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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1588, Czernowitz, 30.04.1909.

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30. April 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] Garten des Hersch Katz hinüberliefen. Zur selben Z[e]it trieb
gerade Pen[te]lei Moskaliuk mehrere Schweine auf der
Straße vorüber und Katz, in der Meinung, daß die vier
Schweine zu denen, die Moskaliuk vertrieb, gehören und
sich nur verlaufen hatten, forderte denselben auf, die Schweine
von seinem Garten wegzutreiben. Der anfangs erstaunte
Bauer ließ sich dies nicht zweimal sagen, trieb die Schweine
davon und machte sich eiligst aus dem Staube. Als sich
später die Wahrheit über den Vorfall herausstellte, wurde
die Verfolgung Moskaliuks aufgenommen. Der Gerichts-
hof erkannte den Angeklagten für schuldig und verurteilte
ihn zu einer Strafe von 2 Monaten schweren Kerkers und
zur Zahlung des Schaden- und Kostenersatzes.

Schmuggel.

Vor einem Erkenntnissenate des hiesigen
Landesgerichtes in Strafsachen hatten sich zehn Bauern,
welche in der Nacht vom 19. August acht Borstenschweine
aus Rumänien nach der österreichischen Grenze herüber-
geschwärzt hatten, zu verantworten. Sie erhielten Strafen
von 2 bis 10 Tagen Arrest.

Ein betrügerischer Kanzleibeamte.

Der im
kulturtechnischen Landesamte angestellte Baumeister Poltin
beauftragte den Amtsdiener Petro Danilewicz, als er
für einige Tage verreiste, auf seine Rechnung einen Vorschuß
von 300 K zu beheben und ihm diese Summe nach seiner
Rückkehr einzuhändigen. Danilewicz befolgte diesen
Auftrag, behob die angegebene Summe und versteckte sie in
einer im kulturtechnischen Landesamte befindlichen Badekammer
unter einigen daselbst umherliegenden Aktenstücken. Als der
Baumeister Poltin zurückkehrte und Danilewicz die
300 K aus dem Verstecke hervorholen wollte, fand er zu
seinem E[r]staunen das Geld nicht mehr vor. Der Verdacht
lenkte sich sofort auf den Kanzlisten Josephus Skriba, da
derselbe immer in Geldverlegenheiten war. Die Polizei fand
bei ihm auch den Betrag vor, von dem nur 13 K fehlten.
In der heutigen Verhandlung rech[t]fertigt sich der Angeklagte
dahin, daß er das Geld zu dem Zwecke an sich genommen
habe, um es für den Baumeister Poltin aufzubewahren
und ihm nach dessen Rückkehr das Geld einzuhändigen. Da-
gegen spricht aber der Umstand, daß Skriba, trotzdem er
wußte, daß das Geld gesucht werde, von dem Besitze des-
selben nichts verlautbaren ließ. Nach der Einvernahme des
Petro Danilewicz und der Verlesung der Zeugenaus-
sage des Baumeisters Poltin zog sich der Gerichtshof zur
Beratung zurück. Das Urteil lautete auf schweren
Kerker
in der Dauer von einem Monat, verschärft
durch einen Fasttag in jeder Woche, und zur Tragung der
Gerichtskosten.




Die geehrten Provinzabonnenten werden
ebenso höflichst als dringendst gebeten, die
Rückstände bezw. die Pränumerations-
gebühr umgehend zu begleichen.




Nachtrag.
Aufrechterhaltung der Militärdiktatur.

Wie die "Wr. Allg. Ztg." meldet
besteht bei den jetzt herrschenden Faktoren in Kostantinopel
die Absicht, die Militärdiktatur vorläufig aufrecht zu er-
halten, bis folgende drei Gesetze in der Kammer beschlossen
sein werden:

1. Ein Preßgesetz, das der Zügellosigkeit der Presse
Einhalt tun soll;

2. ein Vrrsammlungs- und Vereinsgesetz;

3. eine Ergänzung des Landstreichergesetzes,
durch welches die Internierung verdächtiger Personen er-
möglicht wird.




Aeußerungen des neuen Sultans.

Außer den gemeldeten
Worten soll der neue Sultan nach der "Sabah" dem ersten
Abgesandten Habib gesagt haben: "Dreiunddreißig Jahre
habe ich meine Kaltblütigkeit bewahrt. Mein Wunsch ist,
gemäß dem Scheri und der Verfassung zu regieren."

