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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2560, Czernowitz, 06.08.1912.

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6. August 1912. "Czernowitzer Allgemeine Zeitung"

[Spaltenumbruch] österreichischen Ruthenenklub der Dank und die Aner-
kennung für sein mannhaftes Eintreten zu Gunsten der
Erfüllung dieses wichtigen ruthenischen Postulates aus-
gesprochen wird.




Das russisch-französische Marine-
Abkommen.

Die hiesige Presse beschäftigt sich
nach wie vor in längeren Artikeln mit dem neuen fran-
zösisch-russischen Marineabkommen und veröffentlicht die
Kommentare auswärtiger Blätter dazu. Wie es heißt,
betrachtet man in diplomatischen Kreisen das neue Ab-
kommen wesentlich kühler, da die russische Flotte nur auf
dem Papier steht. Man schätzt den Nutzen daraus vorder-
hand nur gering in Anbetracht der Schwierigkei-
ten,
die Frankreich daraus erwachsen könnten. Auch in
England soll man, wie es heißt, dem neuen Abkommen
nicht allzu freundlich gesinnt sein, und zwar schon deshalb
nicht, weil die englische Regierung über die einzelnen
Punkte der französisch-russischen Konvention nicht auf
dem Laufenden gehalten wurde. Eine weitere Unzuträg-
lichkeit des neuen Abkommens erblickt man darin, daß
andere Länder darin den Anlaß finden könnten, ihre
Flottenrüstungen zu vergrößern.

In der Presse schwankt die Be-
urteilung der französisch-russischen Marine-Konvention
zwischen Freude über die angebliche Enttäuschung Deutsch-
lands und der Befürchtung, sie könnte neue deutsche
Seerüstungen
veranlassen. Daneben wird angedeu-
tet, niemand wisse, wie lange die bestehenden Freundschaf-
ten dauern werden. Die Konvention müsse daher für
England der Ansporn zu neuen Anstrengungen sein, um
die Seesuprematie zu behaupten.




Kurze Nachrichten.

Die "Deutschnationale Korrespon-
denz" meldet, daß es bei den jüngsten Prager Ausgleichs-
konferenzen zu einer Affäre zwischen dem gewesenen deut-
schen Landsmannminister Abg. Dr. Schreiner und dem
Statthalter Fürsten Thun gekommen ist. Als an einem der
letzten Konferenztage Dr. Schreiner in einer Konferenz
der beiden Achterkomitees die Haltung eines deutschen
Aristokraten kritisierte, wandte sich Fürst Thun in ziem-
lich heftiger Weise gegen Dr. Schreiner, wobei er auch auf
dessen Eigenschaft als früherer Minister anspielte. Doktor
Schreiner sandte dem Statthalter zwei deutsche Abgeord-
nete[n] als Zeugen, um Aufklärung vom Fürsten Thun zu
verlangen. Durch eine Feststellung des Fürsten Thun, daß
ihm die Absicht einer persönlichen Verletzung ferngelegen
sei und beiderseitige Erklärungen, wurde schließlich die
Sache beigelegt.

KB. (Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Wie verlautet, genehmigte der Ministerrat den
türkisch-bulgarischen Bahnanschluß über Kumanowo
nach Küstendil.

Die Kölnische Zeitung meldet aus
Teheran: Gerüchten zufolge, denen allgemein geglaubt
wird, werden zwischen England und Rußland geheime Ver-
handlungen wegen der Rückkehr des früheren Schahs ge-
führt. Es erscheint möglich, daß England seinen Einwand
gegen entsprechende Kompensationen in Südpersien und
gegen Garantien für Neueröffnung des Parlamentes auf-
gibt.




Bunte Chronik.


Die Kaisermanöver.

Die diesjährigen großen Herbst-
manöver finden, wie gemeldet, vom 8. bis einschließlich
12. September im Raume Bekes-Csaba-Szegedin-Temes-
var-Arad statt. Hinsichtlich einer Teilnahme des Kai-
sers
an den Uebungen liegt noch keine endgiltige Ent-
scheidung des Monarchen vor, doch verlautet, daß der
Kaiser den Manövern fernbleiben werde. Unter den aus-
wärtigen Gästen, die zu den Manövern eingeladen wurden,
befindet sich bekanntlich der neue Chef des rum. Ge-
neralstabes, Generalleutnant Averescu. Die Leitung
der Manöver liegt, wie in den Vorjahren, in Händen des
zur Disposition des kaiserlichen Oberbefehles gestellten
G. d. K. Erzherzogs Franz Ferdinand. Als Ordon-
nanzoffizier des Erzherzogs wird, wie in den letzten Jah-
ren, Erzherzog Karl Franz Josef fungieren.




Gefährlicher Brand in Wien.

Gestern Abend kurz vor 10 Uhr be-
merkten Passanten, die über den Franzensring gingen,
[Spaltenumbruch] daß aus dem Dachstuhl des Hauses Nr. 14, in dem sich ein
großes Kaffeehaus befindet, Flammen schlugen. Die so-
fort herbeigerufene Feuerwehr erschien mit mehreren
Dampfspritzen. Das Feuer griff so rasch um sich, daß
innerhalb weniger Minuten der ganze Dachstuhl und die
Bodenräume eingeäschert waren. Es bestand große Ge-
fahr, daß die Funken auf das benachbarte Burgthe-
ater
und andere Gebäude übersprängen. Es gelang je-
doch nach angestrengter Arbeit, den Brand in einer knap-
pen Stunde zu lokalisieren. Durch die eindringenden
Wassermassen wurde die Wohnung des Universitätspro-
fessors Dr. Karplus stark beschädigt. Der Brand war
weithin sichtbar, und es war ein interessanter Anblick, wie
durch den Feuerschein Burgtheater, Rathaus und Univer-
sität hell beleuchtet waren. Große Menschenmassen hatten
sich in der Nähe der Brandstelle angesammelt.




Die Bergung der Leiche Fräulein
Szystowskas.

