Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

darzu helt / sonderlich wenn sie zur Absolution vnd Abendmahl des HErrn gehen wöllen / das ist nicht allein nicht vnrecht / sondern hat herrliche löbliche Exempel in der Schrifft / vnd nach denselbigen Exempeln kan auch in gemeinen fürstehenden nöthen / in der Kirchen ein gemein Fasten angestellet werden / zu dem ende / daß das gemeine Gebet mit mehrer Andacht geschehen möge / Wie daruon in der Schrifft viel schöner Exempel sind. Also auch / wenn jemand in seiner Haußhaltung eine Ordnung macht oder helt / wenn er wölle Fleisch oder Fisch speisen / vnd solchs geschicht ohne Aberglauben / allein vmb eusserlicher Policey vnd Ordnung willen / das ist nicht wieder Gott / Denn das Reich GOttes stehet nicht in Essen vnd Trincken / Rom. 14. Vnd die Speise / es sey Fleisch oder Fisch / essen oder nicht essen / macht vns GOtt nicht angenehm / 1. Corinth. 8. Sondern diß alles stehet einem Christen seines Gewissens halben / zum messigen brauch frey / allein / daß anderer Leute schwache Gewissen nicht dadurch geergert werden / Roman. 14.

Mit der Lehre vom Beten / hats eben die meinung / wie vom Fasten gesagt. Gleich wie nun Christus der Phariseer Beten straffet / Matth. 6. 23. Luc. 18. vnd damit das Beten an sich selbs nicht verwirfft / sondern lehret dagegen / wie man recht beten solle / vnd vermahnet die seinen mit allem ernst zum Gebet. Also / wenn ein Prediger das Papistische beten straffen wil / muß er sich wol verwahren / daß es die Leute nicht also auffnehmen / als dürffte mann nun gar nicht beten / sondern der Mißbrauch wird gestrafft / daß die Papisten / eben wie die Phariseer / entweder zum schein beten / oder setzen das beten darauff / daß sie viel Wort mit dem Munde plappern / ohne Verstand / Andacht / vnd Glauben / wie mann an den Rosenkrentzen die Pater noster vnserm HErrn zugezehlet hat / vnd gleichwol solch Beten / darinn der Bitter nichts gewisses von GOtt bate / hat man nicht allein für ein sonderlich gut Werck / sondern für einen Verdienst außgegeben. Item / daß sie im Gebet nicht allein Gott / sondern auch neben demselbigen die Heiligen anruffen / vnd das Vertrawen der Erhörung nicht allein auff Christum stellen / Sondern auff die Fürbitt vnd Verdienst der Heiligen. Diß wird vnd sol auch aus Gottes Wort in der Papisten Gebet gestrafft werden.

Dagegen aber sollen die Leute aus Gottes Wort mit fleis vnterweiset werden / was ein rechtschaffen Gebet sey / Nemlich / daß Gott allein angeruffen werde / vnd daß nicht alleine der Mund bete / Sondern daß es geschehe im Geist / vnd in der Warheit / Johan. 4. in wahrer Busse / Isai. 1. Johan. 9. vnd in rechtem Glauben / Mar. 11.

darzu helt / sonderlich wenn sie zur Absolution vnd Abendmahl des HErrn gehen wöllen / das ist nicht allein nicht vnrecht / sondern hat herrliche löbliche Exempel in der Schrifft / vnd nach denselbigen Exempeln kan auch in gemeinen fürstehenden nöthen / in der Kirchen ein gemein Fasten angestellet werden / zu dem ende / daß das gemeine Gebet mit mehrer Andacht geschehen möge / Wie daruon in der Schrifft viel schöner Exempel sind. Also auch / wenn jemand in seiner Haußhaltung eine Ordnung macht oder helt / wenn er wölle Fleisch oder Fisch speisen / vnd solchs geschicht ohne Aberglauben / allein vmb eusserlicher Policey vnd Ordnung willen / das ist nicht wieder Gott / Denn das Reich GOttes stehet nicht in Essen vnd Trincken / Rom. 14. Vnd die Speise / es sey Fleisch oder Fisch / essen oder nicht essen / macht vns GOtt nicht angenehm / 1. Corinth. 8. Sondern diß alles stehet einem Christen seines Gewissens halben / zum messigen brauch frey / allein / daß anderer Leute schwache Gewissen nicht dadurch geergert werden / Roman. 14.

