Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1905, Czernowitz, 24.05.1910.24 Mai 1910. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] angenommen: "Die Teilnehmer des Parteitages nehmen die Berichte der Referenten zur Kenntnis und sprechen ihre Zustimmung hiezu aus. Insbesondere begrüßen sie den wenngleich bisher noch in loser Weise erfolgten Zusammen- schluß der deutschfreiheitlichen Abgeordneten des Reichsrates und des Landtages mit Freude und erhoffen, daß sich diese Einigkeit immer mehr vertiefen und zum festen Organ, zur Wahrung der Rechte des Deutschtums in Oesterreich und besonders in Böhmen ausgestalten werde. Sie sprachen ihre Ueberzeugung dahin aus, daß die Besserung der rechtlichen Stellung des Deutschtum im Lande nur auf dem Grund- gedanken der nationalen Abgrenzung und Selbstverwaltung erzielt werden kann, und wünschen, daß vor der ausdrücklichen Anerkennung dieser Grund- sätze auf czechischer Seite die Flottmachung des Landtages unterbleibe." Die Lemberger Universitätsfrage. Die "Neue Freie Presse" berichtet in ihrem Sonntags- Wien, 21. Mai. Im Verlaufe der Verhandlungen In Besprechung der Frage, ob und inwieweit nach dem Eine irredentistische Verschwörung. Wien, 22. Mai. Die Triester Polizei ist einer weit- Programmrede Graf Khuens. KB. Budapest, 23. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Ministerpräsident Graf Khuen Hedervary hielt Finanzminister Lukacs über die Wahl- rechtsfrage. KB. Kremnitz, 23. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Finanzminister Lukacs hielt hier seine Programmrede, in Wahlexzesse. KB. Budapest, 23. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") In Marginen, Wahldezirk Fogaras, fand ein Die Kretafrage. KB. Konstantinopel. 23. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Zeitungen veröffentlichen Interviews mit dem KB. Saloniki, 23. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Infolge Beschlusses des letzten in Resna abgehaltenen Protest- Konstantinopel, 22. Mai. Die türkische Flotte Belgrad, 22. Mai. Die Blätter fordern die Regierung auf, Nach der Beisetzung König Eduards. Kaiser Wilhelm und Minister Pichon. Paris, 21. Mai. Der französische Minister des London, 21. Mai. In Windsor ist dem Kaiser, als [Spaltenumbruch] Bunte Chronik. Czernowitz, 23. Mai. Krönung der Czenstochauer Mutter- gottesstatue. KB. Czenstochan, 23. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Zu der heute stattfindenden feierlichen Krönung des Der Komet. Das Rätsel des Kometen ist gelöst. Die Annahme, daß Angestellte Beobachtungen. London, 22. Mai. Aus William Bay in Wisconsin Athen, 22. Mai. In Volo wurde gestern nachts um Feuersbrunst. KB. Troppau, 22. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") In dem Städtchen Skotschau (Oest.-Schls.) brach heute vor- KB. Troppau, 23. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Brand in Skotschau hielt die ganze Nacht an. Ein Raubüberfall auf einen Kassier. KB. Odessa, 23. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") In Luftschiffahrt. Calais, 22. Mai. Der Aviatiker de Lesseps unter- Deal, 22. Mai. de Lesseps ist nach Ueberquerung Ein zweiter Flug über den Aermelkanal. KB. London, 23. Mai. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Aviatiker Lesseps gab den für heute vormittags beab- [Die Hygiene der Briefmarke.] Metall- und 24 Mai 1910. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] angenommen: „Die Teilnehmer des Parteitages nehmen die Berichte der Referenten zur Kenntnis und ſprechen ihre Zuſtimmung hiezu aus. Insbeſondere begrüßen ſie den wenngleich bisher noch in loſer Weiſe erfolgten Zuſammen- ſchluß der deutſchfreiheitlichen Abgeordneten des Reichsrates und des Landtages mit Freude und erhoffen, daß ſich dieſe Einigkeit immer mehr vertiefen und zum feſten Organ, zur Wahrung der Rechte des Deutſchtums in Oeſterreich und beſonders in Böhmen ausgeſtalten werde. Sie ſprachen ihre Ueberzeugung dahin aus, daß die Beſſerung der rechtlichen Stellung des Deutſchtum im Lande nur auf dem Grund- gedanken der nationalen Abgrenzung und Selbſtverwaltung erzielt werden kann, und wünſchen, daß vor der ausdrücklichen Anerkennung dieſer Grund- ſätze auf czechiſcher Seite die Flottmachung des Landtages unterbleibe.“ Die Lemberger Univerſitätsfrage. Die „Neue Freie Preſſe“ berichtet in ihrem Sonntags- Wien, 21. Mai. Im Verlaufe der Verhandlungen In Beſprechung der Frage, ob und inwieweit nach dem Eine irredentiſtiſche Verſchwörung. Wien, 22. Mai. Die Trieſter Polizei iſt einer weit- Programmrede Graf Khuens. KB. Budapeſt, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Miniſterpräſident Graf Khuen Hedervary hielt Finanzminiſter Lukacs über die Wahl- rechtsfrage. KB. Kremnitz, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Finanzminiſter Lukacs hielt hier ſeine Programmrede, in Wahlexzeſſe. KB. Budapeſt, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In Marginen, Wahldezirk Fogaras, fand ein Die Kretafrage. KB. Konſtantinopel. 