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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Vnd bald hernach / auß dem Gesetz fürchten wir Gott / durch den Glauben / Hoffen vnd Vertrawen wir in Gott / die aber die Straffe fürchten / denen wird die Gnade verborgen / vnter welcher Furcht / wenn ein Mensch in Angst ist / etc. sol er durch den Glauben fliehen zu der Barmhertzigkeit Gottes / daß er das jenig gebe / dazu Gnad verleihe / das er im Gesetz gebeutet. Da lehret er / daß durch das Gesetz die Hertzen geschreckt werden / vnd durch den Glauben wieder Trost empfahen.

Es ist warlich wunder / daß die Wiedersacher können so blind seyn / vnd so viel klarer Sprüche nicht ansehen / Die da klar melden / daß wir durch den Glauben gerecht werden / vnd nicht aus den Wercken. Wo dencken doch die armen Leute hin? Meinen sie / daß die Schrifft ohn vrsachen einerley so offt mit klaren worten erholet? Meinen sie / daß der heilig Geist sein Wort nicht gewis / vnd bedechtlich setze / oder nicht wisse / was er rede?

Darüber haben die Gottlosen Leute ein Sophistisch Glos ertichtet / vnd sagen / Die Sprüche der Schrifft / so sie vom Glauben reden / sind von fide formata zuuerstehen / das ist / sie sagen / der Glaub machet niemands From oder Gerecht / denn vmb der Liebe oder Werck willen. Vnd in Summa / nach jhrer meinung / So macht der Glaub niemands Gerecht / Sondern die Liebe allein. Denn sie sagen / der Glaub könne neben einer Todsünde seyn. Was ist das anders / denn alle zusage Gottes / vnd Verheissung der Gnaden vmbgestossen / vnd das Gesetz vnd Werck geprediget?

So der Glaube vergebung der Sünde vnd Gnade erlanget / vmb der Liebe willen / so wird die Vergebung der Sünde allzeit vngewis seyn / denn wir lieben Gott nimmer so volkömlich / als wir sollen / Ja wir können Gott nicht lieben / denn das Hertz sey erst gewiß das jhme die Sünde Vergeben seyn / Also / So die Wiedersacher lehren / auff die liebe Gottes / die wir vermügen / vnd eigen Werck vertrawen / Stossen sie das Euangelium / welchs Vergebung der Sünde prediget / gar zu boden / so doch die Liebe niemands recht haben / noch verstehen kan / Er gleube denn / daß wir auß Gnaden / vmb sonst / Vergebung der Sünde erlangen durch Christum.

Wir sagen auch / daß die Liebe dem Glauben folgen sol / wie Paulus sagt / Galat. 5. In Christo Jesu ist weder Beschneidung noch Vorhaut etwas / sondern der Glaub / welcher durch die Liebe wircket. Man sol aber darumb auff die Liebe nicht vertrawen / noch bawen / als erlangten wir vmb der Liebe willen / oder durch die Liebe Vergebung der Sünde / vnd Versünung Gottes. Gleich wie wir

Vnd bald hernach / auß dem Gesetz fürchten wir Gott / durch den Glauben / Hoffen vnd Vertrawen wir in Gott / die aber die Straffe fürchten / denen wird die Gnade verborgen / vnter welcher Furcht / wenn ein Mensch in Angst ist / etc. sol er durch den Glauben fliehen zu der Barmhertzigkeit Gottes / daß er das jenig gebe / dazu Gnad verleihe / das er im Gesetz gebeutet. Da lehret er / daß durch das Gesetz die Hertzen geschreckt werden / vnd durch den Glauben wieder Trost empfahen.

Es ist warlich wunder / daß die Wiedersacher können so blind seyn / vnd so viel klarer Sprüche nicht ansehen / Die da klar melden / daß wir durch den Glauben gerecht werden / vnd nicht aus den Wercken. Wo dencken doch die armen Leute hin? Meinen sie / daß die Schrifft ohn vrsachen einerley so offt mit klaren worten erholet? Meinen sie / daß der heilig Geist sein Wort nicht gewis / vnd bedechtlich setze / oder nicht wisse / was er rede?

Darüber haben die Gottlosen Leute ein Sophistisch Glos ertichtet / vnd sagen / Die Sprüche der Schrifft / so sie vom Glauben reden / sind von fide formata zuuerstehen / das ist / sie sagen / der Glaub machet niemands From oder Gerecht / deñ vmb der Liebe oder Werck willen. Vnd in Summa / nach jhrer meinung / So macht der Glaub niemands Gerecht / Sondern die Liebe allein. Denn sie sagen / der Glaub könne neben einer Todsünde seyn. Was ist das anders / denn alle zusage Gottes / vnd Verheissung der Gnaden vmbgestossen / vnd das Gesetz vnd Werck geprediget?

