Das Heller-Blatt. Nr. 11. Breslau, 15. März 1834.Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
ein langer Stiel geht, an welchem vier bis fünf Sai-ten gespannt sind, die mit den Fingern oder mit sehr kleinen Stöckchen geschlagen werden, die man dazwi- schen hält. Die Neger blasen auch die Flöte. Sie ist größer Gemeiniglich ist der Sang der Neger sehr einfach, Die Armuth der Jrländer. Die Freiheit, welche die Bewohner des brittischen Ein ganzer Schwarm Schwalben bauet gemeinschaftlich ein Nest. Ein österreichischer Offizier erzählt unter andern Der Pisang. Der Pisang, eines der prächtigsten Gewächse, ist Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
ein langer Stiel geht, an welchem vier bis fünf Sai-ten gespannt sind, die mit den Fingern oder mit sehr kleinen Stöckchen geschlagen werden, die man dazwi- schen hält. Die Neger blasen auch die Flöte. Sie ist größer Gemeiniglich ist der Sang der Neger sehr einfach, Die Armuth der Jrländer. Die Freiheit, welche die Bewohner des brittischen Ein ganzer Schwarm Schwalben bauet gemeinschaftlich ein Nest. Ein österreichischer Offizier erzählt unter andern Der Pisang. Der Pisang, eines der prächtigsten Gewächse, ist <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0003" n="83"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Heller=Blatt.</hi></fw><cb type="start"/> ein langer Stiel geht, an welchem vier bis fünf Sai-<lb/> ten gespannt sind, die mit den Fingern oder mit sehr<lb/> kleinen Stöckchen geschlagen werden, die man dazwi-<lb/> schen hält.</p><lb/> <p>Die Neger blasen auch die Flöte. Sie ist größer<lb/> als unsere gewöhnliche, und wird an dem Ende gebla-<lb/> sen. Sie wissen recht angenehme Töne darauf hervor-<lb/> zubringen. Zuweilen werden mehrere Flöten von klei-<lb/> nen Trommeln begleitet, und zu dieser Musik wird mit<lb/> zwei flachen und ein wenig gebogenen Stücken Eisen,<lb/> der Takt geschlagen. Zuweilen wird auch in eine Art<lb/> langer Hörner, von kleinen Elephantenzähnen, gebla-<lb/> sen, die weit und breit erschallen. Sie werden bei feier-<lb/> lichen Gelegenheiten gebraucht. Die Flöten der Neger<lb/> werden aus einer Art Rohr gemacht, das häufig im<lb/> Lande wächst. Jeder vornehme und reiche Mann hat<lb/> beinahe immer, und besonders bei feierlichen Gelegen-<lb/> heiten, eine große Truppe Musikanten um sich. So<lb/> begleiten sie ihn auch zum Gericht; und in der Zwischen-<lb/> zeit, wenn die Sache nicht verhandelt wird, machen<lb/> viele Truppen öfters eine recht schöne Musik. Bei an-<lb/> dern Gelegenheiten, besonders bei kriegerischen Tänzen,<lb/> oder auch im wirklichen Kriege, hält man sich an die<lb/> lärmende Trommel und das Horn, welche von wildem<lb/> Gesange und Jauchzen begleitet werden.</p><lb/> <p>Gemeiniglich ist der Sang der Neger sehr einfach,<lb/> er besteht aus Tönen, die der Musik angemessen sind:<lb/> wie ihre Tänze fast einzig in den verschiedenen Bie-<lb/> gungen des Körpers nach demselben bestehn, einzelne<lb/> ausgenommen, welche pantomimisch sind. Zuweilen ziehn<lb/> dergleichen tanzende Trupps durch die ganze Negerei,<lb/> und bisweilen sieht man alte, ehrwürdige Männer an<lb/> der Spitze der Truppe, oder mit derselben, halbnak-<lb/> kend springen und tanzen. Daß solche Tänze auch bei<lb/> den Juden in alten Zeiten gebräuchlich gewesen sind,<lb/> sieht man aus dem Tanzen und Springen Davids vor<lb/> der Bundeslade.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Die Armuth der Jrländer</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Die Freiheit, welche die Bewohner des brittischen<lb/> Reichs genießen und ihre Volksvertretung, sind in der<lb/> neueren Zeit wieder Gegenstand großen Lobes gewesen.<lb/> Aber was nützt dem armen Bauer ein solches Glück,<lb/> das nicht vermag, ihn aus dem größten Elend zu reißen,<lb/> einem Elende, das mit dem der Bauern irgend eines<lb/> andern Landes nicht zu vergleichen ist. Die Hütten<lb/> der irischen Bauern sind von Lehm, mit Rohr gedeckt,<lb/> und schützen sie nicht vor dem Regen. Wasser und Le-<lb/> bensmittel, selbst die kärglichsten, fehlen oft gänzlich.<lb/> Sie kennen nur vom Reden die Bequemlichkeit der<lb/> Meubles, und ein Tisch oder ein Schrank wird von ih-<lb/> nen zum Luxus gezählt. Die Meisten haben nichts als<lb/> einen Korb und einen Topf von Erde oder von Metall.