Mährisches Tagblatt. Nr. 165, Olmütz, 20.07.1896.[Spaltenumbruch]
Herrscherhaus nicht mit unauslöschlicher Schrift Ich bin dessen gewiß, daß der frendige Wenn Gott im Himmel spräch zu uns, Welch Land der Welt erwählst Du Dir, Ich säumte nicht und sagte gleich, Mein Vaterland, mein Oesterreich! Daß dieser denkwürdige Ausruf in Ihrer In das am Schlusse der Ansprache ausge- Herr Realschulprofessor Klar aus Stern- Am Schlusse der Rede intonirte die Musik- Herr Gemeinderath Adolf Thannabaur, Lebhafter Beifall folgte diesen mit warmer Hierauf wurde Herrn Professor Josef Herr Bürgerschullehrer Juricki aus Lun- Herr Professor Klar verlas sodann die Am Schlusse der Verlesung der Adresse er- Herr Professor Josef Thannabaur Nachmittags 1/22 Uhr fand im Schießstatt- Herr Landesbaudirector Kranz begrüßte (Militärische Personalnachrichten.) Se. (Aus dem Armee-Verordnungsblatte.) Transferirt wurden gegenseitig die Major- (Bewilligung zum Tragen eines frem- den Ordens.) Se. Majestät der Kaiser hat (Personales.) Herr Prof. Josef Thanna- (Beerdigung.) Auf dem Centralfriedhofe in [Spaltenumbruch] Schein und Schuld. Kriminalroman von A. K. Green. (Nachdruck verboten.) (118. Fortsetzung.) "Dann ist es für uns von keinem Nutzen, "Aber ich weiß von gar nichts!" lautete die "Waren Sie nicht bei ihr, als sie ihn las?" "Nein, ich war zu sehr beschäftigt; Herr "Sie haben sie aber doch am Abend danach "Gewiß, als ich ihr den Thee brachte; sie "Ah, dann glauben Sie also, daß Fräulein "Allerdings, was sollte ich anders denken, "Sie sagten, Hannah habe sich gestern in "Jawohl, soweit ich bemerken konnte. Ich Gryce nickte. "Es war für mich ein höchst aufregender "Bitte, warten Sie einen Moment," unter- "Weiter nichts," erwiderte ich. Der Detectiv trat wieder auf Frau Belden "Als ich mich zur Ruhe begab, erinnerte "Ohne ein Wort mit ihr zu sprechen?" "Ich wollte sie nicht stören." "Haben Sie die Lage vielleicht beachtet, in "Nicht sonderlich; ich denke, sie lag auf dem "Etwa in derselben Lage, in welcher man "Ich denke, ja." "Und das ist alles, was Sie uns von dem "Alles, mein Herr!" "Frau Belden," fuhr Gryce fort, sich em- "Ich glaube wohl." "Auch Fräulein Leavenworths Schriftzüge?" "Ohne Zweifel." "Von welcher Hand rührte also die Auf- "Das kann ich Ihnen nicht genau sagen; "Was?" "Daß sie mehr Marys Schriftzügen glichen, [Spaltenumbruch]
Herrſcherhaus nicht mit unauslöſchlicher Schrift Ich bin deſſen gewiß, daß der frendige Wenn Gott im Himmel ſpräch zu uns, Welch Land der Welt erwählſt Du Dir, Ich ſäumte nicht und ſagte gleich, Mein Vaterland, mein Oeſterreich! Daß dieſer denkwürdige Ausruf in Ihrer In das am Schluſſe der Anſprache ausge- Herr Realſchulprofeſſor Klar aus Stern- Am Schluſſe der Rede intonirte die Muſik- Herr Gemeinderath Adolf Thannabaur, Lebhafter Beifall folgte dieſen mit warmer Hierauf wurde Herrn Profeſſor Joſef Herr Bürgerſchullehrer Juricki aus Lun- Herr Profeſſor Klar verlas ſodann die Am Schluſſe der Verleſung der Adreſſe er- Herr Profeſſor Joſef Thannabaur Nachmittags ½2 Uhr fand im Schießſtatt- Herr