Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 572, Czernowitz, 28.11.1905.Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 28. November 1905. [Spaltenumbruch] sind, verschwunden ist. (Stürmische Prositrufe). Ich glaube, meine Herren, Sie alle haben Grund genug, den alten Standpunkt zu verlassen. Es ist nichts daran, daß Juden bekämpft, gemordet werden, daß ihnen das Leben so schwer gemacht wird. Alle diese Dinge wie die jetzigen Vorfälle in Rußland, so schrecklich sie sind, verlieren das Besondere, wenn man bedenkt, daß dort überhaupt Anarchie herrscht, daß um die Freiheit gekämpft wird und sogar der Zar bedroht wird. Das Besondere liegt nun darin, daß es den Juden an eigener Verteidigung fehlt, daß in diesem Kampfe viele, ohne sich zu wehren, untergehen. Sie, meine Herren, aber wollen einerseits Ihre Position als Juden aufrecht erhalten, anderer- seits aber den Kampf! Denn wer den Kampf scheut, verdient den Untergang, es ist schnöde, Leib und Leben zu erhalten um diesen Preis. Weil ich weiß, daß Sie mit mir in dieser Hinsicht vollauf übereinstimmen, so erhebe ich mein Glas auf das Wohl der "Hasmonaea". (Lebhafter Beifall folgte den Ausführungen.) A. H. Dr. Mayer Ebner be- sprach hernach in längerer Rede die Ereignisse in Rußland und diese Trauerrede, bewegten Herzens gesprochen, sie erfaßte die Anwesenden mit tiefem Weh. Es war ein eigenartiger Studentenkommers und es beschlich die Teilnehmer ein banges Gefühl des Mitleides mit jenen hingemordeten jüdischen Märtyrern, deren die Redner in so rührenden Worten gedachten. Unter den zahlreichen Anwesenden bemerkte man Univ.-Prof. Dr. Wojucki, Dr. Adler, Dr. Kellner, Oberrabbiner Dr. Rosenfeld, den Präsidenten der Advokatenkammer Dr. Heinrich Kiesler, Landtagsabg. Wilhelm Tittinger, den Vizepräses der Kultusgemeinde Luttinger, Gemeinde- und Kultusräte, Doktores und Studenten. Verschönerungsverein. Die bis nun milde gewesene Die Handels- und Gewerbetreibenden von Familiennachrichten. Herr Isidor Tropper, Musikprüfung Frl. Dora Lutwak hat am 24. d. [Spaltenumbruch] Großer Brand. Samstag, abends 5 Uhr brach in Rechtspflege. Czernowitz, 27. November. Das Recht der Kritik. Die Verhandlung gegen den Schauspieler Waldek Ueber die Verhandlung liegt folgender Bericht vor: Der "Auf Grund der Ergebnisse der Verhandlung beantrage [Spaltenumbruch] Der Verteidiger Advokat Dr. Oberländer bestreitet Der Vertreter des Privatanklägers Dr. Menczel Der Richter verkündet hierauf den Freispruch. Theater, Kunst und Literatur. Czernowitz, 27. November. Pufferl. (Operette von J. Schnitzer und S. Schlesinger, Pufferl (Hr. Schwab) ist ein Haarkünstler, der zur Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 28. November 1905. [Spaltenumbruch] ſind, verſchwunden iſt. (Stürmiſche Proſitrufe). Ich glaube, meine Herren, Sie alle haben Grund genug, den alten Standpunkt zu verlaſſen. Es iſt nichts daran, daß Juden bekämpft, gemordet werden, daß ihnen das Leben ſo ſchwer gemacht wird. Alle dieſe Dinge wie die jetzigen Vorfälle in Rußland, ſo ſchrecklich ſie ſind, verlieren das Beſondere, wenn man bedenkt, daß dort überhaupt Anarchie herrſcht, daß um die Freiheit gekämpft wird und ſogar der Zar bedroht wird. Das Beſondere liegt nun darin, daß es den Juden an eigener Verteidigung fehlt, daß in dieſem Kampfe viele, ohne ſich zu wehren, untergehen. Sie, meine Herren, aber wollen einerſeits Ihre Poſition als Juden aufrecht erhalten, anderer- ſeits aber den Kampf! Denn wer den Kampf ſcheut, verdient den Untergang, es iſt ſchnöde, Leib und Leben zu erhalten um dieſen Preis. Weil ich weiß, daß Sie mit mir in dieſer Hinſicht vollauf übereinſtimmen, ſo erhebe ich mein Glas auf das Wohl der „Hasmonaea“. (Lebhafter Beifall folgte den Ausführungen.) A. H. Dr. Mayer Ebner be- ſprach hernach in längerer Rede die Ereigniſſe in Rußland und dieſe Trauerrede, bewegten Herzens geſprochen, ſie erfaßte die Anweſenden mit tiefem Weh. Es war ein eigenartiger Studentenkommers und es beſchlich die Teilnehmer ein banges Gefühl des Mitleides mit jenen hingemordeten jüdiſchen Märtyrern, deren die Redner in ſo rührenden Worten gedachten. Unter den zahlreichen Anweſenden bemerkte man Univ.-Prof. Dr. Wojucki, Dr. Adler, Dr. Kellner, Oberrabbiner Dr. Roſenfeld, den Präſidenten der Advokatenkammer Dr. Heinrich Kiesler, Landtagsabg. Wilhelm Tittinger, den Vizepräſes der Kultusgemeinde Luttinger, Gemeinde- und Kultusräte, Doktores und Studenten. Verſchönerungsverein. Die bis nun milde geweſene Die Handels- und Gewerbetreibenden von Familiennachrichten. Herr Iſidor Tropper, Muſikprüfung Frl. Dora Lutwak hat am 24. d. [Spaltenumbruch] Großer Brand. Samſtag, abends 5 Uhr brach in Rechtspflege. Czernowitz, 27. November. Das Recht der Kritik. Die Verhandlung gegen den Schauſpieler Waldek Ueber die Verhandlung liegt folgender Bericht vor: Der „Auf Grund der Ergebniſſe der Verhandlung beantrage [Spaltenumbruch] Der Verteidiger Advokat Dr. Oberländer beſtreitet Der Vertreter des Privatanklägers Dr. Menczel Der Richter verkündet hierauf den Freiſpruch. Theater, Kunst und Literatur. Czernowitz, 27. November. Pufferl. (Operette von J. Schnitzer und S. Schleſinger, Pufferl (Hr. Schwab) iſt ein Haarkünſtler, der zur <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 28. November 1905.