<lb/><cb n="2"/> Jhr Lager ist Stroh, darüber eine wollene Decke. Ein<lb/> Verschlag trennt das Vieh vom Menschen. Die ganze<lb/> Familie lebt in demselben Raume. Jn vielen Gegen-<lb/> den, besonders in der Hauptstadt Dublin, legt man<lb/> sich unausgekleidet nieder, und unter sieben bis acht<lb/> Familien besitzt Eine eine wollene Decke. Jhre Kleider<lb/> wechseln sie nie, und die Meisten tragen weder Strüm-<lb/> pfe noch Schuhe. Erdäpfel und Milch sind ihre einzige<lb/> Nahrung, selbst der Gebrauch des Salzes ist nicht all-<lb/> gemein verbreitet. Wenn die Erdäpfel aufhören, sind<lb/> sie einer wahren Hungersnoth ausgesetzt. Der Preis<lb/> für ihre Arbeitstage ist der niedrigste, und die Arbeit<lb/> ist selten. Ein besondrer Umstand setzt der Sache die<lb/> Krone auf, nämlich, daß die Grundstücke vom ersten<lb/> Miether nach und nach durch 4–5 Untermiether gehn,<lb/> daher der letzte oder eigentliche Miether, wenn seine<lb/> Vordermänner dem Vordermiether, und der erste dem<lb/> Eigenthümer nicht zahlen, man ihm, den Real=Mie-<lb/> ther, zuletzt die Früchte in Beschlag nimmt, und neh-<lb/> men darf.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Ein ganzer Schwarm Schwalben<lb/> bauet gemeinschaftlich ein Nest</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Ein österreichischer Offizier erzählt unter andern<lb/> folgende sonderbare Begebenheit. „Als ich in Ungarn<lb/> auf einem Dorfe einst im Quartier lag, hielt ich der<lb/> großen Hitze wegen die Zimmerfenster stets offen. Diese<lb/> Gelegenheit machten sich zwei Schwalben zu Nutze,<lb/> und bauten ihr Nest an die Decke des Zimmers; ich<lb/> ließ es aber aus Furcht vor Ungeziefer durch meinen<lb/> Bedienten mehrere Male zerstören. Eines Tages sitze<lb/> ich an meinem Schreibtisch, als unter lautem Gezwitscher<lb/> ein ganzer Haufen Schwalben in's Zimmer fliegt und<lb/> sich in einem Klumpen an die alte Neststelle anhängt.<lb/> Jch sahe dem Schauspiel einige Zeit zu, während wel-<lb/> cher sich die Schwalben nach und nach verloren, aber<lb/> zu meiner Verwunderung ein Nest hinterließen, worin<lb/> die eine Schwalbe auf zwei Eiern saß.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Der Pisang</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Der Pisang, eines der prächtigsten Gewächse, ist<lb/> mehr ein Schilf als ein Baum; denn sein Schaft ist<lb/> nicht holzig, sondern weich und besteht aus lauter grü-<lb/> nen Blättern, wie ein Schilf. Er ist in dem heißen<lb/> Afrika in Ost= und Westindien zu Hause, treibt einen<lb/> bis 20 Fuß hohen Stamm, und hat ungeheuer große,<lb/> oft 10 Fuß lange und 4 Fuß breite papierartige hell-<lb/> grüne Blätter. Aus seinem Gipfel treibt ein langer<lb/> schwankender Stengel hervor, dessen Spitze fahlröthlich<lb/> und gelb immerfort blüht, und an welchem sich hernach<lb/> hinter der Blüthe traubenförmige Klumpen von langen<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [83/0003]
Das Heller=Blatt.
ein langer Stiel geht, an welchem vier bis fünf Sai-
ten gespannt sind, die mit den Fingern oder mit sehr
kleinen Stöckchen geschlagen werden, die man dazwi-
schen hält.
Die Neger blasen auch die Flöte. Sie ist größer
als unsere gewöhnliche, und wird an dem Ende gebla-
sen. Sie wissen recht angenehme Töne darauf hervor-
zubringen. Zuweilen werden mehrere Flöten von klei-
nen Trommeln begleitet, und zu dieser Musik wird mit
zwei flachen und ein wenig gebogenen Stücken Eisen,
der Takt geschlagen. Zuweilen wird auch in eine Art
langer Hörner, von kleinen Elephantenzähnen, gebla-
sen, die weit und breit erschallen. Sie werden bei feier-
lichen Gelegenheiten gebraucht. Die Flöten der Neger
werden aus einer Art Rohr gemacht, das häufig im
Lande wächst. Jeder vornehme und reiche Mann hat
beinahe immer, und besonders bei feierlichen Gelegen-
heiten, eine große Truppe Musikanten um sich. So
begleiten sie ihn auch zum Gericht; und in der Zwischen-
zeit, wenn die Sache nicht verhandelt wird, machen
viele Truppen öfters eine recht schöne Musik. Bei an-
dern Gelegenheiten, besonders bei kriegerischen Tänzen,
oder auch im wirklichen Kriege, hält man sich an die
lärmende Trommel und das Horn, welche von wildem
Gesange und Jauchzen begleitet werden.
