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Mährisches Tagblatt. Nr. 1, Olmütz, 02.01.1893.

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[Spaltenumbruch]

am vorgestrigen Nachmittage erfolgten Arre-
tirung ein Restbetrag von 13 fl. 4 kr. vor-
gefunden, den fehlenden Betrag hat Pohles
mit Kummer durchgebracht, respective an mehrere
andere Schulknaben vertheilt. Nachdem der Dieb-
stahl an sich verbrecherisch qualificirt ist, den
Kindern jedoch wegen des unmündigen Alters
nur als Uebertretung zugerechnet werden kann,
wurden die jugendlichen Diebe dem k. k. städt.
Bezirksgerichte angezeigt.

(Der verschwundene Postbeutel.)

Wir
meldeten bereits, daß am 11. v. M. auf der
Strecke Prerau-Wien ein vom hiesigen Haupt-
postamte aufgegebener Postbeutel, welcher 7 Briefe
mit einer Baarschaft von 2810 fl. enthielt aus
der Postambulanz verschwunden ist. Dem Ver-
nehmen nach soll ein Bahnbediensteter den aus
dem Ambulanz Waggon herausgefallenen Post-
beutel gefunden und sich die in den Briefen be-
findliche Baarschaft angeeignet haben. Bei der
Umwechslung größerer Geldnoten soll sich der
betreffende Mann verdächtig gemacht haben,
worauf man denselben zur Verantwortung zog.
Eine Bestätigung dieser Nachricht ist noch abzu-
warten.




Vom Tage.
(Pensionen für Officierswitwen.)

Wir
lesen in der Prager "Politik": Im Monate
Februar d. J. erging an die Witwen und Waisen
nach Officieren, die vor dem 27. April des
Jahres 1887 gestorben sind und deren Ange-
hörige sonach nicht im Genusse der durch das
Gesetz von diesem Tage an gewährleisteten Pension
stehen, die Aufforderung, sich bei der zuständigen
Militär behörde zu melden. Diese Aufforderung erging
ausgesprochenermaßen aus dem Grunde, weil das
Reichskriegsministerium Schritte unternehmen
wollte, damit das Gesetz vom 27. April 1887 auch auf
Personen dieser Catego[r]ie ausgedehnt werde. Die
Anmeldungen wurden bis Ende April abverlangt,
und jetzt, nach acht Monaten, wo doch schon das
nichts weniger als umfangreiche Material längst
geschlichtet sein dürfte, verlautet doch noch
immer nichts von den "unternommenen Schritten".
Wir bringen die Sache den maßgebenden Fac-
toren und namentlich unseren Abgeordneten-
kreisen in Erinnerung, zumal es eine Ehren-
schuld des Staates ist, die Witwen gerade
jener Officiere zu versorgen, welche in den
kritischen Jahren 1830--1866 gedient haben
und noch nach dem alten Normale pensionirt
worden sind. Und daß dabei der Staatssäckel in einer
kaum erwähnenswerthen Weise in Angriff ge-
nommen werden müßte, erhellt schon aus dem
Umstande, daß die jüngsten dieser Witwen bereits
in den Sechziger-Jahren stehen und infolgedessen
eine Wohlthat, der sie schon eine Reihe von
Jahren hoffnungsvoll entgegensehen, nur eine
kurze Spanne Zeit genießen würden.

(Die Cholera-Kundmachung in den Kö-
niglichen Weinbergen.)

Die Prager Statthal-
terei hat den Streit über die Verlautbarung
der deutschen Cholera-Kundmachungen in den
Königlichen Weinbergen in derselben Weise beige-
legt, wie seinerzeit die Troppauer Landesregierung.
Die Bezirkshauptmannschaft wurde veranlaßt, für
die Publication der erwähnten Kundmachungen in
deutscher Sprache Sorge zu tragen und als dies
geschehen war, wurde der Bürgermeister der
Königlichen Weinberge mittelst Erlasses verständigt,
daß seine Beschwerde gegen den ihm gewordenen
Auftrag gegenstandslos geworden, umsomehr "als
es sich bei Kundmachungen zur Bekämpfung der
Cholera nicht um das Austragen von nationalen
oder sonstigen Fragen formaler Natur, sondern
nur darum handeln kann, daß solche Kund-
machungen thatsächlich zur Kenntniß aller jener
Kreise der Bevölkerung kommen, für welche sie
bestimmt sind, was mittlerweile durch das Vor-
gehen der Bezirkshauptmannschaft bereits erzielt
worden ist." "Narodni Listy" triumphiren selbst-
verständlich über den Rückzug der Regierung und
empfehlen das Beispiel der Königlichen Weinberge
allen tschechischen Gemeinden zur Nachahmung.

(Ein Kaubmordversuch in Budapest.)