Landesbaudirector Kranz begrüßte (Militäriſche Perſonalnachrichten.) Se. (Aus dem Armee-Verordnungsblatte.) Transferirt wurden gegenſeitig die Major- (Bewilligung zum Tragen eines frem- den Ordens.) Se. Majeſtät der Kaiſer hat (Perſonales.) Herr Prof. Joſef Thanna- (Beerdigung.) Auf dem Centralfriedhofe in [Spaltenumbruch] Schein und Schuld. Kriminalroman von A. K. Green. (Nachdruck verboten.) (118. Fortſetzung.) „Dann iſt es für uns von keinem Nutzen, „Aber ich weiß von gar nichts!“ lautete die „Waren Sie nicht bei ihr, als ſie ihn las?“ „Nein, ich war zu ſehr beſchäftigt; Herr „Sie haben ſie aber doch am Abend danach „Gewiß, als ich ihr den Thee brachte; ſie „Ah, dann glauben Sie alſo, daß Fräulein „Allerdings, was ſollte ich anders denken, „Sie ſagten, Hannah habe ſich geſtern in „Jawohl, ſoweit ich bemerken konnte. Ich Gryce nickte. „Es war für mich ein höchſt aufregender „Bitte, warten Sie einen Moment,“ unter- „Weiter nichts,“ erwiderte ich. Der Detectiv trat wieder auf Frau Belden „Als ich mich zur Ruhe begab, erinnerte „Ohne ein Wort mit ihr zu ſprechen?“ „Ich wollte ſie nicht ſtören.“ „Haben Sie die Lage vielleicht beachtet, in „Nicht ſonderlich; ich denke, ſie lag auf dem „Etwa in derſelben Lage, in welcher man „Ich denke, ja.“ „Und das iſt alles, was Sie uns von dem „Alles, mein Herr!“ „Frau Belden,“ fuhr Gryce fort, ſich em- „Ich glaube wohl.“ „Auch Fräulein Leavenworths Schriftzüge?“ „Ohne Zweifel.“ „Von welcher Hand rührte alſo die Auf- „Das kann ich Ihnen nicht genau ſagen; „Was?“ „Daß ſie mehr Marys Schriftzügen glichen, <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a3b" prev="#a3a" type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/> Herrſcherhaus nicht mit unauslöſchlicher Schrift<lb/> in Ihre Herzen eingeſchrieben worden wäre.</p><lb/> <p>Ich bin deſſen gewiß, daß der frendige<lb/> Ausruf des Dichters:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Wenn Gott im Himmel ſpräch zu uns,</l><lb/> <l>Welch Land der Welt erwählſt Du Dir,</l><lb/> <l>Ich ſäumte nicht und ſagte gleich,</l><lb/> <l>Mein Vaterland, mein Oeſterreich!</l> </lg><lb/> <p>Daß dieſer denkwürdige Ausruf in Ihrer<lb/> Bruſt ein lebendiges Echo findet, und gebe daher<lb/> nur einem in Ihrem dankbarem Herzen ſich<lb/> mächtig regenden Gefühle unmittelbaren Ausdruck,<lb/> wenn ich Sie auffordere mit mir begeiſtert ein-<lb/> zuſtimmen in den patriotiſchen Jubelruf: Seine<lb/> Majeſtät unſer Allergnädigſter Kaiſer und Herr<lb/> lebe hoch! hoch! hoch!</p><lb/> <p>In das am Schluſſe der Anſprache ausge-<lb/> brachte <hi rendition="#g">Hoch auf Se. 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Fortſetzung.)</ref> </p><lb/> <p>„Dann iſt es für uns von keinem Nutzen,<lb/> weiter nach dem Inhalt des Briefes zu ſpüren,“<lb/> bemerkte Gryce und ſchob das Waſchbecken bei-<lb/> ſeite, „wir müſſen Sie danach fragen, Frau<lb/> Belden.“</p><lb/> <p>„Aber ich weiß von gar nichts!