Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2567, Czernowitz, 14.08.1912.14. August 1912. "Czernowitzer Allgemeine Zeitung" [Spaltenumbruch] eingetroffenen Dampfers "Marmara-Expreß" bestätigt, daß das etwa tausend Häuser zählende Myriophito bis auf ein Kasino zerstört ist. Die unter den Trümmern befindlichen Toten und Verwundeten schätzt auch die Be- satzung auf über tausend. Der Dampfer versuchte anzulegen, um die Verwundeten herzubringen, war aber infolge der starken Rauchwolken und der Flammen an einer Landung verhindert. Ferner erzählten die Matrosen, daß dreizehn Dörfer dieser Gegend mehr oder weni- ger zerstört sind. Die Gegend ist vulkanisch. Das See- beben beschädigte auch die Yacht des Khediven, "Marussa", die am Bosporus ankerte. In Tscheffik riß sich zehn Minu- ten vor dem Erdbeben das Vieh aus den Ställen los und raste aufs freie Feld. Ein Telegramm aus der Mar- marainsel Pascha-Liman meldet, daß das Erdbeben die Schule, Kirche und fast alle Häuser zerstört habe. Das Vernichtungswerk sei durch eine Feuersbrunst vervoll- ständig worden. Aus großen Erdrissen strömten Gas, siedend es Wasser und heißer Sand. In Philippopel wütete ein großer Brand. Der ökumenische Patriarch hat die Pforte um schleunige Hilfs- aktion gebeten. Ibrahim Kadri, Chefinspektor der Prä- fektur, wurde mit der Organisation einer großzügigen Hilfsaktion betraut. In den Moscheen und Kirchen von Konstantinopel wird unablässig Gottes- dienst abgehalten, zu dem sich eine gewaltige Menge drängt. Konstantinopel, 12. August. Die Erdstöße dauern Ein offizieller Bericht. Konstantinopel, 12. August. Das Ministerium des Die Telegraphendirektion sandte 1500 Telegramme Kaiser Wilhems Memoiren. KB. Köln, 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die "Kölnische Zeitung" meldet aus Berlin: Schon vor Der Esperantistenkongreß in Krakau. Krakau, 12. August. Wie bereits berichtet, wurde hie[r] Ein Anspruch auf zwanzig bosnische Dörfer. Budapest, 12. August. Die Erben nach weiland Baron Spionage. Halicz, 12. August. Der Lemberger Polizeikommissär Automobilunfall. Krakau, 12. August. In der Nähe von Myslenice stieß Tod infolge eines Fliegenstiches. Sanok, 12. August. Der hiesige Gymnasiast J. Kleine Rundschau. KB. Berlin, 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Rechtsanwalt Paul Bredereck ist seit Donnerstag [Wann erlebte Paulus den "Tag von Damaskus"?] Die Chronologie des Lebens des Apo- [ - 7 Zeilen fehlen] Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 13. August. Ehrung. Die am 11. d. M. in Czernowitz stattgefun- Ernennung. Der Handelsminister hat -- wie uns Die Uebersiedlung der Gebäraustalt. Wie wiederholt [] 14. Auguſt 1912. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ [Spaltenumbruch] eingetroffenen Dampfers „Marmara-Expreß“ beſtätigt, daß das etwa tauſend Häuſer zählende Myriophito bis auf ein Kaſino zerſtört iſt. Die unter den Trümmern befindlichen Toten und Verwundeten ſchätzt auch die Be- ſatzung auf über tauſend. Der Dampfer verſuchte anzulegen, um die Verwundeten herzubringen, war aber infolge der ſtarken Rauchwolken und der Flammen an einer Landung verhindert. Ferner erzählten