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Zeitungen veröffentlichen Interviews mit dem KB. Saloniki, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Infolge Beſchluſſes des letzten in Resna abgehaltenen Proteſt- Konſtantinopel, 22. Mai. Die türkiſche Flotte Belgrad, 22. Mai. Die Blätter fordern die Regierung auf, Nach der Beiſetzung König Eduards. Kaiſer Wilhelm und Miniſter Pichon. Paris, 21. Mai. Der franzöſiſche Miniſter des London, 21. Mai. In Windſor iſt dem Kaiſer, als [Spaltenumbruch] Bunte Chronik. Czernowitz, 23. Mai. Krönung der Czenſtochauer Mutter- gottesſtatue. KB. Czenſtochan, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Zu der heute ſtattfindenden feierlichen Krönung des Der Komet. Das Rätſel des Kometen iſt gelöſt. Die Annahme, daß Angeſtellte Beobachtungen. London, 22. Mai. Aus William Bay in Wisconſin Athen, 22. Mai. In Volo wurde geſtern nachts um Feuersbrunſt. KB. Troppau, 22. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In dem Städtchen Skotſchau (Oeſt.-Schlſ.) brach heute vor- KB. Troppau, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Brand in Skotſchau hielt die ganze Nacht an. Ein Raubüberfall auf einen Kaſſier. KB. Odeſſa, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In Luftſchiffahrt. Calais, 22. Mai. Der Aviatiker de Leſſeps unter- Deal, 22. Mai. de Leſſeps iſt nach Ueberquerung Ein zweiter Flug über den Aermelkanal. KB. London, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Aviatiker Leſſeps gab den für heute vormittags beab- [Die Hygiene der Briefmarke.] Metall- und <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">24 Mai 1910. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.</hi></fw><lb/><cb/> angenommen: „Die Teilnehmer des Parteitages nehmen die<lb/> Berichte der Referenten zur Kenntnis und ſprechen ihre<lb/> Zuſtimmung hiezu aus. Insbeſondere begrüßen ſie den<lb/> wenngleich bisher noch in loſer Weiſe erfolgten Zuſammen-<lb/> ſchluß der deutſchfreiheitlichen Abgeordneten des Reichsrates<lb/> und des Landtages mit Freude und erhoffen, daß ſich dieſe<lb/> Einigkeit immer mehr vertiefen und zum feſten Organ, zur<lb/> Wahrung der Rechte des Deutſchtums in Oeſterreich und<lb/> beſonders in Böhmen ausgeſtalten werde. Sie ſprachen ihre<lb/> Ueberzeugung dahin aus, daß die Beſſerung der rechtlichen<lb/> Stellung des Deutſchtum im Lande nur auf dem Grund-<lb/> gedanken der <hi rendition="#g">nationalen Abgrenzung</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Selbſtverwaltung</hi> erzielt werden kann, und wünſchen,<lb/> daß vor der ausdrücklichen <hi rendition="#g">Anerkennung</hi> dieſer Grund-<lb/> ſätze auf czechiſcher Seite <hi rendition="#g">die Flottmachung des<lb/> Landtages unterbleibe.</hi>“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Lemberger Univerſitätsfrage.</hi> </head><lb/> <p>Die „Neue Freie Preſſe“ berichtet in ihrem Sonntags-<lb/> blatte, daß die hinſichtlich der Univerſitätsfrage zwiſchen Polen<lb/> und Ruthenen gepflogenen Verhandlungen bereits inſofern zu<lb/> einem günſtigen Reſultate geführt hätten, als ſie wenigſtens<lb/> die Feſtſtellung eines <hi rendition="#g">einigenden</hi> grundſätzlichen <hi rendition="#g">Ge-<lb/> dankens</hi> ergaben. Es ſoll einerſeits der polniſche Charakter<lb/> der Lemberger Univerſität anerkannt werden, während auf<lb/> der anderen Seite die rutheniſchen Lehrkanzeln ſyſtematiſch<lb/> ausgeſtaltet, erweitert und vermehrt werden ſollen. Allerdings<lb/> iſt über den wichtigſten Punkt noch immer keine Einigung<lb/> erzielt, nämlich darüber, wie weit die Ausgeſtaltung des<lb/> rutheniſchen Hochſchulweſens zu gehen hätte. Die Polen erklären,<lb/> daß die rutheniſchen Lehrkanzeln im Rahmen der polniſchen<lb/> Univerſität zu verbleiben hätten, während die Ruth<supplied>e</supplied>nen die<lb/> Errichtung einer ſelbſtändigen Univerſität verlangen. Aber<lb/> immerhin ſind die beiden Parteien einander inſoweit näher<lb/> gekommen, daß ſie beide den Grundſatz anerkennen wollen:<lb/><hi rendition="#g">polniſcher</hi> Charakter der <hi rendition="#g">Univerſität</hi> mit gleichzeitiger<lb/><hi rendition="#g">Erweiterung des rutheniſchen Hochſchulunter-<lb/> richtes.</hi> Der Verwirklichung dieſes Prinzips im Wege der<lb/> Geſetzgebung ſtellt das von der Slaviſchen Union aufgeſtellte<lb/> Junktim zwiſchen den ſlaviſchen Hochſchulforderungen jedoch<lb/> unüberbrückbare Hinderniſſe entgegen. Es iſt nun im Laufe<lb/> der zwiſchen Polen und Ruthenen gepflogenen Verhandlungen<lb/> die Idee aufgetaucht, die Lemberger Univerſitätsfrage durch<lb/> eine <hi rendition="#g">kaiſerliche Verordnung</hi> zu regeln. Hiezu meldet<lb/> das zitierte Blatt:</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 21. Mai.</dateline> <p>Im Verlaufe der Verhandlungen<lb/> zwiſchen Polen und Ruthenen über den Lemberger Univer-<lb/> ſitätsſtreit iſt der Vorſchlag aufgetaucht, im Wege einer<lb/> kaiſerlichen Willenskundgebung den Wünſchen beider nationalen<lb/> Parteien gerecht zu werden. Man will hiedurch den politiſchen<lb/> Schwierigkeiten ausweichen, die einer Regelung im Wege der<lb/> Geſetzgebung entgegenſtehen. Nach dem Plane, über den gegen-<lb/> wärtig zwiſchen den Polen und Ruthenen verhandelt wird,<lb/> ſoll eine kaiſerliche Kundgebung erfolgen, in der einerſeits der<lb/> polniſche Charakter der Lemberger Univerſität feſtgelegt, an-<lb/> dererſeits die allmähliche Schaffung einer rutheniſchen Univer-<lb/> ſität angekündigt wird.