Gemeiniglich ist der Sang der Neger sehr einfach,
er besteht aus Tönen, die der Musik angemessen sind:
wie ihre Tänze fast einzig in den verschiedenen Bie-
gungen des Körpers nach demselben bestehn, einzelne
ausgenommen, welche pantomimisch sind. Zuweilen ziehn
dergleichen tanzende Trupps durch die ganze Negerei,
und bisweilen sieht man alte, ehrwürdige Männer an
der Spitze der Truppe, oder mit derselben, halbnak-
kend springen und tanzen. Daß solche Tänze auch bei
den Juden in alten Zeiten gebräuchlich gewesen sind,
sieht man aus dem Tanzen und Springen Davids vor
der Bundeslade.
Die Armuth der Jrländer.
Die Freiheit, welche die Bewohner des brittischen
Reichs genießen und ihre Volksvertretung, sind in der
neueren Zeit wieder Gegenstand großen Lobes gewesen.
Aber was nützt dem armen Bauer ein solches Glück,
das nicht vermag, ihn aus dem größten Elend zu reißen,
einem Elende, das mit dem der Bauern irgend eines
andern Landes nicht zu vergleichen ist. Die Hütten
der irischen Bauern sind von Lehm, mit Rohr gedeckt,
und schützen sie nicht vor dem Regen. Wasser und Le-
bensmittel, selbst die kärglichsten, fehlen oft gänzlich.
Sie kennen nur vom Reden die Bequemlichkeit der
Meubles, und ein Tisch oder ein Schrank wird von ih-
nen zum Luxus gezählt. Die Meisten haben nichts als
einen Korb und einen Topf von Erde oder von Metall.
Jhr Lager ist Stroh, darüber eine wollene Decke. Ein
Verschlag trennt das Vieh vom Menschen. Die ganze
Familie lebt in demselben Raume. Jn vielen Gegen-
den, besonders in der Hauptstadt Dublin, legt man
sich unausgekleidet nieder, und unter sieben bis acht
Familien besitzt Eine eine wollene Decke. Jhre Kleider
wechseln sie nie, und die Meisten tragen weder Strüm-
pfe noch Schuhe. Erdäpfel und Milch sind ihre einzige
Nahrung, selbst der Gebrauch des Salzes ist nicht all-
gemein verbreitet. Wenn die Erdäpfel aufhören, sind
sie einer wahren Hungersnoth ausgesetzt. Der Preis
für ihre Arbeitstage ist der niedrigste, und die Arbeit
ist selten. Ein besondrer Umstand setzt der Sache die
Krone auf, nämlich, daß die Grundstücke vom ersten
Miether nach und nach durch 4–5 Untermiether gehn,
daher der letzte oder eigentliche Miether, wenn seine
Vordermänner dem Vordermiether, und der erste dem
Eigenthümer nicht zahlen, man ihm, den Real=Mie-
ther, zuletzt die Früchte in Beschlag nimmt, und neh-
men darf.
Ein ganzer Schwarm Schwalben
bauet gemeinschaftlich ein Nest.
Ein österreichischer Offizier erzählt unter andern
folgende sonderbare Begebenheit. „Als ich in Ungarn
auf einem Dorfe einst im Quartier lag, hielt ich der
großen Hitze wegen die Zimmerfenster stets offen. Diese
Gelegenheit machten sich zwei Schwalben zu Nutze,
und bauten ihr Nest an die Decke des Zimmers; ich
ließ es aber aus Furcht vor Ungeziefer durch meinen
Bedienten mehrere Male zerstören. Eines Tages sitze
ich an meinem Schreibtisch, als unter lautem Gezwitscher
ein ganzer Haufen Schwalben in's Zimmer fliegt und
sich in einem Klumpen an die alte Neststelle anhängt.
Jch sahe dem Schauspiel einige Zeit zu, während wel-
cher sich die Schwalben nach und nach verloren, aber
zu meiner Verwunderung ein Nest hinterließen, worin
die eine Schwalbe auf zwei Eiern saß.
Der Pisang.
Der Pisang, eines der prächtigsten Gewächse, ist
mehr ein Schilf als ein Baum; denn sein Schaft ist
nicht holzig, sondern weich und besteht aus lauter grü-
nen Blättern, wie ein Schilf. Er ist in dem heißen
Afrika in Ost= und Westindien zu Hause, treibt einen
bis 20 Fuß hohen Stamm, und hat ungeheuer große,
oft 10 Fuß lange und 4 Fuß breite papierartige hell-
grüne Blätter. Aus seinem Gipfel treibt ein langer
schwankender Stengel hervor, dessen Spitze fahlröthlich
und gelb immerfort blüht, und an welchem sich hernach
hinter der Blüthe traubenförmige Klumpen von langen
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