Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2032, Czernowitz, 25.10.1910.[Spaltenumbruch]
Redaktion u. Administration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutschland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme Allgemeine, Czernowitz. [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigungen: Einzelexemplare Nr. 2032. Czernowitz, Dienstag, den 25. Oktober 1910. [Spaltenumbruch] Uebersicht. Vom Tage. Ein persisches, von zahlreichen Türken besuchtes Protest- Czernowitzer Angelegenheiten. Landespräsident von Bleyleben soll einer Wiener Letzte Telegramme. Der Reichsrat tritt Mitte November zusammen. Der Wiederausbruch der Krisis in England. London, 22. Oktober. Nach einer Pause von beinahe drei Monaten hat die Wie der Ausgang der Konferenz auch sein mag, sie hat Was die weitere Entwicklung der Lage anbetrifft, so Den Ministern kann eine solche Entwicklung, die ihnen Vom Tage. Czernowitz, 24. Oktober. Eine handelspolitische Rede Doktor Weißkirchners. KB. Troppan, 24. Oktober. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Bei der feierlichen Eröffnung des neuen Handelskammer- Der galizische Landtag. Lemberg, 23. Oktober. Gestern nachmittags fand im Zu Beginn der heutigen Sitzung verlas der Abgeordnete Hierauf ergriff der Obmann der Landtagswahlreform- [Spaltenumbruch] Landesverrat. 97] (Nachdruck verboten.) Wenn es für jede Verirrung und für jede in der Und ich möchte so gerne Ihre Freundin sein. Unterschätzen Ich will fortan für nichts anderes mehr leben als für Ihr "Was Sie da sagen, ist eitel Torheit," erwiderte ich "und [Spaltenumbruch] "Seien Sie dessen nicht so gewiß," beharrte sie mit einer "Ich denke, daß sich bald genug erweisen wird, inwieweit Ihre Hartnäckigkeit reizte nun doch meinen Zorn. "Ich verzichte ein für allemal auf Ihre Hilfe, Madame," Jetzt endlich erhob sie sich aus ihrem Sessel. "Nun wohl," sagte sie, "ich gehe. -- Aber ich bin be- Zögernd kamen ihre schmalen weißen Finger unter dem Und ich hatte nicht das Herz, diese zaghaft dargebotene "Es dunkelt bereits", sagte ich. "Sie werden den Weg nach dem Strandschlößchen nicht "Meine Dienerin erwartet mich in einiger Entfernung von Sie hüllte ihre weißen Schultern wieder in den dunklen 29. Kapitel. Wenige Minuten, nachdem meine Besucherin mich verlassen [Spaltenumbruch] Der Diener machte sich ohne eigentlichen Zweck allerlei um "Ich halte es allerdings für meine Pflicht, Herr Lazar, "Gerüchte, die sich mit meiner Person beschäftigen, "Allerdings! -- Auch mit Ihrer Person, Herr Lazar!" "Nun also?" "Es handelt sich um den toten Mann, der vor einiger "Und sonst nichts?" "Ach, die Leute schwatzen noch viel dummes Zeug, Herr "Unter solchen Umständen darf ich wohl annehmen, daß "Es gibt Leute, die dieser Meinung ganz unverhohlen Ich danke Ihnen, Francois! Ich werde also nunmehr (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
