[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.Vnd die Casteyung des Fleisches / oder alten Adams / lehren wir also / wie vnser Confession meldet / daß die rechte Casteyung denn geschihet / wenn vns Gott den willen bricht / Creutz vnd Trübsal zuschicket / daß wir lernen seinem willen gehorsam seyn / wie Paulus zun Römern am 12. sagt / Begebt ewer eigen Leibe zu einem heiligen Opffer. Vnd das sind rechte heilige Casteyung / also / in anfechtungen lernen Gott kennen / jhnen fürchten / lieben / etc. Vber dieselbigen Trübsaln / welche nicht in vnserm willen stehen / sind auch noch die leiblichen Vbunge / da Christus von saget / Hütet euch / daß ewre Leibe nicht beschweret werden mit Fressen vnd Sauffen. Vnd Paulus zu den Corinthern / Ich zeme meinen Leib / etc. Die vbung sollen darumb geschehen / nicht daß es nötige Gottesdienst seyn / dadurch man für Gott from werde / Sondern daß wir vnser Fleisch im Zaum halten / damit wir durch Füllerey vnd beschwerung des Leibs / nicht sicher vnd müssig werden / des Teuffels reitzunge / vnd des Fleisches lüsten folgen. Dasselbige Fasten vnd Casteyen solt nicht allein auff gewisse zeit / Sondern allezeit geschehen. Denn Gott wil / daß wir allezeit messig vnd nüchtern leben / vnd / wie die erfahrung gibt / so helffen dazu nicht viel bestimpte Fastentage. Denn man hat mit Fischen vnd allerley Fastenspeise mehr vnkost vnd Quaserey getrieben / denn ausser der Fasten. Vnd die Wiedersacher selbs haben die Fasten nie gehalten / der gestalt / wie sie in Canonibus angezeigt ist. Dieser Artickel von der Menschlichen Tradition / oder Satzunge / hat gantz viel schwere Disputation vnd Fragen hinder sich / vnd die erfahrung hats allzu starck geben / daß solche Satzunge rechte schwere Ketten vnd Stricke seyn / die Gewissen jemmerlich zu quelen. Denn wenn dieser wahn da ist / daß sie nötig seyn zur Seligkeit / so plagen sie vber alle massen ein arm Gewissen. Wie denn fromme Hertzen wol erfahren / wenn sie in Horis Canonicis ein Complet außgelassen / etc. oder dergleichen dawider gethan. Wiederumb schlecht hin die Freyheit lehren / hat auch sein bedencken / vnd seine Frage / nach dem das gemeine Volck eusserlicher Zucht vnd anleitung bedarff. Aber die Wiedersacher machen diese Sache selbs gewiß / vnd schlecht. Denn sie verdammen vns darumb / daß wir lehren / daß wir durch Menschliche Satzungen nicht verdienen / vergebung der Sünde für Gott. Item / sie wollen jhre Satzung durch die gantze Kirche vniuersaliter, durchaus gehalten haben / schlechts als nötig / vnd setzen sie an Christus stat. Da haben wir einen starcken Patron für vns / den Apostel Vnd die Casteyung des Fleisches / oder alten Adams / lehren wir also / wie vnser Confession meldet / daß die rechte Casteyung denn geschihet / wenn vns Gott den willen bricht / Creutz vnd Trübsal zuschicket / daß wir lernen seinem willen gehorsam seyn / wie Paulus zun Römern am 12. sagt / Begebt ewer eigen Leibe zu einem heiligen Opffer. Vnd das sind rechte heilige Casteyung / also / in anfechtungen lernen Gott kennen / jhnen fürchten / lieben / etc. Vber dieselbigen Trübsaln / welche nicht in vnserm willen stehen / sind auch noch die leiblichen Vbunge / da Christus von saget / Hütet euch / daß ewre Leibe nicht beschweret werden mit Fressen vnd Sauffen. Vnd Paulus zu den Corinthern / Ich zeme meinen Leib / etc. Die vbung sollen darumb geschehen / nicht daß es nötige Gottesdienst seyn / dadurch man für Gott from werde / Sondern daß wir vnser Fleisch im Zaum halten / damit wir durch Füllerey vnd beschwerung des Leibs / nicht sicher vnd müssig werden / des Teuffels reitzunge / vnd des Fleisches lüsten folgen. Dasselbige Fasten vnd Casteyen solt nicht allein auff gewisse zeit / Sondern allezeit geschehen. Denn Gott wil / daß wir allezeit messig vnd nüchtern leben / vnd / wie die erfahrung gibt / so helffen dazu nicht viel bestimpte Fastentage. Deñ man hat mit Fischen vnd allerley Fastenspeise mehr vnkost vnd Quaserey getrieben / denn ausser der Fasten. Vnd