Nach Verehrung des Mantels des Propheten habe der
Sultan gesagt: "Bis jetzt war ich nicht frei in meinen
Handlungen. Künftighin will ich mit Gottes Hilfe der Nation
dienen."




Der offizielle Text des Fetwas.

Der offizielle Text des
von der Nationalversammlung über den Thronwechsel gefaßten
Beschlusses lautet:

"Dienstag den 27. April 1909 um halb 7 Uhr (das
ist halb 3 Uhr nachm[i]ttags) hat die aus Senatoren und
Deputierten zusammengesetzte Nationalversammlung von den
beiden in dem vom Scheich-ul-Islam verlesenen und unter-
zeichneten F[e]twa enthaltenen Arten einstimmig die Ent-
thronung vorgezogen. Infolgedessen wird Sultan Abdul
Hamid
II. des islamischen Kalifats und des ottomanischen
Sultanats für verlustig erklärt und der legitime Thronfolger
Mehmed Reschad Efendi zum Kalifen und Sultan
mit dem Namen Sultan Mehmed V. proklamiert."




[Spaltenumbruch]
Letzte Telegramme.
[Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
siehe die Rubriken "Vom Tage", "Bunte Chronik" und
"Rechtspflege".]
Nach dem Thronwechsel.
Die Nationalversammlung.

(Korr.-B.)

Die National-
versammlung
beschloß mit groß[e]r Majorität, daß der
neue Sultan den Eid auf die Verfassung binnen einer
Woche vor der Nationalversammlung wiederhole, und billigte
einstimmig die Depesche Mahmud Schewkel's, worin
die von der Armee als notwendig anerkannte Transportieru[n]g
Abdul Hamid's mitgeteilt wird.

Abdul Hamid in Saloniki.
(Korr.-B.)

Ex Sultan Abdul
Hamid
ist in Begleitung von elf Frauen und zwei Prinzen
nachts hier eingetroffen und wurde in die Villa Allatini
gebracht, wo er interniert und streng militärisch be-
wacht
wird.

(Korr.-B.)

Die Fahrt Abdul
Hamid
's ist ohne Zwischenfall verlaufen. Er verbrachte die
Fahrt meist vor sich brütend, halb schlummernd und verlangte
weder Speise noch Trank, nur ein Glas Wasser. Der Bahn-
hof war bei der Ankunft von Truppen umzingelt. Abdul
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gebracht. Die Frauen schlugen ihre Schleier zurück und
blickten neugierig aus den Wagensenstern. Auf den Straßen
waren starke Militärposten. Während das Volk die Thron-
besteigung mit Musik und Gesang feierte, wurde
Abdul Hamid in die Villa Allatani gebracht, die unter
Militärbewachung steht. Die Villa wurde in aller Eile für
die neuen Bewohner hergerichtet.

Weitere Verhaftungen.

(Korr.-B.)

Von den
Männern ds alten Regimes und den Anhängern der
"liberalen Union" wurden viele verhaftet, darunter auch der
Kammerherr Ragid Pascha und der Eigentümer des
Blattes "Serbestie."

Der Ex-Sultan vor Gericht.

(Priv.-Tel. d. "Cz. Allg. Ztg.")

In einflußreichen jungtürkischen Kreisen wird eifrig dafür
agitiert, daß der Exsultan Abdul Hamid wegen erwiesener
Mitschuld an dem reaktionären Aufstand vor Gericht gestellt
werde und daß dieses ein Todesurteil fälle. An dieser
Agitation nahmen insbesondere die christlichen Anhänger
der Jungtürken teil, welche für die Tatsache Beweise haben,
daß Abdul Hamid sich türkischer Emissäre bediente, um die
Christenmetzeleien in Kleinasien und insbesondere in
Adanazu zu veranlassen. Die Agitation dürfte von Erfolg
begleitet sein, weil man der Schlauheit Abdul Hamids zu-
mutet, daß er noch Mittel und Wege finden wird, um neue
Aufstände anzuzetteln.

Blutgericht in Konstantinopel.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg
Ztg.")

