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Mährisches Tagblatt. Nr. 100, Olmütz, 02.05.1892.

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in diesem Quartette wie in der Mendelssohn'schen
Canzonetta und in der schwermüthigen Tschaikows-
ky'schen Romanze die großartige von jeder komö-
diantenhaften Virtuosität freie Ruhe des Spiels, die
elegante Bogenführung Rose's, sowie den herr-
lichen üppigen Klang seines Spiels auf der
G-Saite. Die beiden letzten Nummern, Herbert's
Serenade und Rossinis Tarantella gaben Gele-
genheit die außerordentliche Technik des Quar-
tetts und die nicht zu überbietende Reinheit des
Tons selbst im schwierigsten Passagenwerk und
raschesten Tempo zu bewundern und jeden ein-
zelnen Künstler des Quartetts auch als echten
vollendeten Musiker zu erkennen. Die Hörer
sogen sich förmlich voll an den schönen Klang-
effecten und jubelten die Künstler noch am Schluße
des Concertes mehrmals hervor. Wir haben alle
Ursache unserem Musikvereine für dieses Concert
dankbar zu sein und wir glauben einem allge-
meinen Gedanken Ausdruck zu geben, wenn wir
sagen, die vier Künstler werden uns willkommen
sein, wenn sie recht bald zu uns zurückkehren.

(Vom Theater.)

Unsere Bühnenmitglieder
haben mit der "Näherin" am Sonnabende ihr
erfolgreiches Gastspiel in Proßnitz abgeschlossen.
Jeder einzelne von ihnen, besonders die Damen
Maltana und Perlinger ernteten Stürme von
Beifall. Frl. Maltana geht von hier nach Nürn-
berg in's Engagement, Frau Valmore wurde für
das Sommertheater in Merienbad engagirt.

(Von der Olmützer k. k. deutschen Leh-
rerbildungsanstalt.)

An der hiesigen k. k. deut-
scheu Lehrerbildungsanstalt beginnen die Befä-
higungsprüfungen
für Arbeitsleh-
rerinnen
an Volks- und Bürgerschulen am
16. Mai. Die gehörig belegten Gesuche um
Zulassung zu diesen Prüfungen sind längstens
bis zum 10. Mai der Direction der genannten
Anstalt vorzulegen.

(Der erste Mai.)

Der erste Tag des
Wonnemonds verlief heuer in sehr trüber Stim-
mung. Es regnete fast den ganzen Tag über und
unterblieben deshalb auch die sonst am ersten
Maitage üblichen Ausflüge in die Umgebung
unserer Stadt. Um 5 Uhr Morgens durchzogen
die Militärcapellen der Infanterie-Regimenter
Nr. 54 und 93 mit klingendem Spiele die Stadt
und veranstalteten vor den Wohnungen der hie-
sigen civilen, militärischen und geistlichen Wür-
denträgern Morgenständchen. Die Theilnahme
des Publicums an der musikalischen Tagesrevellle
war eine sehr geringe.

(Maifeier der Olmützer Typographen.)

Anläßlich der Feier des ersten Mai veranstalteten
die hiesigen Typographen gestern Abends in ihren
Vereinslocalitäten "zum schwarzen Adler" eine
gemüthliche Abend-Unterhaltung, die einen
sehr animirten Verlauf nahm, Die Feier wurde
mit dem "Lied der Arbeit" eingeleitet, woran sich
komische Vorträge, Duette, Couplets, Quartette
und Declamationen anschlossen. Große Heiterkeit
erregte die Vorführung eines "humoristischen
Quartettes". Auch mehrere der Feier beiwohnende
Gäste boten ihr Bestes zum Gelingen des Abends.
Erst nach Mitternacht trennte sich die zahlreich
erschienene Gesellschaft. Den Arrangeuren des
Abends sei für das Gelingen desselben der beste
Dank gezollt.

(Die Feier des 1. Mai in Nordmähren.)

Nach den uns heute zugekommenen Berichten ist
die Feier des 1. Mai in den von der Arbeiter
Bevölkerung bewohnten Städten Nordmährens
ziemlich ruhig abgelaufen, wozu das schlechte
Wetter, welches gestern herrschte, nicht wenig bei-
trug. Man schreibt uns aus M. Schönberg:
Die Feier des 1. Mai hat hier einen ruhigen
Verlauf genommen. Die Arbeiter veranstalteten
einen Ausflug in eine benachbarte Gemeinde,
woselbst eine Unterhaltung stattfand, die durch
keinen Mißton gestört wurde. -- Aus Sternberg
wird uns geschrieben: Der 1. Mai verlief hier
ohne jedwede Störung der öffentlichen Ruhe. Am
Vormittag fand im Schießstatt-Saale eine Volks-
versammlung statt, bei welcher der Redacteur
der "Volkstribüne" Schuhmaier aus Wien über
die Lage der Arbeiter, deren Bestrebungen und
Ziele sprach. Derselbe erörterte die bekannten
Forderungen der Arbeiterschaft nach Einführung
der achtstündigen Arbeitszeit, das allgemeine
Wahlrecht und die Aufhebung der durch das
Vereins- und Versammlungsrecht gegebenen Be-
schränkungen. Schuhmaier hielt sich im Allge-
meinen innerhalb der gesetzlichen Grenzen und wurde
[Spaltenumbruch] blos, als derselbe gewisse seitens der Behörden
anläßlich des 1. Mai verfügte Maßnahmen einer
Kritik unterziehen wollte, vom anwesenden Regie-
rungsvertreter k. k. Bezirks-Commissär Emil
von Winkler durch den Vorsitzenden der
Versammlung zur Ordnung gerufen. Die Ver-
sammlung war von beiläufig 500 Arbeitern be-
sucht. Das für den Nachmittag anberaumte Volks-
fest mußte der ungünstigen Witterung wegen
unterbleiben und fand an dessen Stelle ein Con-
cert und am Abend ein Tanzkränzchen im
Schießstatt-Saale statt.

(Bezirkslehrer-Conferenz des Landbe-
zirkes Olmütz.)