Aus Budapest, 31. December, wird gemeldet:
"Heute Nachts wurden der auf dem Telekyplatze
wohnhafte Gastwirth Stefan Vinicssay und dessen
Gattin von unbekannten Thätern im Schlafe
überfallen und durch Messerstiche vielfach ver-
wundet. Die Thäter, welche es jedenfalls auf
[Spaltenumbruch] eine Beraubung des als reich geltenden Gast-
wirthes abgesehen hatten, ergriffen die Flucht,
als sich eine durch den Lärm herbeigelockte Polizei-
patrouille näherte. Heute Morgens wurde ein
Gurkenhändler Namens Kapobsi, als der Mit-
schuld an der That verdächtig, verhaftet. Die
Verdachtsmomente, die gegen Kapobsi sprechen,
waren der Umstand, daß sein Standplatz in un-
mittelbarer Nähe des Gasthauses des Vinicssay sich
befindet, und ferner die schwer verwundete Frau
Vinicssay in einer am Thatorte vorgefundenen Pelz-
mütze das Eigenthum Kapobsi's zu erkennen glaubte.
Thatsächlich trug der Verhaftete eine ganz neue
Mütze. Bis zum Abend leugnete er hartnäckig,
erst als der Pelzwaarenhändler eruirt worden
war, bei dem die neue Mütze gekauft wurde und
derselbe in Kapobsi den Käufer agnoscirt hatte,
legte der Gurkenhändler ein Geständniß ab. Er
gab an, die Wirthsleute überfallen zu haben,
um sie unschädlich zu machen und dann ihres
Geldes zu berauben.

(Falsche Zehnguldennoten.)

In den letzten
Tagen mehrte sich in auffallender Weise in Wien
die Zahl der falschen Zehnguldennoten. Im Laufe
des vorgestrigen Tages wurden 14 falsche Noten
zumeist in Trasiken ausgegeben. Die Polizei ent-
faltete eine fieberhafte Thätigkeit zur Eruirung
der Fälscher. In öffentlichen Localen, in Wirths-
und Cafehäusern erschienen Polizisten, welche
das Publicum auf die Falsificate aufmerksam
machten. Dieselben sind leicht von den echten zu
unterscheiden. Sie tragen nämlich auf dem un-
garischen Texte fälschlich die Unterschrift A. Moser
statt Moser A.

(Aus Columbia [Südamerika])

wird der
"Köln. Volksztg." geschrieben: Im September
1891 wurde die elektrische Straßenbeleuchtung
eröffnet, und zwar mit Bogenlampen von 1200
Kerzen Lichtstärke. Nach den ersten Nächten war
der Boden unter den Lampen mit Insectenleichen
aller Größen, Formen und Farben förmlich be-
säet; nach ein paar Wochen nahm deren Zahl
stetig zu, so daß die Glasglocken der Lampen
öfters in den ersten Nachtstunden geleert werden
mußten, da die Massen der todten Thiere das
Licht ganz zu stören drohten. Nach und nach
kamen aus den umliegenden Wäldern von Nutz-
holz-, Cacao- und Kaffee-Bäumen allnächtlich
unzählbare Schaaren von bislang in der Stadt
niemals gesehenen noch gekannten Kerbthieren,
Schmetterlingen, L[i]bellen, Mücken, um das elek-
trische Licht kennen zu lernen und dafür mit dem
Leben zu büßen. Monatelang wurden jeden Mor-
gen von jedem Laternenpfahl Körbe voll Insecten
weggeschafft. Nach ein paar Monaten fing die
sonderbare Einwanderung an geringer zu werden,
um endlich ganz nachzulassen, und heute beträgt
die Anzahl der neugierigen Nachtzügler kaum
noch täglich ein Dutzend bei jeder Lampe. Die
Landleute in meilenweitem Umkreis der Stadt
erzählen aber, daß die Käfer und Nachtschmetter-
linge in den Wäldern ausgestorben seien.

(Falsche Folgerung.)

"Haben Sie's schon
g'hört, Frau Nachbarin, der Pavian von de
Menagerie drüben ist heut' Nacht hin 'wor-
den." -- Nachbarin: "Ah, geh'n S' zu --
der hat doch alleweil so schöne rothe Backerln
g'habt!"

(Wörtlich aufgefaßt.)

Gast: "Das ist ja
ein Scandal, Einem ein gebratenes Huhn vorzu-
setzen, das nicht einmal gerupft ist." -- Wirth:
"Sie verlangten doch ausdrücklich, Ihnen ohne
viel Federlesen was zu speisen zu bringen."




Telegramme
des "Mährischen Tagblattes".

Die "Nordd. Zeitung"
schreibt, daß Regierungskreise das im "Vorwärts"
erschienene Verzeichniß der Welfenfonds-
Quittungen
als Erfindung bezeichnen. Quit-
tungen über Zahlungen ans den Welfenfonds
hätten niemals existirt.

Ahlwardt wurde
gestern aus dem Gefängniß Plötzensee beurlaubt,
angeblich um dem Leichenbegängnisse seines
Schwiegervaters beiwohnen zu können.

Der Bischof von Trier
richtete ein öffentliches Schreiben an die Geistlich-
keit des Strikegebietes an der Saar, worin er
[Spaltenumbruch] die Bergleute eindringlich vor der Betheiligung
an dem Strike warnt. -- Auf der Grube "Gerhard"
ist der Versuch der Strikenden die Schächte zu
demoliren, mißlungen. -- Der Arbeiterführer
Wanken wurde wegen Aufreizung zum Aufruhr
verhaftet.

Die Cholera.

(Priv.-Tel. d. "M.
T.")

Amtlich wurden bis 31. December Mittags
vier neuerdings vorgekommene Choleraerkran-
kungen aus Altona gemeldet. Drei hievon
verliefen tödtlich. -- In Hamburg kam am 31.
December eine Neuerkrankung vor.




(Privat-Telg. des
"Mähr. Tagbl.")

