Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.und der interessirten Ufereigenthümer, bei Kanälen der Eigenthümer. Beim Uferbau dagegen treten die Interessen der Eigenthümer, deren Grundstücke (die Ufer selbst od. die Grundstücke dahinter) bedroht werden, entschiedener hervor u. es wird zugleich ihre Theilnahmspflicht an der Unterhaltung der Ufer verstärkt. Sie sind voraus immer berechtigt auf ihre Kosten die zum Schutze ihres Eigenthums nöthigen Bauten, selbst auf fremdem Boden vorzunehmen; ob aber auch dazu verpflichtet, ist eine sehr bestrittene Frage; jedenfalls entziehen sie sich solcher Last, wenn sie ihren Grundbesitz aufgeben. Ugaladschmiuden, Eskimostamm an der Princewalesbay im russ. Nordamerika, rohe Fischer u. Jäger. Ugocs, ehemals eigenes ungar. Comitat, jetzt mit Beregh vereinigt, hatte zum Hauptorte Nagy Szöllös mit 2200 E. Ugolino, s. Gherardesca. Uhland, Joh. Ludwig, einer der wenigen ächten Dichter der neuern Zeit u. vielleicht der volksthümlichste von allen, geb. 1787 zu Tübingen, wo sein Vater Secretär der Universität war, studierte die Rechte, machte 1810 deutsche Studien zu Paris u. ließ sich 1812 als Advokat in Stuttgart nieder. Seit 1819 Mitglied der Ständekammer, gehörte er 1833-39 zu den ausgezeichnetsten Mitgliedern der Opposition, lehnte abermalige Erwählung ab u. unterbrach seine Zurückgezogenheit seitdem nur noch dadurch, daß er 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung wurde; als solches saß er auf den Bänken der gemäßigten Linken. W. Menzel sagt von ihm: "U. steht unter den Dichtern, welche den Uebergang bilden aus der begeisterten (1813) in die nüchterne Zeit, oben an; denn in ihm finden wir die schöne Wärme u. farbige Phantasie der frühern romantischen Zeit und die besonnene praktische Richtung der neuen Zeit, kurz beide Zeiten in ihren guten Eigenschaften vereinigt. Daher ist auch sein Doppelleben als Dichter u. Volksvertreter bedeutungsvoll u. keineswegs blos zufällig. Die Umwandlung der Zeit selbst spiegelt sich darin. Die schöne Schwärmerei des Dichters schließt die klare Handlungsweise des Staatsmannes, die liebende Versenkung in die Erinnerung der alten romantischen Vorzeit schließt die Theilnahme am jugendlichen und kräftigen Wachsthum der Gegenwart nicht aus. Das Charakteristische fast all seiner Gedichte (Tübg. 1815, 11. Aufl. Stuttg. 1853) ist vollendete Gesundheit, Einfachheit ohne alle Manier u. zieltreffende Wahrheit, und man darf ihm mit vollem Rechte nachrühmen, daß er die Lyrik zu der Natürlichkeit zurückgeführt habe, die unser ächtes altes Volkslied so vortheilhaft vor der Kunstlyrik der Neuern unterscheidet". Meisterhafte Lieder sind: der König auf dem Thurme, die Kapelle, Schäfers Sonntagslied, des Knaben Berglied, die Frühlings- u. Wanderlieder; unter den politischen Gedichten: Wenn heut ein Geist herniederstiege (1816); als Balladendichter steht U. würdig neben Göthe: des Sängers Fluch, der blinde König, der gute Kamerad, Eberhard der Rauschebart u. a. Gedichte dieser Art sind jedem Schulknaben geläufig. Als Dramatiker (Herzog Ernst v. Schwaben 1817, Ludwig der Bayer 1818 u. s. f.) erlangte U. keine hervorragende Bedeutung, dagegen hat er sich als Literarhistoriker (über das altfranz. Epos in Fouques Musen 1812; über Walther v. d. Vogelweide 1823, der Mythos von Thor 1836), sowie als Sammler von alten hoch- u. nieder-deutschen Volksliedern (Stuttg. 