“ lautete die<lb/> ablehnende Antwort, „freilich war der Brief an<lb/> mich adreſſirt; aber Hannah erwartete einen<lb/> ſolchen, und da ſie jetzt Geſchriebenes leſen konnte,<lb/> ſo öffnete ich ihn nicht, ſondern gab ihn ihr<lb/> unerbrochen.“</p><lb/> <p>„Waren Sie nicht bei ihr, als ſie ihn las?“</p><lb/> <p>„Nein, ich war zu ſehr beſchäftigt; Herr<lb/> Raymond hatte ſich gerade gerade bei mir ein-<lb/> quartirt, und ſo blieb mir keine Zeit, an Hannah<lb/> zu denken; außerdem machte mir das Billet,<lb/> welches ich ſelbſt empfangen hatte, viel Unruhe.“</p><lb/> <p>„Sie haben ſie aber doch am Abend danach<lb/> gefragt?“</p><lb/> <p>„Gewiß, als ich ihr den Thee brachte; ſie<lb/> war aber verſchwiegen wie das Grab und wollte<lb/> mir nicht einmal zugeben, daß der Brief von<lb/> ihrer Herrin herrührte.“</p><lb/> <p>„Ah, dann glauben Sie alſo, daß Fräulein<lb/> Leavenworth ihn abgeſendet hatte?“</p><lb/> <p>„Allerdings, was ſollte ich anders denken,<lb/> als ich jenes Merkmal in der Ecke des Couverts<lb/><cb/> erblickte? Freilich könnte es auch Clavering dort-<lb/> hin geſetzt haben,“ fügte ſie nachdenklich hinzu.</p><lb/> <p>„Sie ſagten, Hannah habe ſich geſtern in<lb/> ſehr heiterer Laune befunden, war dies auch nach<lb/> Empfang des Briefes der Fall?“</p><lb/> <p>„Jawohl, ſoweit ich bemerken konnte. Ich<lb/> hielt mich nur kurze Zeit bei ihr auf; die Noth-<lb/> wendigkeit, irgend etwas mit dem mir zur Auf-<lb/> bewahrung übergebenen Käſtchen anzufangen, —<lb/> aber vielleicht hat Ihnen Herr Raymond davon<lb/> erzählt?“</p><lb/> <p>Gryce nickte.</p><lb/> <p>„Es war für mich ein höchſt aufregender<lb/> Abend, der mich an Hannah gar nicht denken<lb/> ließ; aber —“</p><lb/> <p>„Bitte, warten Sie einen Moment,“ unter-<lb/> brach ſie Gryce, indem er mich in eine Ecke<lb/> winkte und mir zuflüſterte: „Jetzt kommen Spür-<lb/> naſes Entdeckungen an die Reihe. Während Sie<lb/> vom Hauſe entfernt waren, und bevor Frau<lb/> Belden Hannah wiederſehen konnte, erſpähte er,<lb/> wie das Mädchen ſich in einer Ecke ihrer Kammer<lb/> über einen Gegenſtand beugte, der recht gut das<lb/> Waſchbecken geweſen ſein kann; darauf ſah er ſie<lb/> aus einem Papier eine Doſis verſchlucken; —<lb/> hat er ſonſt noch etwas entdeckt?“</p><lb/> <p>„Weiter nichts,“ erwiderte ich.</p><lb/> <p>Der Detectiv trat wieder auf Frau Belden<lb/> zu. „Was hatten Sie mir noch weiter mittheilen<lb/> wollen?“ fragte er.</p><lb/> <p>„Als ich mich zur Ruhe begab, erinnerte<lb/> ich mich des Mädchens, ging an die Thür ihrer<lb/><cb/> Kammer und öffnete. Da das Licht jedoch aus-<lb/> gelöſcht war, und ſie zu ſchlafen ſchien, ſo ſchloß<lb/> ich die Thür wieder und entfernte mich.“</p><lb/> <p>„Ohne ein Wort mit ihr zu ſprechen?“</p><lb/> <p>„Ich wollte ſie nicht ſtören.“</p><lb/> <p>„Haben Sie die Lage vielleicht beachtet, in<lb/> der ſie ſich befand?“</p><lb/> <p>„Nicht ſonderlich; ich denke, ſie lag auf dem<lb/> Rücken.“</p><lb/> <p>„Etwa in derſelben Lage, in welcher man<lb/> ſie heute morgen befand?“</p><lb/> <p>„Ich denke, ja.“</p><lb/> <p>„Und das iſt alles, was Sie uns von dem<lb/> Briefe und dem geheimnißvollen Tode Hannahs<lb/> erzählen können?