Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2530, Czernowitz, 02.06.1912.[Spaltenumbruch]
Redaktion und Administration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutschland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme: "Allgemeine" Czernowitz. [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigungen: Einzelexemplare Manuskripte werden in keinem Falle Nr. 2530. Czernowitz, Dienstag, den 2. Juli 1912. [Spaltenumbruch] Uebersicht. Vom Tage. Anläßlich eines Umzuges der slavischen Turnvereine Czernowitzer Angelegenheiten. In Anwesenheit des Delegierten des Arbeitsmini- Letzte Telegramme. Die Prager Vorfälle rufen im Nationalverband eine Die Palacky-Feier. Czernowitz, 1. Juli. In Prag wird heute das Denkmal des großen czechi- Angesichts dieser grundlegenden Idee Palacky's tritt Unter diesen Umständen kann die Anwesenheit des Daß es bei dieser Gelegenheit Ausschreitungen gegen Die Enthüllung des Palacky-Denkmals. Eine bedeutsame Rede Randas. KB. Prag, 29. Juni. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Anläßlich der übermorgen stattfindenden Enthüllung des Der Präsident der böhmischen Akademie, Minister Der Mann im Keller. 6] (Nachdruck verboten,) "Gut, daß Madame Sivertsen nicht hier ist," be- Diese Bemerkung rief Nielsen in das tägliche Leben Aber der Doktor wollte nicht. "Ich muß erst meine "Laßt uns hinaufgehen," wiederholte Nielsen. "Und So gingen sie hinauf in das Speisezimmer, schlossen V. Während die Sonne draußen fröhlich strahlte, saßen Nielsen sprach zuerst. "Ich glaube, es ist am besten, [Spaltenumbruch] Koldby sog an seiner Pfeife: "Ich meine dazu gar nichts", sagte er nach einer "Was meinen Sie?" fragte Nielsen. "Hm," versetzte der Doktor aus einer dichten Rauch- Nielsen fuhr erregt in die Höhe. "Aber wie soll ich "Na eben," sagte der Doktor lächelnd, "ich meine Holger Nielsen zuckte die Achseln. "Darum, daß man Doktor Koldby nickte. "Sehr richtig. Und ich weiß das "Da finden Sie nun in Ihrem eigenen Keller einen "Aber Sie, mein Freund, Sie müssen doch ein rein "Ich weiß nicht, ob man in England nicht verpflichtet ist, (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
Redaktion und Adminiſtration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutſchland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme: „Allgemeine“ Czernowitz. [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigungen: Einzelexemplare Manuſkripte werden in keinem Falle Nr. 2530. Czernowitz, Dienſtag, den 2. Juli 1912. [Spaltenumbruch] Ueberſicht. Vom Tage. Anläßlich eines Umzuges der ſlaviſchen Turnvereine Czernowitzer Angelegenheiten. In Anweſenheit des Delegierten des Arbeitsmini- Letzte Telegramme. Die Prager Vorfälle rufen im Nationalverband eine Die Palacky-Feier. Czernowitz, 1. Juli. In Prag wird heute das Denkmal des großen czechi- Angeſichts dieſer grundlegenden Idee Palacky’s tritt Unter dieſen Umſtänden kann die Anweſenheit des Daß es bei dieſer Gelegenheit Ausſchreitungen gegen Die Enthüllung des Palacky-Denkmals. Eine bedeutſame Rede Randas. KB. Prag, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Anläßlich der übermorgen ſtattfindenden Enthüllung des Der Präſident der böhmiſchen Akademie, Miniſter Der Mann im Keller. 6] (Nachdruck verboten,) „Gut, daß Madame Sivertſen nicht hier iſt,“ be- Dieſe Bemerkung rief Nielſen in das tägliche Leben Aber der Doktor wollte nicht. „Ich muß erſt meine „Laßt uns hinaufgehen,“ wiederholte Nielſen. „Und So gingen ſie hinauf in das Speiſezimmer, ſchloſſen V. Während die Sonne draußen fröhlich ſtrahlte, ſaßen Nielſen ſprach zuerſt. „Ich glaube, es iſt am beſten, [Spaltenumbruch] Koldby ſog an ſeiner Pfeife: „Ich meine dazu gar nichts“, ſagte er nach einer „Was meinen Sie?“ fragte Nielſen. „Hm,“ verſetzte der Doktor aus einer dichten Rauch- Nielſen fuhr erregt in die Höhe. „Aber wie ſoll ich „Na eben,“ ſagte der Doktor lächelnd, „ich meine Holger Nielſen zuckte die Achſeln. „Darum, daß man Doktor Koldby nickte. „Sehr richtig. Und ich weiß das „Da finden Sie nun in Ihrem eigenen Keller einen „Aber Sie, mein Freund, Sie müſſen doch ein rein „Ich weiß nicht, ob man in England nicht verpflichtet iſt, (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jEditorialStaff"> <p>Redaktion und Adminiſtration:<lb/> Ringplatz 4, 2. Stock.