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Europa. Wochenschrift für Kultur und Politik. Jahrgang 1, Heft 10. Berlin-Charlottenburg, 23. März 1905.

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Allostis: Die heilige Scham.

Bist Du unter Menschen, so laß sie denken, laß sie sprechen und laß sie
tun, was jede Tugendjungfrau zur Feuerlilie wandelt. Dich aber benetzen nicht
die Wellen der Scham. Was schmutzig ist, erkennst Du auch durch die reinste
Hülle, und den reinen Kern des Natürlichen kann keine schmutzige Hülle be-
flecken.

Denn sicher bist Du Deiner selbst.

Und wenn Du selber denkst und sprichst und tust, was rein aus Deiner
Seele kommt, sei frei von Scham und frage nicht, ob die Welt es schicklich
nennt. Und wenn Du am stillen Sommertage in Deinem Waldsee badest
oder an der Bucht des Meeres stehst und Dich trocknen läßt von den warmen
Strahlenfingern der Sonne, schrick nicht zusammen vor dem Späherblicke eines
Mannes. Stolz erhebe Dich in Deiner Schönheit, daß er in die Knie sinkt,
als sei die Göttin selber ihm erschienen, und geblendet in Demut weiterzieht.

Denn sicher bist Du Deiner selbst.

Doch bist Du allein mit mir, dann laß die Scham Dich weihen, daß
mir heilig bleibe Dein Leib und immer neu der Blütenrausch adliger Wollust.

Ein Himmelsschein umstrahle sie Dich, daß fern bleiben die schleichenden
Schatten der Vergänglichkeit.

Unser ist die Liebe, und unser sei die heilige Scham, unser ganz allein!

[Abbildung]

Anläßlich des Quartalswechsels erlauben wir uns, unsere Leser höflichst zu er-
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Die Zeitschrift erscheint jeden Donnerstag.

Sie ist zu haben in allen Buchhandlungen, an allen Zeitungsständen, auf
allen Bahnhöfen und bei der Post. Der Preis beträgt im Abonnement 3 Mark für
das Vierteljahr; direkt vom Verlag unter Kreuzband bezogen 3,50 Mark. Das Einzel-
heft kostet 25 Pfennig.

Verlagsgesellschaft Europa, G. m. b. H., Berlin=Charlottenburg, Niebuhrstraße 1.

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tun, was jede Tugendjungfrau zur Feuerlilie wandelt. Dich aber benetzen nicht
die Wellen der Scham. Was schmutzig ist, erkennst Du auch durch die reinste
Hülle, und den reinen Kern des Natürlichen kann keine schmutzige Hülle be-
flecken.

Denn sicher bist Du Deiner selbst.

Und wenn Du selber denkst und sprichst und tust, was rein aus Deiner
Seele kommt, sei frei von Scham und frage nicht, ob die Welt es schicklich
nennt. Und wenn Du am stillen Sommertage in Deinem Waldsee badest
oder an der Bucht des Meeres stehst und Dich trocknen läßt von den warmen
Strahlenfingern der Sonne, schrick nicht zusammen vor dem Späherblicke eines
Mannes. Stolz erhebe Dich in Deiner Schönheit, daß er in die Knie sinkt,
als sei die Göttin selber ihm erschienen, und geblendet in Demut weiterzieht.

Denn sicher bist Du Deiner selbst.

Doch bist Du allein mit mir, dann laß die Scham Dich weihen, daß
mir heilig bleibe Dein Leib und immer neu der Blütenrausch adliger Wollust.

Ein Himmelsschein umstrahle sie Dich, daß fern bleiben die schleichenden
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[478/0046] Allostis: Die heilige Scham. Bist Du unter Menschen, so laß sie denken, laß sie sprechen und laß sie tun, was jede Tugendjungfrau zur Feuerlilie wandelt. Dich aber benetzen nicht die Wellen der Scham. Was schmutzig ist, erkennst Du auch durch die reinste Hülle, und den reinen Kern des Natürlichen kann keine schmutzige Hülle be- flecken. Denn sicher bist Du Deiner selbst. Und wenn Du selber denkst und sprichst und tust, was rein aus Deiner Seele kommt, sei frei von Scham und frage nicht, ob die Welt es schicklich nennt. Und wenn Du am stillen Sommertage in Deinem Waldsee badest oder an der Bucht des Meeres stehst und Dich trocknen läßt von den warmen Strahlenfingern der Sonne, schrick nicht zusammen vor dem Späherblicke eines Mannes. Stolz erhebe Dich in Deiner Schönheit, daß er in die Knie sinkt, als sei die Göttin selber ihm erschienen, und geblendet in Demut weiterzieht. Denn sicher bist Du Deiner selbst. Doch bist Du allein mit mir, dann laß die Scham Dich weihen, daß mir heilig bleibe Dein Leib und immer neu der Blütenrausch adliger Wollust. Ein Himmelsschein umstrahle sie Dich, daß fern bleiben die schleichenden Schatten der Vergänglichkeit. Unser ist die Liebe, und unser sei die heilige Scham, unser ganz allein! [Abbildung] Anläßlich des Quartalswechsels erlauben wir uns, unsere Leser höflichst zu er- suchen, ihr Abonnement beizeiten zu erneuern. ☞ Die Zeitschrift erscheint jeden Donnerstag. ☜ Sie ist zu haben in allen Buchhandlungen, an allen Zeitungsständen, auf allen Bahnhöfen und bei der Post. Der Preis beträgt im Abonnement 3 Mark für das Vierteljahr; direkt vom Verlag unter Kreuzband bezogen 3,50 Mark. Das Einzel- heft kostet 25 Pfennig. Verlagsgesellschaft Europa, G. m. b. H., Berlin=Charlottenburg, Niebuhrstraße 1.

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Zitationshilfe: Europa. Wochenschrift für Kultur und Politik. Jahrgang 1, Heft 10. Berlin-Charlottenburg, 23. März 1905, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_europa0110_1905/46>, abgerufen am 27.11.2024.