Die diesjährige Conferenz der
Lehrer an den deutschen Schulen des Olmützer
Landbezirkes fand Samstag unter dem Vorsitze
des Herrn k. k. Bezirksschulinspectors Johann
Schober im Schulgebäude zu Paulowitz statt.
Nach Begrüßung der Versammlung durch den
Vorsitzenden wurde diese auch Namens des Orts-
schulrathes und der Gemeindevertretung vom Ob-
manne des ersteren, Herrn E. Siegel freundlichst
begrüßt. Zu seinem Vertreter ernannte der Herr
k. k. Bezirksschulinspector Herrn Oberlehrer
L. Schwammel aus Neugasse. Zu Schriftführern
wurden per acclamationem die Herren J. Ol-
schanowsky (Neugasse) und J. Kasper (Schno-
bolin) gewählt. Die Reihenfolge der Vorträge
eröffneten die "Bemerkungen des Herrn k k. Be-
zirksschulinsp ctors über seine Wahrnehmungen bei
den Schulvisitationen," welche, wie immer, viele
pädagogisch-didactische Winke enthielten, und von der
Lehrerschaft mit gespannenter Aufmerksamkeit aufge-
nommen wurden. Daran reihten sich die Vorträge:
a) "Wie sind die methodisch geleiteten Uebungen im
Abschreiben einzurichten damit sie den Unterricht im
Gedankenausdrucke fördern?" (Ref. Herr Schulleiter
Röder--Haslicht); b) "Bezeichnung der patrioti-
schen Gedenktage für einzelne Schulcategorien des
Bezirkes" (Referent Herr Schulleiter Schiebel--
Nedweis); c) "Revision des Beschlusses über das
Lineament der Schülertheken" (Referent Herr
Lehrer Franz Mikulasch); d) "Bericht über die
Erfahrnngen in der Steilschrift" (Referent Herr
Lehrer Carl Stenzel--Neugasse); e) "Bericht
über die Wahrnehmungen beim Turnen nach
militärischen Befehlen" (Referent Herr Schulleiter
Wenzel Thuma--Weska); f) "Vorführung eines
neuen, vom Lehrer Mikulasch hergestellten
Rechenapparates" (Referent der Aussteller selbst);
g) "Practische Lehrprobe aus dem Turnen mit
militärischen Befehlen" (Ref. Herr Oberlehrer
G. Hiecke-Paulowitz). Die einzelnen Referenten
haben sich ihrer Aufgabe in lobenswerter Weise
entledigt. Eine längere Debatte entspann sich
nur bei dem Referate über die Steilschrift, an
der sich nebst dem Berichterstatter die Herren
Oberlehrer L. Schwammel und G. Hiecke und
Lehrer Mikulasch betheiligten; ein endgiltiger
Beschluß über Einführung derselben wurde wegen
der verhältnißmäßig kurzen Zeit der Versuche
nicht gefaßt. Bezüglich des Gebrauchs der Lehr-
und Lernmittel für das nächste Schuljahr wurde
die Beibehaltung der bisherigen beschlossen. Nach
Berichterstattung der Commission über den Stand
und die Benützung der Bezirkslehrerbibliothek
und über Gebarung mit den zu Anschaffungen
für dieselbe bewilligten Beträgen wurden die
verschiedenen Wahlen vorgenommen. Als Dele-
girter für die Landes-Lehrerconferenz wurde
Herr Lehrer Fr. Mikulaschek-Paulowitz gewählt.
Zum Schlusse wurde ein Antrag des Herrn
Lehrers Polly-Paulowitz bezüglich des Turnens
in den Lehrzimmern während der Wintermonate
eingebracht und beschlossen, denselben durch den
gewählten Referenten der Landes Lehrerconferenz
zur Erwägung vorzulegen. Mit einem dreima-
ligen "Hoch!" auf Se. Majestät den Kaiser und
der Absingung der Volkshymne wurde die Con-
ferenz geschlossen. Die Lehrerschaft des Bezirkes
hatte sodann Gelegenheit die reichhaltige Lehr-
mittel-Sammlung der Paulowitzer Schule in
Augenschein zu nehmen.

(Spenden für Schulzwecke.)

Man schreibt
uns: "Der deutsche landwirthschaftliche Vorschuß-
verein in Nebotein hat, wie alljährlich, auch
im heurigen Jahre seine schulfreundliche Gesinnug
dadurch manifestirt, daß er abermals nachfolgen-
den Gemeinden Spenden zukommen ließ. Der
Gemeinde Salzergut zum Schulbaue den Betrag
von 50 fl. ö. W.: ferner zur Anschaffung von
Lehrmitteln und Schulrequisiten für bedürftige
Schüler den deutschen Volksschulen in Nebotein:
[Spaltenumbruch] 100 fl. 50 kr. Nedweis: 22 fl. 78 kr. Nimlau:
40 fl. 87 kr. Schnobolin: 52 fl. 93 kr. Neu-
gasse: 27 fl. 47 kr. Neustift: 17 fl. 42 kr.
Neretein: 14 fl. 74 kr. und der böhmischen
Volksschule in Topolan 20 fl. 77 kr.

(Postalisches.)

Zufolge hohen Handelsmi-
nisterialerlaßes vom 7. April 1892, Z. 13942
können von nun an Postpackete bis zum Gewichte
von 2 Kilogramm ohne Werthangabe und Nach-
nahme nach Japan uud Korea via Italien zur
Versendung gelangen. Diesen Postpacketen sind
unbeschadet der etwa erforderlichen statistischen
Declaration je zwei Zolldeclarationen in deutscher
Sprache beizugeben. Die bei der Aufgabe hie-
für einzuhebende Gebühr beträgt 2 fl. 50 kr.,
wovon 4 Francs 50 Centimes als Weiterfranco
zu vergüten sind. Von der Beförderung ausge-
schlossen sind bis auf Weiteres jene Gegenstände,
welche auch in Postfrachtstücken nach Japan nicht
befördert werden dürfen. -- Vom 1. Mai d. J. ange-
fangen, sind im internen sowie im Wechselverkehre
Oesterreichs mit Ungarn und Bosnien und der
Herzegowina sowie mit den k. k. Postanstalten
in der Levante Waarenprobensendungen bis zum
Höchstgewichte von 350 Gramm und bis zur
Ausdehnung von 30 Centimeter Länge, 20 Cen-
timeter Breite und 10 Centimeter Höhe, oder,
bei Sendungen in Rollenform, 30 Centimeter
Länge und 15 Centm. Durchmesser zulässig. Das
Porto für Waarenproben bis zum Gewichte von
250 Gramm beträgt 5 kr. für solche von 250
bis 350 Gramm 10 kr. Für den Verkehr mit
den k. und k. Feldpostanstalten im Sandschak
Novibazar bleiben die bisherigen Maß- und Ge-
wichtsbeschränkungen für Waarenprobensendungen
in Kraft. Hievon geschieht zu Folge Erlasses
des hohen k. k. Handelsministeriums vom 21.
April 1892 Z. 18.691 die Verlautbarung.