Das Gerücht, Kriegsminister
Freycinet werde doch aus dem Cabinet aus-
scheiden, erhält sich. Freycinets Rücktritt sollte
nur deshalb erst nach Neujahr erfolgen damit
die Festtage noch ruhig verlaufen. Neuerdings
wird auch Justizminister Bourgeois wieder
heftig angefeindet; man wirft ihm vor, er habe aus
den Untersuchungs-Acten verschiedene Documenet ge-
stohlen, um Floquet zu retten. Es ist schwer zu sagen
was an diesen Mittheilungen Wahres ist; sie
dienen nur zur Kennzeichnung der Unsicherheit
der Lage. Ein Pariser Blatt kündigt gar an, die
verhafteten Verwaltungsräthe der Panama-Gesell-
schaft würden vorläufig in Freiheit gesetzt werden.

(Priv.-Tel. des "M.
Tagbl.")

Das Ableben des Führe[r]s der Cen-
trumspartei des deutschen Reichstages Peter
Reichensperger, der vorgestern nach schwerer
Krankheit verstarb, erregt in den ihm befreundeten
Kreisen große Bestürzung.

Das Valutageschäft.

(Priv.-Tel. d. "M. T.")

Ende dieser Woche werden alle Verträge
bezüglich des Valutageschäftes von Seite
Oesterreich-Ungarns perfect sein. Ansämmt-
lichen
österreichischen Valutaoperationen partici-
piren alle Wiener Banken. Die Gesammt-
quote der Participation der nicht zur Rothschild-
Gruppe gehörigen Banken dürfte ungefähr 25%
betragen. Die Betheiligung erfolgt auf Grund der
Original-Bedingungen.




Sprechsaal.
Deutscher Castnosaal.



5. Jänner 1893.
Beamtenball
im Deutschen Castno

verbunden mit
Kammermusik-Concert

der k. u. k. Regimentscapelle Frei-
herr v. Joelson
Nr. 93 unter dem
Protectorate des hochwohlgeborenen Herrn

Moritz Primavest,

Präsident der Handels- und Gewerbekammer etc.

zu Gunsten der Armen der Stadt Olmütz.
Concert-Programm:

1. Rossini: Ouverture zur Oper "Tancred."
2. Verdi: Scene und Arie aus der Oper "La
Traviata".
3. Oberthür: "Am Meeresstrand," Romanze
für Harfe.
4. Tisl: Serenade für Flöte und Horn.
5. Bocherini: a) Menuett.
Weber: b) "Perpetuum-mobile" für Violine.
6. Schreiner: "Mozartiana", Potpourri.
7. Mascagni: Intermezzo a. d. Oper "Caval-
leria rusticana".
8. Händel: "Largo."
9. Czibulka: Fliegenmenuett aus der Operette
"Der Bajazzo."
10. Komzak: "Schulter an Schulter", Marsch.

Eintrittskarten für geladene Gäste sind zum
Preise von 1 fl. für die Einzelkarte, 2 fl. für
die Familienkarte, im Vorverkaufe in Herrn Ed.
Hölzel's Buchhandlung und in der Mode-
waarenhandlung des Herrn Ludwig Beck, Löfler-
hof, Niederring zu haben.




[Spaltenumbruch]

am vorgeſtrigen Nachmittage erfolgten Arre-
tirung ein Reſtbetrag von 13 fl. 4 kr. vor-
gefunden, den fehlenden Betrag hat Pohles
mit Kummer durchgebracht, reſpective an mehrere
andere Schulknaben vertheilt. Nachdem der Dieb-
ſtahl an ſich verbrecheriſch qualificirt iſt, den
Kindern jedoch wegen des unmündigen Alters
nur als Uebertretung zugerechnet werden kann,
wurden die jugendlichen Diebe dem k. k. ſtädt.
Bezirksgerichte angezeigt.

(Der verſchwundene Poſtbeutel.)

Wir
meldeten bereits, daß am 11. v. M. auf der
Strecke Prerau-Wien ein vom hieſigen Haupt-
poſtamte aufgegebener Poſtbeutel, welcher 7 Briefe
mit einer Baarſchaft von 2810 fl. enthielt aus
der Poſtambulanz verſchwunden iſt. Dem Ver-
nehmen nach ſoll ein Bahnbedienſteter den aus
dem Ambulanz Waggon herausgefallenen Poſt-
beutel gefunden und ſich die in den Briefen be-
findliche Baarſchaft angeeignet haben. Bei der
Umwechslung größerer Geldnoten ſoll ſich der
betreffende Mann verdächtig gemacht haben,
worauf man denſelben zur Verantwortung zog.
Eine Beſtätigung dieſer Nachricht iſt noch abzu-
warten.




Vom Tage.
(Penſionen für Officierswitwen.)