</hi></fw><lb/><cb/> ſind, verſchwunden iſt. (Stürmiſche Proſitrufe). Ich glaube,<lb/> meine Herren, Sie alle haben Grund genug, den alten<lb/> Standpunkt zu verlaſſen. Es iſt nichts daran, daß Juden<lb/> bekämpft, gemordet werden, daß ihnen das Leben ſo ſchwer<lb/> gemacht wird. Alle dieſe Dinge wie die jetzigen Vorfälle in<lb/> Rußland, ſo ſchrecklich ſie ſind, verlieren das Beſondere, wenn<lb/> man bedenkt, daß dort überhaupt Anarchie herrſcht, daß um<lb/> die Freiheit gekämpft wird und ſogar der Zar bedroht wird.<lb/> Das Beſondere liegt nun darin, daß es den Juden an<lb/> eigener Verteidigung fehlt, daß in dieſem Kampfe viele, ohne<lb/> ſich zu wehren, untergehen. Sie, meine Herren, aber wollen<lb/> einerſeits Ihre Poſition als Juden aufrecht erhalten, anderer-<lb/> ſeits aber den Kampf! Denn wer den Kampf ſcheut, verdient<lb/> den Untergang, es iſt ſchnöde, Leib und Leben zu erhalten<lb/> um dieſen Preis. Weil ich weiß, daß Sie mit mir in<lb/> dieſer Hinſicht vollauf übereinſtimmen, ſo erhebe ich mein<lb/> Glas auf das Wohl der „Hasmonaea“. (Lebhafter Beifall<lb/> folgte den Ausführungen.) A. H. Dr. Mayer <hi rendition="#g">Ebner</hi> be-<lb/> ſprach hernach in längerer Rede die Ereigniſſe in Rußland<lb/> und dieſe Trauerrede, bewegten Herzens geſprochen, ſie erfaßte<lb/> die Anweſenden mit tiefem Weh. Es war ein eigenartiger<lb/> Studentenkommers und es beſchlich die Teilnehmer ein<lb/> banges Gefühl des Mitleides mit jenen hingemordeten<lb/> jüdiſchen Märtyrern, deren die Redner in ſo rührenden<lb/> Worten gedachten. Unter den zahlreichen Anweſenden bemerkte<lb/> man Univ.-Prof. Dr. <hi rendition="#g">Wojucki,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Adler,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Kellner,</hi><lb/> Oberrabbiner Dr. <hi rendition="#g">Roſenfeld,</hi> den Präſidenten der<lb/> Advokatenkammer Dr. Heinrich <hi rendition="#g">Kiesler,</hi> Landtagsabg.<lb/> Wilhelm <hi rendition="#g">Tittinger,</hi> den Vizepräſes der Kultusgemeinde<lb/><hi rendition="#g">Luttinger,</hi> Gemeinde- und Kultusräte, Doktores und<lb/> Studenten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verſchönerungsverein.</hi> </head> <p>Die bis nun milde geweſene<lb/> Herbſtwitterung hat es dem Vereine ermöglicht, die Arbeiten<lb/> im Schillerparke nächſt dem neuen Stadttheater aufzunehmen.<lb/> Herr Rechnungsrat i. P., Heinrich <hi rendition="#g">Simader,</hi> welcher ſich<lb/> mit wahrer Begeiſterung in den Dienſt des Direktoriums<lb/> geſtellt hat, iſt unermüdlich tätig, um die ſchönen Anlagen<lb/> ihrer Vollendung entgegenzuführen. Die Berglehne, welche<lb/> den Schillerpark bildet, wurde bereits eingefriedet, und die<lb/> beinahe 1500 Meter langen Promenadenwege erhalten<lb/> lebende Hecken aus Buchenſetzlingen, welche die Güterdirek-<lb/> tion dem Vereine munifizenterweiſe geſpendet hat. Verſchließ-<lb/> bare Gittertore ſind an ſieben verſchiedenen Punkten ange-<lb/> bracht und erleichtern den Zugang zu dem wahrhaft ſehens-<lb/> würdigen Parke. Im künftigen Frühjahre wird mit der<lb/> Nachpflanzung begonnen werden. Herr Stadtgärtner <hi rendition="#g">Pio-<lb/> trowski,</hi> der eigentliche Schöpfer der Anlage, hat zu<lb/> dieſem Zwecke ſchon eine bedeutende Anzahl von Bäumen<lb/> und Sträuchern in Vorrat; auch Herr Gutsbeſitzer <hi rendition="#g">Roſen-<lb/> ſtock</hi> in Czernawka hat dem Vereine 200 Stück ſtärker eut-<lb/> wickelte Fichtenſtämmchen zugeſichert. Ein eigenes Komitee<lb/> unter Vorſitz des Obmannſtellvertreters Dr. <hi rendition="#g">Goldenberg</hi><lb/> beſtehend aus den Herren <hi rendition="#g">Simader, Reſtel</hi> und Archi-<lb/> tekten Joſef <hi rendition="#g">Schreiber,</hi> berät gegenwärtig über die Frage<lb/> der Errichtung einer Schillerwarte oder eines ähnlichen<lb/> Bauwerkes. Wahrſcheinlich wird in der unteren Partie des<lb/> Parkes ein in architektoniſcher Hinſicht gefälliges Schutz-<lb/> haus aufgeſtellt werden, welches Räume zur Feilhaltung<lb/> von Erfriſchungen und zu anderen praktiſchen Zwecken um-<lb/> faſſen ſoll. Die geehrten Leſer mögen aus der vorſtehenden<lb/> Skizzierung erſehen, daß der Verein ſeit ſeinem Wiederer-<lb/> wachen im Jahre 1903 nicht mehr ſchläft, ſondern ſeine<lb/> Aufgabe, die Landeshauptſtadt in ſchönheitlicher Beziehung<lb/> zu heben, ernſt und raſtlos zu erfüllen trachtet. Umſo<lb/> bedauerlicher iſt es, daß bisher ſo wenig Männer und Frauen<lb/> demſelben als Mitglieder angehören. Er zählt nämlich kaum<lb/> mehr als dreieinhalb Hundert Beitragender, während er auf<lb/> Tauſend zu zählen berechtigt wäre. Selbſt der hohe Buko-<lb/> winer Landtag hat ihm die ſo dringend erbetene Subvention<lb/> verweigert — raſch und mit trockener Entſchiedenheit. Es<lb/> geſchieht zum zweiten Male, daher wird es ſich die Vereins-<lb/> leitung überlegen, die Landesvertretung ein drittes Mal<lb/> überzeugen zu wollen, daß die Förderung evident nützlicher<lb/> Vereinsbeſtrebungen einen Teil ihres Wirkungskreiſes aus-<lb/> macht. Da verhalten ſich Religionsfond, Gemeinderat und<lb/> Staatsverwaltung anders. Von der letzteren erhofft der<lb/> Verein die baldige Löſung der Frage der Freilegung des<lb/> Reſidenzplatzes durch Ankauf der Homiuka’ſchen Realität.