(Nächtliche Ruhestörung.)

Heutee Nachts
12 Uhr wurden die Bewohner des Nieder-
rings durch einen großen Lärm auf der Straße
aus dem Schlafe geschreckt. Ein Civilist wurde
von mehreren Soldaten verfolgt und schrieen die
Letzteren mit lauter Stimme: Aufhalten, Auf-
halten! Als der Civilist demzufolge von mehreren
des Weges kommenden Passanten, welche etwa
glauben mochten, es handle sich um einen Dieb-
stahl oder ein sonstiges Verbrechen aufgehalten
wurde, stellte es sich heraus, daß der Civilist,
ein Privatbeamter aus Wien, einen Feldwebel
über Aufforderung eines zweiten Soldaten in-
fultirt und darauf die Flucht ergriffen hatte,
daß der Mißhaudelte mit mehreren Genossen
den Altentätter verfolglte und auf diese
Weise die nächtliche Ruhestörung verursacht
worden war. Die Ruhestörer wurden zunächst
zur Polizei gestellt und die weitere Amtshand-
lung eingeleitet.

(Mord und Selbstmord.)

Aus Müglitz,
30. April, wird gemeldet: Heute Vormittags
erschoß der 28jährige Kaminfegergehilfe Ferdinand
Kneifel aus Müglitz mit einem Revolver zu-
erst seine Geliebte, die 32 Jahre alte Dienstmagd
Marie Jesch, auf welche er zwei Schüsse ab-
feuerte und sodann sich selbst. Passanten, welche
die Schüsse hörten, eilten rasch auf den Thatort,
woselbst sie Kneifel und dessen Geliebte bereits
entseelt vorfanden. Dieselben hielten sich noch im
Tode umschlungen. Nach einem von Kneifel
hinterlassenem Briefe erfolgte diese Verzweif-
ungsthat im beiderseitigen Einverständnisse
der Liebenden, angeblich weil ihre Vereini-
gung im Leben unmöglich war. Kneifel war mit
seiner Geliebten Freitag in Olmütz, woselbst er
seine Uhr versetzte und von dem erhaltenen Gelde
den Revolver kaufte. Nach Kneifel, der Reservist
ist, wurde übrigens bereits längere Zeit geforscht,
weil derselbe sich schon zum zweitenmale der
Waffenübung entzogen hatte.

(Schadenfeuer.)

Aus Müglitz, 30. April
wird uns geschrieben: Seit den Osterfeiertagen
haben wir in unserer Nachbarschaft schon drei
Schadenfeuer zu verzeichnen und zwar in Loschitz,
Ohrnes und Pobutsch. In jedem der genannten
Ortschaften brannten mehrere Objecte ab. Merk-
würdigerweise konnte bis nun nirgends die Ent-
stehungsursache dieses Brandes ermittelt werden,
obwohl der Verdacht einer verbrecherischen Brand-
legung aus Abgang jedweden Anlasses ausge-
schlossen ist.




[Spaltenumbruch]

in dieſem Quartette wie in der Mendelsſohn’ſchen
Canzonetta und in der ſchwermüthigen Tſchaikows-
ky’ſchen Romanze die großartige von jeder komö-
diantenhaften Virtuoſität freie Ruhe des Spiels, die
elegante Bogenführung Roſé’s, ſowie den herr-
lichen üppigen Klang ſeines Spiels auf der
G-Saite. Die beiden letzten Nummern, Herbert’s
Serenade und Roſſinis Tarantella gaben Gele-
genheit die außerordentliche Technik des Quar-
tetts und die nicht zu überbietende Reinheit des
Tons ſelbſt im ſchwierigſten Paſſagenwerk und
raſcheſten Tempo zu bewundern und jeden ein-
zelnen Künſtler des Quartetts auch als echten
vollendeten Muſiker zu erkennen. Die Hörer
ſogen ſich förmlich voll an den ſchönen Klang-
effecten und jubelten die Künſtler noch am Schluße
des Concertes mehrmals hervor. Wir haben alle
Urſache unſerem Muſikvereine für dieſes Concert
dankbar zu ſein und wir glauben einem allge-
meinen Gedanken Ausdruck zu geben, wenn wir
ſagen, die vier Künſtler werden uns willkommen
ſein, wenn ſie recht bald zu uns zurückkehren.

(Vom Theater.)

Unſere Bühnenmitglieder
haben mit der „Näherin“ am Sonnabende ihr
erfolgreiches Gaſtſpiel in Proßnitz abgeſchloſſen.
Jeder einzelne von ihnen, beſonders die Damen
Maltana und Perlinger ernteten Stürme von
Beifall. Frl. Maltana geht von hier nach Nürn-
berg in’s Engagement, Frau Valmore wurde für
das Sommertheater in Merienbad engagirt.

(Von der Olmützer k. k. deutſchen Leh-
rerbildungsanſtalt.)

An der hieſigen k. k. deut-
ſcheu Lehrerbildungsanſtalt beginnen die Befä-
higungsprüfungen
für Arbeitsleh-
rerinnen
an Volks- und Bürgerſchulen am
16. Mai. Die gehörig belegten Geſuche um
Zulaſſung zu dieſen Prüfungen ſind längſtens
bis zum 10. Mai der Direction der genannten
Anſtalt vorzulegen.

(Der erſte Mai.)

