[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.habe es in Gebrauch / so ists doch gewiß / daß solches ein new Brauch in der Kirchen ist. Denn die alten Collecten / ob sie wol der Heiligen gedencken / so ruffen sie doch die Heiligen nicht an. Darüber reden die Wiedersacher nicht allein von anruffen der Heiligen / sondern sagen auch / daß Gott der Heiligen Verdienst annehme für vnsere Sünde / vnd machen also aus den Heiligen nicht allein Fürbitter / sondern Mittler vnd Versüner. Das ist nun gar nicht zu leiden / denn da geben sie die Ehre / so Christo allein gebührt / den Heiligen. Denn sie machen aus jhnen Mittler vnd Versüner. Vnd wiewol sie wollen vnterscheid machen vnter Mittlern / die für vns bitten / vnd dem Mittler / der vns erlöset / vnd Gott versünet hat / so machen sie doch aus den Heiligen Mittler / dadurch die Leute versünet werden. Vnd daß sie sagen / die Heiligen sind Mittler für vns zu bitten / das sagen sie auch ohn alle Schrifft / vnd wenn man schon dauon auffs glimpfflichest reden wil / so wird doch Christus vnd seine Wolthat / durch solche Lehre vnterdrucket / vnd vertrawen da auff die Heiligen / da sie auff Christum vertrawen solten. Denn sie ertichten jhnen selbs einen Wahn / als sey Christus ein strenger Richter / vnd die Heiligen gnedige / gütige Mittler / fliehen also zu den Heiligen / scheuhen sich für Christo / wie für einem Tyrannen / Vertrawen mehr auff die Güte der Heiligen / denn auff die Güte Christi / Lauffen von Christo / vnd suchen der Heiligen Hülffe / Also machen sie im grund doch Mediatores redemptionis aus den Heiligen. Derhalben wollen wir beweisen / daß sie aus den Heiligen machen / nicht allein Fürbitter / sondern Versüner vnd Mediatores redemptionis. Wir reden hie noch nicht von groben Mißbreuchen / wie der gemein Pöfel / mit den Heiligen vnd Wallfarten öffentlich Abgötterey treibt / Wir reden / was jhre Gelehrten von diesem stücke predigen / schreiben / vnd in jhren Schulen lehren. Das ander / als die groben Mißbreuche / können auch vnerfahrne / grobe Leute vrtheilen vnd richten. Es gehören zwey Stücke zu einem Mittler oder Versüner / Für das erst / ein gewiß klar Gottes Wort vnd Verheissung / daß GOtt durch den Mittler erhören wil / all die jhn anruffen / Ein solch Göttliche Zusage stehet in der Schrifft von Christo: Was jhr werdet bitten den Vater in meinem Namen / das wird Er euch geben. Von den Heiligen stehet nirgend in der Schrifft ein solche Zusage / Darumb kan keiner bey sich gewiß schliessen / daß er auff anruffen der Heiligen erhört werde / darumb ist solch anruffen nicht aus dem Glauben. Darüber haben wir Gottes Wort vnd Gebot / daß habe es in Gebrauch / so ists doch gewiß / daß solches ein new Brauch in der Kirchen ist. Denn die alten Collecten / ob sie wol der Heiligen gedencken / so ruffen sie doch die Heiligen nicht an. Darüber reden die Wiedersacher nicht allein von anruffen der Heiligen / sondern sagen auch / daß Gott der Heiligen Verdienst annehme für vnsere Sünde / vnd machen also aus den Heiligen nicht allein Fürbitter / sondern Mittler vnd Versüner. Das ist nun gar nicht zu leiden / denn da geben sie die Ehre / so Christo allein gebührt / den Heiligen. Denn sie machen aus jhnen Mittler vnd Versüner. Vnd wiewol sie wollen vnterscheid machen vnter Mittlern / die für vns bitten / vnd dem Mittler / der vns erlöset / vnd Gott versünet hat / so machen sie doch aus den Heiligen Mittler / dadurch die Leute versünet werden. Vnd daß sie sagen / die Heiligen sind Mittler für vns zu bitten / das sagen sie auch ohn alle Schrifft / vnd wenn man schon dauon auffs glimpfflichest reden wil / so wird doch Christus vnd seine Wolthat / durch solche Lehre vnterdrucket / vnd vertrawen da auff die Heiligen / da sie auff Christum vertrawen solten. Denn sie ertichten jhnen selbs einen Wahn / als sey Christus ein strenger Richter / vnd die Heiligen gnedige / gütige Mittler / fliehen also zu den Heiligen / scheuhen sich für Christo / wie für einem Tyrannen / Vertrawen mehr auff die Güte der Heiligen / deñ auff die Güte Christi / Lauffen von Christo / vnd suchen der Heiligen Hülffe / Also machen sie im grund doch Mediatores redemptionis aus den Heiligen. Derhalben wollen wir beweisen / daß sie aus den Heiligen machen / nicht allein Fürbitter / sondern Versüner vnd Mediatores redemptionis. Wir reden hie noch nicht von groben Mißbreuchen / wie der gemein Pöfel / mit den Heiligen vnd Wallfarten öffentlich Abgötterey treibt / Wir reden / was jhre Gelehrten von diesem stücke predigen / schreiben / vnd in jhren Schulen lehren. Das ander / als die groben Mißbreuche / können auch vnerfahrne / grobe Leute vrtheilen vnd richten. Es gehören zwey Stücke zu einem Mittler oder Versüner / Für das erst / ein gewiß klar Gottes Wort vnd Verheissung / daß GOtt durch den Mittler erhören wil / all die jhn anruffen / Ein solch Göttliche Zusage stehet in der Schrifft von Christo: Was jhr werdet bitten den Vater in meinem Namen / das wird Er euch geben. Von den Heiligen stehet nirgend in der Schrifft ein solche Zusage / Darumb kan keiner bey sich gewiß schliessen / daß er auff anruffen der Heiligen erhört werde / darumb ist solch anruffen nicht aus dem Glauben. Darüber haben wir Gottes Wort vnd Gebot / daß <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0531" n="252"/> habe es in Gebrauch / so ists doch gewiß / daß solches ein new Brauch in der Kirchen ist. Denn die alten Collecten / ob sie wol der Heiligen gedencken / so ruffen sie doch die Heiligen nicht an.