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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1082, Czernowitz, 22.08.1907.

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22. August 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch]
Wohltätigkeitsvorstellung.

Freitag, den 23. August
1907 findet im deutsch-jüdischen Theater eine Wohltätigkeits-
vorstellung zu Gunsten des Unterstützungsfondes der Sicherheits-
wache statt. Zur Aufführung gelangt "Judith und Holofernes",
historische Operette in 5 Akten von Abraham Goldfaden.

Todesfall.

Gestern ist hier der praktische Arzt Doktor
Isidor Homiuka im Alter von 36 Jahren gestorben. Das
Leichenbegängnis findet am 22. d. um 2 Uhr nachmittags
vom Trauerhause, Residenzgasse Nr. 2 aus, statt.

Reichsratsabgeordneter Dr. Isopescul-Grecul

erstattete Sonntag, den 18. d. M. seinen Wählern in den
Gemeinden Petroutz und Kupka Rechenschaftsberichte über
seine Haltung in der verstrichenen Reichsratssession, die von
sämlichen Wählern mit Jubel aufgenommen wurden. Auch
im Storozynetzer Bezirke erschei[n]t der durch künstliche
Agitationen in der Wahlzeit erzeugte Widerspruch gegen
die Person dieses Abgeordneten vollständig verschwunden.
Dafür zeugen die großartigen Empfänge, die dem
Abgeordneten Dr. Isopescul-Grecul in den genannten
Gemeinden bereitet wurden, und der Verlauf der von ihm
abgehaltenen Versammlungen. Die ganze Bevölkerung war bei
der Ankunft ihres Abgeordneten auf den Füßen. Von Reiter-
banderien und einer unübersichtbaren Menge von Menschen
begleitet, wurde Dr. Isopescul-Grecul unter Pellerschüssen zu
den Versammlungsorten geleitet, wo ihm von den Gemeinde-
ausschüssen Salz und Brod nach alter Bukowiner Sitte als
Willkommengruß gereicht wurden. Den Dank für die[s]e Gaben
verband der Abgeordnete mit seinen Rechenschaftsberichten, die
auch allgemeine Zustimmung erwarben. Allüberall wurde
dem Berichterstatter einstimmig das vollste Vertrauen votiert.
Nachher drängte sich Klein und Groß, um dem Abgeordneten
die Wünsche der Bevölkerung vorzutragen. Es ist geradezu
unglaublich, in wie kurzer Zeit Dr. Isopescul-Grecul die
Herzen aller seiner Wähler und selbst seiner größten Wider-
sacher zu gewinnen wußte! Allerdings darf aber auch nicht über-
sehen werden, daß selten ein Abgeordneter so unermüdlich und
unentwegt für das Wohl seiner Wähler zu arbeiten bemüht ist.

Unfall durch ein scheues Pferd.

Ueber den gestern
unter der Spitzmarke "Tragischer Vorfall" veröffentlichten
Unfall in der Brückenstraße meldet der heutige Polizeirapport,
daß nicht GR. Boryslawski, sondern ein anderer Herr,
namens Semczuk, den Bauern Baraniuk in der Auf-
regung mißhandelt habe. Diese Meldung besagt: Als gestern
mittags der 24jährige George Baraniuk aus Mamajestie
mit einem einspännigen Bauernwagen durch die Brückenstraße
fuhr, scheute sein Pferd vor einem daher kommenden Waggon
der elektrischen Straßenbahn. Es riß aus und rannte mit
derartiger Wucht gegen ein dem GR. Karl Boryslawski
gehöriges Gespann, daß es ein Handpferd dieses Wagens
mit der Deichsel an der Brust sehr schwer verletzte. Darüber
geriet der am Wagen des Boryslawski sitzende Anton
Semczuk derart in Aufregung, daß er den Baraniuk mit
einem Weichselstocke mißhandelte und diesem zwei stark
blutende Rißquetschwunden am Kopfe beibrachte. Der Rayons-
posten brachte den Verletzten zur Rettungsgesellschaft, von der
er nach erster Hilfeleistung in die Landeskrankenanstalt über-
führt werden mußte.

Familiennachrichten.

Fräulein Lydia Fritsch,
Tochter des Apothekers Herrn Ferdinand Fritsch in Dorna-
Watra, hat sich mit Herrn Stanislaus Wadrzyk, Forst-
inspektionskommissär und Leiter der Wildbachregulierung in
Stulpikany, verlobt. -- Am 18. August feierten in Prag die
Verlobung Herr Ingenieur Ludwig Karnet, Bauadjunkt
bei der Betriebsleitungsexpositur in Gurahumora, mit Fräulein
Irma Levy, Tochter der Privatiere Franziska Levy
aus Prag.

Bad Dorna-Watra.

Die letzte uns zugekommene
Kurliste vom 8. August weist 2210 in Dorna-Watra einge-
troffene Kurgäste auf.

Auswanderung.

Mit den Zügen Nr. 312, 318 und
322 sind gestern 29 rumänische, 21 russische, sowie 11 hier-
ländische jüdische Emigranten und 6 Bauern aus dem
Suczawaer Bezirke nach Amerika gefahren.

Marktpolizei.

Bei den in den letzten Monaten seitens
der städt. Marktkanzlei vorgenommenen, marktpolizeilichen
Revisionen in den Erzeugungs- und Verschleisstätten von
Nahrungs- und Genusmitteln, im Stadtinnern und in den
Vorstädten, weiters bei der Untersuchung der Lebensmittel
auf den Märkten wurde eine ganze Reihe von Uebertretungen
der bestehenden Vorschriften konstatiert und eine nicht unbe-
deutende Menge verfälschter oder verdorbener Lebensmittel
aus dem Verkehre gebracht. Insgesamt wurden in den
Monaten Mai, Juni und Juli 314 Revisionen in den
Fleischhauereien, Selchereien, Bäckereien, Russelfabriken, Kon-
ditoreien und Konditenfabriken, ferner in den Mühlen, Lager-
häusern, den Bierdepots, Bierabfüllstätten, Sodawasser und
Limonadenfabriken, den Milchmeiereien, Droguerien, sowie in
den anderen Verschleißstätten von Lebensmitteln und Ge-
brauchsgegenständen vorgenommen. Von den erhobenen An-
ständen waren in überwiegender Zahl Uebertretungen der
Sanitätsvorschriften zu verzeichnen; die Uebertretungen der
Aichvorschriften haben im Verhältnisse zu den vorigen Monaten
bedeutend abgenommen, dagegen wurden mehrere Milch-
pautscher überführt und insgesamt 280 Liter verwasserter
Milch vertilgt. Weiters wäre erwähnenswert die Vertilgung
von 46 Liter verdorbenen Bieres, 112 Flaschen verunreinigten
Sodawassers, 42 Limonaden, 12 Körben ungeniesbarer
Schwämme, 18 Körbe verdorbenen Obstes, 24 kg. Weizen-
mehles, 10 kg. Emmentalerkäse, 15 kg. Wurstwaren und
die Beanständung von 324 den bestehenden Gesetzen nicht
entsprechenden Syphonflaschen.

