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Europa. Wochenschrift für Kultur und Politik. Jahrgang 1, Heft 13. Berlin-Charlottenburg, 13. April 1905.

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Zum Bahnhofs=Verbot.

Kurz nachdem mir das Bahnhofsverbot bekannt wurde, sandte ich folgenden ein-
geschriebenen Brief ab, auf den ich bis heute keine Antwort erhalten habe:

Sr. Exzellenz Herrn Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten
H. v. Budde

hier.

Ew. Exzellenz!

Jn einer neuerlichen Rede im Abgeordnetenhaus betonten Ew. Exzellenz,
daß Sie nur den Vertrieb solcher Zeitschriften auf den Bahnhöfen verbieten
würden, welche einen ausgesprochen sozialdemokratischen oder unsittlichen
Charakter haben. Jch gestatte mir nun, an Ew. Exzellenz die ergebene Anfrage
zu richten, ob Sie nach Durchsicht der beiliegenden, von mir herausgegebenen
Zeitschrift " Europa " der Meinung sind, daß diese Zeitschrift unter eine der
von Ew. Exzellenz erwähnten Kategorien fällt und bejahendenfalls, ob hier der
Grund zu suchen ist, weshalb die "Europa" auf den Bahnhöfen nicht verkauft
werden darf.

Sollten aber die Aeußerungen, die mir der Verlagsbuchhändler, Herr
Georg Stilke, Dorotheenstraße 72/73, in einer Unterredung gemacht hat,
nicht nur formell richtig sein, sollte er aus eigener Macht die Zeitschrift "Europa"
vom Bahnhofsvertrieb ausgeschlossen haben, so erlaube ich mir die Anfrage
an Ew. Exzellenz, ob Sie diesen eigenmächtigen Schritt des Herrn Stilke billigen,
oder ob Sie ihn nicht vielmehr veranlassen wollen, eine Maßnahme zurück-
zuziehen, die der von mir vertretenen Verlagsgesellschaft "Europa" zu großem
Schaden gereicht. Jch darf Ew. Exzellenz wohl bitten, mir eine Antwort
möglichst bald zukommen zu lassen, damit ich weiß, wie ich mich in Zukunft
einzurichten habe.

    Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst
    Heinrich Michalski.

Jch erlaube mir auf diesem Wege nochmals, Herrn v. Budde um Antwort zu
bitten, zu der er meiner Meinung nach verpflichtet ist.     H. M.



Für den redaktionellen Teil verantwortlich: Heinr. Michalski.



Kleine Mitteilungen.

Die "Gewerbe=Akademie Berlin", Königgrätzerstraße 90, bildet in akademischen
Kursen zukünftige Maschinen=, Elektro=, Bau=Jngenieure und Architekten aus, sie
berücksichtigt in ihren 4 Abteilungen fast sämtliche Zweige der Architektur, Technik und
Jndustrie und bietet hierdurch dem Studierenden jeder Fach=Abteilung die Möglichkeit,
auch Vorlesungen über einzelne Lehrfächer der anderen Abteilungen beizuwohnen, wodurch
dem zukünftigen Jngenieur Gelegenheit zu vielseitiger Ausbildung geboten wird.

Der Gewerbe=Akademie Berlin ist eine mittlere technische Fachschule, das
"Technikum Berlin", angegliedert, welches sich die Ausbildung von Maschinen=, Elektro-
und Bautechnikern zur Aufgabe macht.

Programme, Jahresberichte usw. wolle man von der Direktion einfordern.

Zum Bahnhofs=Verbot.

Kurz nachdem mir das Bahnhofsverbot bekannt wurde, sandte ich folgenden ein-
geschriebenen Brief ab, auf den ich bis heute keine Antwort erhalten habe:

Sr. Exzellenz Herrn Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten
H. v. Budde

hier.

Ew. Exzellenz!

Jn einer neuerlichen Rede im Abgeordnetenhaus betonten Ew. Exzellenz,
daß Sie nur den Vertrieb solcher Zeitschriften auf den Bahnhöfen verbieten
würden, welche einen ausgesprochen sozialdemokratischen oder unsittlichen
Charakter haben. Jch gestatte mir nun, an Ew. Exzellenz die ergebene Anfrage
zu richten, ob Sie nach Durchsicht der beiliegenden, von mir herausgegebenen
Zeitschrift „ Europa “ der Meinung sind, daß diese Zeitschrift unter eine der
von Ew. Exzellenz erwähnten Kategorien fällt und bejahendenfalls, ob hier der
Grund zu suchen ist, weshalb die „Europa“ auf den Bahnhöfen nicht verkauft
werden darf.

Sollten aber die Aeußerungen, die mir der Verlagsbuchhändler, Herr
Georg Stilke, Dorotheenstraße 72/73, in einer Unterredung gemacht hat,
nicht nur formell richtig sein, sollte er aus eigener Macht die Zeitschrift „Europa“
vom Bahnhofsvertrieb ausgeschlossen haben, so erlaube ich mir die Anfrage
an Ew. Exzellenz, ob Sie diesen eigenmächtigen Schritt des Herrn Stilke billigen,
oder ob Sie ihn nicht vielmehr veranlassen wollen, eine Maßnahme zurück-
zuziehen, die der von mir vertretenen Verlagsgesellschaft „Europa“ zu großem
Schaden gereicht. Jch darf Ew. Exzellenz wohl bitten, mir eine Antwort
möglichst bald zukommen zu lassen, damit ich weiß, wie ich mich in Zukunft
einzurichten habe.

    Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst
    Heinrich Michalski.

Jch erlaube mir auf diesem Wege nochmals, Herrn v. Budde um Antwort zu
bitten, zu der er meiner Meinung nach verpflichtet ist.     H. M.



Für den redaktionellen Teil verantwortlich: Heinr. Michalski.



Kleine Mitteilungen.

Die „Gewerbe=Akademie Berlin“, Königgrätzerstraße 90, bildet in akademischen
Kursen zukünftige Maschinen=, Elektro=, Bau=Jngenieure und Architekten aus, sie
berücksichtigt in ihren 4 Abteilungen fast sämtliche Zweige der Architektur, Technik und
Jndustrie und bietet hierdurch dem Studierenden jeder Fach=Abteilung die Möglichkeit,
auch Vorlesungen über einzelne Lehrfächer der anderen Abteilungen beizuwohnen, wodurch
dem zukünftigen Jngenieur Gelegenheit zu vielseitiger Ausbildung geboten wird.

Der Gewerbe=Akademie Berlin ist eine mittlere technische Fachschule, das
„Technikum Berlin“, angegliedert, welches sich die Ausbildung von Maschinen=, Elektro-
und Bautechnikern zur Aufgabe macht.

Programme, Jahresberichte usw. wolle man von der Direktion einfordern.

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Zitationshilfe: Europa. Wochenschrift für Kultur und Politik. Jahrgang 1, Heft 13. Berlin-Charlottenburg, 13. April 1905, S. [638]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_europa0113_1905/46>, abgerufen am 10.06.2024.