Wie berichtet, brach gestern
früh die letzte der vielen der Universitätshörerin Fräulein
A. Szystowska nachgesandten Expeditionen ins Ge-
birge auf, um ihren Leichnam hierher zu überführen. An
Ort und Stelle angelangt, fand man ihn bereits im Zu-
stande der Verwesung. Unter Anwendung von Desinfek-
tionsmitteln wurde derselbe mit Leinen umwickelt, in
einen Sack eingenäht und auf ein 100 Meter tiefer gele-
genes Schneefeld hinabgelassen, wo bereits ein Wagen
mit einem Sarge auf die Ueberführung des unglücklichen
Opfers der Berge wartete. Der traurige Zug langte nach
5 Uhr nachmittags hier an. Heute früh fand die Sektion
der Leiche statt, deren Ergebnis die Möglichkeit eines an
Fräulein Szystowska begangenen Verbrechens ausschließt
und als alleinigen Grund ihres Todes ihren beim Abstieg
längs der steilen Bergwand erfolgten Absturz feststellt.
Wie aus der stehen gebliebenen, arg beschädigten Uhr der
Unglücklichen zu entnehmen ist, erfolgte ihr Absturz um
halb 6 Uhr abends, während ihre Gefährten die Aussage
gemacht hatten, daß sie erst um dreiviertel 6 Uhr abends
hinter ihnen zurückgeblieben sei. Daraus ist also zu er-
sehen, daß die Abwesenheit Fräulein Szystowskas von
den übrigen Ausflüglern bedeutend später, als sie tatsäch-
lich eintrat, wahrgenommen wurde. Das Leichenbegäng-
nis der Verblichenen findet morgen statt.




Feilbietung des Heims Napoleons I.
auf Elba.

Ein interessantes Inserat enthält
der Anzeigeteil des gestrigen "Lokalanzeigers". Es betrifft
den gerichtlichen Verkauf des Hauses Na-
poleons I. auf der Insel Elba.
Am 2. Dezember
1912 wird hienach vor dem Gerichte von Portoferrato, dem
Hauptort der Insel Elba, die Villa und der Besitz San
Martino verkauft werden, wo Napoleon I. zur Zeit seiner
Verbannung auf der Insel Elba wohnte, sowie das Napo-
leonmuseum, welches in drei großen Sälen mit Granit-
säulen untergebracht ist. Die schon von Napoleon bewohnte
Villa besteht, wie es in dem Inserat weiter heißt, aus
zwölf Zimmern, wie zur Zeit seiner Verbannung, und
enthält noch alle von ihm einst benützten Möbel und
Gegenstände. Der Grundbesitz besteht aus ausgedehn-
tem Grundboden und Wäldern. Erster Verkaufspreis an
den Meistbietenden ist 150.000 Lire. Weitere Auskünfte
sind bei verschiedenen namhaft gemachten Anwälten in
Florenz zu erhalten.




Brand im Kriegshafen Toulon.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Um 1 Uhr früh brach im Depot für Beleuchtungsappa-
rate der Marine ein großer Brand aus. Die Löscharbeiten
sind außerordentlich schwierig. Drei Magazine und zahl-
reiche Offizierswohnungen sind zerstört und mehrere Per-
sonen verwundet.




Der Aetna in Tätigkeit.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Heute mittags war über den Zentralkrater des Aetna
eine große Rauchwolke
sichtbar.

Dieses Phänomen scheint auf einen bevorstehenden
Ausbruch des Vulkans hinzudeuten.




Kleine Rundschau.
(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

In Kahlenbergerdorf fuhr gestern ein Automobil infolge
der schlechten Straßenbeschaffenheit gegen einen Randstein.
Das Automobil überschlug sich und einer der Insassen,
der Fabrikant Julius Behr, wurde herausgeschleudert
und tötlich verletzt. Er ist ins Spital gebracht worden.


[Spaltenumbruch]

Auf dem hiesigen Bahnhofe ließ
eine aus Tarnopol eingetroffene Frau ihren, sie auf der
Reise begleitenden 4jährigen Knaben allein stehen und
entfernte sich, ohne zurückzukehren. In der Tasche des
Jungen wurde eine Karte vorgefunden, worin als Name
desselben M. Zawadzki genannt und die Oeffentlich-
keit ersucht wird, sich seiner anzunehmen. Unterdessen gab
jedoch der Junge, den man auf die Polizeidirektion
brachte, an, daß seine Mutter M. Mikolajczuk heiße.
Die Nachforschungen nach der Mutter wurden bereits
eingeleitet.




[Brandstiftung in Postbriefkasten.]

In
London werden seit vierzehn Tagen rätselhafte Ueberfälle
auf die Postbriefkasten ausgeführt. An verschiedenen Ta-
gen wurde Spiritus in die Kasten gegossen und brennende
Streichhölzer hineingeworfen. Die Brandstiftungen dieser
Art erfolgten an verschiedenen Stellen der Stadt. Zahl-
reiche Briefe sind zerstört worden. Fast alle Briefkasten
werden bewacht. Möglicherweise ist der neue gemeinge-
fährliche Unfug ein Werk der Suffragetten, die auf die-
sem Wege das Wahlrecht zu erringen hoffen.

[Keine Wiederauffindung der "Gia-
conda".]