Lieferungsausschreibung.

Die Lieferung der nach-
stehend angeführten Materialien wird für das Jahr 1908
im Offertwege vergeben, und zwar: Bestandteile für Lampen
und Laternen, dann Lampen und Laternen komplett, Bestand-
teile aus Schmiedeeisen für Bahnbetriebsmittel, sowie Metall-
[Spaltenumbruch] waren, als: K[u]pferblech, Kupf[e]rrohre, Stangenkupfer, Kupfer-
drath, Zinn, Antimon, Blockbei, Bleirohre, Bleiplomben,
Messingblech und M[e]ssingdrath, Packfonablech und Packfona-
drath, Zinkblech und Plattinzink. Die vorgeschriebenen
Mengen können um 15 Prozent erhöht oder vermindert
werden. Die der Lieferungsausführung zu Grunde zu
legenden allgemeinen und besonderen Lieferungsbedingnisse,
dann die Formularien, welche zur Verfassung der Offerte
benützt werden müssen und die näheren Angaben über
Bedarfsmengen und Dimensionen enthalten, können bei der
unterzeichneten k. k. Betriebsleitung eingesehen, behoben oder
gegen Einsendung des Porto bezogen werden. Die Preise
sind franko einer Station der k. k. österreichischen Staats-
bahnen inklusive aller Spesen zu notieren. Für Zinn- und
Kupferwaren sind fixe Zuschläge zu einem variablen Grund-
preise zu offerieren, über dessen Aufstellung das bezügliche
Offertformulare näheren Aufschluß gibt. Die Offerten sind
samt den etwaigen Beilagen per Bogen mit einem Kronen-
stempel versehen, versiegelt und mit der Aufschrift "Offert für
Lieferung von Bestandteilen aus Schmiedeeisen für Fahr-
betriebsmittel" oder "Offert für die Lieferung von Kupfer-
waren" oder "Offert für die Lieferung von Lampen und
Laternen etc." bei der unterzeichneten k. k. Betriebsleitung bis
längstens 20. September l. J. 12 Uhr mittags einzubringen.
Jeder Offerent hat das Recht, der am nächsten Tage um
9 Uhr vormittags stattfindenden kommissionellen Offert-
eröffnung persönlich beizuwohnen. Der k. k. Betriebsleitung
steht es frei, die Offerenten rücksichtlich des ganzen offerierten
Quantums oder nur eines Teiles desselben zu akzeptieren,
oder ganz abzulehnen. Offerte, welche nach dem obigen
Termine eingebracht werden, oder den Bestimmungen dieser
Ausschreibung nicht entsprechen, bleiben unberücksichtigt.

Variete Bierpalast.

Das neuengagierte Künstler.
Ensemble übt nach wie vor ungeschwächte Zugkraft aus-
Besonders erwähnt sei, das fesche Wiener Duo Fritzi und
Edmund, die elegante Kostümsoubrette Thea Derby, die
reizende Verwandlungstänzerin Miki Renne sowie der vor-
zügliche Tanzhumorist Edmund Lindner. Heute findet die
Erstaufführung der urkomischen Pose "Im Vermittlungs-
bureau" statt, worin das ganze Ensemble beschäftigt ist.




Korrespondenzen.


Suczawa.

(Notar Stefan Ritter von
Mikuli)
verläßt demnächst unsere Stadt, in der er mehr
als ein Dezenium zum Wohle der Bevölkerung der Stadt
und des Bezirkes in hervorragender Weise gewirkt hat.
Ehrenstellen, so zahlreich sie ihm übertragen wurden,
bekleidete er voll und ganz. In den Gemeinderat vom I.
Wahlkörper zum zweiten male entsendet, war er seit etwa
fünf Jahren ständiger Finanzreferent und hat es, wenn auch
unter äußerst schwierigen Verhältnissen, verstanden das Gleich-
gewicht im städtischen Haushalte zu erhalten. In diese Zeit
fallen die Lösung wichtiger Fragen, wie der Neubau des
Amtsgebäudes und des Stadthauses, sowie die Errichtung
des Gebührenbemessungsamtes. Dessen Anträge waren stets
begründet und hatten zumeist Erfolg. Notar v. M[i]kuli war
seit Jahren Obmann der Bezirkskrankenkasse, Obmann der
Leihbibliotek, Mitbegründer des landwirtschaftlichen Bezirks-
vereines, des Stadtverschönerungsvereines, Mitglied der Personal-
steuerkommission und Mitglied einer Anzahl humanitärer
Vereine. Er hatte stets an den hiesigen Arbeitern und an der
sozialdemokratischen Partei einen großen Anhang, welche ihm
fast einhellig die Obmannschaft in der Bezirkskrankenkasse
übertrug. Anläßlich seines Scheidens hat ihm auch die letzere
in einer Festsitzung große Ovationen bereitet. Große Objektivität
hat derselbe als Wahlkommissär bei den letzten Reichsrats-
wahlen bewiesen. Dessen Wohltätigkeits- und Gerechtigkeitssinn
muß überdies besonders hervorgehoben werden. Und so darf
Notar von Mikuli unsere Stadt, man könnte sagen die ihm
liebgewordene zweite Heimat, mit dem Bewustsein verlassen,
daß er nicht nur der Gesamtheit, sondern jedem einzelnen
Stadtbewohner in angenehmster Erinnerung bleiben wird,
und daß ihm jedermann ohne Unterschied des Standes und
der Nationalität die besten Wünsche für seine neue Tätigkeit
in unserer Landeshauptstadt mitgibt.

Bojan. (Ertrnnken).

Heute ertrank der 11jährige
David Kastner im Pruthflusse während des Badens.

Bojan. (Brand.)

Das dem Jankel Retter gehörige
Haus wurde gestern ein Raub der Flammen. Die freiwillige
Feuerwehr, welche mit einem Löschtrain an Ort und Stelle
erschien, verhütete die weitere Ausbreitung des Feuers.

Dornawatra. (Danksagung.)