Wir
leſen in der Prager „Politik“: Im Monate
Februar d. J. erging an die Witwen und Waiſen
nach Officieren, die vor dem 27. April des
Jahres 1887 geſtorben ſind und deren Ange-
hörige ſonach nicht im Genuſſe der durch das
Geſetz von dieſem Tage an gewährleiſteten Penſion
ſtehen, die Aufforderung, ſich bei der zuſtändigen
Militär behörde zu melden. Dieſe Aufforderung erging
ausgeſprochenermaßen aus dem Grunde, weil das
Reichskriegsminiſterium Schritte unternehmen
wollte, damit das Geſetz vom 27. April 1887 auch auf
Perſonen dieſer Catego[r]ie ausgedehnt werde. Die
Anmeldungen wurden bis Ende April abverlangt,
und jetzt, nach acht Monaten, wo doch ſchon das
nichts weniger als umfangreiche Material längſt
geſchlichtet ſein dürfte, verlautet doch noch
immer nichts von den „unternommenen Schritten“.
Wir bringen die Sache den maßgebenden Fac-
toren und namentlich unſeren Abgeordneten-
kreiſen in Erinnerung, zumal es eine Ehren-
ſchuld des Staates iſt, die Witwen gerade
jener Officiere zu verſorgen, welche in den
kritiſchen Jahren 1830—1866 gedient haben
und noch nach dem alten Normale penſionirt
worden ſind. Und daß dabei der Staatsſäckel in einer
kaum erwähnenswerthen Weiſe in Angriff ge-
nommen werden müßte, erhellt ſchon aus dem
Umſtande, daß die jüngſten dieſer Witwen bereits
in den Sechziger-Jahren ſtehen und infolgedeſſen
eine Wohlthat, der ſie ſchon eine Reihe von
Jahren hoffnungsvoll entgegenſehen, nur eine
kurze Spanne Zeit genießen würden.

(Die Cholera-Kundmachung in den Kö-
niglichen Weinbergen.)

Die Prager Statthal-
terei hat den Streit über die Verlautbarung
der deutſchen Cholera-Kundmachungen in den
Königlichen Weinbergen in derſelben Weiſe beige-
legt, wie ſeinerzeit die Troppauer Landesregierung.
Die Bezirkshauptmannſchaft wurde veranlaßt, für
die Publication der erwähnten Kundmachungen in
deutſcher Sprache Sorge zu tragen und als dies
geſchehen war, wurde der Bürgermeiſter der
Königlichen Weinberge mittelſt Erlaſſes verſtändigt,
daß ſeine Beſchwerde gegen den ihm gewordenen
Auftrag gegenſtandslos geworden, umſomehr „als
es ſich bei Kundmachungen zur Bekämpfung der
Cholera nicht um das Austragen von nationalen
oder ſonſtigen Fragen formaler Natur, ſondern
nur darum handeln kann, daß ſolche Kund-
machungen thatſächlich zur Kenntniß aller jener
Kreiſe der Bevölkerung kommen, für welche ſie
beſtimmt ſind, was mittlerweile durch das Vor-
gehen der Bezirkshauptmannſchaft bereits erzielt
worden iſt.“ „Narodni Liſty“ triumphiren ſelbſt-
verſtändlich über den Rückzug der Regierung und
empfehlen das Beiſpiel der Königlichen Weinberge
allen tſchechiſchen Gemeinden zur Nachahmung.

(Ein Kaubmordverſuch in Budapeſt.)

Aus Budapeſt, 31. December, wird gemeldet:
„Heute Nachts wurden der auf dem Telekyplatze
wohnhafte Gaſtwirth Stefan Vinicsſay und deſſen
Gattin von unbekannten Thätern im Schlafe
überfallen und durch Meſſerſtiche vielfach ver-
wundet. Die Thäter, welche es jedenfalls auf
[Spaltenumbruch] eine Beraubung des als reich geltenden Gaſt-
wirthes abgeſehen hatten, ergriffen die Flucht,
als ſich eine durch den Lärm herbeigelockte Polizei-
patrouille näherte. Heute Morgens wurde ein
Gurkenhändler Namens Kapobſi, als der Mit-
ſchuld an der That verdächtig, verhaftet. Die
Verdachtsmomente, die gegen Kapobſi ſprechen,
waren der Umſtand, daß ſein Standplatz in un-
mittelbarer Nähe des Gaſthauſes des Vinicsſay ſich
befindet, und ferner die ſchwer verwundete Frau
Vinicsſay in einer am Thatorte vorgefundenen Pelz-
mütze das Eigenthum Kapobſi’s zu erkennen glaubte.
Thatſächlich trug der Verhaftete eine ganz neue
Mütze. Bis zum Abend leugnete er hartnäckig,
erſt als der Pelzwaarenhändler eruirt worden
war, bei dem die neue Mütze gekauft wurde und
derſelbe in Kapobſi den Käufer agnoscirt hatte,
legte der Gurkenhändler ein Geſtändniß ab. Er
gab an, die Wirthsleute überfallen zu haben,
um ſie unſchädlich zu machen und dann ihres
Geldes zu berauben.

(Falſche Zehnguldennoten.)

In den letzten
Tagen mehrte ſich in auffallender Weiſe in Wien
die Zahl der falſchen Zehnguldennoten. Im Laufe
des vorgeſtrigen Tages wurden 14 falſche Noten
zumeiſt in Traſiken ausgegeben. Die Polizei ent-
faltete eine fieberhafte Thätigkeit zur Eruirung
der Fälſcher. In öffentlichen Localen, in Wirths-
und Caféhäuſern erſchienen Poliziſten, welche
das Publicum auf die Falſificate aufmerkſam
machten. Dieſelben ſind leicht von den echten zu
unterſcheiden. Sie tragen nämlich auf dem un-
gariſchen Texte fälſchlich die Unterſchrift A. Moſer
ſtatt Moſer A.

