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Mährisches Tagblatt. Nr. 15, Olmütz, 20.01.1890.

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[Spaltenumbruch]

Gschnashall, für dessen Zwecke es gut wäre,
wenn man den Redoutensaal ein wenig erweitern
könnte.

(Neuwahlen in den mähr. Landtag.)

Wie aus Brünn mitgetheilt wird, finden die
Neuwahlen für den mährischen Landtag Ende
Juni oder Anfangs Juli statt.

(Todesfall.)

Samstag Vormittag verschied
in Greinergasse Herr Anselm Navratil,
em. Bürgermeister und Ehrenbürger der Gemeinde
Neu- und Greinergasse, nach kurzem schmerzlichen
Leiden, im 72. Lebensjahre. Der Verblichene
stand durch 23 Jahre an der Spitze der Ge-
meindevertretung in Neu- und Greinergasse und
erfreute sich sowohl in seiner Gemeinde, als auch
in unserer Stadt allgemeiner Hochachtung. Das
Leichenbegängniß findet Dienstag den 21. Jänner
1890, um 31/2 Uhr nachmittags, vom Trauer-
hause, Greinergasse 23 aus, nach dem städt.
Friedhofe in Olmütz statt.

(P. Beda Dudik +.)

Ein Telegramm
aus Brünn meldet den im Stifte Raigern er-
folgten Tod des mährischen Landes-Historiogra-
phen P. Beda Dudik. Der um Mähren viel-
fach verdiente Priester wurde 1815 in Kojetein
bei Kremsier in Mähren geboren, besuchte das
deutsche Piaristen-Gymnasium in Kremsier, von
1834 an die philosophische Lehranstalt in Brünn
und darauf bis 1840 die damalige Franzens-
Universität in Olmütz, trat 1836 in den Orden
der Benediktiner zu Raigern und empfing 1840
die Priesterweihe. Nachdem er hierauf 1840 Pro-
fessor der classischen und 1848 der böhmischen
Philologie und Geschichte an der philosophischen
Lehranstalt in Brünn, dann bis 1854 Lyceal-
Professor am Obergymnasium ebendaselbst gewesen
war, habilitirte er sich 1855 als Privatdocent
für historisches Quellenstudium an der Uni-
versität Wien und ward 1859 zum Landes-
Historiographen für Mähren ernannt. Als solcher
schrieb er eine auf Quellen sich stützende "Allge-
meine Geschichte Mährens" (Bd. 1--10, Brünn
1860--1882) von welcher drei Bände (Bd. 8--
10 Culturgeschichte der Przemsliden-Zeit) auch
in tschechischer Sprache erschienen sind. Im Jahre
1851 unternahm er eine Reise nach Schweden
1852 eine zweite nach Rom, deren Resultate er
in den "Forschungen in Schweden für Mährens
Geschichte" (Brünn, 1852) und "Iter Romanum"
(Wien, 1855) niederlegte. Dudik war 1853--
1859 mit Anlegung eines Centralarchivs des
Deutschen Ritterordens in Wien beschäftigt, das
neben den Staatsarchiven zu den reichsten und
wohlgeordnetsten der ganzen österreichisch-ungari-
schen Monarchie gehört. Nachdem er schon 1863
eine Orientreise gemacht, nahm er an dem Krieg
1866 in Italien theil. ("Erinnerungen aus dem
Feldzuge 1866 in Italien," Wien 1870), be-
gleitete 1869 Kaiser Franz Josef nach Jerusalem
und zur Eröffnung des Suez-Canals, veröffent-
lichte darüber die "Kaiserreise nach dem Orient
1869" (Wien 1870), bereiste 1870 zu archiva-
lischen Zwecken Frankreich, Belgien und Holland
und 1874 und später mehreremale Rußland. Ein
großes Verdienst um Mähren erwarb sich Dudik
1878 durch die Wiedererwerbung von 51 in
tschechischer Sprache verfaßten Handschriften, welche
die Schweden im dreißigjährigen Kriege aus
seinem Vaterlande nach Stockholm gebracht und
nun dem Landes-Archiv in Brünn geschenkt
haben."

(Todesfall.)

E[i]ner der tschechischen Führer
in Mähren und Obmannstellvertreter des Tsche-
chischmährischen Laudtagsclubs, Dr. Johann
Kozanek, starb am 18. d. M. in Kremfier
im Alter von 71 Jahren.

(Leichenbegängniß.)

Unter zahlreicher Be-
theiligung fand gestern Nachmittag 3 Uhr von
der Residenzgasse aus, das Leichenbegängniß des
verblichenen Herrn Ludwig Cäsar, k. k. Post-
cassiers des hiefigen k. k. Post- und Telegraphen-
amtes nach dem städt. Friedhofe statt. Dem mit
vielen prächtigen Kränzen geschmückten Sarge
folgten die Trauernden, die Beamten und Be-
diensteten des hiesigen k. k. Post- und Telegra-
phenamtes und viele Bekannte.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums ist folgende: Gesuche
um die erledigte Officials- und Kanzelistenstelle.
-- Gesuch der Josefa Sedlacek um Gewährung
einer Unterstützung. -- Bauämtlicher Bericht
über eine Zuschrift der k. k. Finanz-Bezirks-
[Spaltenumbruch] Direction, betreffend die Erbauung von zwei
neuen Mauthäusern. -- Gesuch der Oberin des
Ursulinerinnen-Klosters um Begünstigung sür den
Wasserbezug. -- Gesuch der Stadtphysicuswaise
Amalia Schimko um eine Unterstützung. -- Bericht
über das städt. Archiv und historische Museum
sammt Museumsfondsrechnung pro 1890 --
Gesuch der Marie Werner um Gewährung eines
Beitrages zu den Krankenkosten und Leichenbe-
stattungsauslagen für ihren Ehegatten Carl
Werner. -- Gesuch derselben um Witwenpension.
-- Präsidial-Antrag über eine Remuneration.
-- Gesuch des Frauen-Wohlthätigkeits-Vereines
um Bewilligung zur electrischen Beleuchtung des
Redoutensaales für den Ball am 1. Februar
1890. -- Bericht der 1. Section über ein Ge-
such des Johann Gaberlik um Pachtnachlaß. (2.
Lesung.) -- Bericht der 3. Section über die
pro 1888 gelegte Communcassarechnung.