Aus Paris wird gemeldet: Der Mann, wel-
cher, vielleicht selbst getäuscht, für einen Augenblick in der
Welt der Kunstfreunde die trügerische Hoffnung erregt
hat, Leonardo da Vincis Meisterwerk "Mona Lisa" wie-
derzusehen, ist ein Engländer namens Rathbone. Er hat
das Bild, eine auf eine wurmstichige Holzplatte gemalte
Kopie, in öffentlicher Versteigerung in London für den
Preis von rund 2600 Kronen erworben und sich etwas
vorschnell in den Kopf gesetzt, glücklicher Besitzer des dem
Louvre vor Jahresfrist geraubten Originals zu sein. Da
die Tafel, auf welche Rathbones Bild gemalt ist, etwas
größer ist als die Tafel des Originals, war der Nachweis,
daß man es mit einer Kopie zu tun hat, leicht und un-
streitig zu erbringen. Herr Rathbone, welcher nach seiner
Angabe Dichter ist, hat die falsche "Giaconda" wieder nach
London mitgenommen, um sie seiner Privatgemäldega-
lerie einzuverleiben.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Erzherzog Karl Franz Josef und Erzherzogin Zita

sind -- wie uns berichtet wird -- Samstag um halb 11
Uhr abends mit Gefolge aus Brandeis in Kolomea
eingetroffen. Am Bahnhofe hatten sich zur Begrüßung
eingefunden Bezirkshauptmann, Statthaltereirat Paw-
likowski,
Vizebürgermeister Funkenstein und
mehrere Offiziere. Am 6. oder 7. d. M. rückt Erzherzog
Karl Franz Josef mit seiner Eskadron zu den Kawal-
leriemanövern, die in der Nähe von Kolomea stattfinden
werden, ab. Wie lange das hohe Paar in Kolomea ver-
bleiben wird, ist noch ungewiß, doch verlautet mit ziemli-
cher Bestimmtheit, daß sich der Aufenthalt in Kolomea bis
Ende September erstrecken wird.

Bevorstehende Ernennung Erzherzog Karl Franz
Josefs zum Major im Wiener Hausregiment,

Wie uns
aus Wien telegraphiert wird, soll Erzherzog Karl
Franz Josef
am 18. August zum Major eines In-
fanterieregimentes (Anm. des Korrespondenten: -- vor-
aussichtlich des k. u. k. Infanterieregimentes Hoch- und
Deutschmeister Nr.
4 --) ernannt werden.

Auszeichnung.

Der Kaiser hat dem Oberfinanzrat
und Finanzprokurator Dr. August Lorber in Czerno-
witz den eisernen Kronenorden dritter Klasse verliehen.
Dr. Lorber, ein sehr tüchtiger Jurist, erfreut sich we-
gen seines unendlichen Fleißes und seiner Gewissenhaftig-
keit im Amte, sowie wegen seines überaus liebenswürdi-
gen Wesens großer Achtung und Beliebtheit und hat die
Nachricht von seiner Auszeichnung allgemeine Befriedi-
gung hervorgerufen. Dr. Lorber, am 9. Mai 1865 in
Bojan geboren, besuchte das Gymnasium und die Uni-
versität in Czernowitz, wurde 1888 Rechtspraktikant,
1891 Finanzprokuraturskonzipient, 1897 Finanzrat und
1908 Oberfinanzrat und Finanzprokurator. Seit 1910
gehört er auch der Prüfungskommission der judiziellen
Staatsprüfungskommission als Examinator für öster-
reichisches Privatrecht und Zivilprozeß an. Er erhielt
wiederholt belobende Anerkennungen des Finanzmini-
steriums für seine pflichteifrigen Dienstleistungen.

Von der Finanzdirektion.

Hofrat Hans Mayer in
Czernowitz ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat seine
Amtsagenden wieder übrenommen. -- Die Finanzsekre-
täre Max Gottfried des Gebührenbemessungsamtes
in Suczawa und Rudolf Strohmayer der Finanz-
direktion wurden dem hiesigen Gebührenbemessungsamte,
Finanzsekretär Bernhard Goldenberg des Finanz-




[ - 3 Zeilen fehlen]

6. Auguſt 1912. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“

[Spaltenumbruch] öſterreichiſchen Ruthenenklub der Dank und die Aner-
kennung für ſein mannhaftes Eintreten zu Gunſten der
Erfüllung dieſes wichtigen rutheniſchen Poſtulates aus-
geſprochen wird.




Das ruſſiſch-franzöſiſche Marine-
Abkommen.

Die hieſige Preſſe beſchäftigt ſich
nach wie vor in längeren Artikeln mit dem neuen fran-
zöſiſch-ruſſiſchen Marineabkommen und veröffentlicht die
Kommentare auswärtiger Blätter dazu. Wie es heißt,
betrachtet man in diplomatiſchen Kreiſen das neue Ab-
kommen weſentlich kühler, da die ruſſiſche Flotte nur auf
dem Papier ſteht. Man ſchätzt den Nutzen daraus vorder-
hand nur gering in Anbetracht der Schwierigkei-
ten,
die Frankreich daraus erwachſen könnten. Auch in
England ſoll man, wie es heißt, dem neuen Abkommen
nicht allzu freundlich geſinnt ſein, und zwar ſchon deshalb
nicht, weil die engliſche Regierung über die einzelnen
Punkte der franzöſiſch-ruſſiſchen Konvention nicht auf
dem Laufenden gehalten wurde. Eine weitere Unzuträg-
lichkeit des neuen Abkommens erblickt man darin, daß
andere Länder darin den Anlaß finden könnten, ihre
Flottenrüſtungen zu vergrößern.

In der Preſſe ſchwankt die Be-
urteilung der franzöſiſch-ruſſiſchen Marine-Konvention
zwiſchen Freude über die angebliche Enttäuſchung Deutſch-
lands und der Befürchtung, ſie könnte neue deutſche
Seerüſtungen
veranlaſſen. Daneben wird angedeu-
tet, niemand wiſſe, wie lange die beſtehenden Freundſchaf-
ten dauern werden. Die Konvention müſſe daher für
England der Anſporn zu neuen Anſtrengungen ſein, um
die Seeſuprematie zu behaupten.




Kurze Nachrichten.