1844 bis 45) gleichfalls ausgezeichnete Verdienste erworben. - S. schwäb. Dichter. Uhlich, Leberecht, eines der genanntesten Häupter der sog. freien Gemeinden (s. d.), geb. 1799 zu Köthen, als protest. Theolog im damals herrsch enden sog. Denkglauben erzogen, 1824 Dorfpastor, trat 1827 in preuß. Kirchendienst, wo die Agende von 1821 seit 1829 von jedem Geistlichen beim Amtsantritt angenommen werden sollte, und kam in offenen Widerspruch mit der Staatskirche, nachdem Bischof Dräseke den Pastor Sintenis mit Absetzung bedroht hatte, weil er in einer Zeitung gegen die Anbetung Jesu geschrieben. U., damals Pastor in Pömmelte, machte 1841 und der interessirten Ufereigenthümer, bei Kanälen der Eigenthümer. Beim Uferbau dagegen treten die Interessen der Eigenthümer, deren Grundstücke (die Ufer selbst od. die Grundstücke dahinter) bedroht werden, entschiedener hervor u. es wird zugleich ihre Theilnahmspflicht an der Unterhaltung der Ufer verstärkt. Sie sind voraus immer berechtigt auf ihre Kosten die zum Schutze ihres Eigenthums nöthigen Bauten, selbst auf fremdem Boden vorzunehmen; ob aber auch dazu verpflichtet, ist eine sehr bestrittene Frage; jedenfalls entziehen sie sich solcher Last, wenn sie ihren Grundbesitz aufgeben. Ugaladschmiuden, Eskimostamm an der Princewalesbay im russ. Nordamerika, rohe Fischer u. Jäger. Ugocs, ehemals eigenes ungar. Comitat, jetzt mit Beregh vereinigt, hatte zum Hauptorte Nagy Szöllös mit 2200 E. Ugolino, s. Gherardesca. Uhland, Joh. Ludwig, einer der wenigen ächten Dichter der neuern Zeit u. vielleicht der volksthümlichste von allen, geb. 1787 zu Tübingen, wo sein Vater Secretär der Universität war, studierte die Rechte, machte 1810 deutsche Studien zu Paris u. ließ sich 1812 als Advokat in Stuttgart nieder. Seit 1819 Mitglied der Ständekammer, gehörte er 1833–39 zu den ausgezeichnetsten Mitgliedern der Opposition, lehnte abermalige Erwählung ab u. unterbrach seine Zurückgezogenheit seitdem nur noch dadurch, daß er 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung wurde; als solches saß er auf den Bänken der gemäßigten Linken. W. Menzel sagt von ihm: „U. steht unter den Dichtern, welche den Uebergang bilden aus der begeisterten (1813) in die nüchterne Zeit, oben an; denn in ihm finden wir die schöne Wärme u. farbige Phantasie der frühern romantischen Zeit und die besonnene praktische Richtung der neuen Zeit, kurz beide Zeiten in ihren guten Eigenschaften vereinigt. Daher ist auch sein Doppelleben als Dichter u. Volksvertreter bedeutungsvoll u. keineswegs blos zufällig. Die Umwandlung der Zeit selbst spiegelt sich darin. Die schöne Schwärmerei des Dichters schließt die klare Handlungsweise des Staatsmannes, die liebende Versenkung in die Erinnerung der alten romantischen Vorzeit schließt die Theilnahme am jugendlichen und kräftigen Wachsthum der Gegenwart nicht aus. Das Charakteristische fast all seiner Gedichte (Tübg. 1815, 11. Aufl. Stuttg. 1853) ist vollendete Gesundheit, Einfachheit ohne alle Manier u. zieltreffende Wahrheit, und man darf ihm mit vollem Rechte nachrühmen, daß er die Lyrik zu der Natürlichkeit zurückgeführt habe, die unser ächtes altes Volkslied so vortheilhaft vor der Kunstlyrik der Neuern unterscheidet“. Meisterhafte Lieder sind: der König auf dem Thurme, die Kapelle, Schäfers Sonntagslied, des Knaben Berglied, die Frühlings- u. Wanderlieder; unter den politischen Gedichten: Wenn heut ein Geist herniederstiege (1816); als Balladendichter steht U. würdig neben Göthe: des Sängers Fluch, der blinde König, der gute Kamerad, Eberhard der Rauschebart u. a. Gedichte dieser Art sind jedem Schulknaben geläufig. Als Dramatiker (Herzog Ernst v. Schwaben 1817, Ludwig der Bayer 1818 u. s. f.) erlangte U. keine hervorragende Bedeutung, dagegen hat er sich als Literarhistoriker (über das altfranz. Epos in Fouqués Musen 1812; über Walther v. d. Vogelweide 1823, der Mythos von Thor 1836), sowie als Sammler von alten hoch- u. nieder-deutschen Volksliedern (Stuttg. 