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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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Bingley.
Es ist wahr, daß dieser Tromp den vornehmsten Rang mit unter
den Holländischen See-Helden behaupten kan, er ist aber auch in dem Ruf,
daß seine Aufführung etwas plumpes an sich gehabt habe.
Tulsching.
Printz Henrich erwieß sich nach diesem wichtigen Siege desto mehr
zu Lande geschäfftig, und nahm den Spaniern 1644. die Festung Saas
von Gent weg, welches Jahr aber auch sein preißwürdiges Leben mit einem früh-
zeitigen Tode bekrönte. Sein Nachfolger war Wilhelm der II. von Ora-
nien,
ein Vater des nachmahligen Königs von Engelland Wilhelm
des III. die Zeit seiner Regierung war kurtz, die in derselben vorgegangene
Dinge aber von der grösten Wichtigkeit. Denn die Holländer erhielten
1648. in dem Westphälischen Friedens, Schluß die so lange Jahre ver-
theidigte Freyheit, und der König von Spanien hatte die fast unaus-
sprechlichen Summen Geldes, welche sich schon zu Zeiten Philippi II. wie
er auf dem Todt-Bette bekand, sich auf 430. Millionen belaufen haben,
nebst den Kräfften seiner Königreiche umsonst verschwendet, um diese Na-
tion
wieder unter das Joch zu bringen.
Bingley.
Was hat es denn vor eine Beschaffenheit mit dem Streite, welcher
sich bey gedachtem Friedens-Schluß wegen der Freyheit ereignete?
Tulsching.
Die Gesandten des Königs von Spanien wolten absolument nicht
in die Freysprechung der Niederlande willigen, und machten Mine, den
Krieg eher fortzusetzen. Als ihnen aber von denen übrigen Königen die üblen
Folgerungen, da sie den Holländern beyzustehn nicht ermangeln wür-
den, vorgestellet wurden, so erklärten sie diese endlich tanquam liberos,
gleich als freye Leute, welches zu neuen Disputen Anlaß gab, biß das
Wort tanquam nur als ein Neben-Werck angesehen, und die noch dau-
ernde Freyheit dieser Republic dadurch befestiget wurde. Nach diesem
glücklichen Erfolg, da die Ruhe ihnen von aussen hergestellet war, erei-
gnete sich eine Unruhe, welche desto gefährlicher war, weil sie innerlich
entstund. Denn es entstund diese Uneinigkeit daher, weil der Printz die Sol-
daten
auf den Beinen zubehalten begehrte, die Stände aber gerade das
Gegentheil vertheidigten. Die Städte erwiesen sich gegen den Stadt-
halter
hierbey entsetzlich importun, und gaben ihm, da er sie durch seine
Gegenwart zu besänfftigen vermeynte, die ungebührlichsten Reden. Die-
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Bingley.
Es iſt wahr, daß dieſer Tromp den vornehmſten Rang mit unter
den Hollaͤndiſchen See-Helden behaupten kan, er iſt aber auch in dem Ruf,
daß ſeine Auffuͤhrung etwas plumpes an ſich gehabt habe.
Tulſching.
Printz Henrich erwieß ſich nach dieſem wichtigen Siege deſto mehr
zu Lande geſchaͤfftig, und nahm den Spaniern 1644. die Feſtung Saas
von Gent weg, welches Jahr aber auch ſein preißwuͤrdiges Leben mit einem fruͤh-
zeitigen Tode bekroͤnte. Sein Nachfolger war Wilhelm der II. von Ora-
nien,
ein Vater des nachmahligen Koͤnigs von Engelland Wilhelm
des III. die Zeit ſeiner Regierung war kurtz, die in derſelben vorgegangene
Dinge aber von der groͤſten Wichtigkeit. Denn die Hollaͤnder erhielten
1648. in dem Weſtphaͤliſchen Friedens, Schluß die ſo lange Jahre ver-
theidigte Freyheit, und der Koͤnig von Spanien hatte die faſt unaus-
ſprechlichen Summen Geldes, welche ſich ſchon zu Zeiten Philippi II. wie
er auf dem Todt-Bette bekand, ſich auf 430. Millionen belaufen haben,
nebſt den Kraͤfften ſeiner Koͤnigreiche umſonſt verſchwendet, um dieſe Na-
tion
wieder unter das Joch zu bringen.
Bingley.
