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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Opffer seyn / vnd das beste an der Messe / sie nennens gleich Opffer oder anders.

Nu können alle Gottfürchtige / Fromme / Erbare / Christliche Leute leichtlich mercken / daß der Wiedersacher beschüldigung vnrecht ist / da sie sagen / Wir thun das Iuge Sacrificium ab / Die erfahrung gibts / daß sie die rechten Antiochi seyn / die als die wütenden Tyrannen / mit eytel Durft vnd Gewalt sich erzeigen in der Kirchen / die vntereinem schein der Geistligkeit zu sich ziehen / allen Gewalt der Welt / vnd fragen doch nichts nach dem Predigampt / nach Christo / oder dem Euangelio / Darüber vnterstehen sie sich / newe Gottesdienst jhrs gefallens in der Kirchen anzurichten / vnd mit eitel gewalt zu verfechten. Denn die Wiedersacher behalten allein die Ceremonien der Messe / Den rechten Brauch aber der Messe lassen sie fahren / vnd brauchen die Messe allein zum Geitz / vnd schendlichen Jarmarckt / vnd ertichten darnach / es sey ein Werck / das andern zu gut komme / das andern Vergebung der Sünden / Pein vnd Schuld verdiene. In jhren Predigten aber lehren sie nicht das Euangelium / sie trösten auch nicht die Gewissen / sie predigen auch nicht / daß die Sünde ohne Verdienst vergeben werden / vmb Christus willen / sondern predigen von anruffen der Heiligen / von Satisfactionibus, von Gnugthuung / von Menschen Satzungen / vnd sagen / daß dadurch die Leute für Gott from werden. Vnd wiewol derselbigen öffentlichen Gotteslesterlichen Mißbreuch viel seyn / so wollen sie doch dieselbigen / dieweil sie Geld tragen / mit Gewalt erhalten. Vnd die gelehrtesten Prediger vnter jhnen predigen verworren Philosophisch Question vnd Frage / welche weder sie selbst noch das Volck verstehen. Endlich ob etliche vnter jhnen seyn nicht gar vngelehrt / so lehren sie doch eytel Gesetz / vnd lehren von Christo / oder vom Glauben gar nichts.

Die Wiedersacher ziehen den Daniel an / der da sagt: Es werden Grewel vnd Verwüstung in der Kirchen stehen / vnd deuten dieses auff vnser Kirchen / derhalben / daß die Altar nicht bedeckt seyn / nicht Liechter darinnen brennen / vnd dergleichen. Wiewol es nicht wahr ist / daß wir solche eusserliche Ornament alle wegthun / dennoch / so es schon also were / redet Daniel nicht von solchen dingen / die gar eusserlich sind / vnd zur Christlichen Kirchen nicht gehören / sondern meynet viel ein andere grewlichere Verwüstung / welche im Bapstthumb starck gehet / Nemlich / von Verwüstung des nötigsten / grösten Gottesdienstes / des Predigampts / vnd vnterdrückung des Euangelij. Denn bey den Wiedersachern predigt man das mehrer-

Opffer seyn / vnd das beste an der Messe / sie nennens gleich Opffer oder anders.

Nu können alle Gottfürchtige / Fromme / Erbare / Christliche Leute leichtlich mercken / daß der Wiedersacher beschüldigung vnrecht ist / da sie sagen / Wir thun das Iuge Sacrificium ab / Die erfahrung gibts / daß sie die rechten Antiochi seyn / die als die wütenden Tyrannen / mit eytel Durft vnd Gewalt sich erzeigen in der Kirchen / die vntereinem schein der Geistligkeit zu sich ziehen / allen Gewalt der Welt / vnd fragen doch nichts nach dem Predigampt / nach Christo / oder dem Euangelio / Darüber vnterstehen sie sich / newe Gottesdienst jhrs gefallens in der Kirchen anzurichten / vnd mit eitel gewalt zu verfechten. Denn die Wiedersacher behalten allein die Ceremonien der Messe / Den rechten Brauch aber der Messe lassen sie fahren / vnd brauchen die Messe allein zum Geitz / vnd schendlichen Jarmarckt / vnd ertichten darnach / es sey ein Werck / das andern zu gut komme / das andern Vergebung der Sünden / Pein vnd Schuld verdiene. In jhren Predigten aber lehren sie nicht das Euangelium / sie trösten auch nicht die Gewissen / sie predigen auch nicht / daß die Sünde ohne Verdienst vergeben werden / vmb Christus willen / sondern predigen von anruffen der Heiligen / von Satisfactionibus, von Gnugthuung / von Menschen Satzungen / vnd sagen / daß dadurch die Leute für Gott from werden. Vnd wiewol derselbigen öffentlichen Gotteslesterlichen Mißbreuch viel seyn / so wollen sie doch dieselbigen / dieweil sie Geld tragen / mit Gewalt erhalten. Vnd die gelehrtesten Prediger vnter jhnen predigen verworren Philosophisch Question vnd Frage / welche weder sie selbst noch das Volck verstehen. Endlich ob etliche vnter jhnen seyn nicht gar vngelehrt / so lehren sie doch eytel Gesetz / vnd lehren von Christo / oder vom Glauben gar nichts.