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Telephon-Nummer 161.<lb/> Druckerei-Telephon-Nr. 332.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jExpedition"> <head> <hi rendition="#g">Abonnementsbedingungen:</hi> </head><lb/> <p>Für Czernowitz<lb/> (mit Zuſtellung ins Haus):<lb/> monatl. K 1·80, vierteljähr. K 5·40,<lb/> halbj. K 10·80, ganzjähr. K 21·60,<lb/> (mit täglicher Poſtverſendung):<lb/> monatlich K 2, vierteljähr. K 6,<lb/> halbjähr. K 12, ganzjähr. K. 24.</p><lb/> <p>Für Deutſchland:<lb/> vierteljährig .... 7 Mark.</p><lb/> <p>für Rumänien und den Balkan:<lb/> vierteljährig .... 10 Lei.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Telegramme: „Allgemeine“ Czernowitz.</p> </div><lb/> <cb/> <titlePage xml:id="title1" type="heading" next="#title2"> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Czernowitzer<lb/> Allgemeine Zeitung</hi> </titlePart> </titlePage><lb/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p><hi rendition="#g">Ankündigungen:</hi><lb/> Es koſtet im gewöhnlichen Inſe-<lb/> ratenteil 12 h die 6mal geſpaltene<lb/> Petitzeile bei einmaliger, 9 h bei<lb/> mehrmaliger Einſchaltung, für Re-<lb/> klame 40 h die Petitzeile. Inſerate<lb/> nehmen alle in- und ausländiſchen<lb/> Inſeratenbureaus ſowie die Ad-<lb/> miniſtration entgegen. — Einzel-<lb/> exemplare ſind in allen Zeitungs-<lb/> verſchleißen, Trafiken, der k. k. Uni-<lb/> verſitätsbuchhandlung H. Pardini<lb/> und in der Adminiſtration (Ring-<lb/> platz 4, 2. 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Juli.</dateline><lb/> <p>In Prag wird heute das Denkmal des großen czechi-<lb/> ſchen Geſchichtsforſchers und Politikers Franz Palacky<lb/> enthüllt. Dasjenige, was Palacky gewollt hat, als er auf<lb/> dem Reichstag in Frankfurt und ſpäter in Kremſier die<lb/> Czechen vertrat, hat ein zweiter großer Gelehrter der Cze-<lb/> chen, der geweſene Miniſter Randa, in ſeiner vorgeſtrigen<lb/> Feſtrede beſonders hervorgehoben, indem er den berühm-<lb/> ten Ausſpruch Palacky’s zitierte, Oeſterreich müßte für<lb/> die Czechen geſchaffen werden, wenn es nicht ſchon exi-<lb/> ſtierte.</p><lb/> <p>Angeſichts dieſer grundlegenden Idee Palacky’s tritt<lb/> die allſlaviſch verbrämte Sokolfeier in den Hintergrund.<lb/> Allſlaviſch kann keine öſterreichiſche Feier ſein, ebenſo<lb/> kann ſie nicht alldeutſch ſein. 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Deswegen kann trotz<lb/> der verſchwommenen Reden der ruſſiſchen und ſüdſlavi-<lb/> ſchen Vertreter bei der Palackyfeier dieſe nur als eine<lb/> öſterreichiſche angeſehen werden, und alles, was ſich in<lb/> oſtentativer Weiſe an dieſe Feier herandrängte, kann nicht<lb/> anders gewertet werden, als der Verſuch müßiger Schwär-<lb/> mer, dem Schickſal des czechiſchen Volkes eine Wendung<lb/> zu geben, die für dieſes Volk nur den Untergang als Na-<lb/> tion bedeuten würde.</p><lb/> <p>Unter dieſen Umſtänden kann die Anweſenheit des<lb/> Unterrichtsminiſters Huſſarek bei der Palackyfeier und<lb/> den Sokolfeſtlichkeiten auch als geſchickter taktiſcher Zug<lb/> bezeichnet werden. Wenn ſich die öſterreichiſche Regierung<lb/> einer Feier feindſelig gegenübergeſtellt hätte, die man<lb/> nicht verhindern konnte und durfte, würden die Feſttage<lb/> in Prag bald als antiöſterreichiſche Manifeſtation gedeu-<lb/> tet worden ſein und hätten den Feinden Oeſterreichs Ge-<lb/> legenheit zu Behauptungen gegeben, die unſerem Anſehen<lb/> im Ausland ſchon manche tiefe Wunde geſchlagen haben.