(Aus Columbia [Südamerika])

wird der
„Köln. Volksztg.“ geſchrieben: Im September
1891 wurde die elektriſche Straßenbeleuchtung
eröffnet, und zwar mit Bogenlampen von 1200
Kerzen Lichtſtärke. Nach den erſten Nächten war
der Boden unter den Lampen mit Inſectenleichen
aller Größen, Formen und Farben förmlich be-
ſäet; nach ein paar Wochen nahm deren Zahl
ſtetig zu, ſo daß die Glasglocken der Lampen
öfters in den erſten Nachtſtunden geleert werden
mußten, da die Maſſen der todten Thiere das
Licht ganz zu ſtören drohten. Nach und nach
kamen aus den umliegenden Wäldern von Nutz-
holz-, Cacao- und Kaffee-Bäumen allnächtlich
unzählbare Schaaren von bislang in der Stadt
niemals geſehenen noch gekannten Kerbthieren,
Schmetterlingen, L[i]bellen, Mücken, um das elek-
triſche Licht kennen zu lernen und dafür mit dem
Leben zu büßen. Monatelang wurden jeden Mor-
gen von jedem Laternenpfahl Körbe voll Inſecten
weggeſchafft. Nach ein paar Monaten fing die
ſonderbare Einwanderung an geringer zu werden,
um endlich ganz nachzulaſſen, und heute beträgt
die Anzahl der neugierigen Nachtzügler kaum
noch täglich ein Dutzend bei jeder Lampe. Die
Landleute in meilenweitem Umkreis der Stadt
erzählen aber, daß die Käfer und Nachtſchmetter-
linge in den Wäldern ausgeſtorben ſeien.

(Falſche Folgerung.)

„Haben Sie’s ſchon
g’hört, Frau Nachbarin, der Pavian von de
Menagerie drüben iſt heut’ Nacht hin ’wor-
den.“ — Nachbarin: „Ah, geh’n S’ zu —
der hat doch alleweil ſo ſchöne rothe Backerln
g’habt!“

(Wörtlich aufgefaßt.)

Gaſt: „Das iſt ja
ein Scandal, Einem ein gebratenes Huhn vorzu-
ſetzen, das nicht einmal gerupft iſt.“ — Wirth:
„Sie verlangten doch ausdrücklich, Ihnen ohne
viel Federleſen was zu ſpeiſen zu bringen.“




Telegramme
des „Mähriſchen Tagblattes“.

Die „Nordd. Zeitung“
ſchreibt, daß Regierungskreiſe das im „Vorwärts“
erſchienene Verzeichniß der Welfenfonds-
Quittungen
als Erfindung bezeichnen. Quit-
tungen über Zahlungen ans den Welfenfonds
hätten niemals exiſtirt.

Ahlwardt wurde
geſtern aus dem Gefängniß Plötzenſee beurlaubt,
angeblich um dem Leichenbegängniſſe ſeines
Schwiegervaters beiwohnen zu können.

Der Biſchof von Trier
richtete ein öffentliches Schreiben an die Geiſtlich-
keit des Strikegebietes an der Saar, worin er
[Spaltenumbruch] die Bergleute eindringlich vor der Betheiligung
an dem Strike warnt. — Auf der Grube „Gerhard“
iſt der Verſuch der Strikenden die Schächte zu
demoliren, mißlungen. — Der Arbeiterführer
Wanken wurde wegen Aufreizung zum Aufruhr
verhaftet.

Die Cholera.

(Priv.-Tel. d. „M.
T.“)

Amtlich wurden bis 31. December Mittags
vier neuerdings vorgekommene Choleraerkran-
kungen aus Altona gemeldet. Drei hievon
verliefen tödtlich. — In Hamburg kam am 31.
December eine Neuerkrankung vor.




(Privat-Telg. des
„Mähr. Tagbl.“)

Das Gerücht, Kriegsminiſter
Freycinet werde doch aus dem Cabinet aus-
ſcheiden, erhält ſich. Freycinets Rücktritt ſollte
nur deshalb erſt nach Neujahr erfolgen damit
die Feſttage noch ruhig verlaufen. Neuerdings
wird auch Juſtizminiſter Bourgeois wieder
heftig angefeindet; man wirft ihm vor, er habe aus
den Unterſuchungs-Acten verſchiedene Documenet ge-
ſtohlen, um Floquet zu retten. Es iſt ſchwer zu ſagen
was an dieſen Mittheilungen Wahres iſt; ſie
dienen nur zur Kennzeichnung der Unſicherheit
der Lage. Ein Pariſer Blatt kündigt gar an, die
verhafteten Verwaltungsräthe der Panama-Geſell-
ſchaft würden vorläufig in Freiheit geſetzt werden.

(Priv.-Tel. des „M.
Tagbl.“)

Das Ableben des Führe[r]s der Cen-
trumspartei des deutſchen Reichstages Peter
Reichenſperger, der vorgeſtern nach ſchwerer
Krankheit verſtarb, erregt in den ihm befreundeten
Kreiſen große Beſtürzung.

Das Valutageſchäft.

(Priv.-Tel. d. „M. T.“)

Ende dieſer Woche werden alle Verträge
bezüglich des Valutageſchäftes von Seite
Oeſterreich-Ungarns perfect ſein. Anſämmt-
lichen
öſterreichiſchen Valutaoperationen partici-
piren alle Wiener Banken. Die Geſammt-
quote der Participation der nicht zur Rothſchild-
Gruppe gehörigen Banken dürfte ungefähr 25%
betragen. Die Betheiligung erfolgt auf Grund der
Original-Bedingungen.




