[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.empfahen / denn allein durch den Glauben. Darumb die jenigen / so lehren / daß wir nicht durch den Glauben für GOTT gerecht / vnd from werden / Was thun die anders / denn daß sie Christum vnd das Euangelium vnterdrücken / vnd das Gesetz lehren. Aber etlich / wenn man sagt / der Glaub macht rechtfertig für GOtt / verstehen solchs vielleicht vom anfang / Nemlich / daß der Glaub sey nur der anfang / oder ein Vorbereitung zu der Rechtfertigung / Also / daß nicht der Glaub selbs dafür gehalten werden sol / daß wir dadurch GOTT gefallen / vnd angenehm sind / Sondern daß wir GOtt angenehm sind / von wegen der Lieb vnd Werck / so folgen / Nicht von wegen des Glaubens. Vnd solche meynen / der Glaub werde allein derhalben gelobet in der Schrifft / daß er ein anfang sey guter Werck / Wie denn allzeit viel am Anfang gelegen ist. Diß aber ist nicht vnser Meinung / Sondern wir lehren also vom Glauben / daß wir durch den Glauben / selbst für GOtt angenehm sind. Vnd nach dem das wort Iustificari auff zweyerley weis gebraucht wird / Nemlich / für bekehret werden / oder new geborn / Item / für gerecht geschetzt werden. Wollen wir das erst anzeigen / daß wir allein durch den Glauben / aus dem Gottlosen wesen bekehret / new geborn / vnd gerecht werden. Etlich fechten gros an / das wort (Sola,) So doch Paulus klar sagt / zu den Römern am 3. So halten wir nu / daß der Mensch gerecht werde / ohn des Gesetzs Werck. Item / Ephes. 2. Gottes Gabe ist es / nicht aus euch / noch aus den Wercken / Auff daß sich nicht jemand rhüme. Item / Roman. am 3. dergleichen. So nu dieses wort vnd diese exclusiua (Sola) etlichen so hart entgegen ist / so vbel gefellet / die mögen an so viel örten in den Episteln Pauli auch diese Wort außkratzen / aus Gnaden / Item / nicht aus Wercken / Item / Gottes Gabe / etc. Item / daß sich niemands rhüme / etc. vnd dergleichen / Denn es sind gantz starcke exclusiuae. Das Wort (aus Gnaden) schleust / Verdienst vnd alle Wercke aus / wie die Namen haben. Vnd durch das Wort (Sola) so wir sagen / Allein der Glaub machet from / schliessen wir nicht aus das Euangelium / vnd die Sacrament / Daß darumb das Wort vnd Sacrament solten vergeblich seyn / So es der Glaub allein thut / wie die Wiedersacher vns alles gefehrlich deuten / Sondern vnsern Verdienst daran schliessen wir aus / Denn wir haben oben gnug gesagt / Daß der Glaub durchs Wort kömpt / So preisen wir das Predigampt vnd empfahen / denn allein durch den Glauben. Darumb die jenigen / so lehren / daß wir nicht durch den Glauben für GOTT gerecht / vnd from werden / Was thun die anders / denn daß sie Christum vnd das Euangelium vnterdrücken / vnd das Gesetz lehren. Aber etlich / wenn man sagt / der Glaub macht rechtfertig für GOtt / verstehen solchs vielleicht vom anfang / Nemlich / daß der Glaub sey nur der anfang / oder ein Vorbereitung zu der Rechtfertigung / Also / daß nicht der Glaub selbs dafür gehalten werden sol / daß wir dadurch GOTT gefallen / vnd angenehm sind / Sondern daß wir GOtt angenehm sind / von wegen der Lieb vnd Werck / so folgen / Nicht von wegen des Glaubens. Vnd solche meynen / der Glaub werde allein derhalben gelobet in der Schrifft / daß er ein anfang sey guter Werck / Wie denn allzeit viel am Anfang gelegen ist. Diß aber ist nicht vnser Meinung / Sondern wir lehren also vom Glauben / daß wir durch den Glauben / selbst für GOtt angenehm sind. Vnd nach dem das wort Iustificari auff zweyerley weis gebraucht wird / Nemlich / für bekehret werden / oder new geborn / Item / für gerecht geschetzt werden. Wollen wir das erst anzeigen / daß wir allein durch den Glauben / aus dem Gottlosen wesen bekehret / new geborn / vnd gerecht werden. Etlich fechten gros an / das wort (Sola,) So doch Paulus klar sagt / zu den Römern am 3. So halten wir nu / daß der Mensch gerecht werde / ohn des Gesetzs Werck. Item / Ephes. 