Redaktion u. Adminiſtration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutſchland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme Allgemeine, Czernowitz. [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigungen: Einzelexemplare Nr. 2032. Czernowitz, Dienſtag, den 25. Oktober 1910. [Spaltenumbruch] Ueberſicht. Vom Tage. Ein perſiſches, von zahlreichen Türken beſuchtes Proteſt- Czernowitzer Angelegenheiten. Landespräſident von Bleyleben ſoll einer Wiener Letzte Telegramme. Der Reichsrat tritt Mitte November zuſammen. Der Wiederausbruch der Kriſis in England. London, 22. Oktober. Nach einer Pauſe von beinahe drei Monaten hat die Wie der Ausgang der Konferenz auch ſein mag, ſie hat Was die weitere Entwicklung der Lage anbetrifft, ſo Den Miniſtern kann eine ſolche Entwicklung, die ihnen Vom Tage. Czernowitz, 24. Oktober. Eine handelspolitiſche Rede Doktor Weißkirchners. KB. Troppan, 24. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Bei der feierlichen Eröffnung des neuen Handelskammer- Der galiziſche Landtag. Lemberg, 23. Oktober. Geſtern nachmittags fand im Zu Beginn der heutigen Sitzung verlas der Abgeordnete Hierauf ergriff der Obmann der Landtagswahlreform- [Spaltenumbruch] Landesverrat. 97] (Nachdruck verboten.) Wenn es für jede Verirrung und für jede in der Und ich möchte ſo gerne Ihre Freundin ſein. Unterſchätzen Ich will fortan für nichts anderes mehr leben als für Ihr „Was Sie da ſagen, iſt eitel Torheit,“ erwiderte ich „und [Spaltenumbruch] „Seien Sie deſſen nicht ſo gewiß,“ beharrte ſie mit einer „Ich denke, daß ſich bald genug erweiſen wird, inwieweit Ihre Hartnäckigkeit reizte nun doch meinen Zorn. „Ich verzichte ein für allemal auf Ihre Hilfe, Madame,“ Jetzt endlich erhob ſie ſich aus ihrem Seſſel. „Nun wohl,“ ſagte ſie, „ich gehe. — Aber ich bin be- Zögernd kamen ihre ſchmalen weißen Finger unter dem Und ich hatte nicht das Herz, dieſe zaghaft dargebotene „Es dunkelt bereits“, ſagte ich. „Sie werden den Weg nach dem Strandſchlößchen nicht „Meine Dienerin erwartet mich in einiger Entfernung von Sie hüllte ihre weißen Schultern wieder in den dunklen 29. Kapitel. Wenige Minuten, nachdem meine Beſucherin mich verlaſſen [Spaltenumbruch] Der Diener machte ſich ohne eigentlichen Zweck allerlei um „Ich halte es allerdings für meine Pflicht, Herr Lazar, „Gerüchte, die ſich mit meiner Perſon beſchäftigen, „Allerdings! — Auch mit Ihrer Perſon, Herr Lazar!“ „Nun alſo?“ „Es handelt ſich um den toten Mann, der vor einiger „Und ſonſt nichts?“ „Ach, die Leute ſchwatzen noch viel dummes Zeug, Herr „Unter ſolchen Umſtänden darf ich wohl annehmen, daß „Es gibt Leute, die dieſer Meinung ganz unverhohlen Ich danke Ihnen, Francois! Ich werde alſo nunmehr (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jEditorialStaff"> <p>Redaktion u. Adminiſtration:<lb/><hi rendition="#b">Ringplatz 4, 2. 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Der Miniſter richte<lb/> daher an die Kammern die inſtändige Bitte, rechtzeitig alle<lb/> ſachlichen Vorbereitungen zu treffen, damit bei Zeiten jene<lb/> Richtungslinien für die Handelspolitik Oeſterreichs im Jahre<lb/> 1917 gegeben wären, die dem allgemeinen Wohle dienen und<lb/> den richtigen Ausgleich zwiſchen Produzenten und Kon-<lb/> ſumenten ermöglichen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="landtag1" next="#landtag2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der galiziſche Landtag.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lemberg,</hi> 23. Oktober.