Mährisches Tagblatt. Nr. 124, Olmütz, 01.06.1894.[Spaltenumbruch]
höheren Strafsatzes noch beigefügt, daß es sich Correspondenzen. Ang.-Hradisch, 31. Mai. [Orig.-Corr.] (Beztrkslehrer-Conferenz.) Am 23. d. Locales und Provinzielles. Olmütz, 1. Juni. (Se. kais. Hoheit der Herr Erzherzog Eugen) ist von seiner Inspicirungsreise gestern (Fürsterzbischof Dr. Kohn in Berlin.) Wie bereits gemeldet wurde, ist der gegenwärtig (Frohnleichnamsprocession in der Stadt- pfarrkirche zu Sct. Michael.) Gestern Nach- (Die Wahlen in die Delegation.) Die (Personales.) Der neuerna[n]nte Primararzt (Spende der Olmützer Schützengesellschaft für das 5. mährische Landesschießen.) Der (Zur Studienreise des Olmützer Ge- werbevereins nach Breslau.) Die Mitglieder (Uebungsritt.) Morgen Samstag, den [Spaltenumbruch] Der große Bankdiebstahl. Nach Mittheilungen des Chefs der New-Yorker Geheimpolizei. (9. Fortsetzung.) Er verkaufte nur echte Steine, und hielt "Wie ich Dir schon sagte -- es gibt nicht "Jeder Mensch hat jedoch seine schwache "Alle Frauen aber, mit denen er sich je (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
höheren Strafſatzes noch beigefügt, daß es ſich Correſpondenzen. Ang.-Hradiſch, 31. Mai. [Orig.-Corr.] (Beztrkslehrer-Conferenz.) Am 23. d. Locales und Provinzielles. Olmütz, 1. Juni. (Se. kaiſ. Hoheit der Herr Erzherzog Eugen) iſt von ſeiner Inſpicirungsreiſe geſtern (Fürſterzbiſchof Dr. Kohn in Berlin.) Wie bereits gemeldet wurde, iſt der gegenwärtig (Frohnleichnamsproceſſion in der Stadt- pfarrkirche zu Sct. Michael.) Geſtern Nach- (Die Wahlen in die Delegation.) Die (Perſonales.) Der neuerna[n]nte Primararzt (Spende der Olmützer Schützengeſellſchaft für das 5. mähriſche Landesſchießen.) Der (Zur Studienreiſe des Olmützer Ge- werbevereins nach Breslau.) Die Mitglieder (Uebungsritt.) Morgen Samſtag, den [Spaltenumbruch] Der große Bankdiebſtahl. Nach Mittheilungen des Chefs der New-Yorker Geheimpolizei. (9. Fortſetzung.) Er verkaufte nur echte Steine, und hielt „Wie ich Dir ſchon ſagte — es gibt nicht „Jeder Menſch hat jedoch ſeine ſchwache „Alle Frauen aber, mit denen er ſich je (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/> höheren Strafſatzes noch beigefügt, daß es ſich<lb/> um einen ſchweren Angriff auf die Immunität<lb/> eines Abgeordneten handelt, daß hiebei eine ganz<lb/> kaltblütige und reifliche Ueberlegung zu Tage<lb/> tritt und daß der Angeklagte ganz offenbar nur<lb/> von rein egoiſtiſcher Motiven geleitet war, ſomit<lb/> gewichtige, erſchwerende Umſtände vorliegen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Correſpondenzen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Ang.-Hradiſch,</hi> 31. Mai.</dateline> <bibl>[Orig.-Corr.]<lb/><hi rendition="#g">(Beztrkslehrer-Conferenz.)</hi> </bibl> <p>Am 23. d.<lb/> fand die Bezirkslehrer-Conferenz für die deutſchen<lb/> Schulen des Stadt- und Landbezirkes Ungariſch-<lb/> Hradiſch im Berathungsſaale des neuen Gemeinde-<lb/> hauſes unter dem Vorſitze des k. k. Bezirksſchul-<lb/> Inſpectors Herrn Johann <hi rendition="#g">Stöckl</hi> ſtatt. Auch<lb/> der Vorſitzende des k. k. Bezirksſchulrathes Herr<lb/> Johann <hi rendition="#g">Protzkar</hi> erſchien in der Verſamm-<lb/> lung und begrüßte dieſelbe wärmſtens. Nachdem<lb/> der Vorſitzende zu ſeinem Stellvertreter den Bür-<lb/> gerſchuldirector Herrn Heinrich <hi rendition="#g">Wagner</hi> be-<lb/> ſtimmt hatte, wurde die Wahl der Schriftführer,<lb/> Scrutatoren und Reviſoren vorgenommen. Hierauf<lb/> folgte die programmmäßige Abwicklung der einzelnen<lb/> Verhandlungsgegenſtände. Die