So der Glaube vergebung der Sünde vnd Gnade erlanget / vmb der Liebe willen / so wird die Vergebung der Sünde allzeit vngewis seyn / denn wir lieben Gott nimmer so volkömlich / als wir sollen / Ja wir können Gott nicht lieben / denn das Hertz sey erst gewiß das jhme die Sünde Vergeben seyn / Also / So die Wiedersacher lehren / auff die liebe Gottes / die wir vermügen / vnd eigen Werck vertrawen / Stossen sie das Euangelium / welchs Vergebung der Sünde prediget / gar zu boden / so doch die Liebe niemands recht haben / noch verstehen kan / Er gleube denn / daß wir auß Gnaden / vmb sonst / Vergebung der Sünde erlangen durch Christum.

Wir sagen auch / daß die Liebe dem Glauben folgen sol / wie Paulus sagt / Galat. 5. In Christo Jesu ist weder Beschneidung noch Vorhaut etwas / sondern der Glaub / welcher durch die Liebe wircket. Man sol aber darumb auff die Liebe nicht vertrawen / noch bawen / als erlangten wir vmb der Liebe willen / oder durch die Liebe Vergebung der Sünde / vnd Versünung Gottes. Gleich wie wir

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[0406] Vnd bald hernach / auß dem Gesetz fürchten wir Gott / durch den Glauben / Hoffen vnd Vertrawen wir in Gott / die aber die Straffe fürchten / denen wird die Gnade verborgen / vnter welcher Furcht / wenn ein Mensch in Angst ist / etc. sol er durch den Glauben fliehen zu der Barmhertzigkeit Gottes / daß er das jenig gebe / dazu Gnad verleihe / das er im Gesetz gebeutet. Da lehret er / daß durch das Gesetz die Hertzen geschreckt werden / vnd durch den Glauben wieder Trost empfahen. Es ist warlich wunder / daß die Wiedersacher können so blind seyn / vnd so viel klarer Sprüche nicht ansehen / Die da klar melden / daß wir durch den Glauben gerecht werden / vnd nicht aus den Wercken. Wo dencken doch die armen Leute hin? Meinen sie / daß die Schrifft ohn vrsachen einerley so offt mit klaren worten erholet? Meinen sie / daß der heilig Geist sein Wort nicht gewis / vnd bedechtlich setze / oder nicht wisse / was er rede? Darüber haben die Gottlosen Leute ein Sophistisch Glos ertichtet / vnd sagen / Die Sprüche der Schrifft / so sie vom Glauben reden / sind von fide formata zuuerstehen / das ist / sie sagen / der Glaub machet niemands From oder Gerecht / deñ vmb der Liebe oder Werck willen. Vnd in Summa / nach jhrer meinung / So macht der Glaub niemands Gerecht / Sondern die Liebe allein. Denn sie sagen / der Glaub könne neben einer Todsünde seyn. Was ist das anders / denn alle zusage Gottes / vnd Verheissung der Gnaden vmbgestossen / vnd das Gesetz vnd Werck geprediget? So der Glaube vergebung der Sünde vnd Gnade erlanget / vmb der Liebe willen / so wird die Vergebung der Sünde allzeit vngewis seyn / denn wir lieben Gott nimmer so volkömlich / als wir sollen / Ja wir können Gott nicht lieben / denn das Hertz sey erst gewiß das jhme die Sünde Vergeben seyn / Also / So die Wiedersacher lehren / auff die liebe Gottes / die wir vermügen / vnd eigen Werck vertrawen / Stossen sie das Euangelium / welchs Vergebung der Sünde prediget / gar zu boden / so doch die Liebe niemands recht haben / noch verstehen kan / Er gleube denn / daß wir auß Gnaden / vmb sonst / Vergebung der Sünde erlangen durch Christum. Wir sagen auch / daß die Liebe dem Glauben folgen sol / wie Paulus sagt / Galat. 5. In Christo Jesu ist weder Beschneidung noch Vorhaut etwas / sondern der Glaub / welcher durch die Liebe wircket. Man sol aber darumb auff die Liebe nicht vertrawen / noch bawen / als erlangten wir vmb der Liebe willen / oder durch die Liebe Vergebung der Sünde / vnd Versünung Gottes. Gleich wie wir

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/406>, abgerufen am 22.11.2024.