Der erſte Tag des
Wonnemonds verlief heuer in ſehr trüber Stim-
mung. Es regnete faſt den ganzen Tag über und
unterblieben deshalb auch die ſonſt am erſten
Maitage üblichen Ausflüge in die Umgebung
unſerer Stadt. Um 5 Uhr Morgens durchzogen
die Militärcapellen der Infanterie-Regimenter
Nr. 54 und 93 mit klingendem Spiele die Stadt
und veranſtalteten vor den Wohnungen der hie-
ſigen civilen, militäriſchen und geiſtlichen Wür-
denträgern Morgenſtändchen. Die Theilnahme
des Publicums an der muſikaliſchen Tagesrevellle
war eine ſehr geringe.

(Maifeier der Olmützer Typographen.)

Anläßlich der Feier des erſten Mai veranſtalteten
die hieſigen Typographen geſtern Abends in ihren
Vereinslocalitäten „zum ſchwarzen Adler“ eine
gemüthliche Abend-Unterhaltung, die einen
ſehr animirten Verlauf nahm, Die Feier wurde
mit dem „Lied der Arbeit“ eingeleitet, woran ſich
komiſche Vorträge, Duette, Couplets, Quartette
und Declamationen anſchloſſen. Große Heiterkeit
erregte die Vorführung eines „humoriſtiſchen
Quartettes“. Auch mehrere der Feier beiwohnende
Gäſte boten ihr Beſtes zum Gelingen des Abends.
Erſt nach Mitternacht trennte ſich die zahlreich
erſchienene Geſellſchaft. Den Arrangeuren des
Abends ſei für das Gelingen desſelben der beſte
Dank gezollt.

(Die Feier des 1. Mai in Nordmähren.)

Nach den uns heute zugekommenen Berichten iſt
die Feier des 1. Mai in den von der Arbeiter
Bevölkerung bewohnten Städten Nordmährens
ziemlich ruhig abgelaufen, wozu das ſchlechte
Wetter, welches geſtern herrſchte, nicht wenig bei-
trug. Man ſchreibt uns aus M. Schönberg:
Die Feier des 1. Mai hat hier einen ruhigen
Verlauf genommen. Die Arbeiter veranſtalteten
einen Ausflug in eine benachbarte Gemeinde,
woſelbſt eine Unterhaltung ſtattfand, die durch
keinen Mißton geſtört wurde. — Aus Sternberg
wird uns geſchrieben: Der 1. Mai verlief hier
ohne jedwede Störung der öffentlichen Ruhe. Am
Vormittag fand im Schießſtatt-Saale eine Volks-
verſammlung ſtatt, bei welcher der Redacteur
der „Volkstribüne“ Schuhmaier aus Wien über
die Lage der Arbeiter, deren Beſtrebungen und
Ziele ſprach. Derſelbe erörterte die bekannten
Forderungen der Arbeiterſchaft nach Einführung
der achtſtündigen Arbeitszeit, das allgemeine
Wahlrecht und die Aufhebung der durch das
Vereins- und Verſammlungsrecht gegebenen Be-
ſchränkungen. Schuhmaier hielt ſich im Allge-
meinen innerhalb der geſetzlichen Grenzen und wurde
[Spaltenumbruch] blos, als derſelbe gewiſſe ſeitens der Behörden
anläßlich des 1. Mai verfügte Maßnahmen einer
Kritik unterziehen wollte, vom anweſenden Regie-
rungsvertreter k. k. Bezirks-Commiſſär Emil
von Winkler durch den Vorſitzenden der
Verſammlung zur Ordnung gerufen. Die Ver-
ſammlung war von beiläufig 500 Arbeitern be-
ſucht. Das für den Nachmittag anberaumte Volks-
feſt mußte der ungünſtigen Witterung wegen
unterbleiben und fand an deſſen Stelle ein Con-
cert und am Abend ein Tanzkränzchen im
Schießſtatt-Saale ſtatt.

(Bezirkslehrer-Conferenz des Landbe-
zirkes Olmütz.)

Die diesjährige Conferenz der
Lehrer an den deutſchen Schulen des Olmützer
Landbezirkes fand Samſtag unter dem Vorſitze
des Herrn k. k. Bezirksſchulinſpectors Johann
Schober im Schulgebäude zu Paulowitz ſtatt.
Nach Begrüßung der Verſammlung durch den
Vorſitzenden wurde dieſe auch Namens des Orts-
ſchulrathes und der Gemeindevertretung vom Ob-
manne des erſteren, Herrn E. Siegel freundlichſt
begrüßt. Zu ſeinem Vertreter ernannte der Herr
k. k. Bezirksſchulinſpector Herrn Oberlehrer
L. Schwammel aus Neugaſſe. Zu Schriftführern
wurden per acclamationem die Herren J. Ol-
ſchanowsky (Neugaſſe) und J. Kasper (Schno-
bolin) gewählt. Die Reihenfolge der Vorträge
eröffneten die „Bemerkungen des Herrn k k. Be-
zirksſchulinſp ctors über ſeine Wahrnehmungen bei
den Schulviſitationen,“ welche, wie immer, viele
pädagogiſch-didactiſche Winke enthielten, und von der
Lehrerſchaft mit geſpannenter Aufmerkſamkeit aufge-
nommen wurden. Daran reihten ſich die Vorträge:
a) „Wie ſind die methodiſch geleiteten Uebungen im
Abſchreiben einzurichten damit ſie den Unterricht im
Gedankenausdrucke fördern?“ (Ref. Herr Schulleiter
Röder—Haslicht); b) „Bezeichnung der patrioti-
ſchen Gedenktage für einzelne Schulcategorien des
Bezirkes“ (Referent Herr Schulleiter Schiebel—
Nedweis); c) „Reviſion des Beſchluſſes über das
Lineament der Schülertheken“ (Referent Herr
Lehrer Franz Mikulaſch); d) „Bericht über die
Erfahrnngen in der Steilſchrift“ (Referent Herr
Lehrer Carl Stenzel—Neugaſſe); e) „Bericht
über die Wahrnehmungen beim Turnen nach
militäriſchen Befehlen“ (Referent Herr Schulleiter
Wenzel Thuma—Weska); f) „Vorführung eines
neuen, vom Lehrer Mikulaſch hergeſtellten
Rechenapparates“ (Referent der Ausſteller ſelbſt);
g) „Practiſche Lehrprobe aus dem Turnen mit
militäriſchen Befehlen“ (Ref. Herr Oberlehrer
G. Hiecke-Paulowitz). Die einzelnen Referenten
haben ſich ihrer Aufgabe in lobenswerter Weiſe
entledigt. Eine längere Debatte entſpann ſich
nur bei dem Referate über die Steilſchrift, an
der ſich nebſt dem Berichterſtatter die Herren
Oberlehrer L. Schwammel und G. Hiecke und
Lehrer Mikulaſch betheiligten; ein endgiltiger
Beſchluß über Einführung derſelben wurde wegen
der verhältnißmäßig kurzen Zeit der Verſuche
nicht gefaßt. Bezüglich des Gebrauchs der Lehr-
und Lernmittel für das nächſte Schuljahr wurde
die Beibehaltung der bisherigen beſchloſſen. Nach
Berichterſtattung der Commiſſion über den Stand
und die Benützung der Bezirkslehrerbibliothek
und über Gebarung mit den zu Anſchaffungen
für dieſelbe bewilligten Beträgen wurden die
verſchiedenen Wahlen vorgenommen. Als Dele-
girter für die Landes-Lehrerconferenz wurde
Herr Lehrer Fr. Mikulaſchek-Paulowitz gewählt.
Zum Schluſſe wurde ein Antrag des Herrn
Lehrers Polly-Paulowitz bezüglich des Turnens
in den Lehrzimmern während der Wintermonate
eingebracht und beſchloſſen, denſelben durch den
gewählten Referenten der Landes Lehrerconferenz
zur Erwägung vorzulegen. Mit einem dreima-
ligen „Hoch!“ auf Se. Majeſtät den Kaiſer und
der Abſingung der Volkshymne wurde die Con-
ferenz geſchloſſen. Die Lehrerſchaft des Bezirkes
hatte ſodann Gelegenheit die reichhaltige Lehr-
mittel-Sammlung der Paulowitzer Schule in
Augenſchein zu nehmen.