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <p>In Beſprechung der Frage, ob und inwieweit nach dem<lb/> geltenden Rechte der Weg einer kaiſerlichen Entſchließung in<lb/> dieſem Falle gangbar ſei, weiſt die „N. Fr. Pr.“ auf Grund<lb/> der Beſtimmungen des § 11, <hi rendition="#aq">lit. i</hi> des Staatsgrundgeſetzes<lb/> und an Hand der durch die Zweiteilung der Prager und die<lb/> Errichtung der <hi rendition="#g">Czernowitzer Univerſität</hi> gegebenen<lb/> Präzedenzfälle nach, daß die Errichtung einer Univerſität in<lb/> die Kompetenz der Reichsgeſetzgebung falle. Allerdings gingen<lb/> in beiden Fällen der legislativen Aktion die feierliche Ankün-<lb/> digung der Errichtung in Form kaiſerlicher Entſchließungen<lb/> voran. Hieraus wäre zu folgern, daß auch hinſichtlich der<lb/> Regelung der rutheniſchen Univerſitätsfrage, falls zwiſchen<lb/> Polen und Ruthenen eine Vereinbarung über die Erlaſſung<lb/> einer kaiſerlichen Entſchließung zuſtandekommen ſollte, dieſer<lb/> letzteren gleichfalls nur die Bedeutung der feierlichen Ankün-<lb/> digung einer nachfolgenden <hi rendition="#g">geſetzlichen</hi> Löſung zukommen<lb/> könnte.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine irredentiſtiſche Verſchwörung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 22. Mai.</dateline> <p>Die Trieſter Polizei iſt einer weit-<lb/> verzweigten <hi rendition="#g">irredentiſtiſchen Verſchwörung</hi> auf die<lb/> Spur gekommen, die bereits zu 18 Verhaftungen geführt hat.<lb/> Die Aufdeckung erfolgte durch Zufall. Einer der Verſchwörer<lb/> hatte an ein Frl. Anita Brandolino in Trieſt eine Karte<lb/> gerichtet, welche von Majeſtätsbeleidigungen ſtrotzte. Als die<lb/> Polizei die Adreſſatin über den Abſender der Karte vernahm,<lb/> geſtand ſie auf eindringliches Befragen, daß der Abſender der<lb/> Karte in ein irredentiſtiſches <hi rendition="#g">Komplott</hi> verwickelt ſei. Die<lb/> Polizei ſetzt die Erhebungen in Trieſt und Görz gegenwärtig<lb/> fort. Die Verhafteten ſind Mitglieder von Sportvereinen,<lb/> welche unter der harmloſen Maske von ſportlichen<lb/> Vereinigungen politiſche Geheimbündelei treiben.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Programmrede Graf Khuens.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">KB. Budapeſt,</hi> 23. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der Miniſterpräſident Graf <hi rendition="#g">Khuen Hedervary</hi> hielt<lb/><cb/> heute vor den Wählern des vierten hauptſtädtiſchen Bezirkes<lb/> ſeine Programmrede, in welcher er unter anderem ausführte,<lb/> daß es der Wille der ganzen Nation ſei, wieder auf den<lb/> von Franz Deak gewieſenen Weg zurückzukehren. Der Grund<lb/> der Erſchütterungen die in den letzten Jahren Ungarn heim-<lb/> ſuchten, ſei, daß man dieſe Bahnen verlaſſen habe. Der<lb/> Miniſterpräſident wendete ſich ſodann gegen die Obſtruktion<lb/> und betonte wiederholt die Notwendigkeit des Einvernehmens<lb/> der Nation mit dem König. Der in jeder Faſer ſeinen An-<lb/> ſchauungen vom Geiſte Franz Deaks durchgedrungene<lb/> Miniſterpräſident kritiſiert die verfloſſene <hi rendition="#g">Finanz-<lb/> wirtſchaft,</hi> durch welche die Ausgaben ſich um 4% er-<lb/> höhten. Der Miniſterpräſident kündigt ſodann die <hi rendition="#g">Erhöhung<lb/> der Erforderniſſe für die Armee</hi> an, zur<lb/> Sicherung der Unverſehrtheit des Landes gegen Angriffe und<lb/> als Garantie für jene, mit denen die Monarchie im Bündniſſe<lb/> ſteht. Die Vermehrung der eigenen Kraft ſei die größte<lb/> Sicherung der Selbſtändigkeit und Unabhängigkeit des<lb/> Staates. Die Regierung wird, bevor ſie auf das Gebiet<lb/> poſitiver Schöpfungen übertreten könne, ſehr viel zu tun haben,<lb/> um die Verſäumniſſe der letzten Zeit wieder gut zu machen.<lb/> Der Miniſterpräſident glaube mit Recht, auf die Unterſtützung<lb/> der ganzen Nation rechnen zu können. Redner verſicherte, daß<lb/> er ſtets alles tun werde, um die Erwartungen der Nation<lb/> zu erfüllen. (Wiederholter lebhafter Beifall.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Finanzminiſter Lukacs über die Wahl-<lb/> rechtsfrage.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Kremnitz,</hi> 23. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Finanzminiſter <hi rendition="#g">Lukacs</hi> hielt hier ſeine Programmrede, in<lb/> welcher er ſich gegen die Obſtruktion ausſprach. Bezüglich<lb/> der <hi rendition="#g">Wahlrechtsfrage</hi> erklärte der Miniſter, er ſei ein<lb/> Anhänger der möglichſt weiten Ausdehnung des Wahlrechtes,<lb/> und führte zahlreiche Argumente dafür an, daß dieſe dem<lb/> Lande in keiner Weiſe ſchaden würde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wahlexzeſſe.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 23. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>In <hi rendition="#g">Marginen,</hi> Wahldezirk Fogaras, fand ein<lb/> Zuſammenſtoß zwiſchen den Anhängern des <hi rendition="#g">Regierungs-<lb/> kandidaten, Werner,</hi> und den Anhängern der Kandidaten<lb/> der <hi rendition="#g">Rumänen Vajda</hi> ſtatt. Die Gendarmerie mußte<lb/> einſchreiten. <hi rendition="#g">Zwei Perſonen wurden getötet,<lb/> zweiverletzt.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Kretafrage.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel.</hi> 23. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Die Zeitungen veröffentlichen Interviews mit dem<lb/><hi rendition="#g">Marineminiſter,</hi> wonach dieſer begüglich des <hi rendition="#g">Aus-<lb/> laufens der Flotte</hi> erklärte, daß die Türkei die<lb/> Verwirklichung des Verſprechens der Schutzmächte abwarte.<lb/> Sollte ſich aber die Notwendigkeit ergeben, daß die Türkei<lb/> ſelbſt ihre Rechte verteidige, dann werde die Regierung nicht<lb/> zögern, ihre Pflicht zu erfüllen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Saloniki,</hi> 23. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Infolge Beſchluſſes des letzten in Resna abgehaltenen Proteſt-<lb/> meetings meldeten ſich bereits <hi rendition="#g">zahlreiche Freiwillige</hi><lb/> für den Marſch an die griechiſche Grenze.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 22. Mai.</dateline> <p>Die türkiſche Flotte<lb/> beſtehend aus fünf Panzerſchiffen und mehreren Torpedo-<lb/> booten iſt Samſtag in See gegangen, ſie ſoll nach Schieß-<lb/> übungen in Marmarameer nach dem Archipel dampfen und<lb/> dort kreuzen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Belgrad,</hi> 22. Mai.</dateline> <p>Die Blätter fordern die Regierung auf,<lb/> wegen der Kretavorgänge und des Einfalls der Altalbenier in<lb/> Bosnien auf der Hut zu ſein, welche Machenſchaften als<lb/> Vorwand zur Okkupierung des Sandſchak benutzt werden<lb/> könnten. Es könne plötzlich ein großer Balkanbrand aufflamen.<lb/> Serbien dürfe nicht wieder wie bei der Annexion von Bosnien<lb/> und der Herzegowina überraſcht werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nach der Beiſetzung König Eduards.<lb/> Kaiſer Wilhelm und Miniſter Pichon.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 21. Mai.</dateline> <p>Der franzöſiſche Miniſter des<lb/> Aeußern Pichon, der als Führer der Delegation Frankreichs<lb/> bei dem Leichenbegängnis König Eduards war, iſt, wie<lb/> gemeldet, von Kaiſer Wilhelm in ein längeres Geſpräch<lb/> gezogen worden. Der Miniſter hat dem Korreſpondenten des<lb/> „Matin“ folgendes über die Unterhaltung mitgeteilt. Kaiſer<lb/> Wilhelm entwickelte mit großer Beredſamkeit die ihm ſehr<lb/> ſympathiſche Idee des europäiſchen Staatenbundes. Im<lb/> Intereſſe der Menſchheit und der Ziviliſation, ſagte Kaiſer<lb/> Wilhelm, ſollten die großen europäiſchen Völker einig bleiben,<lb/> einander unterſtützen und einen großen Friedensbund bilden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 21. Mai.</dateline> <p>In Windſor iſt dem Kaiſer, als<lb/> er ſich in einem vierſpännigen, offenen Wagen mit Spitzen-<lb/> reitern vom Schloſſe Windſor nach dem Bahnhof begab, eine<lb/> ſtürmiſche Ovation von der koloſſalen Menſchenmenge dar-<lb/> gebracht worden. Der Kaiſer dankte ſichtlich überraſcht.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 23. Mai.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krönung der Czenſtochauer Mutter-<lb/> gottesſtatue.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Czenſtochan,</hi> 23. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Zu der heute ſtattfindenden feierlichen Krönung des<lb/> wundertätigen Mutter-Gottesbildes mit den Kronen, die der<lb/> Papſt als Erſatz für die im Vorjahre geraubten ſpendete,<lb/> iſt hier eine außerordentlich große Zahl katholiſcher Geiſtlicher<lb/> eingetroffen. Die Zahl der Wallfahrer wird mit 300.000<lb/> bis 500.000 Perſonen angegeben. An der Feier nahmen<lb/> auch Abordnungen aus Warſchau, Lemberg und Krakau teil.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Komet.</hi> </head><lb/> <p>Das Rätſel des Kometen iſt gelöſt. Die Annahme, daß<lb/> die Erde den Kometenſchweif bereits paſſiert hat, iſt jetzt bereits<lb/> zur Gewißheit geworden. Die Wiſſenſchaft hat alſo Recht<lb/> behalten, wenn ſie auf Grund ihrer Betrachtungen den Vor-<lb/> übergang des Kometenkerns vor der Sonnenſcheibe für den<lb/> 19. Mai von 4 Uhr 34.5 Minuten bis 5 Uhr 34.3 Min.<lb/> feſtſetzte. Der Durchgang der Erde durch den Kometenſchweif<lb/> ließ ſich rechneriſch nicht genau feſtlegen. Aus der von der<lb/> Sonnenwendſtein-Warte feſtgeſtellten Tatſache jedoch, daß der<lb/> Kometenſchweif, der Donnerstag früh noch beobachtet werden<lb/> konnte, Freitag verſchwunden war, wird mit unumſtößlicher<lb/> Gewißheit der bereits vollzogene Durchgang der Erde durch den<lb/> Kometenſchweif geſchloſſen.</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Angeſtellte Beobachtungen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 22. Mai.