Wahrnehmungen<lb/> des k. k. Bezirksſchulinſpectors bei den Viſita-<lb/> tionen betreffend, erklärt derſelbe, daß er mit<lb/> wenigen Ausnahmen die Erfolge als theils be-<lb/> friedigend, theils ſehr befriedigend bezeichnen kann,<lb/> hob einige noch vorkommende Mängel hervor und<lb/> gab die Mittel zu ihrer Behebung an. Außerdem<lb/> ertheilte er ſehr beherzigenswerthe methodiſche<lb/> Winke über einzelne Schuldisciplinen und empfahl<lb/> ſchließlich der Lehrerſchaft das Leſen neuerer pä-<lb/> dagogiſcher und methodiſcher Werke, von denen<lb/> er mehrere namhaft machte. Die Vorträge der<lb/> einzelnen Lehrperſonen, ſowie das Referat über<lb/> die Steilſchrift gaben Zeugniß von dem Fleiße<lb/> und der ſorgfältigen Vorbereitung der Vortra-<lb/> genden. Insbeſondere wurde den practiſchen Lehr-<lb/> verſuchen der Lehrerinnen, Fräulein Antonie<lb/><hi rendition="#g">Křivanek</hi> und Fräul. Eugenie <hi rendition="#g">Hrabal,</hi><lb/> reicher Beifall gezollt. Sämmtliche Verhandlungs-<lb/> gegenſtände riefen eine rege Debatte hervor, an<lb/> der ſich die einzelnen Lehrperſonen mehr oder<lb/> weniger betheiligten. Zur Wahl des Vertreters der<lb/> Lehrerſchaft in den k. k. Bezirksſchulrath erſchien<lb/> auch die Lehrerſchaft der ſlav. Volksſchule. Gewählt<lb/> wurde ſowohl von den deutſchen als auch von<lb/> den ſlaviſchen Lehrern Bürgerſchuldirector Heinrich<lb/><hi rendition="#g">Wagner.</hi> In die Bibliothekscommiſſion wur-<lb/> den gewählt: Oberlehrer Raimund <hi rendition="#g">Tluſtak,</hi><lb/> Fachlehrer Bartholomäus <hi rendition="#g">Hanak,</hi> Fachlehrer<lb/> Rudolf <hi rendition="#g">Lachnit</hi> und Lehrer Joſef <hi rendition="#g">Dočkal.</hi><lb/> In den ſtändigen Ausſchuß wurden gewählt:<lb/> Director Heinrich Wagner, Oberlehrer Adolf<lb/><hi rendition="#g">Rotter</hi> und Lehrerin Antonie <hi rendition="#g">Křivanek.</hi><lb/> Nachdem die Verhandlungspunkte erſchöpft waren,<lb/> wurde über Antrag des Directors Heinrich<lb/><hi rendition="#g">Wagner</hi> einhellig beſchloſſen, den Herrn k. k.<lb/> Hofrath und Vicepräſidenten des k. k. Landes-<lb/><cb/> ſchulrathes Herrn Hofrath R. v. <hi rendition="#g">Januſchka</hi> an-<lb/> läßlich der demſelben verliehenen Allerhöchſten Aus-<lb/> zeichnung telegraphiſch zu beglückwünſchen. Hie-<lb/> rauf dankte Director Hein<supplied>r</supplied>ich <hi rendition="#g">Wagner</hi> dem<lb/> Herrn Inſpector, der am Ende der ſechsjähri-<lb/> gen Functionsperiode ſteht, für ſeine der Lehrer-<lb/> ſchaft ſtets mit Wohlwollen ertheilten Rathſchläge<lb/> anläßlich der Viſitationen, worauf die Conferenz<lb/> mit einem begeiſterten dreimaligen Hoch auf Se.<lb/> Majeſtät den Kaiſer geſchloſſen wurde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Locales und Provinzielles.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz,</hi> 1. Juni.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Se. kaiſ. Hoheit der Herr Erzherzog<lb/> Eugen)</hi> </head> <p>iſt von ſeiner Inſpicirungsreiſe geſtern<lb/> wieder hier eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Fürſterzbiſchof Dr. Kohn in Berlin.)