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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Straff wird auffgelegt / so verdienet er doch durch die Straff nicht Vergebung der Sünde. Vnd es sind auch wol Exempel / da solche sonderliche Straff nicht dazu gethan werden / Sondern diese zwey stücke gehören allezeit fürnemlich zu einer rechten Bus. Erst daß vnser Gewissen die Sünde erkenne vnd erschrecke. Zum andern / daß wir der Göttlichen Zusage gleuben / Als Luc. 7. Kömpt das arm sündig Weib zu Christo / vnd weinet bitterlich / Das weinen zeigt die Rew an / Hernach höret sie das Euangelium: Deine Sünde sind dir vergeben / dein Glaub hat dir geholffen / gehe im Frieden. Das ist nu das ander fürnemste Stücke der Bus / Nemlich / der Glaub / der sie wieder tröstet. Aus diesem können hie alle Christliche Leser mercken / daß wir nicht vnnötige Disputationes einführen / sondern klar / richtig / vnd eigentlich das Stücke der Bus setzen / Ohn welche die Sünde nicht können vergeben werden / ohn welche niemands für Gott from / heilig / oder new geborn wird.

Die Früchte aber vnd gute Wercke / Item / Gedult / daß wir gern leiden / Creutz vnd straff / was Gott dem alten Adam aufflegt / das alles folget / wenn also erst durch den Glauben die Sünde vergeben ist / vnd wir new geborn seyn. Vnd wir haben diese zwey Stücke klar gesetzt / damit der Glaub an Christum / dauon die Sophisten / Canonisten alle geschwiegen / auch einmahl gelehret werd / damit man auch desto klerer sehen möge / was der Glaube sey / oder nicht sey / wenn er also gegen das gros schrecken vnd Angst gehalten wird.

Dieweil aber die Wiedersacher diesen klaren gewissen / trefflichen Artickel / ohn alle schew vnd scham namhafftig verdammen / da wir sagen / Daß die Menschen Vergebung der Sünde erlangen / durch den Glauben an Christum / so wöllen wir des etliche Gründe vnd beweisung setzen / aus welchen zu verstehen sey / daß wir Vergebung der Sünde nicht erlangen ex opere operato, oder / durch das gethane Werck / durch Rew oder Leide / etc. Sondern allein durch den Glauben / da ein jeder für sich selbst gleubt / daß jhm Sünde vergeben seyn. Denn dieser Artickel ist der fürnemste vnd nötigste / Darumb wir mit den Wiedersachern streiten / welcher auch der nötigste ist allen Christen zu wissen. So wir aber hieroben im Artickel de Iustificatione, von demselbigen gnugsam gesagt / so wollen wir desto kürtzer hie dasselb handeln.

Die Wiedersacher / wenn sie vom Glauben reden / sagen sie / der Glaube müsse vor der Bus hergehen / vnd verstehen nicht den Glauben / welcher für Gott gerecht macht / Sondern den Glauben / durch welchen in genere, das ist / in gemein gegleubet wird / daß ein Gott

Straff wird auffgelegt / so verdienet er doch durch die Straff nicht Vergebung der Sünde. Vnd es sind auch wol Exempel / da solche sonderliche Straff nicht dazu gethan werden / Sondern diese zwey stücke gehören allezeit fürnemlich zu einer rechten Bus. Erst daß vnser Gewissen die Sünde erkenne vnd erschrecke. Zum andern / daß wir der Göttlichen Zusage gleuben / Als Luc. 7. Kömpt das arm sündig Weib zu Christo / vnd weinet bitterlich / Das weinen zeigt die Rew an / Hernach höret sie das Euangelium: Deine Sünde sind dir vergeben / dein Glaub hat dir geholffen / gehe im Frieden. Das ist nu das ander fürnemste Stücke der Bus / Nemlich / der Glaub / der sie wieder tröstet. Aus diesem können hie alle Christliche Leser mercken / daß wir nicht vnnötige Disputationes einführen / sondern klar / richtig / vnd eigentlich das Stücke der Bus setzen / Ohn welche die Sünde nicht köñen vergeben werden / ohn welche niemands für Gott from / heilig / oder new geborn wird.

Die Früchte aber vnd gute Wercke / Item / Gedult / daß wir gern leiden / Creutz vnd straff / was Gott dem alten Adam aufflegt / das alles folget / wenn also erst durch den Glauben die Sünde vergeben ist / vnd wir new geborn seyn. Vnd wir haben diese zwey Stücke klar gesetzt / damit der Glaub an Christum / dauon die Sophisten / Canonisten alle geschwiegen / auch einmahl gelehret werd / damit man auch desto klerer sehen möge / was der Glaube sey / oder nicht sey / weñ er also gegen das gros schrecken vnd Angst gehalten wird.