Sprechſaal.
Deutſcher Caſtnoſaal.



5. Jänner 1893.
Beamtenball
im Deutſchen Caſtno

verbunden mit
Kammermuſik-Concert

der k. u. k. Regimentscapelle Frei-
herr v. Joelſon
Nr. 93 unter dem
Protectorate des hochwohlgeborenen Herrn

Moritz Primaveſt,

Präſident der Handels- und Gewerbekammer ꝛc.

zu Gunsten der Armen der Stadt Olmütz.
Concert-Programm:

1. Roſſini: Ouverture zur Oper „Tancred.“
2. Verdi: Scene und Arie aus der Oper „La
Traviata“.
3. Oberthür: „Am Meeresſtrand,“ Romanze
für Harfe.
4. Tiſl: Serenade für Flöte und Horn.
5. Bocherini: a) Menuett.
Weber: b) „Perpetuum-mobile“ für Violine.
6. Schreiner: „Mozartiana“, Potpourri.
7. Mascagni: Intermezzo a. d. Oper „Caval-
leria rusticana“.
8. Händel: „Largo.“
9. Czibulka: Fliegenmenuett aus der Operette
„Der Bajazzo.“
10. Komzak: „Schulter an Schulter“, Marſch.

Eintrittskarten für geladene Gäſte ſind zum
Preiſe von 1 fl. für die Einzelkarte, 2 fl. für
die Familienkarte, im Vorverkaufe in Herrn Ed.
Hölzel’s Buchhandlung und in der Mode-
waarenhandlung des Herrn Ludwig Beck, Löfler-
hof, Niederring zu haben.