Was hat es denn vor eine Beſchaffenheit mit dem Streite, welcher
ſich bey gedachtem Friedens-Schluß wegen der Freyheit ereignete?
Tulſching.
Die Geſandten des Koͤnigs von Spanien wolten abſolument nicht
in die Freyſprechung der Niederlande willigen, und machten Mine, den
Krieg eher fortzuſetzen. Als ihnen aber von denen uͤbrigen Koͤnigen die uͤblen
Folgerungen, da ſie den Hollaͤndern beyzuſtehn nicht ermangeln wuͤr-
den, vorgeſtellet wurden, ſo erklaͤrten ſie dieſe endlich tanquam liberos,
gleich als freye Leute, welches zu neuen Diſputen Anlaß gab, biß das
Wort tanquam nur als ein Neben-Werck angeſehen, und die noch dau-
ernde Freyheit dieſer Republic dadurch befeſtiget wurde. Nach dieſem
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gnete ſich eine Unruhe, welche deſto gefaͤhrlicher war, weil ſie innerlich
entſtund. Denn es entſtund dieſe Uneinigkeit daher, weil der Printz die Sol-
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auf den Beinen zubehalten begehrte, die Staͤnde aber gerade das
Gegentheil vertheidigten. Die Staͤdte erwieſen ſich gegen den Stadt-
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[29/0039] Bingley. Es iſt wahr, daß dieſer Tromp den vornehmſten Rang mit unter den Hollaͤndiſchen See-Helden behaupten kan, er iſt aber auch in dem Ruf, daß ſeine Auffuͤhrung etwas plumpes an ſich gehabt habe. Tulſching. Printz Henrich erwieß ſich nach dieſem wichtigen Siege deſto mehr zu Lande geſchaͤfftig, und nahm den Spaniern 1644. die Feſtung Saas von Gent weg, welches Jahr aber auch ſein preißwuͤrdiges Leben mit einem fruͤh- zeitigen Tode bekroͤnte. Sein Nachfolger war Wilhelm der II. von Ora- nien, ein Vater des nachmahligen Koͤnigs von Engelland Wilhelm des III. die Zeit ſeiner Regierung war kurtz, die in derſelben vorgegangene Dinge aber von der groͤſten Wichtigkeit. Denn die Hollaͤnder erhielten 1648. in dem Weſtphaͤliſchen Friedens, Schluß die ſo lange Jahre ver- theidigte Freyheit, und der Koͤnig von Spanien hatte die faſt unaus- ſprechlichen Summen Geldes, welche ſich ſchon zu Zeiten Philippi II. wie er auf dem Todt-Bette bekand, ſich auf 430. Millionen belaufen haben, nebſt den Kraͤfften ſeiner Koͤnigreiche umſonſt verſchwendet, um dieſe Na- tion wieder unter das Joch zu bringen. Bingley. Was hat es denn vor eine Beſchaffenheit mit dem Streite, welcher ſich bey gedachtem Friedens-Schluß wegen der Freyheit ereignete? Tulſching. Die Geſandten des Koͤnigs von Spanien wolten abſolument nicht in die Freyſprechung der Niederlande willigen, und machten Mine, den Krieg eher fortzuſetzen. Als ihnen aber von denen uͤbrigen Koͤnigen die uͤblen Folgerungen, da ſie den Hollaͤndern beyzuſtehn nicht ermangeln wuͤr- den, vorgeſtellet wurden, ſo erklaͤrten ſie dieſe endlich tanquam liberos, gleich als freye Leute, welches zu neuen Diſputen Anlaß gab, biß das Wort tanquam nur als ein Neben-Werck angeſehen, und die noch dau- ernde Freyheit dieſer Republic dadurch befeſtiget wurde. Nach dieſem gluͤcklichen Erfolg, da die Ruhe ihnen von auſſen hergeſtellet war, erei- gnete ſich eine Unruhe, welche deſto gefaͤhrlicher war, weil ſie innerlich entſtund. Denn es entſtund dieſe Uneinigkeit daher, weil der Printz die Sol- daten auf den Beinen zubehalten begehrte, die Staͤnde aber gerade das Gegentheil vertheidigten. Die Staͤdte erwieſen ſich gegen den Stadt- halter hierbey entſetzlich importun, und gaben ihm, da er ſie durch ſeine Gegenwart zu beſaͤnfftigen vermeynte, die ungebuͤhrlichſten Reden. Die- ſes D 3

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/39>, abgerufen am 28.03.2024.