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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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gleich die Schlacht bey dem Entsatz von Breda 1524. welches ihn der-
massen kränckte, daß es 1525. wie von allen Menschen vor ihm, ein paar
ausgenommen, hieß: Er starb, und ward begraben zu seinen Vä-
tern.
Bingley.
Dieser Printz starb eher, als seine Tapferkeit werth war, denn er hat-
te sich durch seinen unerschrockenen Muth in solche Hochachtung bey inn-
und ausländischen gesetzt, daß man keinen vor einen rechtschaffenen und er-
fahrnen Soldaten hielte, wer nicht unter ihm gedienet hatte.
Tulsching.
Allerdings war er der gröste Capitain seiner Zeit, Mylord, und es
fällete der grosse Heinrich IV. König in Franckreich ein gleiches Ur-
theil von ihm, wie er denn zu sagen gepflegt hat, er kenne nur drey Generals
in der Welt, die seiner Admiration würdig wären, erstlich Printz Moritz
von Nassau, der wäre klug, tapfer und glücklich, zum andern der
Hertzog von Bouillon, der wär klug und tapffer, und endlich sich
selbst,
der zwar glücklich wär, aber ob er auch klug und tapfer sey,
wisse er nicht. Noch dieses eintzige von diesem Printzen zugedencken, so ist
dessen Vergleichung der 4. vornehmsten Nationen mit dem Ungeziefer
bekand. Denn er sagte, die Teutschen wären wie die Läuse, die sich
auf der Stelle todt schmeissen liessen, die Jtaliener wie die Wantzen,
die nichts als einen grossen Gestanck bey sich führten. Die Spanier
wie die Filtzläuse, die wo sie sich einmahl eingenistelt, nicht leichtlich wie-
der heraus zubringen wären.
Bingley.
Dieses bezeugen sie jetzo. Denn da sie kaum aus Gnade und Barm-
hertzigkeit in Florentz Posto gefast, so quälen sie die Jnwohner auf das
ärgste, und suchen sich immermehr und mehr einzunisteln, welches man ih-
nen aber schon verwehren wird.
Tulsching.
Und endlich die Frantzosen wären wie die Flöhe, welche bald da
bald dorthin hüpften:
Bingley.
Der an Gestalt zwar kleine aber an verliebten Eigenschafften
riesenmäßige
Hertzog von Luxemburg pflegte sich immer die Krafft zu
wünschen, daß er sich in einen Floh verwandeln könte, wenn er wolte, wie-
wohl es nicht deßwegen geschach, weil er ein Frantzose, und zum herum
Hüpfen geneigt war, sondern er vermeynte, in Gestalt eines Flohs bey
dem
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gleich die Schlacht bey dem Entſatz von Breda 1524. welches ihn der-
maſſen kraͤnckte, daß es 1525. wie von allen Menſchen vor ihm, ein paar
ausgenommen, hieß: Er ſtarb, und ward begraben zu ſeinen Vaͤ-
tern.
Bingley.
Dieſer Printz ſtarb eher, als ſeine Tapferkeit werth war, denn er hat-
te ſich durch ſeinen unerſchrockenen Muth in ſolche Hochachtung bey inn-
und auslaͤndiſchen geſetzt, daß man keinen vor einen rechtſchaffenen und er-
fahrnen Soldaten hielte, wer nicht unter ihm gedienet hatte.
Tulſching.
Allerdings war er der groͤſte Capitain ſeiner Zeit, Mylord, und es
faͤllete der groſſe Heinrich IV. Koͤnig in Franckreich ein gleiches Ur-
theil von ihm, wie er denn zu ſagen gepflegt hat, er kenne nur drey Generals
in der Welt, die ſeiner Admiration wuͤrdig waͤren, erſtlich Printz Moritz
von Naſſau, der waͤre klug, tapfer und gluͤcklich, zum andern der
Hertzog von Bouillon, der waͤr klug und tapffer, und endlich ſich
ſelbſt,
der zwar gluͤcklich waͤr, aber ob er auch klug und tapfer ſey,
wiſſe er nicht. Noch dieſes eintzige von dieſem Printzen zugedencken, ſo iſt
deſſen Vergleichung der 4. vornehmſten Nationen mit dem Ungeziefer
bekand. Denn er ſagte, die Teutſchen waͤren wie die Laͤuſe, die ſich
auf der Stelle todt ſchmeiſſen lieſſen, die Jtaliener wie die Wantzen,
die nichts als einen groſſen Geſtanck bey ſich fuͤhrten. Die Spanier
wie die Filtzlaͤuſe, die wo ſie ſich einmahl eingeniſtelt, nicht leichtlich wie-
der heraus zubringen waͤren.