</dateline> <p>Aus William Bay in Wisconſin<lb/> wird telegraphiert: Die Yerkes-Sternwarte meldet, daß der<lb/> Halleyſche Komet geſtern abend von 7 Uhr 40 Minuten bis<lb/> 8 Uhr 35 Minuten <hi rendition="#g">im Weſten</hi> beobachtet wurde. Er war<lb/> dem bloßen Auge ſichtbar und ging um neun Uhr unter. Sein<lb/> Schweif wurde nicht geſehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Athen,</hi> 22. Mai.</dateline> <p>In Volo wurde geſtern nachts um<lb/> 1 Uhr 15 Minuten am Firmament eine große <hi rendition="#g">Feuerkugel</hi><lb/> von außerordentlicher Lichtſtärke wahrgenommen, die die Be-<lb/> völkerung in Schrecken verſetzte. Die Feuerkugel bewegte ſich von<lb/> Weſten nach Oſten.</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Feuersbrunſt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Troppau,</hi> 22. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>In dem Städtchen <hi rendition="#g">Skotſchau</hi> (Oeſt.-Schlſ.) brach heute vor-<lb/> mittags 10 Uhr eine Feuerbrunſt aus, die bisher 25 Häuſer<lb/> erfaßte. Die Bielitzer Feuerwehr und zwei gleichfalls aus<lb/> Bielitz requirierte Kompagnien-Infanterie ſind mit der Be-<lb/> kämpfung des Brandes beſchäftigt. Das Feuer iſt wahrſcheinlich<lb/> durch Ausſchütten glühender Aſche in eine Kehrichtgrube<lb/> entſtanden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Troppau,</hi> 23. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der Brand in Skotſchau hielt die <hi rendition="#g">ganze Nacht</hi> an. Ein<lb/><hi rendition="#g">ganzes Stadtviertel</hi> iſt <hi rendition="#g">abgebrannt.</hi> Der Geſamt-<lb/> ſchaden beträgt 600.000 Kr.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Raubüberfall auf einen Kaſſier.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Odeſſa,</hi> 23. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>In<lb/> der Nähe der Stadt überſielen vier Räuber einen Kaſſier und<lb/> beraubten ihm. Von der Feldpolizei verfolgt, wurden zwei von<lb/> ihnen erſchoſſen. Die übrigen zwei verſuchten auf eine fahrende<lb/> Lokomotive aufzuſpringen, wobei ſie den Zugsführer verletzten,<lb/> ſchließlich wurden ſie von der Feldpolizei eingeholt und ver-<lb/> haftet. Beide waren aber bereits ſchwer verletzt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Luftſchiffahrt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Calais,</hi> 22. Mai.</dateline> <p>Der Aviatiker <hi rendition="#g">de Leſſeps</hi> unter-<lb/> nahm heute nachmittags 3 Uhr 30 Min. bei herrlichem Wetter<lb/> einen Verſuch, mit ſeinem Apparat nach Dover zu fliegen und<lb/> von dort wieder nach Calais. Er ſtieg ſofort in eine Höhe von<lb/> 500 Meter über dem Meeresſpiegel.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Deal,</hi> 22. Mai.</dateline> <p><hi rendition="#g">de Leſſeps</hi> iſt nach Ueberquerung<lb/> des Kanals um 4 Uhr 20 Min. in der Margaretenbucht<lb/> zwiſchen hier und Dover glatt gelandet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein zweiter Flug über den Aermelkanal.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 23. Mai.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der Aviatiker <hi rendition="#g">Leſſeps</hi> gab den für heute vormittags beab-<lb/> ſichtigten Rückflug über den Kanal wegen des heftigen Windes<lb/> auf und ließ den Apparat zum Transport nach Calais<lb/> verpacken.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Die Hygiene der Briefmarke.]</hi> </head> <p>Metall- und<lb/> Papiergeld haben ſich ſchon oft den Vorwurf gefallen laſſen<lb/> müſſen, wegen der Möglichkeit, Krankheitskeime zu übertragen,<lb/> ſehr gefährlich zu ſein. Ein engliſcher Arzt weiſt nun darauf<lb/> hin, daß dieſer Vorwurf für die Briefmarke in viel höherem<lb/> Grade zutrifft. Im Auftrage des „Daily Mirror“ hat er<lb/> hierüber eingehende Unterſuchungen ausgeführt. Er hat auf<lb/> einem Poſtamte einen Bogen Briefmarken gekauft. Hiervon<lb/> wurden einige ſofort in Glasröhrchen geſteckt, die verſchloſſen<lb/> auf ein paar Tage dem bakteriologiſchen Brutofen anvertraut<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
24 Mai 1910. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
angenommen: „Die Teilnehmer des Parteitages nehmen die
Berichte der Referenten zur Kenntnis und ſprechen ihre
Zuſtimmung hiezu aus. Insbeſondere begrüßen ſie den
wenngleich bisher noch in loſer Weiſe erfolgten Zuſammen-
ſchluß der deutſchfreiheitlichen Abgeordneten des Reichsrates
und des Landtages mit Freude und erhoffen, daß ſich dieſe
Einigkeit immer mehr vertiefen und zum feſten Organ, zur
Wahrung der Rechte des Deutſchtums in Oeſterreich und
beſonders in Böhmen ausgeſtalten werde. Sie ſprachen ihre
Ueberzeugung dahin aus, daß die Beſſerung der rechtlichen
Stellung des Deutſchtum im Lande nur auf dem Grund-
gedanken der nationalen Abgrenzung und
Selbſtverwaltung erzielt werden kann, und wünſchen,
daß vor der ausdrücklichen Anerkennung dieſer Grund-
ſätze auf czechiſcher Seite die Flottmachung des
Landtages unterbleibe.“
Die Lemberger Univerſitätsfrage.
