Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

umb so die Rechabitae in der Schrifft gelobet werden / so ist es gewiß / daß sie jhre Weis vnd Ceremonien nicht darumb gehalten haben / dadurch Vergebung der Sünde / oder Ewiges Leben zu verdienen / oder daß jhre Wercke an jhnen selbs sie für GOtt versünen könten / sondern sie haben als fromme Gottfürchtige Kinder gegleubt / an den gesegneten / gebenedeyten Samen / an den zukünfftigen Christum / vnd dieweil sie haben Gebot vnd Befehl gehabt / jhrer Eltern / wird in der Schrifft gelobet jhr Gehorsam / von welchem das Vierde Gebot redet / Du solt dein Vater vnd dein Mutter ehren.

Item / So hat der Rechabiter weis noch ein vrsach / Sie waren vnter den Heyden gewesen / da hat sie jhr Vater vnterscheiden wollen / von den Heyden mit etlichen Zeichen / daß sie nicht wieder fielen in Gottlos wesen vnd Abgötterey. Darumb hat sie jhr Vater dadurch wollen erinnern der Gottes Furcht / des Glaubens / der Aufferstehung der Todten / Vnd das ist ein gute vrsache. Aber die Möncherey hat viel andere vrsach / Sie ertichten / daß die Möncherey sey ein Gottesdienst / dadurch man verdiene Vergebung der Sünde / vnd Gott versünet werde. Darumb ist es gar kein vergleichung mit der Rechabiten Exempel / daß ich geschweige ander vnzehlich vnrath vnd Ergerniß / welche darüber noch am Klosterleben sind.

Auch so bringen sie für / aus der andern Epistel zu Timotheo am 5. von den Witwen / welche den Kirchen dieneten / vnd von dem gemeinen Kirchengut ernehret wurden / da Paulus sagt: Denn wenn sie geyl worden sind wieder Christum / so wollen sie freyen / vnd haben jhr Vrtheil daß sie den ersten Glauben verbrochen haben. Ich wil gleich setzen / daß da der Apostel von den Gelübden rede (wie doch nicht ist) so thut doch der Spruch gar nichts dazu / daß die Kloster Gelübde solten Christlich seyn. Denn die Kloster Gelübde geschehen darumb / daß sie sollen ein Gottesdienst seyn / dadurch man Vergebung der Sünde verdiente. Paulus aber verwirfft alle Gesetz / alle Wercke / alle Gottesdienst / welche also gehalten / vnd angenommen werden / dadurch Vergebung der Sünde / vnd das Ewige Leben zu verdienen / welchs wir allein durch Christum erlangen. Darumb ist es gewiß / ob die Witwen etliche Gelübde gethan hetten / daß sie doch vngleich den jetzigen Kloster Gelübden gewesen sind.

Darüber wenn die Wiedersacher je den Spruch Pauli wolten auff die Kloster Gelübde ziehen / vnd dehnen / so müssen sie das auch annehmen / daß Paulus verbeut / Es solle kein Witwe eingenommen werden / die jünger were denn Sechtzig Jahr. Also werden denn alle Kloster Gelübde / welche vor der Zeit des Alters geschehen sind /

umb so die Rechabitae in der Schrifft gelobet werden / so ist es gewiß / daß sie jhre Weis vnd Ceremonien nicht darumb gehalten haben / dadurch Vergebung der Sünde / oder Ewiges Leben zu verdienen / oder daß jhre Wercke an jhnen selbs sie für GOtt versünen könten / sondern sie haben als from̃e Gottfürchtige Kinder gegleubt / an den gesegneten / gebenedeyten Samen / an den zukünfftigen Christum / vnd dieweil sie haben Gebot vnd Befehl gehabt / jhrer Eltern / wird in der Schrifft gelobet jhr Gehorsam / von welchem das Vierde Gebot redet / Du solt dein Vater vnd dein Mutter ehren.

Item / So hat der Rechabiter weis noch ein vrsach / Sie waren vnter den Heyden gewesen / da hat sie jhr Vater vnterscheiden wollen / von den Heyden mit etlichen Zeichen / daß sie nicht wieder fielen in Gottlos wesen vnd Abgötterey. Darumb hat sie jhr Vater dadurch wollen erinnern der Gottes Furcht / des Glaubens / der Aufferstehung der Todten / Vnd das ist ein gute vrsache. Aber die Möncherey hat viel andere vrsach / Sie ertichtẽ / daß die Möncherey sey ein Gottesdienst / dadurch man verdiene Vergebung der Sünde / vnd Gott versünet werde. Darumb ist es gar kein vergleichung mit der Rechabiten Exempel / daß ich geschweige ander vnzehlich vnrath vnd Ergerniß / welche darüber noch am Klosterleben sind.