die Matroſen, daß dreizehn Dörfer dieſer Gegend mehr oder weni- ger zerſtört ſind. Die Gegend iſt vulkaniſch. Das See- beben beſchädigte auch die Yacht des Khediven, „Maruſſa“, die am Bosporus ankerte. In Tſcheffik riß ſich zehn Minu- ten vor dem Erdbeben das Vieh aus den Ställen los und raſte aufs freie Feld. Ein Telegramm aus der Mar- marainſel Paſcha-Liman meldet, daß das Erdbeben die Schule, Kirche und faſt alle Häuſer zerſtört habe. Das Vernichtungswerk ſei durch eine Feuersbrunſt vervoll- ſtändig worden. Aus großen Erdriſſen ſtrömten Gas, ſiedend es Waſſer und heißer Sand. In Philippopel wütete ein großer Brand. Der ökumeniſche Patriarch hat die Pforte um ſchleunige Hilfs- aktion gebeten. Ibrahim Kadri, Chefinſpektor der Prä- fektur, wurde mit der Organiſation einer großzügigen Hilfsaktion betraut. In den Moſcheen und Kirchen von Konſtantinopel wird unabläſſig Gottes- dienſt abgehalten, zu dem ſich eine gewaltige Menge drängt. Konſtantinopel, 12. Auguſt. Die Erdſtöße dauern Ein offizieller Bericht. Konſtantinopel, 12. Auguſt. Das Miniſterium des Die Telegraphendirektion ſandte 1500 Telegramme Kaiſer Wilhems Memoiren. KB. Köln, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die „Kölniſche Zeitung“ meldet aus Berlin: Schon vor Der Eſperantiſtenkongreß in Krakau. Krakau, 12. Auguſt. Wie bereits berichtet, wurde hie[r] Ein Anſpruch auf zwanzig bosniſche Dörfer. Budapeſt, 12. Auguſt. Die Erben nach weiland Baron Spionage. Halicz, 12. Auguſt. Der Lemberger Polizeikommiſſär Automobilunfall. Krakau, 12. Auguſt. In der Nähe von Myslenice ſtieß Tod infolge eines Fliegenſtiches. Sanok, 12. Auguſt. Der hieſige Gymnaſiaſt J. Kleine Rundſchau. KB. Berlin, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Rechtsanwalt Paul Bredereck iſt ſeit Donnerſtag [Wann erlebte Paulus den „Tag von Damaskus“?] Die Chronologie des Lebens des Apo- [ – 7 Zeilen fehlen] Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 13. Auguſt. Ehrung. Die am 11. d. M. in Czernowitz ſtattgefun- Ernennung. Der Handelsminiſter hat — wie uns Die Ueberſiedlung der Gebärauſtalt. Wie wiederholt [] <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">14. Auguſt 1912. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“</hi></fw><lb/><cb/> eingetroffenen Dampfers „Marmara-Expreß“ beſtätigt,<lb/> daß das etwa tauſend Häuſer zählende <hi rendition="#g">Myriophito</hi><lb/> bis auf ein Kaſino zerſtört iſt. 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Weitere Verheerungen werden beſonders aus dem<lb/> bulgariſchen Grenzdiſtrikt gemeldet. Zwei Mineralquellen<lb/> ſind ausgetrocknet. In Tſchorlu brannten zweihundert<lb/> Häuſer und hundert Magazine nieder. In Cacheuy wur-<lb/> den ſiebzig Perſonen getötet und 150 verletzt. Ein zweiter<lb/> offizieller Bericht ſpricht von 300 <hi rendition="#g">Toten</hi> und 900 <hi rendition="#g">Ver-<lb/> letzten.</hi> </p><lb/> <p>Die Telegraphendirektion ſandte 1500 Telegramme<lb/> mit einem Dampfer nach Konſtantza ab.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kaiſer Wilhems Memoiren.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Köln,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. 