Die Jungtürken nahmen in Konstantinopel 10.000 Ver-
haftungen vor. Die Verhafteten werden vor ein in Permanenz
b[e]findliches Kriegsgericht gestellt werden. Bis jetzt
wurden 200 Off[i]ziere, 200 Unteroffiziere, 50 Soldaten,
70 Hodschas und 40 Polizeisp[i]tzel hingerichtet.




Die ungarische Krise.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

In der Unabhängigkeitspartei gewinnen immer
jene Elemente die Oberhand, welche an der Regierung
bleiben
wollen. Sie streben die Bildung eines Kabinetts
Weckerle-Kossuth an unter Ausschaltung aller
auf der 67er Basis stehenden Minister. Die Unab-
hängigkeitspartei
läßt erkennen, daß sie bereit sei,
für militärische Konzessionen die Bankfrage
zurückzustellen.
Graf Tisza erscheint morgen beim
Kaiser in Audienz. Er erklärt aber schon jetzt, daß
er jede Beteiligung an der Kabinettsbildung ab-
lehne.




Die Entrevne in Baia.

(KB)

Das italienische und
das englische Königspaar sind hier eingetroffen.




Die Lage in Serbien.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Im serbischen Offizierskorps ist eine immer
mehr wachsende Gärung
gegen die Dynastie be-
vorst[e]hend. Die Lage hat sich sehr zugespitzt. Es sind ernste
Ereignisse bevorstehend.




[Spaltenumbruch]
[]

30. April 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] Garten des Herſch Katz hinüberliefen. Zur ſelben Z[e]it trieb
gerade Pen[te]lei Moskaliuk mehrere Schweine auf der
Straße vorüber und Katz, in der Meinung, daß die vier
Schweine zu denen, die Moskaliuk vertrieb, gehören und
ſich nur verlaufen hatten, forderte denſelben auf, die Schweine
von ſeinem Garten wegzutreiben. Der anfangs erſtaunte
Bauer ließ ſich dies nicht zweimal ſagen, trieb die Schweine
davon und machte ſich eiligſt aus dem Staube. Als ſich
ſpäter die Wahrheit über den Vorfall herausſtellte, wurde
die Verfolgung Moskaliuks aufgenommen. Der Gerichts-
hof erkannte den Angeklagten für ſchuldig und verurteilte
ihn zu einer Strafe von 2 Monaten ſchweren Kerkers und
zur Zahlung des Schaden- und Koſtenerſatzes.

Schmuggel.

Vor einem Erkenntnisſenate des hieſigen
Landesgerichtes in Strafſachen hatten ſich zehn Bauern,
welche in der Nacht vom 19. Auguſt acht Borſtenſchweine
aus Rumänien nach der öſterreichiſchen Grenze herüber-
geſchwärzt hatten, zu verantworten. Sie erhielten Strafen
von 2 bis 10 Tagen Arreſt.

Ein betrügeriſcher Kanzleibeamte.

Der im
kulturtechniſchen Landesamte angeſtellte Baumeiſter Poltin
beauftragte den Amtsdiener Petro Danilewicz, als er
für einige Tage verreiſte, auf ſeine Rechnung einen Vorſchuß
von 300 K zu beheben und ihm dieſe Summe nach ſeiner
Rückkehr einzuhändigen. Danilewicz befolgte dieſen
Auftrag, behob die angegebene Summe und verſteckte ſie in
einer im kulturtechniſchen Landesamte befindlichen Badekammer
unter einigen daſelbſt umherliegenden Aktenſtücken. Als der
Baumeiſter Poltin zurückkehrte und Danilewicz die
300 K aus dem Verſtecke hervorholen wollte, fand er zu
ſeinem E[r]ſtaunen das Geld nicht mehr vor. Der Verdacht
lenkte ſich ſofort auf den Kanzliſten Joſephus Skriba, da
derſelbe immer in Geldverlegenheiten war. Die Polizei fand
bei ihm auch den Betrag vor, von dem nur 13 K fehlten.
In der heutigen Verhandlung rech[t]fertigt ſich der Angeklagte
dahin, daß er das Geld zu dem Zwecke an ſich genommen
habe, um es für den Baumeiſter Poltin aufzubewahren
und ihm nach deſſen Rückkehr das Geld einzuhändigen. Da-
gegen ſpricht aber der Umſtand, daß Skriba, trotzdem er
wußte, daß das Geld geſucht werde, von dem Beſitze des-
ſelben nichts verlautbaren ließ. Nach der Einvernahme des
Petro Danilewicz und der Verleſung der Zeugenaus-
ſage des Baumeiſters Poltin zog ſich der Gerichtshof zur
Beratung zurück. Das Urteil lautete auf ſchweren
Kerker
in der Dauer von einem Monat, verſchärft
durch einen Faſttag in jeder Woche, und zur Tragung der
Gerichtskoſten.




