Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

vnd mit viel herrlichen guten Wercken vnd Tugenden gezieret war / vnd setzet die frage / Worauff Abraham seine Gerechtigkeit für Gott alßdenn gesetzt habe? Er antwortet aber / Dem der da nicht mit Wercken vmbgehet / sondern / der da gleubet / dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit zugerechnet ohne Werck / Nicht daß Abraham dazumahl nichts gutes gethan hett / oder daß dazumahl in dem bekehrten Abraham keine gute Wercke gewesen weren / Sondern daß die guten Wercke / wo sie schon in dem bekehrten vnd gerechtfertigten vorhanden seyn / dennoch nicht mögen noch sollen in dem Artickel der Gerechtigkeit für Gott gezogen oder eingenommen werden / Vnd das darumb / auff daß wir jmmer für Gott gerecht seyn durch den Glauben / aus Gnaden / auff daß die Verheissung fest bleibe.

Solches ist nu alles richtig vnd klar / wenn mans vnterschiedlich erkleret.

Das aber were falsch / wo jemand hieraus wolte dis folgern vnd schliessen / daß der Glaube / wo er solle gerecht vnd selig machen / notwendig müsse bey vnd mit sich haben die guten Wercke / Oder daß die gegenwertigkeit der guten Wercke für Gott oder dazu von nöten seyn / daß der Glaube vns möge für Gott gerecht machen / als könte er solches ohne die Werck nicht verrichten.

Item / daß wir vns die verheissene Gnade Gottes applicieren müssen / beyde durch den Glauben / vnd mit des Mundes Bekentnis / sampt andern Tugenden.

Denn daß solches falsch sey / bezeuget Paulus / in dem er die Rechtfertigung für GOtt zuschreibet vnd gibet allein der Gnaden Gottes / allein dem Verdienst Christi / allein dem Glauben / vnd setzet sie allein in der Versönung mit Gott / vnd seiner annemung zu Gnaden / ohne einige vorgehende / mitlauffende oder folgende gute Wercke / Tit. 3. Ephe. 2. Phil. 3. 1. Cor. 4. Rom. 4.

Es sol auch in der Kirchen Gottes diese theilung vnd sonderung im Artickel der Rechtfertigung mit nichte gelidden oder gestattet werden / daß wir auff eine andere weise gerecht gemachet werden / vnd abermal auff eine andere weise selig werden / Als daß wir wol durch den Glauben gerecht würden / ohne gute Wercke / Vnd daß also die guten Werck in den Artickel der Rechtfertigung nicht gehören / auch dazu nicht von nöten seyn / Aber ohne Wercke würden wir nicht selig / Sondern zur Seligkeit weren auch die guten Wercke nötig / vnd daß die guten Wercke solten vnd müsten in den Artickel der Seligkeit mit eingeschlossen werden.

Daß solchs falsch vnd vnrecht sey / weiset vns Paulus Rom. 4.

vnd mit viel herrlichen guten Wercken vnd Tugenden gezieret war / vnd setzet die frage / Worauff Abraham seine Gerechtigkeit für Gott alßdenn gesetzt habe? Er antwortet aber / Dem der da nicht mit Wercken vmbgehet / sondern / der da gleubet / dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit zugerechnet ohne Werck / Nicht daß Abraham dazumahl nichts gutes gethan hett / oder daß dazumahl in dem bekehrten Abraham keine gute Wercke gewesen weren / Sondern daß die guten Wercke / wo sie schon in dem bekehrten vnd gerechtfertigten vorhanden seyn / dennoch nicht mögen noch sollen in dem Artickel der Gerechtigkeit für Gott gezogen oder eingenommen werden / Vnd das darumb / auff daß wir jmmer für Gott gerecht seyn durch den Glauben / aus Gnaden / auff daß die Verheissung fest bleibe.

Solches ist nu alles richtig vnd klar / wenn mans vnterschiedlich erkleret.