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Dabei wurde Haupt-<lb/> mann Graf Tyszkiewicz von der Wagendeichſel ſo unglück-<lb/> lich ins Geſicht getroffen, daß ſein Unterkiefer zerſchmettert<lb/> wurde, während der Chauffeur ſchwere Kontuſionen des<lb/> Schulterblattes davontrug; die übrigen Automobilinſaſſen<lb/> und der Lenker des Bauernwagens blieben unverſehrt.<lb/> Glücklicherweiſe kam aus Krakau bald darauf ein zweites<lb/> Automobil heran, welches die beiden Verletzten ins hieſige<lb/> Spital brachte. Nach Anlegung eines Verbandes wurden<lb/> ſie der häuslichen Pflege übergeben.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tod infolge eines Fliegenſtiches.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Sanok,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <p>Der hieſige Gymnaſiaſt J.<lb/><hi rendition="#g">Chudko</hi> war am Ufer des Sanfluſſes in der Nähe des<lb/> hieſigen Schlachthauſes mit Angeln beſchäftigt, als ihn eine<lb/> aus den Schlachthausſtallungen des letzteren herbeigeflo-<lb/> gene Fleiſchfliege unmittelbar über dem rechten Auge in<lb/> die Stirn ſtach. Es trat Blutvergiftung ein und der Knabe<lb/> verſchied nach wenigen Stunden, bevor ſich noch der zu ſei-<lb/> ner Rettung herbeigeholte Arzt eingeſtellt hatte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleine Rundſchau.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der Rechtsanwalt Paul <hi rendition="#g">Bredereck</hi> iſt ſeit Donnerſtag<lb/> abgängig. Er hat ſeinem Sozius gegenüber angegeben,<lb/> daß er verreiſen und Samſtag zurückkommen wolle, von<lb/> ſich aber ſeither nichts hören ließ. Es wird angenommen,<lb/> daß die Urſache ſeines Verſchwindens in mißlichen Ver-<lb/> mögensverhältniſſen zu ſuchen ſei.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Wann erlebte Paulus den „Tag von<lb/> Damaskus“?]</hi> </head> <p>Die Chronologie des Lebens des Apo-<lb/> ſtel Paulus, die bereits zu ſo vielen Erörterungen Anlaß<lb/> gegeben hat, iſt hauptſächlich von dem Jahr ſeiner Be-<lb/> kehrung, dem Datum des Tages von Damaskus abhän-<lb/><cb/> gig. Dieſes Datum, das bisher ſtrittig war, wird nunmehr<lb/> von Adolph Harnack in einem Aufſatz der Sitzungsberichte<lb/> der Berliner Akademie der Wiſſenſchaften mit großer<lb/> Wahrſcheinlichkeit auf den Herbſt des Jahres 38 be-<lb/> ſtimmt. Er bringt zunächſt drei Daten zuſammen, von<lb/> denen jedes für ſich noch mit einer gewiſſen Unſicherheit<lb/> behaftet war und beweiſt, daß ſie ſich gegenſeitig aufs beſte<lb/> ſtützen und beglaubigen. Das erſte dieſer Zeugniſſe iſt der<lb/> Antritt des Prokonſulats des Gallio im Sommer 51, das<lb/> aus einem Brief des Kaiſers Claudius an Delphi zu er-<lb/> ſchließen iſt, dann die Angabe des Oroſius, das die Aus-<lb/> weiſung der Juden aus Rom durch Claudius im Jahre 49<lb/> befohlen woren ſei und endlich die dreifach bezeugte und<lb/> ſehr alte Nachricht, daß Jeſus nach ſeinem Tode ſich noch<lb/> 18 Monate hindurch habe ſehen laſſen. Dieſe 18 Monate<lb/> können ſich nach Harnacks Ausführungen nur auf die Zeit<lb/> bis zur Chriſtusviſion des Paulus beziehen, ſo daß ſeine<lb/> Bekehrung alſo im Herbſt des Jahres 31 erfolgt ſein muß.