</dateline> <p>Geſtern nachmittags fand im<lb/> Landhausgebände eine Konferenz der Obmänner ſämtlicher<lb/> Klubs ſtatt. Dieſe Konferenz, an welcher auch die Vertreter<lb/> der Ruthenen teilnahmen, beſchäftigten ſich mit der Durch-<lb/> führung eines Landtagswahlreformprojektes. Auf Verlangen<lb/> der Ruthenen, ſchilderte der Abg. <hi rendition="#g">Glombinski</hi> das Er-<lb/> gebnis der bisherigen Beratungen über dieſe Frage unter den<lb/> polniſchen Parteien. Die Details über die Konferenz wurden<lb/> nicht veröffentlicht und auch ihr Reſultat iſt unbekannt. Man<lb/> kann aber aus dem Verhalten der Ruthenen in der heutigen<lb/> Landtagsſitzung ſchließen, daß das Ergebnis der Beratungen<lb/> für ſie günſtig geweſen ſein muß.</p><lb/> <p>Zu Beginn der heutigen Sitzung verlas der Abgeordnete<lb/><hi rendition="#g">Skwarka</hi> den von ſämtlichen rutheniſchen Abgeordneten<lb/> unterſchriebenen Proteſt gegen das Sitzungsprotokoll der<lb/> Sitzung vom 19. d. M., in welcher während der von den<lb/> Ruthenen veranſtalteten Lärmſzenen ſämtliche Punkte der<lb/> Tagesordnung ohne Debatte erledigt wurden. Der Proteſt<lb/> ſtützt ſich auf den § 76 der Geſchäftsordnung. Der Abg.<lb/> Dudykiewicz erklärte, daß die <supplied>R</supplied>uſſophilen auch einen ſolchen<lb/> Proteſt gegen das Protokoll der Sitzung vom 19. d. M.<lb/> einbringen werden. Der Landmarſchall erwiderte hierauf, er<lb/> werde die Stichhältigkeit der Proteſtgründe prüfen und in der<lb/> nächſten Sitzung erklären, ob er <hi rendition="#g">ſelbſt</hi> die betreffenden<lb/> Stellen des Protokolls richtig ſtellen werde, oder ob dies der<lb/> Entſcheidung des Landtages überlaſſen werden müſſe.</p><lb/> <p>Hierauf ergriff der Obmann der Landtagswahlreform-<lb/> kommiſſion Dr. <hi rendition="#g">Glombinski</hi> das Wort und erſtattete<lb/> gemäß dem Antrage des Abg. <hi rendition="#g">Leo</hi> den Rechenſchaftsbericht<lb/> der Wahlreformkommiſſion über ihre bisherige Tätigkeit. Er<lb/> ſchilderte den Werdegang der Wahlreform von allem Anfang</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Landesverrat.</hi> </hi> </head><lb/> <byline>Roman von <hi rendition="#b">E. Ph. Oppenheim.</hi> </byline><lb/> <p>97] <hi rendition="#et">(Nachdruck verboten.)</hi> </p><lb/> <p>Wenn es für jede Verirrung und für jede in der<lb/> Leidenſchaft begangene Sünde Vergebung gibt, warum nur<lb/> einzig nicht für die meinige? Sie und ich, wir ſtehen jedes ganz<lb/> allein in der Welt.</p><lb/> <p>Und ich möchte ſo gerne Ihre Freundin ſein. Unterſchätzen<lb/> Sie ihn nicht, den Wert meiner Freundſchaft! Ich bin vielleicht<lb/> ſtärker und mächtiger, als Sie es jetzt für möglich halten. Nicht<lb/> umſonſt bin ich durch ein ereignisreiches Daſein gegangen. Ich<lb/> kenne die Höhen und Tiefen des Lebens, ſeine Klippen und<lb/> ſeine Gefahren, wie ich ſeine Freuden und Seligkeiten kenne.<lb/> Und nur dieſe ſollen es ſein, zu denen ich Sie führen werde.<lb/> Nie — nie ſollen Sie es bereuen, ſich meiner Führung an-<lb/> vertraut zu haben.</p><lb/> <p>Ich will fortan für nichts anderes mehr leben als für Ihr<lb/> Glück. Denn ich kann eine ebenſo aufopfernde und hingebende<lb/> Freundin ſein, als ich, wenn man mich dazu zwingt, eine<lb/> rückſichtsloſe und gefährliche Feindin werden kann. Und ich<lb/> glaube nicht, Georg, daß es zwiſchen uns eine andere Mög-<lb/> lichkeit gibt, als eine von dieſen beiden. Ich möchte Ihre<lb/> Freundin ſein; bei Ihnen allein läge die Schuld, wenn ich<lb/> Ihre Feindin würde.