Auch so bringen sie für / aus der andern Epistel zu Timotheo am 5. von den Witwen / welche den Kirchen dieneten / vnd von dem gemeinen Kirchengut ernehret wurden / da Paulus sagt: Denn wenn sie geyl worden sind wieder Christum / so wollen sie freyen / vnd haben jhr Vrtheil daß sie den ersten Glauben verbrochen haben. Ich wil gleich setzen / daß da der Apostel von den Gelübden rede (wie doch nicht ist) so thut doch der Spruch gar nichts dazu / daß die Kloster Gelübde solten Christlich seyn. Denn die Kloster Gelübde geschehen darumb / daß sie sollen ein Gottesdienst seyn / dadurch man Vergebung der Sünde verdiente. Paulus aber verwirfft alle Gesetz / alle Wercke / alle Gottesdienst / welche also gehalten / vnd angenom̃en werden / dadurch Vergebung der Sünde / vnd das Ewige Leben zu verdienen / welchs wir allein durch Christum erlangen. Darumb ist es gewiß / ob die Witwen etliche Gelübde gethan hetten / daß sie doch vngleich den jetzigen Kloster Gelübden gewesen sind.

Darüber wenn die Wiedersacher je den Spruch Pauli wolten auff die Kloster Gelübde ziehen / vnd dehnen / so müssen sie das auch annehmen / daß Paulus verbeut / Es solle kein Witwe eingenommen werden / die jünger were denn Sechtzig Jahr. Also werden denn alle Kloster Gelübde / welche vor der Zeit des Alters geschehen sind /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0596"/>
umb so die <hi rendition="#i">Rechabitae</hi> in der Schrifft gelobet werden / so ist                      es gewiß / daß sie jhre Weis vnd Ceremonien nicht darumb gehalten haben /                      dadurch Vergebung der Sünde / oder Ewiges Leben zu verdienen / oder daß jhre                      Wercke an jhnen selbs sie für GOtt versünen könten / sondern sie haben als                          from&#x0303;e Gottfürchtige Kinder gegleubt / an den gesegneten /                      gebenedeyten Samen / an den zukünfftigen Christum / vnd dieweil sie haben Gebot                      vnd Befehl gehabt / jhrer Eltern / wird in der Schrifft gelobet jhr Gehorsam /                      von welchem das Vierde Gebot redet / Du solt dein Vater vnd dein Mutter ehren.</p>
        <p>Item / So hat der Rechabiter weis noch ein vrsach / Sie waren vnter den Heyden                      gewesen / da hat sie jhr Vater vnterscheiden wollen / von den Heyden mit                      etlichen Zeichen / daß sie nicht wieder fielen in Gottlos wesen vnd Abgötterey.                      Darumb hat sie jhr Vater dadurch wollen erinnern der Gottes Furcht / des                      Glaubens / der Aufferstehung der Todten / Vnd das ist ein gute vrsache. Aber die                      Möncherey hat viel andere vrsach / Sie ertichte&#x0303; / daß die                      Möncherey sey ein Gottesdienst / dadurch man verdiene Vergebung der Sünde / vnd                      Gott versünet werde. Darumb ist es gar kein vergleichung mit der Rechabiten                      Exempel / daß ich geschweige ander vnzehlich vnrath vnd Ergerniß / welche                      darüber noch am Klosterleben sind.</p>
        <p>Auch so bringen sie für / aus der andern Epistel zu Timotheo am 5. von den Witwen                      / welche den Kirchen dieneten / vnd von dem gemeinen Kirchengut ernehret wurden                      / da Paulus sagt: Denn wenn sie geyl worden sind wieder Christum / so wollen sie                      freyen / vnd haben jhr Vrtheil daß sie den ersten Glauben verbrochen haben. Ich                      wil gleich setzen / daß da der Apostel von den Gelübden rede (wie doch nicht                      ist) so thut doch der Spruch gar nichts dazu / daß die Kloster Gelübde solten                      Christlich seyn. Denn die Kloster Gelübde geschehen darumb / daß sie sollen ein                      Gottesdienst seyn / dadurch man Vergebung der Sünde verdiente. Paulus aber                      verwirfft alle Gesetz / alle Wercke / alle Gottesdienst / welche also gehalten /                      vnd angenom&#x0303;en werden / dadurch Vergebung der Sünde / vnd das                      Ewige Leben zu verdienen / welchs wir allein durch Christum erlangen. Darumb ist                      es gewiß / ob die Witwen etliche Gelübde gethan hetten / daß sie doch vngleich                      den jetzigen Kloster Gelübden gewesen sind.</p>