2. Gottes Gabe ist es / nicht aus euch / noch aus den Wercken / Auff daß sich nicht jemand rhüme. Item / Roman. am 3. dergleichen. So nu dieses wort vnd diese exclusiua (Sola) etlichen so hart entgegen ist / so vbel gefellet / die mögen an so viel örten in den Episteln Pauli auch diese Wort außkratzen / aus Gnaden / Item / nicht aus Wercken / Item / Gottes Gabe / etc. Item / daß sich niemands rhüme / etc. vnd dergleichen / Denn es sind gantz starcke exclusiuae. Das Wort (aus Gnaden) schleust / Verdienst vnd alle Wercke aus / wie die Namen haben. Vnd durch das Wort (Sola) so wir sagen / Allein der Glaub machet from / schliessen wir nicht aus das Euangelium / vnd die Sacrament / Daß darumb das Wort vnd Sacrament solten vergeblich seyn / So es der Glaub allein thut / wie die Wiedersacher vns alles gefehrlich deuten / Sondern vnsern Verdienst daran schliessen wir aus / Denn wir haben oben gnug gesagt / Daß der Glaub durchs Wort kömpt / So preisen wir das Predigampt vnd <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0397" n="185"/> empfahen / denn allein durch den Glauben. 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empfahen / denn allein durch den Glauben. Darumb die jenigen / so lehren / daß wir nicht durch den Glauben für GOTT gerecht / vnd from werden / Was thun die anders / denn daß sie Christum vnd das Euangelium vnterdrücken / vnd das Gesetz lehren.
Aber etlich / wenn man sagt / der Glaub macht rechtfertig für GOtt / verstehen solchs vielleicht vom anfang / Nemlich / daß der Glaub sey nur der anfang / oder ein Vorbereitung zu der Rechtfertigung / Also / daß nicht der Glaub selbs dafür gehalten werden sol / daß wir dadurch GOTT gefallen / vnd angenehm sind / Sondern daß wir GOtt angenehm sind / von wegen der Lieb vnd Werck / so folgen / Nicht von wegen des Glaubens. Vnd solche meynen / der Glaub werde allein derhalben gelobet in der Schrifft / daß er ein anfang sey guter Werck / Wie denn allzeit viel am Anfang gelegen ist. Diß aber ist nicht vnser Meinung / Sondern wir lehren also vom Glauben / daß wir durch den Glauben / selbst für GOtt angenehm sind.
Vnd nach dem das wort Iustificari auff zweyerley weis gebraucht wird / Nemlich / für bekehret werden / oder new geborn / Item / für gerecht geschetzt werden. Wollen wir das erst anzeigen / daß wir allein durch den Glauben / aus dem Gottlosen wesen bekehret / new geborn / vnd gerecht werden.
Etlich fechten gros an / das wort (Sola,) So doch Paulus klar sagt / zu den Römern am 3. So halten wir nu / daß der Mensch gerecht werde / ohn des Gesetzs Werck. Item / Ephes. 2. Gottes Gabe ist es / nicht aus euch / noch aus den Wercken / Auff daß sich nicht jemand rhüme. Item / Roman. am 3. dergleichen.
So nu dieses wort vnd diese exclusiua (Sola) etlichen so hart entgegen ist / so vbel gefellet / die mögen an so viel örten in den Episteln Pauli auch diese Wort außkratzen / aus Gnaden / Item / nicht aus Wercken / Item / Gottes Gabe / etc. Item / daß sich niemands rhüme / etc. vnd dergleichen / Denn es sind gantz starcke exclusiuae. Das Wort (aus Gnaden) schleust / Verdienst vnd alle Wercke aus / wie die Namen haben.
Vnd durch das Wort (Sola) so wir sagen / Allein der Glaub machet from / schliessen wir nicht aus das Euangelium / vnd die Sacrament / Daß darumb das Wort vnd Sacrament solten vergeblich seyn / So es der Glaub allein thut / wie die Wiedersacher vns alles gefehrlich deuten / Sondern vnsern Verdienst daran schliessen wir aus / Denn wir haben oben gnug gesagt / Daß der Glaub durchs Wort kömpt / So preisen wir das Predigampt vnd
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/397>, abgerufen am 16.07.2024. |