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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Mönche oder Nonnen sündigen / so sie Ehelich werden / Oder wenn Bischoffe oder Priester Gesetz oder Traditiones machen / damit man Gott sonderlich dienen sol / vnd dadurch die Sünder gerecht werden sollen / Welcherley Menschen Gesetze sind in der Möncherey / von Speisen vnd mancherley Kleidungen / damit sie gemeinet haben / daß sie Gott dieneten / vnd für grosse Sünde gehalten haben / wo jemand solche Regel oder Lehre vbertrete / vnd dagegen Gerechtigkeit darinn gesetzt / so man dieselbigen hielte.

Solche Lehre hat Christus Matth. 15. öffentlich verworffen vnd verdampt / als Er spricht / Ihr Heuchler / Es hat Esaias wol von euch gesagt / Diß Volck nahet sich zu mir mit seinem Munde / aber jhr Hertze ist ferne von mir / Vergeblich aber dienen sie mir / dieweil sie lehren solche Lehre / die nichts denn Menschen Gebot sind / Das ist / Es ist eytel vergeblicher vnnützer dienst.

Aber etliche Satzungen werden gestellet in der Christenheit / zu gutem brauch / Nemlich / daß eusserlich eine gute Ordnung gehalten werde / Denn S. Paulus hat nicht ohne vrsach die Corinther vermanet / Daß in der Gemeine sol alles züchtiglich vnd ördentlich zugehen / 1. Corinth. 14. In solchen suchen wir keine Frömmigkeit für Gott / Sondern die einfeltigen werden dadurch als in einer Kinderzucht gehalten / daß sie sich lernen mit zucht vnd schew gegen GOttes Wort vnd Sacramenten erzeigen. Also halten wir die gemeine Sontags Feyer. Also mag ein Bischoff zur zeit eine Fasten setzen / daß die Leute desto geschickter seyn zu beten. Item / man setzet einen Tag / daran das Volck zusammen komme / Gottes Wort zu hören / vnd die Sacrament empfahen / als da sind etliche fürnemliche Feste im Jahr / Von der Geburt vnd Beschneidung / von dem Leiden / Aufferstehung vnd Himmelfart des HERRN / von der Sendung des heiligen Geistes / von der Englischen Botschafft / von S. Johanne dem Teuffer / Auff das die fürnemlichen Artickel des Euangelij / so an solchen tagen gehandelt werden / in gedechtnis der Leute hafften vnd bleiben mögen.

Wieder solche Satzungen / so von eusserlichen dingen / die da indifferentes vnd frey sind / vmb guter ordnung willen eingesetzt werden / sol niemand predigen / Sondern die Prediger sollen dieselbigen loben / damit die einfeltigen vnd vnuerstendigen nicht von solchen Ceremonien vnd Ordnungen abgeschewet werden / vnd also anfahen alle vbung des Christlichen Lebens zu verachten / wie es pfleget zu geschehen / wo die Prediger ohne vnterscheid alle Traditiones verwerffen / als man an vielen örthen sihet / daß das Volck nicht mehr

Mönche oder Nonnen sündigen / so sie Ehelich werden / Oder wenn Bischoffe oder Priester Gesetz oder Traditiones machen / damit man Gott sonderlich dienen sol / vnd dadurch die Sünder gerecht werden sollen / Welcherley Menschen Gesetze sind in der Möncherey / von Speisen vnd mancherley Kleidungen / damit sie gemeinet haben / daß sie Gott dieneten / vnd für grosse Sünde gehalten haben / wo jemand solche Regel oder Lehre vbertrete / vnd dagegen Gerechtigkeit darinn gesetzt / so man dieselbigen hielte.

Solche Lehre hat Christus Matth. 15. öffentlich verworffen vnd verdampt / als Er spricht / Ihr Heuchler / Es hat Esaias wol von euch gesagt / Diß Volck nahet sich zu mir mit seinem Munde / aber jhr Hertze ist ferne von mir / Vergeblich aber dienen sie mir / dieweil sie lehren solche Lehre / die nichts denn Menschen Gebot sind / Das ist / Es ist eytel vergeblicher vnnützer dienst.