</p><lb/> <p>„Alles, mein Herr!“</p><lb/> <p>„Frau Belden,“ fuhr Gryce fort, ſich em-<lb/> porrichtend; „Sie würden Herrn Claverings<lb/> Handſchrift erkennen, wenn man Ihnen eine<lb/> Probe davon vorlegte?“</p><lb/> <p>„Ich glaube wohl.“</p><lb/> <p>„Auch Fräulein Leavenworths Schriftzüge?“</p><lb/> <p>„Ohne Zweifel.“</p><lb/> <p>„Von welcher Hand rührte alſo die Auf-<lb/> ſchrift des Couverts her, in welchem der an<lb/> Hannah gerichtete Brief ſteckte?“</p><lb/> <p>„Das kann ich Ihnen nicht genau ſagen;<lb/> die Schriftzüge mochten ſowohl von ſeiner als<lb/> von ihrer Hand herrühren; aber ich denke —“</p><lb/> <p>„Was?“</p><lb/> <p>„Daß ſie mehr Marys Schriftzügen glichen,<lb/> obwohl nicht ganz.“</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
Herrſcherhaus nicht mit unauslöſchlicher Schrift
in Ihre Herzen eingeſchrieben worden wäre.
Ich bin deſſen gewiß, daß der frendige
Ausruf des Dichters:
Wenn Gott im Himmel ſpräch zu uns,
Welch Land der Welt erwählſt Du Dir,
Ich ſäumte nicht und ſagte gleich,
Mein Vaterland, mein Oeſterreich!
Daß dieſer denkwürdige Ausruf in Ihrer
Bruſt ein lebendiges Echo findet, und gebe daher
nur einem in Ihrem dankbarem Herzen ſich
mächtig regenden Gefühle unmittelbaren Ausdruck,
wenn ich Sie auffordere mit mir begeiſtert ein-
zuſtimmen in den patriotiſchen Jubelruf: Seine
Majeſtät unſer Allergnädigſter Kaiſer und Herr
lebe hoch! hoch! hoch!
In das am Schluſſe der Anſprache ausge-
brachte Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer
ſtimmte die Feſtverſammlung, die ſich von den
Plätzen erhoben hatte, dreimal begeiſtert ein,
während die Muſikcapelle die Volkshymne
intonirte.
Herr Realſchulprofeſſor Klar aus Stern-
berg hielt ſodann die Feſtrede. Redner dankte
zunächſt dem Herrn Director Barchanek für
den freundlichen Empfang, begrüßte ſodann Herrn
Landesſchulinſpector Dr. Schober und ſprach den
ebemaligen Profeſſoren der Anſtalt den wärmſten
Dank aus für das Wohlwollen, das ſie den Schü-
lern des jubilirenden Jahrganges zu theil wer-
den ließen und das denſelben in ſteter
freundlicher Erinnerung bleiben werde. „Ehre
und Preis ſei den Lehrern, den Schätzern und
Förderern wahrer Geiſtesbildung.“ (Stürmiſcher
Beifall.) In beredten Worten ſchilderte ſodann
Redner den Aufſchwung, den die Anſtalt in dem
letzten Vierteljahrhundert genommen und ſprach
ſeine Freude darüber aus, noch einen Kreis
von Männern zu ſehen, die dereinſt den Schülern
das Geleite auf ihrem Lebensweg gegeben haben.
(Rauſchender Beifall.)
Am Schluſſe der Rede intonirte die Muſik-
capelle das „Gaudeamus igitur“
Herr Gemeinderath Adolf Thannabaur,
ehemaliger Director der Landesoberrealſchule, gab
ſodann ſeiner Freude Ausdruck, daß es ihm ver-
gönnt ſei, als Vertreter der Stadtgemeinde Olmütz
die Feſtverſammlung begrüßen zu können. Er
ruft den Feſttheilnehmern ein herzliches „Will-
kommen“ zu und ſpricht den Wunſch aus, daß
ſie die Stunden, die ſie in der Feſtſtadt zubrin-
gen, in ungetrübtem Genuſſe verleben, ſowie
daß ſie der Stadt Olmütz ein freundliches
Andenken treu bewahren mögen.
