[N. N.]: Kurtze Lebens- und Uebelthats-Beschreibung Dorotheen Louysen Höltznerin. [s. l.], 1739.Hauptin ein in ihren Haupt-Haaren unter der Mütze verborgenes Des Sonntags vorher, ehe die Höltznerin die Mordthat verübet, Es
Hauptin ein in ihren Haupt-Haaren unter der Muͤtze verborgenes Des Sonntags vorher, ehe die Hoͤltznerin die Mordthat veruͤbet, Es
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0007"/> Hauptin ein in ihren Haupt-Haaren unter der Muͤtze verborgenes<lb/> altes Meſſer vorgewieſen, mit den Worten: <hi rendition="#fr">Damit werde ich<lb/> wohl nicht viel ausrichten,</hi> da ihr dann die Hauptin ein anderes<lb/> ſchaͤrfferes Meſſer heimlich zugeſtecket, und ihr verſprochen, ſie in ih-<lb/> ren Tode nicht zu verlaſſen, auch ihr ein Sterb-Hemde zu ſchencken.</p><lb/> <p>Des Sonntags vorher, ehe die Hoͤltznerin die Mordthat veruͤbet,<lb/> hat ſie, nachdem ſie nebſt andern Zuͤchtlingen in der Kirche der Predigt<lb/> beygewohnet, ſehr tiefſinnig ausgeſehen, gewienet, auch nichts eſſen<lb/> wollen, da vermuthlich das Gewiſſen ſie noch gezuͤchtiget und geaͤng-<lb/> ſtet, und von der boͤſen vorhabenden That zuruͤcke halten wollen, doch<lb/> ſie laͤſſet ſich von ihren grauſamen Vorſatz ferner uͤberwinden, und<lb/> vermeinet ſolchen am leichteſten bey einer armen Schuſter-Wittwe,<lb/> ſo wegen Bloͤdſinnigkeit auf dem Zuchthauſe geſeſſen und ernehret<lb/> worden, veruͤben zu koͤnnen, zu dem Ende ſie nach deren Kammer ſich<lb/> hin verfuͤget, und ſolche bey dem Eſſen antrifft da ſie denn unter dem<lb/> Schein, als ob ſie ſelbiger guͤtlich thun und ihr das Eſſen zerſchnei-<lb/> den und erleichtern wolle, ihr einen Schnitt in die Kehle giebet, ſie<lb/> laͤuffet darauf weg, wird jedoch von der verwundeten verfolget, wel-<lb/> cher ſie den in Umkehren auf der Treppe noch einen Schnitt in die Keh-<lb/> le verſetzet, daß ſie zu Boden ſincket, hierauf gehet ſie in den Speiſe-<lb/> Saal, wo noch andere Zuͤchtlinge verſammlet, wirſt das blutige Meſ-<lb/> ſer von ſich, und ſagt: <hi rendition="#fr">Da habt ihrs nun, nun werde ich doch<lb/> wol vom Zuchthauſe los kommen.</hi> Woruͤber ſich alle Anweſen-<lb/> de heftig entſetzet, und die That ſo gleich ruchtbahr gemacht, die Ver-<lb/> wundete hat zwar noch bis in den 11. Tag gelebet, aber doch an dieſer<lb/> Verwundung, weil eine Entzuͤndung dazu gekommen unumgaͤnglich<lb/> ſterben muͤſſen, die Meuchelmoͤrderin hingegen nebſt der Mithelfferin<lb/> und Hehlerin dieſer Mordthat ſind hiernechſt ſo fort zur peinlichen<lb/> Verhaſſt und zur <hi rendition="#aq">Special Inquisition</hi> gezogen, und nach theils ge-<lb/> ſtandenes theils uͤberfuͤhrter That auch nach vorgeſtellten Schutz-<lb/> Schriften ſind die <hi rendition="#aq">Acta</hi> an das Koͤnigl-Preußiſche <hi rendition="#aq">Criminal Col-<lb/> legium</hi> in Berlin geſchicket worden, welches der Meuchel-Moͤrde-<lb/> rin den Tod durch das Schwerdt, und Flechtung des Coͤrpers auf<lb/> das Rad, der Mithelfferin und Hehlerin aber dreyjaͤhrige Zucht-<lb/> haus Arbeit nebſt einer ſcharffen Zuͤchtigung zuerkandt.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
Hauptin ein in ihren Haupt-Haaren unter der Muͤtze verborgenes
altes Meſſer vorgewieſen, mit den Worten: Damit werde ich
wohl nicht viel ausrichten, da ihr dann die Hauptin ein anderes
ſchaͤrfferes Meſſer heimlich zugeſtecket, und ihr verſprochen, ſie in ih-
ren Tode nicht zu verlaſſen, auch ihr ein Sterb-Hemde zu ſchencken.
Des Sonntags vorher, ehe die Hoͤltznerin die Mordthat veruͤbet,
hat ſie, nachdem ſie nebſt andern Zuͤchtlingen in der Kirche der Predigt
beygewohnet, ſehr tiefſinnig ausgeſehen, gewienet, auch nichts eſſen
wollen, da vermuthlich das Gewiſſen ſie noch gezuͤchtiget und geaͤng-
ſtet, und von der boͤſen vorhabenden That zuruͤcke halten wollen, doch
ſie laͤſſet ſich von ihren grauſamen Vorſatz ferner uͤberwinden, und
vermeinet ſolchen am leichteſten bey einer armen Schuſter-Wittwe,
ſo wegen Bloͤdſinnigkeit auf dem Zuchthauſe geſeſſen und ernehret
worden, veruͤben zu koͤnnen, zu dem Ende ſie nach deren Kammer ſich
hin verfuͤget, und ſolche bey dem Eſſen antrifft da ſie denn unter dem
Schein, als ob ſie ſelbiger guͤtlich thun und ihr das Eſſen zerſchnei-
den und erleichtern wolle, ihr einen Schnitt in die Kehle giebet, ſie
laͤuffet darauf weg, wird jedoch von der verwundeten verfolget, wel-
cher ſie den in Umkehren auf der Treppe noch einen Schnitt in die Keh-
le verſetzet, daß ſie zu Boden ſincket, hierauf gehet ſie in den Speiſe-
Saal, wo noch andere Zuͤchtlinge verſammlet, wirſt das blutige Meſ-
ſer von ſich, und ſagt: Da habt ihrs nun, nun werde ich doch
wol vom Zuchthauſe los kommen. Woruͤber ſich alle Anweſen-
de heftig entſetzet, und die That ſo gleich ruchtbahr gemacht, die Ver-
wundete hat zwar noch bis in den 11. Tag gelebet, aber doch an dieſer
Verwundung, weil eine Entzuͤndung dazu gekommen unumgaͤnglich
ſterben muͤſſen, die Meuchelmoͤrderin hingegen nebſt der Mithelfferin
und Hehlerin dieſer Mordthat ſind hiernechſt ſo fort zur peinlichen
Verhaſſt und zur Special Inquisition gezogen, und nach theils ge-
ſtandenes theils uͤberfuͤhrter That auch nach vorgeſtellten Schutz-
Schriften ſind die Acta an das Koͤnigl-Preußiſche Criminal Col-
legium in Berlin geſchicket worden, welches der Meuchel-Moͤrde-
rin den Tod durch das Schwerdt, und Flechtung des Coͤrpers auf
das Rad, der Mithelfferin und Hehlerin aber dreyjaͤhrige Zucht-
haus Arbeit nebſt einer ſcharffen Zuͤchtigung zuerkandt.
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