(Ein Brief Dr. Eduard Sturms an
das Iglauer Stadtverordneten-Collegium.)

Aus Brünn schreibt man der "N. Fr. Pr.":
Das Schreiben des Dr. Eduard Sturm an die
Iglauer Stadtverordneten, dessen Inhalt selbst
die intimsten seiner hiesigen Parteifreunde völlig
überrascht hat, ruft in allen deutschen Kreisen der
Landeshauptstadt das lebhafteste Bedauern wach.
Allgemein äußert sich der rege Wunsch, daß Dr
Sturm seine geradezu unersetzliche Kraft den
Deutschen Mährens erhalten möge. Man gibt
sich der Hoffnung hin, daß es doch gelingen werde,
den Dr. Sturm zu bestimmen, daß er nicht nur
an der Spitze der Partei verbleibe, sondern ihn
auch zu bewegen, sobald es sein Gesundheitszustand
zuläßt, wieder in den Vertretungskörpern zu er-
scheinen. Der Eindruck, welchen das Resignations-
Schreiben Dr. Sturm's hervorgerufen hat, ist
allseits ein tiefer und nachhaltiger.

(Vom Verein "Lesezirkel.")

Samstag
den 18. l. M. fand die Generalversammlung
dieses Vereines statt. Der Cassa- und Biblio-
theksbericht wurde zur Kenntniß genommen. In
den Ausschuß wurden die bisherigen Mitglieder
wiedergewählt und es hat Herr Prof. Jos.
Thannabaur wiederum das Amt eines Ob-
mannes und Büchereiverwalters, Hr. Dir. W.
Dörrich das eines Cassiers übernommen. Be-
schlossen wurde ferner, den Jahresbeitrag auf
2 fl. 40 kr. zu erhöhen, dafür aber nur für
jedes zweite und folgende Werk die Ge-
bühr von 3 kr. einzuheben. Die Eintrittsgebühr
wurde mit 3 fl. belassen.

(Vom Männergesangverein.)

Morgen
findet die erste Probe nach den "Krankheits"-
Ferien statt. Da mehrere Gegenstände zur Be-
schlußfassung vorliegen, wird um zahlreiches Er
scheinen ersucht.

(Vom Theater.)

Am Samstag ging zum
Benefice des Opperettentenors Herrn Ferdinand
Dreher die Operette: "Don Cesar" in Scene.
Der Beneficiant wurde vom Publicum bei seinem
Erscheinen auf der Bühne freundlichst begrüßt,
erhielt eine Kranzspende und wurde im Laufe
des Abends wiederholt durch Beifall ausgezeichnet.

(Firma-Protokollirung.)

Bei dem k. k.
Kreis- als Handelsgerichte in Olmütz wurde in
das Handelsregister eingetragen: Am 10. Jänner
1890: Die Einzelnfirma: Franz Peter, des Franz
Peter, Gemischtwaaren-Händlers in Hof.

(Landwehr-Waffenübungen im Jahre
1890.)

Das Landesvertheidigungs-Ministerium
hat hinsichtlich der 1890 in der Dauer von vier
Wochen stattfindenden Waffenübungen angeordnet,
daß bei den Landwehr-Bataillonen Nr. 1 bis
Nr. 82 und bei den Landesschützen-Bataillonen
Nr. 1 bis 10 je eine an die Frühjahrs-Recruten-
Ausbildung anschliefiende Vor- und eine Haupt-
waffenübung stattzusinden hat. Hiezu werden ein-
berufen: die unmittelbar in die Landwehr Ein-
gereihten der Jahrgänge 1889, 1888, 1887,
1885, 1883 und 1880, dann der mit 31. De-
cember 1889 aus der Reserve in die Landwehr
übersetzte Jahrgang 1879 und von den anderen
Assentjahrgängen die, welche noch nicht die nor-
mirte Zahl Waffenübungen abgeleistet haben,
endlich von der Ersatzreserve der Landwehr die
Jahrgänge 1889, 1886 und 1883.

(Internationale Ausstellung in Edin-
burgh.)

Die Handels- und Gewerbekammer in
Olmütz theilt mit, daß Anmeldungen ausländischer
Aussteller zu der im laufenden Jahre in Edin-
burgh stattfindenden internationalen Ausstellung
nur bis 1. Februar l. J. entgegengenommen werden.


[Spaltenumbruch]
(Löwenjagd.)

Aus Goldberg in Nieder-
Schlesien wird unter dem 14. d. M. berichtet:
Die Löwen sind los! Dieser Schreckensruf durch-
eilte gestern die Stadt. Als die Lehrburschen der
vor dem Oberthore gelegenen holländischen Mühle
die Thür derselben öffneten, bemerkten sie zu ihrem
nicht geringen Entsetzen in nächster Nähe der
Mühle ein Löwenpaar. Der eine der Lehrlinge
behielt noch die Geistesgegenwart, holte sofort
einen Revolver aus der Mühle und feuerte auf
eine der Bestien, die jedenfalls aus einer Me-
nagerie entsprungen sind, einen Schuß ab; doch
fehlte derselbe und verscheuchte nur die Thiere in
den nahen Wald. Nunmehr zogen Jäger, Schützen
und wer sonst in der Stadt eine Flinte oder
einen Revolver besaß, hinaus, um den beiden
Löwen nachzuspüren. In einem Gebüsche bei
Warmuthsruh schoß der Gendarm Beylfuß, der
sich unter den Verfolgern befand, auf die sich zei-
genden Thiere und hat eines jedenfalls auch ge-
troffen, denn am anderen Ende des Wäldchens
kam nur ein Löwe heraus, der seinen Lauf nach
Hermsdorf nahm. Die herannahende Dunkelheit
machte eine weitere Verfolgung unmöglich. In
das Wäldchen, wo sich das verwundete Weibchen
befinden soll, hat sich bis jetzt noch niemand hin-
eingewagt.