</hi> </head><lb/> <p>Wie bereits gemeldet wurde, iſt der gegenwärtig<lb/> in Berlin weilende hochw. Fürſterzbiſchof Dr. <hi rendition="#g">Kohn</hi><lb/> vorgeſtern vom deutſchen Kaiſer in Audienz<lb/> empfangen worden. Der Kirchenfürſt erſchien in<lb/> Begleitung der hochw. Prälaten Dr. <hi rendition="#g">Klug</hi> und<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Weinlich</hi> und des Secretärs Dr. <hi rendition="#g">Botek</hi><lb/> in der Audienz, zu welcher er in einem Hof-<lb/> ſtadtwagen vom „Hotel de Rome“ nach dem<lb/> königlichen Schloſſe abgeholt und dort durch den<lb/> Ober-Hof- und Hausmarſchall Grafen <hi rendition="#g">Eulen-<lb/> burg</hi> bei dem Monarchen eingeführt wurde. Die<lb/> Audienz ging in Gegenwart des Reichskanzlers,<lb/> des Präſidenten des Staatsminiſteriums und des<lb/> Unterrichtsminiſters vor ſich. Darauf wurde der<lb/> Fürſterzbiſchof von der Kaiſerin empfangen und zur<lb/> königlichen Tafel gezogen, welche zu 48 Gedecken<lb/> ſervirt war. Der Tafel wohnten außer dem <hi rendition="#g">König</hi><lb/> von <hi rendition="#g">Sachſen</hi> und dem Prinzen und der Prinzeſſin<lb/><hi rendition="#g">Johann Georg von Sachſen,</hi> die preußi-<lb/> ſchen Prinzen und Prinzeſſinnen, Reichskanzler<lb/> Graf <hi rendition="#g">Caprivi,</hi> Cultusminiſter Dr. <hi rendition="#g">Boſſe,</hi><lb/> der Miniſterpräſident Graf <hi rendition="#g">Eulenburg,</hi> der<lb/> commandirende General des Gardecorps, Prälaten<lb/><hi rendition="#g">Dr. Klug u. Dr. Weinlich</hi> bei. Geſtern hat ſich<lb/> der Fürſterzbiſchof von Berlin nach Breslau be-<lb/> geben, wo er im fürſtbiſchöflichen Palais als Gaſt<lb/> des Cardinals <hi rendition="#g">Kopp</hi> Wohnung nahm und dann<lb/> dem Oberpräſidenten Dr. v. <hi rendition="#g">Seydwitz</hi> einen<lb/> Beſuch abſtattete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Frohnleichnamsproceſſion in der Stadt-<lb/> pfarrkirche zu Sct. Michael.)</hi> </head> <p>Geſtern Nach-<lb/> mittags 4 Uhr wurde die Octave der Frohn-<lb/> leichnamsfeier in der ſtädt. Pfarrkirche zu Sct.<lb/> Michael in feierlicher Weiſe beendet. Um die ge-<lb/> nannte Stunde celebrirte der hochw. Pfarrer<lb/> Monſignore Dr. Ignaz <hi rendition="#g">Panák</hi> unter großer<lb/> geiſtlicher Aſſiſtenz den heil. Segen, worauf die<lb/> Frohnleichnamsproceſſion aus der Kirche trat und<lb/> am Max-Joſef-Platz und Juliusberge ihren Um-<lb/> zug hielt. Den Zug eröffnete die Dienerſchaft<lb/> des fürſterzbiſchöflichen Seminars, die Geiſtlichkeit<lb/> des Kapuzinerordens, die Alumnen, hierauf<lb/> folgte die weibliche Schuljugend im Feſtkleide,<lb/> die Choraliſten und die Pfarrgeiſtlichkeit von<lb/><cb/> Sct. Michael und mehrere Prieſter, der hochw<lb/> Herr Pfarrer Monſignore Dr. Ignaz <hi rendition="#g">Panák</hi><lb/> mit dem Sanctiſſimum, umgeben von den<lb/> aſſiſtirenden Prieſtern. Den Baldachin trugen<lb/> hieſige Bürger, welche auch das Faculiren be-<lb/> ſorgten. Unter dem Commando des Herrn<lb/> Lieutenants <hi rendition="#g">Heinz</hi> war eine Abtheilung des<lb/> k. k. priv. Bürgercorps ausgerückt, welche zu<lb/> beiden Seiten des Baldachins Spalier bildete.<lb/> Hinter dem Sanctiſſimum ſchritten die Herren<lb/> Alt-Vicebürgermeiſter Wilh. <hi rendition="#g">Nather,</hi> k. k. Notar<lb/><hi rendition="#g">Krampla,</hi> Stadtveroroneter <hi rendition="#g">Konečny</hi> und<lb/> mehrere Armenväter der Pfarre Sct. Michael.<lb/> Die Feier wurde mit einem <hi rendition="#aq">Te Deum</hi> und dem<lb/> heil. Segen geſchloſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Wahlen in die Delegation.)</hi> </head> <p>Die<lb/> deutſch-mähriſchen Abgeordneten einigten ſich<lb/> geſtern, nachſtehende Abgeordneten für die Dele-<lb/> gationswahl zu nominiren, und zwar: den<lb/> Präſidenten des Abgeordnetenhauſes Freiherrn v.<lb/><hi rendition="#g">Chlumecky,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Promber</hi> und Ritter v.<lb/><hi rendition="#g">Terſch.