Die geehrten Provinzabonnenten werden
ebenſo höflichſt als dringendſt gebeten, die
Rückſtände bezw. die Pränumerations-
gebühr umgehend zu begleichen.




Nachtrag.
Aufrechterhaltung der Militärdiktatur.

Wie die „Wr. Allg. Ztg.“ meldet
beſteht bei den jetzt herrſchenden Faktoren in Koſtantinopel
die Abſicht, die Militärdiktatur vorläufig aufrecht zu er-
halten, bis folgende drei Geſetze in der Kammer beſchloſſen
ſein werden:

1. Ein Preßgeſetz, das der Zügelloſigkeit der Preſſe
Einhalt tun ſoll;

2. ein Vrrſammlungs- und Vereinsgeſetz;

3. eine Ergänzung des Landſtreichergeſetzes,
durch welches die Internierung verdächtiger Perſonen er-
möglicht wird.




Aeußerungen des neuen Sultans.

Außer den gemeldeten
Worten ſoll der neue Sultan nach der „Sabah“ dem erſten
Abgeſandten Habib geſagt haben: „Dreiunddreißig Jahre
habe ich meine Kaltblütigkeit bewahrt. Mein Wunſch iſt,
gemäß dem Scheri und der Verfaſſung zu regieren.“

Nach Verehrung des Mantels des Propheten habe der
Sultan geſagt: „Bis jetzt war ich nicht frei in meinen
Handlungen. Künftighin will ich mit Gottes Hilfe der Nation
dienen.“




Der offizielle Text des Fetwas.

Der offizielle Text des
von der Nationalverſammlung über den Thronwechſel gefaßten
Beſchluſſes lautet:

„Dienstag den 27. April 1909 um halb 7 Uhr (das
iſt halb 3 Uhr nachm[i]ttags) hat die aus Senatoren und
Deputierten zuſammengeſetzte Nationalverſammlung von den
beiden in dem vom Scheich-ul-Islam verleſenen und unter-
zeichneten F[e]twa enthaltenen Arten einſtimmig die Ent-
thronung vorgezogen. Infolgedeſſen wird Sultan Abdul
Hamid
II. des islamiſchen Kalifats und des ottomaniſchen
Sultanats für verluſtig erklärt und der legitime Thronfolger
Mehmed Reſchad Efendi zum Kalifen und Sultan
mit dem Namen Sultan Mehmed V. proklamiert.“




[Spaltenumbruch]
Letzte Telegramme.
[Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
ſiehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und
„Rechtspflege“.]
Nach dem Thronwechſel.
Die Nationalverſammlung.

(Korr.-B.)

Die National-
verſammlung
beſchloß mit groß[e]r Majorität, daß der
neue Sultan den Eid auf die Verfaſſung binnen einer
Woche vor der Nationalverſammlung wiederhole, und billigte
einſtimmig die Depeſche Mahmud Schewkel’s, worin
die von der Armee als notwendig anerkannte Transportieru[n]g
Abdul Hamid’s mitgeteilt wird.

Abdul Hamid in Saloniki.
(Korr.-B.)

Ex Sultan Abdul
Hamid
iſt in Begleitung von elf Frauen und zwei Prinzen
nachts hier eingetroffen und wurde in die Villa Allatini
gebracht, wo er interniert und ſtreng militäriſch be-
wacht
wird.

(Korr.-B.)

Die Fahrt Abdul
Hamid
’s iſt ohne Zwiſchenfall verlaufen. Er verbrachte die
Fahrt meiſt vor ſich brütend, halb ſchlummernd und verlangte
weder Speiſe noch Trank, nur ein Glas Waſſer. Der Bahn-
hof war bei der Ankunft von Truppen umzingelt. Abdul
Hamid wurde unter ſtarker Kavallerieeſkorte nach der Stadt
gebracht. Die Frauen ſchlugen ihre Schleier zurück und
blickten neugierig aus den Wagenſenſtern. Auf den Straßen
waren ſtarke Militärpoſten. Während das Volk die Thron-
beſteigung mit Muſik und Geſang feierte, wurde
Abdul Hamid in die Villa Allatani gebracht, die unter
Militärbewachung ſteht. Die Villa wurde in aller Eile für
die neuen Bewohner hergerichtet.