<lb/> Iſt dieſe Annahme richtig, dann kam Paulus im Jahre<lb/> 34 zum erſten Male als Chriſt nach Jeruſalem und im<lb/> Jahre 48 zum Apoſtelkonzil. Dieſe Berechnung iſt davon<lb/> ausgegangen, daß Jeſus Oſtern 39 gekreuzigt worden iſt.<lb/> Man muß aber die Möglichkeit zugeben, daß die Kreuzi-<lb/> gung Oſtern 29 erfolgte und in dieſem Falle fiele die Be-<lb/> kehrung des Paulus bereits in den Herbſt 30.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <gap unit="lines" quantity="7"/> </div> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Czernowitzer Angelegenheiten.</hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 13. Auguſt.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ehrung.</hi> </head> <p>Die am 11. d. M. in Czernowitz ſtattgefun-<lb/> dene ordentliche Hauptverſammlung des Vereines der<lb/> k. k. Steuerbeamten in der Bukowina ernannte den k. k.<lb/> Vizepräſidenten Arthur <hi rendition="#g">Knipfer</hi> in Anerkennung ſei-<lb/> ner hervorragenden Verdienſte um den Bukowiner<lb/> Steuerbeamtenſtand und um den genannten Verein zum<lb/><hi rendition="#g">Ehrenmitgliede</hi> und faßte zugleich den Beſchluß,<lb/> daß die ins Leben gerufene humanitäre Stiftung den<lb/> Namen <hi rendition="#g">„Vizepräſident Knipfer-Stiftung“</hi><lb/> für immerwährende Zeiten tragen ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ernennung.</hi> </head> <p>Der Handelsminiſter hat — wie uns<lb/> aus Wien gemeldet wird — den Baukommiſſär Julius<lb/><hi rendition="#g">Fiſcher</hi> in Czernowitz zum <hi rendition="#g">Bauoberkommiſſär</hi><lb/> ernannt.</p> </div><lb/> <div xml:id="gebäranstalt1" next="#gebäranstalt2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Ueberſiedlung der Gebärauſtalt.</hi> </head> <p>Wie wiederholt<lb/> berichtet, wird die Gebäranſtalt bei gleichzeitiger Ausge-<lb/> ſtaltung im kommenden Herbſte in das Gebäude der ge-<lb/> weſenen landwirtſchaftlichen Mittelſchule überſiedeln.<lb/> Einem im Lande dringend empfundenen Bedürfniſſe<lb/> Rechnung tragend, wird dem bisher beſtandenen <hi rendition="#g">ge-<lb/> burtshilflichen Inſtitut</hi> eine <hi rendition="#g">gynäkolo-<lb/> giſche Klinik</hi> und als dritte Abteilung eine ſolche für<lb/> die Behandlung an Kindbettfieber <hi rendition="#g">erkrankter Wöch-<lb/> nerinnen</hi> angegliedert werden. Entſprechend den Vor-<lb/> ſchriften der mediziniſchen Hygiene werden die drei Ab-<lb/> teilungen gänzlich von einander ſepariert ſein, geſonderte<lb/> Eingänge, jede einen eigenen Operationsſaal und eigenen<lb/> Perſonalſtand haben. Da das Inſtitut mit den aller-<lb/> neueſten Behelfen der Wiſſenſchaft und der modernſten<lb/> chirurgiſchen Ausrüſtung verſehen ſein wird, ergibt ſich<lb/> nun auch die in mehrfacher Hinſicht eine Beſſerung der<lb/> bisherigen Verhältniſſe darſtellende Möglichkeit, die Be-<lb/> handlung Schwerkranker zur Gänze auf der Klinik durch-<lb/> zuführen; bisher mußte in ſolchen Fällen die Landeskran-<lb/> kenanſtalt in Anſpruch genommen werden. Die Betten-<lb/> anzahl wird — obwohl, in Parantheſe bemerkt, auch die<lb/> erhöhte Zahl dem wirklichen Bedarfe <hi rendition="#g">nicht</hi> entſprechen<lb/> dürfte — vermehrt und für die gynäkologiſche Abteilung<lb/> auf 50, für das geburtshilfliche Inſtitut auf 20 und für<lb/> Wochenfieberkranke auf 8—10 Betten feſtgeſetzt werden.