[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.was Bus oder Rew sey / sondern gehen mit jhrem Gauckelspiel vmb / mit Rosenkrentzen / Wallfarten / vnd dergleichen. Aber da sprechen sie / Gott / als der ein gerechter Richter ist / muß die Sünd ohn Straff nicht lassen / ja warlich strafft er die Sünd / wenn Er in solchem schrecken die Gewissen so starck mit seinem Zorn drenget vnd engstet / wie Dauid im 6. Psalm saget: HErr straff mich nicht in deinem Grimm. Vnd Hieremias 10. cap. Straff mich HErr / doch mit Gnaden / nicht in deinem Grimme / daß ich nicht vergehe. Da redet er warlich von grosser vnseglicher Angst / vnd die Wiedersacher selbs bekennen / Die Rewe könne so bitter vnd geschwinde seyn / daß die Satisfactio nicht noth sey / darumb ist die Contritio oder Rew / gewisser ein Pein / denn die Satisfactio. Darüber müssen die Heiligen / den Tod / allerley Creutz vnd Trübsal tragen / wie die andern / wie Petrus sagt 1. Pet. 4. Es ist zeit / das Gericht anzufahen an dem Hause Gottes. Vnd wiewol dieselbigen Trübsaln / offt Peen vnd Straffe seyn vber die Sünde / so haben sie doch in den Christen ein andere vrsache / Nemlich / daß sie sollen die Christen treiben vnd vben / daß sie in Anfechtung mercken jhren schwachen Glauben / vnd lernen Gottes Hülff vnd Trost suchen / wie Paulus von jhm selbs saget / 2. Corinth. 1. Daß wir vber die maß beschweret waren / vnd vber Macht / also / daß wir bey vns beschlossen hatten / wir müsten sterben / damit wir lerneten / nicht auff vns vertrawen. Vnd Esaias sagt: Die Noth vnd Angst / darinne sie stecken / vnd dich anruffen / ist jhnen ein Zucht / das ist / die Trübsal ist die Kinderzucht / dadurch Gott vbet die Heiligen. Item / die Trübsaln auch schicket vns Gott zu / die Sünde in vns / so noch vbrig ist / zu tödten / vnd zu dempffen / daß wir im Geist vernewert werden / wie Paulus Roman. 8. sagt: Der Leib ist Tod vmb der Sünde willen / das ist / Er wird täglich mehr vnd mehr getödtet / vmb der Sünde willen / die noch im Fleisch vbrig ist. Vnd der Tod selbs dienet dazu / daß er des Sündlichen Fleisches ein ende mache / vnd daß wir gar heilig / vnd vernewert auffstehen endlich von Todten. Von diesen Trübsaln vnd Peenen werden wir nicht los durch die Satisfactiones, Derhalben kan man nicht sprechen / daß die Satisfactiones gelten für solche Creutz vnd Trübsal / vnd zeitliche straff der Sünde wegnehme / Denn diß ist gewiß / daß die Gewalt der Schlüssel niemands frey / los / absoluieren kan / vom Creutz / oder von andern gemeinen Trübsaln. Vnd so sie wollen / daß das wort (Peen) dadurch gethan wird / solle von gemeinen Trübsaln verstanden werden / Wie lehren sie denn / man müsse im Fegfewer gnugthun? was Bus oder Rew sey / sondern gehen mit jhrem Gauckelspiel vmb / mit Rosenkrentzen / Wallfarten / vnd dergleichen. Aber da sprechen sie / Gott / als der ein gerechter Richter ist / muß die Sünd ohn Straff nicht lassen / ja warlich strafft er die Sünd / wenn Er in solchem schrecken die Gewissen so starck mit seinem Zorn drenget vnd engstet / wie Dauid im 6. Psalm saget: HErr straff mich nicht in deinem Grim̃. Vnd Hieremias 10. cap. Straff mich HErr / doch mit Gnaden / nicht in deinem Grimme / daß ich nicht vergehe. Da redet er warlich von grosser vnseglicher Angst / vnd die Wiedersacher selbs bekennen / Die Rewe könne so bitter vnd geschwinde seyn / daß die Satisfactio nicht noth sey / darumb ist die Contritio oder Rew / gewisser ein Pein / denn die Satisfactio. Darüber müssen die Heiligen / den Tod / allerley Creutz vnd Trübsal tragen / wie die andern / wie Petrus sagt 1. Pet. 4. Es ist zeit / das Gericht anzufahen an dem Hause Gottes. Vnd wiewol dieselbigen Trübsaln / offt Peen vnd Straffe seyn vber die Sünde / so haben sie doch in den Christen ein andere vrsache / Nemlich / daß sie sollen die Christen treiben vnd vben / daß sie in Anfechtung mercken jhren schwachen Glauben / vnd lernen Gottes Hülff vnd Trost suchen / wie Paulus von jhm selbs saget / 2. Corinth. 