<lb/> anderen verglichen, in welchem ein Deutſcher von<lb/> tſchechiſchen Geſchwornen freigeſprochen wurde.<lb/> Auch dort kam etwas vor, was zu denken geben<lb/> muß. In einem Staate mit ſo viel Nationali-<lb/> täten muß die Juſtiz über allem Hader der Na-<lb/> tionalitäten ſtehen. In dieſem Proceſſe hat ein</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1c" xml:id="f1b" prev="#f1a" type="jArticle" n="2"> <p>Hatte ich ihn doch oft vor den unſeligen Leiden-<lb/> ſchaft warnen müſſen.</p><lb/> <p>„Und wieviel brauchſt Du?“</p><lb/> <p>„Dreitauſend Mark!“</p><lb/> <p>„Bis wann?“</p><lb/> <p>„Bis heute um Mitternacht! Ich bin den<lb/> ganzen Tag herumgelaufen, das Geld zuſammen<lb/> zu bekommen — aber wer borgt einem armen<lb/> Referendar 3000 Mark?“</p><lb/> <p>Mir ſchwindelte der Kopf, wenn ich die<lb/> Situation überdachte. Er <hi rendition="#g">mußte</hi> die Schuld<lb/> einlöſen, er <hi rendition="#g">mußte</hi> — das fühlte ich, ſonſt war<lb/> er ein Kind des Todes.</p><lb/> <p>Und ich ſelbſt? Konnte ich ihm helfen? Wo-<lb/> her ſollte ein armer Schriftſteller, der ſich mit<lb/> ſeiner Feder ſchlecht und recht ernährt, dreitau-<lb/> ſend Mark nehmen? Dem borgt auch Niemand<lb/> etwas!</p><lb/> <p>Ich ſann nach, ein Gedanke ſchoß mir durch<lb/> den Kopf.</p><lb/> <p>„Biſt Du bei Eck geweſen?“ fragte ich.</p><lb/> <p>Er ſah mich ſtarr an.</p><lb/> <p>„Bei Eck?“ meinte er tonlos. „Was ſoll<lb/> ich bei ihm? Er hat mir neulich nicht einmal<lb/> 100 Mark geborgt, als ich zum Begräbniß mei-<lb/> ner Mutter reiſen wollte —“</p><lb/> <p>„Da lagen die Sachverhältniſſe immer noch<lb/> etwas anders“, tröſtete ich, „wenn Du keine<lb/> Mittel hatteſt, konnteſt Du eben nicht reiſen —<lb/> hier aber ſteht noch mehr auf dem Spiel, als<lb/> das Verſäumniß bei der Beerdigung einer<lb/> Mutter!“</p><lb/> <p>Harry lachte auf.</p><lb/> <cb/> <p>„Er thut’s nicht! Er thut’s nicht! Es iſt<lb/> gegen ſeine Grundſätze.“</p><lb/> <p>„Ach was!“ ſagte ich ärgerlich. „Grundſätze!<lb/> So toll wird Eck doch nicht ſein, daß er, der<lb/> über 500.000 verfügt und dem die 3000 Mark<lb/> eine Kleinigkeit ſind, in dieſem Falle ſeine<lb/> Grundſätze ins Treffen führen wollte! Warte,<lb/> ich komme mit!“</p><lb/> <p>Raſch zog ich mich an, wortlos eilten wir<lb/> die Treppe hinab. Draußen nahm ich eine ge-<lb/> rade vorüberfahrende Droſchke und im ſcharfen<lb/> Trabe ging es der Wohnung Ecks zu. Sie war<lb/> erleuchtet.</p><lb/> <p>Gott ſei Dank, er war alſo zu Hauſe.</p><lb/> <p>In ſeinem Prunkzimmer empfing er uns:<lb/> in ſeinem koſtbaren türkiſchen Schlafrock gehüllt,<lb/> trat er uns entgegen, dichte Rauchwolken aus<lb/> einer langen Pfeife vor ſich herblaſend.</p><lb/> <p>„Guten Abend, Kinder,“ meinte er und<lb/> ſtreckte uns die beringte Hand entgegen. „Seid<lb/> willkommen! Was trinkt Ihr? Sherry, Cobbler,<lb/> Heidſik, Chateau-Yquem? Oder wollt Ihr lieber<lb/> einen Punſch haben?