</hi> Zum erſten Erſatzmann wurde Franz<lb/><hi rendition="#g">Habicher</hi> nominirt. Vier Delegirtenſtellen und<lb/> zwei von Erſatzmännern wurden den tſchechiſchen<lb/> Abgeordneten aus Mähren überlaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Perſonales.)</hi> </head> <p>Der neuerna<supplied>n</supplied>nte Primararzt<lb/> der Olmützer Landesanſtalten Herr Med. Dr. <hi rendition="#g">Wil-<lb/> helm Rudolf Reich</hi> iſt heute hier ein getroffen<lb/> und hat ſein Amt angetreten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Spende der Olmützer Schützengeſellſchaft<lb/> für das 5. mähriſche Landesſchießen.)</hi> </head> <p>Der<lb/> Schützenrath der Olmützer k. k. priv. Scharf-<lb/> ſchützengeſellſchaft hat als Beſtes für das heuer<lb/> in Iglau ſtattfindende 5. mähriſche Landesſchießen<lb/> 20 Silbergulden gewidmet. Die Spende, welche<lb/> ſich in einer ſchön ausgeſtatteten Caſſette befindet,<lb/> iſt bereits vorgeſtern an den Iglauer Feſtausſchuß<lb/> abgegangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zur Studienreiſe des Olmützer Ge-<lb/> werbevereins nach Breslau.)</hi> </head> <p>Die Mitglieder<lb/> des Olmützer Gewerbevereines, welche an der<lb/> Studienreiſe des Vereines nach Breslau theil-<lb/> nehmen, werden die Reiſe, welche <hi rendition="#aq">via</hi> Prerau<lb/> erfolgt, heute Nachts um 12 U. 48 M. antreten.<lb/> Heute Abends findet eine Verſammlung der Fahrt-<lb/> theilnehmer im „Hotel Freißler“ ſtatt. Die Ankunft<lb/> in Breslau findet morgen ½10 Uhr Vor-<lb/> mittags ſtatt. — Das Programm für den<lb/> den Breslauer Aufenthalt enthält u. a. folgende<lb/> Puncte: Beſuch des Maſchinenmarktes, Fahrt<lb/> mit der electriſchen Bahn nach Scheitnig, Pro-<lb/> menade durch den Park nach dem zoologiſchen<lb/> Garten, Rückfahrt mit Dampfer, Beſichtigung des<lb/> Waſſerwerkes, Beſuch der Brauerei E. Haaſe,<lb/> Muſeum, Beſichtigung des ſtädt. Electricitäts-<lb/> werkes, Beſichtigung der Stadt (Rathhaus, Re-<lb/> gierungsgebäude ꝛc.), Beſuch der Liebichhöhe, Ver-<lb/> gnügungslocale ꝛc. Für fachmänniſche Führung<lb/> iſt geſorgt.</p> </div><lb/> <div xml:id="a3a" next="#a3b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Uebungsritt.)</hi> </head> <p>Morgen Samſtag, den<lb/> 2. Juni findet, wie von uns bereits gemeldet,<lb/> unter dem Commando Sr. Excellenz des Herrn</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Der große Bankdiebſtahl.</hi><lb/> Nach Mittheilungen des Chefs der New-Yorker<lb/> Geheimpolizei.</head><lb/> <byline>Roman von <hi rendition="#b">J. Howthorne.</hi> </byline><lb/> <p> <ref>(9. Fortſetzung.)</ref> </p><lb/> <p>Er verkaufte nur echte Steine, und hielt<lb/> ſtets Wort; wie es zuging, daß er ſeine Waare<lb/> um den dritten oder vierten Theil des gang-<lb/> baren Preiſes losſchlagen konnte, das war ſeine<lb/> Sache und ging ſeine Kunden nichts an. Die<lb/> Wohnung des Händlers fand Mrs. Nelſon<lb/> leicht; ſie war in dem Eckhaus neben der Er-<lb/> ſparnißbank, bei der ſie ihr Geld angelegt hatte.</p><lb/> <p>„Wie ich Dir ſchon ſagte — es gibt nicht<lb/> mehr als fünf Menſchen in der Welt, die nähe-<lb/> res über ihre Gemeinſchaft mit dieſem Diaman-<lb/> tenverkäufer wiſſen, und directe Beweiſe ſind<lb/> gar nicht vorhanden. Stelle Dir ihre Lage noch<lb/> einmal vor: Sie war eine gefeierte Schönheit,<lb/> war gewiſſermaßen zum äußerſten gebracht, das<lb/> Herz in ihr war todt, und was ihr die Welt<lb/> noch zu bieten hatte, wollte ſie nehmen. Daß es<lb/> ihr nicht an Phantaſie fehlte, beweiſt ihr Roman;<lb/> auch lag für ſie in dem Geheimnißvollen, dem<lb/> Gefahrdrohenden, ein eigener Reiz. Davon<lb/> haben wir heute Abend eine Probe geſehen.