Mit der Lehre vom Beten / hats eben die meinung / wie vom Fasten gesagt. Gleich wie nun Christus der Phariseer Beten straffet / Matth. 6. 23. Luc. 18. vnd damit das Beten an sich selbs nicht verwirfft / sondern lehret dagegen / wie man recht beten solle / vnd vermahnet die seinen mit allem ernst zum Gebet. Also / wenn ein Prediger das Papistische beten straffen wil / muß er sich wol verwahren / daß es die Leute nicht also auffnehmen / als dürffte mann nun gar nicht beten / sondern der Mißbrauch wird gestrafft / daß die Papisten / eben wie die Phariseer / entweder zum schein beten / oder setzen das beten darauff / daß sie viel Wort mit dem Munde plappern / ohne Verstand / Andacht / vnd Glauben / wie mann an den Rosenkrentzen die Pater noster vnserm HErrn zugezehlet hat / vnd gleichwol solch Beten / darinn der Bitter nichts gewisses von GOtt bate / hat man nicht allein für ein sonderlich gut Werck / sondern für einen Verdienst außgegeben. Item / daß sie im Gebet nicht allein Gott / sondern auch neben demselbigen die Heiligen anruffen / vnd das Vertrawen der Erhörung nicht allein auff Christum stellen / Sondern auff die Fürbitt vnd Verdienst der Heiligen. Diß wird vnd sol auch aus Gottes Wort in der Papisten Gebet gestrafft werden.