Aber etliche Satzungen werden gestellet in der Christenheit / zu gutem brauch / Nemlich / daß eusserlich eine gute Ordnung gehalten werde / Denn S. Paulus hat nicht ohne vrsach die Corinther vermanet / Daß in der Gemeine sol alles züchtiglich vnd ördentlich zugehen / 1. Corinth. 14. In solchen suchen wir keine Frömmigkeit für Gott / Sondern die einfeltigen werden dadurch als in einer Kinderzucht gehalten / daß sie sich lernen mit zucht vnd schew gegen GOttes Wort vnd Sacramenten erzeigen. Also halten wir die gemeine Sontags Feyer. Also mag ein Bischoff zur zeit eine Fasten setzen / daß die Leute desto geschickter seyn zu beten. Item / man setzet einen Tag / daran das Volck zusammen komme / Gottes Wort zu hören / vnd die Sacrament empfahen / als da sind etliche fürnemliche Feste im Jahr / Von der Geburt vnd Beschneidung / von dem Leiden / Aufferstehung vnd Himmelfart des HERRN / von der Sendung des heiligen Geistes / von der Englischen Botschafft / von S. Johanne dem Teuffer / Auff das die fürnemlichen Artickel des Euangelij / so an solchen tagen gehandelt werden / in gedechtnis der Leute hafften vnd bleiben mögen.

Wieder solche Satzungen / so von eusserlichen dingen / die da indifferentes vnd frey sind / vmb guter ordnung willen eingesetzt werden / sol niemand predigen / Sondern die Prediger sollen dieselbigen loben / damit die einfeltigen vnd vnuerstendigen nicht von solchen Ceremonien vnd Ordnungen abgeschewet werden / vnd also anfahen alle vbung des Christlichen Lebens zu verachten / wie es pfleget zu geschehen / wo die Prediger ohne vnterscheid alle Traditiones verwerffen / als man an vielen örthen sihet / daß das Volck nicht mehr

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[30/0698] Mönche oder Nonnen sündigen / so sie Ehelich werden / Oder wenn Bischoffe oder Priester Gesetz oder Traditiones machen / damit man Gott sonderlich dienen sol / vnd dadurch die Sünder gerecht werden sollen / Welcherley Menschen Gesetze sind in der Möncherey / von Speisen vnd mancherley Kleidungen / damit sie gemeinet haben / daß sie Gott dieneten / vnd für grosse Sünde gehalten haben / wo jemand solche Regel oder Lehre vbertrete / vnd dagegen Gerechtigkeit darinn gesetzt / so man dieselbigen hielte. Solche Lehre hat Christus Matth. 15. öffentlich verworffen vnd verdampt / als Er spricht / Ihr Heuchler / Es hat Esaias wol von euch gesagt / Diß Volck nahet sich zu mir mit seinem Munde / aber jhr Hertze ist ferne von mir / Vergeblich aber dienen sie mir / dieweil sie lehren solche Lehre / die nichts denn Menschen Gebot sind / Das ist / Es ist eytel vergeblicher vnnützer dienst. Aber etliche Satzungen werden gestellet in der Christenheit / zu gutem brauch / Nemlich / daß eusserlich eine gute Ordnung gehalten werde / Denn S. Paulus hat nicht ohne vrsach die Corinther vermanet / Daß in der Gemeine sol alles züchtiglich vnd ördentlich zugehen / 1. Corinth. 14. In solchen suchen wir keine Frömmigkeit für Gott / Sondern die einfeltigen werden dadurch als in einer Kinderzucht gehalten / daß sie sich lernen mit zucht vnd schew gegen GOttes Wort vnd Sacramenten erzeigen. Also halten wir die gemeine Sontags Feyer. Also mag ein Bischoff zur zeit eine Fasten setzen / daß die Leute desto geschickter seyn zu beten. Item / man setzet einen Tag / daran das Volck zusammen komme / Gottes Wort zu hören / vnd die Sacrament empfahen / als da sind etliche fürnemliche Feste im Jahr / Von der Geburt vnd Beschneidung / von dem Leiden / Aufferstehung vnd Himmelfart des HERRN / von der Sendung des heiligen Geistes / von der Englischen Botschafft / von S. Johanne dem Teuffer / Auff das die fürnemlichen Artickel des Euangelij / so an solchen tagen gehandelt werden / in gedechtnis der Leute hafften vnd bleiben mögen. Wieder solche Satzungen / so von eusserlichen dingen / die da indifferentes vnd frey sind / vmb guter ordnung willen eingesetzt werden / sol niemand predigen / Sondern die Prediger sollen dieselbigen loben / damit die einfeltigen vnd vnuerstendigen nicht von solchen Ceremonien vnd Ordnungen abgeschewet werden / vnd also anfahen alle vbung des Christlichen Lebens zu verachten / wie es pfleget zu geschehen / wo die Prediger ohne vnterscheid alle Traditiones verwerffen / als man an vielen örthen sihet / daß das Volck nicht mehr

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/698>, abgerufen am 23.11.2024.