<lb/> Unter ſolchen Umſtänden, bei ſolchem natürlichen<lb/><cb/> Hang, haben Frauen oft ſchon verzweifeltere<lb/> Dinge gethan. Mit dem Diamantenhändler hatte<lb/> es ſeine eigene Bewandtniß. Man hielt ihn für<lb/> ſehr reich, aber wie er ſein Geld erwarb oder<lb/> wo er es bewah<supplied>r</supplied>te, wußte niemand. Seine ganze<lb/> Lebensweiſe und äußere Erſcheinung war höchſt<lb/> anſpruchslos; mancher Krämer treibt größeren<lb/> Aufwand. Man wußte, daß er Edelſteine kaufte<lb/> und verkaufte, doch konnte das unmöglich ſeine<lb/> einzige Beſchäftigung ſein. Sicher war, daß er<lb/> viele Eiſen auf einmal im Feuer hatte, aber was<lb/> er eigentlich unternahm, entzog ſich der Beobach-<lb/> tung. Er verſtand zu ſchweigen und brauchte<lb/> gern die Dienſte dritter Perſonen. Die Leitung<lb/> der Dinge behielt er zwar in der Hand, blieb<lb/> aber dabei am liebſten ganz im Hintergrund;<lb/> über die Angelegenheiten anderer genau unter-<lb/> richtet, ließ er ſich ſelbſt doch nicht in die Karten<lb/> ſehen. Es fehlte ihm nicht an Unternehmungs-<lb/> geiſt, hatte er ſich ein Ziel geſteckt, ſo ſchreckte<lb/> er vor keinem Wagniß zurück. In Geldſachen<lb/> verſtand er keinen Spaß; er war ein zäher Ge-<lb/> ſchäftsmann, der weder Rückſicht noch Erbarmen<lb/> kannte. Bis zu einem gewiſſen Punct ließ er mit<lb/> ſich handeln, darüber hinaus war er hart wie<lb/> Kieſelſtein.</p><lb/> <p>„Jeder Menſch hat jedoch ſeine ſchwache<lb/> Seite, die oft zu ſeinem ganzen übrigen Charac-<lb/> ter in geradem Widerſpruch ſteht. Hat man ſich<lb/> ein Vermögen erworben, ſeinen Ehrgeiz befrie-<lb/><cb/> digt, ſo ſtrebt man etwas anderes zu beſitzen<lb/> oder zu thun und zwar oft gerade das, wozu<lb/> man von Natur am wenigſten befähigt iſt. Ein<lb/> Eiſenbahnkönig will ſich als Künſtler auszeichnen,<lb/> ein Dichter eine Hängebrücke bauen, ein Inge-<lb/> nieur ein Oratorium componiren. Was ſich<lb/> dieſer zähe Diamantenhändler in den Kopf ge-<lb/> ſetzt hatte, war: bei Frauen Eroberungen zu<lb/> machen l Dieſe ſeine ſchwache Seite koſtete ihn<lb/> mehr als alle mißglückten Speculationen zuſam-<lb/> men. Eine Frau, die es verſtand, konnte ihn am<lb/> Narrſeil führen, wohin ſie wollte; freilich nur<lb/> ſo lange, bis er hinter ihre Schliche kam.</p><lb/> <p>„Alle Frauen aber, mit denen er ſich je<lb/> eingelaſſen, waren harmlos wie die Tauben im<lb/> Vergleich zu Mrs. Nelſon. Sie feſſelte ihn<lb/> durch ihre wunderbare Schönheit, ihren vorneh-<lb/> men Stand, ihre Klugheit, ihre vielſeitigen und<lb/> verſchiedenartigen Anlagen. Aber auch er ſeiner-<lb/> ſeits, das läßt ſich nicht bezweifeln, übte einen<lb/> gewiſſen Reiz auf ſie aus. Durch ihn er-<lb/> ſchloß ſich ihr ein ganz neuer Einblick in das<lb/> Leben, in eine ihr bisher fremde Sphäre voll<lb/> verbotener Früchte, wo ihr Fuß nie zuvor ge-<lb/> wandelt. Sie war an die Schmeicheleien und<lb/> Huldigungen der Männer ihres Kreiſes ge-<lb/> wöhnt, aber dieſer zugeknöpfte, verſchloſſene,<lb/> ungebildete Menſch gehörte zu einer ganz ande-<lb/> ren Sorte.</p><lb/> <p> <ref>(Fortſetzung folgt.)</ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
höheren Strafſatzes noch beigefügt, daß es ſich
um einen ſchweren Angriff auf die Immunität
eines Abgeordneten handelt, daß hiebei eine ganz
kaltblütige und reifliche Ueberlegung zu Tage
tritt und daß der Angeklagte ganz offenbar nur
von rein egoiſtiſcher Motiven geleitet war, ſomit
gewichtige, erſchwerende Umſtände vorliegen.
Correſpondenzen.
Ang.-Hradiſch, 31. Mai. [Orig.-Corr.]
(Beztrkslehrer-Conferenz.) Am 23. d.