<lb/> Freilich liegen die Akten ſchon ziemlich lange beim Kultus-<lb/> miniſterium in Wien, aber es iſt, dank der Befürwortung<lb/> ſeitens des Konſiſtoriums und der Landesregierung, mehr als<lb/> ſicher, daß das Miniſterium die vom Vereine gemeinſam<lb/> mit der Geſellſchaft der Kunſtfreunde energiſch eingeleitete<lb/> Aktion nicht zum Scheitern bringen werde. Unſere Herren<lb/> Reichsratsabgeordneten, welche ſich nun nach Wien<lb/> begaben, könnten ſich der Sache vielleicht aus freien Stücken<lb/> annehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Handels- und Gewerbetreibenden</hi> </head> <p>von<lb/> Czernowitz und Umgebung werden aufmerkſam gemacht, daß<lb/> der Vertreter der bekannten Verlagsfirma, C. Leuchs & Co.<lb/> in Nürnberg (Handels- und Gewerbeadreßbücher für alle<lb/> Länder der Erde) hier eingetroffen iſt und die Eintragung<lb/><hi rendition="#g">jeder Firma</hi> in den Band 19, Galizien und Bukowina,<lb/> der in den nächſten Monaten neu aufgelegt wird, voll-<lb/> ſtändig koſtenfrei veranlaßt. Bezügliche Anfragen ſind an<lb/> Herrn Rudolf Köhler, Czernowitz, Hotel Zentral zu richten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Familiennachrichten.</hi> </head> <p>Herr Iſidor <hi rendition="#g">Tropper,</hi><lb/> Kanzleigehilfe in Waszkoutz, hat ſich mit Frl. Loti <hi rendition="#g">Schwitz</hi><lb/> verlobt. — Herr Bernhard <hi rendition="#g">Mehler</hi> in Karlsberg hat ſich<lb/> mit Frl. Regina <hi rendition="#g">Juda,</hi> Tochter des Herrn Jankel Juda in<lb/> Sergie, verlobt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Muſikprüfung</hi> </head> <p>Frl. Dora <hi rendition="#g">Lutwak</hi> hat am 24. d.<lb/> in Wien die Staatsprüfung für das Lehramt an Lehrerinnen-<lb/> bildungsanſtalten in Klavierſpiel, Muſikgeſchichte und Harmonie<lb/> vor der aus den Herren Landesſchulinſpektor Dr. Rellig,<lb/> Univerſitätsprofeſſor Dr. Guido Adler, Prof Weinwurm und<lb/> Prof. am Konſervatorium Sturm zuſammengeſetzten Kommiſſion<lb/> mit ausgezeichnetem Erfolge abgelegt.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Großer Brand.</hi> </head> <p>Samſtag, abends 5 Uhr brach in<lb/> dem dem Moſes <hi rendition="#g">Schäfer</hi> gehörende Hauſe, Manaſteriska<lb/> Nr. 467, durch Ueberheizung eines Ofens beim Austrocknen<lb/> einer verputzten Zimmerwand ein Brand aus, der nicht nur<lb/> das Schindeldach dieſes Hauſes, ſondern auch das Dach des<lb/> nebenſtehenden Pferdeſtalles und Heubodens des Fiakerhälters<lb/> Moritz <hi rendition="#g">Sokal</hi> einäſcherte, ſo daß Schäfer einen Schaden<lb/> von zirka 5000 Kronen erleidet, dem nur eine Aſſekurranz-<lb/> ſumme von 1400 Kronen gegenüberſteht. Der unter Leitung<lb/> des Kommandhnten <hi rendition="#g">Wieſe</hi> arbeitenden ſtädtiſchen Feuerwehr<lb/> gelang es, das Fronthaus des Schäfer, das nur einen Meter<lb/> vom brennenden Objekte entfernt ſtand, vor dem Brande zu<lb/> bewahren, dagegen konnten die oberwähnten Hofgebäude<lb/> wegen Waſſermangel nicht gerettet werden und mußten die<lb/> Inwohner: Familie <hi rendition="#g">Klein, Koller</hi> und <hi rendition="#g">Nevaczek</hi> die<lb/> Delogierung vornehmen. Auch die freiwillige Feuerwehr war<lb/> unter ihren Hauptleuten <hi rendition="#g">Bodnar, Domczakiewicz</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Kottlar</hi> bei Bewältigung des Brandes tätig. Aus der<lb/> Erzherzog Rainer, Erzherzog Eugen und Erzherzog Albrecht-<lb/> Kaſerne waren die Militär-Bereitſchaften unter ihren Offizieren<lb/> den Leutnants, <hi rendition="#g">Turdzik, Koczinski</hi> und <hi rendition="#g">Beneſch</hi><lb/> erſchienen ſowie der Hauptmann <hi rendition="#g">Flecker</hi> der Garniſons-<lb/> Inſpektion auch am Brandplatze anweſend war. Polizei-<lb/> inſpektor Dr. <hi rendition="#g">Mironowici</hi> war mit einer ſtarken Ab-<lb/> teilung Polizeimannſchaft, ſowie Dr. <hi rendition="#g">Samler</hi> mit dem<lb/> Rettungswagen am Brandplatze anweſend. Um 8 Uhr abends<lb/> konnte alles einrücken, jedoch mußte eine aus 2 Feuermännern<lb/> beſtehende Brandwache, als auch eine aus drei Mann be-<lb/> ſtehende Polizeiwache die ganze Nacht hiedurch für eventuelle<lb/> ſofortige Hilfe am Brandplatze verbleiben.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Rechtspflege.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 27. November.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Das Recht der Kritik.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Die Verhandlung gegen den Schauſpieler <hi rendition="#g">Waldek</hi><lb/> endete heute mit dem <hi rendition="#g">Freifpruch</hi> des Angeklagten. Der<lb/> Richter (Gerichtsſekretär Dr. <hi rendition="#g">Gold</hi>) ging von der Anſchauung<lb/> aus, daß den im Sprechzimmer der Redaktion gefallenen<lb/> Aeußerungen die Oeffentlichkeit fehle, während der Ankläger<lb/> das inkriminierte Schmähwort fälſchlich auf ſich bezogen<lb/> habe und die Verantwortung des Angeklagten, daß er mit<lb/> dem Worte „Schafskopf“ ſich ſelbſt gemeint habe, glaub-<lb/> würdig erſcheine. Der Vertreter des Anklägers Advokat<lb/> Dr. Philipp <hi rendition="#g">Menczel</hi> hatte zwar angeführt, es ſei genügende<lb/> Satisfaktion für Alois <hi rendition="#g">Munk,</hi> wenn der Angeklagte vor<lb/> Gericht erkläre, er