<lb/> Nichts iſt gefährlicher, als in jeder nationalen Kundge-<lb/> bung, mag ſie auch in der gerade bei kleinen Nationen<lb/> üblichen impetuoſen Art erfolgen, Hochverrat zu erblicken<lb/> und Hochverräter zu machen. Durch die Teilnahme der<lb/> öſterreichiſchen Behörden wurde das beſchämende Schau-<lb/> ſpiel erſpart, daß ausländiſche Vertreter bei einer inner-<lb/> halb der öſterreichiſchen Grenzen ſtattfindenden nationa-<lb/> len Feier Reden halten, die eine Auslegung erfahren<lb/> hätten, die nicht für Oeſterreich geſprochen hätte. Sind<lb/> aber Statthalter und Miniſter anweſend, kann kein ver-<lb/> letzendes Wort fallen und es kann auch nicht unterlegt<lb/> werden, was in den Reden nicht enthalten ſein wird. Auch<lb/> die allſlaviſchen Auslaſſungen vertragen in Gegenwart<lb/> der Regierungsvertreter einen freundlicheren Kommentar.</p><lb/> <p>Daß es bei dieſer Gelegenheit Ausſchreitungen gegen<lb/> deutſche Studenten geben werde, war für keinen Kenner<lb/> der Verhältniſſe zweifelhaft. Die Deutſchen wußten ſie<lb/> ſogar als ſtillen Programmpunkt vorherzuſagen. Prag<lb/> beſitzt einen ſkandalſüchtigen und raufluſtigen Mob,<lb/> der ſich eine ſolche Gelegenheit nicht entgehen läßt.<lb/> Die czechiſchen Ordner taten das Menſchenmöglichſte,<lb/> um den Ueberfall zu verhüten, ohne freilich einen<lb/> vollen Erfolg aufweiſen zu können. Das bedeutet<lb/> aber unſeres Erachtens für die Deutſchen, dieſen<lb/> feſten und unantaſtbaren Block in Oeſterreich, kei-<lb/> nen Grund zu Rekriminationen, die ſich gegen die Regie-<lb/> rung und den deutſch-czechiſchen Ausgleich richten würden.<lb/> Die Grundſtimmung iſt eine friedliche, und es hieße, das<lb/> Kind mit dem Bade ausſchütten, würde man die Roheiten<lb/><cb/> einiger czechiſcher Wildlinge zu einer Staatsaffäre auf-<lb/> bauſchen wollen. Alle Völker Oeſterreichs wünſchen den<lb/> deutſch-czechiſchen Frieden, weil er vorbildlich werden ſoll<lb/> für die Beilegung aller nationalen Streitigkeiten. Die<lb/> Palackyfeier, die ſich nicht gegen die Deutſchen richtete<lb/> und auch nicht als antideutſche Kundgebung aufgefaßt<lb/> werden kann, darf das Friedenswerk nicht behindern;<lb/> denn iſt einmal der deutſch-czechiſche Ausgleich geſchloſſen,<lb/> dann werden bei den nächſten czechiſchen Feierlichkeiten<lb/> die Deutſchen als friedliche Gäſte teilnehmen können, und<lb/> die Czechen werden im Laufe der Jahre einſehen, daß<lb/> ihnen die Deutſchen Böhmens viel näher ſtehen, als die<lb/> Ruſſen und Bulgaren.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="enthüllung1" next="#enthüllung2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Enthüllung des Palacky-Denkmals.<lb/> Eine bedeutſame Rede Randas.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Prag,</hi> 29. Juni.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Anläßlich der übermorgen ſtattfindenden Enthüllung des<lb/> Palacky-Denkmals fand heute vormittags im Pantheon<lb/> des Landesmuſeums eine Feſtverſammlung ſtatt, an der<lb/> u. a. teilnahmen: Unterrichtsminiſter Dr. Ritter von<lb/> Huſſarek, Miniſter für öffentliche Arbeiten Trnka, Sek-<lb/> tionschef Schedlbauer, Statthalter Fürſt Thun, Oberſt-<lb/> landmarſchall Prinz Lobkowitz, der Delegierte des ruſſi-<lb/> ſchen Unterrichtsminiſteriums Schewljakow, der Delegierte<lb/> der franzöſiſchen Akademie Prof. Leger, Bürgermeiſter<lb/> Dr. Gros, der engliſche Konſul Kapitän Wenthworth<lb/> Forbes, der ruſſiſche Generalmajor Archangelskij, Fürſt<lb/> Tſchetwertinski, die Delegierten der ausländiſchen Hoch-<lb/> ſchulen, die Deputierten der auswärtigen Städte, die Mit-<lb/> glieder der Kaiſer Franz Joſeph-Akademie, der Rektor und<lb/> der Dekan der böhmiſchen Univerſität ſowie zahlreiche ge-<lb/> ladene Gäſte. Nach der Eröffnung der Verſammlung<lb/> wurde eine Feſtkantate zum Vortrage gebracht.</p><lb/> <p>Der Präſident der böhmiſchen Akademie, Miniſter<lb/> a. D. Dr. Anton R. v. <hi rendition="#g">Randa</hi> begrüßte hierauf die An-<lb/> weſenden mit einer Anſprache und wies dann auf die Be-<lb/> deutung Palackys hin, namentlich auf die Wichtigkeit der<lb/> von ihm angewandten vergleichenden Methode. Redner<lb/> führte, nachdem er Palackys wiſſenſchaftliche Tätigkeit ge-<lb/> würdigt hatte, am Schluſſe ſeiner Rede aus: Aus der<lb/> öffentlich-rechtlichen Tätigkeit Palackys erlaube ich mir nur<lb/> eines zu erwähnen: Palacky war es geweſen, der in den<lb/> gefährlichen Revolutionszeiten des Jahres 1848 die monu-<lb/> mentalen Worte ausgeſprochen hat: <hi rendition="#g">Wir müßten<lb/> Oeſterreich ſchaffen, wenn es nicht ſchon<lb/> hier wäre.