(Spenden für Schulzwecke.)

Man ſchreibt
uns: „Der deutſche landwirthſchaftliche Vorſchuß-
verein in Nebotein hat, wie alljährlich, auch
im heurigen Jahre ſeine ſchulfreundliche Geſinnug
dadurch manifeſtirt, daß er abermals nachfolgen-
den Gemeinden Spenden zukommen ließ. Der
Gemeinde Salzergut zum Schulbaue den Betrag
von 50 fl. ö. W.: ferner zur Anſchaffung von
Lehrmitteln und Schulrequiſiten für bedürftige
Schüler den deutſchen Volksſchulen in Nebotein:
[Spaltenumbruch] 100 fl. 50 kr. Nedweis: 22 fl. 78 kr. Nimlau:
40 fl. 87 kr. Schnobolin: 52 fl. 93 kr. Neu-
gaſſe: 27 fl. 47 kr. Neuſtift: 17 fl. 42 kr.
Neretein: 14 fl. 74 kr. und der böhmiſchen
Volksſchule in Topolan 20 fl. 77 kr.

(Poſtaliſches.)

Zufolge hohen Handelsmi-
niſterialerlaßes vom 7. April 1892, Z. 13942
können von nun an Poſtpackete bis zum Gewichte
von 2 Kilogramm ohne Werthangabe und Nach-
nahme nach Japan uud Korea via Italien zur
Verſendung gelangen. Dieſen Poſtpacketen ſind
unbeſchadet der etwa erforderlichen ſtatiſtiſchen
Declaration je zwei Zolldeclarationen in deutſcher
Sprache beizugeben. Die bei der Aufgabe hie-
für einzuhebende Gebühr beträgt 2 fl. 50 kr.,
wovon 4 Francs 50 Centimes als Weiterfranco
zu vergüten ſind. Von der Beförderung ausge-
ſchloſſen ſind bis auf Weiteres jene Gegenſtände,
welche auch in Poſtfrachtſtücken nach Japan nicht
befördert werden dürfen. — Vom 1. Mai d. J. ange-
fangen, ſind im internen ſowie im Wechſelverkehre
Oeſterreichs mit Ungarn und Bosnien und der
Herzegowina ſowie mit den k. k. Poſtanſtalten
in der Levante Waarenprobenſendungen bis zum
Höchſtgewichte von 350 Gramm und bis zur
Ausdehnung von 30 Centimeter Länge, 20 Cen-
timeter Breite und 10 Centimeter Höhe, oder,
bei Sendungen in Rollenform, 30 Centimeter
Länge und 15 Centm. Durchmeſſer zuläſſig. Das
Porto für Waarenproben bis zum Gewichte von
250 Gramm beträgt 5 kr. für ſolche von 250
bis 350 Gramm 10 kr. Für den Verkehr mit
den k. und k. Feldpoſtanſtalten im Sandſchak
Novibazar bleiben die bisherigen Maß- und Ge-
wichtsbeſchränkungen für Waarenprobenſendungen
in Kraft. Hievon geſchieht zu Folge Erlaſſes
des hohen k. k. Handelsminiſteriums vom 21.
April 1892 Z. 18.691 die Verlautbarung.

(Nächtliche Ruheſtörung.)

Heutee Nachts
12 Uhr wurden die Bewohner des Nieder-
rings durch einen großen Lärm auf der Straße
aus dem Schlafe geſchreckt. Ein Civiliſt wurde
von mehreren Soldaten verfolgt und ſchrieen die
Letzteren mit lauter Stimme: Aufhalten, Auf-
halten! Als der Civiliſt demzufolge von mehreren
des Weges kommenden Paſſanten, welche etwa
glauben mochten, es handle ſich um einen Dieb-
ſtahl oder ein ſonſtiges Verbrechen aufgehalten
wurde, ſtellte es ſich heraus, daß der Civiliſt,
ein Privatbeamter aus Wien, einen Feldwebel
über Aufforderung eines zweiten Soldaten in-
fultirt und darauf die Flucht ergriffen hatte,
daß der Mißhaudelte mit mehreren Genoſſen
den Altentätter verfolglte und auf dieſe
Weiſe die nächtliche Ruheſtörung verurſacht
worden war. Die Ruheſtörer wurden zunächſt
zur Polizei geſtellt und die weitere Amtshand-
lung eingeleitet.