habe ſich ſelbſt ſo deſpektierlich tituliert;<lb/> dieſe läppiſche Art der Verteidigung ſei aber eine ſtarke<lb/> Zumutung an den Richter, viel ſchlimmer als diejenige, die<lb/> an den Kritiker geſtellt wurde. Dennoch ging der Richter,<lb/> der dem Vertreter des Anklägers wiederholt ins Wort ge-<lb/> fallen war und bei Begründung des Urteils Herrn Waldek<lb/> eine Lobesarie ſang, auf dieſe Zumutung ein und ſchloß aus<lb/> dem Umſtande, daß das Wort „Schafskopf“ ohne Artikel<lb/> gebraucht wurde, daß Herr Waldek ſich ſelbſt gemeint haben<lb/> müſſe. Für Alois Munk wäre die Angelegenheit eigentlich<lb/> mit der Verteidigung des Herrn Waldek und der Begründung<lb/> durch den Richter abgeſchloſſen, wenn nicht prozeſſuale Gründe<lb/> dazu förmlich zwingen würden, das Urteil der <hi rendition="#g">Ueber-<lb/> prüfung durch die kompetente Inſtanz</hi> zu<lb/> unterbreiten.</p><lb/> <p>Ueber die Verhandlung liegt folgender Bericht vor: Der<lb/> Privatankläger Alois <hi rendition="#g">Munck</hi> ſagt <hi rendition="#g">unter Eid</hi> als Zeuge<lb/> einvernommen konform der Anklage aus. Nach Schluß des<lb/> Beweisverfahrens ergreift der Vertreter des Privatanklägers<lb/> Advokat Dr. Philipp <hi rendition="#g">Menczel</hi> das Wort zu folgenden<lb/> Ausführungen:</p><lb/> <p>„Auf Grund der Ergebniſſe der Verhandlung beantrage<lb/> ich die ſtrenge Beſtrafung des Angeklagten. Was die zuerſt<lb/> inkriminierten Aeußerungen Waldek’s betrifft, ſo liegt ſchon<lb/> darin eine <hi rendition="#g">Beleidigung,</hi> daß das Verlangen geſtellt<lb/> wurde, eine Kritik zu widerrufen. Es iſt dies darum eine<lb/> beleidigende Zumutung, weil ſie den Vorwurf involviert,<lb/> die erſte Kritik ſei <hi rendition="#g">ungerecht</hi> geweſen. In den<lb/> Worten: „Ich bin zum Aeußerſten entſchloſſen“, mußte<lb/> der Ankläger ſchon mit Rückſicht auf einen ähnlichen<lb/> Fall, der ſich vor einigen Wochen in dieſer Stadt ereignet<lb/> hat, eine Bedrohung mit Tätlichkeiten ſehen. Bezüglich des<lb/> gefallenen Schmähwortes liegt für Herrn Munk ſchon darin<lb/> eine Satisfaktion, daß der Angeklagte hier vor Gericht er-<lb/> klärt, er habe ſich ſelbſt ſo tituliert.“ Hier unterbricht der<lb/> Richter in ſcharfem Tone den Vertreter des Anklägers und<lb/> droht, er werde <hi rendition="#g">ihm das Wort entziehen.</hi> Dr. <hi rendition="#g">Men-<lb/> czel</hi> wiederholt: „Darin liegt ſchon eine genügende Satis-<lb/> faktion.“ <hi rendition="#g">Richter:</hi> „Ich bitte, nicht ſo laut zu ſprechen,<lb/><hi rendition="#g">denn ich fürchte mich nicht.</hi>“ Dr. <hi rendition="#g">Menczel:</hi> Sie<lb/> wiſſen es ſehr genau, Herr Richter, <hi rendition="#g">daß ich mich auch<lb/> nicht fürchte.</hi> (Fortfahrend): Es iſt aber jedenfalls eine<lb/> ſtarke Zumutung an den Richter, dieſe <hi rendition="#g">läppiſche Art</hi><lb/> der Verantwortung zu akzeptieren. Es widerſpricht doch aller<lb/> Vernunft, daß Herr Waldek, der in großer Erregung das<lb/> Sprechzimmer verlaſſen hatte, im Vorzimmer vor dem Spiegel<lb/> eine <hi rendition="#g">Komödie</hi> aufgeführt und einen Monolog mit den<lb/> Worten: „Ich Schafskopf“ begonnen haben ſoll. Es iſt viel-<lb/> mehr durch die Zeugenausſagen und durch die Situation ge-<lb/> nügend dargetan, daß der Angeklagte eine Schmähung des<lb/> Anklägers beabſichtigte. Der Antrag auf Beſtrafung iſt daher<lb/> begründet, und mit Rückſicht auf die unerhört provokante<lb/> Art dieſes Vorgehens eine <hi rendition="#g">Arreſtſtrafe</hi> am Platze.</p><lb/> <cb/> <p>Der Verteidiger Advokat Dr. <hi rendition="#g">Oberländer</hi> beſtreitet<lb/> teils die Oeffentlichkeit, teils die beleidigende Abſicht. Der<lb/> Prozeß ſei nur zu <hi rendition="#g">Senſationszwecken</hi> angeſtrengt<lb/> worden. (Der Ausdruck wird vom Richter <hi rendition="#g">nicht</hi> zurückge-<lb/> wieſen. Anmerkung des Berichterſtatters.) Was das Wort<lb/> „Schafskopf“ betreffe, ſo habe der Angeklagte nur ſich ſelbſt<lb/> gemeint, indem er ſich Vorwürfe gemacht habe, daß er einen<lb/> ſo unbeſonnenen Schritt unternommen habe. Es ſei ihm<lb/> fernegelegen, <hi rendition="#g">gegenüber einem Redakteur, deſſen<lb/> geiſtige Arbeit Reſpekt verdiene, eine ſolche<lb/> Flegelei</hi> anzuwenden. Sollte in der Erregung doch eine<lb/> Injurie gefallen ſein, ſo bitte er um eine milde Strafe.</p><lb/> <p>Der Vertreter des Privatanklägers Dr. <hi rendition="#g">Menczel</hi><lb/> führt kurz aus, daß er über den Vorwurf, der Prozeß ſei<lb/> zu Senſationszwecken angeſtrengt worden, <hi rendition="#g">mit jenem<lb/> Stillſchweigen hinweggehe, das alles ſage.<lb/> Richter:</hi> „Ich werde beſonders Ihnen gegenüber von den<lb/> Rechten der Strafprozeßordnung Gebrauch machen.“ Doktor<lb/><hi rendition="#g">Menczel:</hi> „Ich bitte nur Gebrauch zu machen. Warum<lb/> übrigens beſonders mir gegenüber?“ „Richter:“ „Das werde<lb/> ich Ihnen <hi rendition="#g">unter vier Augen</hi> ſagen.“ Dr. <hi rendition="#g">Menczel:</hi><lb/> „Alſo gut, ich warte, bis wir unter vier Augen ſind.“<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Menczel</hi> faßt ſchließlich die Reſultate der Verhandlung<lb/> zuſammen und gelangt zu dem Reſultate, daß die Beſtrafung<lb/> im Geſetze und in der Sachlage vollſtändig begründet ſei.