Bingley.
Dieſes bezeugen ſie jetzo. Denn da ſie kaum aus Gnade und Barm-
hertzigkeit in Florentz Poſto gefaſt, ſo quaͤlen ſie die Jnwohner auf das
aͤrgſte, und ſuchen ſich immermehr und mehr einzuniſteln, welches man ih-
nen aber ſchon verwehren wird.
Tulſching.
Und endlich die Frantzoſen waͤren wie die Floͤhe, welche bald da
bald dorthin huͤpften:
Bingley.
Der an Geſtalt zwar kleine aber an verliebten Eigenſchafften
rieſenmaͤßige
Hertzog von Luxemburg pflegte ſich immer die Krafft zu
wuͤnſchen, daß er ſich in einen Floh verwandeln koͤnte, wenn er wolte, wie-
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D 2
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[27/0037] gleich die Schlacht bey dem Entſatz von Breda 1524. welches ihn der- maſſen kraͤnckte, daß es 1525. wie von allen Menſchen vor ihm, ein paar ausgenommen, hieß: Er ſtarb, und ward begraben zu ſeinen Vaͤ- tern. Bingley. Dieſer Printz ſtarb eher, als ſeine Tapferkeit werth war, denn er hat- te ſich durch ſeinen unerſchrockenen Muth in ſolche Hochachtung bey inn- und auslaͤndiſchen geſetzt, daß man keinen vor einen rechtſchaffenen und er- fahrnen Soldaten hielte, wer nicht unter ihm gedienet hatte. Tulſching. Allerdings war er der groͤſte Capitain ſeiner Zeit, Mylord, und es faͤllete der groſſe Heinrich IV. Koͤnig in Franckreich ein gleiches Ur- theil von ihm, wie er denn zu ſagen gepflegt hat, er kenne nur drey Generals in der Welt, die ſeiner Admiration wuͤrdig waͤren, erſtlich Printz Moritz von Naſſau, der waͤre klug, tapfer und gluͤcklich, zum andern der Hertzog von Bouillon, der waͤr klug und tapffer, und endlich ſich ſelbſt, der zwar gluͤcklich waͤr, aber ob er auch klug und tapfer ſey, wiſſe er nicht. Noch dieſes eintzige von dieſem Printzen zugedencken, ſo iſt deſſen Vergleichung der 4. vornehmſten Nationen mit dem Ungeziefer bekand. Denn er ſagte, die Teutſchen waͤren wie die Laͤuſe, die ſich auf der Stelle todt ſchmeiſſen lieſſen, die Jtaliener wie die Wantzen, die nichts als einen groſſen Geſtanck bey ſich fuͤhrten. Die Spanier wie die Filtzlaͤuſe, die wo ſie ſich einmahl eingeniſtelt, nicht leichtlich wie- der heraus zubringen waͤren. Bingley. Dieſes bezeugen ſie jetzo. Denn da ſie kaum aus Gnade und Barm- hertzigkeit in Florentz Poſto gefaſt, ſo quaͤlen ſie die Jnwohner auf das aͤrgſte, und ſuchen ſich immermehr und mehr einzuniſteln, welches man ih- nen aber ſchon verwehren wird. Tulſching. Und endlich die Frantzoſen waͤren wie die Floͤhe, welche bald da bald dorthin huͤpften: Bingley. Der an Geſtalt zwar kleine aber an verliebten Eigenſchafften rieſenmaͤßige Hertzog von Luxemburg pflegte ſich immer die Krafft zu wuͤnſchen, daß er ſich in einen Floh verwandeln koͤnte, wenn er wolte, wie- wohl es nicht deßwegen geſchach, weil er ein Frantzoſe, und zum herum Huͤpfen geneigt war, ſondern er vermeynte, in Geſtalt eines Flohs bey dem D 2

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/37>, abgerufen am 23.04.2024.