Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

lichen Hertzen ist böse von der Jugend auff. Was solt es denn guts thun vnd wircken?

Darumb ist das Gesetz vnd Gottes Gebot wol heilig / gerecht vnd gut / Roman. 7. Aber wir sind böse von Mutterleibe an / vnd werden dazu mit solcher Geistlicher Blindheit geborn / daß wir vnser eigen Boßheit nicht verstehen / vnd derwegen keine Artzney noch hülffe dawieder suchen / Vnd müsten also vnsert halben ewiglich verderben vnd verlohren seyn.

Zum dritten / Darumb hat auch der Barmhertzige GOtt sein Gesetz Schrifftlich gegeben / daß es vns von wegen vnser Sünden straffe / vnd erschrecke mit drewen der straffe / vnd Gottes Gerichts / vnd also vns zu Erkentniß vnser selbst bringe / auff daß / so wir vnser Boßheit vnd Jammer erkennen / Gnade vnd Hülffe suchen. Also spricht S. Paulus Rom. 3. Durchs Gesetze wird die Sünde erkant. Er spricht nicht / Durchs Gesetz wird die Sünde abgethan. Denn es offenbahret allein vnser Sünde vnd Gottes Zorn / nimpt aber die Sünde nicht weg. Darumb ist das Gesetz dazu gegeben / daß es den Hoffertigen Menschen demütige / auff daß / wenn er gedemütiget ist / Gnade vnd Hülffe suche.

Zum vierden / Es ist aber kein Hülffe noch Raht / keine Gnade bey Gott / ohn allein in Christo JEsu / welcher ist vnser Mittler zwischen GOtt vnd dem Menschen. Darumb treibet das Gesetz die Sünder zu Christo / als zu jhrem Artzt zu flichen / welcher das Gesetz erfüllet hat / vnd dieselbige seine erfüllung vns schencket / wie Paulus 1. Corinth. 1. saget: Christus ist vnser Gerechtigkeit / etc. Vnd Rom. 10. Christus ist die Erfüllung des Gesetzes / zur Gerechtigkeit allen / die da gleuben.

Darnach hat Er auch vns verdienet den heiligen Geist / welcher vns gegehen wird in der Tauffe / Vnd so wir das Euangelium von der Gnade Gottes hören / durch welchen wir anfahen / auch selbst das Gesetz zu erfüllen / Wir haben aber einen gar grossen vortheil in dem HErrn Christo / Denn wir sind noch zum theil Fleischlich / dieweil das Fleisch allezeit wieder den Geist strebt / vnd hindert / daß wir das Gesetz nicht erfüllen / zun Römern am 7. zum Galatern am 5. Capittel / Aber vmb Christus willen / an den wir gleuben / vergibt vnd schenckt vns Gott die vbrigen Sünde im Fleisch / vnd rechnet sie vns nicht zur ewigen Verdamniß. So haben wir auch selbst mißfallen an derselbigen vbrigen Sünde / vnd wolten gerne / daß der Sawrteig der alten Boßheit gar in vns außgefeget were / welchs endlich geschehen wird in der Wiedergeburt am Jüngsten tag.

lichen Hertzen ist böse von der Jugend auff. Was solt es denn guts thun vnd wircken?

Darumb ist das Gesetz vnd Gottes Gebot wol heilig / gerecht vnd gut / Roman. 7. Aber wir sind böse von Mutterleibe an / vnd werden dazu mit solcher Geistlicher Blindheit geborn / daß wir vnser eigen Boßheit nicht verstehen / vnd derwegen keine Artzney noch hülffe dawieder suchen / Vnd müsten also vnsert halben ewiglich verderben vnd verlohren seyn.

Zum dritten / Darumb hat auch der Barmhertzige GOtt sein Gesetz Schrifftlich gegeben / daß es vns von wegen vnser Sünden straffe / vnd erschrecke mit drewen der straffe / vnd Gottes Gerichts / vnd also vns zu Erkentniß vnser selbst bringe / auff daß / so wir vnser Boßheit vnd Jammer erkennen / Gnade vnd Hülffe suchen. Also spricht S. Paulus Rom. 3. Durchs Gesetze wird die Sünde erkant. Er spricht nicht / Durchs Gesetz wird die Sünde abgethan. Denn es offenbahret allein vnser Sünde vnd Gottes Zorn / nimpt aber die Sünde nicht weg. Darumb ist das Gesetz dazu gegeben / daß es den Hoffertigen Menschen demütige / auff daß / wenn er gedemütiget ist / Gnade vnd Hülffe suche.