Dagegen aber sollen die Leute aus Gottes Wort mit fleis vnterweiset werden / was ein rechtschaffen Gebet sey / Nemlich / daß Gott allein angeruffen werde / vnd daß nicht alleine der Mund bete / Sondern daß es geschehe im Geist / vnd in der Warheit / Johan. 4. in wahrer Busse / Isai. 1. Johan. 9. vnd in rechtem Glauben / Mar. 11.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0096"/>
darzu helt / sonderlich wenn sie zur Absolution vnd Abendmahl des HErrn gehen                      wöllen / das ist nicht allein nicht vnrecht / sondern hat herrliche löbliche                      Exempel in der Schrifft / vnd nach denselbigen Exempeln kan auch in gemeinen                      fürstehenden nöthen / in der Kirchen ein gemein Fasten angestellet werden / zu                      dem ende / daß das gemeine Gebet mit mehrer Andacht geschehen möge / Wie daruon                      in der Schrifft viel schöner Exempel sind. Also auch / wenn jemand in seiner                      Haußhaltung eine Ordnung macht oder helt / wenn er wölle Fleisch oder Fisch                      speisen / vnd solchs geschicht ohne Aberglauben / allein vmb eusserlicher                      Policey vnd Ordnung willen / das ist nicht wieder Gott / Denn das Reich GOttes                      stehet nicht in Essen vnd Trincken / Rom. 14. Vnd die Speise / es sey Fleisch                      oder Fisch / essen oder nicht essen / macht vns GOtt nicht angenehm / 1.                      Corinth. 8. Sondern diß alles stehet einem Christen seines Gewissens halben /                      zum messigen brauch frey / allein / daß anderer Leute schwache Gewissen nicht                      dadurch geergert werden / Roman. 14.</p>
        <p>Mit der Lehre vom Beten / hats eben die meinung / wie vom Fasten gesagt. Gleich                      wie nun Christus der Phariseer Beten straffet / Matth. 6. 23. Luc. 18. vnd damit                      das Beten an sich selbs nicht verwirfft / sondern lehret dagegen / wie man recht                      beten solle / vnd vermahnet die seinen mit allem ernst zum Gebet. Also / wenn                      ein Prediger das Papistische beten straffen wil / muß er sich wol verwahren /                      daß es die Leute nicht also auffnehmen / als dürffte mann nun gar nicht beten /                      sondern der Mißbrauch wird gestrafft / daß die Papisten / eben wie die Phariseer                      / entweder zum schein beten / oder setzen das beten darauff / daß sie viel Wort                      mit dem Munde plappern / ohne Verstand / Andacht / vnd Glauben / wie mann an den                      Rosenkrentzen die <hi rendition="#i">Pater noster</hi> vnserm HErrn zugezehlet                      hat / vnd gleichwol solch Beten / darinn der Bitter nichts gewisses von GOtt                      bate / hat man nicht allein für ein sonderlich gut Werck / sondern für einen                      Verdienst außgegeben. Item / daß sie im Gebet nicht allein Gott / sondern auch                      neben demselbigen die Heiligen anruffen / vnd das Vertrawen der Erhörung nicht                      allein auff Christum stellen / Sondern auff die Fürbitt vnd Verdienst der                      Heiligen. Diß wird vnd sol auch aus Gottes Wort in der Papisten Gebet gestrafft                      werden.</p>
        <p>Dagegen aber sollen die Leute aus Gottes Wort mit fleis vnterweiset werden / was                      ein rechtschaffen Gebet sey / Nemlich / daß Gott allein angeruffen werde / vnd                      daß nicht alleine der Mund bete / Sondern daß es geschehe im Geist / vnd in der                      Warheit / Johan. 4. in wahrer Busse / Isai. 1. Johan. 9. vnd in rechtem Glauben                      / Mar. 11.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0096] darzu helt / sonderlich wenn sie zur Absolution vnd Abendmahl des HErrn gehen wöllen / das ist nicht allein nicht vnrecht / sondern hat herrliche löbliche Exempel in der Schrifft / vnd nach denselbigen Exempeln kan auch in gemeinen fürstehenden nöthen / in der Kirchen ein gemein Fasten angestellet werden / zu dem ende / daß das gemeine Gebet mit mehrer Andacht geschehen möge / Wie daruon in der Schrifft viel schöner Exempel sind. Also auch / wenn jemand in seiner Haußhaltung eine Ordnung macht oder helt / wenn er wölle Fleisch oder Fisch speisen / vnd solchs geschicht ohne Aberglauben / allein vmb eusserlicher Policey vnd Ordnung willen / das ist nicht wieder Gott / Denn das Reich GOttes stehet nicht in Essen vnd Trincken / Rom. 14. Vnd die Speise / es sey Fleisch oder Fisch / essen oder nicht essen / macht vns GOtt nicht angenehm / 1. Corinth. 8. Sondern diß alles stehet einem Christen seines Gewissens halben / zum messigen brauch frey / allein / daß anderer Leute schwache Gewissen nicht dadurch geergert werden / Roman. 14. Mit der Lehre vom Beten / hats eben die meinung / wie vom Fasten gesagt. Gleich wie nun Christus der Phariseer Beten straffet / Matth. 6. 23. Luc. 18. vnd damit das Beten an sich selbs nicht verwirfft / sondern lehret dagegen / wie man recht beten solle / vnd vermahnet die seinen mit allem ernst zum Gebet. Also / wenn ein Prediger das Papistische beten straffen wil / muß er sich wol verwahren / daß es die Leute nicht also auffnehmen / als dürffte mann nun gar nicht beten / sondern der Mißbrauch wird gestrafft / daß die Papisten / eben wie die Phariseer / entweder zum schein beten / oder setzen das beten darauff / daß sie viel Wort mit dem Munde plappern / ohne Verstand / Andacht / vnd Glauben / wie mann an den Rosenkrentzen die Pater noster vnserm HErrn zugezehlet hat / vnd gleichwol solch Beten / darinn der Bitter nichts gewisses von GOtt bate / hat man nicht allein für ein sonderlich gut Werck / sondern für einen Verdienst außgegeben. Item / daß sie im Gebet nicht allein Gott / sondern auch neben demselbigen die Heiligen anruffen / vnd das Vertrawen der Erhörung nicht allein auff Christum stellen / Sondern auff die Fürbitt vnd Verdienst der Heiligen. Diß wird vnd sol auch aus Gottes Wort in der Papisten Gebet gestrafft werden. Dagegen aber sollen die Leute aus Gottes Wort mit fleis vnterweiset werden / was ein rechtschaffen Gebet sey / Nemlich / daß Gott allein angeruffen werde / vnd daß nicht alleine der Mund bete / Sondern daß es geschehe im Geist / vnd in der Warheit / Johan. 4. in wahrer Busse / Isai. 1. Johan. 9. vnd in rechtem Glauben / Mar. 11.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/96
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/96>, abgerufen am 25.11.2024.