Seine Hochwohl-
geboren der Herr Landespräsident Dr. Oktavian Reguer von
Bleyleben hat dem Vereine "Kaiser Franz Josef I. Kurhaus
für Offiziere und Beamte in Dornawatra" den Betrag von
40 K zukommen lassen. Für diese hochherzige Spende b[e]ehrt
sich die gefertigte Vereinsleitung, Seiner Hochwohlgeboren,
dem Herrn Landespräsidenten, den ergebensten Dank öffentlich
auszusprechen. Verein Kaiser Franz Josef I. Kurhaus für
Offiziere und Beamte in Dorna-Watra.

Waszkoutz. a Cz. (Der VIII. Zionistenkongreß.)

Die akad. Verbindung "Hebronia" veranstaltete am 18. d. M.
eine Volksversammlung mit der Tagesordnung "Der Zionismus
und der VIII. Kongreß". Die glänzend besuchte Versammlung
wurde vom Mitgliede der "Hebronia" Glückstern eröffnet
und über dessen Vorschlag Herr Löbel Taubes zum Vor-
sitzenden gewählt. Letzterer erteilte dem Referenten stud. iur.
Hornstein ("Hebronia") das Wort. Derselbe warf einen
kurzen Ueberblick auf die Zeit seit dem Auftreten Herzls bis
heute, besprach den VIII. Zionistenkongreß und schloß mit
einem warmen Appell an die Versammlung, die zionistische
Idee zu fördern und zu unterstützen. Nachdem noch Herr
[Spaltenumbruch] Redakteur Löbel Taubes über die Bedeutung der O[e]lbaum-
spenden gesprochen hatte, wurde beschlossen, ein Begrüßungs-
telegramm an den VIII. Kongreß zu senden.




Letzte Telegramme.
Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
siehe die Rubriken "Vom Tage", "Bunte Chronik" und
Rochtspflege".
Der böhmische Landtag. (Priv.-Tel. d. "Cz. Allg. Ztg."

Der Landesausschuß hat heute einstimmig eine Resolution
angenommen, in der die Regierung aufgefordert wird, den
Landtag im September einzuberufen.




Sturdza auf dem Semmering. (Tel. d. "Cz. Allg. Ztg.")

Der
rumänische Ministter des Aeußeren Sturdza traf heute
mittags auf dem Semmering ein und stattete dem Minister
des Aueßeren Baron Aerental einen längeren Besuch ab.
Man vermutet, daß zwischen beiden Staatsmännern die Frage
des österreichisch-rumänischen Handelsvertrages zur
Sprache gebracht worden ist.




Die Vorgänge in Marokko.
Die Kämpfe vor Casablanca. (Korr.-B.)

Die Blätter melden
aus Casablanca: Gestern erfolgte ein neuer Angriff auf
Casablanca. General Drude ersuchte die Regierung tele-
graphisch um Verstärkungen.

Kritische Lage der Franzosen. (Korr.-B.)

Die vier wichtigsten
Stämme Südmarokkos, die Muley Hafis zum Sultan aus-
gerufen haben, treffen Vorbereitungen zum Marsche nach
Casablanca.
Muley Hafis soll mit 6000 Mann mit
Artillerie auf Casablanca marschieren. Die Lage der
französischen Truppen
unter General Drude wird
kritisch.




Ein Millionenlegat. (Priv. Tel. d. Cz. Allg. Ztg.)

Der hiesige Millionär Elkan Steiner ist gestorben.
Derselbe hat der Kultusgemeinde Eibenschütz ein
Legat von einer Million Kronen hiuterlassen.




Die Blatternepidemie in Wien. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Die Blatternepidemie breitet sich hier mit unheimlicher
Schnelligkeit aus. Heute sind neuerlich 11 Blatternerkrankungen
zur Anzeige gelangt. In der Bevölkerung macht sich infolge
dessen große Beunruhigung bemerkbar.




Elegante moderne Damenhüte wegen vorgerückter
Saison zu bedeutend reduzierten Preisen "Zur Französin"
Czernowitz Herrengasse 16.

[]
22. Auguſt 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch]
Wohltätigkeitsvorſtellung.

Freitag, den 23. Auguſt
1907 findet im deutſch-jüdiſchen Theater eine Wohltätigkeits-
vorſtellung zu Gunſten des Unterſtützungsfondes der Sicherheits-
wache ſtatt. Zur Aufführung gelangt „Judith und Holofernes“,
hiſtoriſche Operette in 5 Akten von Abraham Goldfaden.

Todesfall.

Geſtern iſt hier der praktiſche Arzt Doktor
Iſidor Homiuka im Alter von 36 Jahren geſtorben. Das
Leichenbegängnis findet am 22. d. um 2 Uhr nachmittags
vom Trauerhauſe, Reſidenzgaſſe Nr. 2 aus, ſtatt.

Reichsratsabgeordneter Dr. Iſopescul-Grecul

erſtattete Sonntag, den 18. d. M. ſeinen Wählern in den
Gemeinden Petroutz und Kupka Rechenſchaftsberichte über
ſeine Haltung in der verſtrichenen Reichsratsſeſſion, die von
ſämlichen Wählern mit Jubel aufgenommen wurden. Auch
im Storozynetzer Bezirke erſchei[n]t der durch künſtliche
Agitationen in der Wahlzeit erzeugte Widerſpruch gegen
die Perſon dieſes Abgeordneten vollſtändig verſchwunden.
Dafür zeugen die großartigen Empfänge, die dem
Abgeordneten Dr. Iſopescul-Grecul in den genannten
Gemeinden bereitet wurden, und der Verlauf der von ihm
abgehaltenen Verſammlungen. Die ganze Bevölkerung war bei
der Ankunft ihres Abgeordneten auf den Füßen. Von Reiter-
banderien und einer unüberſichtbaren Menge von Menſchen
begleitet, wurde Dr. Iſopescul-Grecul unter Pellerſchüſſen zu
den Verſammlungsorten geleitet, wo ihm von den Gemeinde-
ausſchüſſen Salz und Brod nach alter Bukowiner Sitte als
Willkommengruß gereicht wurden. Den Dank für die[ſ]e Gaben
verband der Abgeordnete mit ſeinen Rechenſchaftsberichten, die
auch allgemeine Zuſtimmung erwarben. Allüberall wurde
dem Berichterſtatter einſtimmig das vollſte Vertrauen votiert.
Nachher drängte ſich Klein und Groß, um dem Abgeordneten
die Wünſche der Bevölkerung vorzutragen. Es iſt geradezu
unglaublich, in wie kurzer Zeit Dr. Iſopescul-Grecul die
Herzen aller ſeiner Wähler und ſelbſt ſeiner größten Wider-
ſacher zu gewinnen wußte! Allerdings darf aber auch nicht über-
ſehen werden, daß ſelten ein Abgeordneter ſo unermüdlich und
unentwegt für das Wohl ſeiner Wähler zu arbeiten bemüht iſt.