“</p><lb/> <p>„Was Sie da ſagen, iſt eitel Torheit,“ erwiderte ich „und<lb/> Sie können nicht erwarten, daß ich es ernſthaft nehme. Auch<lb/> wenn nicht alles das zwiſchen uns ſtände, was uns für immer<lb/> trennen muß, würde ich mich niemals am Gängelbande einer<lb/> Frau durch das Leben führen laſſen. Ich bin alt genug und<lb/> ſtark genug, mir meinen Weg ſelbſt zu bahnen. Ich wiederhole,<lb/> daß ich keine Rachegedanken gegen Sie hege und ich ſehe deshalb<lb/> auch keinen Grund, weshalb Sie meine Feindin ſein müßten.<lb/> Ihre Freundſchaft aber kann ich ebenſowenig annehmen. Ihre<lb/> Intereſſen und die meinigen liegen weit auseinander und<lb/> niemals werden ſie ſich vereinigen laſſen.“</p><lb/> <cb/> <p>„Seien Sie deſſen nicht ſo gewiß,“ beharrte ſie mit einer<lb/> ſeltſamen Entſchiedenheit.</p><lb/> <p>„Ich denke, daß ſich bald genug erweiſen wird, inwieweit<lb/> meine Intereſſen auch die Ihrigen ſind. Und ich vermute, daß<lb/> der Tag nicht fern iſt, an dem Sie meine Hilfe gern annehmen<lb/> werden.“</p><lb/> <p>Ihre Hartnäckigkeit reizte nun doch meinen Zorn.</p><lb/> <p>„Ich verzichte ein für allemal auf Ihre Hilfe, Madame,“<lb/> rief ich „und ich begehre von Ihnen keinen anderen Frennd-<lb/> ſchaftsdienſt als den, daß Sie mich jetzt verlaſſen.“</p><lb/> <p>Jetzt endlich erhob ſie ſich aus ihrem Seſſel.</p><lb/> <p>„Nun wohl,“ ſagte ſie, „ich gehe. — Aber ich bin be-<lb/> harrlicher, als Sie glauben mögen. Und es iſt nun einmal<lb/> meine Ueberzeugung, daß Sie die Dinge bald in einem anderen<lb/> Lichte ſehen werden. — Wollen Sie mir zum Abſchied Ihre<lb/> Hand geben, Georg?“</p><lb/> <p>Zögernd kamen ihre ſchmalen weißen Finger unter dem<lb/> halb herabgeglittenen Mantel zum Vorſchein.</p><lb/> <p>Und ich hatte nicht das Herz, dieſe zaghaft dargebotene<lb/> Hand zurückzuweiſen. Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde<lb/> behielt ich ſie in der meinigen.</p><lb/> <p>„Es dunkelt bereits“, ſagte ich.</p><lb/> <p>„Sie werden den Weg nach dem Strandſchlößchen nicht<lb/> ohne Begleitung machen können.“</p><lb/> <p>„Meine Dienerin erwartet mich in einiger Entfernung von<lb/> Ihrem Hauſe. Und außerdem bin ich nicht furchtſam. — Ueber-<lb/> legen Sie ſich, was ich Ihnen geſagt habe, Georg! Ich ſage<lb/> Ihnen nicht Lebewohl, ſondern: Auf Wiederſehen!“</p><lb/> <p>Sie hüllte ihre weißen Schultern wieder in den dunklen<lb/> Mantel und glitt wie ein Schatten aus meinem Zimmer.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">29. Kapitel.</hi> </p><lb/> <p>Wenige Minuten, nachdem meine Beſucherin mich verlaſſen<lb/> hatte, trat Francois ein. Er ſagte mir auf meine Frage, daß er<lb/> im Dorfe geweſen ſei und erſt jetzt begriff ich, wie es ihr<lb/> möglich geweſen war, unaufgehalten und unangemeldet zu mir<lb/> zu gelangen.</p><lb/> <cb/> <p>Der Diener machte ſich ohne eigentlichen Zweck allerlei um<lb/> mich zu ſchaffen und ich merkte wohl, daß er irgend etwas auf<lb/> dem Herzen habe. Da ich zu wiſſen glaubte, daß er mir auf-<lb/> richtig ergeben ſei, fragte ich ihn, ob er mir etwas zu ſagen<lb/> wünſche und er erwiderte ohne Zögern:</p><lb/> <p>„Ich halte es allerdings für meine Pflicht, Herr Lazar,<lb/> Ihnen von den Gerüchten Mitteilung zu machen, die in<lb/> der Gegend umlaufen. Denn ſie ſcheinen mir von einiger Be-<lb/> deutung.“</p><lb/> <p>„Gerüchte, die ſich mit meiner Perſon beſchäftigen,<lb/> Francois?“</p><lb/> <p>„Allerdings! — Auch mit Ihrer Perſon, Herr Lazar!