1. Daß wir vber die maß beschweret waren / vnd vber Macht / also / daß wir bey vns beschlossen hatten / wir müsten sterben / damit wir lerneten / nicht auff vns vertrawen. Vnd Esaias sagt: Die Noth vnd Angst / darinne sie stecken / vnd dich anruffen / ist jhnen ein Zucht / das ist / die Trübsal ist die Kinderzucht / dadurch Gott vbet die Heiligen. Item / die Trübsaln auch schicket vns Gott zu / die Sünde in vns / so noch vbrig ist / zu tödten / vnd zu dempffen / daß wir im Geist vernewert werden / wie Paulus Roman. 8. sagt: Der Leib ist Tod vmb der Sünde willen / das ist / Er wird täglich mehr vnd mehr getödtet / vmb der Sünde willen / die noch im Fleisch vbrig ist. Vnd der Tod selbs dienet dazu / daß er des Sündlichen Fleisches ein ende mache / vnd daß wir gar heilig / vnd vernewert auffstehen endlich von Todten. Von diesen Trübsaln vnd Peenen werden wir nicht los durch die Satisfactiones, Derhalben kan man nicht sprechen / daß die Satisfactiones gelten für solche Creutz vnd Trübsal / vnd zeitliche straff der Sünde wegnehme / Deñ diß ist gewiß / daß die Gewalt der Schlüssel niemands frey / los / absoluieren kan / vom Creutz / oder von andern gemeinen Trübsaln. Vnd so sie wollen / daß das wort (Peen) dadurch gethan wird / solle von gemeinen Trübsaln verstanden werden / Wie lehren sie denn / man müsse im Fegfewer gnugthun? <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0498"/> was Bus oder Rew sey / sondern gehen mit jhrem Gauckelspiel vmb / mit Rosenkrentzen / Wallfarten / vnd dergleichen.</p> <p>Aber da sprechen sie / Gott / als der ein gerechter Richter ist / muß die Sünd ohn Straff nicht lassen / ja warlich strafft er die Sünd / wenn Er in solchem schrecken die Gewissen so starck mit seinem Zorn drenget vnd engstet / wie Dauid im 6. Psalm saget: HErr straff mich nicht in deinem Grim̃. Vnd Hieremias 10. cap. Straff mich HErr / doch mit Gnaden / nicht in deinem Grimme / daß ich nicht vergehe. Da redet er warlich von grosser vnseglicher Angst / vnd die Wiedersacher selbs bekennen / Die Rewe könne so bitter vnd geschwinde seyn / daß die <hi rendition="#i">Satisfactio</hi> nicht noth sey / darumb ist die <hi rendition="#i">Contritio</hi> oder Rew / gewisser ein Pein / denn die <hi rendition="#i">Satisfactio.</hi></p> <p>Darüber müssen die Heiligen / den Tod / allerley Creutz vnd Trübsal tragen / wie die andern / wie Petrus sagt 1. Pet. 4. Es ist zeit / das Gericht anzufahen an dem Hause Gottes. Vnd wiewol dieselbigen Trübsaln / offt Peen vnd Straffe seyn vber die Sünde / so haben sie doch in den Christen ein andere vrsache / Nemlich / daß sie sollen die Christen treiben vnd vben / daß sie in Anfechtung mercken jhren schwachen Glauben / vnd lernen Gottes Hülff vnd Trost suchen / wie Paulus von jhm selbs saget / 2. Corinth. 1. Daß wir vber die maß beschweret waren / vnd vber Macht / also / daß wir bey vns beschlossen hatten / wir müsten sterben / damit wir lerneten / nicht auff vns vertrawen. Vnd Esaias sagt: Die Noth vnd Angst / darinne sie stecken / vnd dich anruffen / ist jhnen ein Zucht / das ist / die Trübsal ist die Kinderzucht / dadurch Gott vbet die Heiligen. Item / die Trübsaln auch schicket vns Gott zu / die Sünde in vns / so noch vbrig ist / zu tödten / vnd zu dempffen / daß wir im Geist vernewert werden / wie Paulus Roman. 8. sagt: Der Leib ist Tod vmb der Sünde willen / das ist / Er wird täglich mehr vnd mehr getödtet / vmb der Sünde willen / die noch im Fleisch vbrig ist. Vnd der Tod selbs dienet dazu / daß er des Sündlichen Fleisches ein ende mache / vnd daß wir gar heilig / vnd vernewert auffstehen endlich von Todten.</p> <p>Von diesen Trübsaln vnd Peenen werden wir nicht los durch die <hi rendition="#i">Satisfactiones,</hi> Derhalben kan man nicht sprechen / daß die <hi rendition="#i">Satisfactiones</hi> gelten für solche Creutz vnd Trübsal / vnd zeitliche straff der Sünde wegnehme / Deñ diß ist gewiß / daß die Gewalt der Schlüssel niemands frey / los / absoluieren kan / vom Creutz / oder von andern gemeinen Trübsaln. Vnd so sie wollen / daß das wort (Peen) dadurch gethan wird / solle von gemeinen Trübsaln verstanden werden / Wie lehren sie denn / man müsse im Fegfewer gnugthun?</p> </div> </body> </text> </TEI> [0498]
was Bus oder Rew sey / sondern gehen mit jhrem Gauckelspiel vmb / mit Rosenkrentzen / Wallfarten / vnd dergleichen.
