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Das Heller-Blatt. Nr. 9. Breslau, 8. März 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] mit einem Rechen eine gewisse Quantität Cascalho in
seinen Trog, und nun beginnt die Wäsche. Sobald ein
Neger einen Diamant findet, richtet er sich sogleich in
die Höhe und klatscht mit den Händen. Hierauf streckt
er beide Arme in die Höhe und hält den Edelstein zwi-
schen dem Zeigefinger und dem Daumen. Ein Aufseher
nimmt ihm den Fund ab und wirft ihn in eine in der
Mitte des Schoppens hängende, halb mit Wasser ge-
füllte Schaale. Nach dem Feierabende werden die
gefundenen Diamanten dem Oberaufseher überliefert.
Ein Neger, welcher einen Diamant von17 1 / 2 Karat
findet, erhält dadurch die Freiheit und ein Geschenk dazu.



Runen.

Unter Runen, Runenschrift, versteht man ein, den
nordischen Völkern, eigenthümliches Alphabet, das nur
sechszehn Buchstaben enthält. Ueber das Alter dersel-
ben ist von Gelehrten sehr gestritten worden, indem von
Einigen ihre Entstehung weit vor, von Andern dagegen
erst nach Christi Geburt, gesetzt worden ist. Das Letzte
nimmt man jedoch für das Richtige an.

Kein Land ist so reich an Runendenkmalen, als
Schweden. Von 14-1500 im Norden bekannten Ru-
nensteinen gehören ungefähr 1300 Schweden an, und
die Hälfte von diesen findet sich in Upland ( an 700 ) .
Oberhalb Medelpad ist in Norrland kein Runenstein be-
kannt; auch weiß man von keinem in Finnland. - Der
jüngste bekannte Runenstein wird in die erste Hälfte des
13ten Jahrhunderts gesetzt und befindet sich auf Aspö
im Mälarsee. Nachher trifft man öfter liegende Lei-
chensteine mit doppelten Jnschriften, eine in Runen=,
die andere in Mönchsschrift. Doch finden sich noch
liegende Grabsteine blos mit Runen aus dem 15ten
Jahrhundert auf Gotland.

Nordische Münzen mit Runenschrift finden sich
mit Sicherheit aus dem 11ten Jahrhundert, und viele
von ihnen zeigen schon solche doppelte Jnschriften; auch
mit lateinischen Buchstaben.

Endlich wurden die Runen auch zuweilen in eigent-
lichen Handschriften auf Pergament angewandt. - Das
Wort Buchstabe selbst ist ohne Zweifel eine von den
Runen hergeleitete Benennung; denn noch heutiges Ta-
ges findet sich unter den Landleuten mancher Gegend
Schwedens und Norwegens der Gebrauch, sich, statt
der Kalender, bezeichneter Stäbe zu bedienen.



Vulkane auf Jsland.

Kein Fleck auf der Erde hat so viele Wirkungen
des unterirrdischen Feuers aufzuweisen, als Jsland.
Jn ungeheuren Strecken hat die Stenae, ( so heißt der
[Spaltenumbruch] Jsländer den Lavastrom, der sich aus dem Schmelzofen
des feuerspeienden Berges wälzt ) sich über das Land
ergossen. Siedende Quellen werfen Wasserstrahlen bis
über 100 Fuß hoch; himmelhohe Säulen von heißen
Dämpfen steigen aus den Löchern und Spalten des Bo-
dens auf.

