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N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691].

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wird er dennoch überwunden/ und muß es mit seiner Unge-
stümmigkeit ein Ende haben/ wenn der Glaube und das
Gebeth als ein bewehrter Harnisch das Hertz der Frommen
waffnet und ausrüstet.

Jnsgemein pfleget man den guten Rath mitzutheilen/
daß/ wo Gespenster sich mercken lassen solten/ man alsobald
ein Creutz vor sich schlagen möchte. Wie denn auch viel der
alten Kirchen-Lehrer in ihren Schrifften lehren und schreiben/
daß/ wer sein Angesicht mit dem heiligen Creutze bezeichnet/
vor dem Verderber sicher sey/ und von ihme in geringsten
nicht gezwacket oder beleydiget werden könne. Welches denn
nicht dahin zu deuten/ als ob sie nur dem äusserlichen Zeichen
eine solche Krafft und Würckung zugeschrieben/ welches
abergläubisch gethan seyn würde; sondern sie haben durch
solch äusserlich Merckmahl den gecreutzigten Heyland vor die
Augen gleichsam gemahlet/ und zu verstehen gegeben/ daß
man das theure Verdienst JEsu Christi in stetem Gedächt-
niß haben solte. Denn dieser gebenedeyete Weibes-Saamen
ist es eintzig und allein/ vor dem alle Teufel selbst sich fürchten
und erzittern/ nachdem Er der höllischen Schlangen den
Kopff zertreten/ und alle seine Macht und Gewalt durch
einen herrlichen Triumph zu seinen Füssen niedergeleget.
Allermassen Er auch darzu in die Welt kommen/ daß Er die
Wercke des Satans zerstöre; Und bezeuget fürnehmlich
Athanasius in lib. de humanitate Verbi ejusqve corporali
adventu,
daß zwar die bösen Geister hiebevor viel Leute
bethöret/ und sich da und dort/ bald an Wassern und Flüssen/
bald auf Gebürgen und Felsen/ bald in Gebüschen und
Wäldern aufgehalten/ und den armseligen Menschen offt-
mahls Schrecken verursachet; Nunmehro aber/ da der
Sohn Gottes im Fleisch erschienen/ hätten dergleichen Ge-
spenster und Teufels-Larven ihren Abschied nehmen müssen.
Freylich ist es nicht zu leugnen/ daß nach hell-aufgegangenem

Licht
A 3

wird er dennoch uͤberwunden/ und muß es mit ſeiner Unge-
ſtuͤmmigkeit ein Ende haben/ wenn der Glaube und das
Gebeth als ein bewehrter Harniſch das Hertz der Frommen
waffnet und ausruͤſtet.

Jnsgemein pfleget man den guten Rath mitzutheilen/
daß/ wo Geſpenſter ſich mercken laſſen ſolten/ man alſobald
ein Creutz vor ſich ſchlagen moͤchte. Wie denn auch viel der
alten Kirchen-Lehrer in ihren Schrifften lehren und ſchreiben/
daß/ wer ſein Angeſicht mit dem heiligen Creutze bezeichnet/
vor dem Verderber ſicher ſey/ und von ihme in geringſten
nicht gezwacket oder beleydiget werden koͤnne. Welches denn
nicht dahin zu deuten/ als ob ſie nur dem aͤuſſerlichen Zeichen
eine ſolche Krafft und Wuͤrckung zugeſchrieben/ welches
aberglaͤubiſch gethan ſeyn wuͤrde; ſondern ſie haben durch
ſolch aͤuſſerlich Merckmahl den gecreutzigten Heyland vor die
Augen gleichſam gemahlet/ und zu verſtehen gegeben/ daß
man das theure Verdienſt JEſu Chriſti in ſtetem Gedaͤcht-
niß haben ſolte. Denn dieſer gebenedeyete Weibes-Saamen
iſt es eintzig und allein/ vor dem alle Teufel ſelbſt ſich fuͤrchten
und erzittern/ nachdem Er der hoͤlliſchen Schlangen den
Kopff zertreten/ und alle ſeine Macht und Gewalt durch
einen herrlichen Triumph zu ſeinen Fuͤſſen niedergeleget.
Allermaſſen Er auch darzu in die Welt kommen/ daß Er die
Wercke des Satans zerſtoͤre; Und bezeuget fuͤrnehmlich
Athanaſius in lib. de humanitate Verbi ejusq́ve corporali
adventu,
daß zwar die boͤſen Geiſter hiebevor viel Leute
bethoͤret/ und ſich da und dort/ bald an Waſſern und Fluͤſſen/
bald auf Gebuͤrgen und Felſen/ bald in Gebuͤſchen und
Waͤldern aufgehalten/ und den armſeligen Menſchen offt-
mahls Schrecken verurſachet; Nunmehro aber/ da der
Sohn Gottes im Fleiſch erſchienen/ haͤtten dergleichen Ge-
ſpenſter und Teufels-Larven ihren Abſchied nehmen muͤſſen.
Freylich iſt es nicht zu leugnen/ daß nach hell-aufgegangenem

Licht
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Zitationshilfe: N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kobald_1691/5>, abgerufen am 29.03.2024.