“</p><lb/> <p>„Nun alſo?“</p><lb/> <p>„Es handelt ſich um den toten Mann, der vor einiger<lb/> Zeit in der Nähe des Hauſes gefunden wurde, das Sie damals<lb/> bewohnten. Man hatte geglaubt, daß der Körper von der See<lb/> angeſpült worden ſei; aber jetzt ſoll feſtgeſtellt ſein, daß man<lb/> ihn am Abend vor ſeiner Auffindung im Dorf geſehen hat und<lb/> daß er ſich dort nach dem Wege zu Ihrem Haufe erkundigte.<lb/> Die Leute ſagen, er ſei aus dem Dorfe gegangen in der be-<lb/> ſtimmten Abſicht, Sie aufzuſuchen. Und dann — nun, dann<lb/> haben Sie ihn eben am nächſten Tage als Leiche gefunden.“</p><lb/> <p>„Und ſonſt nichts?“</p><lb/> <p>„Ach, die Leute ſchwatzen noch viel dummes Zeug, Herr<lb/> Lazar! — Sie ſagen, der Mann ſei ein Verwandter von<lb/> Ihnen geweſen, mit dem Sie auf ſchlechtem Fuße ſtanden. Und<lb/> das junge Mädchen, deſſen Vater jetzt die Anzeige bei der<lb/> Polizei erſtattet hat, behauptet, ſie ſei durch Sie veranlaßt<lb/> worden, ſo lange zu ſchweigen.“</p><lb/> <p>„Unter ſolchen Umſtänden darf ich wohl annehmen, daß<lb/> man mich mit dem Tode des Mannes in einen Zuſammenhang<lb/> bringt.“</p><lb/> <p>„Es gibt Leute, die dieſer Meinung ganz unverhohlen<lb/> Ausdruck geben, Herr Lazar!“</p><lb/> <p>Ich danke Ihnen, Francois! Ich werde alſo nunmehr<lb/> vorbereitet ſein auf das, was ſich möglicherweiſe ereignen<lb/> könnte.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
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10 Heller für Czernowitz.
Nr. 2032. Czernowitz, Dienſtag, den 25. Oktober 1910.
Ueberſicht.
Vom Tage.
Ein perſiſches, von zahlreichen Türken beſuchtes Proteſt-
meeting ſprach ſich für die Annäherung der Türkei an den
Dreibund aus und forderte Kaiſer Wilhelm telegraphiſch zur
Intervention in der perſiſchen Frage auf.
Czernowitzer Angelegenheiten.
Landespräſident von Bleyleben ſoll einer Wiener
Meldung zufolge für den mähriſchen Statthalterpoſten aus-
erſehen ſein. — Aus Wien kommen Meldungen über eine
Millionenaffäre des Zentralverbandes rumäniſcher Raiffeiſen-
kaſſen in der Bukowina.
Letzte Telegramme.
Der Reichsrat tritt Mitte November zuſammen.
Der Wiederausbruch der Kriſis in
England.
London, 22. Oktober.
Nach einer Pauſe von beinahe drei Monaten hat die
Konferenz der vier liberalen und vier konſervativen Führer,
die einem Wunſche des Königs gemäß den Verſuch macht,
„die konſtitutionelle Frage“, d. h. die Oberhausfrage zu
löſen, letzte Woche nicht weniger als vier Sitzungen abgehalten.
Das legt den Gedanken nahe, daß die Konferenz in ein
kritiſches Stadium ihrer Beratungen getreten iſt, und erklärt
die hunderte, gewöhnlich mit größter Beſtimmtheit auf-
tretenden Gerüchte, die gegenwärtig bezüglich des Verlaufs
und wahrſcheinlichen Ausgangs der Konferenz im Umlauf
ſind. Alle dieſe Gerüchte verdienen keinerlei Beachtung; ſie
entſprangen nur dem Wunſch der verſchiedenen Blätter, den
Eindruck zu erwecken, daß ſie ganz beſonders gut informiert
ſeien. Tatſächlich haben die acht Staatsmänner das Ver-
ſprechen abſoluter Geheimhaltung, das ſie ſich gegenſeitig
gaben, auf das allerpeinlichſte eingehalten, und man kann
daher trotz allem „Blüffens“ der Blätter mit Beſtimmtheit
ſagen, daß keine Information über Verlauf und Reſultat der
Konferenz in die Oeffentlichkeit dringen wird, bevor
Mr. Asquith ſie in der abgemachten Form zirkuliert.