“</p><lb/> <p>„Nichts von alledem, mein lieber Eck,“<lb/> ſagte ich, „etwas ganz anderes wollen wir!“</p><lb/> <p>„Gute Cigarren etwa?“</p><lb/> <p>„Nein,“ fahre ich fort, „aber Geld!“</p><lb/> <p>„Nanu!“ Er trat einen Schritt zurück.</p><lb/> <p>„Ja,“ ſagte ich wieder, „Geld! Und zwar<lb/> ſofort! Dreitauſend Mark! Schließe alſo mal<lb/> gefälligſt Deinen Arnheim auf und entnimm<lb/> demſelben einige Staats-Coupons!“</p><lb/> <p>Er lächelte.</p><lb/> <cb/> <p>„Du biſt bei guter Laune,“ entgegnete er.<lb/> „Du willſt Witze machen!“</p><lb/> <p>Ich wurde ſehr ernſt.</p><lb/> <p>„Lieber Eck,“ fuhr ich wieder fort, „ich<lb/> ſcherze bei Gott nicht! Harry hat leichtſinniger-<lb/> weiſe geſpielt, er muß bis heute um Mitternacht<lb/> dreitauſend Mark beſchaffen, ſonſt — — Du<lb/> weißt, was ich ſagen will! Darum hilf!“</p><lb/> <p>Harry ſelbſt hatte bisher kein Wort ge-<lb/> ſprochen. Jetzt aber ſchrie er auf im Tone wildeſter<lb/> Leidenſchaft:</p><lb/> <p>„Hilf!“</p><lb/> <p>Mir zerriß dieſer Ton die Bruſt. Das war<lb/> derſelbe herzdurchdringende Ton, mit welchem<lb/> Marquis Poſa zur Königin ſagt: „O Königin,<lb/> das Leben iſt doch ſchön!“</p><lb/> <p>„Du weißt, lieber Harry,“ entgegnete Eck,<lb/> „daß die Spielleidenſchaft eine höchſt verwerf-<lb/> liche Leidenſchaft iſt. Kein Mann darf ihr<lb/> fröhnen — —“</p><lb/> <p>„Gott im Himmel,“ fuhr ich auf, „halte<lb/> jetzt keine Moralpredigten! Das werden wir ſchon<lb/> morgen beſorgen! Jetzt hilf und rette! Die Zeit<lb/> iſt koſtbar!“</p><lb/> <p>„Liebe Kinder, Ihr wißt, meine Grundſätze<lb/> ſind in dieſer Beziehung felſenfeſt — —“</p><lb/> <p>„Sprich jetzt nicht von Deinen Grundſätzen,“<lb/> rief ich, „zeige Dich jetzt als Menſch, deſſen<lb/> oberſter und erſter Grundſatz allzeit ſein ſoll, dem<lb/> Nächſten zu helfen — —“</p><lb/> <p>„Ja, ja,“ entgegnete er. „Aber ich habe nun<lb/> einmal das feſte Princip, kein Geld zu verleihen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
deröſterreichs, erinnerte daran, wie nur durch Einig-
keit das geplante Werk gefördert werden könne und
erklärte, daß die Vereinigte Linke den größten
Werth darauf lege, dieſe Bewegnng mannhaft zu
unterſtützen. (Stürmiſcher langanhaltender Beifall.)
Mächtige Wirkung riefen die Ausführungen
des nächſten Redners, des Bürgermeiſters Kit-
tinger aus Karlſtein im Waldviertel, der ur-
eigenen Domäne Schönerers, hervor. Herr Kittin-
ger ſchilderte in markigen Sätzen den Deſpotis-
mus der gegneriſchen Partei, der ſich ſelbſt im
Familienleben geltend machte. (Pfui-Rufe.) Redner
dankte für die deutſch-fortſchrittliche Organiſation
und bat nur, daß recht oft Wählerverſammlungen
im Waldviertel abgehalten würden. (Beifallsſturm.)
Nachdem der empfohlene Wahlaufruf ein-
ſtimmig angenommen wurde erfolgte die Wahl
der Parteileitung, welche Profeſſor Dr. Sueß zum
Obmanne wählte, worauf die Verſammlung ſchloß.
Reichsrath.
Sitzung des Abgeordnetenhauſes vom
19. November.
Wien, 19. November.