Unfall durch ein ſcheues Pferd.

Ueber den geſtern
unter der Spitzmarke „Tragiſcher Vorfall“ veröffentlichten
Unfall in der Brückenſtraße meldet der heutige Polizeirapport,
daß nicht GR. Boryslawski, ſondern ein anderer Herr,
namens Semczuk, den Bauern Baraniuk in der Auf-
regung mißhandelt habe. Dieſe Meldung beſagt: Als geſtern
mittags der 24jährige George Baraniuk aus Mamajeſtie
mit einem einſpännigen Bauernwagen durch die Brückenſtraße
fuhr, ſcheute ſein Pferd vor einem daher kommenden Waggon
der elektriſchen Straßenbahn. Es riß aus und rannte mit
derartiger Wucht gegen ein dem GR. Karl Boryslawski
gehöriges Geſpann, daß es ein Handpferd dieſes Wagens
mit der Deichſel an der Bruſt ſehr ſchwer verletzte. Darüber
geriet der am Wagen des Boryslawski ſitzende Anton
Semczuk derart in Aufregung, daß er den Baraniuk mit
einem Weichſelſtocke mißhandelte und dieſem zwei ſtark
blutende Rißquetſchwunden am Kopfe beibrachte. Der Rayons-
poſten brachte den Verletzten zur Rettungsgeſellſchaft, von der
er nach erſter Hilfeleiſtung in die Landeskrankenanſtalt über-
führt werden mußte.

Familiennachrichten.

Fräulein Lydia Fritſch,
Tochter des Apothekers Herrn Ferdinand Fritſch in Dorna-
Watra, hat ſich mit Herrn Stanislaus Wadrzyk, Forſt-
inſpektionskommiſſär und Leiter der Wildbachregulierung in
Stulpikany, verlobt. — Am 18. Auguſt feierten in Prag die
Verlobung Herr Ingenieur Ludwig Karnet, Bauadjunkt
bei der Betriebsleitungsexpoſitur in Gurahumora, mit Fräulein
Irma Levy, Tochter der Privatiere Franziska Levy
aus Prag.

Bad Dorna-Watra.

Die letzte uns zugekommene
Kurliſte vom 8. Auguſt weiſt 2210 in Dorna-Watra einge-
troffene Kurgäſte auf.

Auswanderung.

Mit den Zügen Nr. 312, 318 und
322 ſind geſtern 29 rumäniſche, 21 ruſſiſche, ſowie 11 hier-
ländiſche jüdiſche Emigranten und 6 Bauern aus dem
Suczawaer Bezirke nach Amerika gefahren.

Marktpolizei.

Bei den in den letzten Monaten ſeitens
der ſtädt. Marktkanzlei vorgenommenen, marktpolizeilichen
Reviſionen in den Erzeugungs- und Verſchleisſtätten von
Nahrungs- und Genusmitteln, im Stadtinnern und in den
Vorſtädten, weiters bei der Unterſuchung der Lebensmittel
auf den Märkten wurde eine ganze Reihe von Uebertretungen
der beſtehenden Vorſchriften konſtatiert und eine nicht unbe-
deutende Menge verfälſchter oder verdorbener Lebensmittel
aus dem Verkehre gebracht. Insgeſamt wurden in den
Monaten Mai, Juni und Juli 314 Reviſionen in den
Fleiſchhauereien, Selchereien, Bäckereien, Ruſſelfabriken, Kon-
ditoreien und Konditenfabriken, ferner in den Mühlen, Lager-
häuſern, den Bierdepots, Bierabfüllſtätten, Sodawaſſer und
Limonadenfabriken, den Milchmeiereien, Droguerien, ſowie in
den anderen Verſchleißſtätten von Lebensmitteln und Ge-
brauchsgegenſtänden vorgenommen. Von den erhobenen An-
ſtänden waren in überwiegender Zahl Uebertretungen der
Sanitätsvorſchriften zu verzeichnen; die Uebertretungen der
Aichvorſchriften haben im Verhältniſſe zu den vorigen Monaten
bedeutend abgenommen, dagegen wurden mehrere Milch-
pautſcher überführt und insgeſamt 280 Liter verwaſſerter
Milch vertilgt. Weiters wäre erwähnenswert die Vertilgung
von 46 Liter verdorbenen Bieres, 112 Flaſchen verunreinigten
Sodawaſſers, 42 Limonaden, 12 Körben ungeniesbarer
Schwämme, 18 Körbe verdorbenen Obſtes, 24 kg. Weizen-
mehles, 10 kg. Emmentalerkäſe, 15 kg. Wurſtwaren und
die Beanſtändung von 324 den beſtehenden Geſetzen nicht
entſprechenden Syphonflaſchen.

Lieferungsausſchreibung.

Die Lieferung der nach-
ſtehend angeführten Materialien wird für das Jahr 1908
im Offertwege vergeben, und zwar: Beſtandteile für Lampen
und Laternen, dann Lampen und Laternen komplett, Beſtand-
teile aus Schmiedeeiſen für Bahnbetriebsmittel, ſowie Metall-
[Spaltenumbruch] waren, als: K[u]pferblech, Kupf[e]rrohre, Stangenkupfer, Kupfer-
drath, Zinn, Antimon, Blockbei, Bleirohre, Bleiplomben,
Meſſingblech und M[e]ſſingdrath, Packfonablech und Packfona-
drath, Zinkblech und Plattinzink. Die vorgeſchriebenen
Mengen können um 15 Prozent erhöht oder vermindert
werden. Die der Lieferungsausführung zu Grunde zu
legenden allgemeinen und beſonderen Lieferungsbedingniſſe,
dann die Formularien, welche zur Verfaſſung der Offerte
benützt werden müſſen und die näheren Angaben über
Bedarfsmengen und Dimenſionen enthalten, können bei der
unterzeichneten k. k. Betriebsleitung eingeſehen, behoben oder
gegen Einſendung des Porto bezogen werden. Die Preiſe
ſind franko einer Station der k. k. öſterreichiſchen Staats-
bahnen inkluſive aller Speſen zu notieren. Für Zinn- und
Kupferwaren ſind fixe Zuſchläge zu einem variablen Grund-
preiſe zu offerieren, über deſſen Aufſtellung das bezügliche
Offertformulare näheren Aufſchluß gibt. Die Offerten ſind
ſamt den etwaigen Beilagen per Bogen mit einem Kronen-
ſtempel verſehen, verſiegelt und mit der Aufſchrift „Offert für
Lieferung von Beſtandteilen aus Schmiedeeiſen für Fahr-
betriebsmittel“ oder „Offert für die Lieferung von Kupfer-
waren“ oder „Offert für die Lieferung von Lampen und
Laternen ꝛc.“ bei der unterzeichneten k. k. Betriebsleitung bis
längſtens 20. September l. J. 12 Uhr mittags einzubringen.
Jeder Offerent hat das Recht, der am nächſten Tage um
9 Uhr vormittags ſtattfindenden kommiſſionellen Offert-
eröffnung perſönlich beizuwohnen. Der k. k. Betriebsleitung
ſteht es frei, die Offerenten rückſichtlich des ganzen offerierten
Quantums oder nur eines Teiles desſelben zu akzeptieren,
oder ganz abzulehnen. Offerte, welche nach dem obigen
Termine eingebracht werden, oder den Beſtimmungen dieſer
Ausſchreibung nicht entſprechen, bleiben unberückſichtigt.