Die „Deutſchnationale Korreſpon-
denz“ meldet, daß es bei den jüngſten Prager Ausgleichs-
konferenzen zu einer Affäre zwiſchen dem geweſenen deut-
ſchen Landsmannminiſter Abg. Dr. Schreiner und dem
Statthalter Fürſten Thun gekommen iſt. Als an einem der
letzten Konferenztage Dr. Schreiner in einer Konferenz
der beiden Achterkomitees die Haltung eines deutſchen
Ariſtokraten kritiſierte, wandte ſich Fürſt Thun in ziem-
lich heftiger Weiſe gegen Dr. Schreiner, wobei er auch auf
deſſen Eigenſchaft als früherer Miniſter anſpielte. Doktor
Schreiner ſandte dem Statthalter zwei deutſche Abgeord-
nete[n] als Zeugen, um Aufklärung vom Fürſten Thun zu
verlangen. Durch eine Feſtſtellung des Fürſten Thun, daß
ihm die Abſicht einer perſönlichen Verletzung ferngelegen
ſei und beiderſeitige Erklärungen, wurde ſchließlich die
Sache beigelegt.

KB. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Wie verlautet, genehmigte der Miniſterrat den
türkiſch-bulgariſchen Bahnanſchluß über Kumanowo
nach Küſtendil.

Die Kölniſche Zeitung meldet aus
Teheran: Gerüchten zufolge, denen allgemein geglaubt
wird, werden zwiſchen England und Rußland geheime Ver-
handlungen wegen der Rückkehr des früheren Schahs ge-
führt. Es erſcheint möglich, daß England ſeinen Einwand
gegen entſprechende Kompenſationen in Südperſien und
gegen Garantien für Neueröffnung des Parlamentes auf-
gibt.




Bunte Chronik.


Die Kaiſermanöver.

Die diesjährigen großen Herbſt-
manöver finden, wie gemeldet, vom 8. bis einſchließlich
12. September im Raume Bekes-Cſaba-Szegedin-Temes-
var-Arad ſtatt. Hinſichtlich einer Teilnahme des Kai-
ſers
an den Uebungen liegt noch keine endgiltige Ent-
ſcheidung des Monarchen vor, doch verlautet, daß der
Kaiſer den Manövern fernbleiben werde. Unter den aus-
wärtigen Gäſten, die zu den Manövern eingeladen wurden,
befindet ſich bekanntlich der neue Chef des rum. Ge-
neralſtabes, Generalleutnant Averescu. Die Leitung
der Manöver liegt, wie in den Vorjahren, in Händen des
zur Dispoſition des kaiſerlichen Oberbefehles geſtellten
G. d. K. Erzherzogs Franz Ferdinand. Als Ordon-
nanzoffizier des Erzherzogs wird, wie in den letzten Jah-
ren, Erzherzog Karl Franz Joſef fungieren.




Gefährlicher Brand in Wien.

Geſtern Abend kurz vor 10 Uhr be-
merkten Paſſanten, die über den Franzensring gingen,
[Spaltenumbruch] daß aus dem Dachſtuhl des Hauſes Nr. 14, in dem ſich ein
großes Kaffeehaus befindet, Flammen ſchlugen. Die ſo-
fort herbeigerufene Feuerwehr erſchien mit mehreren
Dampfſpritzen. Das Feuer griff ſo raſch um ſich, daß
innerhalb weniger Minuten der ganze Dachſtuhl und die
Bodenräume eingeäſchert waren. Es beſtand große Ge-
fahr, daß die Funken auf das benachbarte Burgthe-
ater
und andere Gebäude überſprängen. Es gelang je-
doch nach angeſtrengter Arbeit, den Brand in einer knap-
pen Stunde zu lokaliſieren. Durch die eindringenden
Waſſermaſſen wurde die Wohnung des Univerſitätspro-
feſſors Dr. Karplus ſtark beſchädigt. Der Brand war
weithin ſichtbar, und es war ein intereſſanter Anblick, wie
durch den Feuerſchein Burgtheater, Rathaus und Univer-
ſität hell beleuchtet waren. Große Menſchenmaſſen hatten
ſich in der Nähe der Brandſtelle angeſammelt.




Die Bergung der Leiche Fräulein
Szyſtowskas.

Wie berichtet, brach geſtern
früh die letzte der vielen der Univerſitätshörerin Fräulein
A. Szyſtowska nachgeſandten Expeditionen ins Ge-
birge auf, um ihren Leichnam hierher zu überführen. An
Ort und Stelle angelangt, fand man ihn bereits im Zu-
ſtande der Verweſung. Unter Anwendung von Desinfek-
tionsmitteln wurde derſelbe mit Leinen umwickelt, in
einen Sack eingenäht und auf ein 100 Meter tiefer gele-
genes Schneefeld hinabgelaſſen, wo bereits ein Wagen
mit einem Sarge auf die Ueberführung des unglücklichen
Opfers der Berge wartete. Der traurige Zug langte nach
5 Uhr nachmittags hier an. Heute früh fand die Sektion
der Leiche ſtatt, deren Ergebnis die Möglichkeit eines an
Fräulein Szyſtowska begangenen Verbrechens ausſchließt
und als alleinigen Grund ihres Todes ihren beim Abſtieg
längs der ſteilen Bergwand erfolgten Abſturz feſtſtellt.
Wie aus der ſtehen gebliebenen, arg beſchädigten Uhr der
Unglücklichen zu entnehmen iſt, erfolgte ihr Abſturz um
halb 6 Uhr abends, während ihre Gefährten die Ausſage
gemacht hatten, daß ſie erſt um dreiviertel 6 Uhr abends
hinter ihnen zurückgeblieben ſei. Daraus iſt alſo zu er-
ſehen, daß die Abweſenheit Fräulein Szyſtowskas von
den übrigen Ausflüglern bedeutend ſpäter, als ſie tatſäch-
lich eintrat, wahrgenommen wurde. Das Leichenbegäng-
nis der Verblichenen findet morgen ſtatt.




Feilbietung des Heims Napoleons I.
auf Elba.