(Mord und Selbſtmord.)

Aus Müglitz,
30. April, wird gemeldet: Heute Vormittags
erſchoß der 28jährige Kaminfegergehilfe Ferdinand
Kneifel aus Müglitz mit einem Revolver zu-
erſt ſeine Geliebte, die 32 Jahre alte Dienſtmagd
Marie Jeſch, auf welche er zwei Schüſſe ab-
feuerte und ſodann ſich ſelbſt. Paſſanten, welche
die Schüſſe hörten, eilten raſch auf den Thatort,
woſelbſt ſie Kneifel und deſſen Geliebte bereits
entſeelt vorfanden. Dieſelben hielten ſich noch im
Tode umſchlungen. Nach einem von Kneifel
hinterlaſſenem Briefe erfolgte dieſe Verzweif-
ungsthat im beiderſeitigen Einverſtändniſſe
der Liebenden, angeblich weil ihre Vereini-
gung im Leben unmöglich war. Kneifel war mit
ſeiner Geliebten Freitag in Olmütz, woſelbſt er
ſeine Uhr verſetzte und von dem erhaltenen Gelde
den Revolver kaufte. Nach Kneifel, der Reſerviſt
iſt, wurde übrigens bereits längere Zeit geforſcht,
weil derſelbe ſich ſchon zum zweitenmale der
Waffenübung entzogen hatte.

(Schadenfeuer.)

Aus Müglitz, 30. April
wird uns geſchrieben: Seit den Oſterfeiertagen
haben wir in unſerer Nachbarſchaft ſchon drei
Schadenfeuer zu verzeichnen und zwar in Loſchitz,
Ohrnes und Pobutſch. In jedem der genannten
Ortſchaften brannten mehrere Objecte ab. Merk-
würdigerweiſe konnte bis nun nirgends die Ent-
ſtehungsurſache dieſes Brandes ermittelt werden,
obwohl der Verdacht einer verbrecheriſchen Brand-
legung aus Abgang jedweden Anlaſſes ausge-
ſchloſſen iſt.