Dieweil aber die Wiedersacher diesen klaren gewissen / trefflichen Artickel / ohn alle schew vnd scham namhafftig verdammen / da wir sagen / Daß die Menschen Vergebung der Sünde erlangen / durch den Glauben an Christum / so wöllen wir des etliche Gründe vnd beweisung setzen / aus welchen zu verstehen sey / daß wir Vergebung der Sünde nicht erlangen ex opere operato, oder / durch das gethane Werck / durch Rew oder Leide / etc. Sondern allein durch den Glauben / da ein jeder für sich selbst gleubt / daß jhm Sünde vergeben seyn. Denn dieser Artickel ist der fürnemste vnd nötigste / Darumb wir mit den Wiedersachern streiten / welcher auch der nötigste ist allen Christen zu wissen. So wir aber hieroben im Artickel de Iustificatione, von demselbigen gnugsam gesagt / so wollen wir desto kürtzer hie dasselb handeln.

Die Wiedersacher / wenn sie vom Glauben reden / sagen sie / der Glaube müsse vor der Bus hergehen / vnd verstehen nicht den Glauben / welcher für Gott gerecht macht / Sondern den Glauben / durch welchen in genere, das ist / in gemein gegleubet wird / daß ein Gott

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[0476] Straff wird auffgelegt / so verdienet er doch durch die Straff nicht Vergebung der Sünde. Vnd es sind auch wol Exempel / da solche sonderliche Straff nicht dazu gethan werden / Sondern diese zwey stücke gehören allezeit fürnemlich zu einer rechten Bus. Erst daß vnser Gewissen die Sünde erkenne vnd erschrecke. Zum andern / daß wir der Göttlichen Zusage gleuben / Als Luc. 7. Kömpt das arm sündig Weib zu Christo / vnd weinet bitterlich / Das weinen zeigt die Rew an / Hernach höret sie das Euangelium: Deine Sünde sind dir vergeben / dein Glaub hat dir geholffen / gehe im Frieden. Das ist nu das ander fürnemste Stücke der Bus / Nemlich / der Glaub / der sie wieder tröstet. Aus diesem können hie alle Christliche Leser mercken / daß wir nicht vnnötige Disputationes einführen / sondern klar / richtig / vnd eigentlich das Stücke der Bus setzen / Ohn welche die Sünde nicht köñen vergeben werden / ohn welche niemands für Gott from / heilig / oder new geborn wird. Die Früchte aber vnd gute Wercke / Item / Gedult / daß wir gern leiden / Creutz vnd straff / was Gott dem alten Adam aufflegt / das alles folget / wenn also erst durch den Glauben die Sünde vergeben ist / vnd wir new geborn seyn. Vnd wir haben diese zwey Stücke klar gesetzt / damit der Glaub an Christum / dauon die Sophisten / Canonisten alle geschwiegen / auch einmahl gelehret werd / damit man auch desto klerer sehen möge / was der Glaube sey / oder nicht sey / weñ er also gegen das gros schrecken vnd Angst gehalten wird. Dieweil aber die Wiedersacher diesen klaren gewissen / trefflichen Artickel / ohn alle schew vnd scham namhafftig verdammen / da wir sagen / Daß die Menschen Vergebung der Sünde erlangen / durch den Glauben an Christum / so wöllen wir des etliche Gründe vnd beweisung setzen / aus welchen zu verstehen sey / daß wir Vergebung der Sünde nicht erlangen ex opere operato, oder / durch das gethane Werck / durch Rew oder Leide / etc. Sondern allein durch den Glauben / da ein jeder für sich selbst gleubt / daß jhm Sünde vergeben seyn. Denn dieser Artickel ist der fürnemste vnd nötigste / Darumb wir mit den Wiedersachern streiten / welcher auch der nötigste ist allen Christen zu wissen. So wir aber hieroben im Artickel de Iustificatione, von demselbigen gnugsam gesagt / so wollen wir desto kürtzer hie dasselb handeln. Die Wiedersacher / wenn sie vom Glauben reden / sagen sie / der Glaube müsse vor der Bus hergehen / vnd verstehen nicht den Glauben / welcher für Gott gerecht macht / Sondern den Glauben / durch welchen in genere, das ist / in gemein gegleubet wird / daß ein Gott

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/476>, abgerufen am 22.11.2024.