</hi> Die Wahrheit dieſes geflügelten Wortes</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Mann im Keller.</hi> </head><lb/> <byline>Kriminalroman von <hi rendition="#b">Palle Roſenkrantz.</hi><lb/> Ueberſetzung aus dem Engliſchen von <hi rendition="#b">Fr. Bernh. Müller.</hi> </byline><lb/> <p>6] (Nachdruck verboten,)</p><lb/> <p>„Gut, daß Madame Sivertſen nicht hier iſt,“ be-<lb/> merkte Koldby, „ſie wäre ſicher in Ohnmacht gefallen.“</p><lb/> <p>Dieſe Bemerkung rief Nielſen in das tägliche Leben<lb/> zurück. „Laßt uns hinaufgehen,“ ſagte er.</p><lb/> <p>Aber der Doktor wollte nicht. „Ich muß erſt meine<lb/> Unterſuchung beenden. Denn ſchließlich bin ich doch Arzt<lb/> von Beruf. Mit einer tötlichen Waffe umgebracht, mit<lb/> einem Frauenſchal umwickelt, in Kalk verpackt und ſchließ-<lb/> lich in eine Kiſte eingeſchloſſen, um vergeſſen zu werden<lb/> — — wenn nicht die Katze dazwiſchengekommen wäre, —<lb/> das iſt der Inhalt dieſes Begebniſſes. Es ſcheint erſt<lb/> kürzlich geſchehen zu ſen — — warten Sie mal — —<lb/> wie lange kann eine Katze ohne Nahrung leben?“</p><lb/> <p>„Laßt uns hinaufgehen,“ wiederholte Nielſen. „Und<lb/> wenn Frau Sivertſen nach Hauſe kommt, wollen wir<lb/> Stillſchweigen über den Fund bewahren.“</p><lb/> <p>So gingen ſie hinauf in das Speiſezimmer, ſchloſſen<lb/> die Falltür und deckten das Linoleum darüber.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">V.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Während die Sonne draußen fröhlich ſtrahlte, ſaßen<lb/> die beiden Männer in einem der unteren Zimmer ſchwei-<lb/> gend da und dachten nach; es war eine ernſte Sache, die<lb/> ſie vorhatten.</p><lb/> <p>Nielſen ſprach zuerſt. „Ich glaube, es iſt am beſten,<lb/> ich gehe zur Polizei, und zeige das ganze Begebnis an.<lb/> Es iſt vor kurzem ein Mord in dieſem Hauſe begangen<lb/> worden. Was den Toten anbetrifft, ſo glaube ich kaum,<lb/> daß wir in ihm den Major zu ſuchen haben, denn Mr.<lb/> Armſtrong erzählte mir, daß diſeer nur vier Tage lang<lb/> das Haus bewohnt habe. Es ſcheint mir eher der Erbe zu<lb/> ſein, deſſen Name Armſtrong vergeſſen hatte. Was meinen<lb/> Sie dazu, Doktor?“</p><lb/> <cb/> <p>Koldby ſog an ſeiner Pfeife:</p><lb/> <p>„Ich meine dazu gar nichts“, ſagte er nach einer<lb/> Weile. „Die Affäre iſt jetzt auf jenem Punkt angelangt, wo<lb/> der Arzt nichts weiter zu ſagen hat. Ich habe den Tod feſt-<lb/> geſtellt und meine Hypotheſen über deſſen Urſache ab-<lb/> gegeben. Nun iſt die Reihe an der Juſtiz. Der gewöhn-<lb/> lichſte Weg, den in einem ſolchen Falle wohl jeder gute<lb/> Staatsbürger einſchlagen würde, iſt freilich der zur Po-<lb/> lizei — iſt auch am bequemſten! Aber — hm, ja — ich<lb/> bekenne, es überraſcht mich, daß auch Sie zunächſt und<lb/> zuvörderſt an die Polizei denken. Und ich kann nur an-<lb/> nehmen, daß dieſer Gedanke ganz inſtinktiv in Ihnen<lb/> aufgetaucht iſt.“</p><lb/> <p>„Was meinen Sie?“ fragte Nielſen.</p><lb/> <p>„Hm,“ verſetzte der Doktor aus einer dichten Rauch-<lb/> wolke heraus. „Sie wiſſen, daß ich an ihren originellen<lb/> Anſichten über das Rechtsweſen, an Ihrer Freundſchaft<lb/> für das Verbrechen und an ihren Haß gegen alles, was<lb/> Polizei heißt, durchaus Gefallen finde. Aber das ſcheint<lb/> mir doch alles Theorie geweſen zu ſein; denn nun, da<lb/> Sie zum erſten Male der Praxis gegenüberſtehen, reden<lb/> Sie über die Polizei, wie jeder andere.“</p><lb/> <p>Nielſen fuhr erregt in die Höhe. „Aber wie ſoll ich<lb/> denn ſonſt reden? Ich für meine Perſon kann hier doch<lb/> nichts tun.“</p><lb/> <p>„Na eben,“ ſagte der Doktor lächelnd, „ich meine<lb/> auch, daß Sie hier nichts tun können. Aber wie Sie<lb/> wiſſen, liebe ich Perſonen, die nicht bloß Prinzipien auf-<lb/> ſtellen, ſondern auch danach handeln. Und da ſtehen nun<lb/> Sie — Kriminaliſt vom neueſten Typ — Verbrecher-<lb/> freund bis in die Fingerſpitzen, und das erſte, woran Sie<lb/> denken, iſt — die Polizei!