fand die Bezirkslehrer-Conferenz für die deutſchen
Schulen des Stadt- und Landbezirkes Ungariſch-
Hradiſch im Berathungsſaale des neuen Gemeinde-
hauſes unter dem Vorſitze des k. k. Bezirksſchul-
Inſpectors Herrn Johann Stöckl ſtatt. Auch
der Vorſitzende des k. k. Bezirksſchulrathes Herr
Johann Protzkar erſchien in der Verſamm-
lung und begrüßte dieſelbe wärmſtens. Nachdem
der Vorſitzende zu ſeinem Stellvertreter den Bür-
gerſchuldirector Herrn Heinrich Wagner be-
ſtimmt hatte, wurde die Wahl der Schriftführer,
Scrutatoren und Reviſoren vorgenommen. Hierauf
folgte die programmmäßige Abwicklung der einzelnen
Verhandlungsgegenſtände. Die Wahrnehmungen
des k. k. Bezirksſchulinſpectors bei den Viſita-
tionen betreffend, erklärt derſelbe, daß er mit
wenigen Ausnahmen die Erfolge als theils be-
friedigend, theils ſehr befriedigend bezeichnen kann,
hob einige noch vorkommende Mängel hervor und
gab die Mittel zu ihrer Behebung an. Außerdem
ertheilte er ſehr beherzigenswerthe methodiſche
Winke über einzelne Schuldisciplinen und empfahl
ſchließlich der Lehrerſchaft das Leſen neuerer pä-
dagogiſcher und methodiſcher Werke, von denen
er mehrere namhaft machte. Die Vorträge der
einzelnen Lehrperſonen, ſowie das Referat über
die Steilſchrift gaben Zeugniß von dem Fleiße
und der ſorgfältigen Vorbereitung der Vortra-
genden. Insbeſondere wurde den practiſchen Lehr-
verſuchen der Lehrerinnen, Fräulein Antonie
Křivanek und Fräul. Eugenie Hrabal,
reicher Beifall gezollt. Sämmtliche Verhandlungs-
gegenſtände riefen eine rege Debatte hervor, an
der ſich die einzelnen Lehrperſonen mehr oder
weniger betheiligten. Zur Wahl des Vertreters der
Lehrerſchaft in den k. k. Bezirksſchulrath erſchien
auch die Lehrerſchaft der ſlav. Volksſchule. Gewählt
wurde ſowohl von den deutſchen als auch von
den ſlaviſchen Lehrern Bürgerſchuldirector Heinrich
Wagner. In die Bibliothekscommiſſion wur-
den gewählt: Oberlehrer Raimund Tluſtak,
Fachlehrer Bartholomäus Hanak, Fachlehrer
Rudolf Lachnit und Lehrer Joſef Dočkal.
In den ſtändigen Ausſchuß wurden gewählt:
Director Heinrich Wagner, Oberlehrer Adolf
Rotter und Lehrerin Antonie Křivanek.
Nachdem die Verhandlungspunkte erſchöpft waren,
wurde über Antrag des Directors Heinrich
Wagner einhellig beſchloſſen, den Herrn k. k.
Hofrath und Vicepräſidenten des k. k. Landes-
ſchulrathes Herrn Hofrath R. v. Januſchka an-
läßlich der demſelben verliehenen Allerhöchſten Aus-
zeichnung telegraphiſch zu beglückwünſchen. Hie-
rauf dankte Director Heinrich Wagner dem
Herrn Inſpector, der am Ende der ſechsjähri-
gen Functionsperiode ſteht, für ſeine der Lehrer-
ſchaft ſtets mit Wohlwollen ertheilten Rathſchläge
anläßlich der Viſitationen, worauf die Conferenz
mit einem begeiſterten dreimaligen Hoch auf Se.
Majeſtät den Kaiſer geſchloſſen wurde.
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 1. Juni.
(Se. kaiſ. Hoheit der Herr Erzherzog
Eugen) iſt von ſeiner Inſpicirungsreiſe geſtern
wieder hier eingetroffen.
(Fürſterzbiſchof Dr. Kohn in Berlin.)
Wie bereits gemeldet wurde, iſt der gegenwärtig
in Berlin weilende hochw. Fürſterzbiſchof Dr. Kohn
vorgeſtern vom deutſchen Kaiſer in Audienz
empfangen worden. Der Kirchenfürſt erſchien in
Begleitung der hochw. Prälaten Dr. Klug und
Dr. Weinlich und des Secretärs Dr. Botek
in der Audienz, zu welcher er in einem Hof-
ſtadtwagen vom „Hotel de Rome“ nach dem
königlichen Schloſſe abgeholt und dort durch den
Ober-Hof- und Hausmarſchall Grafen Eulen-
burg bei dem Monarchen eingeführt wurde. Die
Audienz ging in Gegenwart des Reichskanzlers,
des Präſidenten des Staatsminiſteriums und des
Unterrichtsminiſters vor ſich. Darauf wurde der
Fürſterzbiſchof von der Kaiſerin empfangen und zur
königlichen Tafel gezogen, welche zu 48 Gedecken
ſervirt war. Der Tafel wohnten außer dem König
von Sachſen und dem Prinzen und der Prinzeſſin
Johann Georg von Sachſen, die preußi-
ſchen Prinzen und Prinzeſſinnen, Reichskanzler
Graf Caprivi, Cultusminiſter Dr. Boſſe,
der Miniſterpräſident Graf Eulenburg, der
commandirende General des Gardecorps, Prälaten
Dr. Klug u. Dr. Weinlich bei. Geſtern hat ſich
der Fürſterzbiſchof von Berlin nach Breslau be-
geben, wo er im fürſtbiſchöflichen Palais als Gaſt
des Cardinals Kopp Wohnung nahm und dann
dem Oberpräſidenten Dr. v. Seydwitz einen
Beſuch abſtattete.