(Neuerung im Telephonwesen.)

Aus
Wien wird berichtet: In den allerletzten Tagen
fanden hier Versuche mit einem neuen telephoni-
schen Apparate statt, welche ein überraschend
günstiges Ergebniß hatten. Dieser neue Apparat
von dem schon in wissenschaftlichen Kreisen und
Zeitschriften mehrfach die Rede war, macht
den Gebrauch von Hörmuscheln oder des Tele-
phonirhelmes vollständig überflüssig; man steht
oder sitzt am Apparate und hört seinen Partner
weit deutlicher und lauter als mittelst der bis-
herigen Vorrichtungen. Die betreffenden Versuche
wurden hier in der Centrale des Privat-Tele-
phongesellschaft vorgenommen in Gegenwart vieler
Fachleute und höherer Beamten aus dem Han-
delsministerium. Es ergab sich, daß alle Personen,
die im Zimmer sich befanden, die Gespräche, die
im Localnetze geführt wurden, vollkommen deutlich
und laut hörten, ohne direct mit dem Apparate
in Verbindung zu sein. In den nächsten Tagen
wird dem Publicum die neue Erfindung bekannt
gegeben werden.




An unsere P. T. Abonnementen.

Wegen Ueberfülle an Stoff mußte ein
großer Theil der Localchronik für die morgige
Nummer zurückbleiben.




Eingesendet.

Kothny's Andersdorfer reinst alkalische
Maria Theresia-Quelle,

von ausgezeichneter heilkräftiger Wirkung bei allen
Krankheiten der Luftwege, des Magens etc. Be-
sonders empfohlen mit warmer Milch, Zucker
oder Wein vermischt zu allen Jahreszeiten.

Vermöge der mildlösenden, erquickenden Wir-
kung und der so günstigen Schleimabsonderung,
sei Kothny's "Maria Theresia-Quelle" speciell
bei den in jetziger rauher Jahreszeit eintretenden
Katarrhen der Athmungsorgane, bei Husten, Hei-
serkeit, Schnupfen und diversen Halsaffectionen
und aber hauptsächlich bei der jetzt so sehr über-
handnehmenden, hierortigen "Influenza" drin-
gend zum täglichen Genuß bei jeder Mahlzeit
empfohlen, da Kothny's "Maria Theresia-Quelle"
bei Influenza-Epidemie sich bereits vielfach als
Schutzmittel gegen derartige Anfälle bewährte und
auch Linderung des Leidens mit ausgezeichnetem
Erfolge förderte.




Telegramme.
Die Ausgleichs-Conferenz.

(Or.-T. d. "M. T.")

Die gestrige Sitzung der Ausgleichs-Conferenz
begann um 101/2 Uhr Vormittags. Die getroffenen
Vereinbarungen wurden in protocollarische Form
gebracht und das Protocoll selbst von den Con-
ferenzmitgliedern gefertigt. Hierauf dankte der
Ministerpräsident sämmtlichen Conferenztheilneh-

[Spaltenumbruch]

Gſchnashall, für deſſen Zwecke es gut wäre,
wenn man den Redoutenſaal ein wenig erweitern
könnte.

(Neuwahlen in den mähr. Landtag.)

Wie aus Brünn mitgetheilt wird, finden die
Neuwahlen für den mähriſchen Landtag Ende
Juni oder Anfangs Juli ſtatt.

(Todesfall.)

Samſtag Vormittag verſchied
in Greinergaſſe Herr Anſelm Navratil,
em. Bürgermeiſter und Ehrenbürger der Gemeinde
Neu- und Greinergaſſe, nach kurzem ſchmerzlichen
Leiden, im 72. Lebensjahre. Der Verblichene
ſtand durch 23 Jahre an der Spitze der Ge-
meindevertretung in Neu- und Greinergaſſe und
erfreute ſich ſowohl in ſeiner Gemeinde, als auch
in unſerer Stadt allgemeiner Hochachtung. Das
Leichenbegängniß findet Dienſtag den 21. Jänner
1890, um 3½ Uhr nachmittags, vom Trauer-
hauſe, Greinergaſſe 23 aus, nach dem ſtädt.
Friedhofe in Olmütz ſtatt.

(P. Beda Dudik †.)