Aber da sprechen sie / Gott / als der ein gerechter Richter ist / muß die Sünd ohn Straff nicht lassen / ja warlich strafft er die Sünd / wenn Er in solchem schrecken die Gewissen so starck mit seinem Zorn drenget vnd engstet / wie Dauid im 6. Psalm saget: HErr straff mich nicht in deinem Grim̃. Vnd Hieremias 10. cap. Straff mich HErr / doch mit Gnaden / nicht in deinem Grimme / daß ich nicht vergehe. Da redet er warlich von grosser vnseglicher Angst / vnd die Wiedersacher selbs bekennen / Die Rewe könne so bitter vnd geschwinde seyn / daß die Satisfactio nicht noth sey / darumb ist die Contritio oder Rew / gewisser ein Pein / denn die Satisfactio.
Darüber müssen die Heiligen / den Tod / allerley Creutz vnd Trübsal tragen / wie die andern / wie Petrus sagt 1. Pet. 4. Es ist zeit / das Gericht anzufahen an dem Hause Gottes. Vnd wiewol dieselbigen Trübsaln / offt Peen vnd Straffe seyn vber die Sünde / so haben sie doch in den Christen ein andere vrsache / Nemlich / daß sie sollen die Christen treiben vnd vben / daß sie in Anfechtung mercken jhren schwachen Glauben / vnd lernen Gottes Hülff vnd Trost suchen / wie Paulus von jhm selbs saget / 2. Corinth. 1. Daß wir vber die maß beschweret waren / vnd vber Macht / also / daß wir bey vns beschlossen hatten / wir müsten sterben / damit wir lerneten / nicht auff vns vertrawen. Vnd Esaias sagt: Die Noth vnd Angst / darinne sie stecken / vnd dich anruffen / ist jhnen ein Zucht / das ist / die Trübsal ist die Kinderzucht / dadurch Gott vbet die Heiligen. Item / die Trübsaln auch schicket vns Gott zu / die Sünde in vns / so noch vbrig ist / zu tödten / vnd zu dempffen / daß wir im Geist vernewert werden / wie Paulus Roman. 8. sagt: Der Leib ist Tod vmb der Sünde willen / das ist / Er wird täglich mehr vnd mehr getödtet / vmb der Sünde willen / die noch im Fleisch vbrig ist. Vnd der Tod selbs dienet dazu / daß er des Sündlichen Fleisches ein ende mache / vnd daß wir gar heilig / vnd vernewert auffstehen endlich von Todten.
Von diesen Trübsaln vnd Peenen werden wir nicht los durch die Satisfactiones, Derhalben kan man nicht sprechen / daß die Satisfactiones gelten für solche Creutz vnd Trübsal / vnd zeitliche straff der Sünde wegnehme / Deñ diß ist gewiß / daß die Gewalt der Schlüssel niemands frey / los / absoluieren kan / vom Creutz / oder von andern gemeinen Trübsaln. Vnd so sie wollen / daß das wort (Peen) dadurch gethan wird / solle von gemeinen Trübsaln verstanden werden / Wie lehren sie denn / man müsse im Fegfewer gnugthun?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/498 |
Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/498>, abgerufen am 16.07.2024. |