Der Sturm im Abgeordnetenhauſe iſt alſo
für dießmal vorübergerauſcht. Nachdem der Prä-
ſident heute erklärt hatte, das Haus werde
Dienſtag über den Antrag, dem Abgeordneten
Menger die Mißbilligung auszuſprechen, die Be-
rathung pflegen, hatten die Herren Jungtſchechen
die Güte, den Vertreter des Stadtbezirks Jägern-
dorf ſeine Rede vollenden zu laſſen. Wie das
Haus über den Antrag entſcheiden wird, läßt ſich
natürlich nicht vorausſagen. Es iſt ſelbſtver-
ſtändlich, daß der Abg. Menger das Wort Hoch-
verrath nur im politiſchen, nicht aber im ſtraf-
rechtlichen Sinne gemeint und daß er nicht be-
abſichtigt hat, den Abg. Maſařyk einer Handlung
zu beſchuldigen, für die ihn, hätte er ſie außer-
halb des Hauſes begangen, der Staatsanwalt
zur Verantwortung ziehen müßte. Die Jung-
tſchechen ſtellen ſich einfältiger als ſie ſind, wenn
ſie ſich den Anſchein geben, als verſtänden ſie
dieß nicht. Ebenſo unterliegt es keinem Zweifel,
daß der genannte Abgeordnete im vollen
Rechte war, als er für eine Reihe ſchwerer
Beſchuldigungen, welche Maſařyk gegen die
Deutſchen vorgebracht hatte, eine ſcharfe und
entſchiedene Abwehr übte. Will die Majorität
gerecht ſein, ſo muß ſie den Mißbilli-
gungsantrag ablehnen, der ſich überhaupt im
Munde eines Jungtſchechen wunderlich genug aus-
nimmt. Sind denn dieſe temperamentvollen
Politiker in ihrem Auftreten gegen die Deutſchen
etwa fein und maßvoll? Bisher hat man überall
nur das Gegentheil wahrgenommen. Wo die
Jungtſchechen in ihren Vereinen verſammelt ſind,
wird über die Deutſchen in einem Tone ge-
ſprochen, deſſen Roheit und Leidenſchaftlichkeit
kaum mehr übertroffen werden kann. Die jung-
tſchechiſche Preſſe ſchreibt über uns Deutſche in
einem förmlichen Dreſchflegelſtyl. Aber daran iſt’s
noch nicht genug; zur Grobheit geſellt ſich in
den Spalten dieſer Blätter die tückiſche Ver-
leumdung, die gemeine erbärmliche Denunciation,
und es gibt kein Verbrechen gegen den Staat
und die Geſellſchaft, deren man die Deutſchen in
dieſer Scandalpreſſe im ſchlimmſten Sinne des
Wortes nicht beſchuldigte. Eine Partei, die
Solches treibt und duldet, gibt ſich ſelbſt der
Lächerlichkeit preis, wenn ſie plötzlich empfind-
lich wird.
Die Sitzung nahm folgenden Verlauf: Als
erſter Redner ergriff Abgeordneter Maſařyk
das Wort; er ſagte, er könne als Ver-
treter eines Volkes und als Mitglied einer
Partei, welche die perſönliche Ehre hochſchätze,
und als Mitglied des Hauſes Aeußerungen,
die ihn perſönlich betreffen, nicht ruhig
vorübergehen laſſen und erſuche daher nach § 58
der Geſchäftsordnung: Das Haus wolle ſeine
Mißbilligung über die in der Rede des Abg.
Menger gefallenen Aeußerungen „Gewiſſenloſig-
keit, Rohheit, Hochverrath“ ausſprechen. (Beifall
der Jungtſchechen, auf einigen Stellen der Rechten
und auf der äußerſten Linken.)
Der Präſident erklärt, daß gemäß § 58
der Geſchäftsordnung die einzelnen Abtheilungen
zuſammentreten und einen Mißbilligungsausſchuß
bilden werden, der binnen 24 Stunden zu be-
richten hat. Mit Rückſicht darauf, daß morgen
Sonntag iſt und wenn kein Widerſpruch erfolgt,
beraume er den Bericht dieſes Ausſchuſſes für
Dienſtag an. (Allgemeine Zuſtimmung.)
Hierauf ſchreitet das Haus zur Tagesordnung
und ſetzt die Generaldebatte über das
Budget fort.