Das aber were falsch / wo jemand hieraus wolte dis folgern vnd schliessen / daß der Glaube / wo er solle gerecht vnd selig machen / notwendig müsse bey vnd mit sich haben die guten Wercke / Oder daß die gegenwertigkeit der guten Wercke für Gott oder dazu von nöten seyn / daß der Glaube vns möge für Gott gerecht machen / als könte er solches ohne die Werck nicht verrichten.

Item / daß wir vns die verheissene Gnade Gottes applicieren müssen / beyde durch den Glauben / vnd mit des Mundes Bekentnis / sampt andern Tugenden.

Denn daß solches falsch sey / bezeuget Paulus / in dem er die Rechtfertigung für GOtt zuschreibet vnd gibet allein der Gnaden Gottes / allein dem Verdienst Christi / allein dem Glauben / vnd setzet sie allein in der Versönung mit Gott / vnd seiner annemung zu Gnaden / ohne einige vorgehende / mitlauffende oder folgende gute Wercke / Tit. 3. Ephe. 2. Phil. 3. 1. Cor. 4. Rom. 4.

Es sol auch in der Kirchen Gottes diese theilung vnd sonderung im Artickel der Rechtfertigung mit nichte gelidden oder gestattet werden / daß wir auff eine andere weise gerecht gemachet werden / vnd abermal auff eine andere weise selig werden / Als daß wir wol durch den Glauben gerecht würden / ohne gute Wercke / Vnd daß also die guten Werck in den Artickel der Rechtfertigung nicht gehören / auch dazu nicht von nöten seyn / Aber ohne Wercke würden wir nicht selig / Sondern zur Seligkeit weren auch die guten Wercke nötig / vnd daß die guten Wercke solten vnd müsten in den Artickel der Seligkeit mit eingeschlossen werden.