Variete Bierpalaſt.

Das neuengagierte Künſtler.
Enſemble übt nach wie vor ungeſchwächte Zugkraft aus-
Beſonders erwähnt ſei, das feſche Wiener Duo Fritzi und
Edmund, die elegante Koſtümſoubrette Thea Derby, die
reizende Verwandlungstänzerin Miki Renne ſowie der vor-
zügliche Tanzhumoriſt Edmund Lindner. Heute findet die
Erſtaufführung der urkomiſchen Poſe „Im Vermittlungs-
bureau“ ſtatt, worin das ganze Enſemble beſchäftigt iſt.




Korreſpondenzen.


Suczawa.

(Notar Stefan Ritter von
Mikuli)
verläßt demnächſt unſere Stadt, in der er mehr
als ein Dezenium zum Wohle der Bevölkerung der Stadt
und des Bezirkes in hervorragender Weiſe gewirkt hat.
Ehrenſtellen, ſo zahlreich ſie ihm übertragen wurden,
bekleidete er voll und ganz. In den Gemeinderat vom I.
Wahlkörper zum zweiten male entſendet, war er ſeit etwa
fünf Jahren ſtändiger Finanzreferent und hat es, wenn auch
unter äußerſt ſchwierigen Verhältniſſen, verſtanden das Gleich-
gewicht im ſtädtiſchen Haushalte zu erhalten. In dieſe Zeit
fallen die Löſung wichtiger Fragen, wie der Neubau des
Amtsgebäudes und des Stadthauſes, ſowie die Errichtung
des Gebührenbemeſſungsamtes. Deſſen Anträge waren ſtets
begründet und hatten zumeiſt Erfolg. Notar v. M[i]kuli war
ſeit Jahren Obmann der Bezirkskrankenkaſſe, Obmann der
Leihbibliotek, Mitbegründer des landwirtſchaftlichen Bezirks-
vereines, des Stadtverſchönerungsvereines, Mitglied der Perſonal-
ſteuerkommiſſion und Mitglied einer Anzahl humanitärer
Vereine. Er hatte ſtets an den hieſigen Arbeitern und an der
ſozialdemokratiſchen Partei einen großen Anhang, welche ihm
faſt einhellig die Obmannſchaft in der Bezirkskrankenkaſſe
übertrug. Anläßlich ſeines Scheidens hat ihm auch die letzere
in einer Feſtſitzung große Ovationen bereitet. Große Objektivität
hat derſelbe als Wahlkommiſſär bei den letzten Reichsrats-
wahlen bewieſen. Deſſen Wohltätigkeits- und Gerechtigkeitsſinn
muß überdies beſonders hervorgehoben werden. Und ſo darf
Notar von Mikuli unſere Stadt, man könnte ſagen die ihm
liebgewordene zweite Heimat, mit dem Bewuſtſein verlaſſen,
daß er nicht nur der Geſamtheit, ſondern jedem einzelnen
Stadtbewohner in angenehmſter Erinnerung bleiben wird,
und daß ihm jedermann ohne Unterſchied des Standes und
der Nationalität die beſten Wünſche für ſeine neue Tätigkeit
in unſerer Landeshauptſtadt mitgibt.

Bojan. (Ertrnnken).

Heute ertrank der 11jährige
David Kaſtner im Pruthfluſſe während des Badens.

Bojan. (Brand.)

Das dem Jankel Retter gehörige
Haus wurde geſtern ein Raub der Flammen. Die freiwillige
Feuerwehr, welche mit einem Löſchtrain an Ort und Stelle
erſchien, verhütete die weitere Ausbreitung des Feuers.

Dornawatra. (Dankſagung.)

Seine Hochwohl-
geboren der Herr Landespräſident Dr. Oktavian Reguer von
Bleyleben hat dem Vereine „Kaiſer Franz Joſef I. Kurhaus
für Offiziere und Beamte in Dornawatra“ den Betrag von
40 K zukommen laſſen. Für dieſe hochherzige Spende b[e]ehrt
ſich die gefertigte Vereinsleitung, Seiner Hochwohlgeboren,
dem Herrn Landespräſidenten, den ergebenſten Dank öffentlich
auszuſprechen. Verein Kaiſer Franz Joſef I. Kurhaus für
Offiziere und Beamte in Dorna-Watra.

Waszkoutz. a Cz. (Der VIII. Zioniſtenkongreß.)

Die akad. Verbindung „Hebronia“ veranſtaltete am 18. d. M.
eine Volksverſammlung mit der Tagesordnung „Der Zionismus
und der VIII. Kongreß“. Die glänzend beſuchte Verſammlung
wurde vom Mitgliede der „Hebronia“ Glückſtern eröffnet
und über deſſen Vorſchlag Herr Löbel Taubes zum Vor-
ſitzenden gewählt. Letzterer erteilte dem Referenten stud. iur.
Hornſtein („Hebronia“) das Wort. Derſelbe warf einen
kurzen Ueberblick auf die Zeit ſeit dem Auftreten Herzls bis
heute, beſprach den VIII. Zioniſtenkongreß und ſchloß mit
einem warmen Appell an die Verſammlung, die zioniſtiſche
Idee zu fördern und zu unterſtützen. Nachdem noch Herr
[Spaltenumbruch] Redakteur Löbel Taubes über die Bedeutung der O[e]lbaum-
ſpenden geſprochen hatte, wurde beſchloſſen, ein Begrüßungs-
telegramm an den VIII. Kongreß zu ſenden.




Letzte Telegramme.
Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
ſiehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und
Rochtspflege“.
Der böhmiſche Landtag. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“

Der Landesausſchuß hat heute einſtimmig eine Reſolution
angenommen, in der die Regierung aufgefordert wird, den
Landtag im September einzuberufen.