Die „Neue Freie Preſſe“ berichtet in ihrem Sonntags-
blatte, daß die hinſichtlich der Univerſitätsfrage zwiſchen Polen
und Ruthenen gepflogenen Verhandlungen bereits inſofern zu
einem günſtigen Reſultate geführt hätten, als ſie wenigſtens
die Feſtſtellung eines einigenden grundſätzlichen Ge-
dankens ergaben. Es ſoll einerſeits der polniſche Charakter
der Lemberger Univerſität anerkannt werden, während auf
der anderen Seite die rutheniſchen Lehrkanzeln ſyſtematiſch
ausgeſtaltet, erweitert und vermehrt werden ſollen. Allerdings
iſt über den wichtigſten Punkt noch immer keine Einigung
erzielt, nämlich darüber, wie weit die Ausgeſtaltung des
rutheniſchen Hochſchulweſens zu gehen hätte. Die Polen erklären,
daß die rutheniſchen Lehrkanzeln im Rahmen der polniſchen
Univerſität zu verbleiben hätten, während die Ruthenen die
Errichtung einer ſelbſtändigen Univerſität verlangen. Aber
immerhin ſind die beiden Parteien einander inſoweit näher
gekommen, daß ſie beide den Grundſatz anerkennen wollen:
polniſcher Charakter der Univerſität mit gleichzeitiger
Erweiterung des rutheniſchen Hochſchulunter-
richtes. Der Verwirklichung dieſes Prinzips im Wege der
Geſetzgebung ſtellt das von der Slaviſchen Union aufgeſtellte
Junktim zwiſchen den ſlaviſchen Hochſchulforderungen jedoch
unüberbrückbare Hinderniſſe entgegen. Es iſt nun im Laufe
der zwiſchen Polen und Ruthenen gepflogenen Verhandlungen
die Idee aufgetaucht, die Lemberger Univerſitätsfrage durch
eine kaiſerliche Verordnung zu regeln. Hiezu meldet
das zitierte Blatt:
Wien, 21. Mai. Im Verlaufe der Verhandlungen
zwiſchen Polen und Ruthenen über den Lemberger Univer-
ſitätsſtreit iſt der Vorſchlag aufgetaucht, im Wege einer
kaiſerlichen Willenskundgebung den Wünſchen beider nationalen
Parteien gerecht zu werden. Man will hiedurch den politiſchen
Schwierigkeiten ausweichen, die einer Regelung im Wege der
Geſetzgebung entgegenſtehen. Nach dem Plane, über den gegen-
wärtig zwiſchen den Polen und Ruthenen verhandelt wird,
ſoll eine kaiſerliche Kundgebung erfolgen, in der einerſeits der
polniſche Charakter der Lemberger Univerſität feſtgelegt, an-
dererſeits die allmähliche Schaffung einer rutheniſchen Univer-
ſität angekündigt wird.
In Beſprechung der Frage, ob und inwieweit nach dem
geltenden Rechte der Weg einer kaiſerlichen Entſchließung in
dieſem Falle gangbar ſei, weiſt die „N. Fr. Pr.“ auf Grund
der Beſtimmungen des § 11, lit. i des Staatsgrundgeſetzes
und an Hand der durch die Zweiteilung der Prager und die
Errichtung der Czernowitzer Univerſität gegebenen
Präzedenzfälle nach, daß die Errichtung einer Univerſität in
die Kompetenz der Reichsgeſetzgebung falle. Allerdings gingen
in beiden Fällen der legislativen Aktion die feierliche Ankün-
digung der Errichtung in Form kaiſerlicher Entſchließungen
voran. Hieraus wäre zu folgern, daß auch hinſichtlich der
Regelung der rutheniſchen Univerſitätsfrage, falls zwiſchen
Polen und Ruthenen eine Vereinbarung über die Erlaſſung
einer kaiſerlichen Entſchließung zuſtandekommen ſollte, dieſer
letzteren gleichfalls nur die Bedeutung der feierlichen Ankün-
digung einer nachfolgenden geſetzlichen Löſung zukommen
könnte.
Eine irredentiſtiſche Verſchwörung.
Wien, 22. Mai. Die Trieſter Polizei iſt einer weit-
verzweigten irredentiſtiſchen Verſchwörung auf die
Spur gekommen, die bereits zu 18 Verhaftungen geführt hat.
Die Aufdeckung erfolgte durch Zufall. Einer der Verſchwörer
hatte an ein Frl. Anita Brandolino in Trieſt eine Karte
gerichtet, welche von Majeſtätsbeleidigungen ſtrotzte. Als die
Polizei die Adreſſatin über den Abſender der Karte vernahm,
geſtand ſie auf eindringliches Befragen, daß der Abſender der
Karte in ein irredentiſtiſches Komplott verwickelt ſei. Die
Polizei ſetzt die Erhebungen in Trieſt und Görz gegenwärtig
fort. Die Verhafteten ſind Mitglieder von Sportvereinen,
welche unter der harmloſen Maske von ſportlichen
Vereinigungen politiſche Geheimbündelei treiben.
