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Das Heller-Blatt. Nr. 33. Breslau, 16. August 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] ner Gefahr für die Muthigen ein desto prächtigerer An-
blick. Man gelangt nämlich zuletzt in einen Felsensaal.
Die prächtigsten Stalaktiten=Zapfen hängen vom Ge-
wölbe der Höhle herab und steigen vom Boden empor.
Eine mächtige Tropfsteinmasse bildet in der Mitte eine
Erhöhung. Hier war es, wo Herr v. Nointel ( der
Gesandte ) am Christfeste 1673 eine Messe lesen ließ;
weswegen diese Stelle seitdem der Altar heißt.

Die Jnsel Anti=Paros gehört jetzt zum griechi-
schen Staat und hat 1200 Einwohner.



Malerische Beschreibung des todten
Meeres in Palästina
.

Wir ruhten einige Stunden auf dem Divan, und
wurden um Mitternacht von dem Kloster=Obern ge-
weckt, der uns durch einen langen Gang zu einem Fen-
ster führte, aus welchem wir auf einer Leiter in die
Wüste hinabstiegen. Hätten wir bei Tage die Reise
unternehmen wollen, so würden wir uns wahrscheinlich
dem Untergange ausgesetzt haben, da wir der Beobach-
tung und den Angriffen der Araber kaum hätten ent-
gehen können. Die hohen und steilen Felsen beschatte-
ten eine Zeit lang unsern Weg, bis wir einen Berg
hinanstiegen, wo der Mond glänzend durch blaue Wol-
ken schien. Meiner Begleiter waren drei, der Araber
Jbrahim, Antonio, der in der nächsten Umgegend Je-
rusalem 's ein trefflicher Führer war, hier aber keinen
Weg kannte, und Michael mein gewandter Diener, der
auf einer solchen Reise in seinem Elemente war. Wir
waren alle bewaffnet, außer Antonio. Die Nacht war
lieblich kühl, die Landschaft wild und anziehend, und
nichts störte die tiefe Stille, als zuweilen der Ruf eines
Vogels der Wüste, der durch unsere Fußtritte aufge-
schreckt, mit gellendem Geschrei aus seinem Felsenneste
aufflog, und alles war wieder stumm, wenn er schnell
weggeflogen war. Mehrere Berge, zwischen welchen
unser Weg lief, waren weiße Felsen, die sich im Mond-
schein sonderbar ausnahmen.

Als wir in eine offenere Gegend kamen, blieb
Jbrahim, der voran ging, unschlüssig stehen. Es lie-
fen zwei Wege rechts und links, und der eine, sagte er,
wäre so schlimm als der andere. So war's; denn in
der nächsten Viertelstunde sahen wir die Zelte der Ara-
ber im Mondscheine vor uns, und wir mußten in einer
Entfernung von einigen hundert Schritten vorüber-
gehen. Die Hunde, welche die Araber, wie es auch bei
ihren Stammgenossen in Egypten Sitte ist, immer in
der Nähe ihrer Zelte haben, witterten uns, oder hörten
unsere Fußtritte, die doch leicht und schnell genug wa-
ren, und sie erhoben ein lautes Gebell im Lager. Zu
unserer Verwunderung erwachte jedoch kein Araber,
und wir hatten bald die Freude, das Lager hinter uns
zu sehen. Jn 20 Minuten aber sahen wir wieder Zelte
[Spaltenumbruch] zur Linken. Ein Rückzug wäre schlimmer gewesen,
als voranzugehen, und es blieb uns nichts übrig, als
unsern Pfad in geringer Entfernung zu verfolgen. Wir
schienen nun kaum unserm Schicksale entgehen zu kön-
nen, da das Gebell der Hunde dem Lager unsere An-
näherung wieder ankündigte, aber noch einmal kamen
wir glücklich durch. Endlich waren wir auf dem
Rande der steilen Höhen, die das todte Meer um-
schließen. Der Tag graute nun, und in der kühlen
Dämmerung sahen wir den See unten in unermeßlicher
Länge sich ausdehnen, während die hohen Berge des
steinigen Arabiens jenseit in Finsterniß gehüllt waren.
Das Hinabsteigen dauerte lange und war schwierig,
und ehe wir unten waren, glühte das Morgenroth an
den Felsen über uns. Wir eilten an den Rand des
See's, aber noch mehrere Fuß vom Ufer kamen wir an
einen schwarzen Schlamm, und die Oberfläche war
überall mit einer graulichen Haut bedeckt, die wir weg-
schaffen mußten, ehe wir das Wasser kosten konnten.
Kein Wind regte sich, und das Wasser lag wie Blei
am Gestade. Wer das todte Meer gesehen hat wird
einen unvergeßlichen Eindruck behalten; es ist ein fin-
sterer furchtbarer Anblick. Die Berge, die es ein-
schließen, stürzen meist schroff hinab, und wegen ihrer
Höhe wird das Wasser selten vom Winde bewegt.
Niemand besucht seine Ufer als der wandernde Araber,
der es mit abergläubischer Furcht betrachtet. An eini-
gen Stellen sind die Felsen mit einer dicken schwefeligen
Rinde überzogen, die sich von außen angesetzt zu haben
scheint, und an ihrem steilen Abhange giebt es mehrere
tiefe Höhlen, wo der, von der Nacht überfallene, Be-
duine zuweilen Zuflucht findet. Man bemerkt keinen
unangenehmen Geruch am Ufer, und zuweilen sieht
man Vögel über den See fliegen. Jn beträchtlicher
Entfernung vom Gestade schien das Wasser sehr seicht
zu seyn, und dieser Umstand, sowie der weiche Schlamm
auf dem Grunde und unsere Ermüdung, hielten uns
ab, uns in dem See zu baden, um die hebende Kraft
des Wassers zu erproben. Jn geringer Tiefe unter
dem Schlamme findet man jene schwärzlichen Steine,
woraus man Kreuze macht, die den Pilgern verkauft
werden. Das Wasser hat einen abscheulichen Ge-
schmack, worin Salzigkeit vorherrscht, und wir fanden
auch einen Salzüberzug auf einigen Felsen.