<lb/> Von einer Unterteilung in Klaſſen nach der Höhe der Ver-<lb/> pflegsgebühren dürfte, wie das bei kleineren Inſtituten</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <gap/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
14. Auguſt 1912. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“
eingetroffenen Dampfers „Marmara-Expreß“ beſtätigt,
daß das etwa tauſend Häuſer zählende Myriophito
bis auf ein Kaſino zerſtört iſt. Die unter den Trümmern
befindlichen Toten und Verwundeten ſchätzt auch die Be-
ſatzung auf über tauſend. Der Dampfer verſuchte
anzulegen, um die Verwundeten herzubringen, war aber
infolge der ſtarken Rauchwolken und der Flammen an
einer Landung verhindert. Ferner erzählten die Matroſen,
daß dreizehn Dörfer dieſer Gegend mehr oder weni-
ger zerſtört ſind. Die Gegend iſt vulkaniſch. Das See-
beben beſchädigte auch die Yacht des Khediven, „Maruſſa“,
die am Bosporus ankerte. In Tſcheffik riß ſich zehn Minu-
ten vor dem Erdbeben das Vieh aus den Ställen los
und raſte aufs freie Feld. Ein Telegramm aus der Mar-
marainſel Paſcha-Liman meldet, daß das Erdbeben die
Schule, Kirche und faſt alle Häuſer zerſtört habe. Das
Vernichtungswerk ſei durch eine Feuersbrunſt vervoll-
ſtändig worden. Aus großen Erdriſſen ſtrömten Gas,
ſiedend es Waſſer und heißer Sand. In
Philippopel wütete ein großer Brand. Der
ökumeniſche Patriarch hat die Pforte um ſchleunige Hilfs-
aktion gebeten. Ibrahim Kadri, Chefinſpektor der Prä-
fektur, wurde mit der Organiſation einer großzügigen
Hilfsaktion betraut. In den Moſcheen und Kirchen
von Konſtantinopel wird unabläſſig Gottes-
dienſt abgehalten, zu dem ſich eine gewaltige Menge
drängt.
Konſtantinopel, 12. Auguſt. Die Erdſtöße dauern
ununterbrochen fort. Die einlaufenden Meldungen be-
zeichnen die Folgen des Erdbebens als geradezu kataſtro-
phale.
Ein offizieller Bericht.
Konſtantinopel, 12. Auguſt. Das Miniſterium des
Innern gibt folgenden offiziellen Bericht aus: Das Erd-
beben richtete den ſchwerſten Schaden im Südweſten Adria-
nopels an. Chora und Merete ſind gänzlich niedergebrannt.
Vier Dörfer ſind größtenteils zerſtört. In Ganos zählt
man 150 Tote. Auch in anderen Dörfern beklagt man
zahlreiche Opfer, deren Zahl noch nicht feſtſteht, aber min-
deſtens achtzig beträgt. Alle telegraphiſchen Verbindungen
ſind abgeſchnitten, 15.000 Perſonen ſind obdach-
los, denen die Regierung Hilfe ſchickt. In Adrianopel
ſind zwanzig Moſcheen, zahlreiche Häuſer und Buden zer-
ſtört. Weitere Verheerungen werden beſonders aus dem
bulgariſchen Grenzdiſtrikt gemeldet. Zwei Mineralquellen
ſind ausgetrocknet. In Tſchorlu brannten zweihundert
Häuſer und hundert Magazine nieder. In Cacheuy wur-
den ſiebzig Perſonen getötet und 150 verletzt. Ein zweiter
offizieller Bericht ſpricht von 300 Toten und 900 Ver-
letzten.
Die Telegraphendirektion ſandte 1500 Telegramme
mit einem Dampfer nach Konſtantza ab.
Kaiſer Wilhems Memoiren.