Lebhafter Beifall folgte dieſen mit warmer
Empfindung geſprochenen Worten. Die Muſik-
capelle executirte ſodann in ſchwungvoller Weiſe
die „Tannhäuſer-Ouverture.“
Hierauf wurde Herrn Profeſſor Joſef
Thannabaur von ſeinen ehemaligen Schü-
lern eine herzliche Ovation dargebracht, welche auf
alle Anweſenden einen tiefen Eindruck machte und
Zeugniß ablegte von der großen Verehrung und
Liebe, deren ſich der Gefeierte bei ſeinen Schü-
lern erfreut.
Herr Bürgerſchullehrer Juricki aus Lun-
denburg betrat die Feſttribüne. Er ſchilderte mit
bewegter Stimme die hohen Verdienſte, die ſich
Herr Profeſſor Thannabaur um ſeine Schüler
erworben und gab der Freude Ausdruck, den
verehrten Profeſſor heute begrüßen und ihm den
wärmſten Dank ausſprechen zu können, für Alles,
was er ſeinen Schülern Gutes gethan. (Stür-
miſcher Beifall.)
Herr Profeſſor Klar verlas ſodann die
von ihm in ſchwungvollen Ausdrücken verfaßte
Beglückwünſchungsadreſſe, deren prächtige Aus-
ſtattung das Atelier Lachnik in Olmütz in
meiſterhafter Weiſe beſorgt hatte.
Am Schluſſe der Verleſung der Adreſſe er-
tönte lauter Beifall.
Herr Profeſſor Joſef Thannabaur
übernahm ſodann die Beglückwünſchungsadreſſe,
und dankte, ſichtlich gerührt, für die Ehrung, die ihm
zutheil geworden war; er wünſcht ſeinen ehema-
ligen Schülern, daß ſich auch ihre fernere Zukunft
glücklich geſtalten möge. (Lebhafter Beifall.) Redner
gedenkt Jener, die nicht mehr am Leben ſind
und ſeinerzeit als Lehrer und Schüler an der
Anſtalt waren. Die Verſammlung erhebt ſich zum
Zeichen der Trauer von den Sitzen. Mit der
Abſpielung des Liedes: „O alte Burſchenherrlich-
keit“ ſchloß die erhebende Feſtfeier.
Nachmittags ½2 Uhr fand im Schießſtatt-
ſaale ein Feſtbankett ſtatt, zu welchem ſämmt-
liche Theilnehmer der vormittägigen Feier er-
ſchienen und das in ſehr animirter Stimmung
verlief. Die ſtädt. Muſikcapelle unter Leitung des
Herrn Rollinger beſorgte die Tafelmuſik in treff-
licher Weiſe.
Herr Landesbaudirector Kranz begrüßte
die Feſtgäſte und ruft den Collegen ein herzliches
„Proſit“ zu. Herr Ingenieur Pallat toaſtirt
auf das fernere Gedeihen und Blühen der Ol-
mützer Oberrealſchule. Herr Oberrealſchuldirector
Barchanek erwidert auf dieſen Trinkſpruch; er
ſagt: „Sie haben uns den heutigen Tag zu
einem Feſttage gemacht, der uns in ſteter Er-
innerung bleiben wird. „Redner theilt ſodann mit,
daß der Lehrkörper der Oberrealſchule beſchloſſen
habe, anläßlich des 50jährigen Regierungs-Jubi-
läums Sr. Majeſtät des Kaiſers eine Sammlung
zu veranſtalten, aus deren Erträgniß ein Jubi-
läums-Stipendium für Schüler der Anſtalt
errichtet werden ſoll. Mögen auch die ehemaligen
Schüler der Anſtalt ihr Schärflein für dieſe
Stiftung beitragen. Director Barchanek widmet
ſeinen Trinkſpruch Allen, die uns den heutigen
Tag ſo lieb gemacht. Herr Director Richter
aus Budweis, Mitglied des böhmiſchen Landes-
culturrathes bringt Begrüßungstelegramme des
Herrn Bürgermeiſters v. Engel und Vicebür-
germeiſters Herrn Brandhuber zur Verleſung,
die mit großem Jubel aufgenommen wurde. Es
folgte ſodann noch eine Reihe von Trinkſprüchen.