Ein Telegramm
aus Brünn meldet den im Stifte Raigern er-
folgten Tod des mähriſchen Landes-Hiſtoriogra-
phen P. Beda Dudik. Der um Mähren viel-
fach verdiente Prieſter wurde 1815 in Kojetein
bei Kremſier in Mähren geboren, beſuchte das
deutſche Piariſten-Gymnaſium in Kremſier, von
1834 an die philoſophiſche Lehranſtalt in Brünn
und darauf bis 1840 die damalige Franzens-
Univerſität in Olmütz, trat 1836 in den Orden
der Benediktiner zu Raigern und empfing 1840
die Prieſterweihe. Nachdem er hierauf 1840 Pro-
feſſor der claſſiſchen und 1848 der böhmiſchen
Philologie und Geſchichte an der philoſophiſchen
Lehranſtalt in Brünn, dann bis 1854 Lyceal-
Profeſſor am Obergymnaſium ebendaſelbſt geweſen
war, habilitirte er ſich 1855 als Privatdocent
für hiſtoriſches Quellenſtudium an der Uni-
verſität Wien und ward 1859 zum Landes-
Hiſtoriographen für Mähren ernannt. Als ſolcher
ſchrieb er eine auf Quellen ſich ſtützende „Allge-
meine Geſchichte Mährens“ (Bd. 1—10, Brünn
1860—1882) von welcher drei Bände (Bd. 8—
10 Culturgeſchichte der Przemsliden-Zeit) auch
in tſchechiſcher Sprache erſchienen ſind. Im Jahre
1851 unternahm er eine Reiſe nach Schweden
1852 eine zweite nach Rom, deren Reſultate er
in den „Forſchungen in Schweden für Mährens
Geſchichte“ (Brünn, 1852) und „Iter Romanum“
(Wien, 1855) niederlegte. Dudik war 1853—
1859 mit Anlegung eines Centralarchivs des
Deutſchen Ritterordens in Wien beſchäftigt, das
neben den Staatsarchiven zu den reichſten und
wohlgeordnetſten der ganzen öſterreichiſch-ungari-
ſchen Monarchie gehört. Nachdem er ſchon 1863
eine Orientreiſe gemacht, nahm er an dem Krieg
1866 in Italien theil. („Erinnerungen aus dem
Feldzuge 1866 in Italien,“ Wien 1870), be-
gleitete 1869 Kaiſer Franz Joſef nach Jeruſalem
und zur Eröffnung des Suez-Canals, veröffent-
lichte darüber die „Kaiſerreiſe nach dem Orient
1869“ (Wien 1870), bereiſte 1870 zu archiva-
liſchen Zwecken Frankreich, Belgien und Holland
und 1874 und ſpäter mehreremale Rußland. Ein
großes Verdienſt um Mähren erwarb ſich Dudik
1878 durch die Wiedererwerbung von 51 in
tſchechiſcher Sprache verfaßten Handſchriften, welche
die Schweden im dreißigjährigen Kriege aus
ſeinem Vaterlande nach Stockholm gebracht und
nun dem Landes-Archiv in Brünn geſchenkt
haben.“

(Todesfall.)

E[i]ner der tſchechiſchen Führer
in Mähren und Obmannſtellvertreter des Tſche-
chiſchmähriſchen Laudtagsclubs, Dr. Johann
Kozanek, ſtarb am 18. d. M. in Kremfier
im Alter von 71 Jahren.

(Leichenbegängniß.)

Unter zahlreicher Be-
theiligung fand geſtern Nachmittag 3 Uhr von
der Reſidenzgaſſe aus, das Leichenbegängniß des
verblichenen Herrn Ludwig Cäſar, k. k. Poſt-
caſſiers des hiefigen k. k. Poſt- und Telegraphen-
amtes nach dem ſtädt. Friedhofe ſtatt. Dem mit
vielen prächtigen Kränzen geſchmückten Sarge
folgten die Trauernden, die Beamten und Be-
dienſteten des hieſigen k. k. Poſt- und Telegra-
phenamtes und viele Bekannte.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuche
um die erledigte Officials- und Kanzeliſtenſtelle.
— Geſuch der Joſefa Sedlaček um Gewährung
einer Unterſtützung. — Bauämtlicher Bericht
über eine Zuſchrift der k. k. Finanz-Bezirks-
[Spaltenumbruch] Direction, betreffend die Erbauung von zwei
neuen Mauthäuſern. — Geſuch der Oberin des
Urſulinerinnen-Kloſters um Begünſtigung ſür den
Waſſerbezug. — Geſuch der Stadtphyſicuswaiſe
Amalia Schimko um eine Unterſtützung. — Bericht
über das ſtädt. Archiv und hiſtoriſche Muſeum
ſammt Muſeumsfondsrechnung pro 1890 —
Geſuch der Marie Werner um Gewährung eines
Beitrages zu den Krankenkoſten und Leichenbe-
ſtattungsauslagen für ihren Ehegatten Carl
Werner. — Geſuch derſelben um Witwenpenſion.
— Präſidial-Antrag über eine Remuneration.
— Geſuch des Frauen-Wohlthätigkeits-Vereines
um Bewilligung zur electriſchen Beleuchtung des
Redoutenſaales für den Ball am 1. Februar
1890. — Bericht der 1. Section über ein Ge-
ſuch des Johann Gaberlik um Pachtnachlaß. (2.
Leſung.) — Bericht der 3. Section über die
pro 1888 gelegte Communcaſſarechnung.

(Ein Brief Dr. Eduard Sturms an
das Iglauer Stadtverordneten-Collegium.)

Aus Brünn ſchreibt man der „N. Fr. Pr.“:
Das Schreiben des Dr. Eduard Sturm an die
Iglauer Stadtverordneten, deſſen Inhalt ſelbſt
die intimſten ſeiner hieſigen Parteifreunde völlig
überraſcht hat, ruft in allen deutſchen Kreiſen der
Landeshauptſtadt das lebhafteſte Bedauern wach.
Allgemein äußert ſich der rege Wunſch, daß Dr
Sturm ſeine geradezu unerſetzliche Kraft den
Deutſchen Mährens erhalten möge. Man gibt
ſich der Hoffnung hin, daß es doch gelingen werde,
den Dr. Sturm zu beſtimmen, daß er nicht nur
an der Spitze der Partei verbleibe, ſondern ihn
auch zu bewegen, ſobald es ſein Geſundheitszuſtand
zuläßt, wieder in den Vertretungskörpern zu er-
ſcheinen. Der Eindruck, welchen das Reſignations-
Schreiben Dr. Sturm’s hervorgerufen hat, iſt
allſeits ein tiefer und nachhaltiger.