KB. Köln, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die „Kölniſche Zeitung“ meldet aus Berlin: Schon vor
längerer Zeit tauchte einmal in der Auslandspreſſe die
Behauptung auf, daß Kaiſer Wilhelm ſich mit der
Abfaſſung ſeiner Memoiren befaſſe. Neuerdings
nimmt das „Echo de Paris“ dieſes Gerücht wieder auf
und verſchiedene Blätter drucken es nach. Demgegenüber
wird von unterrichteter Seite nochmals feſtgeſtellt, daß
Kaiſer Wilhelm weder vor ſeiner Thronbeſteigung die
Gewohnheit hatte, Tagebücher zu führen, noch auch wäh-
rend ſeiner Regierung ſich damit beſchäftigte.
Der Eſperantiſtenkongreß in Krakau.
Krakau, 12. Auguſt. Wie bereits berichtet, wurde hier
geſtern der VIII. Eſperantiſtenkongreß eröffnet. Auf dem
Kongreſſe, welcher unter dem Vorſitze Dr. S. Miko-
lajskis aus Lemberg ſtattfindet, ſind im ganzen 22
Länder und 30 Nationalitäten durch ungefähr 1400 Per-
ſonen vertreten. Um 1 Uhr nachmittags nahmen die Kon-
greßteilnehmer an dem ihnen von der Stadt gegebenen
Frühſtück teil, worauf um 3 Uhr die Eröffnung des Kon-
greſſes erfolgte. Zu Beginn desſelben wurden dem Be-
gründer der internationalen Sprache Dr. Zamenhof
lebhafte Ovationen bereitet, worauf der erſte Vizepräſi-
dent der hieſigen Stadtgemeinde Dr. Szarski die Kon-
greßteilnehmer namens derſelben begrüßte. Nach den An-
ſprachen des Abg. Fedorowicz namens der beiden
Handelskammern Galiziens und des Obmannes der hieſi-
gen Ortsgruppe des Eſperantiſtenbundes Prof. Doktor
Bujwid ergriff Dr. Zamenhof das Wort zu einer län-
geren Anſprache, worin er die Abſicht kundgab von der
Leitung der Eſperantobewegung aus Altersrückſichten zu-
rückzutreten und ſie jüngeren Kräften zu überlaſſen. Die
Verſammlung erhob hingegen ſtürmiſchen Proteſt. Nach
Abſingung der Eſperantiſtenhymne wurden die eingetrof-
fenen Glückwunſchtelegramme und ſchreiben verleſen,
worauf die Repräſentanten der einzelnen Staaten und
Nationen namens derſelben kurze Anſprachen hielten. Für
Dr. Zamenhof war u. a. auch ein Bild mit der eigenhän-
digen Unterſchrift der Königin Eliſabeth von
Rumänien eingetroffen. An dieſe und an unſeren
Kaiſer wurden Huldigungstelegramme abgeſandt. Abends
fand im hieſigen Schützengarten eine geſellige Zuſammen-
kunft der Kongreßteilnehmer ſtatt, welche einen äußerſt
animierten und herzlichen Verlauf nahm.
Ein Anſpruch auf zwanzig bosniſche
Dörfer.
Budapeſt, 12. Auguſt. Die Erben nach weiland Baron
Andreas Bernyakovics erheben im Prozeßwege
einen Eigentumsanſpruch auf zwanzig bosniſche Dörfer
gegen den ungariſchen Staat und den ungariſchen König
auf Grund einer vom Kaiſer Leopold am 5. März
1661 ausgeſtellten, vom Biſchofe Szelepcſenyi beglaubig-
ten, im Landesarchiv verwahrten Schenkungsurkunde,
mit welcher Kaiſer Leopold dieſe zwanzig Ortſchaften der
Familie verleiht, wenn Bosnien mit Gottes Hilfe wieder
an Ungarn zurückfällt.
Spionage.