Programmrede Graf Khuens.
KB. Budapeſt, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der Miniſterpräſident Graf Khuen Hedervary hielt
heute vor den Wählern des vierten hauptſtädtiſchen Bezirkes
ſeine Programmrede, in welcher er unter anderem ausführte,
daß es der Wille der ganzen Nation ſei, wieder auf den
von Franz Deak gewieſenen Weg zurückzukehren. Der Grund
der Erſchütterungen die in den letzten Jahren Ungarn heim-
ſuchten, ſei, daß man dieſe Bahnen verlaſſen habe. Der
Miniſterpräſident wendete ſich ſodann gegen die Obſtruktion
und betonte wiederholt die Notwendigkeit des Einvernehmens
der Nation mit dem König. Der in jeder Faſer ſeinen An-
ſchauungen vom Geiſte Franz Deaks durchgedrungene
Miniſterpräſident kritiſiert die verfloſſene Finanz-
wirtſchaft, durch welche die Ausgaben ſich um 4% er-
höhten. Der Miniſterpräſident kündigt ſodann die Erhöhung
der Erforderniſſe für die Armee an, zur
Sicherung der Unverſehrtheit des Landes gegen Angriffe und
als Garantie für jene, mit denen die Monarchie im Bündniſſe
ſteht. Die Vermehrung der eigenen Kraft ſei die größte
Sicherung der Selbſtändigkeit und Unabhängigkeit des
Staates. Die Regierung wird, bevor ſie auf das Gebiet
poſitiver Schöpfungen übertreten könne, ſehr viel zu tun haben,
um die Verſäumniſſe der letzten Zeit wieder gut zu machen.
Der Miniſterpräſident glaube mit Recht, auf die Unterſtützung
der ganzen Nation rechnen zu können. Redner verſicherte, daß
er ſtets alles tun werde, um die Erwartungen der Nation
zu erfüllen. (Wiederholter lebhafter Beifall.)
Finanzminiſter Lukacs über die Wahl-
rechtsfrage.
KB. Kremnitz, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Finanzminiſter Lukacs hielt hier ſeine Programmrede, in
welcher er ſich gegen die Obſtruktion ausſprach. Bezüglich
der Wahlrechtsfrage erklärte der Miniſter, er ſei ein
Anhänger der möglichſt weiten Ausdehnung des Wahlrechtes,
und führte zahlreiche Argumente dafür an, daß dieſe dem
Lande in keiner Weiſe ſchaden würde.
Wahlexzeſſe.
KB. Budapeſt, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) In Marginen, Wahldezirk Fogaras, fand ein
Zuſammenſtoß zwiſchen den Anhängern des Regierungs-
kandidaten, Werner, und den Anhängern der Kandidaten
der Rumänen Vajda ſtatt. Die Gendarmerie mußte
einſchreiten. Zwei Perſonen wurden getötet,
zweiverletzt.
Die Kretafrage.
KB. Konſtantinopel. 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Die Zeitungen veröffentlichen Interviews mit dem
Marineminiſter, wonach dieſer begüglich des Aus-
laufens der Flotte erklärte, daß die Türkei die
Verwirklichung des Verſprechens der Schutzmächte abwarte.
Sollte ſich aber die Notwendigkeit ergeben, daß die Türkei
ſelbſt ihre Rechte verteidige, dann werde die Regierung nicht
zögern, ihre Pflicht zu erfüllen.
KB. Saloniki, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Infolge Beſchluſſes des letzten in Resna abgehaltenen Proteſt-
meetings meldeten ſich bereits zahlreiche Freiwillige
für den Marſch an die griechiſche Grenze.
Konſtantinopel, 22. Mai. Die türkiſche Flotte
beſtehend aus fünf Panzerſchiffen und mehreren Torpedo-
booten iſt Samſtag in See gegangen, ſie ſoll nach Schieß-
übungen in Marmarameer nach dem Archipel dampfen und
dort kreuzen.
Belgrad, 22. Mai. Die Blätter fordern die Regierung auf,
wegen der Kretavorgänge und des Einfalls der Altalbenier in
Bosnien auf der Hut zu ſein, welche Machenſchaften als
Vorwand zur Okkupierung des Sandſchak benutzt werden
könnten. Es könne plötzlich ein großer Balkanbrand aufflamen.
Serbien dürfe nicht wieder wie bei der Annexion von Bosnien
und der Herzegowina überraſcht werden.
Nach der Beiſetzung König Eduards.
Kaiſer Wilhelm und Miniſter Pichon.
Paris, 21. Mai. Der franzöſiſche Miniſter des
Aeußern Pichon, der als Führer der Delegation Frankreichs
bei dem Leichenbegängnis König Eduards war, iſt, wie
gemeldet, von Kaiſer Wilhelm in ein längeres Geſpräch
gezogen worden. Der Miniſter hat dem Korreſpondenten des
„Matin“ folgendes über die Unterhaltung mitgeteilt. Kaiſer
Wilhelm entwickelte mit großer Beredſamkeit die ihm ſehr
ſympathiſche Idee des europäiſchen Staatenbundes. Im
Intereſſe der Menſchheit und der Ziviliſation, ſagte Kaiſer
Wilhelm, ſollten die großen europäiſchen Völker einig bleiben,
einander unterſtützen und einen großen Friedensbund bilden.
London, 21. Mai. In Windſor iſt dem Kaiſer, als
er ſich in einem vierſpännigen, offenen Wagen mit Spitzen-
reitern vom Schloſſe Windſor nach dem Bahnhof begab, eine
ſtürmiſche Ovation von der koloſſalen Menſchenmenge dar-
gebracht worden. Der Kaiſer dankte ſichtlich überraſcht.