(Vom Verein „Leſezirkel.“)

Samſtag
den 18. l. M. fand die Generalverſammlung
dieſes Vereines ſtatt. Der Caſſa- und Biblio-
theksbericht wurde zur Kenntniß genommen. In
den Ausſchuß wurden die bisherigen Mitglieder
wiedergewählt und es hat Herr Prof. Joſ.
Thannabaur wiederum das Amt eines Ob-
mannes und Büchereiverwalters, Hr. Dir. W.
Dörrich das eines Caſſiers übernommen. Be-
ſchloſſen wurde ferner, den Jahresbeitrag auf
2 fl. 40 kr. zu erhöhen, dafür aber nur für
jedes zweite und folgende Werk die Ge-
bühr von 3 kr. einzuheben. Die Eintrittsgebühr
wurde mit 3 fl. belaſſen.

(Vom Männergeſangverein.)

Morgen
findet die erſte Probe nach den „Krankheits“-
Ferien ſtatt. Da mehrere Gegenſtände zur Be-
ſchlußfaſſung vorliegen, wird um zahlreiches Er
ſcheinen erſucht.

(Vom Theater.)

Am Samſtag ging zum
Benefice des Opperettentenors Herrn Ferdinand
Dreher die Operette: „Don Ceſar“ in Scene.
Der Beneficiant wurde vom Publicum bei ſeinem
Erſcheinen auf der Bühne freundlichſt begrüßt,
erhielt eine Kranzſpende und wurde im Laufe
des Abends wiederholt durch Beifall ausgezeichnet.

(Firma-Protokollirung.)

Bei dem k. k.
Kreis- als Handelsgerichte in Olmütz wurde in
das Handelsregiſter eingetragen: Am 10. Jänner
1890: Die Einzelnfirma: Franz Peter, des Franz
Peter, Gemiſchtwaaren-Händlers in Hof.

(Landwehr-Waffenübungen im Jahre
1890.)

Das Landesvertheidigungs-Miniſterium
hat hinſichtlich der 1890 in der Dauer von vier
Wochen ſtattfindenden Waffenübungen angeordnet,
daß bei den Landwehr-Bataillonen Nr. 1 bis
Nr. 82 und bei den Landesſchützen-Bataillonen
Nr. 1 bis 10 je eine an die Frühjahrs-Recruten-
Ausbildung anſchliefiende Vor- und eine Haupt-
waffenübung ſtattzuſinden hat. Hiezu werden ein-
berufen: die unmittelbar in die Landwehr Ein-
gereihten der Jahrgänge 1889, 1888, 1887,
1885, 1883 und 1880, dann der mit 31. De-
cember 1889 aus der Reſerve in die Landwehr
überſetzte Jahrgang 1879 und von den anderen
Aſſentjahrgängen die, welche noch nicht die nor-
mirte Zahl Waffenübungen abgeleiſtet haben,
endlich von der Erſatzreſerve der Landwehr die
Jahrgänge 1889, 1886 und 1883.

(Internationale Ausſtellung in Edin-
burgh.)

Die Handels- und Gewerbekammer in
Olmütz theilt mit, daß Anmeldungen ausländiſcher
Ausſteller zu der im laufenden Jahre in Edin-
burgh ſtattfindenden internationalen Ausſtellung
nur bis 1. Februar l. J. entgegengenommen werden.


[Spaltenumbruch]
(Löwenjagd.)

Aus Goldberg in Nieder-
Schleſien wird unter dem 14. d. M. berichtet:
Die Löwen ſind los! Dieſer Schreckensruf durch-
eilte geſtern die Stadt. Als die Lehrburſchen der
vor dem Oberthore gelegenen holländiſchen Mühle
die Thür derſelben öffneten, bemerkten ſie zu ihrem
nicht geringen Entſetzen in nächſter Nähe der
Mühle ein Löwenpaar. Der eine der Lehrlinge
behielt noch die Geiſtesgegenwart, holte ſofort
einen Revolver aus der Mühle und feuerte auf
eine der Beſtien, die jedenfalls aus einer Me-
nagerie entſprungen ſind, einen Schuß ab; doch
fehlte derſelbe und verſcheuchte nur die Thiere in
den nahen Wald. Nunmehr zogen Jäger, Schützen
und wer ſonſt in der Stadt eine Flinte oder
einen Revolver beſaß, hinaus, um den beiden
Löwen nachzuſpüren. In einem Gebüſche bei
Warmuthsruh ſchoß der Gendarm Beylfuß, der
ſich unter den Verfolgern befand, auf die ſich zei-
genden Thiere und hat eines jedenfalls auch ge-
troffen, denn am anderen Ende des Wäldchens
kam nur ein Löwe heraus, der ſeinen Lauf nach
Hermsdorf nahm. Die herannahende Dunkelheit
machte eine weitere Verfolgung unmöglich. In
das Wäldchen, wo ſich das verwundete Weibchen
befinden ſoll, hat ſich bis jetzt noch niemand hin-
eingewagt.

(Neuerung im Telephonweſen.)

Aus
Wien wird berichtet: In den allerletzten Tagen
fanden hier Verſuche mit einem neuen telephoni-
ſchen Apparate ſtatt, welche ein überraſchend
günſtiges Ergebniß hatten. Dieſer neue Apparat
von dem ſchon in wiſſenſchaftlichen Kreiſen und
Zeitſchriften mehrfach die Rede war, macht
den Gebrauch von Hörmuſcheln oder des Tele-
phonirhelmes vollſtändig überflüſſig; man ſteht
oder ſitzt am Apparate und hört ſeinen Partner
weit deutlicher und lauter als mittelſt der bis-
herigen Vorrichtungen. Die betreffenden Verſuche
wurden hier in der Centrale des Privat-Tele-
phongeſellſchaft vorgenommen in Gegenwart vieler
Fachleute und höherer Beamten aus dem Han-
delsminiſterium. Es ergab ſich, daß alle Perſonen,
die im Zimmer ſich befanden, die Geſpräche, die
im Localnetze geführt wurden, vollkommen deutlich
und laut hörten, ohne direct mit dem Apparate
in Verbindung zu ſein. In den nächſten Tagen
wird dem Publicum die neue Erfindung bekannt
gegeben werden.