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[[6]/0006] am vorgeſtrigen Nachmittage erfolgten Arre- tirung ein Reſtbetrag von 13 fl. 4 kr. vor- gefunden, den fehlenden Betrag hat Pohles mit Kummer durchgebracht, reſpective an mehrere andere Schulknaben vertheilt. Nachdem der Dieb- ſtahl an ſich verbrecheriſch qualificirt iſt, den Kindern jedoch wegen des unmündigen Alters nur als Uebertretung zugerechnet werden kann, wurden die jugendlichen Diebe dem k. k. ſtädt. Bezirksgerichte angezeigt. (Der verſchwundene Poſtbeutel.) Wir meldeten bereits, daß am 11. v. M. auf der Strecke Prerau-Wien ein vom hieſigen Haupt- poſtamte aufgegebener Poſtbeutel, welcher 7 Briefe mit einer Baarſchaft von 2810 fl. enthielt aus der Poſtambulanz verſchwunden iſt. Dem Ver- nehmen nach ſoll ein Bahnbedienſteter den aus dem Ambulanz Waggon herausgefallenen Poſt- beutel gefunden und ſich die in den Briefen be- findliche Baarſchaft angeeignet haben. Bei der Umwechslung größerer Geldnoten ſoll ſich der betreffende Mann verdächtig gemacht haben, worauf man denſelben zur Verantwortung zog. Eine Beſtätigung dieſer Nachricht iſt noch abzu- warten. Vom Tage. (Penſionen für Officierswitwen.) Wir leſen in der Prager „Politik“: Im Monate Februar d. J. erging an die Witwen und Waiſen nach Officieren, die vor dem 27. April des Jahres 1887 geſtorben ſind und deren Ange- hörige ſonach nicht im Genuſſe der durch das Geſetz von dieſem Tage an gewährleiſteten Penſion ſtehen, die Aufforderung, ſich bei der zuſtändigen Militär behörde zu melden. Dieſe Aufforderung erging ausgeſprochenermaßen aus dem Grunde, weil das Reichskriegsminiſterium Schritte unternehmen wollte, damit das Geſetz vom 27. April 1887 auch auf Perſonen dieſer Categorie ausgedehnt werde. Die Anmeldungen wurden bis Ende April abverlangt, und jetzt, nach acht Monaten, wo doch ſchon das nichts weniger als umfangreiche Material längſt geſchlichtet ſein dürfte, verlautet doch noch immer nichts von den „unternommenen Schritten“. Wir bringen die Sache den maßgebenden Fac- toren und namentlich unſeren Abgeordneten- kreiſen in Erinnerung, zumal es eine Ehren- ſchuld des Staates iſt, die Witwen gerade jener Officiere zu verſorgen, welche in den kritiſchen Jahren 1830—1866 gedient haben und noch nach dem alten Normale penſionirt worden ſind. Und daß dabei der Staatsſäckel in einer kaum erwähnenswerthen Weiſe in Angriff ge- nommen werden müßte, erhellt ſchon aus dem Umſtande, daß die jüngſten dieſer Witwen bereits in den Sechziger-Jahren ſtehen und infolgedeſſen eine Wohlthat, der ſie ſchon eine Reihe von Jahren hoffnungsvoll entgegenſehen, nur eine kurze Spanne Zeit genießen würden. (Die Cholera-Kundmachung in den Kö- niglichen Weinbergen.) Die Prager Statthal- terei hat den Streit über die Verlautbarung der deutſchen Cholera-Kundmachungen in den Königlichen Weinbergen in derſelben Weiſe beige- legt, wie ſeinerzeit die Troppauer Landesregierung. Die Bezirkshauptmannſchaft wurde veranlaßt, für die Publication der erwähnten Kundmachungen in deutſcher Sprache Sorge zu tragen und als dies geſchehen war, wurde der Bürgermeiſter der Königlichen Weinberge mittelſt Erlaſſes verſtändigt, daß ſeine Beſchwerde gegen den ihm gewordenen Auftrag gegenſtandslos geworden, umſomehr „als es ſich bei Kundmachungen zur Bekämpfung der Cholera nicht um das Austragen von nationalen oder ſonſtigen Fragen formaler Natur, ſondern nur darum handeln kann, daß ſolche Kund- machungen thatſächlich zur Kenntniß aller jener Kreiſe der Bevölkerung kommen, für welche ſie beſtimmt ſind, was mittlerweile durch das Vor- gehen der Bezirkshauptmannſchaft bereits erzielt worden iſt.“ „Narodni Liſty“ triumphiren ſelbſt- verſtändlich über den Rückzug der Regierung und empfehlen das Beiſpiel der Königlichen Weinberge allen tſchechiſchen Gemeinden zur Nachahmung. (Ein Kaubmordverſuch in Budapeſt.) Aus Budapeſt, 31. December, wird gemeldet: „Heute Nachts wurden der auf dem Telekyplatze wohnhafte Gaſtwirth Stefan Vinicsſay und deſſen Gattin von unbekannten Thätern im Schlafe überfallen und durch Meſſerſtiche vielfach ver- wundet. Die Thäter, welche es jedenfalls auf eine Beraubung des als reich geltenden Gaſt- wirthes abgeſehen hatten, ergriffen die Flucht, als ſich eine durch den Lärm herbeigelockte Polizei- patrouille näherte. Heute Morgens wurde ein Gurkenhändler Namens Kapobſi, als der Mit- ſchuld an der That verdächtig, verhaftet. Die Verdachtsmomente, die gegen Kapobſi ſprechen, waren der Umſtand, daß ſein Standplatz in un- mittelbarer Nähe des Gaſthauſes des Vinicsſay ſich befindet, und ferner die ſchwer verwundete Frau Vinicsſay in einer am Thatorte vorgefundenen Pelz- mütze das Eigenthum Kapobſi’s zu erkennen glaubte. Thatſächlich trug der Verhaftete eine ganz neue Mütze. Bis zum Abend leugnete er hartnäckig, erſt als der Pelzwaarenhändler eruirt worden war, bei dem die neue Mütze gekauft wurde und derſelbe in Kapobſi den Käufer agnoscirt hatte, legte der Gurkenhändler ein Geſtändniß ab. Er gab an, die Wirthsleute überfallen zu haben, um ſie unſchädlich zu machen und dann ihres Geldes zu berauben. (Falſche Zehnguldennoten.) In den letzten Tagen mehrte ſich in auffallender Weiſe in Wien die Zahl der falſchen Zehnguldennoten. Im Laufe des vorgeſtrigen Tages wurden 14 falſche Noten zumeiſt in Traſiken ausgegeben. Die Polizei ent- faltete eine fieberhafte Thätigkeit zur Eruirung der Fälſcher. In öffentlichen Localen, in Wirths- und Caféhäuſern erſchienen Poliziſten, welche das Publicum auf die Falſificate aufmerkſam machten. Dieſelben ſind leicht von den echten zu unterſcheiden. Sie tragen nämlich auf dem un- gariſchen Texte fälſchlich die Unterſchrift A. Moſer ſtatt Moſer A. (Aus Columbia [Südamerika]) wird der „Köln. Volksztg.