1844 bis 45) gleichfalls ausgezeichnete Verdienste erworben. – S. schwäb. Dichter. Uhlich, Leberecht, eines der genanntesten Häupter der sog. freien Gemeinden (s. d.), geb. 1799 zu Köthen, als protest. Theolog im damals herrsch enden sog. Denkglauben erzogen, 1824 Dorfpastor, trat 1827 in preuß. Kirchendienst, wo die Agende von 1821 seit 1829 von jedem Geistlichen beim Amtsantritt angenommen werden sollte, und kam in offenen Widerspruch mit der Staatskirche, nachdem Bischof Dräseke den Pastor Sintenis mit Absetzung bedroht hatte, weil er in einer Zeitung gegen die Anbetung Jesu geschrieben. U., damals Pastor in Pömmelte, machte 1841 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0546" n="545"/> und der interessirten Ufereigenthümer, bei Kanälen der Eigenthümer. 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Menzel sagt von ihm: „U. steht unter den Dichtern, welche den Uebergang bilden aus der begeisterten (1813) in die nüchterne Zeit, oben an; denn in ihm finden wir die schöne Wärme u. farbige Phantasie der frühern romantischen Zeit und die besonnene praktische Richtung der neuen Zeit, kurz beide Zeiten in ihren guten Eigenschaften vereinigt. Daher ist auch sein Doppelleben als Dichter u. Volksvertreter bedeutungsvoll u. keineswegs blos zufällig. Die Umwandlung der Zeit selbst spiegelt sich darin. Die schöne Schwärmerei des Dichters schließt die klare Handlungsweise des Staatsmannes, die liebende Versenkung in die Erinnerung der alten romantischen Vorzeit schließt die Theilnahme am jugendlichen und kräftigen Wachsthum der Gegenwart nicht aus. Das Charakteristische fast all seiner Gedichte (Tübg. 1815, 11. Aufl. Stuttg. 1853) ist vollendete Gesundheit, Einfachheit ohne alle Manier u. zieltreffende Wahrheit, und man darf ihm mit vollem Rechte nachrühmen, daß er die Lyrik zu der Natürlichkeit zurückgeführt habe, die unser ächtes altes Volkslied so vortheilhaft vor der Kunstlyrik der Neuern unterscheidet“. Meisterhafte Lieder sind: der König auf dem Thurme, die Kapelle, Schäfers Sonntagslied, des Knaben Berglied, die Frühlings- u. Wanderlieder; unter den politischen Gedichten: Wenn heut ein Geist herniederstiege (1816); als Balladendichter steht U. würdig neben Göthe: des Sängers Fluch, der blinde König, der gute Kamerad, Eberhard der Rauschebart u. a. Gedichte dieser Art sind jedem Schulknaben geläufig. Als <hi rendition="#g">Dramatiker</hi> (Herzog Ernst v. Schwaben 1817, Ludwig der Bayer 1818 u. s. f.) erlangte U. keine hervorragende Bedeutung, dagegen hat er sich als <hi rendition="#g">Literarhistoriker</hi> (über das altfranz. Epos in Fouqués Musen 1812; über Walther v. d. 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und der interessirten Ufereigenthümer, bei Kanälen der Eigenthümer. Beim Uferbau dagegen treten die Interessen der Eigenthümer, deren Grundstücke (die Ufer selbst od. die Grundstücke dahinter) bedroht werden, entschiedener hervor u. es wird zugleich ihre Theilnahmspflicht an der Unterhaltung der Ufer verstärkt. Sie sind voraus immer berechtigt auf ihre Kosten die zum Schutze ihres Eigenthums nöthigen Bauten, selbst auf fremdem Boden vorzunehmen; ob aber auch dazu verpflichtet, ist eine sehr bestrittene Frage; jedenfalls entziehen sie sich solcher Last, wenn sie ihren Grundbesitz aufgeben.