Bunte Chronik.
Czernowitz, 23. Mai.
Krönung der Czenſtochauer Mutter-
gottesſtatue.
KB. Czenſtochan, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Zu der heute ſtattfindenden feierlichen Krönung des
wundertätigen Mutter-Gottesbildes mit den Kronen, die der
Papſt als Erſatz für die im Vorjahre geraubten ſpendete,
iſt hier eine außerordentlich große Zahl katholiſcher Geiſtlicher
eingetroffen. Die Zahl der Wallfahrer wird mit 300.000
bis 500.000 Perſonen angegeben. An der Feier nahmen
auch Abordnungen aus Warſchau, Lemberg und Krakau teil.
Der Komet.
Das Rätſel des Kometen iſt gelöſt. Die Annahme, daß
die Erde den Kometenſchweif bereits paſſiert hat, iſt jetzt bereits
zur Gewißheit geworden. Die Wiſſenſchaft hat alſo Recht
behalten, wenn ſie auf Grund ihrer Betrachtungen den Vor-
übergang des Kometenkerns vor der Sonnenſcheibe für den
19. Mai von 4 Uhr 34.5 Minuten bis 5 Uhr 34.3 Min.
feſtſetzte. Der Durchgang der Erde durch den Kometenſchweif
ließ ſich rechneriſch nicht genau feſtlegen. Aus der von der
Sonnenwendſtein-Warte feſtgeſtellten Tatſache jedoch, daß der
Kometenſchweif, der Donnerstag früh noch beobachtet werden
konnte, Freitag verſchwunden war, wird mit unumſtößlicher
Gewißheit der bereits vollzogene Durchgang der Erde durch den
Kometenſchweif geſchloſſen.
Angeſtellte Beobachtungen.
London, 22. Mai. Aus William Bay in Wisconſin
wird telegraphiert: Die Yerkes-Sternwarte meldet, daß der
Halleyſche Komet geſtern abend von 7 Uhr 40 Minuten bis
8 Uhr 35 Minuten im Weſten beobachtet wurde. Er war
dem bloßen Auge ſichtbar und ging um neun Uhr unter. Sein
Schweif wurde nicht geſehen.
Athen, 22. Mai. In Volo wurde geſtern nachts um
1 Uhr 15 Minuten am Firmament eine große Feuerkugel
von außerordentlicher Lichtſtärke wahrgenommen, die die Be-
völkerung in Schrecken verſetzte. Die Feuerkugel bewegte ſich von
Weſten nach Oſten.
Feuersbrunſt.
KB. Troppau, 22. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
In dem Städtchen Skotſchau (Oeſt.-Schlſ.) brach heute vor-
mittags 10 Uhr eine Feuerbrunſt aus, die bisher 25 Häuſer
erfaßte. Die Bielitzer Feuerwehr und zwei gleichfalls aus
Bielitz requirierte Kompagnien-Infanterie ſind mit der Be-
kämpfung des Brandes beſchäftigt. Das Feuer iſt wahrſcheinlich
durch Ausſchütten glühender Aſche in eine Kehrichtgrube
entſtanden.
KB. Troppau, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der Brand in Skotſchau hielt die ganze Nacht an. Ein
ganzes Stadtviertel iſt abgebrannt. Der Geſamt-
ſchaden beträgt 600.000 Kr.
Raubüberfall auf einen Kaſſier.
KB. Odeſſa, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In
der Nähe der Stadt überſielen vier Räuber einen Kaſſier und
beraubten ihm. Von der Feldpolizei verfolgt, wurden zwei von
ihnen erſchoſſen. Die übrigen zwei verſuchten auf eine fahrende
Lokomotive aufzuſpringen, wobei ſie den Zugsführer verletzten,
ſchließlich wurden ſie von der Feldpolizei eingeholt und ver-
haftet. Beide waren aber bereits ſchwer verletzt.
Luftſchiffahrt.
Calais, 22. Mai. Der Aviatiker de Leſſeps unter-
nahm heute nachmittags 3 Uhr 30 Min. bei herrlichem Wetter
einen Verſuch, mit ſeinem Apparat nach Dover zu fliegen und
von dort wieder nach Calais. Er ſtieg ſofort in eine Höhe von
500 Meter über dem Meeresſpiegel.
Deal, 22. Mai. de Leſſeps iſt nach Ueberquerung
des Kanals um 4 Uhr 20 Min. in der Margaretenbucht
zwiſchen hier und Dover glatt gelandet.
Ein zweiter Flug über den Aermelkanal.
KB. London, 23. Mai. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der Aviatiker Leſſeps gab den für heute vormittags beab-
ſichtigten Rückflug über den Kanal wegen des heftigen Windes
auf und ließ den Apparat zum Transport nach Calais
verpacken.
[Die Hygiene der Briefmarke.] Metall- und
Papiergeld haben ſich ſchon oft den Vorwurf gefallen laſſen
müſſen, wegen der Möglichkeit, Krankheitskeime zu übertragen,
ſehr gefährlich zu ſein. Ein engliſcher Arzt weiſt nun darauf
hin, daß dieſer Vorwurf für die Briefmarke in viel höherem
Grade zutrifft. Im Auftrage des „Daily Mirror“ hat er
hierüber eingehende Unterſuchungen ausgeführt. Er hat auf
einem Poſtamte einen Bogen Briefmarken gekauft. Hiervon
wurden einige ſofort in Glasröhrchen geſteckt, die verſchloſſen
auf ein paar Tage dem bakteriologiſchen Brutofen anvertraut
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