Sturdza auf dem Semmering. (Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“)

Der
rumäniſche Miniſtter des Aeußeren Sturdza traf heute
mittags auf dem Semmering ein und ſtattete dem Miniſter
des Aueßeren Baron Aerental einen längeren Beſuch ab.
Man vermutet, daß zwiſchen beiden Staatsmännern die Frage
des öſterreichiſch-rumäniſchen Handelsvertrages zur
Sprache gebracht worden iſt.




Die Vorgänge in Marokko.
Die Kämpfe vor Caſablanca. (Korr.-B.)

Die Blätter melden
aus Caſablanca: Geſtern erfolgte ein neuer Angriff auf
Caſablanca. General Drude erſuchte die Regierung tele-
graphiſch um Verſtärkungen.

Kritiſche Lage der Franzoſen. (Korr.-B.)

Die vier wichtigſten
Stämme Südmarokkos, die Muley Hafis zum Sultan aus-
gerufen haben, treffen Vorbereitungen zum Marſche nach
Caſablanca.
Muley Hafis ſoll mit 6000 Mann mit
Artillerie auf Caſablanca marſchieren. Die Lage der
franzöſiſchen Truppen
unter General Drude wird
kritiſch.




Ein Millionenlegat. (Priv. Tel. d. Cz. Allg. Ztg.)

Der hieſige Millionär Elkan Steiner iſt geſtorben.
Derſelbe hat der Kultusgemeinde Eibenſchütz ein
Legat von einer Million Kronen hiuterlaſſen.




Die Blatternepidemie in Wien. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Die Blatternepidemie breitet ſich hier mit unheimlicher
Schnelligkeit aus. Heute ſind neuerlich 11 Blatternerkrankungen
zur Anzeige gelangt. In der Bevölkerung macht ſich infolge
deſſen große Beunruhigung bemerkbar.




Elegante moderne Damenhüte wegen vorgerückter
Saiſon zu bedeutend reduzierten Preiſen „Zur Franzöſin“
Czernowitz Herrengaſſe 16.