Herr Profeſſor Demel toaſtirte auf den
Idealismus, Herr Juricki auf Profeſſor
Thannabaur, dem zu Ehren ein „Sala-
mander“ gerieben wird. Fernere Trinkſprüche
galten Herrn Landesſchulinſpector Dr. Schober,
Herrn Gemeinderath und Director Ad. Thanna-
baur, den Veranſtaltern des Feſtes, den Herren
Thieme, Kranz, Klar, Binowetz, Pallat und E.
Zbitek, Herrn Oberingenieur Lindemann, der
Preſſe ꝛc. Erſt in vorgerückter Stunde trennte ſich
die Verſammlung Das von der Reſtauration
Puſch beigeſtellte, ausgezeichnete Menu fand all-
gemeine Anerkennung.
(Militäriſche Perſonalnachrichten.) Se.
Excellenz der Herr Truppen-Diviſionär FML.
Ritter v. Grivičič hat ſich geſtern von hier
nach Bielitz, bezw. Teſchen begeben, um den
Schießübungen der dortſelbſt ſtationirten Truppen
beizuwohnen. — Herr Sanitäts-Truppen-Com-
mandant Oberſt Becher iſt geſtern von hier
zur Inſpicirung nach Krakau abgereiſt. — Herr
Major Ruſſek des JR. Nr. 102 in Prag, iſt
zum Beſuche hier eingetroffen.
(Aus dem Armee-Verordnungsblatte.)
Transferirt wurden gegenſeitig die Major-
Auditore: Demetrius Sawczin des Garniſons-
Gerichtes in Krakau und Franz Nizalowski
des Garniſonsgerichtes in Olmütz; ferner die
Militärverpflegsofficiale 1. Cl. Gottfried Ondrák
in Olmütz zum Militär-Verpflegsmagazin
in Oedenburg. — Ueberſetzt wird mit 12. Juli
1896: in den Berufsſtand: der Lieutenant in der
Reſerve: Victor Sigmund des Corps-Art.-
Rgts. Nr. 1.
(Bewilligung zum Tragen eines frem-
den Ordens.) Se. Majeſtät der Kaiſer hat
dem dem Generalſtabe zugetheilten Oberlieutenant
Eberhard Mayerhoffer die Bewilligung zum
Tragen des ihm verliehenen königl. preuß. rothen
Adler-Ordens 4. Claſſe ertheilt. — Herr Ober-
lieutenant Mayerhoffer iſt ein Sohn des Com-
mandanten des 2. Div.-Art.-Rgts. Herrn Oberſten
Stefan Mayerhoffer.
(Perſonales.) Herr Prof. Joſef Thanna-
baur hat ſich heute nach Berlin begeben, um
die dort ſtattfindende Gewerbe-Ausſtellung zu be-
ſuchen. — Herr Stadtrath Auguſt Kornauth
iſt von ſeinem Urlaube eingetroffen und hat die
Polizeigeſchäftsleitung wieder übernommen.
(Beerdigung.) Auf dem Centralfriedhofe in
Wien fand heute Vormittags die Beerdigung der
Frau Fanny May, der am Freitag verſtorbenen
Mutter der Großinduſtriellen Friedrich und Franz
May ſtatt, welcher nebſt zahlreichen Freunden der
Familie, unter denen ſich auch der Vorſteher der
Schein und Schuld.
Kriminalroman von A. K. Green.
(Nachdruck verboten.)
(118. Fortſetzung.)