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[[5]/0005] in dieſem Quartette wie in der Mendelsſohn’ſchen Canzonetta und in der ſchwermüthigen Tſchaikows- ky’ſchen Romanze die großartige von jeder komö- diantenhaften Virtuoſität freie Ruhe des Spiels, die elegante Bogenführung Roſé’s, ſowie den herr- lichen üppigen Klang ſeines Spiels auf der G-Saite. Die beiden letzten Nummern, Herbert’s Serenade und Roſſinis Tarantella gaben Gele- genheit die außerordentliche Technik des Quar- tetts und die nicht zu überbietende Reinheit des Tons ſelbſt im ſchwierigſten Paſſagenwerk und raſcheſten Tempo zu bewundern und jeden ein- zelnen Künſtler des Quartetts auch als echten vollendeten Muſiker zu erkennen. Die Hörer ſogen ſich förmlich voll an den ſchönen Klang- effecten und jubelten die Künſtler noch am Schluße des Concertes mehrmals hervor. Wir haben alle Urſache unſerem Muſikvereine für dieſes Concert dankbar zu ſein und wir glauben einem allge- meinen Gedanken Ausdruck zu geben, wenn wir ſagen, die vier Künſtler werden uns willkommen ſein, wenn ſie recht bald zu uns zurückkehren. (Vom Theater.) Unſere Bühnenmitglieder haben mit der „Näherin“ am Sonnabende ihr erfolgreiches Gaſtſpiel in Proßnitz abgeſchloſſen. Jeder einzelne von ihnen, beſonders die Damen Maltana und Perlinger ernteten Stürme von Beifall. Frl. Maltana geht von hier nach Nürn- berg in’s Engagement, Frau Valmore wurde für das Sommertheater in Merienbad engagirt. (Von der Olmützer k. k. deutſchen Leh- rerbildungsanſtalt.) An der hieſigen k. k. deut- ſcheu Lehrerbildungsanſtalt beginnen die Befä- higungsprüfungen für Arbeitsleh- rerinnen an Volks- und Bürgerſchulen am 16. Mai. Die gehörig belegten Geſuche um Zulaſſung zu dieſen Prüfungen ſind längſtens bis zum 10. Mai der Direction der genannten Anſtalt vorzulegen. (Der erſte Mai.) Der erſte Tag des Wonnemonds verlief heuer in ſehr trüber Stim- mung. Es regnete faſt den ganzen Tag über und unterblieben deshalb auch die ſonſt am erſten Maitage üblichen Ausflüge in die Umgebung unſerer Stadt. Um 5 Uhr Morgens durchzogen die Militärcapellen der Infanterie-Regimenter Nr. 54 und 93 mit klingendem Spiele die Stadt und veranſtalteten vor den Wohnungen der hie- ſigen civilen, militäriſchen und geiſtlichen Wür- denträgern Morgenſtändchen. Die Theilnahme des Publicums an der muſikaliſchen Tagesrevellle war eine ſehr geringe. (Maifeier der Olmützer Typographen.) Anläßlich der Feier des erſten Mai veranſtalteten die hieſigen Typographen geſtern Abends in ihren Vereinslocalitäten „zum ſchwarzen Adler“ eine gemüthliche Abend-Unterhaltung, die einen ſehr animirten Verlauf nahm, Die Feier wurde mit dem „Lied der Arbeit“ eingeleitet, woran ſich komiſche Vorträge, Duette, Couplets, Quartette und Declamationen anſchloſſen. Große Heiterkeit erregte die Vorführung eines „humoriſtiſchen Quartettes“. Auch mehrere der Feier beiwohnende Gäſte boten ihr Beſtes zum Gelingen des Abends. Erſt nach Mitternacht trennte ſich die zahlreich erſchienene Geſellſchaft. Den Arrangeuren des Abends ſei für das Gelingen desſelben der beſte Dank gezollt. (Die Feier des 1. Mai in Nordmähren.) Nach den uns heute zugekommenen Berichten iſt die Feier des 1. Mai in den von der Arbeiter Bevölkerung bewohnten Städten Nordmährens ziemlich ruhig abgelaufen, wozu das ſchlechte Wetter, welches geſtern herrſchte, nicht wenig bei- trug. Man ſchreibt uns aus M. Schönberg: Die Feier des 1. Mai hat hier einen ruhigen Verlauf genommen. Die Arbeiter veranſtalteten einen Ausflug in eine benachbarte Gemeinde, woſelbſt eine Unterhaltung ſtattfand, die durch keinen Mißton geſtört wurde. — Aus Sternberg wird uns geſchrieben: Der 1. Mai verlief hier ohne jedwede Störung der öffentlichen Ruhe. Am Vormittag fand im Schießſtatt-Saale eine Volks- verſammlung ſtatt, bei welcher der Redacteur der „Volkstribüne“ Schuhmaier aus Wien über die Lage der Arbeiter, deren Beſtrebungen und Ziele ſprach. Derſelbe erörterte die bekannten Forderungen der Arbeiterſchaft nach Einführung der achtſtündigen Arbeitszeit, das allgemeine Wahlrecht und die Aufhebung der durch das Vereins- und Verſammlungsrecht gegebenen Be- ſchränkungen. Schuhmaier hielt ſich im Allge- meinen innerhalb der geſetzlichen Grenzen und wurde blos, als derſelbe gewiſſe ſeitens der Behörden anläßlich des 1. Mai verfügte Maßnahmen einer Kritik unterziehen wollte, vom anweſenden Regie- rungsvertreter k. k. Bezirks-Commiſſär Emil von Winkler durch den Vorſitzenden der Verſammlung zur Ordnung gerufen. Die Ver- ſammlung war von beiläufig 500 Arbeitern be- ſucht. Das für den Nachmittag anberaumte Volks- feſt mußte der ungünſtigen Witterung wegen unterbleiben und fand an deſſen Stelle ein Con- cert und am Abend ein Tanzkränzchen im Schießſtatt-Saale ſtatt. (Bezirkslehrer-Conferenz des Landbe- zirkes Olmütz.) Die diesjährige Conferenz der Lehrer an den deutſchen Schulen des Olmützer Landbezirkes fand Samſtag unter dem Vorſitze des Herrn k. k. Bezirksſchulinſpectors Johann Schober im Schulgebäude zu Paulowitz ſtatt. Nach Begrüßung der Verſammlung durch den Vorſitzenden wurde dieſe auch Namens des Orts- ſchulrathes und der Gemeindevertretung vom Ob- manne des erſteren, Herrn E. Siegel freundlichſt begrüßt. Zu ſeinem Vertreter ernannte der Herr k. k. Bezirksſchulinſpector Herrn Oberlehrer L. Schwammel aus Neugaſſe. Zu Schriftführern wurden per acclamationem die Herren J. Ol- ſchanowsky (Neugaſſe) und J. Kasper (Schno- bolin) gewählt. Die Reihenfolge der Vorträge eröffneten die „Bemerkungen des Herrn k k. Be- zirksſchulinſp ctors über ſeine Wahrnehmungen bei den Schulviſitationen,“ welche, wie immer, viele pädagogiſch-didactiſche Winke enthielten, und von der Lehrerſchaft mit geſpannenter Aufmerkſamkeit aufge- nommen wurden. Daran reihten ſich die Vorträge: a) „Wie ſind die methodiſch geleiteten Uebungen im Abſchreiben einzurichten damit ſie den Unterricht im Gedankenausdrucke fördern?