Von der großen Anzahl von Vulkanen waren im
Laufe des verflossenen Jahrhunderts neun in Thätig-
keit. Sie scheinen mit einander sowohl, als mit dem
Meere in Verbindung zu stehen, werfen bald Feuer,
bald Wasser, zuweilen Beides abwechselnd aus, und
da die meisten Vulkane zugleich von ewigem Eis bedeckt
sind, so vereinigen sich bei Ausbrüchen gewöhnlich die
Verheerungen der Wasserfluthen mit denen der Feuer-
ströme. Der Eyafiäl und der Hekla sind die höch-
sten; ersterer ist 5500, der Letztere 4300 Fuß hoch.
Von der Spitze des Hekla, welche der Engländer Mak-
kenzie
im Jahr 1810 mit großer Gefahr bestiegen
hat, übersieht man fast die ganze Jnsel, von welcher
der bewohnbare und culturfähige Boden nur 2 / 7 der gan-
zen Oberfläche einnimmt. Das Klima ist hier kälter
und rauher als in andern Ländern unter gleicher Pol-
höhe. Es giebt nur zwei Jahreszeiten; der Sommer
dauert vom Juni bis zum September, die übrigen Mo-
nate drückt der schrecklichste Winter das Land, wo Al-
les erstarrt und überdies Stürme und Erdbeben, Vul-
kane und Lavinen, Frost und Erdfeuer, bisweilen eine
allgemeine Verwüstung herbeiführen. - So wohnt
der genügsame, fleißige, ehrliche und ernsthafte Jslän-
der, wenige Laster der übrigen Europäer und keinen
Unterschied der Stände, keinen Luxus kennend, mitten
unter den Schrecknissen der Natur, und doch sagt ein
Landessprüchwort: "Jsland ist das beste Land, auf
welches die Sonne scheint!"



Das Mohrenreich.

Die englischen Reisenden Major Klapperton und
Kapitain Denham kamen auf ihrer letzten Reise ins Jn-
nere von Afrika zu einem Volke, das die größte Auf-
merksamkeit der civilisirten Nationen erregen muß. Sie
fanden das Volk pechschwarz, mit langen, nicht
krausen Haaren, mit Gesichtszügen voll Adel, den Eu-
ropäern außer der schwarzen Farbe durchaus ähnlich.
Dieses Volk steht auf einer hohen Stufe der Civilisa-
tion, und hält ein regulaires in Regimenter getheiltes
Heer. Die beiden Reisenden wohnten einer Heerschau
über 7000 Reuter bei, von welchen 6000 Mann Pan-
zerhemden nach Art der normännischen Ritter trugen,
1000 Mann aber trugen Rüstungen, die den altrömi-
schen durchaus ähnlich waren. Man hat viele Muth-
maßungen über diese Bevölkerung aufgestellt, und eine
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] mit einem Rechen eine gewisse Quantität Cascalho in
seinen Trog, und nun beginnt die Wäsche. Sobald ein
Neger einen Diamant findet, richtet er sich sogleich in
die Höhe und klatscht mit den Händen. Hierauf streckt
er beide Arme in die Höhe und hält den Edelstein zwi-
schen dem Zeigefinger und dem Daumen. Ein Aufseher
nimmt ihm den Fund ab und wirft ihn in eine in der
Mitte des Schoppens hängende, halb mit Wasser ge-
füllte Schaale. Nach dem Feierabende werden die
gefundenen Diamanten dem Oberaufseher überliefert.
Ein Neger, welcher einen Diamant von17 1 / 2 Karat
findet, erhält dadurch die Freiheit und ein Geschenk dazu.



Runen.

Unter Runen, Runenschrift, versteht man ein, den
nordischen Völkern, eigenthümliches Alphabet, das nur
sechszehn Buchstaben enthält. Ueber das Alter dersel-
ben ist von Gelehrten sehr gestritten worden, indem von
Einigen ihre Entstehung weit vor, von Andern dagegen
erst nach Christi Geburt, gesetzt worden ist. Das Letzte
nimmt man jedoch für das Richtige an.

Kein Land ist so reich an Runendenkmalen, als
Schweden. Von 14–1500 im Norden bekannten Ru-
nensteinen gehören ungefähr 1300 Schweden an, und
die Hälfte von diesen findet sich in Upland ( an 700 ) .
Oberhalb Medelpad ist in Norrland kein Runenstein be-
kannt; auch weiß man von keinem in Finnland. – Der
jüngste bekannte Runenstein wird in die erste Hälfte des
13ten Jahrhunderts gesetzt und befindet sich auf Aspö
im Mälarsee. Nachher trifft man öfter liegende Lei-
chensteine mit doppelten Jnschriften, eine in Runen=,
die andere in Mönchsschrift. Doch finden sich noch
liegende Grabsteine blos mit Runen aus dem 15ten
Jahrhundert auf Gotland.