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Richter</hi> verkündet hierauf den <hi rendition="#g">Freiſpruch.</hi><lb/> In der Begründung bezeichnet er die Ausführungen des<lb/> Verteidigers als völlig zutreffend. Die Verteidigung möge<lb/> im Freiſpruche eine Genugtuung für die verwerfliche Polemik<lb/> des Vertreters des Privatanklägers betrachten. Dr. <hi rendition="#g">Menczel</hi><lb/> meldet die <hi rendition="#g">Berufung</hi> an und ſagt: „Da ich vor dem<lb/> Verteidiger geſprochen habe, konnte ich mit dem Worte<lb/> „läppiſch“ nicht ihn gemeint haben, ſondern die Verteidigungs-<lb/> art des Herrn Waldek. Sollte dieſer ſich hiedurch in ſeiner<lb/> Ehre gekränkt fühlen, ſo ſtehe ich ihm zur Verfügung. Sie,<lb/> Herr Richter, aber fordere ich auf, das Wort „verwerflich“<lb/> zu widerrufen.“ Gerichtsſekretär Dr. <hi rendition="#g">Gold:</hi> „Ich wider-<lb/> rufe.“</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Theater, Kunst und Literatur.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 27. November.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Pufferl.</hi> </hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Operette</hi> von J. <hi rendition="#g">Schnitzer</hi> und S. <hi rendition="#g">Schleſinger,</hi><lb/> Muſik von Edmund <hi rendition="#g">Eysler.</hi>)</hi> </p><lb/> <p>Pufferl (Hr. <hi rendition="#g">Schwab</hi>) iſt ein Haarkünſtler, der zur<lb/> Zeit des Wiener Kongreſſes eine Art politiſcher Friſierſtube<lb/> auf dem Graben innehatte. Während er mit dem Raſier-<lb/> meſſer und der Brennſcheere hantierte, mußten die vielen<lb/> Fremden von Diſtinktion, die damals Wien bevölkerten, die<lb/> Kongreßgeheimniſſe ausplaudern, und manche Hof- und<lb/> Staatsaktion nahm unter Pufferls geſchickten Händen ihren<lb/> Anfang. Doch der Titelheld iſt nicht die Hauptperſon der<lb/> neuen Operette Eyslers, ſondern eine Komteſſe Rottek (Fran<lb/><hi rendition="#g">Milton</hi>), der es Spaß macht, bei Wiener Bänkelſängern<lb/> als „reſche Poldi“ aufzutreten und ſomit bald als Komteſſe,<lb/> bald als Soubrette zu erſcheinen. Der Fürſt von Limenau<lb/> (Herr <hi rendition="#g">Fruhwirth</hi>), dem auf dem Kongreſſe ſein Ländchen<lb/> abgenommen werden ſoll, vergaſſt ſich in die angebliche<lb/> Volksſängerin und verliert durch die Liebſchaft mit einer<lb/> vermeintlich unebenbürtigen Perſon den Anſpruch auf den<lb/> Thron ſeines Vaters. Da aber die Poldi die Maske fallen<lb/> läßt, wird ihr die Krone von Limenan aufs Haupt geſetzt.<lb/> Das Milieu, in dem die neue Operette ſpielt, iſt nicht un-<lb/> intereſſant, leider laſſen die Textdichter Witz und Erfindungs-<lb/> gabe vermiſſen. Sie vertrauten vielmehr Alexander <hi rendition="#g">Girardi,</hi><lb/> deſſen unverwüſtliche Komik ihrer Arbeit zu einem Erfolge<lb/> verhalf, der ſich in Wien in einer großen Zahl von Aufführungen<lb/> äußerte, in der Provinz und in Deutſchland hingegen zumeiſt aus-<lb/> blieb. Ueber die Muſik <hi rendition="#g">Eyslers</hi> wird nicht viel zu ſagen,<lb/> vielmehr eine Anekdote zu erzählen ſein: Als das Theater<lb/> an der Wien die Aufführung von „Pufferl“ vorbereitete<lb/> und Eysler die Mitwirkenden zum erſtenmale mit der<lb/> Muſik vertraut machen ſollte, wurde er vom Kapellmeiſter<lb/> mit folgenden Worten eingeführt: „Meine Damen und<lb/> Herren, hier iſt Herr Eysler, <hi rendition="#g">ein neuer Bekannter.</hi><lb/> Wenn Sie ſeine Muſik gehört haben werden, wird er für<lb/> Sie <hi rendition="#g">ein alter Bekannter</hi> ſein.“ Die Muſik von<lb/> Pufferl beſteht in der Tat aus „alten Bekannten“. Heurigen-<lb/> muſik, mit operettenhaftem Aufputz, einiges recht gefällig<lb/> inſtrumentiert, das Meiſte „ſchieberiſch auf Sechſe“. Bei uns<lb/> zündete bloß das flotte Marſchlied im erſten Akte: „Ein feſches<lb/> Du und Du“ und das Marſchduett des zweiten Aktes. Das<lb/> „Kirſchenlied“, in Wien ein Schlager, fiel ab, vielleicht weil Herr<lb/><hi rendition="#g">Schwab</hi> nicht das nötige Quantum „G’fühl“ aufbrachte.<lb/> Das hübſche Duett „Wenn man nur ein biſſerl gern ſich hat“<lb/> hätte eine freundlichere Aufnahme verdient; allerdings ver-<lb/> fügt weder Herr <hi rendition="#g">Bartl,</hi> noch Fr. <hi rendition="#g">Pichler</hi> über genügende<lb/> Stimmittel. Die Regie war im Großen und Ganzen zufrieden-<lb/> ſtellend, bloß das Szenenbild des zweiten Aktes müßte ein<lb/> wenig erweitert werden, da ſtellenweiſe vorn an der Rampe<lb/> ein beängſtigendes Gedränge herrſchte. Herr <hi rendition="#g">Schwab</hi> ſpielte<lb/> den Pufferl mit dem ihm eigenen agilen Humor, der Leben<lb/> auf die Szene bringt. Den Mittelpunkt bildete wieder Fr.<lb/><hi rendition="#g">Milton,</hi> als „reſche Poldi“ forſch und graziös, geſanglich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 28. November 1905.
ſind, verſchwunden iſt. (Stürmiſche Proſitrufe). Ich glaube,
meine Herren, Sie alle haben Grund genug, den alten
Standpunkt zu verlaſſen. Es iſt nichts daran, daß Juden
bekämpft, gemordet werden, daß ihnen das Leben ſo ſchwer
gemacht wird. Alle dieſe Dinge wie die jetzigen Vorfälle in
Rußland, ſo ſchrecklich ſie ſind, verlieren das Beſondere, wenn
man bedenkt, daß dort überhaupt Anarchie herrſcht, daß um
die Freiheit gekämpft wird und ſogar der Zar bedroht wird.