Weitere Verhaftungen.

(Korr.-B.)

Von den
Männern ds alten Regimes und den Anhängern der
„liberalen Union“ wurden viele verhaftet, darunter auch der
Kammerherr Ragid Paſcha und der Eigentümer des
Blattes „Serbeſtie.“

Der Ex-Sultan vor Gericht.

(Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“)

In einflußreichen jungtürkiſchen Kreiſen wird eifrig dafür
agitiert, daß der Exſultan Abdul Hamid wegen erwieſener
Mitſchuld an dem reaktionären Aufſtand vor Gericht geſtellt
werde und daß dieſes ein Todesurteil fälle. An dieſer
Agitation nahmen insbeſondere die chriſtlichen Anhänger
der Jungtürken teil, welche für die Tatſache Beweiſe haben,
daß Abdul Hamid ſich türkiſcher Emiſſäre bediente, um die
Chriſtenmetzeleien in Kleinaſien und insbeſondere in
Adanazu zu veranlaſſen. Die Agitation dürfte von Erfolg
begleitet ſein, weil man der Schlauheit Abdul Hamids zu-
mutet, daß er noch Mittel und Wege finden wird, um neue
Aufſtände anzuzetteln.

Blutgericht in Konſtantinopel.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg
Ztg.“)

Die Jungtürken nahmen in Konſtantinopel 10.000 Ver-
haftungen vor. Die Verhafteten werden vor ein in Permanenz
b[e]findliches Kriegsgericht geſtellt werden. Bis jetzt
wurden 200 Off[i]ziere, 200 Unteroffiziere, 50 Soldaten,
70 Hodſchas und 40 Polizeiſp[i]tzel hingerichtet.




Die ungariſche Kriſe.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

In der Unabhängigkeitspartei gewinnen immer
jene Elemente die Oberhand, welche an der Regierung
bleiben
wollen. Sie ſtreben die Bildung eines Kabinetts
Weckerle-Koſſuth an unter Ausſchaltung aller
auf der 67er Baſis ſtehenden Miniſter. Die Unab-
hängigkeitspartei
läßt erkennen, daß ſie bereit ſei,
für militäriſche Konzeſſionen die Bankfrage
zurückzuſtellen.
Graf Tisza erſcheint morgen beim
Kaiſer in Audienz. Er erklärt aber ſchon jetzt, daß
er jede Beteiligung an der Kabinettsbildung ab-
lehne.




Die Entrevne in Baia.

(KB)

Das italieniſche und
das engliſche Königspaar ſind hier eingetroffen.




Die Lage in Serbien.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Im ſerbiſchen Offizierskorps iſt eine immer
mehr wachſende Gärung
gegen die Dynaſtie be-
vorſt[e]hend. Die Lage hat ſich ſehr zugeſpitzt. Es ſind ernſte
Ereigniſſe bevorſtehend.