“</p><lb/> <p>Holger Nielſen zuckte die Achſeln. „Darum, daß man<lb/> den gebräuchlichen Modus verurteilt und alles anders<lb/> haben möchte, iſt man doch nicht davon abgeſchnitten, von<lb/> vorhandenen Einrichtungen Gebrauch zu machen. Meine<lb/> radikalen Ideen und Theorien ſind <hi rendition="#g">ein</hi> Ding, ſie ſetzen<lb/> mir ein zu erreichendes Ziel. Aber die vorhandenen Ver-<lb/><cb/> hältniſſe und Umſtände ſind auch ein Ding, ſie haben die<lb/> Maſchine in Gang zu erhalten und müſſen eben, ſolange<lb/> die radikalen Ideen nicht zur Wirklichkeit geworden, auch<lb/> dementſprechend berückſichtigt und reſpektiert werden<lb/> Der wahre Radikalismus beſteht darin, daß man ſeine<lb/> Ideen bis zu den letzten Konſequenzen verfolgt, ſie unter<lb/> das Volk verbreitet, die alten Ideen über den Hauſen<lb/> wirft und dann ruhig abwarter, bis ſich die neuen Ge-<lb/> danken ihren Sieg in der öffentlichen Meinung errungen<lb/> haben. Nicht Revolution, ſondern Evolution.</p><lb/> <p>Doktor Koldby nickte. „Sehr richtig. Und ich weiß das<lb/> alles auch recht gut. Ich mag ſogar im Unrecht ſein. Aber<lb/> ich an Ihrer Stelle würde es doch vorziehen, mit meinen<lb/> Theorieen Hand in Hand zu gehen. Ich meine, Sie und<lb/> Ihresgleichen, die das Geſetz und die Polizei verachten,<lb/> haben kein Recht, „Polizei!“ zu rufen. Sie ſelbſt müſſen<lb/> heran mit Ihren Beweistheorieen, Ihren Prinzipien der<lb/> Unverantwortlichkeit, Ihren Schlüſſen und ſo weiter.“</p><lb/> <p>„Da finden Sie nun in Ihrem eigenen Keller einen<lb/> toten Mann in einer Kalkkiſte liegen. Sie wiſſen nicht<lb/> wer er iſt, denn ſein Geſicht iſt unkenntlich und auch ſeine<lb/> Bekleidung gibt keinen Aufſchluß. Dem Anſchein nach iſt<lb/> er ermordet worden. Was mich betrifft, ſo habe ich ja nicht<lb/> das geringſte Intereſſe daran, ob Sie den Burſchen da der<lb/> Polizei übergeben oder im Keller liegen laſſen. Denn der<lb/> Mann iſt tot, und niemand von allen Mitbewohnern<lb/> vermag mich weniger zu ſtören, als ein toter Mann im<lb/> Keller. Und die Katze ſind wir nunmehr ja auch los.</p><lb/> <p>„Aber Sie, mein Freund, Sie müſſen doch ein rein<lb/> wiſſenſchaftliches Intereſſe an dem Fall nehmen. Würde<lb/> es nicht recht intereſſiert für Sie ſein, zu ſehen, was Sie<lb/> dabei herauszufinden vermögen. Behandeln Sie doch die<lb/> Sache als eine Art Hausſport. Soviel ich weiß, liegt keine<lb/> Verpflichtung für uns vor, Bericht zu erſtatten. Der<lb/> Mann iſt bereits tot.“</p><lb/> <p>„Ich weiß nicht, ob man in England nicht verpflichtet iſt,<lb/> einen Leichenfund zu melden,“ unterbrach ihn Nielſen.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
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Telegramme: „Allgemeine“ Czernowitz.
Czernowitzer
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mehrmaliger Einſchaltung, für Re-
klame 40 h die Petitzeile. Inſerate
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miniſtration entgegen. — Einzel-
exemplare ſind in allen Zeitungs-
verſchleißen, Trafiken, der k. k. Uni-
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und in der Adminiſtration (Ring-
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Nr. 2530. Czernowitz, Dienſtag, den 2. Juli 1912.
Ueberſicht.
Vom Tage.
Anläßlich eines Umzuges der ſlaviſchen Turnvereine
in Prag kam es auf dem Graben zu Zwiſchenfällen mit
deutſchen Kouleurſtudenten. — Erzherzog Karl Franz
Joſef und Gemahlin ſtatteten Krakau einen zweitägigen
offiziellen Beſuch ab. — In den Städten Oſtgaliziens fan-
den geſtern Manifeſtationen für die Errichtung einer ru-
theniſchen Univerſität in Lemberg ſtatt.
Czernowitzer Angelegenheiten.
In Anweſenheit des Delegierten des Arbeitsmini-
ſteriums fand Sonntag in Bad Dorna die Generalver-
ſammlung des Landesverbandes für Fremdenverkehr ſtatt.
Letzte Telegramme.
Die Prager Vorfälle rufen im Nationalverband eine
erregte Stimmung hervor.
Die Palacky-Feier.
Czernowitz, 1. Juli.