Das Beſondere liegt nun darin, daß es den Juden an
eigener Verteidigung fehlt, daß in dieſem Kampfe viele, ohne
ſich zu wehren, untergehen. Sie, meine Herren, aber wollen
einerſeits Ihre Poſition als Juden aufrecht erhalten, anderer-
ſeits aber den Kampf! Denn wer den Kampf ſcheut, verdient
den Untergang, es iſt ſchnöde, Leib und Leben zu erhalten
um dieſen Preis. Weil ich weiß, daß Sie mit mir in
dieſer Hinſicht vollauf übereinſtimmen, ſo erhebe ich mein
Glas auf das Wohl der „Hasmonaea“. (Lebhafter Beifall
folgte den Ausführungen.) A. H. Dr. Mayer Ebner be-
ſprach hernach in längerer Rede die Ereigniſſe in Rußland
und dieſe Trauerrede, bewegten Herzens geſprochen, ſie erfaßte
die Anweſenden mit tiefem Weh. Es war ein eigenartiger
Studentenkommers und es beſchlich die Teilnehmer ein
banges Gefühl des Mitleides mit jenen hingemordeten
jüdiſchen Märtyrern, deren die Redner in ſo rührenden
Worten gedachten. Unter den zahlreichen Anweſenden bemerkte
man Univ.-Prof. Dr. Wojucki, Dr. Adler, Dr. Kellner,
Oberrabbiner Dr. Roſenfeld, den Präſidenten der
Advokatenkammer Dr. Heinrich Kiesler, Landtagsabg.
Wilhelm Tittinger, den Vizepräſes der Kultusgemeinde
Luttinger, Gemeinde- und Kultusräte, Doktores und
Studenten.
Verſchönerungsverein. Die bis nun milde geweſene
Herbſtwitterung hat es dem Vereine ermöglicht, die Arbeiten
im Schillerparke nächſt dem neuen Stadttheater aufzunehmen.
Herr Rechnungsrat i. P., Heinrich Simader, welcher ſich
mit wahrer Begeiſterung in den Dienſt des Direktoriums
geſtellt hat, iſt unermüdlich tätig, um die ſchönen Anlagen
ihrer Vollendung entgegenzuführen. Die Berglehne, welche
den Schillerpark bildet, wurde bereits eingefriedet, und die
beinahe 1500 Meter langen Promenadenwege erhalten
lebende Hecken aus Buchenſetzlingen, welche die Güterdirek-
tion dem Vereine munifizenterweiſe geſpendet hat. Verſchließ-
bare Gittertore ſind an ſieben verſchiedenen Punkten ange-
bracht und erleichtern den Zugang zu dem wahrhaft ſehens-
würdigen Parke. Im künftigen Frühjahre wird mit der
Nachpflanzung begonnen werden. Herr Stadtgärtner Pio-
trowski, der eigentliche Schöpfer der Anlage, hat zu
dieſem Zwecke ſchon eine bedeutende Anzahl von Bäumen
und Sträuchern in Vorrat; auch Herr Gutsbeſitzer Roſen-
ſtock in Czernawka hat dem Vereine 200 Stück ſtärker eut-
wickelte Fichtenſtämmchen zugeſichert. Ein eigenes Komitee
unter Vorſitz des Obmannſtellvertreters Dr. Goldenberg
beſtehend aus den Herren Simader, Reſtel und Archi-
tekten Joſef Schreiber, berät gegenwärtig über die Frage
der Errichtung einer Schillerwarte oder eines ähnlichen
Bauwerkes. Wahrſcheinlich wird in der unteren Partie des
Parkes ein in architektoniſcher Hinſicht gefälliges Schutz-
haus aufgeſtellt werden, welches Räume zur Feilhaltung
von Erfriſchungen und zu anderen praktiſchen Zwecken um-
faſſen ſoll. Die geehrten Leſer mögen aus der vorſtehenden
Skizzierung erſehen, daß der Verein ſeit ſeinem Wiederer-
wachen im Jahre 1903 nicht mehr ſchläft, ſondern ſeine
Aufgabe, die Landeshauptſtadt in ſchönheitlicher Beziehung
zu heben, ernſt und raſtlos zu erfüllen trachtet. Umſo
bedauerlicher iſt es, daß bisher ſo wenig Männer und Frauen
demſelben als Mitglieder angehören. Er zählt nämlich kaum
mehr als dreieinhalb Hundert Beitragender, während er auf
Tauſend zu zählen berechtigt wäre. Selbſt der hohe Buko-
winer Landtag hat ihm die ſo dringend erbetene Subvention
verweigert — raſch und mit trockener Entſchiedenheit. Es
geſchieht zum zweiten Male, daher wird es ſich die Vereins-
leitung überlegen, die Landesvertretung ein drittes Mal
überzeugen zu wollen, daß die Förderung evident nützlicher
Vereinsbeſtrebungen einen Teil ihres Wirkungskreiſes aus-
macht. Da verhalten ſich Religionsfond, Gemeinderat und
Staatsverwaltung anders. Von der letzteren erhofft der
Verein die baldige Löſung der Frage der Freilegung des
Reſidenzplatzes durch Ankauf der Homiuka’ſchen Realität.
Freilich liegen die Akten ſchon ziemlich lange beim Kultus-
miniſterium in Wien, aber es iſt, dank der Befürwortung
ſeitens des Konſiſtoriums und der Landesregierung, mehr als
ſicher, daß das Miniſterium die vom Vereine gemeinſam
mit der Geſellſchaft der Kunſtfreunde energiſch eingeleitete
Aktion nicht zum Scheitern bringen werde. Unſere Herren
Reichsratsabgeordneten, welche ſich nun nach Wien
begaben, könnten ſich der Sache vielleicht aus freien Stücken
annehmen.
Die Handels- und Gewerbetreibenden von
Czernowitz und Umgebung werden aufmerkſam gemacht, daß
der Vertreter der bekannten Verlagsfirma, C. Leuchs & Co.
in Nürnberg (Handels- und Gewerbeadreßbücher für alle
Länder der Erde) hier eingetroffen iſt und die Eintragung
jeder Firma in den Band 19, Galizien und Bukowina,
der in den nächſten Monaten neu aufgelegt wird, voll-
ſtändig koſtenfrei veranlaßt. Bezügliche Anfragen ſind an
Herrn Rudolf Köhler, Czernowitz, Hotel Zentral zu richten.
Familiennachrichten. Herr Iſidor Tropper,
Kanzleigehilfe in Waszkoutz, hat ſich mit Frl. Loti Schwitz
verlobt. — Herr Bernhard Mehler in Karlsberg hat ſich
mit Frl. Regina Juda, Tochter des Herrn Jankel Juda in
Sergie, verlobt.
Muſikprüfung Frl. Dora Lutwak hat am 24. d.
in Wien die Staatsprüfung für das Lehramt an Lehrerinnen-
bildungsanſtalten in Klavierſpiel, Muſikgeſchichte und Harmonie
vor der aus den Herren Landesſchulinſpektor Dr. Rellig,
Univerſitätsprofeſſor Dr. Guido Adler, Prof Weinwurm und
Prof. am Konſervatorium Sturm zuſammengeſetzten Kommiſſion
mit ausgezeichnetem Erfolge abgelegt.