</p> <p>Darüber reden die Wiedersacher nicht allein von anruffen der Heiligen / sondern sagen auch / daß Gott der Heiligen Verdienst annehme für vnsere Sünde / vnd machen also aus den Heiligen nicht allein Fürbitter / sondern Mittler vnd Versüner. Das ist nun gar nicht zu leiden / denn da geben sie die Ehre / so Christo allein gebührt / den Heiligen. Denn sie machen aus jhnen Mittler vnd Versüner.</p> <p>Vnd wiewol sie wollen vnterscheid machen vnter Mittlern / die für vns bitten / vnd dem Mittler / der vns erlöset / vnd Gott versünet hat / so machen sie doch aus den Heiligen Mittler / dadurch die Leute versünet werden. Vnd daß sie sagen / die Heiligen sind Mittler für vns zu bitten / das sagen sie auch ohn alle Schrifft / vnd wenn man schon dauon auffs glimpfflichest reden wil / so wird doch Christus vnd seine Wolthat / durch solche Lehre vnterdrucket / vnd vertrawen da auff die Heiligen / da sie auff Christum vertrawen solten. Denn sie ertichten jhnen selbs einen Wahn / als sey Christus ein strenger Richter / vnd die Heiligen gnedige / gütige Mittler / fliehen also zu den Heiligen / scheuhen sich für Christo / wie für einem Tyrannen / Vertrawen mehr auff die Güte der Heiligen / deñ auff die Güte Christi / Lauffen von Christo / vnd suchen der Heiligen Hülffe / Also machen sie im grund doch <hi rendition="#i">Mediatores redemptionis</hi> aus den Heiligen.</p> <p>Derhalben wollen wir beweisen / daß sie aus den Heiligen machen / nicht allein Fürbitter / sondern Versüner vnd <hi rendition="#i">Mediatores redemptionis.</hi> Wir reden hie noch nicht von groben Mißbreuchen / wie der gemein Pöfel / mit den Heiligen vnd Wallfarten öffentlich Abgötterey treibt / Wir reden / was jhre Gelehrten von diesem stücke predigen / schreiben / vnd in jhren Schulen lehren. 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habe es in Gebrauch / so ists doch gewiß / daß solches ein new Brauch in der Kirchen ist. Denn die alten Collecten / ob sie wol der Heiligen gedencken / so ruffen sie doch die Heiligen nicht an.
Darüber reden die Wiedersacher nicht allein von anruffen der Heiligen / sondern sagen auch / daß Gott der Heiligen Verdienst annehme für vnsere Sünde / vnd machen also aus den Heiligen nicht allein Fürbitter / sondern Mittler vnd Versüner. Das ist nun gar nicht zu leiden / denn da geben sie die Ehre / so Christo allein gebührt / den Heiligen. Denn sie machen aus jhnen Mittler vnd Versüner.
Vnd wiewol sie wollen vnterscheid machen vnter Mittlern / die für vns bitten / vnd dem Mittler / der vns erlöset / vnd Gott versünet hat / so machen sie doch aus den Heiligen Mittler / dadurch die Leute versünet werden. Vnd daß sie sagen / die Heiligen sind Mittler für vns zu bitten / das sagen sie auch ohn alle Schrifft / vnd wenn man schon dauon auffs glimpfflichest reden wil / so wird doch Christus vnd seine Wolthat / durch solche Lehre vnterdrucket / vnd vertrawen da auff die Heiligen / da sie auff Christum vertrawen solten. Denn sie ertichten jhnen selbs einen Wahn / als sey Christus ein strenger Richter / vnd die Heiligen gnedige / gütige Mittler / fliehen also zu den Heiligen / scheuhen sich für Christo / wie für einem Tyrannen / Vertrawen mehr auff die Güte der Heiligen / deñ auff die Güte Christi / Lauffen von Christo / vnd suchen der Heiligen Hülffe / Also machen sie im grund doch Mediatores redemptionis aus den Heiligen.
Derhalben wollen wir beweisen / daß sie aus den Heiligen machen / nicht allein Fürbitter / sondern Versüner vnd Mediatores redemptionis. Wir reden hie noch nicht von groben Mißbreuchen / wie der gemein Pöfel / mit den Heiligen vnd Wallfarten öffentlich Abgötterey treibt / Wir reden / was jhre Gelehrten von diesem stücke predigen / schreiben / vnd in jhren Schulen lehren. Das ander / als die groben Mißbreuche / können auch vnerfahrne / grobe Leute vrtheilen vnd richten.
Es gehören zwey Stücke zu einem Mittler oder Versüner / Für das erst / ein gewiß klar Gottes Wort vnd Verheissung / daß GOtt durch den Mittler erhören wil / all die jhn anruffen / Ein solch Göttliche Zusage stehet in der Schrifft von Christo: Was jhr werdet bitten den Vater in meinem Namen / das wird Er euch geben.
Von den Heiligen stehet nirgend in der Schrifft ein solche Zusage / Darumb kan keiner bey sich gewiß schliessen / daß er auff anruffen der Heiligen erhört werde / darumb ist solch anruffen nicht aus dem Glauben. Darüber haben wir Gottes Wort vnd Gebot / daß
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/531>, abgerufen am 16.07.2024. |