Daß solchs falsch vnd vnrecht sey / weiset vns Paulus Rom. 4.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0762" n="94"/>
vnd mit viel herrlichen guten Wercken vnd Tugenden                      gezieret war / vnd setzet die frage / Worauff Abraham seine Gerechtigkeit für                      Gott alßdenn gesetzt habe? Er antwortet aber / Dem der da nicht mit Wercken                      vmbgehet / sondern / der da gleubet / dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit                      zugerechnet ohne Werck / Nicht daß Abraham dazumahl nichts gutes gethan hett /                      oder daß dazumahl in dem bekehrten Abraham keine gute Wercke gewesen weren /                      Sondern daß die guten Wercke / wo sie schon in dem bekehrten vnd                      gerechtfertigten vorhanden seyn / dennoch nicht mögen noch sollen in dem                      Artickel der Gerechtigkeit für Gott gezogen oder eingenommen werden / Vnd das                      darumb / auff daß wir jmmer für Gott gerecht seyn durch den Glauben / aus Gnaden                      / auff daß die Verheissung fest bleibe.</p>
        <p>Solches ist nu alles richtig vnd klar / wenn mans vnterschiedlich erkleret.</p>
        <p>Das aber were falsch / wo jemand hieraus wolte dis folgern vnd schliessen / daß                      der Glaube / wo er solle gerecht vnd selig machen / notwendig müsse bey vnd mit                      sich haben die guten Wercke / Oder daß die gegenwertigkeit der guten Wercke für                      Gott oder dazu von nöten seyn / daß der Glaube vns möge für Gott gerecht machen                      / als könte er solches ohne die Werck nicht verrichten.</p>
        <p>Item / daß wir vns die verheissene Gnade Gottes applicieren müssen / beyde durch                      den Glauben / vnd mit des Mundes Bekentnis / sampt andern Tugenden.</p>
        <p>Denn daß solches falsch sey / bezeuget Paulus / in dem er die Rechtfertigung für                      GOtt zuschreibet vnd gibet allein der Gnaden Gottes / allein dem Verdienst                      Christi / allein dem Glauben / vnd setzet sie allein in der Versönung mit Gott /                      vnd seiner annemung zu Gnaden / ohne einige vorgehende / mitlauffende oder                      folgende gute Wercke / Tit. 3. Ephe. 2. Phil. 3. 1. Cor. 4. Rom. 4.</p>
        <p>Es sol auch in der Kirchen Gottes diese theilung vnd sonderung im Artickel der                      Rechtfertigung mit nichte gelidden oder gestattet werden / daß wir auff eine                      andere weise gerecht gemachet werden / vnd abermal auff eine andere weise selig                      werden / Als daß wir wol durch den Glauben gerecht würden / ohne gute Wercke /                      Vnd daß also die guten Werck in den Artickel der Rechtfertigung nicht gehören /                      auch dazu nicht von nöten seyn / Aber ohne Wercke würden wir nicht selig /                      Sondern zur Seligkeit weren auch die guten Wercke nötig / vnd daß die guten                      Wercke solten vnd müsten in den Artickel der Seligkeit mit eingeschlossen                      werden.</p>
        <p>Daß solchs falsch vnd vnrecht sey / weiset vns Paulus Rom. 4.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0762] vnd mit viel herrlichen guten Wercken vnd Tugenden gezieret war / vnd setzet die frage / Worauff Abraham seine Gerechtigkeit für Gott alßdenn gesetzt habe? Er antwortet aber / Dem der da nicht mit Wercken vmbgehet / sondern / der da gleubet / dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit zugerechnet ohne Werck / Nicht daß Abraham dazumahl nichts gutes gethan hett / oder daß dazumahl in dem bekehrten Abraham keine gute Wercke gewesen weren / Sondern daß die guten Wercke / wo sie schon in dem bekehrten vnd gerechtfertigten vorhanden seyn / dennoch nicht mögen noch sollen in dem Artickel der Gerechtigkeit für Gott gezogen oder eingenommen werden / Vnd das darumb / auff daß wir jmmer für Gott gerecht seyn durch den Glauben / aus Gnaden / auff daß die Verheissung fest bleibe. Solches ist nu alles richtig vnd klar / wenn mans vnterschiedlich erkleret. Das aber were falsch / wo jemand hieraus wolte dis folgern vnd schliessen / daß der Glaube / wo er solle gerecht vnd selig machen / notwendig müsse bey vnd mit sich haben die guten Wercke / Oder daß die gegenwertigkeit der guten Wercke für Gott oder dazu von nöten seyn / daß der Glaube vns möge für Gott gerecht machen / als könte er solches ohne die Werck nicht verrichten. Item / daß wir vns die verheissene Gnade Gottes applicieren müssen / beyde durch den Glauben / vnd mit des Mundes Bekentnis / sampt andern Tugenden. Denn daß solches falsch sey / bezeuget Paulus / in dem er die Rechtfertigung für GOtt zuschreibet vnd gibet allein der Gnaden Gottes / allein dem Verdienst Christi / allein dem Glauben / vnd setzet sie allein in der Versönung mit Gott / vnd seiner annemung zu Gnaden / ohne einige vorgehende / mitlauffende oder folgende gute Wercke / Tit. 3. Ephe. 2. Phil. 3. 1. Cor. 4. Rom. 4. Es sol auch in der Kirchen Gottes diese theilung vnd sonderung im Artickel der Rechtfertigung mit nichte gelidden oder gestattet werden / daß wir auff eine andere weise gerecht gemachet werden / vnd abermal auff eine andere weise selig werden / Als daß wir wol durch den Glauben gerecht würden / ohne gute Wercke / Vnd daß also die guten Werck in den Artickel der Rechtfertigung nicht gehören / auch dazu nicht von nöten seyn / Aber ohne Wercke würden wir nicht selig / Sondern zur Seligkeit weren auch die guten Wercke nötig / vnd daß die guten Wercke solten vnd müsten in den Artickel der Seligkeit mit eingeschlossen werden. Daß solchs falsch vnd vnrecht sey / weiset vns Paulus Rom. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/762
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/762>, abgerufen am 19.05.2024.