In Prag wird heute das Denkmal des großen czechi-
ſchen Geſchichtsforſchers und Politikers Franz Palacky
enthüllt. Dasjenige, was Palacky gewollt hat, als er auf
dem Reichstag in Frankfurt und ſpäter in Kremſier die
Czechen vertrat, hat ein zweiter großer Gelehrter der Cze-
chen, der geweſene Miniſter Randa, in ſeiner vorgeſtrigen
Feſtrede beſonders hervorgehoben, indem er den berühm-
ten Ausſpruch Palacky’s zitierte, Oeſterreich müßte für
die Czechen geſchaffen werden, wenn es nicht ſchon exi-
ſtierte.
Angeſichts dieſer grundlegenden Idee Palacky’s tritt
die allſlaviſch verbrämte Sokolfeier in den Hintergrund.
Allſlaviſch kann keine öſterreichiſche Feier ſein, ebenſo
kann ſie nicht alldeutſch ſein. Die pannationalen Beſtre-
bungen, mögen ſie nun von czechiſcher, polniſcher, ukraini-
ſcher, ruſſiſcher oder ſerbiſcher Seite ausgehen, ſind der
öſterreichiſchen Staatsidee zuwiderlaufend, weil ſie die je-
weiligen Schwerpunkte des nationalen Lebens nach Zen-
tren verlegen, die außerhalb des Staatsgebietes liegen und
die Meinung hervorrufen, als ob die Nationen in Oeſter-
reich zur vollen Entfaltung ihrer Kräfte nicht gelangen
könnten. Die Czechen haben am allerwenigſten Grund,
panſlaviſchen Phantaſtereien nachzulaufen, denn ſie leben
ausſchließlich in Oeſterreich und haben es in dieſem Staate
zu einem Grade kultureller und wirtſchaftlicher Entwick-
lung gebracht, den ſie weder als Kleinſtaat im Herzen
Europas noch als Beſtandteil irgend eines großſlaviſchen
Staates jemals erreicht hätten. Das polniſche Beiſpiel in
Rußland wird es ihnen bezeugen. Deswegen kann trotz
der verſchwommenen Reden der ruſſiſchen und ſüdſlavi-
ſchen Vertreter bei der Palackyfeier dieſe nur als eine
öſterreichiſche angeſehen werden, und alles, was ſich in
oſtentativer Weiſe an dieſe Feier herandrängte, kann nicht
anders gewertet werden, als der Verſuch müßiger Schwär-
mer, dem Schickſal des czechiſchen Volkes eine Wendung
zu geben, die für dieſes Volk nur den Untergang als Na-
tion bedeuten würde.
Unter dieſen Umſtänden kann die Anweſenheit des
Unterrichtsminiſters Huſſarek bei der Palackyfeier und
den Sokolfeſtlichkeiten auch als geſchickter taktiſcher Zug
bezeichnet werden. Wenn ſich die öſterreichiſche Regierung
einer Feier feindſelig gegenübergeſtellt hätte, die man
nicht verhindern konnte und durfte, würden die Feſttage
in Prag bald als antiöſterreichiſche Manifeſtation gedeu-
tet worden ſein und hätten den Feinden Oeſterreichs Ge-
legenheit zu Behauptungen gegeben, die unſerem Anſehen
im Ausland ſchon manche tiefe Wunde geſchlagen haben.
Nichts iſt gefährlicher, als in jeder nationalen Kundge-
bung, mag ſie auch in der gerade bei kleinen Nationen
üblichen impetuoſen Art erfolgen, Hochverrat zu erblicken
und Hochverräter zu machen. Durch die Teilnahme der
öſterreichiſchen Behörden wurde das beſchämende Schau-
ſpiel erſpart, daß ausländiſche Vertreter bei einer inner-
halb der öſterreichiſchen Grenzen ſtattfindenden nationa-
len Feier Reden halten, die eine Auslegung erfahren
hätten, die nicht für Oeſterreich geſprochen hätte. Sind
aber Statthalter und Miniſter anweſend, kann kein ver-
letzendes Wort fallen und es kann auch nicht unterlegt
werden, was in den Reden nicht enthalten ſein wird. Auch
die allſlaviſchen Auslaſſungen vertragen in Gegenwart
der Regierungsvertreter einen freundlicheren Kommentar.
Daß es bei dieſer Gelegenheit Ausſchreitungen gegen
deutſche Studenten geben werde, war für keinen Kenner
der Verhältniſſe zweifelhaft. Die Deutſchen wußten ſie
ſogar als ſtillen Programmpunkt vorherzuſagen. Prag
beſitzt einen ſkandalſüchtigen und raufluſtigen Mob,
der ſich eine ſolche Gelegenheit nicht entgehen läßt.
Die czechiſchen Ordner taten das Menſchenmöglichſte,
um den Ueberfall zu verhüten, ohne freilich einen
vollen Erfolg aufweiſen zu können. Das bedeutet
aber unſeres Erachtens für die Deutſchen, dieſen
feſten und unantaſtbaren Block in Oeſterreich, kei-
nen Grund zu Rekriminationen, die ſich gegen die Regie-
rung und den deutſch-czechiſchen Ausgleich richten würden.