„Dann iſt es für uns von keinem Nutzen,
weiter nach dem Inhalt des Briefes zu ſpüren,“
bemerkte Gryce und ſchob das Waſchbecken bei-
ſeite, „wir müſſen Sie danach fragen, Frau
Belden.“
„Aber ich weiß von gar nichts!“ lautete die
ablehnende Antwort, „freilich war der Brief an
mich adreſſirt; aber Hannah erwartete einen
ſolchen, und da ſie jetzt Geſchriebenes leſen konnte,
ſo öffnete ich ihn nicht, ſondern gab ihn ihr
unerbrochen.“
„Waren Sie nicht bei ihr, als ſie ihn las?“
„Nein, ich war zu ſehr beſchäftigt; Herr
Raymond hatte ſich gerade gerade bei mir ein-
quartirt, und ſo blieb mir keine Zeit, an Hannah
zu denken; außerdem machte mir das Billet,
welches ich ſelbſt empfangen hatte, viel Unruhe.“
„Sie haben ſie aber doch am Abend danach
gefragt?“
„Gewiß, als ich ihr den Thee brachte; ſie
war aber verſchwiegen wie das Grab und wollte
mir nicht einmal zugeben, daß der Brief von
ihrer Herrin herrührte.“
„Ah, dann glauben Sie alſo, daß Fräulein
Leavenworth ihn abgeſendet hatte?“
„Allerdings, was ſollte ich anders denken,
als ich jenes Merkmal in der Ecke des Couverts
erblickte? Freilich könnte es auch Clavering dort-
hin geſetzt haben,“ fügte ſie nachdenklich hinzu.
„Sie ſagten, Hannah habe ſich geſtern in
ſehr heiterer Laune befunden, war dies auch nach
Empfang des Briefes der Fall?“
„Jawohl, ſoweit ich bemerken konnte. Ich
hielt mich nur kurze Zeit bei ihr auf; die Noth-
wendigkeit, irgend etwas mit dem mir zur Auf-
bewahrung übergebenen Käſtchen anzufangen, —
aber vielleicht hat Ihnen Herr Raymond davon
erzählt?“
Gryce nickte.
„Es war für mich ein höchſt aufregender
Abend, der mich an Hannah gar nicht denken
ließ; aber —“
„Bitte, warten Sie einen Moment,“ unter-
brach ſie Gryce, indem er mich in eine Ecke
winkte und mir zuflüſterte: „Jetzt kommen Spür-
naſes Entdeckungen an die Reihe. Während Sie
vom Hauſe entfernt waren, und bevor Frau
Belden Hannah wiederſehen konnte, erſpähte er,
wie das Mädchen ſich in einer Ecke ihrer Kammer
über einen Gegenſtand beugte, der recht gut das
Waſchbecken geweſen ſein kann; darauf ſah er ſie
aus einem Papier eine Doſis verſchlucken; —
hat er ſonſt noch etwas entdeckt?“
„Weiter nichts,“ erwiderte ich.
Der Detectiv trat wieder auf Frau Belden
zu. „Was hatten Sie mir noch weiter mittheilen
wollen?“ fragte er.
„Als ich mich zur Ruhe begab, erinnerte
ich mich des Mädchens, ging an die Thür ihrer
Kammer und öffnete. Da das Licht jedoch aus-
gelöſcht war, und ſie zu ſchlafen ſchien, ſo ſchloß
ich die Thür wieder und entfernte mich.“
„Ohne ein Wort mit ihr zu ſprechen?“
„Ich wollte ſie nicht ſtören.“
„Haben Sie die Lage vielleicht beachtet, in
der ſie ſich befand?“
„Nicht ſonderlich; ich denke, ſie lag auf dem
Rücken.“
„Etwa in derſelben Lage, in welcher man
ſie heute morgen befand?“
„Ich denke, ja.“
„Und das iſt alles, was Sie uns von dem
Briefe und dem geheimnißvollen Tode Hannahs
erzählen können?
„Alles, mein Herr!“
„Frau Belden,“ fuhr Gryce fort, ſich em-
porrichtend; „Sie würden Herrn Claverings
Handſchrift erkennen, wenn man Ihnen eine
Probe davon vorlegte?“
„Ich glaube wohl.“
„Auch Fräulein Leavenworths Schriftzüge?“
„Ohne Zweifel.“
„Von welcher Hand rührte alſo die Auf-
ſchrift des Couverts her, in welchem der an
Hannah gerichtete Brief ſteckte?“
„Das kann ich Ihnen nicht genau ſagen;
die Schriftzüge mochten ſowohl von ſeiner als
von ihrer Hand herrühren; aber ich denke —“
„Was?“
„Daß ſie mehr Marys Schriftzügen glichen,
obwohl nicht ganz.“
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