Die Wiedersacher ziehen den Daniel an / der da sagt: Es werden Grewel vnd Verwüstung in der Kirchen stehen / vnd deuten dieses auff vnser Kirchen / derhalben / daß die Altar nicht bedeckt seyn / nicht Liechter darinnen brennen / vnd dergleichen. Wiewol es nicht wahr ist / daß wir solche eusserliche Ornament alle wegthun / dennoch / so es schon also were / redet Daniel nicht von solchen dingen / die gar eusserlich sind / vnd zur Christlichen Kirchen nicht gehören / sondern meynet viel ein andere grewlichere Verwüstung / welche im Bapstthumb starck gehet / Nemlich / von Verwüstung des nötigsten / grösten Gottesdienstes / des Predigampts / vnd vnterdrückung des Euangelij. Denn bey den Wiedersachern predigt man das mehrer-

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[0568] Opffer seyn / vnd das beste an der Messe / sie nennens gleich Opffer oder anders. Nu können alle Gottfürchtige / Fromme / Erbare / Christliche Leute leichtlich mercken / daß der Wiedersacher beschüldigung vnrecht ist / da sie sagen / Wir thun das Iuge Sacrificium ab / Die erfahrung gibts / daß sie die rechten Antiochi seyn / die als die wütenden Tyrannen / mit eytel Durft vnd Gewalt sich erzeigen in der Kirchen / die vntereinem schein der Geistligkeit zu sich ziehen / allen Gewalt der Welt / vnd fragen doch nichts nach dem Predigampt / nach Christo / oder dem Euangelio / Darüber vnterstehen sie sich / newe Gottesdienst jhrs gefallens in der Kirchen anzurichten / vnd mit eitel gewalt zu verfechten. Denn die Wiedersacher behalten allein die Ceremonien der Messe / Den rechten Brauch aber der Messe lassen sie fahren / vnd brauchen die Messe allein zum Geitz / vnd schendlichen Jarmarckt / vnd ertichten darnach / es sey ein Werck / das andern zu gut komme / das andern Vergebung der Sünden / Pein vnd Schuld verdiene. In jhren Predigten aber lehren sie nicht das Euangelium / sie trösten auch nicht die Gewissen / sie predigen auch nicht / daß die Sünde ohne Verdienst vergeben werden / vmb Christus willen / sondern predigen von anruffen der Heiligen / von Satisfactionibus, von Gnugthuung / von Menschen Satzungen / vnd sagen / daß dadurch die Leute für Gott from werden. Vnd wiewol derselbigen öffentlichen Gotteslesterlichen Mißbreuch viel seyn / so wollen sie doch dieselbigen / dieweil sie Geld tragen / mit Gewalt erhalten. Vnd die gelehrtesten Prediger vnter jhnen predigen verworren Philosophisch Question vnd Frage / welche weder sie selbst noch das Volck verstehen. Endlich ob etliche vnter jhnen seyn nicht gar vngelehrt / so lehren sie doch eytel Gesetz / vnd lehren von Christo / oder vom Glauben gar nichts. Die Wiedersacher ziehen den Daniel an / der da sagt: Es werden Grewel vnd Verwüstung in der Kirchen stehen / vnd deuten dieses auff vnser Kirchen / derhalben / daß die Altar nicht bedeckt seyn / nicht Liechter darinnen brennen / vnd dergleichen. Wiewol es nicht wahr ist / daß wir solche eusserliche Ornament alle wegthun / dennoch / so es schon also were / redet Daniel nicht von solchen dingen / die gar eusserlich sind / vnd zur Christlichen Kirchen nicht gehören / sondern meynet viel ein andere grewlichere Verwüstung / welche im Bapstthumb starck gehet / Nemlich / von Verwüstung des nötigsten / grösten Gottesdienstes / des Predigampts / vnd vnterdrückung des Euangelij. Denn bey den Wiedersachern predigt man das mehrer-

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/568>, abgerufen am 22.11.2024.