Wie der Ausgang der Konferenz auch ſein mag, ſie hat
jedenfalls bewieſen, daß engliſche Staatsmänner den Mund
halten können, und das iſt kein kleines Verdienſt. Der
häusliche, politiſche, journaliſtiſche, freundſchaftliche Druck,
der auf ſie ausgeübt wurde, um ſie zu beſtimmen, den
Schleier etwas zu lüften, war ſchwer und ununterbrochen.
Sie widerſtanden ihm aber glänzend.
Was die weitere Entwicklung der Lage anbetrifft, ſo
wagen wir — ohne jede beſondere Information, nur geſtützt
auf eine Prüfung der Wahrſcheinlichkeiten — mit Beſtimmt-
heit ſo viel vorauszuſagen, daß der Wunſch des Königs,
keine Erneuerung der Parteikämpfe und vor allem keine
allgemeinen Wahlen vor ſeiner Krönung zu ſehen, in Er-
füllung gehen wird. Wenn Mr. Asquith dem Parlament
über den bisherigen Verlauf der Konferenz Bericht erſtatten
wird, dürfte er erklären, daß ſich eine vereinzelte Löſung der
Oberhausfrage als unmöglich erwieſen habe, daß ſie aber
Erfolg verſpreche, wenn man die Erörterung auf einen großen
Plan ausdehnt, der die Oberhausfrage im Zuſammenhang
mit einem weitreichenden Ausbau der Verfaſſung löſen
würde. Er wird daher eine erweiterte Konferenz beantragen
und wenn in ihr einmal Fragen wie Home Rule all
round — d. h. eine föderaliſtiſche Geſtaltung des Ver-
einigten Königreiches — und ein Reichsſenat angeſchnitten
werden, dürfte es leicht ſein, ihre Sitzungen und damit den
politiſchen Waffenſtillſtand bis nächſten Sommer auszu-
dehnen.
Den Miniſtern kann eine ſolche Entwicklung, die ihnen
verbürgt, daß ſie im Jahre der Krönung und der Reichs-
konferenz noch im Amte ſind, nur recht ſein, und die Führer
der Oppoſition werden ſich ihr fügen, weil ſie wohl wiſſen,
daß ſie bei Wahlen im nächſten Jahr um kein Haar beſſer
fahren würden, als bei den diesjährigen Januar-Wahlen.
Vom Tage.
Czernowitz, 24. Oktober.
Eine handelspolitiſche Rede Doktor
Weißkirchners.
KB. Troppan, 24. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Bei der feierlichen Eröffnung des neuen Handelskammer-
gebäudes hielt der Handelsminiſter Dr. Weißkirchner
eine Rede, in welcher er unter anderem ſagte: es ſei gerade
in ſo ernſten Zeiten um ſo notwendiger, daß alle diejenigen,
welche wirtſchaftlich zuſammengehören, auch wirtſchaftlich
zuſammengefaßt würden, um in dieſem Zuſammen-
ſchluſſe mit vollem Nachdruck ihre gerechten Forderungen zur
Geltung zu bringen. Die Zeit ſei nicht mehr ferne, wo es
notwendig ſein werde, an die Erneuerung der Handels-
verträge der Monarchie zu ſchreiten. Der Miniſter richte
daher an die Kammern die inſtändige Bitte, rechtzeitig alle
ſachlichen Vorbereitungen zu treffen, damit bei Zeiten jene
Richtungslinien für die Handelspolitik Oeſterreichs im Jahre
1917 gegeben wären, die dem allgemeinen Wohle dienen und
den richtigen Ausgleich zwiſchen Produzenten und Kon-
ſumenten ermöglichen.
Der galiziſche Landtag.
Lemberg, 23. Oktober. Geſtern nachmittags fand im
Landhausgebände eine Konferenz der Obmänner ſämtlicher
Klubs ſtatt. Dieſe Konferenz, an welcher auch die Vertreter
der Ruthenen teilnahmen, beſchäftigten ſich mit der Durch-
führung eines Landtagswahlreformprojektes. Auf Verlangen
der Ruthenen, ſchilderte der Abg. Glombinski das Er-
gebnis der bisherigen Beratungen über dieſe Frage unter den
polniſchen Parteien. Die Details über die Konferenz wurden
nicht veröffentlicht und auch ihr Reſultat iſt unbekannt. Man
kann aber aus dem Verhalten der Ruthenen in der heutigen
Landtagsſitzung ſchließen, daß das Ergebnis der Beratungen
für ſie günſtig geweſen ſein muß.