(Frohnleichnamsproceſſion in der Stadt-
pfarrkirche zu Sct. Michael.) Geſtern Nach-
mittags 4 Uhr wurde die Octave der Frohn-
leichnamsfeier in der ſtädt. Pfarrkirche zu Sct.
Michael in feierlicher Weiſe beendet. Um die ge-
nannte Stunde celebrirte der hochw. Pfarrer
Monſignore Dr. Ignaz Panák unter großer
geiſtlicher Aſſiſtenz den heil. Segen, worauf die
Frohnleichnamsproceſſion aus der Kirche trat und
am Max-Joſef-Platz und Juliusberge ihren Um-
zug hielt. Den Zug eröffnete die Dienerſchaft
des fürſterzbiſchöflichen Seminars, die Geiſtlichkeit
des Kapuzinerordens, die Alumnen, hierauf
folgte die weibliche Schuljugend im Feſtkleide,
die Choraliſten und die Pfarrgeiſtlichkeit von
Sct. Michael und mehrere Prieſter, der hochw
Herr Pfarrer Monſignore Dr. Ignaz Panák
mit dem Sanctiſſimum, umgeben von den
aſſiſtirenden Prieſtern. Den Baldachin trugen
hieſige Bürger, welche auch das Faculiren be-
ſorgten. Unter dem Commando des Herrn
Lieutenants Heinz war eine Abtheilung des
k. k. priv. Bürgercorps ausgerückt, welche zu
beiden Seiten des Baldachins Spalier bildete.
Hinter dem Sanctiſſimum ſchritten die Herren
Alt-Vicebürgermeiſter Wilh. Nather, k. k. Notar
Krampla, Stadtveroroneter Konečny und
mehrere Armenväter der Pfarre Sct. Michael.
Die Feier wurde mit einem Te Deum und dem
heil. Segen geſchloſſen.
(Die Wahlen in die Delegation.) Die
deutſch-mähriſchen Abgeordneten einigten ſich
geſtern, nachſtehende Abgeordneten für die Dele-
gationswahl zu nominiren, und zwar: den
Präſidenten des Abgeordnetenhauſes Freiherrn v.
Chlumecky, Dr. Promber und Ritter v.
Terſch. Zum erſten Erſatzmann wurde Franz
Habicher nominirt. Vier Delegirtenſtellen und
zwei von Erſatzmännern wurden den tſchechiſchen
Abgeordneten aus Mähren überlaſſen.
(Perſonales.) Der neuernannte Primararzt
der Olmützer Landesanſtalten Herr Med. Dr. Wil-
helm Rudolf Reich iſt heute hier ein getroffen
und hat ſein Amt angetreten.
(Spende der Olmützer Schützengeſellſchaft
für das 5. mähriſche Landesſchießen.) Der
Schützenrath der Olmützer k. k. priv. Scharf-
ſchützengeſellſchaft hat als Beſtes für das heuer
in Iglau ſtattfindende 5. mähriſche Landesſchießen
20 Silbergulden gewidmet. Die Spende, welche
ſich in einer ſchön ausgeſtatteten Caſſette befindet,
iſt bereits vorgeſtern an den Iglauer Feſtausſchuß
abgegangen.
(Zur Studienreiſe des Olmützer Ge-
werbevereins nach Breslau.) Die Mitglieder
des Olmützer Gewerbevereines, welche an der
Studienreiſe des Vereines nach Breslau theil-
nehmen, werden die Reiſe, welche via Prerau
erfolgt, heute Nachts um 12 U. 48 M. antreten.
Heute Abends findet eine Verſammlung der Fahrt-
theilnehmer im „Hotel Freißler“ ſtatt. Die Ankunft
in Breslau findet morgen ½10 Uhr Vor-
mittags ſtatt. — Das Programm für den
den Breslauer Aufenthalt enthält u. a. folgende
Puncte: Beſuch des Maſchinenmarktes, Fahrt
mit der electriſchen Bahn nach Scheitnig, Pro-
menade durch den Park nach dem zoologiſchen
Garten, Rückfahrt mit Dampfer, Beſichtigung des
Waſſerwerkes, Beſuch der Brauerei E. Haaſe,
Muſeum, Beſichtigung des ſtädt. Electricitäts-
werkes, Beſichtigung der Stadt (Rathhaus, Re-
gierungsgebäude ꝛc.), Beſuch der Liebichhöhe, Ver-
gnügungslocale ꝛc. Für fachmänniſche Führung
iſt geſorgt.
(Uebungsritt.) Morgen Samſtag, den
2. Juni findet, wie von uns bereits gemeldet,
unter dem Commando Sr. Excellenz des Herrn
Der große Bankdiebſtahl.
Nach Mittheilungen des Chefs der New-Yorker
Geheimpolizei.
Roman von J. Howthorne.
(9. Fortſetzung.)