Ugaladschmiuden, Eskimostamm an der Princewalesbay im russ. Nordamerika, rohe Fischer u. Jäger.
Ugocs, ehemals eigenes ungar. Comitat, jetzt mit Beregh vereinigt, hatte zum Hauptorte Nagy Szöllös mit 2200 E.
Ugolino, s. Gherardesca.
Uhland, Joh. Ludwig, einer der wenigen ächten Dichter der neuern Zeit u. vielleicht der volksthümlichste von allen, geb. 1787 zu Tübingen, wo sein Vater Secretär der Universität war, studierte die Rechte, machte 1810 deutsche Studien zu Paris u. ließ sich 1812 als Advokat in Stuttgart nieder. Seit 1819 Mitglied der Ständekammer, gehörte er 1833–39 zu den ausgezeichnetsten Mitgliedern der Opposition, lehnte abermalige Erwählung ab u. unterbrach seine Zurückgezogenheit seitdem nur noch dadurch, daß er 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung wurde; als solches saß er auf den Bänken der gemäßigten Linken. W. Menzel sagt von ihm: „U. steht unter den Dichtern, welche den Uebergang bilden aus der begeisterten (1813) in die nüchterne Zeit, oben an; denn in ihm finden wir die schöne Wärme u. farbige Phantasie der frühern romantischen Zeit und die besonnene praktische Richtung der neuen Zeit, kurz beide Zeiten in ihren guten Eigenschaften vereinigt. Daher ist auch sein Doppelleben als Dichter u. Volksvertreter bedeutungsvoll u. keineswegs blos zufällig. Die Umwandlung der Zeit selbst spiegelt sich darin. Die schöne Schwärmerei des Dichters schließt die klare Handlungsweise des Staatsmannes, die liebende Versenkung in die Erinnerung der alten romantischen Vorzeit schließt die Theilnahme am jugendlichen und kräftigen Wachsthum der Gegenwart nicht aus. Das Charakteristische fast all seiner Gedichte (Tübg. 1815, 11. Aufl. Stuttg. 1853) ist vollendete Gesundheit, Einfachheit ohne alle Manier u. zieltreffende Wahrheit, und man darf ihm mit vollem Rechte nachrühmen, daß er die Lyrik zu der Natürlichkeit zurückgeführt habe, die unser ächtes altes Volkslied so vortheilhaft vor der Kunstlyrik der Neuern unterscheidet“. Meisterhafte Lieder sind: der König auf dem Thurme, die Kapelle, Schäfers Sonntagslied, des Knaben Berglied, die Frühlings- u. Wanderlieder; unter den politischen Gedichten: Wenn heut ein Geist herniederstiege (1816); als Balladendichter steht U. würdig neben Göthe: des Sängers Fluch, der blinde König, der gute Kamerad, Eberhard der Rauschebart u. a. Gedichte dieser Art sind jedem Schulknaben geläufig. Als Dramatiker (Herzog Ernst v. Schwaben 1817, Ludwig der Bayer 1818 u. s. f.) erlangte U. keine hervorragende Bedeutung, dagegen hat er sich als Literarhistoriker (über das altfranz. Epos in Fouqués Musen 1812; über Walther v. d. Vogelweide 1823, der Mythos von Thor 1836), sowie als Sammler von alten hoch- u. nieder-deutschen Volksliedern (Stuttg. 1844 bis 45) gleichfalls ausgezeichnete Verdienste erworben. – S. schwäb. Dichter.
Uhlich, Leberecht, eines der genanntesten Häupter der sog. freien Gemeinden (s. d.), geb. 1799 zu Köthen, als protest. Theolog im damals herrsch enden sog. Denkglauben erzogen, 1824 Dorfpastor, trat 1827 in preuß. Kirchendienst, wo die Agende von 1821 seit 1829 von jedem Geistlichen beim Amtsantritt angenommen werden sollte, und kam in offenen Widerspruch mit der Staatskirche, nachdem Bischof Dräseke den Pastor Sintenis mit Absetzung bedroht hatte, weil er in einer Zeitung gegen die Anbetung Jesu geschrieben. U., damals Pastor in Pömmelte, machte 1841
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