An unſere P. T. Abonnementen.

Wegen Ueberfülle an Stoff mußte ein
großer Theil der Localchronik für die morgige
Nummer zurückbleiben.




Eingeſendet.

Kothny’s Andersdorfer reinſt alkaliſche
Maria Thereſia-Quelle,

von ausgezeichneter heilkräftiger Wirkung bei allen
Krankheiten der Luftwege, des Magens ꝛc. Be-
ſonders empfohlen mit warmer Milch, Zucker
oder Wein vermiſcht zu allen Jahreszeiten.

Vermöge der mildlöſenden, erquickenden Wir-
kung und der ſo günſtigen Schleimabſonderung,
ſei Kothny’s „Maria Thereſia-Quelle“ ſpeciell
bei den in jetziger rauher Jahreszeit eintretenden
Katarrhen der Athmungsorgane, bei Huſten, Hei-
ſerkeit, Schnupfen und diverſen Halsaffectionen
und aber hauptſächlich bei der jetzt ſo ſehr über-
handnehmenden, hierortigen „Influenza“ drin-
gend zum täglichen Genuß bei jeder Mahlzeit
empfohlen, da Kothny’s „Maria Thereſia-Quelle“
bei Influenza-Epidemie ſich bereits vielfach als
Schutzmittel gegen derartige Anfälle bewährte und
auch Linderung des Leidens mit ausgezeichnetem
Erfolge förderte.




Telegramme.
Die Ausgleichs-Conferenz.

(Or.-T. d. „M. T.“)

Die geſtrige Sitzung der Ausgleichs-Conferenz
begann um 10½ Uhr Vormittags. Die getroffenen
Vereinbarungen wurden in protocollariſche Form
gebracht und das Protocoll ſelbſt von den Con-
ferenzmitgliedern gefertigt. Hierauf dankte der
Miniſterpräſident ſämmtlichen Conferenztheilneh-