Ein intereſſantes Inſerat enthält
der Anzeigeteil des geſtrigen „Lokalanzeigers“. Es betrifft
den gerichtlichen Verkauf des Hauſes Na-
poleons I. auf der Inſel Elba.
Am 2. Dezember
1912 wird hienach vor dem Gerichte von Portoferrato, dem
Hauptort der Inſel Elba, die Villa und der Beſitz San
Martino verkauft werden, wo Napoleon I. zur Zeit ſeiner
Verbannung auf der Inſel Elba wohnte, ſowie das Napo-
leonmuſeum, welches in drei großen Sälen mit Granit-
ſäulen untergebracht iſt. Die ſchon von Napoleon bewohnte
Villa beſteht, wie es in dem Inſerat weiter heißt, aus
zwölf Zimmern, wie zur Zeit ſeiner Verbannung, und
enthält noch alle von ihm einſt benützten Möbel und
Gegenſtände. Der Grundbeſitz beſteht aus ausgedehn-
tem Grundboden und Wäldern. Erſter Verkaufspreis an
den Meiſtbietenden iſt 150.000 Lire. Weitere Auskünfte
ſind bei verſchiedenen namhaft gemachten Anwälten in
Florenz zu erhalten.




Brand im Kriegshafen Toulon.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Um 1 Uhr früh brach im Depot für Beleuchtungsappa-
rate der Marine ein großer Brand aus. Die Löſcharbeiten
ſind außerordentlich ſchwierig. Drei Magazine und zahl-
reiche Offizierswohnungen ſind zerſtört und mehrere Per-
ſonen verwundet.




Der Aetna in Tätigkeit.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Heute mittags war über den Zentralkrater des Aetna
eine große Rauchwolke
ſichtbar.

Dieſes Phänomen ſcheint auf einen bevorſtehenden
Ausbruch des Vulkans hinzudeuten.




Kleine Rundſchau.
(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

In Kahlenbergerdorf fuhr geſtern ein Automobil infolge
der ſchlechten Straßenbeſchaffenheit gegen einen Randſtein.
Das Automobil überſchlug ſich und einer der Inſaſſen,
der Fabrikant Julius Behr, wurde herausgeſchleudert
und tötlich verletzt. Er iſt ins Spital gebracht worden.


[Spaltenumbruch]

Auf dem hieſigen Bahnhofe ließ
eine aus Tarnopol eingetroffene Frau ihren, ſie auf der
Reiſe begleitenden 4jährigen Knaben allein ſtehen und
entfernte ſich, ohne zurückzukehren. In der Taſche des
Jungen wurde eine Karte vorgefunden, worin als Name
desſelben M. Zawadzki genannt und die Oeffentlich-
keit erſucht wird, ſich ſeiner anzunehmen. Unterdeſſen gab
jedoch der Junge, den man auf die Polizeidirektion
brachte, an, daß ſeine Mutter M. Mikolajczuk heiße.
Die Nachforſchungen nach der Mutter wurden bereits
eingeleitet.




[Brandſtiftung in Poſtbriefkaſten.]

In
London werden ſeit vierzehn Tagen rätſelhafte Ueberfälle
auf die Poſtbriefkaſten ausgeführt. An verſchiedenen Ta-
gen wurde Spiritus in die Kaſten gegoſſen und brennende
Streichhölzer hineingeworfen. Die Brandſtiftungen dieſer
Art erfolgten an verſchiedenen Stellen der Stadt. Zahl-
reiche Briefe ſind zerſtört worden. Faſt alle Briefkaſten
werden bewacht. Möglicherweiſe iſt der neue gemeinge-
fährliche Unfug ein Werk der Suffragetten, die auf die-
ſem Wege das Wahlrecht zu erringen hoffen.

[Keine Wiederauffindung der „Gia-
conda“.]

Aus Paris wird gemeldet: Der Mann, wel-
cher, vielleicht ſelbſt getäuſcht, für einen Augenblick in der
Welt der Kunſtfreunde die trügeriſche Hoffnung erregt
hat, Leonardo da Vincis Meiſterwerk „Mona Liſa“ wie-
derzuſehen, iſt ein Engländer namens Rathbone. Er hat
das Bild, eine auf eine wurmſtichige Holzplatte gemalte
Kopie, in öffentlicher Verſteigerung in London für den
Preis von rund 2600 Kronen erworben und ſich etwas
vorſchnell in den Kopf geſetzt, glücklicher Beſitzer des dem
Louvre vor Jahresfriſt geraubten Originals zu ſein. Da
die Tafel, auf welche Rathbones Bild gemalt iſt, etwas
größer iſt als die Tafel des Originals, war der Nachweis,
daß man es mit einer Kopie zu tun hat, leicht und un-
ſtreitig zu erbringen. Herr Rathbone, welcher nach ſeiner
Angabe Dichter iſt, hat die falſche „Giaconda“ wieder nach
London mitgenommen, um ſie ſeiner Privatgemäldega-
lerie einzuverleiben.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Erzherzog Karl Franz Joſef und Erzherzogin Zita

ſind — wie uns berichtet wird — Samſtag um halb 11
Uhr abends mit Gefolge aus Brandeis in Kolomea
eingetroffen. Am Bahnhofe hatten ſich zur Begrüßung
eingefunden Bezirkshauptmann, Statthaltereirat Paw-
likowski,
Vizebürgermeiſter Funkenſtein und
mehrere Offiziere. Am 6. oder 7. d. M. rückt Erzherzog
Karl Franz Joſef mit ſeiner Eskadron zu den Kawal-
leriemanövern, die in der Nähe von Kolomea ſtattfinden
werden, ab. Wie lange das hohe Paar in Kolomea ver-
bleiben wird, iſt noch ungewiß, doch verlautet mit ziemli-
cher Beſtimmtheit, daß ſich der Aufenthalt in Kolomea bis
Ende September erſtrecken wird.

Bevorſtehende Ernennung Erzherzog Karl Franz
Joſefs zum Major im Wiener Hausregiment,

Wie uns
aus Wien telegraphiert wird, ſoll Erzherzog Karl
Franz Joſef
am 18. Auguſt zum Major eines In-
fanterieregimentes (Anm. des Korreſpondenten: — vor-
ausſichtlich des k. u. k. Infanterieregimentes Hoch- und
Deutſchmeiſter Nr.
4 —) ernannt werden.

Auszeichnung.

