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Das Heller-Blatt. Nr. 32. Breslau, 9. August 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] einen unterirdischen Weg von dem Vatikan nach dem
Mausoleum graben. Papst Urban VIII. umgab dasselbe
mit Bastionen. Den Namen Engelsburg erhielt das
Grabmal der Sage nach schon unter Gregor I. ( 590 ) .
Als dieser mit einer Prozession über die Tiberbrücke
ging, sah er einen Engel mit flammenden Schwert
über Hadrians Grabmal schweben, welches veranlaßte,
daß die Brücke Engelsbrücke und das Grabmal Engels-
burg von da an genannt wurde.

Jn neueren Zeiten ist die Engelsburg ein Auf-
[Spaltenumbruch] bewahrungsort für Staatsgefangene geworden. Die
Engelsbrücke, vor der erwähnten Erscheinung Tiber-
brücke, und unter Roms Weltherrschaft Pons Aeliua
genannt, ist die schönste in Rom. Zehn große Engels-
statuen von weißem Marmor zieren ihre fünf schönen
und großen Bogen. Da sie im Jahr 1450 ihre Ge-
länder verlor, indem die Brücke die Masse Volk nicht
zu fassen vermochte, so stellte Papst Klemens XI. die
Brücke in ihrer jetzigen Pracht her. Die Abbildung
hier ist durchaus treu.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Die Engelsburg in Rom.

[Beginn Spaltensatz]
Bilder des Orients.

Eines Tages hatte ich den Gipfel des mit ewigem
Schnee bedeckten Sannims überstiegen und war von
dem mit einem Diadem von Cedern gekrönten Libanon
in die nackte und unfruchtbare Wüste von Heliopolis
hinabgestiegen. Am Schlusse einer langen und beschwer-
lichen Tagereise auf den letzten Stufen der schwarzen
Berge des Anti=Libanon, löste sich aus dem Schatten
[Spaltenumbruch] des Gebirges eine ungeheure Gruppe gelber, von den
Strahlen der Abendsonne beleuchteter, Ruinen ab.
Unsere Führer zeigten sie uns mit der Hand und riefen:
"Balbek! Balbek!" Es war in der That das Wunder
der Wüste, das fabelhafte Balbek, welches glänzend
aus seinem unbekannten Grabe hervorstieg, um uns
von Jahrhunderten zu erzählen, die aus dem Gedächt-
nisse der Geschichte entschwunden sind. Wir schritten
langsam neben unsern ermüdeten Pferden hin, die
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] einen unterirdischen Weg von dem Vatikan nach dem
Mausoleum graben. Papst Urban VIII. umgab dasselbe
mit Bastionen. Den Namen Engelsburg erhielt das
Grabmal der Sage nach schon unter Gregor I. ( 590 ) .
Als dieser mit einer Prozession über die Tiberbrücke
ging, sah er einen Engel mit flammenden Schwert
über Hadrians Grabmal schweben, welches veranlaßte,
daß die Brücke Engelsbrücke und das Grabmal Engels-
burg von da an genannt wurde.

Jn neueren Zeiten ist die Engelsburg ein Auf-
[Spaltenumbruch] bewahrungsort für Staatsgefangene geworden. Die
Engelsbrücke, vor der erwähnten Erscheinung Tiber-
brücke, und unter Roms Weltherrschaft Pons Aeliua
genannt, ist die schönste in Rom. Zehn große Engels-
statuen von weißem Marmor zieren ihre fünf schönen
und großen Bogen. Da sie im Jahr 1450 ihre Ge-
länder verlor, indem die Brücke die Masse Volk nicht
zu fassen vermochte, so stellte Papst Klemens XI. die
Brücke in ihrer jetzigen Pracht her. Die Abbildung
hier ist durchaus treu.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Die Engelsburg in Rom.

[Beginn Spaltensatz]
Bilder des Orients.

Eines Tages hatte ich den Gipfel des mit ewigem
Schnee bedeckten Sannims überstiegen und war von
dem mit einem Diadem von Cedern gekrönten Libanon
in die nackte und unfruchtbare Wüste von Heliopolis
hinabgestiegen. Am Schlusse einer langen und beschwer-
lichen Tagereise auf den letzten Stufen der schwarzen
Berge des Anti=Libanon, löste sich aus dem Schatten
[Spaltenumbruch] des Gebirges eine ungeheure Gruppe gelber, von den
Strahlen der Abendsonne beleuchteter, Ruinen ab.
Unsere Führer zeigten sie uns mit der Hand und riefen:
„Balbek! Balbek!“ Es war in der That das Wunder
der Wüste, das fabelhafte Balbek, welches glänzend
aus seinem unbekannten Grabe hervorstieg, um uns
von Jahrhunderten zu erzählen, die aus dem Gedächt-
nisse der Geschichte entschwunden sind. Wir schritten
langsam neben unsern ermüdeten Pferden hin, die
[Ende Spaltensatz]

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[253/0005] Das Heller=Blatt. einen unterirdischen Weg von dem Vatikan nach dem Mausoleum graben. Papst Urban VIII. umgab dasselbe mit Bastionen. Den Namen Engelsburg erhielt das Grabmal der Sage nach schon unter Gregor I. ( 590 ) . Als dieser mit einer Prozession über die Tiberbrücke ging, sah er einen Engel mit flammenden Schwert über Hadrians Grabmal schweben, welches veranlaßte, daß die Brücke Engelsbrücke und das Grabmal Engels- burg von da an genannt wurde. Jn neueren Zeiten ist die Engelsburg ein Auf- bewahrungsort für Staatsgefangene geworden. Die Engelsbrücke, vor der erwähnten Erscheinung Tiber- brücke, und unter Roms Weltherrschaft Pons Aeliua genannt, ist die schönste in Rom. Zehn große Engels- statuen von weißem Marmor zieren ihre fünf schönen und großen Bogen. Da sie im Jahr 1450 ihre Ge- länder verlor, indem die Brücke die Masse Volk nicht zu fassen vermochte, so stellte Papst Klemens XI. die Brücke in ihrer jetzigen Pracht her. Die Abbildung hier ist durchaus treu. [Abbildung Die Engelsburg in Rom. ] Bilder des Orients. Eines Tages hatte ich den Gipfel des mit ewigem Schnee bedeckten Sannims überstiegen und war von dem mit einem Diadem von Cedern gekrönten Libanon in die nackte und unfruchtbare Wüste von Heliopolis hinabgestiegen. Am Schlusse einer langen und beschwer- lichen Tagereise auf den letzten Stufen der schwarzen Berge des Anti=Libanon, löste sich aus dem Schatten des Gebirges eine ungeheure Gruppe gelber, von den Strahlen der Abendsonne beleuchteter, Ruinen ab. Unsere Führer zeigten sie uns mit der Hand und riefen: „Balbek! Balbek!“ Es war in der That das Wunder der Wüste, das fabelhafte Balbek, welches glänzend aus seinem unbekannten Grabe hervorstieg, um uns von Jahrhunderten zu erzählen, die aus dem Gedächt- nisse der Geschichte entschwunden sind. Wir schritten langsam neben unsern ermüdeten Pferden hin, die

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 32. Breslau, 9. August 1834, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller32_1834/5>, abgerufen am 24.11.2024.