Abg. Dr. Menger fährt in ſeiner geſtern
unterbrochenen Polemik gegen den Abg. Maſařyk
fort. Er beleuchtet die Nachtheile, welche Oeſter-
reich erfahren müßte, wenn ein ſelbſtſtändiger
böhmiſcher Staat zuſtande käme, beklagt die ge-
häſſige Behandlung des ungariſchen Nachbar-
ſtaates, mit dem wir durch wirthſchaftliche und
politiſche Bande verknüpft ſind, und geht dann
in eine Kritik der Aeußerungen des Abgeordneten
Maſařik über den Dreibund über. Die gegen-
wärtige Zeit — ſagt der Redner — birgt für
die ganze weſtliche Cultur mindeſtens ebenſo große
Gefahren, als jene, als das Heer der Türkei
unter Kara Muſtapha auf der einen Seite und
die Heere des franz. Königreichs von der andern
Seite gegen Deutſchland und Oeſterreich, ſowie
auch gegen Italien heranſtürmten. Rußland ſteht
bis an die Zähne gewaffnet gegen die weſtliche
Cultur, und durch ein unglückliches Zuſammen-
treffen der Verhältniſſe bietet Frankreich dieſem
Gegner der modernen Cultur die Hand. Dagegen
hat ſich, insbeſondere durch die unglaubliche
Selbſtverleugnung unſeres Herrſchers, der Drei-
bund gebildet; wir votiren unſer Vermögen, wir
votiren das Blut unſerer Söhne und Brüder,
weil wir glauben, daß es kein größeres Unglück
geben kann, als wenn einmal die Koſaken-Sotnien
ihre Pferde in der Donau tränken und hundert-
bis zweihunderttauſend halbwilde Reiter auf
Mitteleuropa losgelaſſen werden.
Wir bringen alle Opfer und wünſchen, daß
jedes unſerer Bataillone und jede Reiterescadron,
die ins Feld zieht, das Bewußtſein mitnimmt,
für Oeſterreich, für alle Völker, aber auch für
die ganze weſtliche Cultur zu kämpfen gegen Un-
cultur und Barbarei, die durch den Gegner
repräſentirt wird. (Lebhafter Beifall links.) Nun
kommt ein hochgelehrter Profeſſor der Prager
Univerſität und ſagt: Es kann für uns und die
anderen Völker kein größeres Unglück eintreten,
als wenn der Dreibund ſiegen würde. Die Folge
davon iſt, daß wir eigentlich die Niederlage
wünſchen ſollten und all das unermeßliche Elend,
das Keiner von uns zu ſehen wünſcht, weil wir
Alle lieber den Tod ſehen würden als einen
Sieg Rußlands über die weſtliche Cultur. (Leb-
hafter Beifall und Händeklatſchen links.)
Der Redner weiſt nun gegenüber den höh-
nenden Worten Maſařyk’s auf die Verdienſte
hin, welche ſich die Deutſchöſterreicher um die
Literatur, Kunſt und Wiſſenſchaft des geſammten
Deutſchthums erworben haben, und meint, es ſei
doch ſelbſtverſtändlich, daß ſich die Deutſchen
Oeſterreichs nicht des Glückes berauben laſſen
wollen, an der geiſtigen Arbeit Deutſchlands
theilzunehmen.
Auf die Interpellation der Linken im Falle
Boſak übergehend, erklärt der Redner, es ſei nicht
blos im Intereſſe der Deutſchen, ſondern im In-
tereſſe der geſammten Bevölkerung, beſonders der
von Prag, gelegen geweſen, die Sache nicht ruhig
hingehen zu laſſen. Redner weiſt darauf hin,
daß die Geſchwornen in dieſem Falle ſelbſt die
Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten angenommen
haben, ſonſt hätten ſie denſelben nicht wegen
Uebertretung des Waffenpatentes verurtheilen
können. Es ſei wohl klar, daß ein viel gerin-
gerer Grad von Zurechnungsfähigkeit dazu ge-
höre, einzuſehen, daß man nicht auf offenem
Platze auf eine ganze Geſellſchaft ſchießen darf,
als dazu, ein Delikt gegen das Waffenpatent zu
beurtheilen. Man habe dieſen Proceß mit einem
anderen verglichen, in welchem ein Deutſcher von
tſchechiſchen Geſchwornen freigeſprochen wurde.
Auch dort kam etwas vor, was zu denken geben
muß. In einem Staate mit ſo viel Nationali-
täten muß die Juſtiz über allem Hader der Na-
tionalitäten ſtehen. In dieſem Proceſſe hat ein
Hatte ich ihn doch oft vor den unſeligen Leiden-
ſchaft warnen müſſen.
„Und wieviel brauchſt Du?“
„Dreitauſend Mark!“
„Bis wann?“
„Bis heute um Mitternacht! Ich bin den
ganzen Tag herumgelaufen, das Geld zuſammen
zu bekommen — aber wer borgt einem armen
Referendar 3000 Mark?“
Mir ſchwindelte der Kopf, wenn ich die
Situation überdachte. Er mußte die Schuld
einlöſen, er mußte — das fühlte ich, ſonſt war
er ein Kind des Todes.