Der Kaiſer hat dem Oberfinanzrat
und Finanzprokurator Dr. Auguſt Lorber in Czerno-
witz den eiſernen Kronenorden dritter Klaſſe verliehen.
Dr. Lorber, ein ſehr tüchtiger Juriſt, erfreut ſich we-
gen ſeines unendlichen Fleißes und ſeiner Gewiſſenhaftig-
keit im Amte, ſowie wegen ſeines überaus liebenswürdi-
gen Weſens großer Achtung und Beliebtheit und hat die
Nachricht von ſeiner Auszeichnung allgemeine Befriedi-
gung hervorgerufen. Dr. Lorber, am 9. Mai 1865 in
Bojan geboren, beſuchte das Gymnaſium und die Uni-
verſität in Czernowitz, wurde 1888 Rechtspraktikant,
1891 Finanzprokuraturskonzipient, 1897 Finanzrat und
1908 Oberfinanzrat und Finanzprokurator. Seit 1910
gehört er auch der Prüfungskommiſſion der judiziellen
Staatsprüfungskommiſſion als Examinator für öſter-
reichiſches Privatrecht und Zivilprozeß an. Er erhielt
wiederholt belobende Anerkennungen des Finanzmini-
ſteriums für ſeine pflichteifrigen Dienſtleiſtungen.

Von der Finanzdirektion.

Hofrat Hans Mayer in
Czernowitz iſt vom Urlaub zurückgekehrt und hat ſeine
Amtsagenden wieder übrenommen. — Die Finanzſekre-
täre Max Gottfried des Gebührenbemeſſungsamtes
in Suczawa und Rudolf Strohmayer der Finanz-
direktion wurden dem hieſigen Gebührenbemeſſungsamte,
Finanzſekretär Bernhard Goldenberg des Finanz-