Halicz, 12. Auguſt. Der Lemberger Polizeikommiſſär
Charwat nahm geſtern in der Wohnung des hieſigen,
unter dem Verdachte der Spionage zu Gunſten Ruß-
lands ſtehenden Poſtmeiſters T. Konopinski eine
Hausdurchſuchung vor. Sie lieferte ein derartig belaſten-
des Material, daß unverzüglich zur Verhaftung des ver-
brecheriſchen Beamten geſchritten wurde. Konopinski
wurde heute bereits dem Lemberger Strafgerichte einge-
liefert.
Automobilunfall.
Krakau, 12. Auguſt. In der Nähe von Myslenice ſtieß
ein Automobil, in welchem ſich außer dem Chauffeur St.
Szynalik die Grafen E. Puslowski, P. Dzie-
duszycki und Generalſtabshauptmann Graf W.
Tyszkiewicz befanden, mit einem Bauernwagen in-
folge Unvorſichtigkeit des Lenkers des letzteren zuſammen,
nachdem die Automobilbremſe infolge des plötzlichen Ein-
greifens in die Räder gebrochen war. Dabei wurde Haupt-
mann Graf Tyszkiewicz von der Wagendeichſel ſo unglück-
lich ins Geſicht getroffen, daß ſein Unterkiefer zerſchmettert
wurde, während der Chauffeur ſchwere Kontuſionen des
Schulterblattes davontrug; die übrigen Automobilinſaſſen
und der Lenker des Bauernwagens blieben unverſehrt.
Glücklicherweiſe kam aus Krakau bald darauf ein zweites
Automobil heran, welches die beiden Verletzten ins hieſige
Spital brachte. Nach Anlegung eines Verbandes wurden
ſie der häuslichen Pflege übergeben.
Tod infolge eines Fliegenſtiches.
Sanok, 12. Auguſt. Der hieſige Gymnaſiaſt J.
Chudko war am Ufer des Sanfluſſes in der Nähe des
hieſigen Schlachthauſes mit Angeln beſchäftigt, als ihn eine
aus den Schlachthausſtallungen des letzteren herbeigeflo-
gene Fleiſchfliege unmittelbar über dem rechten Auge in
die Stirn ſtach. Es trat Blutvergiftung ein und der Knabe
verſchied nach wenigen Stunden, bevor ſich noch der zu ſei-
ner Rettung herbeigeholte Arzt eingeſtellt hatte.
Kleine Rundſchau.
KB. Berlin, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der Rechtsanwalt Paul Bredereck iſt ſeit Donnerſtag
abgängig. Er hat ſeinem Sozius gegenüber angegeben,
daß er verreiſen und Samſtag zurückkommen wolle, von
ſich aber ſeither nichts hören ließ. Es wird angenommen,
daß die Urſache ſeines Verſchwindens in mißlichen Ver-
mögensverhältniſſen zu ſuchen ſei.
[Wann erlebte Paulus den „Tag von
Damaskus“?] Die Chronologie des Lebens des Apo-
ſtel Paulus, die bereits zu ſo vielen Erörterungen Anlaß
gegeben hat, iſt hauptſächlich von dem Jahr ſeiner Be-
kehrung, dem Datum des Tages von Damaskus abhän-
gig. Dieſes Datum, das bisher ſtrittig war, wird nunmehr
von Adolph Harnack in einem Aufſatz der Sitzungsberichte
der Berliner Akademie der Wiſſenſchaften mit großer
Wahrſcheinlichkeit auf den Herbſt des Jahres 38 be-
ſtimmt. Er bringt zunächſt drei Daten zuſammen, von
denen jedes für ſich noch mit einer gewiſſen Unſicherheit
behaftet war und beweiſt, daß ſie ſich gegenſeitig aufs beſte
ſtützen und beglaubigen. Das erſte dieſer Zeugniſſe iſt der
Antritt des Prokonſulats des Gallio im Sommer 51, das
aus einem Brief des Kaiſers Claudius an Delphi zu er-
ſchließen iſt, dann die Angabe des Oroſius, das die Aus-
weiſung der Juden aus Rom durch Claudius im Jahre 49
befohlen woren ſei und endlich die dreifach bezeugte und
ſehr alte Nachricht, daß Jeſus nach ſeinem Tode ſich noch
18 Monate hindurch habe ſehen laſſen. Dieſe 18 Monate
können ſich nach Harnacks Ausführungen nur auf die Zeit
bis zur Chriſtusviſion des Paulus beziehen, ſo daß ſeine
Bekehrung alſo im Herbſt des Jahres 31 erfolgt ſein muß.