die Wiedersacher selbs haben die Fasten nie gehalten / der gestalt / wie sie in Canonibus angezeigt ist. Dieser Artickel von der Menschlichen Tradition / oder Satzunge / hat gantz viel schwere Disputation vnd Fragen hinder sich / vnd die erfahrung hats allzu starck geben / daß solche Satzunge rechte schwere Ketten vnd Stricke seyn / die Gewissen jem̃erlich zu quelen. Denn wenn dieser wahn da ist / daß sie nötig seyn zur Seligkeit / so plagen sie vber alle massen ein arm Gewissen. Wie denn from̃e Hertzen wol erfahren / wenn sie in Horis Canonicis ein Complet außgelassen / etc. oder dergleichen dawider gethan. Wiederumb schlecht hin die Freyheit lehren / hat auch sein bedencken / vnd seine Frage / nach dem das gemeine Volck eusserlicher Zucht vnd anleitung bedarff. Aber die Wiedersacher machen diese Sache selbs gewiß / vnd schlecht. Denn sie verdammen vns darumb / daß wir lehren / daß wir durch Menschliche Satzungen nicht verdienen / vergebung der Sünde für Gott. 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Vnd Paulus zu den Corinthern / Ich zeme meinen Leib / etc. Die vbung sollen darumb geschehen / nicht daß es nötige Gottesdienst seyn / dadurch man für Gott from werde / Sondern daß wir vnser Fleisch im Zaum halten / damit wir durch Füllerey vnd beschwerung des Leibs / nicht sicher vnd müssig werden / des Teuffels reitzunge / vnd des Fleisches lüsten folgen. Dasselbige Fasten vnd Casteyen solt nicht allein auff gewisse zeit / Sondern allezeit geschehen. Denn Gott wil / daß wir allezeit messig vnd nüchtern leben / vnd / wie die erfahrung gibt / so helffen dazu nicht viel bestimpte Fastentage. Deñ man hat mit Fischen vnd allerley Fastenspeise mehr vnkost vnd Quaserey getrieben / denn ausser der Fasten. 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Vber dieselbigen Trübsaln / welche nicht in vnserm willen stehen / sind auch noch die leiblichen Vbunge / da Christus von saget / Hütet euch / daß ewre Leibe nicht beschweret werden mit Fressen vnd Sauffen. Vnd Paulus zu den Corinthern / Ich zeme meinen Leib / etc. Die vbung sollen darumb geschehen / nicht daß es nötige Gottesdienst seyn / dadurch man für Gott from werde / Sondern daß wir vnser Fleisch im Zaum halten / damit wir durch Füllerey vnd beschwerung des Leibs / nicht sicher vnd müssig werden / des Teuffels reitzunge / vnd des Fleisches lüsten folgen. Dasselbige Fasten vnd Casteyen solt nicht allein auff gewisse zeit / Sondern allezeit geschehen. Denn Gott wil / daß wir allezeit messig vnd nüchtern leben / vnd / wie die erfahrung gibt / so helffen dazu nicht viel bestimpte Fastentage. Deñ man hat mit Fischen vnd allerley Fastenspeise mehr vnkost vnd Quaserey getrieben / denn ausser der Fasten. Vnd die Wiedersacher selbs haben die Fasten nie gehalten / der gestalt / wie sie in Canonibus angezeigt ist.
Dieser Artickel von der Menschlichen Tradition / oder Satzunge / hat gantz viel schwere Disputation vnd Fragen hinder sich / vnd die erfahrung hats allzu starck geben / daß solche Satzunge rechte schwere Ketten vnd Stricke seyn / die Gewissen jem̃erlich zu quelen. Denn wenn dieser wahn da ist / daß sie nötig seyn zur Seligkeit / so plagen sie vber alle massen ein arm Gewissen. Wie denn from̃e Hertzen wol erfahren / wenn sie in Horis Canonicis ein Complet außgelassen / etc. oder dergleichen dawider gethan. Wiederumb schlecht hin die Freyheit lehren / hat auch sein bedencken / vnd seine Frage / nach dem das gemeine Volck eusserlicher Zucht vnd anleitung bedarff.
Aber die Wiedersacher machen diese Sache selbs gewiß / vnd schlecht. Denn sie verdammen vns darumb / daß wir lehren / daß wir durch Menschliche Satzungen nicht verdienen / vergebung der Sünde für Gott. Item / sie wollen jhre Satzung durch die gantze Kirche vniuersaliter, durchaus gehalten haben / schlechts als nötig / vnd setzen sie an Christus stat.
Da haben wir einen starcken Patron für vns / den Apostel
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/518>, abgerufen am 16.07.2024. |