[ – 3 Zeilen fehlen]
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[3/0003] 6. Auguſt 1912. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ öſterreichiſchen Ruthenenklub der Dank und die Aner- kennung für ſein mannhaftes Eintreten zu Gunſten der Erfüllung dieſes wichtigen rutheniſchen Poſtulates aus- geſprochen wird. Das ruſſiſch-franzöſiſche Marine- Abkommen. Paris, 4. Auguſt. Die hieſige Preſſe beſchäftigt ſich nach wie vor in längeren Artikeln mit dem neuen fran- zöſiſch-ruſſiſchen Marineabkommen und veröffentlicht die Kommentare auswärtiger Blätter dazu. Wie es heißt, betrachtet man in diplomatiſchen Kreiſen das neue Ab- kommen weſentlich kühler, da die ruſſiſche Flotte nur auf dem Papier ſteht. Man ſchätzt den Nutzen daraus vorder- hand nur gering in Anbetracht der Schwierigkei- ten, die Frankreich daraus erwachſen könnten. Auch in England ſoll man, wie es heißt, dem neuen Abkommen nicht allzu freundlich geſinnt ſein, und zwar ſchon deshalb nicht, weil die engliſche Regierung über die einzelnen Punkte der franzöſiſch-ruſſiſchen Konvention nicht auf dem Laufenden gehalten wurde. Eine weitere Unzuträg- lichkeit des neuen Abkommens erblickt man darin, daß andere Länder darin den Anlaß finden könnten, ihre Flottenrüſtungen zu vergrößern. London, 4. Auguſt. In der Preſſe ſchwankt die Be- urteilung der franzöſiſch-ruſſiſchen Marine-Konvention zwiſchen Freude über die angebliche Enttäuſchung Deutſch- lands und der Befürchtung, ſie könnte neue deutſche Seerüſtungen veranlaſſen. Daneben wird angedeu- tet, niemand wiſſe, wie lange die beſtehenden Freundſchaf- ten dauern werden. Die Konvention müſſe daher für England der Anſporn zu neuen Anſtrengungen ſein, um die Seeſuprematie zu behaupten. Kurze Nachrichten. Wien, 4. Auguſt. Die „Deutſchnationale Korreſpon- denz“ meldet, daß es bei den jüngſten Prager Ausgleichs- konferenzen zu einer Affäre zwiſchen dem geweſenen deut- ſchen Landsmannminiſter Abg. Dr. Schreiner und dem Statthalter Fürſten Thun gekommen iſt. Als an einem der letzten Konferenztage Dr. Schreiner in einer Konferenz der beiden Achterkomitees die Haltung eines deutſchen Ariſtokraten kritiſierte, wandte ſich Fürſt Thun in ziem- lich heftiger Weiſe gegen Dr. Schreiner, wobei er auch auf deſſen Eigenſchaft als früherer Miniſter anſpielte. Doktor Schreiner ſandte dem Statthalter zwei deutſche Abgeord- neten als Zeugen, um Aufklärung vom Fürſten Thun zu verlangen. Durch eine Feſtſtellung des Fürſten Thun, daß ihm die Abſicht einer perſönlichen Verletzung ferngelegen ſei und beiderſeitige Erklärungen, wurde ſchließlich die Sache beigelegt. KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Wie verlautet, genehmigte der Miniſterrat den türkiſch-bulgariſchen Bahnanſchluß über Kumanowo nach Küſtendil. Köln, 4. Auguſt. Die Kölniſche Zeitung meldet aus Teheran: Gerüchten zufolge, denen allgemein geglaubt wird, werden zwiſchen England und Rußland geheime Ver- handlungen wegen der Rückkehr des früheren Schahs ge- führt. Es erſcheint möglich, daß England ſeinen Einwand gegen entſprechende Kompenſationen in Südperſien und gegen Garantien für Neueröffnung des Parlamentes auf- gibt. Bunte Chronik. Czernowitz, 5. Auguſt. Die Kaiſermanöver. Wien, 4. Auguſt. Die diesjährigen großen Herbſt- manöver finden, wie gemeldet, vom 8. bis einſchließlich 12. September im Raume Bekes-Cſaba-Szegedin-Temes- var-Arad ſtatt. Hinſichtlich einer Teilnahme des Kai- ſers an den Uebungen liegt noch keine endgiltige Ent- ſcheidung des Monarchen vor, doch verlautet, daß der Kaiſer den Manövern fernbleiben werde. Unter den aus- wärtigen Gäſten, die zu den Manövern eingeladen wurden, befindet ſich bekanntlich der neue Chef des rum. Ge- neralſtabes, Generalleutnant Averescu. Die Leitung der Manöver liegt, wie in den Vorjahren, in Händen des zur Dispoſition des kaiſerlichen Oberbefehles geſtellten G. d. K. Erzherzogs Franz Ferdinand. Als Ordon- nanzoffizier des Erzherzogs wird, wie in den letzten Jah- ren, Erzherzog Karl Franz Joſef fungieren. Gefährlicher Brand in Wien. Wien, 4. Auguſt. Geſtern Abend kurz vor 10 Uhr be- merkten Paſſanten, die über den Franzensring gingen, daß aus dem Dachſtuhl des Hauſes Nr. 14, in dem ſich ein großes Kaffeehaus befindet, Flammen ſchlugen. Die ſo- fort herbeigerufene Feuerwehr erſchien mit mehreren Dampfſpritzen. Das Feuer griff ſo raſch um ſich, daß innerhalb weniger Minuten der ganze Dachſtuhl und die Bodenräume eingeäſchert waren. Es beſtand große Ge- fahr, daß die Funken auf das benachbarte Burgthe- ater und andere Gebäude überſprängen. Es gelang je- doch nach angeſtrengter Arbeit, den Brand in einer knap- pen Stunde zu lokaliſieren. Durch die eindringenden Waſſermaſſen wurde die Wohnung des Univerſitätspro- feſſors Dr. Karplus ſtark beſchädigt. Der Brand war weithin ſichtbar, und es war ein intereſſanter Anblick, wie durch den Feuerſchein Burgtheater, Rathaus und Univer- ſität hell beleuchtet waren. Große Menſchenmaſſen hatten ſich in der Nähe der Brandſtelle angeſammelt. Die Bergung der Leiche Fräulein Szyſtowskas. Zakopane, 3. Auguſt. Wie berichtet, brach geſtern früh die letzte der vielen der Univerſitätshörerin Fräulein A. Szyſtowska nachgeſandten Expeditionen ins Ge- birge auf, um ihren Leichnam hierher zu überführen. An Ort und Stelle angelangt, fand man ihn bereits im Zu- ſtande der Verweſung. Unter Anwendung von Desinfek- tionsmitteln wurde derſelbe mit Leinen umwickelt, in einen Sack eingenäht und auf ein 100 Meter tiefer gele- genes Schneefeld hinabgelaſſen, wo bereits ein Wagen mit einem Sarge auf die Ueberführung des unglücklichen Opfers der Berge wartete. Der traurige Zug langte nach 5 Uhr nachmittags hier an. Heute früh fand die Sektion der Leiche ſtatt, deren Ergebnis die Möglichkeit eines an Fräulein Szyſtowska begangenen Verbrechens ausſchließt und als alleinigen Grund ihres Todes ihren beim Abſtieg längs der ſteilen Bergwand erfolgten Abſturz feſtſtellt. Wie aus der ſtehen gebliebenen, arg beſchädigten Uhr der Unglücklichen zu entnehmen iſt, erfolgte ihr Abſturz um halb 6 Uhr abends, während ihre Gefährten die Ausſage gemacht hatten, daß ſie erſt um dreiviertel 6 Uhr abends hinter ihnen zurückgeblieben ſei. Daraus iſt alſo zu er- ſehen, daß die Abweſenheit Fräulein Szyſtowskas von den übrigen Ausflüglern bedeutend ſpäter, als ſie tatſäch- lich eintrat, wahrgenommen wurde. Das Leichenbegäng- nis der Verblichenen findet morgen ſtatt. Feilbietung des Heims Napoleons I. auf