“ (Ref. Herr Schulleiter Röder—Haslicht); b) „Bezeichnung der patrioti- ſchen Gedenktage für einzelne Schulcategorien des Bezirkes“ (Referent Herr Schulleiter Schiebel— Nedweis); c) „Reviſion des Beſchluſſes über das Lineament der Schülertheken“ (Referent Herr Lehrer Franz Mikulaſch); d) „Bericht über die Erfahrnngen in der Steilſchrift“ (Referent Herr Lehrer Carl Stenzel—Neugaſſe); e) „Bericht über die Wahrnehmungen beim Turnen nach militäriſchen Befehlen“ (Referent Herr Schulleiter Wenzel Thuma—Weska); f) „Vorführung eines neuen, vom Lehrer Mikulaſch hergeſtellten Rechenapparates“ (Referent der Ausſteller ſelbſt); g) „Practiſche Lehrprobe aus dem Turnen mit militäriſchen Befehlen“ (Ref. Herr Oberlehrer G. Hiecke-Paulowitz). Die einzelnen Referenten haben ſich ihrer Aufgabe in lobenswerter Weiſe entledigt. Eine längere Debatte entſpann ſich nur bei dem Referate über die Steilſchrift, an der ſich nebſt dem Berichterſtatter die Herren Oberlehrer L. Schwammel und G. Hiecke und Lehrer Mikulaſch betheiligten; ein endgiltiger Beſchluß über Einführung derſelben wurde wegen der verhältnißmäßig kurzen Zeit der Verſuche nicht gefaßt. Bezüglich des Gebrauchs der Lehr- und Lernmittel für das nächſte Schuljahr wurde die Beibehaltung der bisherigen beſchloſſen. Nach Berichterſtattung der Commiſſion über den Stand und die Benützung der Bezirkslehrerbibliothek und über Gebarung mit den zu Anſchaffungen für dieſelbe bewilligten Beträgen wurden die verſchiedenen Wahlen vorgenommen. Als Dele- girter für die Landes-Lehrerconferenz wurde Herr Lehrer Fr. Mikulaſchek-Paulowitz gewählt. Zum Schluſſe wurde ein Antrag des Herrn Lehrers Polly-Paulowitz bezüglich des Turnens in den Lehrzimmern während der Wintermonate eingebracht und beſchloſſen, denſelben durch den gewählten Referenten der Landes Lehrerconferenz zur Erwägung vorzulegen. Mit einem dreima- ligen „Hoch!“ auf Se. Majeſtät den Kaiſer und der Abſingung der Volkshymne wurde die Con- ferenz geſchloſſen. Die Lehrerſchaft des Bezirkes hatte ſodann Gelegenheit die reichhaltige Lehr- mittel-Sammlung der Paulowitzer Schule in Augenſchein zu nehmen. (Spenden für Schulzwecke.) Man ſchreibt uns: „Der deutſche landwirthſchaftliche Vorſchuß- verein in Nebotein hat, wie alljährlich, auch im heurigen Jahre ſeine ſchulfreundliche Geſinnug dadurch manifeſtirt, daß er abermals nachfolgen- den Gemeinden Spenden zukommen ließ. Der Gemeinde Salzergut zum Schulbaue den Betrag von 50 fl. ö. W.: ferner zur Anſchaffung von Lehrmitteln und Schulrequiſiten für bedürftige Schüler den deutſchen Volksſchulen in Nebotein: 100 fl. 50 kr. Nedweis: 22 fl. 78 kr. Nimlau: 40 fl. 87 kr. Schnobolin: 52 fl. 93 kr. Neu- gaſſe: 27 fl. 47 kr. Neuſtift: 17 fl. 42 kr. Neretein: 14 fl. 74 kr. und der böhmiſchen Volksſchule in Topolan 20 fl. 77 kr. (Poſtaliſches.) Zufolge hohen Handelsmi- niſterialerlaßes vom 7. April 1892, Z. 13942 können von nun an Poſtpackete bis zum Gewichte von 2 Kilogramm ohne Werthangabe und Nach- nahme nach Japan uud Korea via Italien zur Verſendung gelangen. Dieſen Poſtpacketen ſind unbeſchadet der etwa erforderlichen ſtatiſtiſchen Declaration je zwei Zolldeclarationen in deutſcher Sprache beizugeben. Die bei der Aufgabe hie- für einzuhebende Gebühr beträgt 2 fl. 50 kr., wovon 4 Francs 50 Centimes als Weiterfranco zu vergüten ſind. Von der Beförderung ausge- ſchloſſen ſind bis auf Weiteres jene Gegenſtände, welche auch in Poſtfrachtſtücken nach Japan nicht befördert werden dürfen. — Vom 1. Mai d. J. ange- fangen, ſind im internen ſowie im Wechſelverkehre Oeſterreichs mit Ungarn und Bosnien und der Herzegowina ſowie mit den k. k. Poſtanſtalten in der Levante Waarenprobenſendungen bis zum Höchſtgewichte von 350 Gramm und bis zur Ausdehnung von 30 Centimeter Länge, 20 Cen- timeter Breite und 10 Centimeter Höhe, oder, bei Sendungen in Rollenform, 30 Centimeter Länge und 15 Centm. Durchmeſſer zuläſſig. Das Porto für Waarenproben bis zum Gewichte von 250 Gramm beträgt 5 kr. für ſolche von 250 bis 350 Gramm 10 kr. Für den Verkehr mit den k. und k. Feldpoſtanſtalten im Sandſchak Novibazar bleiben die bisherigen Maß- und Ge- wichtsbeſchränkungen für Waarenprobenſendungen in Kraft. Hievon geſchieht zu Folge Erlaſſes des hohen k. k. Handelsminiſteriums vom 21. April 1892 Z. 18.691 die Verlautbarung. (Nächtliche Ruheſtörung.) Heutee Nachts 12 Uhr wurden die Bewohner des Nieder- rings durch einen großen Lärm auf der Straße aus dem Schlafe geſchreckt. Ein Civiliſt wurde von mehreren Soldaten verfolgt und ſchrieen die Letzteren mit lauter Stimme: Aufhalten, Auf- halten! Als der Civiliſt demzufolge von mehreren des Weges kommenden Paſſanten, welche etwa glauben mochten, es handle ſich um einen Dieb- ſtahl oder ein ſonſtiges Verbrechen aufgehalten wurde, ſtellte es ſich heraus, daß der Civiliſt, ein Privatbeamter aus Wien, einen Feldwebel über Aufforderung eines zweiten Soldaten in- fultirt und darauf die Flucht ergriffen hatte, daß der Mißhaudelte mit mehreren Genoſſen den Altentätter verfolglte und auf dieſe Weiſe die nächtliche Ruheſtörung verurſacht worden war. Die Ruheſtörer wurden zunächſt zur Polizei geſtellt und die weitere Amtshand- lung eingeleitet. (Mord und Selbſtmord.) Aus Müglitz, 30. April, wird gemeldet: Heute Vormittags erſchoß der 28jährige Kaminfegergehilfe Ferdinand Kneifel aus Müglitz mit einem Revolver zu- erſt ſeine Geliebte, die 32 Jahre alte Dienſtmagd Marie Jeſch, auf welche er zwei Schüſſe ab- feuerte und ſodann ſich ſelbſt. Paſſanten, welche die Schüſſe hörten, eilten raſch auf den Thatort, woſelbſt ſie Kneifel und deſſen Geliebte bereits entſeelt vorfanden. Dieſelben hielten ſich noch im Tode umſchlungen. Nach einem von Kneifel hinterlaſſenem Briefe erfolgte dieſe Verzweif- ungsthat im beiderſeitigen Einverſtändniſſe der Liebenden, angeblich weil ihre Vereini- gung im Leben unmöglich war. Kneifel war mit ſeiner Geliebten Freitag in Olmütz, woſelbſt er ſeine Uhr verſetzte und von dem erhaltenen Gelde den Revolver kaufte. Nach Kneifel, der Reſerviſt iſt, wurde übrigens bereits längere Zeit geforſcht, weil derſelbe ſich ſchon zum zweitenmale der Waffenübung entzogen hatte. (Schadenfeuer.) Aus Müglitz, 30. April wird uns geſchrieben: Seit den Oſterfeiertagen haben wir in unſerer Nachbarſchaft ſchon drei Schadenfeuer zu verzeichnen und zwar in Loſchitz, Ohrnes und Pobutſch. In jedem der genannten Ortſchaften brannten mehrere Objecte ab. Merk- würdigerweiſe konnte bis nun nirgends die Ent- ſtehungsurſache dieſes Brandes ermittelt werden, obwohl der Verdacht einer verbrecheriſchen Brand- legung aus Abgang jedweden Anlaſſes ausge- ſchloſſen iſt.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 100, Olmütz, 02.05.1892, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches100_1892/5>, abgerufen am 24.11.2024.