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[[6]/0006] Gſchnashall, für deſſen Zwecke es gut wäre, wenn man den Redoutenſaal ein wenig erweitern könnte. (Neuwahlen in den mähr. Landtag.) Wie aus Brünn mitgetheilt wird, finden die Neuwahlen für den mähriſchen Landtag Ende Juni oder Anfangs Juli ſtatt. (Todesfall.) Samſtag Vormittag verſchied in Greinergaſſe Herr Anſelm Navratil, em. Bürgermeiſter und Ehrenbürger der Gemeinde Neu- und Greinergaſſe, nach kurzem ſchmerzlichen Leiden, im 72. Lebensjahre. Der Verblichene ſtand durch 23 Jahre an der Spitze der Ge- meindevertretung in Neu- und Greinergaſſe und erfreute ſich ſowohl in ſeiner Gemeinde, als auch in unſerer Stadt allgemeiner Hochachtung. Das Leichenbegängniß findet Dienſtag den 21. Jänner 1890, um 3½ Uhr nachmittags, vom Trauer- hauſe, Greinergaſſe 23 aus, nach dem ſtädt. Friedhofe in Olmütz ſtatt. (P. Beda Dudik †.) Ein Telegramm aus Brünn meldet den im Stifte Raigern er- folgten Tod des mähriſchen Landes-Hiſtoriogra- phen P. Beda Dudik. Der um Mähren viel- fach verdiente Prieſter wurde 1815 in Kojetein bei Kremſier in Mähren geboren, beſuchte das deutſche Piariſten-Gymnaſium in Kremſier, von 1834 an die philoſophiſche Lehranſtalt in Brünn und darauf bis 1840 die damalige Franzens- Univerſität in Olmütz, trat 1836 in den Orden der Benediktiner zu Raigern und empfing 1840 die Prieſterweihe. Nachdem er hierauf 1840 Pro- feſſor der claſſiſchen und 1848 der böhmiſchen Philologie und Geſchichte an der philoſophiſchen Lehranſtalt in Brünn, dann bis 1854 Lyceal- Profeſſor am Obergymnaſium ebendaſelbſt geweſen war, habilitirte er ſich 1855 als Privatdocent für hiſtoriſches Quellenſtudium an der Uni- verſität Wien und ward 1859 zum Landes- Hiſtoriographen für Mähren ernannt. Als ſolcher ſchrieb er eine auf Quellen ſich ſtützende „Allge- meine Geſchichte Mährens“ (Bd. 1—10, Brünn 1860—1882) von welcher drei Bände (Bd. 8— 10 Culturgeſchichte der Przemsliden-Zeit) auch in tſchechiſcher Sprache erſchienen ſind. Im Jahre 1851 unternahm er eine Reiſe nach Schweden 1852 eine zweite nach Rom, deren Reſultate er in den „Forſchungen in Schweden für Mährens Geſchichte“ (Brünn, 1852) und „Iter Romanum“ (Wien, 1855) niederlegte. Dudik war 1853— 1859 mit Anlegung eines Centralarchivs des Deutſchen Ritterordens in Wien beſchäftigt, das neben den Staatsarchiven zu den reichſten und wohlgeordnetſten der ganzen öſterreichiſch-ungari- ſchen Monarchie gehört. Nachdem er ſchon 1863 eine Orientreiſe gemacht, nahm er an dem Krieg 1866 in Italien theil. („Erinnerungen aus dem Feldzuge 1866 in Italien,“ Wien 1870), be- gleitete 1869 Kaiſer Franz Joſef nach Jeruſalem und zur Eröffnung des Suez-Canals, veröffent- lichte darüber die „Kaiſerreiſe nach dem Orient 1869“ (Wien 1870), bereiſte 1870 zu archiva- liſchen Zwecken Frankreich, Belgien und Holland und 1874 und ſpäter mehreremale Rußland. Ein großes Verdienſt um Mähren erwarb ſich Dudik 1878 durch die Wiedererwerbung von 51 in tſchechiſcher Sprache verfaßten Handſchriften, welche die Schweden im dreißigjährigen Kriege aus ſeinem Vaterlande nach Stockholm gebracht und nun dem Landes-Archiv in Brünn geſchenkt haben.“ (Todesfall.) Einer der tſchechiſchen Führer in Mähren und Obmannſtellvertreter des Tſche- chiſchmähriſchen Laudtagsclubs, Dr. Johann Kozanek, ſtarb am 18. d. M. in Kremfier im Alter von 71 Jahren. (Leichenbegängniß.) Unter zahlreicher Be- theiligung fand geſtern Nachmittag 3 Uhr von der Reſidenzgaſſe aus, das Leichenbegängniß des verblichenen Herrn Ludwig Cäſar, k. k. Poſt- caſſiers des hiefigen k. k. Poſt- und Telegraphen- amtes nach dem ſtädt. Friedhofe ſtatt. Dem mit vielen prächtigen Kränzen geſchmückten Sarge folgten die Trauernden, die Beamten und Be- dienſteten des hieſigen k. k. Poſt- und Telegra- phenamtes und viele Bekannte. (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuche um die erledigte Officials- und Kanzeliſtenſtelle. — Geſuch der Joſefa Sedlaček um Gewährung einer Unterſtützung. — Bauämtlicher Bericht über eine Zuſchrift der k. k. Finanz-Bezirks- Direction, betreffend die Erbauung von zwei neuen Mauthäuſern. — Geſuch der Oberin des Urſulinerinnen-Kloſters um Begünſtigung ſür den Waſſerbezug. — Geſuch der Stadtphyſicuswaiſe Amalia Schimko um eine Unterſtützung. — Bericht über das ſtädt. Archiv und hiſtoriſche Muſeum ſammt Muſeumsfondsrechnung pro 1890 — Geſuch der Marie Werner um Gewährung eines Beitrages zu den Krankenkoſten und Leichenbe- ſtattungsauslagen für ihren Ehegatten Carl Werner. — Geſuch derſelben um Witwenpenſion. — Präſidial-Antrag über eine Remuneration. — Geſuch des Frauen-Wohlthätigkeits-Vereines um Bewilligung zur electriſchen Beleuchtung des Redoutenſaales für den Ball am 1. Februar 1890. — Bericht der 1. Section über ein Ge- ſuch des Johann Gaberlik um Pachtnachlaß. (2. Leſung.) — Bericht der 3. Section über die pro 1888 gelegte Communcaſſarechnung. (Ein Brief Dr. Eduard Sturms an das Iglauer Stadtverordneten-Collegium.) Aus Brünn ſchreibt man der „N. Fr. Pr.“: Das Schreiben des Dr. Eduard Sturm an die Iglauer Stadtverordneten, deſſen Inhalt ſelbſt die intimſten ſeiner hieſigen Parteifreunde völlig überraſcht hat, ruft in allen deutſchen Kreiſen der Landeshauptſtadt das lebhafteſte Bedauern wach. Allgemein äußert ſich der rege Wunſch, daß Dr Sturm ſeine geradezu unerſetzliche Kraft den Deutſchen Mährens erhalten möge. Man gibt ſich der Hoffnung hin, daß es doch gelingen werde, den Dr. Sturm zu beſtimmen, daß er nicht nur an der Spitze der Partei verbleibe, ſondern ihn auch zu bewegen, ſobald es ſein Geſundheitszuſtand zuläßt, wieder in den Vertretungskörpern zu er- ſcheinen. Der Eindruck, welchen das Reſignations- Schreiben Dr. Sturm’s hervorgerufen hat, iſt allſeits ein tiefer und nachhaltiger. (Vom Verein „Leſezirkel.