Elba. Berlin, 4. Auguſt. Ein intereſſantes Inſerat enthält der Anzeigeteil des geſtrigen „Lokalanzeigers“. Es betrifft den gerichtlichen Verkauf des Hauſes Na- poleons I. auf der Inſel Elba. Am 2. Dezember 1912 wird hienach vor dem Gerichte von Portoferrato, dem Hauptort der Inſel Elba, die Villa und der Beſitz San Martino verkauft werden, wo Napoleon I. zur Zeit ſeiner Verbannung auf der Inſel Elba wohnte, ſowie das Napo- leonmuſeum, welches in drei großen Sälen mit Granit- ſäulen untergebracht iſt. Die ſchon von Napoleon bewohnte Villa beſteht, wie es in dem Inſerat weiter heißt, aus zwölf Zimmern, wie zur Zeit ſeiner Verbannung, und enthält noch alle von ihm einſt benützten Möbel und Gegenſtände. Der Grundbeſitz beſteht aus ausgedehn- tem Grundboden und Wäldern. Erſter Verkaufspreis an den Meiſtbietenden iſt 150.000 Lire. Weitere Auskünfte ſind bei verſchiedenen namhaft gemachten Anwälten in Florenz zu erhalten. Brand im Kriegshafen Toulon. KB. Toulon, 4. Juli. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Um 1 Uhr früh brach im Depot für Beleuchtungsappa- rate der Marine ein großer Brand aus. Die Löſcharbeiten ſind außerordentlich ſchwierig. Drei Magazine und zahl- reiche Offizierswohnungen ſind zerſtört und mehrere Per- ſonen verwundet. Der Aetna in Tätigkeit. KB. Catania, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Heute mittags war über den Zentralkrater des Aetna eine große Rauchwolke ſichtbar. Dieſes Phänomen ſcheint auf einen bevorſtehenden Ausbruch des Vulkans hinzudeuten. Kleine Rundſchau. Wien, 5. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In Kahlenbergerdorf fuhr geſtern ein Automobil infolge der ſchlechten Straßenbeſchaffenheit gegen einen Randſtein. Das Automobil überſchlug ſich und einer der Inſaſſen, der Fabrikant Julius Behr, wurde herausgeſchleudert und tötlich verletzt. Er iſt ins Spital gebracht worden. Lemberg, 4. Auguſt. Auf dem hieſigen Bahnhofe ließ eine aus Tarnopol eingetroffene Frau ihren, ſie auf der Reiſe begleitenden 4jährigen Knaben allein ſtehen und entfernte ſich, ohne zurückzukehren. In der Taſche des Jungen wurde eine Karte vorgefunden, worin als Name desſelben M. Zawadzki genannt und die Oeffentlich- keit erſucht wird, ſich ſeiner anzunehmen. Unterdeſſen gab jedoch der Junge, den man auf die Polizeidirektion brachte, an, daß ſeine Mutter M. Mikolajczuk heiße. Die Nachforſchungen nach der Mutter wurden bereits eingeleitet. [Brandſtiftung in Poſtbriefkaſten.] In London werden ſeit vierzehn Tagen rätſelhafte Ueberfälle auf die Poſtbriefkaſten ausgeführt. An verſchiedenen Ta- gen wurde Spiritus in die Kaſten gegoſſen und brennende Streichhölzer hineingeworfen. Die Brandſtiftungen dieſer Art erfolgten an verſchiedenen Stellen der Stadt. Zahl- reiche Briefe ſind zerſtört worden. Faſt alle Briefkaſten werden bewacht. Möglicherweiſe iſt der neue gemeinge- fährliche Unfug ein Werk der Suffragetten, die auf die- ſem Wege das Wahlrecht zu erringen hoffen. [Keine Wiederauffindung der „Gia- conda“.] Aus Paris wird gemeldet: Der Mann, wel- cher, vielleicht ſelbſt getäuſcht, für einen Augenblick in der Welt der Kunſtfreunde die trügeriſche Hoffnung erregt hat, Leonardo da Vincis Meiſterwerk „Mona Liſa“ wie- derzuſehen, iſt ein Engländer namens Rathbone. Er hat das Bild, eine auf eine wurmſtichige Holzplatte gemalte Kopie, in öffentlicher Verſteigerung in London für den Preis von rund 2600 Kronen erworben und ſich etwas vorſchnell in den Kopf geſetzt, glücklicher Beſitzer des dem Louvre vor Jahresfriſt geraubten Originals zu ſein. Da die Tafel, auf welche Rathbones Bild gemalt iſt, etwas größer iſt als die Tafel des Originals, war der Nachweis, daß man es mit einer Kopie zu tun hat, leicht und un- ſtreitig zu erbringen. Herr Rathbone, welcher nach ſeiner Angabe Dichter iſt, hat die falſche „Giaconda“ wieder nach London mitgenommen, um ſie ſeiner Privatgemäldega- lerie einzuverleiben. Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 5. Auguſt. Erzherzog Karl Franz Joſef und Erzherzogin Zita ſind — wie uns berichtet wird — Samſtag um halb 11 Uhr abends mit Gefolge aus Brandeis in Kolomea eingetroffen. Am Bahnhofe hatten ſich zur Begrüßung eingefunden Bezirkshauptmann, Statthaltereirat Paw- likowski, Vizebürgermeiſter Funkenſtein und mehrere Offiziere. Am 6. oder 7. d. M. rückt Erzherzog Karl Franz Joſef mit ſeiner Eskadron zu den Kawal- leriemanövern, die in der Nähe von Kolomea ſtattfinden werden, ab. Wie lange das hohe Paar in Kolomea ver- bleiben wird, iſt noch ungewiß, doch verlautet mit ziemli- cher Beſtimmtheit, daß ſich der Aufenthalt in Kolomea bis Ende September erſtrecken wird. Bevorſtehende Ernennung Erzherzog Karl Franz Joſefs zum Major im Wiener Hausregiment, Wie uns aus Wien telegraphiert wird, ſoll Erzherzog Karl Franz Joſef am 18. Auguſt zum Major eines In- fanterieregimentes (Anm. des Korreſpondenten: — vor- ausſichtlich des k. u. k. Infanterieregimentes Hoch- und Deutſchmeiſter Nr. 4 —) ernannt werden. Auszeichnung. Der Kaiſer hat dem Oberfinanzrat und Finanzprokurator Dr. Auguſt Lorber in Czerno- witz den eiſernen Kronenorden dritter Klaſſe verliehen. Dr. Lorber, ein ſehr tüchtiger Juriſt, erfreut ſich we- gen ſeines unendlichen Fleißes und ſeiner Gewiſſenhaftig- keit im Amte, ſowie wegen ſeines überaus liebenswürdi- gen Weſens großer Achtung und Beliebtheit und hat die Nachricht von ſeiner Auszeichnung allgemeine Befriedi- gung hervorgerufen. Dr. Lorber, am 9. Mai 1865 in Bojan geboren, beſuchte das Gymnaſium und die Uni- verſität in Czernowitz, wurde 1888 Rechtspraktikant, 1891 Finanzprokuraturskonzipient, 1897 Finanzrat und 1908 Oberfinanzrat und Finanzprokurator. Seit 1910 gehört er auch der Prüfungskommiſſion der judiziellen Staatsprüfungskommiſſion als Examinator für öſter- reichiſches Privatrecht und Zivilprozeß an. Er erhielt wiederholt belobende Anerkennungen des Finanzmini- ſteriums für ſeine pflichteifrigen Dienſtleiſtungen. Von der Finanzdirektion. Hofrat Hans Mayer in Czernowitz iſt vom Urlaub zurückgekehrt und hat ſeine Amtsagenden wieder übrenommen. — Die Finanzſekre- täre Max Gottfried des Gebührenbemeſſungsamtes in Suczawa und Rudolf Strohmayer der Finanz- direktion wurden dem hieſigen Gebührenbemeſſungsamte, Finanzſekretär Bernhard Goldenberg des Finanz- ___

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2560, Czernowitz, 06.08.1912, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer2560_1912/3>, abgerufen am 22.11.2024.