“ geſchrieben: Im September 1891 wurde die elektriſche Straßenbeleuchtung eröffnet, und zwar mit Bogenlampen von 1200 Kerzen Lichtſtärke. Nach den erſten Nächten war der Boden unter den Lampen mit Inſectenleichen aller Größen, Formen und Farben förmlich be- ſäet; nach ein paar Wochen nahm deren Zahl ſtetig zu, ſo daß die Glasglocken der Lampen öfters in den erſten Nachtſtunden geleert werden mußten, da die Maſſen der todten Thiere das Licht ganz zu ſtören drohten. Nach und nach kamen aus den umliegenden Wäldern von Nutz- holz-, Cacao- und Kaffee-Bäumen allnächtlich unzählbare Schaaren von bislang in der Stadt niemals geſehenen noch gekannten Kerbthieren, Schmetterlingen, Libellen, Mücken, um das elek- triſche Licht kennen zu lernen und dafür mit dem Leben zu büßen. Monatelang wurden jeden Mor- gen von jedem Laternenpfahl Körbe voll Inſecten weggeſchafft. Nach ein paar Monaten fing die ſonderbare Einwanderung an geringer zu werden, um endlich ganz nachzulaſſen, und heute beträgt die Anzahl der neugierigen Nachtzügler kaum noch täglich ein Dutzend bei jeder Lampe. Die Landleute in meilenweitem Umkreis der Stadt erzählen aber, daß die Käfer und Nachtſchmetter- linge in den Wäldern ausgeſtorben ſeien. (Falſche Folgerung.) „Haben Sie’s ſchon g’hört, Frau Nachbarin, der Pavian von de Menagerie drüben iſt heut’ Nacht hin ’wor- den.“ — Nachbarin: „Ah, geh’n S’ zu — der hat doch alleweil ſo ſchöne rothe Backerln g’habt!“ (Wörtlich aufgefaßt.) Gaſt: „Das iſt ja ein Scandal, Einem ein gebratenes Huhn vorzu- ſetzen, das nicht einmal gerupft iſt.“ — Wirth: „Sie verlangten doch ausdrücklich, Ihnen ohne viel Federleſen was zu ſpeiſen zu bringen.“ Telegramme des „Mähriſchen Tagblattes“. Berlin, 1. Jänner. Die „Nordd. Zeitung“ ſchreibt, daß Regierungskreiſe das im „Vorwärts“ erſchienene Verzeichniß der Welfenfonds- Quittungen als Erfindung bezeichnen. Quit- tungen über Zahlungen ans den Welfenfonds hätten niemals exiſtirt. Berlin, 1. Jänner. Ahlwardt wurde geſtern aus dem Gefängniß Plötzenſee beurlaubt, angeblich um dem Leichenbegängniſſe ſeines Schwiegervaters beiwohnen zu können. Köln, 1. Jänner. Der Biſchof von Trier richtete ein öffentliches Schreiben an die Geiſtlich- keit des Strikegebietes an der Saar, worin er die Bergleute eindringlich vor der Betheiligung an dem Strike warnt. — Auf der Grube „Gerhard“ iſt der Verſuch der Strikenden die Schächte zu demoliren, mißlungen. — Der Arbeiterführer Wanken wurde wegen Aufreizung zum Aufruhr verhaftet. Die Cholera. Hamburg, 1. Jänner. (Priv.-Tel. d. „M. T.“) Amtlich wurden bis 31. December Mittags vier neuerdings vorgekommene Choleraerkran- kungen aus Altona gemeldet. Drei hievon verliefen tödtlich. — In Hamburg kam am 31. December eine Neuerkrankung vor. Paris, 2. Jänner. (Privat-Telg. des „Mähr. Tagbl.“) Das Gerücht, Kriegsminiſter Freycinet werde doch aus dem Cabinet aus- ſcheiden, erhält ſich. Freycinets Rücktritt ſollte nur deshalb erſt nach Neujahr erfolgen damit die Feſttage noch ruhig verlaufen. Neuerdings wird auch Juſtizminiſter Bourgeois wieder heftig angefeindet; man wirft ihm vor, er habe aus den Unterſuchungs-Acten verſchiedene Documenet ge- ſtohlen, um Floquet zu retten. Es iſt ſchwer zu ſagen was an dieſen Mittheilungen Wahres iſt; ſie dienen nur zur Kennzeichnung der Unſicherheit der Lage. Ein Pariſer Blatt kündigt gar an, die verhafteten Verwaltungsräthe der Panama-Geſell- ſchaft würden vorläufig in Freiheit geſetzt werden. Berlin, 2 Jänner. (Priv.-Tel. des „M. Tagbl.“) Das Ableben des Führers der Cen- trumspartei des deutſchen Reichstages Peter Reichenſperger, der vorgeſtern nach ſchwerer Krankheit verſtarb, erregt in den ihm befreundeten Kreiſen große Beſtürzung. Das Valutageſchäft. Wien, 2. Jänner. (Priv.-Tel. d. „M. T.“) Ende dieſer Woche werden alle Verträge bezüglich des Valutageſchäftes von Seite Oeſterreich-Ungarns perfect ſein. Anſämmt- lichen öſterreichiſchen Valutaoperationen partici- piren alle Wiener Banken. Die Geſammt- quote der Participation der nicht zur Rothſchild- Gruppe gehörigen Banken dürfte ungefähr 25% betragen. Die Betheiligung erfolgt auf Grund der Original-Bedingungen. Sprechſaal. Deutſcher Caſtnoſaal. 5. Jänner 1893. Beamtenball im Deutſchen Caſtno verbunden mit Kammermuſik-Concert der k. u. k. Regimentscapelle Frei- herr v. Joelſon Nr. 93 unter dem Protectorate des hochwohlgeborenen Herrn Moritz Primaveſt, Präſident der Handels- und Gewerbekammer ꝛc. zu Gunsten der Armen der Stadt Olmütz. Concert-Programm: 1. Roſſini: Ouverture zur Oper „Tancred.“ 2. Verdi: Scene und Arie aus der Oper „La Traviata“. 3. Oberthür: „Am Meeresſtrand,“ Romanze für Harfe. 4. Tiſl: Serenade für Flöte und Horn. 5. Bocherini: a) Menuett. Weber: b) „Perpetuum-mobile“ für Violine. 6. Schreiner: „Mozartiana“, Potpourri. 7. Mascagni: Intermezzo a. d. Oper „Caval- leria rusticana“. 8. Händel: „Largo.“ 9. Czibulka: Fliegenmenuett aus der Operette „Der Bajazzo.“ 10. Komzak: „Schulter an Schulter“, Marſch. Eintrittskarten für geladene Gäſte ſind zum Preiſe von 1 fl. für die Einzelkarte, 2 fl. für die Familienkarte, im Vorverkaufe in Herrn Ed. Hölzel’s Buchhandlung und in der Mode- waarenhandlung des Herrn Ludwig Beck, Löfler- hof, Niederring zu haben.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 1, Olmütz, 02.01.1893, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches1_1893/6>, abgerufen am 29.03.2024.