Großer Brand. Samſtag, abends 5 Uhr brach in
dem dem Moſes Schäfer gehörende Hauſe, Manaſteriska
Nr. 467, durch Ueberheizung eines Ofens beim Austrocknen
einer verputzten Zimmerwand ein Brand aus, der nicht nur
das Schindeldach dieſes Hauſes, ſondern auch das Dach des
nebenſtehenden Pferdeſtalles und Heubodens des Fiakerhälters
Moritz Sokal einäſcherte, ſo daß Schäfer einen Schaden
von zirka 5000 Kronen erleidet, dem nur eine Aſſekurranz-
ſumme von 1400 Kronen gegenüberſteht. Der unter Leitung
des Kommandhnten Wieſe arbeitenden ſtädtiſchen Feuerwehr
gelang es, das Fronthaus des Schäfer, das nur einen Meter
vom brennenden Objekte entfernt ſtand, vor dem Brande zu
bewahren, dagegen konnten die oberwähnten Hofgebäude
wegen Waſſermangel nicht gerettet werden und mußten die
Inwohner: Familie Klein, Koller und Nevaczek die
Delogierung vornehmen. Auch die freiwillige Feuerwehr war
unter ihren Hauptleuten Bodnar, Domczakiewicz und
Kottlar bei Bewältigung des Brandes tätig. Aus der
Erzherzog Rainer, Erzherzog Eugen und Erzherzog Albrecht-
Kaſerne waren die Militär-Bereitſchaften unter ihren Offizieren
den Leutnants, Turdzik, Koczinski und Beneſch
erſchienen ſowie der Hauptmann Flecker der Garniſons-
Inſpektion auch am Brandplatze anweſend war. Polizei-
inſpektor Dr. Mironowici war mit einer ſtarken Ab-
teilung Polizeimannſchaft, ſowie Dr. Samler mit dem
Rettungswagen am Brandplatze anweſend. Um 8 Uhr abends
konnte alles einrücken, jedoch mußte eine aus 2 Feuermännern
beſtehende Brandwache, als auch eine aus drei Mann be-
ſtehende Polizeiwache die ganze Nacht hiedurch für eventuelle
ſofortige Hilfe am Brandplatze verbleiben.
Rechtspflege.
Czernowitz, 27. November.
Das Recht der Kritik.
Die Verhandlung gegen den Schauſpieler Waldek
endete heute mit dem Freifpruch des Angeklagten. Der
Richter (Gerichtsſekretär Dr. Gold) ging von der Anſchauung
aus, daß den im Sprechzimmer der Redaktion gefallenen
Aeußerungen die Oeffentlichkeit fehle, während der Ankläger
das inkriminierte Schmähwort fälſchlich auf ſich bezogen
habe und die Verantwortung des Angeklagten, daß er mit
dem Worte „Schafskopf“ ſich ſelbſt gemeint habe, glaub-
würdig erſcheine. Der Vertreter des Anklägers Advokat
Dr. Philipp Menczel hatte zwar angeführt, es ſei genügende
Satisfaktion für Alois Munk, wenn der Angeklagte vor
Gericht erkläre, er habe ſich ſelbſt ſo deſpektierlich tituliert;
dieſe läppiſche Art der Verteidigung ſei aber eine ſtarke
Zumutung an den Richter, viel ſchlimmer als diejenige, die
an den Kritiker geſtellt wurde. Dennoch ging der Richter,
der dem Vertreter des Anklägers wiederholt ins Wort ge-
fallen war und bei Begründung des Urteils Herrn Waldek
eine Lobesarie ſang, auf dieſe Zumutung ein und ſchloß aus
dem Umſtande, daß das Wort „Schafskopf“ ohne Artikel
gebraucht wurde, daß Herr Waldek ſich ſelbſt gemeint haben
müſſe. Für Alois Munk wäre die Angelegenheit eigentlich
mit der Verteidigung des Herrn Waldek und der Begründung
durch den Richter abgeſchloſſen, wenn nicht prozeſſuale Gründe
dazu förmlich zwingen würden, das Urteil der Ueber-
prüfung durch die kompetente Inſtanz zu
unterbreiten.
Ueber die Verhandlung liegt folgender Bericht vor: Der
Privatankläger Alois Munck ſagt unter Eid als Zeuge
einvernommen konform der Anklage aus. Nach Schluß des
Beweisverfahrens ergreift der Vertreter des Privatanklägers
Advokat Dr. Philipp Menczel das Wort zu folgenden
Ausführungen:
„Auf Grund der Ergebniſſe der Verhandlung beantrage
ich die ſtrenge Beſtrafung des Angeklagten. Was die zuerſt
inkriminierten Aeußerungen Waldek’s betrifft, ſo liegt ſchon
darin eine Beleidigung, daß das Verlangen geſtellt
wurde, eine Kritik zu widerrufen. Es iſt dies darum eine
beleidigende Zumutung, weil ſie den Vorwurf involviert,
die erſte Kritik ſei ungerecht geweſen. In den
Worten: „Ich bin zum Aeußerſten entſchloſſen“, mußte
der Ankläger ſchon mit Rückſicht auf einen ähnlichen
Fall, der ſich vor einigen Wochen in dieſer Stadt ereignet
hat, eine Bedrohung mit Tätlichkeiten ſehen. Bezüglich des
gefallenen Schmähwortes liegt für Herrn Munk ſchon darin
eine Satisfaktion, daß der Angeklagte hier vor Gericht er-
klärt, er habe ſich ſelbſt ſo tituliert.“ Hier unterbricht der
Richter in ſcharfem Tone den Vertreter des Anklägers und
droht, er werde ihm das Wort entziehen. Dr. Men-
czel wiederholt: „Darin liegt ſchon eine genügende Satis-
faktion.“ Richter: „Ich bitte, nicht ſo laut zu ſprechen,
denn ich fürchte mich nicht.“ Dr. Menczel: Sie
wiſſen es ſehr genau, Herr Richter, daß ich mich auch
nicht fürchte. (Fortfahrend): Es iſt aber jedenfalls eine
ſtarke Zumutung an den Richter, dieſe läppiſche Art
der Verantwortung zu akzeptieren. Es widerſpricht doch aller
Vernunft, daß Herr Waldek, der in großer Erregung das
Sprechzimmer verlaſſen hatte, im Vorzimmer vor dem Spiegel
eine Komödie aufgeführt und einen Monolog mit den
Worten: „Ich Schafskopf“ begonnen haben ſoll. Es iſt viel-
mehr durch die Zeugenausſagen und durch die Situation ge-
nügend dargetan, daß der Angeklagte eine Schmähung des
Anklägers beabſichtigte. Der Antrag auf Beſtrafung iſt daher
begründet, und mit Rückſicht auf die unerhört provokante
Art dieſes Vorgehens eine Arreſtſtrafe am Platze.