[Spaltenumbruch]
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[5/0005] 30. April 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Garten des Herſch Katz hinüberliefen. Zur ſelben Zeit trieb gerade Pentelei Moskaliuk mehrere Schweine auf der Straße vorüber und Katz, in der Meinung, daß die vier Schweine zu denen, die Moskaliuk vertrieb, gehören und ſich nur verlaufen hatten, forderte denſelben auf, die Schweine von ſeinem Garten wegzutreiben. Der anfangs erſtaunte Bauer ließ ſich dies nicht zweimal ſagen, trieb die Schweine davon und machte ſich eiligſt aus dem Staube. Als ſich ſpäter die Wahrheit über den Vorfall herausſtellte, wurde die Verfolgung Moskaliuks aufgenommen. Der Gerichts- hof erkannte den Angeklagten für ſchuldig und verurteilte ihn zu einer Strafe von 2 Monaten ſchweren Kerkers und zur Zahlung des Schaden- und Koſtenerſatzes. Schmuggel. Vor einem Erkenntnisſenate des hieſigen Landesgerichtes in Strafſachen hatten ſich zehn Bauern, welche in der Nacht vom 19. 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In der heutigen Verhandlung rechtfertigt ſich der Angeklagte dahin, daß er das Geld zu dem Zwecke an ſich genommen habe, um es für den Baumeiſter Poltin aufzubewahren und ihm nach deſſen Rückkehr das Geld einzuhändigen. Da- gegen ſpricht aber der Umſtand, daß Skriba, trotzdem er wußte, daß das Geld geſucht werde, von dem Beſitze des- ſelben nichts verlautbaren ließ. Nach der Einvernahme des Petro Danilewicz und der Verleſung der Zeugenaus- ſage des Baumeiſters Poltin zog ſich der Gerichtshof zur Beratung zurück. Das Urteil lautete auf ſchweren Kerker in der Dauer von einem Monat, verſchärft durch einen Faſttag in jeder Woche, und zur Tragung der Gerichtskoſten. ☛ Die geehrten Provinzabonnenten werden ebenſo höflichſt als dringendſt gebeten, die Rückſtände bezw. die Pränumerations- gebühr umgehend zu begleichen. Nachtrag. Aufrechterhaltung der Militärdiktatur. Wien, 29. April. Wie die „Wr. Allg. 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Der offizielle Text des von der Nationalverſammlung über den Thronwechſel gefaßten Beſchluſſes lautet: „Dienstag den 27. April 1909 um halb 7 Uhr (das iſt halb 3 Uhr nachmittags) hat die aus Senatoren und Deputierten zuſammengeſetzte Nationalverſammlung von den beiden in dem vom Scheich-ul-Islam verleſenen und unter- zeichneten Fetwa enthaltenen Arten einſtimmig die Ent- thronung vorgezogen. Infolgedeſſen wird Sultan Abdul Hamid II. des islamiſchen Kalifats und des ottomaniſchen Sultanats für verluſtig erklärt und der legitime Thronfolger Mehmed Reſchad Efendi zum Kalifen und Sultan mit dem Namen Sultan Mehmed V. proklamiert.“ Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſiehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und „Rechtspflege“. Nach dem Thronwechſel. Die Nationalverſammlung. Konſtautinopel, 29. April. (Korr.-B.) 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Auf den Straßen waren ſtarke Militärpoſten. Während das Volk die Thron- beſteigung mit Muſik und Geſang feierte, wurde Abdul Hamid in die Villa Allatani gebracht, die unter Militärbewachung ſteht. Die Villa wurde in aller Eile für die neuen Bewohner hergerichtet. Weitere Verhaftungen. Konſtantinopel, 29. April. (Korr.-B.) Von den Männern ds alten Regimes und den Anhängern der „liberalen Union“ wurden viele verhaftet, darunter auch der Kammerherr Ragid Paſcha und der Eigentümer des Blattes „Serbeſtie.“ Der Ex-Sultan vor Gericht. Saloniki, 29. April. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“) In einflußreichen jungtürkiſchen Kreiſen wird eifrig dafür agitiert, daß der Exſultan Abdul Hamid wegen erwieſener Mitſchuld an dem reaktionären Aufſtand vor Gericht geſtellt werde und daß dieſes ein Todesurteil fälle. 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Sie ſtreben die Bildung eines Kabinetts Weckerle-Koſſuth an unter Ausſchaltung aller auf der 67er Baſis ſtehenden Miniſter. Die Unab- hängigkeitspartei läßt erkennen, daß ſie bereit ſei, für militäriſche Konzeſſionen die Bankfrage zurückzuſtellen. Graf Tisza erſcheint morgen beim Kaiſer in Audienz. Er erklärt aber ſchon jetzt, daß er jede Beteiligung an der Kabinettsbildung ab- lehne. Die Entrevne in Baia. Baia, 29. April. (KB) Das italieniſche und das engliſche Königspaar ſind hier eingetroffen. Die Lage in Serbien. Belgrad, 29. April. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Im ſerbiſchen Offizierskorps iſt eine immer mehr wachſende Gärung gegen die Dynaſtie be- vorſtehend. Die Lage hat ſich ſehr zugeſpitzt. Es ſind ernſte Ereigniſſe bevorſtehend. _

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1588, Czernowitz, 30.04.1909, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer1588_1909/5>, abgerufen am 29.12.2024.