Die Grundſtimmung iſt eine friedliche, und es hieße, das
Kind mit dem Bade ausſchütten, würde man die Roheiten
einiger czechiſcher Wildlinge zu einer Staatsaffäre auf-
bauſchen wollen. Alle Völker Oeſterreichs wünſchen den
deutſch-czechiſchen Frieden, weil er vorbildlich werden ſoll
für die Beilegung aller nationalen Streitigkeiten. Die
Palackyfeier, die ſich nicht gegen die Deutſchen richtete
und auch nicht als antideutſche Kundgebung aufgefaßt
werden kann, darf das Friedenswerk nicht behindern;
denn iſt einmal der deutſch-czechiſche Ausgleich geſchloſſen,
dann werden bei den nächſten czechiſchen Feierlichkeiten
die Deutſchen als friedliche Gäſte teilnehmen können, und
die Czechen werden im Laufe der Jahre einſehen, daß
ihnen die Deutſchen Böhmens viel näher ſtehen, als die
Ruſſen und Bulgaren.
Die Enthüllung des Palacky-Denkmals.
Eine bedeutſame Rede Randas.
KB. Prag, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Anläßlich der übermorgen ſtattfindenden Enthüllung des
Palacky-Denkmals fand heute vormittags im Pantheon
des Landesmuſeums eine Feſtverſammlung ſtatt, an der
u. a. teilnahmen: Unterrichtsminiſter Dr. Ritter von
Huſſarek, Miniſter für öffentliche Arbeiten Trnka, Sek-
tionschef Schedlbauer, Statthalter Fürſt Thun, Oberſt-
landmarſchall Prinz Lobkowitz, der Delegierte des ruſſi-
ſchen Unterrichtsminiſteriums Schewljakow, der Delegierte
der franzöſiſchen Akademie Prof. Leger, Bürgermeiſter
Dr. Gros, der engliſche Konſul Kapitän Wenthworth
Forbes, der ruſſiſche Generalmajor Archangelskij, Fürſt
Tſchetwertinski, die Delegierten der ausländiſchen Hoch-
ſchulen, die Deputierten der auswärtigen Städte, die Mit-
glieder der Kaiſer Franz Joſeph-Akademie, der Rektor und
der Dekan der böhmiſchen Univerſität ſowie zahlreiche ge-
ladene Gäſte. Nach der Eröffnung der Verſammlung
wurde eine Feſtkantate zum Vortrage gebracht.
Der Präſident der böhmiſchen Akademie, Miniſter
a. D. Dr. Anton R. v. Randa begrüßte hierauf die An-
weſenden mit einer Anſprache und wies dann auf die Be-
deutung Palackys hin, namentlich auf die Wichtigkeit der
von ihm angewandten vergleichenden Methode. Redner
führte, nachdem er Palackys wiſſenſchaftliche Tätigkeit ge-
würdigt hatte, am Schluſſe ſeiner Rede aus: Aus der
öffentlich-rechtlichen Tätigkeit Palackys erlaube ich mir nur
eines zu erwähnen: Palacky war es geweſen, der in den
gefährlichen Revolutionszeiten des Jahres 1848 die monu-
mentalen Worte ausgeſprochen hat: Wir müßten
Oeſterreich ſchaffen, wenn es nicht ſchon
hier wäre. Die Wahrheit dieſes geflügelten Wortes
Der Mann im Keller.
Kriminalroman von Palle Roſenkrantz.
Ueberſetzung aus dem Engliſchen von Fr. Bernh. Müller.
6] (Nachdruck verboten,)
„Gut, daß Madame Sivertſen nicht hier iſt,“ be-
merkte Koldby, „ſie wäre ſicher in Ohnmacht gefallen.“
Dieſe Bemerkung rief Nielſen in das tägliche Leben
zurück. „Laßt uns hinaufgehen,“ ſagte er.
Aber der Doktor wollte nicht. „Ich muß erſt meine
Unterſuchung beenden. Denn ſchließlich bin ich doch Arzt
von Beruf. Mit einer tötlichen Waffe umgebracht, mit
einem Frauenſchal umwickelt, in Kalk verpackt und ſchließ-
lich in eine Kiſte eingeſchloſſen, um vergeſſen zu werden
— — wenn nicht die Katze dazwiſchengekommen wäre, —
das iſt der Inhalt dieſes Begebniſſes. Es ſcheint erſt
kürzlich geſchehen zu ſen — — warten Sie mal — —
wie lange kann eine Katze ohne Nahrung leben?“
„Laßt uns hinaufgehen,“ wiederholte Nielſen. „Und
wenn Frau Sivertſen nach Hauſe kommt, wollen wir
Stillſchweigen über den Fund bewahren.“
So gingen ſie hinauf in das Speiſezimmer, ſchloſſen
die Falltür und deckten das Linoleum darüber.
V.
Während die Sonne draußen fröhlich ſtrahlte, ſaßen
die beiden Männer in einem der unteren Zimmer ſchwei-
gend da und dachten nach; es war eine ernſte Sache, die
ſie vorhatten.
Nielſen ſprach zuerſt. „Ich glaube, es iſt am beſten,
ich gehe zur Polizei, und zeige das ganze Begebnis an.
Es iſt vor kurzem ein Mord in dieſem Hauſe begangen
worden. Was den Toten anbetrifft, ſo glaube ich kaum,
daß wir in ihm den Major zu ſuchen haben, denn Mr.