Die Berge sind auf der Seite von Judäa niedri-
ger, als auf der arabischen und auch von hellerer Farbe.
Die Kette auf der Seite Arabiens soll an ihrem süd-
lichen Ende aus dunklem Granit bestehen und ist von
verschiedener Farbe. Die Berge, die vom westlichen
Ende auslaufen, sind durchaus Kreidefelsen. Erdpech
findet man häufig auf dem entgegengesetzten Ufer. Der
See hat keinen Ausfluß, obgleich der Jordan sich in
denselben ergießt, wie früher der Kidron, und auf der
Mittagsseite der Arnon. Man will nie eine Zunahme
oder Abnahme des Wassers bemerkt haben. Einige
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] ner Gefahr für die Muthigen ein desto prächtigerer An-
blick. Man gelangt nämlich zuletzt in einen Felsensaal.
Die prächtigsten Stalaktiten=Zapfen hängen vom Ge-
wölbe der Höhle herab und steigen vom Boden empor.
Eine mächtige Tropfsteinmasse bildet in der Mitte eine
Erhöhung. Hier war es, wo Herr v. Nointel ( der
Gesandte ) am Christfeste 1673 eine Messe lesen ließ;
weswegen diese Stelle seitdem der Altar heißt.

Die Jnsel Anti=Paros gehört jetzt zum griechi-
schen Staat und hat 1200 Einwohner.



Malerische Beschreibung des todten
Meeres in Palästina
.

Wir ruhten einige Stunden auf dem Divan, und
wurden um Mitternacht von dem Kloster=Obern ge-
weckt, der uns durch einen langen Gang zu einem Fen-
ster führte, aus welchem wir auf einer Leiter in die
Wüste hinabstiegen. Hätten wir bei Tage die Reise
unternehmen wollen, so würden wir uns wahrscheinlich
dem Untergange ausgesetzt haben, da wir der Beobach-
tung und den Angriffen der Araber kaum hätten ent-
gehen können. Die hohen und steilen Felsen beschatte-
ten eine Zeit lang unsern Weg, bis wir einen Berg
hinanstiegen, wo der Mond glänzend durch blaue Wol-
ken schien. Meiner Begleiter waren drei, der Araber
Jbrahim, Antonio, der in der nächsten Umgegend Je-
rusalem 's ein trefflicher Führer war, hier aber keinen
Weg kannte, und Michael mein gewandter Diener, der
auf einer solchen Reise in seinem Elemente war. Wir
waren alle bewaffnet, außer Antonio. Die Nacht war
lieblich kühl, die Landschaft wild und anziehend, und
nichts störte die tiefe Stille, als zuweilen der Ruf eines
Vogels der Wüste, der durch unsere Fußtritte aufge-
schreckt, mit gellendem Geschrei aus seinem Felsenneste
aufflog, und alles war wieder stumm, wenn er schnell
weggeflogen war. Mehrere Berge, zwischen welchen
unser Weg lief, waren weiße Felsen, die sich im Mond-
schein sonderbar ausnahmen.