Zu Beginn der heutigen Sitzung verlas der Abgeordnete
Skwarka den von ſämtlichen rutheniſchen Abgeordneten
unterſchriebenen Proteſt gegen das Sitzungsprotokoll der
Sitzung vom 19. d. M., in welcher während der von den
Ruthenen veranſtalteten Lärmſzenen ſämtliche Punkte der
Tagesordnung ohne Debatte erledigt wurden. Der Proteſt
ſtützt ſich auf den § 76 der Geſchäftsordnung. Der Abg.
Dudykiewicz erklärte, daß die Ruſſophilen auch einen ſolchen
Proteſt gegen das Protokoll der Sitzung vom 19. d. M.
einbringen werden. Der Landmarſchall erwiderte hierauf, er
werde die Stichhältigkeit der Proteſtgründe prüfen und in der
nächſten Sitzung erklären, ob er ſelbſt die betreffenden
Stellen des Protokolls richtig ſtellen werde, oder ob dies der
Entſcheidung des Landtages überlaſſen werden müſſe.
Hierauf ergriff der Obmann der Landtagswahlreform-
kommiſſion Dr. Glombinski das Wort und erſtattete
gemäß dem Antrage des Abg. Leo den Rechenſchaftsbericht
der Wahlreformkommiſſion über ihre bisherige Tätigkeit. Er
ſchilderte den Werdegang der Wahlreform von allem Anfang
Landesverrat.
Roman von E. Ph. Oppenheim.
97] (Nachdruck verboten.)
Wenn es für jede Verirrung und für jede in der
Leidenſchaft begangene Sünde Vergebung gibt, warum nur
einzig nicht für die meinige? Sie und ich, wir ſtehen jedes ganz
allein in der Welt.
Und ich möchte ſo gerne Ihre Freundin ſein. Unterſchätzen
Sie ihn nicht, den Wert meiner Freundſchaft! Ich bin vielleicht
ſtärker und mächtiger, als Sie es jetzt für möglich halten. Nicht
umſonſt bin ich durch ein ereignisreiches Daſein gegangen. Ich
kenne die Höhen und Tiefen des Lebens, ſeine Klippen und
ſeine Gefahren, wie ich ſeine Freuden und Seligkeiten kenne.
Und nur dieſe ſollen es ſein, zu denen ich Sie führen werde.
Nie — nie ſollen Sie es bereuen, ſich meiner Führung an-
vertraut zu haben.
Ich will fortan für nichts anderes mehr leben als für Ihr
Glück. Denn ich kann eine ebenſo aufopfernde und hingebende
Freundin ſein, als ich, wenn man mich dazu zwingt, eine
rückſichtsloſe und gefährliche Feindin werden kann. Und ich
glaube nicht, Georg, daß es zwiſchen uns eine andere Mög-
lichkeit gibt, als eine von dieſen beiden. Ich möchte Ihre
Freundin ſein; bei Ihnen allein läge die Schuld, wenn ich
Ihre Feindin würde.“
„Was Sie da ſagen, iſt eitel Torheit,“ erwiderte ich „und
Sie können nicht erwarten, daß ich es ernſthaft nehme. Auch
wenn nicht alles das zwiſchen uns ſtände, was uns für immer
trennen muß, würde ich mich niemals am Gängelbande einer
Frau durch das Leben führen laſſen. Ich bin alt genug und
ſtark genug, mir meinen Weg ſelbſt zu bahnen. Ich wiederhole,
daß ich keine Rachegedanken gegen Sie hege und ich ſehe deshalb
auch keinen Grund, weshalb Sie meine Feindin ſein müßten.
Ihre Freundſchaft aber kann ich ebenſowenig annehmen. Ihre
Intereſſen und die meinigen liegen weit auseinander und
niemals werden ſie ſich vereinigen laſſen.“
„Seien Sie deſſen nicht ſo gewiß,“ beharrte ſie mit einer
ſeltſamen Entſchiedenheit.
„Ich denke, daß ſich bald genug erweiſen wird, inwieweit
meine Intereſſen auch die Ihrigen ſind. Und ich vermute, daß
der Tag nicht fern iſt, an dem Sie meine Hilfe gern annehmen
werden.“
Ihre Hartnäckigkeit reizte nun doch meinen Zorn.