Iſt dieſe Annahme richtig, dann kam Paulus im Jahre
34 zum erſten Male als Chriſt nach Jeruſalem und im
Jahre 48 zum Apoſtelkonzil. Dieſe Berechnung iſt davon
ausgegangen, daß Jeſus Oſtern 39 gekreuzigt worden iſt.
Man muß aber die Möglichkeit zugeben, daß die Kreuzi-
gung Oſtern 29 erfolgte und in dieſem Falle fiele die Be-
kehrung des Paulus bereits in den Herbſt 30.
_______
Czernowitzer Angelegenheiten.
Czernowitz, 13. Auguſt.
Ehrung. Die am 11. d. M. in Czernowitz ſtattgefun-
dene ordentliche Hauptverſammlung des Vereines der
k. k. Steuerbeamten in der Bukowina ernannte den k. k.
Vizepräſidenten Arthur Knipfer in Anerkennung ſei-
ner hervorragenden Verdienſte um den Bukowiner
Steuerbeamtenſtand und um den genannten Verein zum
Ehrenmitgliede und faßte zugleich den Beſchluß,
daß die ins Leben gerufene humanitäre Stiftung den
Namen „Vizepräſident Knipfer-Stiftung“
für immerwährende Zeiten tragen ſoll.
Ernennung. Der Handelsminiſter hat — wie uns
aus Wien gemeldet wird — den Baukommiſſär Julius
Fiſcher in Czernowitz zum Bauoberkommiſſär
ernannt.
Die Ueberſiedlung der Gebärauſtalt. Wie wiederholt
berichtet, wird die Gebäranſtalt bei gleichzeitiger Ausge-
ſtaltung im kommenden Herbſte in das Gebäude der ge-
weſenen landwirtſchaftlichen Mittelſchule überſiedeln.
Einem im Lande dringend empfundenen Bedürfniſſe
Rechnung tragend, wird dem bisher beſtandenen ge-
burtshilflichen Inſtitut eine gynäkolo-
giſche Klinik und als dritte Abteilung eine ſolche für
die Behandlung an Kindbettfieber erkrankter Wöch-
nerinnen angegliedert werden. Entſprechend den Vor-
ſchriften der mediziniſchen Hygiene werden die drei Ab-
teilungen gänzlich von einander ſepariert ſein, geſonderte
Eingänge, jede einen eigenen Operationsſaal und eigenen
Perſonalſtand haben. Da das Inſtitut mit den aller-
neueſten Behelfen der Wiſſenſchaft und der modernſten
chirurgiſchen Ausrüſtung verſehen ſein wird, ergibt ſich
nun auch die in mehrfacher Hinſicht eine Beſſerung der
bisherigen Verhältniſſe darſtellende Möglichkeit, die Be-
handlung Schwerkranker zur Gänze auf der Klinik durch-
zuführen; bisher mußte in ſolchen Fällen die Landeskran-
kenanſtalt in Anſpruch genommen werden. Die Betten-
anzahl wird — obwohl, in Parantheſe bemerkt, auch die
erhöhte Zahl dem wirklichen Bedarfe nicht entſprechen
dürfte — vermehrt und für die gynäkologiſche Abteilung
auf 50, für das geburtshilfliche Inſtitut auf 20 und für
Wochenfieberkranke auf 8—10 Betten feſtgeſetzt werden.
Von einer Unterteilung in Klaſſen nach der Höhe der Ver-
pflegsgebühren dürfte, wie das bei kleineren Inſtituten
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