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Agitationen in der Wahlzeit erzeugte Wider&#x017F;pruch gegen<lb/>
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&#x017F;tänden waren in überwiegender Zahl Uebertretungen der<lb/>
Sanitätsvor&#x017F;chriften zu verzeichnen; die Uebertretungen der<lb/>
Aichvor&#x017F;chriften haben im Verhältni&#x017F;&#x017F;e zu den vorigen Monaten<lb/>
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Aus&#x017F;chreibung nicht ent&#x017F;prechen, bleiben unberück&#x017F;ichtigt.</p>
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[5/0005] 22. Auguſt 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung Wohltätigkeitsvorſtellung. Freitag, den 23. Auguſt 1907 findet im deutſch-jüdiſchen Theater eine Wohltätigkeits- vorſtellung zu Gunſten des Unterſtützungsfondes der Sicherheits- wache ſtatt. Zur Aufführung gelangt „Judith und Holofernes“, hiſtoriſche Operette in 5 Akten von Abraham Goldfaden. Todesfall. Geſtern iſt hier der praktiſche Arzt Doktor Iſidor Homiuka im Alter von 36 Jahren geſtorben. Das Leichenbegängnis findet am 22. d. um 2 Uhr nachmittags vom Trauerhauſe, Reſidenzgaſſe Nr. 2 aus, ſtatt. Reichsratsabgeordneter Dr. Iſopescul-Grecul erſtattete Sonntag, den 18. d. M. ſeinen Wählern in den Gemeinden Petroutz und Kupka Rechenſchaftsberichte über ſeine Haltung in der verſtrichenen Reichsratsſeſſion, die von ſämlichen Wählern mit Jubel aufgenommen wurden. Auch im Storozynetzer Bezirke erſcheint der durch künſtliche Agitationen in der Wahlzeit erzeugte Widerſpruch gegen die Perſon dieſes Abgeordneten vollſtändig verſchwunden. Dafür zeugen die großartigen Empfänge, die dem Abgeordneten Dr. Iſopescul-Grecul in den genannten Gemeinden bereitet wurden, und der Verlauf der von ihm abgehaltenen Verſammlungen. Die ganze Bevölkerung war bei der Ankunft ihres Abgeordneten auf den Füßen. Von Reiter- banderien und einer unüberſichtbaren Menge von Menſchen begleitet, wurde Dr. Iſopescul-Grecul unter Pellerſchüſſen zu den Verſammlungsorten geleitet, wo ihm von den Gemeinde- ausſchüſſen Salz und Brod nach alter Bukowiner Sitte als Willkommengruß gereicht wurden. Den Dank für dieſe Gaben verband der Abgeordnete mit ſeinen Rechenſchaftsberichten, die auch allgemeine Zuſtimmung erwarben. Allüberall wurde dem Berichterſtatter einſtimmig das vollſte Vertrauen votiert. Nachher drängte ſich Klein und Groß, um dem Abgeordneten die Wünſche der Bevölkerung vorzutragen. Es iſt geradezu unglaublich, in wie kurzer Zeit Dr. Iſopescul-Grecul die Herzen aller ſeiner Wähler und ſelbſt ſeiner größten Wider- ſacher zu gewinnen wußte! Allerdings darf aber auch nicht über- ſehen werden, daß ſelten ein Abgeordneter ſo unermüdlich und unentwegt für das Wohl ſeiner Wähler zu arbeiten bemüht iſt. Unfall durch ein ſcheues Pferd. Ueber den geſtern unter der Spitzmarke „Tragiſcher Vorfall“ veröffentlichten Unfall in der Brückenſtraße meldet der heutige Polizeirapport, daß nicht GR. Boryslawski, ſondern ein anderer Herr, namens Semczuk, den Bauern Baraniuk in der Auf- regung mißhandelt habe. Dieſe Meldung beſagt: Als geſtern mittags der 24jährige George Baraniuk aus Mamajeſtie mit einem einſpännigen Bauernwagen durch die Brückenſtraße fuhr, ſcheute ſein Pferd vor einem daher kommenden Waggon der elektriſchen Straßenbahn. Es riß aus und rannte mit derartiger Wucht gegen ein dem GR. Karl Boryslawski gehöriges Geſpann, daß es ein Handpferd dieſes Wagens mit der Deichſel an der Bruſt ſehr ſchwer verletzte. Darüber geriet der am Wagen des Boryslawski ſitzende Anton Semczuk derart in Aufregung, daß er den Baraniuk mit einem Weichſelſtocke mißhandelte und dieſem zwei ſtark blutende Rißquetſchwunden am Kopfe beibrachte. Der Rayons- poſten brachte den Verletzten zur Rettungsgeſellſchaft, von der er nach erſter Hilfeleiſtung in die Landeskrankenanſtalt über- führt werden mußte. Familiennachrichten. Fräulein Lydia Fritſch, Tochter des Apothekers Herrn Ferdinand Fritſch in Dorna- Watra, hat ſich mit Herrn Stanislaus Wadrzyk, Forſt- inſpektionskommiſſär und Leiter der Wildbachregulierung in Stulpikany, verlobt. — Am 18. Auguſt feierten in Prag die Verlobung Herr Ingenieur Ludwig Karnet, Bauadjunkt bei der Betriebsleitungsexpoſitur in Gurahumora, mit Fräulein Irma Levy, Tochter der Privatiere Franziska Levy aus Prag. Bad Dorna-Watra. Die letzte uns zugekommene Kurliſte vom 8. Auguſt weiſt 2210 in Dorna-Watra einge- troffene Kurgäſte auf. Auswanderung. Mit den Zügen Nr. 312, 318 und 322 ſind geſtern 29 rumäniſche, 21 ruſſiſche, ſowie 11 hier- ländiſche jüdiſche Emigranten und 6 Bauern aus dem Suczawaer Bezirke nach Amerika gefahren. Marktpolizei. Bei den in den letzten Monaten ſeitens der ſtädt. Marktkanzlei vorgenommenen, marktpolizeilichen Reviſionen in den Erzeugungs- und Verſchleisſtätten von Nahrungs- und Genusmitteln, im Stadtinnern und in den Vorſtädten, weiters bei der Unterſuchung der Lebensmittel auf den Märkten wurde eine ganze Reihe von Uebertretungen der beſtehenden Vorſchriften konſtatiert und eine nicht unbe- deutende Menge verfälſchter oder verdorbener Lebensmittel aus dem Verkehre gebracht. Insgeſamt wurden in den Monaten Mai, Juni und Juli 314 Reviſionen in den Fleiſchhauereien, Selchereien, Bäckereien, Ruſſelfabriken, Kon- ditoreien und Konditenfabriken, ferner in den Mühlen, Lager- häuſern, den Bierdepots, Bierabfüllſtätten, Sodawaſſer und Limonadenfabriken, den Milchmeiereien, Droguerien, ſowie in den anderen Verſchleißſtätten von Lebensmitteln und Ge- brauchsgegenſtänden vorgenommen. Von den erhobenen An- ſtänden waren in überwiegender Zahl Uebertretungen der Sanitätsvorſchriften zu verzeichnen; die Uebertretungen der Aichvorſchriften haben im Verhältniſſe zu den vorigen Monaten bedeutend abgenommen, dagegen wurden mehrere Milch- pautſcher überführt und insgeſamt 280 Liter verwaſſerter Milch vertilgt. Weiters wäre erwähnenswert die Vertilgung von 46 Liter verdorbenen Bieres, 112 Flaſchen verunreinigten Sodawaſſers, 42 Limonaden, 12 Körben ungeniesbarer Schwämme, 18 Körbe verdorbenen Obſtes, 24 kg. Weizen- mehles, 10 kg. Emmentalerkäſe, 15 kg. Wurſtwaren und die Beanſtändung von 324 den beſtehenden Geſetzen nicht entſprechenden Syphonflaſchen. Lieferungsausſchreibung. Die Lieferung der nach- ſtehend angeführten Materialien wird für das Jahr 1908 im Offertwege vergeben, und zwar: Beſtandteile für Lampen und Laternen, dann Lampen und Laternen komplett, Beſtand- teile aus Schmiedeeiſen für Bahnbetriebsmittel, ſowie Metall- waren, als: Kupferblech, Kupferrohre, Stangenkupfer, Kupfer- drath, Zinn, Antimon, Blockbei, Bleirohre, Bleiplomben, Meſſingblech und Meſſingdrath, Packfonablech und Packfona- drath, Zinkblech und Plattinzink. Die vorgeſchriebenen Mengen können um 15 Prozent erhöht oder vermindert werden. Die der Lieferungsausführung zu Grunde zu legenden allgemeinen und beſonderen Lieferungsbedingniſſe, dann die Formularien, welche zur Verfaſſung der Offerte benützt werden müſſen und die näheren Angaben über Bedarfsmengen und Dimenſionen enthalten, können bei der unterzeichneten k. k. Betriebsleitung eingeſehen, behoben oder gegen Einſendung des Porto bezogen werden. Die Preiſe ſind franko einer Station der k. k. öſterreichiſchen Staats- bahnen inkluſive aller Speſen zu notieren. Für Zinn- und Kupferwaren ſind fixe Zuſchläge zu einem variablen Grund- preiſe zu offerieren, über deſſen Aufſtellung das bezügliche Offertformulare näheren Aufſchluß gibt. Die Offerten ſind ſamt den etwaigen Beilagen per Bogen mit einem Kronen- ſtempel verſehen, verſiegelt und mit der Aufſchrift „Offert für Lieferung von Beſtandteilen aus Schmiedeeiſen für Fahr- betriebsmittel“ oder „Offert für die Lieferung von Kupfer- waren“ oder „Offert für die Lieferung von Lampen und Laternen ꝛc.