Er verkaufte nur echte Steine, und hielt
ſtets Wort; wie es zuging, daß er ſeine Waare
um den dritten oder vierten Theil des gang-
baren Preiſes losſchlagen konnte, das war ſeine
Sache und ging ſeine Kunden nichts an. Die
Wohnung des Händlers fand Mrs. Nelſon
leicht; ſie war in dem Eckhaus neben der Er-
ſparnißbank, bei der ſie ihr Geld angelegt hatte.
„Wie ich Dir ſchon ſagte — es gibt nicht
mehr als fünf Menſchen in der Welt, die nähe-
res über ihre Gemeinſchaft mit dieſem Diaman-
tenverkäufer wiſſen, und directe Beweiſe ſind
gar nicht vorhanden. Stelle Dir ihre Lage noch
einmal vor: Sie war eine gefeierte Schönheit,
war gewiſſermaßen zum äußerſten gebracht, das
Herz in ihr war todt, und was ihr die Welt
noch zu bieten hatte, wollte ſie nehmen. Daß es
ihr nicht an Phantaſie fehlte, beweiſt ihr Roman;
auch lag für ſie in dem Geheimnißvollen, dem
Gefahrdrohenden, ein eigener Reiz. Davon
haben wir heute Abend eine Probe geſehen.
Unter ſolchen Umſtänden, bei ſolchem natürlichen
Hang, haben Frauen oft ſchon verzweifeltere
Dinge gethan. Mit dem Diamantenhändler hatte
es ſeine eigene Bewandtniß. Man hielt ihn für
ſehr reich, aber wie er ſein Geld erwarb oder
wo er es bewahrte, wußte niemand. Seine ganze
Lebensweiſe und äußere Erſcheinung war höchſt
anſpruchslos; mancher Krämer treibt größeren
Aufwand. Man wußte, daß er Edelſteine kaufte
und verkaufte, doch konnte das unmöglich ſeine
einzige Beſchäftigung ſein. Sicher war, daß er
viele Eiſen auf einmal im Feuer hatte, aber was
er eigentlich unternahm, entzog ſich der Beobach-
tung. Er verſtand zu ſchweigen und brauchte
gern die Dienſte dritter Perſonen. Die Leitung
der Dinge behielt er zwar in der Hand, blieb
aber dabei am liebſten ganz im Hintergrund;
über die Angelegenheiten anderer genau unter-
richtet, ließ er ſich ſelbſt doch nicht in die Karten
ſehen. Es fehlte ihm nicht an Unternehmungs-
geiſt, hatte er ſich ein Ziel geſteckt, ſo ſchreckte
er vor keinem Wagniß zurück. In Geldſachen
verſtand er keinen Spaß; er war ein zäher Ge-
ſchäftsmann, der weder Rückſicht noch Erbarmen
kannte. Bis zu einem gewiſſen Punct ließ er mit
ſich handeln, darüber hinaus war er hart wie
Kieſelſtein.
„Jeder Menſch hat jedoch ſeine ſchwache
Seite, die oft zu ſeinem ganzen übrigen Charac-
ter in geradem Widerſpruch ſteht. Hat man ſich
ein Vermögen erworben, ſeinen Ehrgeiz befrie-
digt, ſo ſtrebt man etwas anderes zu beſitzen
oder zu thun und zwar oft gerade das, wozu
man von Natur am wenigſten befähigt iſt. Ein
Eiſenbahnkönig will ſich als Künſtler auszeichnen,
ein Dichter eine Hängebrücke bauen, ein Inge-
nieur ein Oratorium componiren. Was ſich
dieſer zähe Diamantenhändler in den Kopf ge-
ſetzt hatte, war: bei Frauen Eroberungen zu
machen l Dieſe ſeine ſchwache Seite koſtete ihn
mehr als alle mißglückten Speculationen zuſam-
men. Eine Frau, die es verſtand, konnte ihn am
Narrſeil führen, wohin ſie wollte; freilich nur
ſo lange, bis er hinter ihre Schliche kam.
„Alle Frauen aber, mit denen er ſich je
eingelaſſen, waren harmlos wie die Tauben im
Vergleich zu Mrs. Nelſon. Sie feſſelte ihn
durch ihre wunderbare Schönheit, ihren vorneh-
men Stand, ihre Klugheit, ihre vielſeitigen und
verſchiedenartigen Anlagen. Aber auch er ſeiner-
ſeits, das läßt ſich nicht bezweifeln, übte einen
gewiſſen Reiz auf ſie aus. Durch ihn er-
ſchloß ſich ihr ein ganz neuer Einblick in das
Leben, in eine ihr bisher fremde Sphäre voll
verbotener Früchte, wo ihr Fuß nie zuvor ge-
wandelt. Sie war an die Schmeicheleien und
Huldigungen der Männer ihres Kreiſes ge-
wöhnt, aber dieſer zugeknöpfte, verſchloſſene,
ungebildete Menſch gehörte zu einer ganz ande-
ren Sorte.
(Fortſetzung folgt.)
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