„Ich verzichte ein für allemal auf Ihre Hilfe, Madame,“
rief ich „und ich begehre von Ihnen keinen anderen Frennd-
ſchaftsdienſt als den, daß Sie mich jetzt verlaſſen.“
Jetzt endlich erhob ſie ſich aus ihrem Seſſel.
„Nun wohl,“ ſagte ſie, „ich gehe. — Aber ich bin be-
harrlicher, als Sie glauben mögen. Und es iſt nun einmal
meine Ueberzeugung, daß Sie die Dinge bald in einem anderen
Lichte ſehen werden. — Wollen Sie mir zum Abſchied Ihre
Hand geben, Georg?“
Zögernd kamen ihre ſchmalen weißen Finger unter dem
halb herabgeglittenen Mantel zum Vorſchein.
Und ich hatte nicht das Herz, dieſe zaghaft dargebotene
Hand zurückzuweiſen. Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde
behielt ich ſie in der meinigen.
„Es dunkelt bereits“, ſagte ich.
„Sie werden den Weg nach dem Strandſchlößchen nicht
ohne Begleitung machen können.“
„Meine Dienerin erwartet mich in einiger Entfernung von
Ihrem Hauſe. Und außerdem bin ich nicht furchtſam. — Ueber-
legen Sie ſich, was ich Ihnen geſagt habe, Georg! Ich ſage
Ihnen nicht Lebewohl, ſondern: Auf Wiederſehen!“
Sie hüllte ihre weißen Schultern wieder in den dunklen
Mantel und glitt wie ein Schatten aus meinem Zimmer.
29. Kapitel.
Wenige Minuten, nachdem meine Beſucherin mich verlaſſen
hatte, trat Francois ein. Er ſagte mir auf meine Frage, daß er
im Dorfe geweſen ſei und erſt jetzt begriff ich, wie es ihr
möglich geweſen war, unaufgehalten und unangemeldet zu mir
zu gelangen.
Der Diener machte ſich ohne eigentlichen Zweck allerlei um
mich zu ſchaffen und ich merkte wohl, daß er irgend etwas auf
dem Herzen habe. Da ich zu wiſſen glaubte, daß er mir auf-
richtig ergeben ſei, fragte ich ihn, ob er mir etwas zu ſagen
wünſche und er erwiderte ohne Zögern:
„Ich halte es allerdings für meine Pflicht, Herr Lazar,
Ihnen von den Gerüchten Mitteilung zu machen, die in
der Gegend umlaufen. Denn ſie ſcheinen mir von einiger Be-
deutung.“
„Gerüchte, die ſich mit meiner Perſon beſchäftigen,
Francois?“
„Allerdings! — Auch mit Ihrer Perſon, Herr Lazar!“
„Nun alſo?“
„Es handelt ſich um den toten Mann, der vor einiger
Zeit in der Nähe des Hauſes gefunden wurde, das Sie damals
bewohnten. Man hatte geglaubt, daß der Körper von der See
angeſpült worden ſei; aber jetzt ſoll feſtgeſtellt ſein, daß man
ihn am Abend vor ſeiner Auffindung im Dorf geſehen hat und
daß er ſich dort nach dem Wege zu Ihrem Haufe erkundigte.
Die Leute ſagen, er ſei aus dem Dorfe gegangen in der be-
ſtimmten Abſicht, Sie aufzuſuchen. Und dann — nun, dann
haben Sie ihn eben am nächſten Tage als Leiche gefunden.“
„Und ſonſt nichts?“
„Ach, die Leute ſchwatzen noch viel dummes Zeug, Herr
Lazar! — Sie ſagen, der Mann ſei ein Verwandter von
Ihnen geweſen, mit dem Sie auf ſchlechtem Fuße ſtanden. Und
das junge Mädchen, deſſen Vater jetzt die Anzeige bei der
Polizei erſtattet hat, behauptet, ſie ſei durch Sie veranlaßt
worden, ſo lange zu ſchweigen.“
„Unter ſolchen Umſtänden darf ich wohl annehmen, daß
man mich mit dem Tode des Mannes in einen Zuſammenhang
bringt.“
„Es gibt Leute, die dieſer Meinung ganz unverhohlen
Ausdruck geben, Herr Lazar!“
Ich danke Ihnen, Francois! Ich werde alſo nunmehr
vorbereitet ſein auf das, was ſich möglicherweiſe ereignen
könnte.
(Fortſetzung folgt.)
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