        <p>Darüber wenn die Wiedersacher je den Spruch Pauli wolten auff die Kloster Gelübde                      ziehen / vnd dehnen / so müssen sie das auch annehmen / daß Paulus verbeut / Es                      solle kein Witwe eingenommen werden / die jünger were denn Sechtzig Jahr. Also                      werden denn alle Kloster Gelübde / welche vor der Zeit des Alters geschehen sind                      /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0596] umb so die Rechabitae in der Schrifft gelobet werden / so ist es gewiß / daß sie jhre Weis vnd Ceremonien nicht darumb gehalten haben / dadurch Vergebung der Sünde / oder Ewiges Leben zu verdienen / oder daß jhre Wercke an jhnen selbs sie für GOtt versünen könten / sondern sie haben als from̃e Gottfürchtige Kinder gegleubt / an den gesegneten / gebenedeyten Samen / an den zukünfftigen Christum / vnd dieweil sie haben Gebot vnd Befehl gehabt / jhrer Eltern / wird in der Schrifft gelobet jhr Gehorsam / von welchem das Vierde Gebot redet / Du solt dein Vater vnd dein Mutter ehren. Item / So hat der Rechabiter weis noch ein vrsach / Sie waren vnter den Heyden gewesen / da hat sie jhr Vater vnterscheiden wollen / von den Heyden mit etlichen Zeichen / daß sie nicht wieder fielen in Gottlos wesen vnd Abgötterey. Darumb hat sie jhr Vater dadurch wollen erinnern der Gottes Furcht / des Glaubens / der Aufferstehung der Todten / Vnd das ist ein gute vrsache. Aber die Möncherey hat viel andere vrsach / Sie ertichtẽ / daß die Möncherey sey ein Gottesdienst / dadurch man verdiene Vergebung der Sünde / vnd Gott versünet werde. Darumb ist es gar kein vergleichung mit der Rechabiten Exempel / daß ich geschweige ander vnzehlich vnrath vnd Ergerniß / welche darüber noch am Klosterleben sind. Auch so bringen sie für / aus der andern Epistel zu Timotheo am 5. von den Witwen / welche den Kirchen dieneten / vnd von dem gemeinen Kirchengut ernehret wurden / da Paulus sagt: Denn wenn sie geyl worden sind wieder Christum / so wollen sie freyen / vnd haben jhr Vrtheil daß sie den ersten Glauben verbrochen haben. Ich wil gleich setzen / daß da der Apostel von den Gelübden rede (wie doch nicht ist) so thut doch der Spruch gar nichts dazu / daß die Kloster Gelübde solten Christlich seyn. Denn die Kloster Gelübde geschehen darumb / daß sie sollen ein Gottesdienst seyn / dadurch man Vergebung der Sünde verdiente. Paulus aber verwirfft alle Gesetz / alle Wercke / alle Gottesdienst / welche also gehalten / vnd angenom̃en werden / dadurch Vergebung der Sünde / vnd das Ewige Leben zu verdienen / welchs wir allein durch Christum erlangen. Darumb ist es gewiß / ob die Witwen etliche Gelübde gethan hetten / daß sie doch vngleich den jetzigen Kloster Gelübden gewesen sind. Darüber wenn die Wiedersacher je den Spruch Pauli wolten auff die Kloster Gelübde ziehen / vnd dehnen / so müssen sie das auch annehmen / daß Paulus verbeut / Es solle kein Witwe eingenommen werden / die jünger were denn Sechtzig Jahr. Also werden denn alle Kloster Gelübde / welche vor der Zeit des Alters geschehen sind /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/596
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/596>, abgerufen am 16.07.2024.