“) Samſtag den 18. l. M. fand die Generalverſammlung dieſes Vereines ſtatt. Der Caſſa- und Biblio- theksbericht wurde zur Kenntniß genommen. In den Ausſchuß wurden die bisherigen Mitglieder wiedergewählt und es hat Herr Prof. Joſ. Thannabaur wiederum das Amt eines Ob- mannes und Büchereiverwalters, Hr. Dir. W. Dörrich das eines Caſſiers übernommen. Be- ſchloſſen wurde ferner, den Jahresbeitrag auf 2 fl. 40 kr. zu erhöhen, dafür aber nur für jedes zweite und folgende Werk die Ge- bühr von 3 kr. einzuheben. Die Eintrittsgebühr wurde mit 3 fl. belaſſen. (Vom Männergeſangverein.) Morgen findet die erſte Probe nach den „Krankheits“- Ferien ſtatt. Da mehrere Gegenſtände zur Be- ſchlußfaſſung vorliegen, wird um zahlreiches Er ſcheinen erſucht. (Vom Theater.) Am Samſtag ging zum Benefice des Opperettentenors Herrn Ferdinand Dreher die Operette: „Don Ceſar“ in Scene. Der Beneficiant wurde vom Publicum bei ſeinem Erſcheinen auf der Bühne freundlichſt begrüßt, erhielt eine Kranzſpende und wurde im Laufe des Abends wiederholt durch Beifall ausgezeichnet. (Firma-Protokollirung.) Bei dem k. k. Kreis- als Handelsgerichte in Olmütz wurde in das Handelsregiſter eingetragen: Am 10. Jänner 1890: Die Einzelnfirma: Franz Peter, des Franz Peter, Gemiſchtwaaren-Händlers in Hof. (Landwehr-Waffenübungen im Jahre 1890.) Das Landesvertheidigungs-Miniſterium hat hinſichtlich der 1890 in der Dauer von vier Wochen ſtattfindenden Waffenübungen angeordnet, daß bei den Landwehr-Bataillonen Nr. 1 bis Nr. 82 und bei den Landesſchützen-Bataillonen Nr. 1 bis 10 je eine an die Frühjahrs-Recruten- Ausbildung anſchliefiende Vor- und eine Haupt- waffenübung ſtattzuſinden hat. Hiezu werden ein- berufen: die unmittelbar in die Landwehr Ein- gereihten der Jahrgänge 1889, 1888, 1887, 1885, 1883 und 1880, dann der mit 31. De- cember 1889 aus der Reſerve in die Landwehr überſetzte Jahrgang 1879 und von den anderen Aſſentjahrgängen die, welche noch nicht die nor- mirte Zahl Waffenübungen abgeleiſtet haben, endlich von der Erſatzreſerve der Landwehr die Jahrgänge 1889, 1886 und 1883. (Internationale Ausſtellung in Edin- burgh.) Die Handels- und Gewerbekammer in Olmütz theilt mit, daß Anmeldungen ausländiſcher Ausſteller zu der im laufenden Jahre in Edin- burgh ſtattfindenden internationalen Ausſtellung nur bis 1. Februar l. J. entgegengenommen werden. (Löwenjagd.) Aus Goldberg in Nieder- Schleſien wird unter dem 14. d. M. berichtet: Die Löwen ſind los! Dieſer Schreckensruf durch- eilte geſtern die Stadt. Als die Lehrburſchen der vor dem Oberthore gelegenen holländiſchen Mühle die Thür derſelben öffneten, bemerkten ſie zu ihrem nicht geringen Entſetzen in nächſter Nähe der Mühle ein Löwenpaar. Der eine der Lehrlinge behielt noch die Geiſtesgegenwart, holte ſofort einen Revolver aus der Mühle und feuerte auf eine der Beſtien, die jedenfalls aus einer Me- nagerie entſprungen ſind, einen Schuß ab; doch fehlte derſelbe und verſcheuchte nur die Thiere in den nahen Wald. Nunmehr zogen Jäger, Schützen und wer ſonſt in der Stadt eine Flinte oder einen Revolver beſaß, hinaus, um den beiden Löwen nachzuſpüren. In einem Gebüſche bei Warmuthsruh ſchoß der Gendarm Beylfuß, der ſich unter den Verfolgern befand, auf die ſich zei- genden Thiere und hat eines jedenfalls auch ge- troffen, denn am anderen Ende des Wäldchens kam nur ein Löwe heraus, der ſeinen Lauf nach Hermsdorf nahm. Die herannahende Dunkelheit machte eine weitere Verfolgung unmöglich. In das Wäldchen, wo ſich das verwundete Weibchen befinden ſoll, hat ſich bis jetzt noch niemand hin- eingewagt. (Neuerung im Telephonweſen.) Aus Wien wird berichtet: In den allerletzten Tagen fanden hier Verſuche mit einem neuen telephoni- ſchen Apparate ſtatt, welche ein überraſchend günſtiges Ergebniß hatten. Dieſer neue Apparat von dem ſchon in wiſſenſchaftlichen Kreiſen und Zeitſchriften mehrfach die Rede war, macht den Gebrauch von Hörmuſcheln oder des Tele- phonirhelmes vollſtändig überflüſſig; man ſteht oder ſitzt am Apparate und hört ſeinen Partner weit deutlicher und lauter als mittelſt der bis- herigen Vorrichtungen. Die betreffenden Verſuche wurden hier in der Centrale des Privat-Tele- phongeſellſchaft vorgenommen in Gegenwart vieler Fachleute und höherer Beamten aus dem Han- delsminiſterium. Es ergab ſich, daß alle Perſonen, die im Zimmer ſich befanden, die Geſpräche, die im Localnetze geführt wurden, vollkommen deutlich und laut hörten, ohne direct mit dem Apparate in Verbindung zu ſein. In den nächſten Tagen wird dem Publicum die neue Erfindung bekannt gegeben werden. An unſere P. T. Abonnementen. Wegen Ueberfülle an Stoff mußte ein großer Theil der Localchronik für die morgige Nummer zurückbleiben. Eingeſendet. Kothny’s Andersdorfer reinſt alkaliſche Maria Thereſia-Quelle, von ausgezeichneter heilkräftiger Wirkung bei allen Krankheiten der Luftwege, des Magens ꝛc. Be- ſonders empfohlen mit warmer Milch, Zucker oder Wein vermiſcht zu allen Jahreszeiten. Vermöge der mildlöſenden, erquickenden Wir- kung und der ſo günſtigen Schleimabſonderung, ſei Kothny’s „Maria Thereſia-Quelle“ ſpeciell bei den in jetziger rauher Jahreszeit eintretenden Katarrhen der Athmungsorgane, bei Huſten, Hei- ſerkeit, Schnupfen und diverſen Halsaffectionen und aber hauptſächlich bei der jetzt ſo ſehr über- handnehmenden, hierortigen „Influenza“ drin- gend zum täglichen Genuß bei jeder Mahlzeit empfohlen, da Kothny’s „Maria Thereſia-Quelle“ bei Influenza-Epidemie ſich bereits vielfach als Schutzmittel gegen derartige Anfälle bewährte und auch Linderung des Leidens mit ausgezeichnetem Erfolge förderte. Telegramme. Die Ausgleichs-Conferenz. Wien, 20. Jänner. (Or.-T. d. „M. T.“) Die geſtrige Sitzung der Ausgleichs-Conferenz begann um 10½ Uhr Vormittags. Die getroffenen Vereinbarungen wurden in protocollariſche Form gebracht und das Protocoll ſelbſt von den Con- ferenzmitgliedern gefertigt. Hierauf dankte der Miniſterpräſident ſämmtlichen Conferenztheilneh-

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 15, Olmütz, 20.01.1890, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches15_1890/6>, abgerufen am 22.11.2024.