Zum vierden / Es ist aber kein Hülffe noch Raht / keine Gnade bey Gott / ohn allein in Christo JEsu / welcher ist vnser Mittler zwischen GOtt vnd dem Menschen. Darumb treibet das Gesetz die Sünder zu Christo / als zu jhrem Artzt zu flichen / welcher das Gesetz erfüllet hat / vnd dieselbige seine erfüllung vns schencket / wie Paulus 1. Corinth. 1. saget: Christus ist vnser Gerechtigkeit / etc. Vnd Rom. 10. Christus ist die Erfüllung des Gesetzes / zur Gerechtigkeit allen / die da gleuben.

Darnach hat Er auch vns verdienet den heiligen Geist / welcher vns gegehen wird in der Tauffe / Vnd so wir das Euangelium von der Gnade Gottes hören / durch welchen wir anfahen / auch selbst das Gesetz zu erfüllen / Wir haben aber einen gar grossen vortheil in dem HErrn Christo / Deñ wir sind noch zum theil Fleischlich / dieweil das Fleisch allezeit wieder den Geist strebt / vnd hindert / daß wir das Gesetz nicht erfüllen / zun Römern am 7. zum Galatern am 5. Capittel / Aber vmb Christus willen / an den wir gleuben / vergibt vnd schenckt vns Gott die vbrigen Sünde im Fleisch / vnd rechnet sie vns nicht zur ewigen Verdamniß. So haben wir auch selbst mißfallen an derselbigen vbrigen Sünde / vnd wolten gerne / daß der Sawrteig der alten Boßheit gar in vns außgefeget were / welchs endlich geschehen wird in der Wiedergeburt am Jüngsten tag.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0687" n="19"/>
lichen Hertzen ist böse von der Jugend auff.                      Was solt es denn guts thun vnd wircken?</p>
        <p>Darumb ist das Gesetz vnd Gottes Gebot wol heilig / gerecht vnd gut / Roman. 7.                      Aber wir sind böse von Mutterleibe an / vnd werden dazu mit solcher Geistlicher                      Blindheit geborn / daß wir vnser eigen Boßheit nicht verstehen / vnd derwegen                      keine Artzney noch hülffe dawieder suchen / Vnd müsten also vnsert halben                      ewiglich verderben vnd verlohren seyn.</p>
        <p>Zum dritten / Darumb hat auch der Barmhertzige GOtt sein Gesetz Schrifftlich                      gegeben / daß es vns von wegen vnser Sünden straffe / vnd erschrecke mit drewen                      der straffe / vnd Gottes Gerichts / vnd also vns zu Erkentniß vnser selbst                      bringe / auff daß / so wir vnser Boßheit vnd Jammer erkennen / Gnade vnd Hülffe                      suchen. Also spricht S. Paulus Rom. 3. Durchs Gesetze wird die Sünde erkant. Er                      spricht nicht / Durchs Gesetz wird die Sünde abgethan. Denn es offenbahret                      allein vnser Sünde vnd Gottes Zorn / nimpt aber die Sünde nicht weg. Darumb ist                      das Gesetz dazu gegeben / daß es den Hoffertigen Menschen demütige / auff daß /                      wenn er gedemütiget ist / Gnade vnd Hülffe suche.</p>
        <p>Zum vierden / Es ist aber kein Hülffe noch Raht / keine Gnade bey Gott / ohn                      allein in Christo JEsu / welcher ist vnser Mittler zwischen GOtt vnd dem                      Menschen. Darumb treibet das Gesetz die Sünder zu Christo / als zu jhrem Artzt                      zu flichen / welcher das Gesetz erfüllet hat / vnd dieselbige seine erfüllung                      vns schencket / wie Paulus 1. Corinth. 1. saget: Christus ist vnser                      Gerechtigkeit / etc. Vnd Rom. 10. Christus ist die Erfüllung des Gesetzes / zur                      Gerechtigkeit allen / die da gleuben.</p>