Nordische Münzen mit Runenschrift finden sich
mit Sicherheit aus dem 11ten Jahrhundert, und viele
von ihnen zeigen schon solche doppelte Jnschriften; auch
mit lateinischen Buchstaben.

Endlich wurden die Runen auch zuweilen in eigent-
lichen Handschriften auf Pergament angewandt. – Das
Wort Buchstabe selbst ist ohne Zweifel eine von den
Runen hergeleitete Benennung; denn noch heutiges Ta-
ges findet sich unter den Landleuten mancher Gegend
Schwedens und Norwegens der Gebrauch, sich, statt
der Kalender, bezeichneter Stäbe zu bedienen.



Vulkane auf Jsland.

Kein Fleck auf der Erde hat so viele Wirkungen
des unterirrdischen Feuers aufzuweisen, als Jsland.
Jn ungeheuren Strecken hat die Stenae, ( so heißt der
[Spaltenumbruch] Jsländer den Lavastrom, der sich aus dem Schmelzofen
des feuerspeienden Berges wälzt ) sich über das Land
ergossen. Siedende Quellen werfen Wasserstrahlen bis
über 100 Fuß hoch; himmelhohe Säulen von heißen
Dämpfen steigen aus den Löchern und Spalten des Bo-
dens auf.

Von der großen Anzahl von Vulkanen waren im
Laufe des verflossenen Jahrhunderts neun in Thätig-
keit. Sie scheinen mit einander sowohl, als mit dem
Meere in Verbindung zu stehen, werfen bald Feuer,
bald Wasser, zuweilen Beides abwechselnd aus, und
da die meisten Vulkane zugleich von ewigem Eis bedeckt
sind, so vereinigen sich bei Ausbrüchen gewöhnlich die
Verheerungen der Wasserfluthen mit denen der Feuer-
ströme. Der Eyafiäl und der Hekla sind die höch-
sten; ersterer ist 5500, der Letztere 4300 Fuß hoch.
Von der Spitze des Hekla, welche der Engländer Mak-
kenzie
im Jahr 1810 mit großer Gefahr bestiegen
hat, übersieht man fast die ganze Jnsel, von welcher
der bewohnbare und culturfähige Boden nur 2 / 7 der gan-
zen Oberfläche einnimmt. Das Klima ist hier kälter
und rauher als in andern Ländern unter gleicher Pol-
höhe. Es giebt nur zwei Jahreszeiten; der Sommer
dauert vom Juni bis zum September, die übrigen Mo-
nate drückt der schrecklichste Winter das Land, wo Al-
les erstarrt und überdies Stürme und Erdbeben, Vul-
kane und Lavinen, Frost und Erdfeuer, bisweilen eine
allgemeine Verwüstung herbeiführen. – So wohnt
der genügsame, fleißige, ehrliche und ernsthafte Jslän-
der, wenige Laster der übrigen Europäer und keinen
Unterschied der Stände, keinen Luxus kennend, mitten
unter den Schrecknissen der Natur, und doch sagt ein
Landessprüchwort: „Jsland ist das beste Land, auf
welches die Sonne scheint!“



Das Mohrenreich.

Die englischen Reisenden Major Klapperton und
Kapitain Denham kamen auf ihrer letzten Reise ins Jn-
nere von Afrika zu einem Volke, das die größte Auf-
merksamkeit der civilisirten Nationen erregen muß. Sie
fanden das Volk pechschwarz, mit langen, nicht
krausen Haaren, mit Gesichtszügen voll Adel, den Eu-
ropäern außer der schwarzen Farbe durchaus ähnlich.
Dieses Volk steht auf einer hohen Stufe der Civilisa-
tion, und hält ein regulaires in Regimenter getheiltes
Heer. Die beiden Reisenden wohnten einer Heerschau
über 7000 Reuter bei, von welchen 6000 Mann Pan-
zerhemden nach Art der normännischen Ritter trugen,
1000 Mann aber trugen Rüstungen, die den altrömi-
schen durchaus ähnlich waren. Man hat viele Muth-
maßungen über diese Bevölkerung aufgestellt, und eine
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 9. Breslau, 8. März 1834, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller10_1834/6>, abgerufen am 16.07.2024.