“ bei der unterzeichneten k. k. Betriebsleitung bis längſtens 20. September l. J. 12 Uhr mittags einzubringen. Jeder Offerent hat das Recht, der am nächſten Tage um 9 Uhr vormittags ſtattfindenden kommiſſionellen Offert- eröffnung perſönlich beizuwohnen. Der k. k. Betriebsleitung ſteht es frei, die Offerenten rückſichtlich des ganzen offerierten Quantums oder nur eines Teiles desſelben zu akzeptieren, oder ganz abzulehnen. Offerte, welche nach dem obigen Termine eingebracht werden, oder den Beſtimmungen dieſer Ausſchreibung nicht entſprechen, bleiben unberückſichtigt. Variete Bierpalaſt. Das neuengagierte Künſtler. Enſemble übt nach wie vor ungeſchwächte Zugkraft aus- Beſonders erwähnt ſei, das feſche Wiener Duo Fritzi und Edmund, die elegante Koſtümſoubrette Thea Derby, die reizende Verwandlungstänzerin Miki Renne ſowie der vor- zügliche Tanzhumoriſt Edmund Lindner. Heute findet die Erſtaufführung der urkomiſchen Poſe „Im Vermittlungs- bureau“ ſtatt, worin das ganze Enſemble beſchäftigt iſt. Korreſpondenzen. Czernowitz, 20. Auguſt. Suczawa. (Notar Stefan Ritter von Mikuli) verläßt demnächſt unſere Stadt, in der er mehr als ein Dezenium zum Wohle der Bevölkerung der Stadt und des Bezirkes in hervorragender Weiſe gewirkt hat. Ehrenſtellen, ſo zahlreich ſie ihm übertragen wurden, bekleidete er voll und ganz. In den Gemeinderat vom I. Wahlkörper zum zweiten male entſendet, war er ſeit etwa fünf Jahren ſtändiger Finanzreferent und hat es, wenn auch unter äußerſt ſchwierigen Verhältniſſen, verſtanden das Gleich- gewicht im ſtädtiſchen Haushalte zu erhalten. In dieſe Zeit fallen die Löſung wichtiger Fragen, wie der Neubau des Amtsgebäudes und des Stadthauſes, ſowie die Errichtung des Gebührenbemeſſungsamtes. Deſſen Anträge waren ſtets begründet und hatten zumeiſt Erfolg. Notar v. Mikuli war ſeit Jahren Obmann der Bezirkskrankenkaſſe, Obmann der Leihbibliotek, Mitbegründer des landwirtſchaftlichen Bezirks- vereines, des Stadtverſchönerungsvereines, Mitglied der Perſonal- ſteuerkommiſſion und Mitglied einer Anzahl humanitärer Vereine. Er hatte ſtets an den hieſigen Arbeitern und an der ſozialdemokratiſchen Partei einen großen Anhang, welche ihm faſt einhellig die Obmannſchaft in der Bezirkskrankenkaſſe übertrug. Anläßlich ſeines Scheidens hat ihm auch die letzere in einer Feſtſitzung große Ovationen bereitet. Große Objektivität hat derſelbe als Wahlkommiſſär bei den letzten Reichsrats- wahlen bewieſen. Deſſen Wohltätigkeits- und Gerechtigkeitsſinn muß überdies beſonders hervorgehoben werden. Und ſo darf Notar von Mikuli unſere Stadt, man könnte ſagen die ihm liebgewordene zweite Heimat, mit dem Bewuſtſein verlaſſen, daß er nicht nur der Geſamtheit, ſondern jedem einzelnen Stadtbewohner in angenehmſter Erinnerung bleiben wird, und daß ihm jedermann ohne Unterſchied des Standes und der Nationalität die beſten Wünſche für ſeine neue Tätigkeit in unſerer Landeshauptſtadt mitgibt. Bojan. (Ertrnnken). Heute ertrank der 11jährige David Kaſtner im Pruthfluſſe während des Badens. Bojan. (Brand.) Das dem Jankel Retter gehörige Haus wurde geſtern ein Raub der Flammen. Die freiwillige Feuerwehr, welche mit einem Löſchtrain an Ort und Stelle erſchien, verhütete die weitere Ausbreitung des Feuers. Dornawatra. (Dankſagung.) Seine Hochwohl- geboren der Herr Landespräſident Dr. Oktavian Reguer von Bleyleben hat dem Vereine „Kaiſer Franz Joſef I. Kurhaus für Offiziere und Beamte in Dornawatra“ den Betrag von 40 K zukommen laſſen. Für dieſe hochherzige Spende beehrt ſich die gefertigte Vereinsleitung, Seiner Hochwohlgeboren, dem Herrn Landespräſidenten, den ergebenſten Dank öffentlich auszuſprechen. Verein Kaiſer Franz Joſef I. Kurhaus für Offiziere und Beamte in Dorna-Watra. Waszkoutz. a Cz. (Der VIII. Zioniſtenkongreß.) Die akad. Verbindung „Hebronia“ veranſtaltete am 18. d. M. eine Volksverſammlung mit der Tagesordnung „Der Zionismus und der VIII. Kongreß“. Die glänzend beſuchte Verſammlung wurde vom Mitgliede der „Hebronia“ Glückſtern eröffnet und über deſſen Vorſchlag Herr Löbel Taubes zum Vor- ſitzenden gewählt. Letzterer erteilte dem Referenten stud. iur. Hornſtein („Hebronia“) das Wort. Derſelbe warf einen kurzen Ueberblick auf die Zeit ſeit dem Auftreten Herzls bis heute, beſprach den VIII. Zioniſtenkongreß und ſchloß mit einem warmen Appell an die Verſammlung, die zioniſtiſche Idee zu fördern und zu unterſtützen. Nachdem noch Herr Redakteur Löbel Taubes über die Bedeutung der Oelbaum- ſpenden geſprochen hatte, wurde beſchloſſen, ein Begrüßungs- telegramm an den VIII. Kongreß zu ſenden. Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſiehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und Rochtspflege“. Der böhmiſche Landtag. Prag, 21. Auguſt. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“ Der Landesausſchuß hat heute einſtimmig eine Reſolution angenommen, in der die Regierung aufgefordert wird, den Landtag im September einzuberufen. Sturdza auf dem Semmering. Wien, 21. Auguſt. (Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“) Der rumäniſche Miniſtter des Aeußeren Sturdza traf heute mittags auf dem Semmering ein und ſtattete dem Miniſter des Aueßeren Baron Aerental einen längeren Beſuch ab. Man vermutet, daß zwiſchen beiden Staatsmännern die Frage des öſterreichiſch-rumäniſchen Handelsvertrages zur Sprache gebracht worden iſt. Die Vorgänge in Marokko. Die Kämpfe vor Caſablanca. Paris, 21. Auguſt. (Korr.-B.) Die Blätter melden aus Caſablanca: Geſtern erfolgte ein neuer Angriff auf Caſablanca. General Drude erſuchte die Regierung tele- graphiſch um Verſtärkungen. Kritiſche Lage der Franzoſen. Tanger, 21. Auguſt. (Korr.-B.) Die vier wichtigſten Stämme Südmarokkos, die Muley Hafis zum Sultan aus- gerufen haben, treffen Vorbereitungen zum Marſche nach Caſablanca. Muley Hafis ſoll mit 6000 Mann mit Artillerie auf Caſablanca marſchieren. Die Lage der franzöſiſchen Truppen unter General Drude wird kritiſch. Ein Millionenlegat. Eibenſchütz, 21. Auguſt. (Priv. Tel. d. Cz. Allg. Ztg.) Der hieſige Millionär Elkan Steiner iſt geſtorben. Derſelbe hat der Kultusgemeinde Eibenſchütz ein Legat von einer Million Kronen hiuterlaſſen. Die Blatternepidemie in Wien. Wien, 21. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Blatternepidemie breitet ſich hier mit unheimlicher Schnelligkeit aus. Heute ſind neuerlich 11 Blatternerkrankungen zur Anzeige gelangt. In der Bevölkerung macht ſich infolge deſſen große Beunruhigung bemerkbar. Elegante moderne Damenhüte wegen vorgerückter Saiſon zu bedeutend reduzierten Preiſen „Zur Franzöſin“ Czernowitz Herrengaſſe 16. _

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1082, Czernowitz, 22.08.1907, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer1082_1907/5>, abgerufen am 24.11.2024.