Der Verteidiger Advokat Dr. Oberländer beſtreitet
teils die Oeffentlichkeit, teils die beleidigende Abſicht. Der
Prozeß ſei nur zu Senſationszwecken angeſtrengt
worden. (Der Ausdruck wird vom Richter nicht zurückge-
wieſen. Anmerkung des Berichterſtatters.) Was das Wort
„Schafskopf“ betreffe, ſo habe der Angeklagte nur ſich ſelbſt
gemeint, indem er ſich Vorwürfe gemacht habe, daß er einen
ſo unbeſonnenen Schritt unternommen habe. Es ſei ihm
fernegelegen, gegenüber einem Redakteur, deſſen
geiſtige Arbeit Reſpekt verdiene, eine ſolche
Flegelei anzuwenden. Sollte in der Erregung doch eine
Injurie gefallen ſein, ſo bitte er um eine milde Strafe.
Der Vertreter des Privatanklägers Dr. Menczel
führt kurz aus, daß er über den Vorwurf, der Prozeß ſei
zu Senſationszwecken angeſtrengt worden, mit jenem
Stillſchweigen hinweggehe, das alles ſage.
Richter: „Ich werde beſonders Ihnen gegenüber von den
Rechten der Strafprozeßordnung Gebrauch machen.“ Doktor
Menczel: „Ich bitte nur Gebrauch zu machen. Warum
übrigens beſonders mir gegenüber?“ „Richter:“ „Das werde
ich Ihnen unter vier Augen ſagen.“ Dr. Menczel:
„Alſo gut, ich warte, bis wir unter vier Augen ſind.“
Dr. Menczel faßt ſchließlich die Reſultate der Verhandlung
zuſammen und gelangt zu dem Reſultate, daß die Beſtrafung
im Geſetze und in der Sachlage vollſtändig begründet ſei.
Der Richter verkündet hierauf den Freiſpruch.
In der Begründung bezeichnet er die Ausführungen des
Verteidigers als völlig zutreffend. Die Verteidigung möge
im Freiſpruche eine Genugtuung für die verwerfliche Polemik
des Vertreters des Privatanklägers betrachten. Dr. Menczel
meldet die Berufung an und ſagt: „Da ich vor dem
Verteidiger geſprochen habe, konnte ich mit dem Worte
„läppiſch“ nicht ihn gemeint haben, ſondern die Verteidigungs-
art des Herrn Waldek. Sollte dieſer ſich hiedurch in ſeiner
Ehre gekränkt fühlen, ſo ſtehe ich ihm zur Verfügung. Sie,
Herr Richter, aber fordere ich auf, das Wort „verwerflich“
zu widerrufen.“ Gerichtsſekretär Dr. Gold: „Ich wider-
rufe.“
Theater, Kunst und Literatur.
Czernowitz, 27. November.
Pufferl.
(Operette von J. Schnitzer und S. Schleſinger,
Muſik von Edmund Eysler.)
Pufferl (Hr. Schwab) iſt ein Haarkünſtler, der zur
Zeit des Wiener Kongreſſes eine Art politiſcher Friſierſtube
auf dem Graben innehatte. Während er mit dem Raſier-
meſſer und der Brennſcheere hantierte, mußten die vielen
Fremden von Diſtinktion, die damals Wien bevölkerten, die
Kongreßgeheimniſſe ausplaudern, und manche Hof- und
Staatsaktion nahm unter Pufferls geſchickten Händen ihren
Anfang. Doch der Titelheld iſt nicht die Hauptperſon der
neuen Operette Eyslers, ſondern eine Komteſſe Rottek (Fran
Milton), der es Spaß macht, bei Wiener Bänkelſängern
als „reſche Poldi“ aufzutreten und ſomit bald als Komteſſe,
bald als Soubrette zu erſcheinen. Der Fürſt von Limenau
(Herr Fruhwirth), dem auf dem Kongreſſe ſein Ländchen
abgenommen werden ſoll, vergaſſt ſich in die angebliche
Volksſängerin und verliert durch die Liebſchaft mit einer
vermeintlich unebenbürtigen Perſon den Anſpruch auf den
Thron ſeines Vaters. Da aber die Poldi die Maske fallen
läßt, wird ihr die Krone von Limenan aufs Haupt geſetzt.
Das Milieu, in dem die neue Operette ſpielt, iſt nicht un-
intereſſant, leider laſſen die Textdichter Witz und Erfindungs-
gabe vermiſſen. Sie vertrauten vielmehr Alexander Girardi,
deſſen unverwüſtliche Komik ihrer Arbeit zu einem Erfolge
verhalf, der ſich in Wien in einer großen Zahl von Aufführungen
äußerte, in der Provinz und in Deutſchland hingegen zumeiſt aus-
blieb. Ueber die Muſik Eyslers wird nicht viel zu ſagen,
vielmehr eine Anekdote zu erzählen ſein: Als das Theater
an der Wien die Aufführung von „Pufferl“ vorbereitete
und Eysler die Mitwirkenden zum erſtenmale mit der
Muſik vertraut machen ſollte, wurde er vom Kapellmeiſter
mit folgenden Worten eingeführt: „Meine Damen und
Herren, hier iſt Herr Eysler, ein neuer Bekannter.
Wenn Sie ſeine Muſik gehört haben werden, wird er für
Sie ein alter Bekannter ſein.“ Die Muſik von
Pufferl beſteht in der Tat aus „alten Bekannten“. Heurigen-
muſik, mit operettenhaftem Aufputz, einiges recht gefällig
inſtrumentiert, das Meiſte „ſchieberiſch auf Sechſe“. Bei uns
zündete bloß das flotte Marſchlied im erſten Akte: „Ein feſches
Du und Du“ und das Marſchduett des zweiten Aktes. Das
„Kirſchenlied“, in Wien ein Schlager, fiel ab, vielleicht weil Herr
Schwab nicht das nötige Quantum „G’fühl“ aufbrachte.
Das hübſche Duett „Wenn man nur ein biſſerl gern ſich hat“
hätte eine freundlichere Aufnahme verdient; allerdings ver-
fügt weder Herr Bartl, noch Fr. Pichler über genügende
Stimmittel. Die Regie war im Großen und Ganzen zufrieden-
ſtellend, bloß das Szenenbild des zweiten Aktes müßte ein
wenig erweitert werden, da ſtellenweiſe vorn an der Rampe
ein beängſtigendes Gedränge herrſchte. Herr Schwab ſpielte
den Pufferl mit dem ihm eigenen agilen Humor, der Leben
auf die Szene bringt. Den Mittelpunkt bildete wieder Fr.
Milton, als „reſche Poldi“ forſch und graziös, geſanglich
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