Als wir in eine offenere Gegend kamen, blieb
Jbrahim, der voran ging, unschlüssig stehen. Es lie-
fen zwei Wege rechts und links, und der eine, sagte er,
wäre so schlimm als der andere. So war's; denn in
der nächsten Viertelstunde sahen wir die Zelte der Ara-
ber im Mondscheine vor uns, und wir mußten in einer
Entfernung von einigen hundert Schritten vorüber-
gehen. Die Hunde, welche die Araber, wie es auch bei
ihren Stammgenossen in Egypten Sitte ist, immer in
der Nähe ihrer Zelte haben, witterten uns, oder hörten
unsere Fußtritte, die doch leicht und schnell genug wa-
ren, und sie erhoben ein lautes Gebell im Lager. Zu
unserer Verwunderung erwachte jedoch kein Araber,
und wir hatten bald die Freude, das Lager hinter uns
zu sehen. Jn 20 Minuten aber sahen wir wieder Zelte
[Spaltenumbruch] zur Linken. Ein Rückzug wäre schlimmer gewesen,
als voranzugehen, und es blieb uns nichts übrig, als
unsern Pfad in geringer Entfernung zu verfolgen. Wir
schienen nun kaum unserm Schicksale entgehen zu kön-
nen, da das Gebell der Hunde dem Lager unsere An-
näherung wieder ankündigte, aber noch einmal kamen
wir glücklich durch. Endlich waren wir auf dem
Rande der steilen Höhen, die das todte Meer um-
schließen. Der Tag graute nun, und in der kühlen
Dämmerung sahen wir den See unten in unermeßlicher
Länge sich ausdehnen, während die hohen Berge des
steinigen Arabiens jenseit in Finsterniß gehüllt waren.
Das Hinabsteigen dauerte lange und war schwierig,
und ehe wir unten waren, glühte das Morgenroth an
den Felsen über uns. Wir eilten an den Rand des
See's, aber noch mehrere Fuß vom Ufer kamen wir an
einen schwarzen Schlamm, und die Oberfläche war
überall mit einer graulichen Haut bedeckt, die wir weg-
schaffen mußten, ehe wir das Wasser kosten konnten.
Kein Wind regte sich, und das Wasser lag wie Blei
am Gestade. Wer das todte Meer gesehen hat wird
einen unvergeßlichen Eindruck behalten; es ist ein fin-
sterer furchtbarer Anblick. Die Berge, die es ein-
schließen, stürzen meist schroff hinab, und wegen ihrer
Höhe wird das Wasser selten vom Winde bewegt.
Niemand besucht seine Ufer als der wandernde Araber,
der es mit abergläubischer Furcht betrachtet. An eini-
gen Stellen sind die Felsen mit einer dicken schwefeligen
Rinde überzogen, die sich von außen angesetzt zu haben
scheint, und an ihrem steilen Abhange giebt es mehrere
tiefe Höhlen, wo der, von der Nacht überfallene, Be-
duine zuweilen Zuflucht findet. Man bemerkt keinen
unangenehmen Geruch am Ufer, und zuweilen sieht
man Vögel über den See fliegen. Jn beträchtlicher
Entfernung vom Gestade schien das Wasser sehr seicht
zu seyn, und dieser Umstand, sowie der weiche Schlamm
auf dem Grunde und unsere Ermüdung, hielten uns
ab, uns in dem See zu baden, um die hebende Kraft
des Wassers zu erproben. Jn geringer Tiefe unter
dem Schlamme findet man jene schwärzlichen Steine,
woraus man Kreuze macht, die den Pilgern verkauft
werden. Das Wasser hat einen abscheulichen Ge-
schmack, worin Salzigkeit vorherrscht, und wir fanden
auch einen Salzüberzug auf einigen Felsen.

Die Berge sind auf der Seite von Judäa niedri-
ger, als auf der arabischen und auch von hellerer Farbe.
Die Kette auf der Seite Arabiens soll an ihrem süd-
lichen Ende aus dunklem Granit bestehen und ist von
verschiedener Farbe. Die Berge, die vom westlichen
Ende auslaufen, sind durchaus Kreidefelsen. Erdpech
findet man häufig auf dem entgegengesetzten Ufer. Der
See hat keinen Ausfluß, obgleich der Jordan sich in
denselben ergießt, wie früher der Kidron, und auf der
Mittagsseite der Arnon. Man will nie eine Zunahme
oder Abnahme des Wassers bemerkt haben. Einige
[Ende Spaltensatz]

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Der See hat keinen Ausfluß, obgleich der Jordan sich in denselben ergießt, wie früher der Kidron, und auf der Mittagsseite der Arnon. Man will nie eine Zunahme oder Abnahme des Wassers bemerkt haben. Einige

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 33. Breslau, 16. August 1834, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller33_1834/2>, abgerufen am 23.11.2024.