        <p>Darnach hat Er auch vns verdienet den heiligen Geist / welcher vns gegehen wird                      in der Tauffe / Vnd so wir das Euangelium von der Gnade Gottes hören / durch                      welchen wir anfahen / auch selbst das Gesetz zu erfüllen / Wir haben aber einen                      gar grossen vortheil in dem HErrn Christo / Den&#x0303; wir sind noch zum                      theil Fleischlich / dieweil das Fleisch allezeit wieder den Geist strebt / vnd                      hindert / daß wir das Gesetz nicht erfüllen / zun Römern am 7. zum Galatern am                      5. Capittel / Aber vmb Christus willen / an den wir gleuben / vergibt vnd                      schenckt vns Gott die vbrigen Sünde im Fleisch / vnd rechnet sie vns nicht zur                      ewigen Verdamniß. So haben wir auch selbst mißfallen an derselbigen vbrigen                      Sünde / vnd wolten gerne / daß der Sawrteig der alten Boßheit gar in vns                      außgefeget were / welchs endlich geschehen wird in der Wiedergeburt am Jüngsten                      tag.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0687] lichen Hertzen ist böse von der Jugend auff. Was solt es denn guts thun vnd wircken? Darumb ist das Gesetz vnd Gottes Gebot wol heilig / gerecht vnd gut / Roman. 7. Aber wir sind böse von Mutterleibe an / vnd werden dazu mit solcher Geistlicher Blindheit geborn / daß wir vnser eigen Boßheit nicht verstehen / vnd derwegen keine Artzney noch hülffe dawieder suchen / Vnd müsten also vnsert halben ewiglich verderben vnd verlohren seyn. Zum dritten / Darumb hat auch der Barmhertzige GOtt sein Gesetz Schrifftlich gegeben / daß es vns von wegen vnser Sünden straffe / vnd erschrecke mit drewen der straffe / vnd Gottes Gerichts / vnd also vns zu Erkentniß vnser selbst bringe / auff daß / so wir vnser Boßheit vnd Jammer erkennen / Gnade vnd Hülffe suchen. Also spricht S. Paulus Rom. 3. Durchs Gesetze wird die Sünde erkant. Er spricht nicht / Durchs Gesetz wird die Sünde abgethan. Denn es offenbahret allein vnser Sünde vnd Gottes Zorn / nimpt aber die Sünde nicht weg. Darumb ist das Gesetz dazu gegeben / daß es den Hoffertigen Menschen demütige / auff daß / wenn er gedemütiget ist / Gnade vnd Hülffe suche. Zum vierden / Es ist aber kein Hülffe noch Raht / keine Gnade bey Gott / ohn allein in Christo JEsu / welcher ist vnser Mittler zwischen GOtt vnd dem Menschen. Darumb treibet das Gesetz die Sünder zu Christo / als zu jhrem Artzt zu flichen / welcher das Gesetz erfüllet hat / vnd dieselbige seine erfüllung vns schencket / wie Paulus 1. Corinth. 1. saget: Christus ist vnser Gerechtigkeit / etc. Vnd Rom. 10. Christus ist die Erfüllung des Gesetzes / zur Gerechtigkeit allen / die da gleuben. Darnach hat Er auch vns verdienet den heiligen Geist / welcher vns gegehen wird in der Tauffe / Vnd so wir das Euangelium von der Gnade Gottes hören / durch welchen wir anfahen / auch selbst das Gesetz zu erfüllen / Wir haben aber einen gar grossen vortheil in dem HErrn Christo / Deñ wir sind noch zum theil Fleischlich / dieweil das Fleisch allezeit wieder den Geist strebt / vnd hindert / daß wir das Gesetz nicht erfüllen / zun Römern am 7. zum Galatern am 5. Capittel / Aber vmb Christus willen / an den wir gleuben / vergibt vnd schenckt vns Gott die vbrigen Sünde im Fleisch / vnd rechnet sie vns nicht zur ewigen Verdamniß. So haben wir auch selbst mißfallen an derselbigen vbrigen Sünde / vnd wolten gerne / daß der Sawrteig der alten Boßheit gar in vns außgefeget were / welchs endlich geschehen wird in der Wiedergeburt am Jüngsten tag.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/687
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/687>, abgerufen am 16.07.2024.