Armſtrong erzählte mir, daß diſeer nur vier Tage lang
das Haus bewohnt habe. Es ſcheint mir eher der Erbe zu
ſein, deſſen Name Armſtrong vergeſſen hatte. Was meinen
Sie dazu, Doktor?“
Koldby ſog an ſeiner Pfeife:
„Ich meine dazu gar nichts“, ſagte er nach einer
Weile. „Die Affäre iſt jetzt auf jenem Punkt angelangt, wo
der Arzt nichts weiter zu ſagen hat. Ich habe den Tod feſt-
geſtellt und meine Hypotheſen über deſſen Urſache ab-
gegeben. Nun iſt die Reihe an der Juſtiz. Der gewöhn-
lichſte Weg, den in einem ſolchen Falle wohl jeder gute
Staatsbürger einſchlagen würde, iſt freilich der zur Po-
lizei — iſt auch am bequemſten! Aber — hm, ja — ich
bekenne, es überraſcht mich, daß auch Sie zunächſt und
zuvörderſt an die Polizei denken. Und ich kann nur an-
nehmen, daß dieſer Gedanke ganz inſtinktiv in Ihnen
aufgetaucht iſt.“
„Was meinen Sie?“ fragte Nielſen.
„Hm,“ verſetzte der Doktor aus einer dichten Rauch-
wolke heraus. „Sie wiſſen, daß ich an ihren originellen
Anſichten über das Rechtsweſen, an Ihrer Freundſchaft
für das Verbrechen und an ihren Haß gegen alles, was
Polizei heißt, durchaus Gefallen finde. Aber das ſcheint
mir doch alles Theorie geweſen zu ſein; denn nun, da
Sie zum erſten Male der Praxis gegenüberſtehen, reden
Sie über die Polizei, wie jeder andere.“
Nielſen fuhr erregt in die Höhe. „Aber wie ſoll ich
denn ſonſt reden? Ich für meine Perſon kann hier doch
nichts tun.“
„Na eben,“ ſagte der Doktor lächelnd, „ich meine
auch, daß Sie hier nichts tun können. Aber wie Sie
wiſſen, liebe ich Perſonen, die nicht bloß Prinzipien auf-
ſtellen, ſondern auch danach handeln. Und da ſtehen nun
Sie — Kriminaliſt vom neueſten Typ — Verbrecher-
freund bis in die Fingerſpitzen, und das erſte, woran Sie
denken, iſt — die Polizei!“
Holger Nielſen zuckte die Achſeln. „Darum, daß man
den gebräuchlichen Modus verurteilt und alles anders
haben möchte, iſt man doch nicht davon abgeſchnitten, von
vorhandenen Einrichtungen Gebrauch zu machen. Meine
radikalen Ideen und Theorien ſind ein Ding, ſie ſetzen
mir ein zu erreichendes Ziel. Aber die vorhandenen Ver-
hältniſſe und Umſtände ſind auch ein Ding, ſie haben die
Maſchine in Gang zu erhalten und müſſen eben, ſolange
die radikalen Ideen nicht zur Wirklichkeit geworden, auch
dementſprechend berückſichtigt und reſpektiert werden
Der wahre Radikalismus beſteht darin, daß man ſeine
Ideen bis zu den letzten Konſequenzen verfolgt, ſie unter
das Volk verbreitet, die alten Ideen über den Hauſen
wirft und dann ruhig abwarter, bis ſich die neuen Ge-
danken ihren Sieg in der öffentlichen Meinung errungen
haben. Nicht Revolution, ſondern Evolution.
Doktor Koldby nickte. „Sehr richtig. Und ich weiß das
alles auch recht gut. Ich mag ſogar im Unrecht ſein. Aber
ich an Ihrer Stelle würde es doch vorziehen, mit meinen
Theorieen Hand in Hand zu gehen. Ich meine, Sie und
Ihresgleichen, die das Geſetz und die Polizei verachten,
haben kein Recht, „Polizei!“ zu rufen. Sie ſelbſt müſſen
heran mit Ihren Beweistheorieen, Ihren Prinzipien der
Unverantwortlichkeit, Ihren Schlüſſen und ſo weiter.“
„Da finden Sie nun in Ihrem eigenen Keller einen
toten Mann in einer Kalkkiſte liegen. Sie wiſſen nicht
wer er iſt, denn ſein Geſicht iſt unkenntlich und auch ſeine
Bekleidung gibt keinen Aufſchluß. Dem Anſchein nach iſt
er ermordet worden. Was mich betrifft, ſo habe ich ja nicht
das geringſte Intereſſe daran, ob Sie den Burſchen da der
Polizei übergeben oder im Keller liegen laſſen. Denn der
Mann iſt tot, und niemand von allen Mitbewohnern
vermag mich weniger zu ſtören, als ein toter Mann im
Keller. Und die Katze ſind wir nunmehr ja auch los.
„Aber Sie, mein Freund, Sie müſſen doch ein rein
wiſſenſchaftliches Intereſſe an dem Fall nehmen. Würde
es nicht recht intereſſiert für Sie ſein, zu ſehen, was Sie
dabei herauszufinden vermögen. Behandeln Sie doch die
Sache als eine Art Hausſport. Soviel ich weiß, liegt keine
Verpflichtung für uns vor, Bericht zu erſtatten. Der
Mann iſt bereits tot.“
„Ich weiß nicht, ob man in England nicht verpflichtet iſt,
einen Leichenfund zu melden,“ unterbrach ihn Nielſen.
(Fortſetzung folgt.)
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