Und ich ſelbſt? Konnte ich ihm helfen? Wo-
her ſollte ein armer Schriftſteller, der ſich mit
ſeiner Feder ſchlecht und recht ernährt, dreitau-
ſend Mark nehmen? Dem borgt auch Niemand
etwas!
Ich ſann nach, ein Gedanke ſchoß mir durch
den Kopf.
„Biſt Du bei Eck geweſen?“ fragte ich.
Er ſah mich ſtarr an.
„Bei Eck?“ meinte er tonlos. „Was ſoll
ich bei ihm? Er hat mir neulich nicht einmal
100 Mark geborgt, als ich zum Begräbniß mei-
ner Mutter reiſen wollte —“
„Da lagen die Sachverhältniſſe immer noch
etwas anders“, tröſtete ich, „wenn Du keine
Mittel hatteſt, konnteſt Du eben nicht reiſen —
hier aber ſteht noch mehr auf dem Spiel, als
das Verſäumniß bei der Beerdigung einer
Mutter!“
Harry lachte auf.
„Er thut’s nicht! Er thut’s nicht! Es iſt
gegen ſeine Grundſätze.“
„Ach was!“ ſagte ich ärgerlich. „Grundſätze!
So toll wird Eck doch nicht ſein, daß er, der
über 500.000 verfügt und dem die 3000 Mark
eine Kleinigkeit ſind, in dieſem Falle ſeine
Grundſätze ins Treffen führen wollte! Warte,
ich komme mit!“
Raſch zog ich mich an, wortlos eilten wir
die Treppe hinab. Draußen nahm ich eine ge-
rade vorüberfahrende Droſchke und im ſcharfen
Trabe ging es der Wohnung Ecks zu. Sie war
erleuchtet.
Gott ſei Dank, er war alſo zu Hauſe.
In ſeinem Prunkzimmer empfing er uns:
in ſeinem koſtbaren türkiſchen Schlafrock gehüllt,
trat er uns entgegen, dichte Rauchwolken aus
einer langen Pfeife vor ſich herblaſend.
„Guten Abend, Kinder,“ meinte er und
ſtreckte uns die beringte Hand entgegen. „Seid
willkommen! Was trinkt Ihr? Sherry, Cobbler,
Heidſik, Chateau-Yquem? Oder wollt Ihr lieber
einen Punſch haben?“
„Nichts von alledem, mein lieber Eck,“
ſagte ich, „etwas ganz anderes wollen wir!“
„Gute Cigarren etwa?“
„Nein,“ fahre ich fort, „aber Geld!“
„Nanu!“ Er trat einen Schritt zurück.
„Ja,“ ſagte ich wieder, „Geld! Und zwar
ſofort! Dreitauſend Mark! Schließe alſo mal
gefälligſt Deinen Arnheim auf und entnimm
demſelben einige Staats-Coupons!“
Er lächelte.
„Du biſt bei guter Laune,“ entgegnete er.
„Du willſt Witze machen!“
Ich wurde ſehr ernſt.
„Lieber Eck,“ fuhr ich wieder fort, „ich
ſcherze bei Gott nicht! Harry hat leichtſinniger-
weiſe geſpielt, er muß bis heute um Mitternacht
dreitauſend Mark beſchaffen, ſonſt — — Du
weißt, was ich ſagen will! Darum hilf!“
Harry ſelbſt hatte bisher kein Wort ge-
ſprochen. Jetzt aber ſchrie er auf im Tone wildeſter
Leidenſchaft:
„Hilf!“
Mir zerriß dieſer Ton die Bruſt. Das war
derſelbe herzdurchdringende Ton, mit welchem
Marquis Poſa zur Königin ſagt: „O Königin,
das Leben iſt doch ſchön!“
„Du weißt, lieber Harry,“ entgegnete Eck,
„daß die Spielleidenſchaft eine höchſt verwerf-
liche Leidenſchaft iſt. Kein Mann darf ihr
fröhnen — —“
„Gott im Himmel,“ fuhr ich auf, „halte
jetzt keine Moralpredigten! Das werden wir ſchon
morgen beſorgen! Jetzt hilf und rette! Die Zeit
iſt koſtbar!“
„Liebe Kinder, Ihr wißt, meine Grundſätze
ſind in dieſer Beziehung felſenfeſt — —“
„Sprich jetzt nicht von Deinen Grundſätzen,“
rief ich, „zeige Dich jetzt als Menſch, deſſen
oberſter und erſter Grundſatz allzeit ſein ſoll, dem
Nächſten zu helfen — —“
„Ja, ja,“ entgegnete er. „Aber ich habe nun
einmal das feſte Princip, kein Geld zu verleihen
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